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Wie Darmmikroben Ihre Gesundheit von Geburt an beeinflussen

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    Es erscheint einfach,
    Mikroben für schlecht zu halten
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    -- besonders für Kleinkinder --,
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    aber die Forschung beweist das Gegenteil.
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    Die Wahrheit ist ein wenig komplexer,
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    doch das macht es viel interessanter.
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    Scheinbar benötigen wir Mikroben,
    um gesund zu sein --
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    aber nicht irgendwelche Mikroben,
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    sondern die richtige Mischung.
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    Wir leben am besten mit
    den kleinen Mikroorganismen,
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    mit denen wir evolutionär koexistieren.
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    Es wird Sie kaum überraschen,
  • 0:40 - 0:43
    dass wir die richtige Mischung
    gleich bei Geburt bekommen.
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    Nun, zumindest einige von uns.
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    Ein Kaiserschnitt oder eine
    Vaginalgeburt ist mikrobiell anders
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    und nach der Geburt bestimmen
    zahllose Vorkommnisse und Bedingungen
  • 1:00 - 1:04
    die weitere Entwicklung der Darmflora.
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    Zum Beispiel die Medikation, das dem Kind
    oder der Mutter verschrieben wird,
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    die Anzahl an Haustieren und Geschwistern
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    oder die häusliche Hygiene,
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    bei der sogar am besten
    nicht alles perfekt sauber ist.
  • 1:21 - 1:24
    Auch die Ernährung der Mütter und Kinder.
  • 1:24 - 1:29
    All diese Faktoren spielen
    eine große Rolle
  • 1:29 - 1:31
    für die Entwicklung der Darmmikroben
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    und jene wiederum bestimmt lebenslang
    die Gesundheit eines Babys.
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    Ich spreche hier nicht
    von kleineren Auswirkungen.
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    Es geht um die großen Fragen.
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    Vorhandene oder abwesende Mikroben
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    beeinflussen die Wahrscheinlichkeit für
    Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes
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    und sogar Krebs.
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    Da über viele dieser Faktoren
    in der Kindheit entschieden wird
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    und wir sie nicht beeinflussen können,
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    sind sie unvermeidlich.
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    Der Kaiserschnitt sollte Leben retten
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    und das tut er täglich.
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    Die meisten Medikamente
    haben stichhaltige Gründe --
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    besonders für Kinder.
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    Deshalb müssen wir lernen,
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    die Gesundheit von Babys auch zu schützen,
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    nachdem sich ein solch
    frühes Ereignis in der Geburt
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    auf die Entwicklung
    ihrer Darmflora ausgewirkt hat.
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    Ich arbeite als Forscherin
  • 2:28 - 2:31
    und Projektleiterin einer Gesundheitsfirma
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    und die Frage, die ich jeden Tag
    zu beantworten suchte,
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    ist die, die ich hier beantworten möchte.
  • 2:39 - 2:42
    Wie können wir jedem Baby
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    die gleichen Voraussetzungen
    für ihre Gesundheit schaffen,
  • 2:45 - 2:50
    egal wie sie geboren wurden
    oder was sie erlebten?
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    Ein ehrenwertes Anliegen, oder?
  • 2:54 - 2:55
    Super.
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    Finden wir es also heraus.
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    Erinnern Sie sich, dass wir die
    richtige Mischung an Mikroben brauchen?
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    Damit das so wird,
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    müssen wir die Mikroben unseres Körpers
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    in einer bestimmten Reihenfolge erhalten.
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    Wie bei einer Besiedlungsgeschichte.
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    Die ersten ansässigen Mikroben
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    verändern die Darmumgebung des Kindes
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    und ermöglichen weitere Ansiedlung.
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    Sie sind die Pioniere,
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    die die grundlegende Infrastruktur
    für neue Siedler schaffen.
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    Werden Babys per Kaiserschnitt geboren,
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    ist diese frühe Siedlungsphase gestört,
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    da statt Vaginal-, Fäkal- und
    Hautbakterien der Mutter
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    nur die Hautbakterien den Darm erreichen.
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    Das verschiebt die Besiedlungsgeschichte
    grundlegend,
  • 3:57 - 4:03
    weil wir uns im Zuge der Evolution
    nicht darauf einstellen konnten
  • 4:03 - 4:08
    und sich später deshalb
    mögliche Defizite ergeben.
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    Die Gewichtskurve ist ein gutes Kriterium.
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    Wie mehrere Studien feststellten,
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    bedingt die Darmflora das Gewicht
    und die Krankheitsrisiken
  • 4:21 - 4:24
    wie für Diabetes oder
    Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • 4:24 - 4:29
    Nun haben wir aber Indizien,
    dass schon in der Kindheit
  • 4:29 - 4:35
    über Stuhluntersuchungen
    und einer Analyse fehlender Mikroben,
  • 4:35 - 4:39
    gute Prognosen bezüglich
    Übergewicht möglich sind.
  • 4:39 - 4:46
    Die gleichen Mikroben fehlen häufig
    bei durch Kaiserschnitt geborenen
  • 4:46 - 4:51
    oder mit viel Antibiotikum
    in Kontakt gekommenen Babys.
  • 4:51 - 4:52
    Dieser Kreis schließt sich,
  • 4:52 - 4:57
    da Untersuchungen ergaben,
    dass durch Kaiserschnitt geborene
  • 4:57 - 5:01
    oder stark antibakteriell behandelte Babys
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    bis zu 50% anfälliger
    für Übergewichtigkeit sind.
  • 5:05 - 5:07
    Das ist immens.
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    Vielleicht sorgen Sie sich jetzt,
  • 5:10 - 5:18
    da ihr Baby durch Kaiserschnitt zur Welt
    oder mit viel Antibiotikum in Kontakt kam?
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    Aber ich möchte Sie beruhigen.
  • 5:21 - 5:26
    Wenn diese Mikroben fehlen
    oder verloren gehen,
  • 5:26 - 5:29
    können sie wiederhergestellt werden.
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    Doch das benötigt ein wenig Unterstützung.
  • 5:33 - 5:38
    Bekanntermaßen hilft das Stillen.
  • 5:38 - 5:40
    Muttermilch ist ein Wundermittel:
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    zusätzlich zu den Nährstoffen fürs Kind
  • 5:44 - 5:50
    enthält sie auch Nahrungsmittel für
    nutzbringende Mikroben.
  • 5:50 - 5:57
    Das ist für das gestillte Baby toll,
    aber nicht jedes Baby wird gestillt.
  • 5:57 - 6:02
    Wie können wir also sicherstellen,
    dass auch diese Babys
  • 6:02 - 6:04
    die Entwicklung ihrer Darmflora
  • 6:04 - 6:11
    auch nach schädigenden Umständen
    wiederherstellen können?
  • 6:12 - 6:17
    Damit kommen wir zur Lösung
    in diesem Vortrag.
  • 6:17 - 6:22
    Der Forschung sind in diesem Bereich
    gewaltige Fortschritte gelungen.
  • 6:22 - 6:26
    Zuerst wurde erkannt,
    dass fehlende Mikroben
  • 6:26 - 6:28
    über die Nahrung aufgenommen werden.
  • 6:28 - 6:32
    Wir bezeichnen nützliche Mikroben
    in der Nahrung als „Probiotika“.
  • 6:32 - 6:36
    Probiotika wurden mehrfach
    in klinischen Studien getestet
  • 6:36 - 6:39
    und zeigen große Wirkung bei Kleinkindern,
  • 6:39 - 6:43
    da sie das Risiko für Ekzeme verringern.
  • 6:43 - 6:49
    Eine zweite Revolution fand mit
    der Untersuchung der Muttermilch statt.
  • 6:49 - 6:51
    Das war naheliegend,
  • 6:51 - 7:00
    da die mikrobenfördernde Wirkung
    des Stillens bekannt war.
  • 7:00 - 7:07
    In der Muttermilch wurden Partikel
    bereits in den Dreißigerjahren gefunden
  • 7:07 - 7:11
    und humane Milch-Oligosaccharide
    (HMO) genannt,
  • 7:11 - 7:17
    doch ihre Funktion blieb noch
    Jahrzehnte später unbekannt.
  • 7:18 - 7:20
    Ein Rätsel für die Wissenschaftler,
  • 7:20 - 7:24
    da sie in Muttermilch reichlich
    vorhanden sind.
  • 7:24 - 7:28
    Sie machen sogar die drittgrößte Gruppe
    an Feststoffen aus,
  • 7:28 - 7:32
    sind aber für Menschen unverdaulich.
  • 7:32 - 7:35
    Warum stellen Mütter
    in ihrer Milch so etwas her,
  • 7:35 - 7:38
    wenden Energie für etwas auf,
  • 7:38 - 7:41
    das den Kindern gar nichts nützt?
  • 7:41 - 7:44
    So funktioniert die Natur nicht.
  • 7:44 - 7:45
    Oder?
  • 7:45 - 7:49
    Es war eine beachtliche Entdeckung,
  • 7:49 - 7:51
    als wir die Rolle
    dieser Partikel verstanden.
  • 7:51 - 7:56
    Sie nähren ausgewählte, für das Kind
    nützliche Mikroben und fördern damit
  • 7:56 - 8:00
    indirekt die Gesundheit des Kindes.
  • 8:00 - 8:04
    Es gibt mehr als 100 dieser Saccharide
  • 8:04 - 8:09
    und heute können wir einige davon
    im Labor herstellen.
  • 8:10 - 8:14
    Wir können sie Kindern zusammen
    mit Probiotika verabreichen,
  • 8:14 - 8:18
    wenn die natürliche Aufnahme über
    Muttermilch gestört wurde --
  • 8:18 - 8:21
    und damit ihr Mikrobiom
  • 8:21 - 8:24
    nach Schädigungen wiederherstellen.
  • 8:25 - 8:28
    Das ist die Lösung.
  • 8:28 - 8:31
    Als Forscherin muss ich hier anmerken,
  • 8:31 - 8:37
    dass die Forschung hier voranschreitet
    und noch viel zu tun bleibt.
  • 8:37 - 8:40
    Das ist der Lieblingssatz
    von uns Wissenschaftlern.
  • 8:40 - 8:45
    Doch wir verstehen Schritt für Schritt,
  • 8:45 - 8:49
    welche Mikroben in
    verschiedenen Szenarien fehlen
  • 8:49 - 9:01
    und welche Saccharide und Probiotika
    genau diesem Baby helfen können.
  • 9:01 - 9:04
    Nehmen Sie aus diesem Vortrag mit,
  • 9:04 - 9:11
    dass vaginal geborene und gestillte Babys
    die evolutionären Mikroben erhalten.
  • 9:11 - 9:14
    Doch wenn das nicht möglich ist,
  • 9:14 - 9:21
    können die negativen Auswirkungen
    auf die Gesundheit verringert werden.
  • 9:21 - 9:26
    Stellen Sie sich bitte eine Welt vor,
  • 9:26 - 9:31
    in der das Gesundheitssystem,
    bei einer Regeluntersuchung von Babys,
  • 9:32 - 9:36
    routinemäßig die Entwicklung
    der Darmflora kontrolliert.
  • 9:36 - 9:38
    Störungen würden bemerkt
  • 9:38 - 9:41
    und ein maßgeschneidertes Medikament
  • 9:41 - 9:45
    zur Wiederherstellung
    der Mikroben verschrieben.
  • 9:45 - 9:48
    Wie wunderbar wäre das,
  • 9:48 - 9:52
    wenn chronische Krankheiten selten werden
  • 9:52 - 9:56
    wegen dieses präventiven Systems?
  • 9:56 - 9:59
    Können Sie sich diese Welt vorstellen?
  • 9:59 - 10:06
    Halten Sie diese Zukunft für möglich?
  • 10:06 - 10:07
    Ich schon.
  • 10:07 - 10:13
    Ich glaube an diese Zukunft
    und möchte zu ihr beitragen.
  • 10:13 - 10:18
    Eine Zukunft, in der jedes Baby
    die gleichen Chancen
  • 10:18 - 10:21
    auf lebenslange Gesundheit hat.
  • 10:21 - 10:22
    Vielen Dank.
  • 10:22 - 10:27
    (Applaus)
Title:
Wie Darmmikroben Ihre Gesundheit von Geburt an beeinflussen
Speaker:
Henna-Maria Uusitupa
Description:

Das gesamte Leben über könnte Ihre Gesundheit seit Ihrer Geburt vorbestimmt sein, meint die Mikrobenforscherin Henna-Maria Uusitupa. In diesem faszinierendem Talk stellt sie die Verbindung zwischen den Darmmikroben aus Geburts- und Kinderzeiten und der Gesundheit bis ins Erwachsenenalter vor. Außerdem bespricht sie die aktuelle Mikrobiom-Forschung, die Lösungen für Krankheiten wie Übergewichtigkeit und Diabetes sucht.

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English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
10:40

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