Hans Rosling und der Zauber der Waschmaschine
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0:00 - 0:02Ich war erst vier Jahre alt,
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0:02 - 0:05als ich meine Mutter das erste Mal in ihrem Leben
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0:05 - 0:08eine Waschmaschine beladen sah.
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0:08 - 0:10Das war ein besonderer Tag für meine Mutter.
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0:10 - 0:13Meine Mutter und mein Vater hatten seit Jahren Geld
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0:13 - 0:15gespart, um sich die Maschine leisten zu können.
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0:15 - 0:17Und an dem Tag, als sie das erste Mal laufen sollte,
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0:17 - 0:19wurde sogar Oma eingeladen,
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0:19 - 0:21um die Maschine zu sehen.
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0:21 - 0:24Und Oma war sogar noch aufgeregter.
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0:24 - 0:26Ihr ganzes Leben lang,
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0:26 - 0:28hatte sie mit Feuerholz Wasser erhitzt
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0:28 - 0:30und sie hatte die Wäsche für sieben Kinder
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0:30 - 0:32mit der Hand gewaschen.
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0:32 - 0:35Und jetzt würde sie zusehen
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0:35 - 0:38wie Elektrizität diese Arbeit verrichtet.
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0:38 - 0:42Meine Mutter öffnete vorsichtig die Tür
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0:42 - 0:44und schob die Wäsche
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0:44 - 0:46ungefähr so
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0:46 - 0:48in die Maschine.
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0:48 - 0:50Und dann, als sie die Tür schloss,
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0:50 - 0:52sagte Oma: "Nein, nein, nein, nein.
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0:52 - 0:55Lass mich, lass mich den Knopf drücken."
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0:56 - 0:58Oma drückte auf den Knopf
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0:58 - 1:01und sagte: "Oh, fantastisch.
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1:01 - 1:03Ich möchte das sehen. Gib mir einen Stuhl.
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1:03 - 1:05Gib mir einen Stuhl. Ich möchte das sehen."
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1:05 - 1:08Sie setzte sich vor die Maschine
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1:08 - 1:12und sah sich das ganze Waschprogramm an.
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1:12 - 1:14Sie war wie hypnotisiert.
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1:14 - 1:17Für meine Großmutter
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1:17 - 1:20war die Waschmaschine wie ein Wunder.
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1:20 - 1:23Heutzutage, in Schweden und anderen reichen Industrieländern,
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1:23 - 1:25nutzen Menschen
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1:25 - 1:27so viele unterschiedliche Maschinen.
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1:27 - 1:29Sehen Sie, die Häuser sind voll von Maschinen;
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1:29 - 1:31ich kann Sie nicht mal alle aufzählen.
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1:31 - 1:34Sie nutzen außerdem, wenn sie reisen wollen,
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1:34 - 1:37diese Flugmaschinen,
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1:37 - 1:39die sie zu weitentfernten Zielen bringen können.
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1:39 - 1:41Und doch gibt es auf der Welt so viele Menschen,
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1:41 - 1:44die immer noch Wasser auf Feuer erhitzen
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1:44 - 1:47und die ihr Essen auf Feuer zubereiten.
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1:47 - 1:49Manchmal haben Sie nicht einmal genug Essen.
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1:49 - 1:52Sie leben unterhalb der Armutsgrenze.
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1:52 - 1:55Es gibt zwei Milliarden Mitmenschen,
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1:55 - 1:57die von weniger als zwei Dollar am Tag leben.
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1:57 - 1:59Die reichsten Menschen da drüben --
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1:59 - 2:01es sind eine Milliarde Menschen --
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2:01 - 2:05leben über der, wie ich es nenne, der Fluglinie,
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2:05 - 2:08weil sie mehr als 80 Dollar täglich
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2:08 - 2:10für ihren Konsum ausgeben.
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2:10 - 2:13Aber das sind nur ein, zwei, drei Milliarden Menschen
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2:13 - 2:16und offenkundig gibt es sieben Milliarden Menschen auf der Welt,
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2:16 - 2:19also muss es ein, zwei, drei, vier Milliarden Menschen geben,
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2:19 - 2:22die zwischen der Armuts- und der Fluglinie leben.
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2:22 - 2:25Sie haben Elektrizität,
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2:25 - 2:28aber die Frage ist, wie viele von ihnen haben Waschmaschinen?
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2:28 - 2:31Ich habe eine genaue Überprüfung der Marktdaten vorgenommen
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2:31 - 2:33und habe herausgefunden, dass, in der Tat,
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2:33 - 2:36die Waschmaschine den Markt auch unterhalb der Fluglinie erobert hat
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2:36 - 2:39und dass es heute zusätzlich eine Milliarde Menschen da draußen gibt,
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2:39 - 2:42die oberhalb der Waschlinie leben.
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2:42 - 2:44(Gelächter)
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2:44 - 2:48Sie konsumieren mehr als 40 Dollar täglich.
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2:48 - 2:51Also haben zwei Milliarden Zugang zu Waschmaschinen.
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2:51 - 2:53Und die übrigen fünf Millarden,
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2:53 - 2:55wie waschen sie?
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2:55 - 2:57Oder um es genauer auszudrücken,
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2:57 - 3:00wie waschen die meisten Frauen der Welt?
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3:00 - 3:04Denn es bleibt für Frauen harte Arbeit zu waschen.
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3:04 - 3:07Sie waschen so: per Hand.
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3:07 - 3:11Es ist eine schwere, zeitaufwendige Arbeit,
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3:11 - 3:14die sie jede Woche für Stunden machen müssen.
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3:14 - 3:17Manchmal müssen sie außerdem von weit her Wasser holen,
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3:17 - 3:19um zu Hause die Wäsche machen zu können.
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3:19 - 3:23Oder sie müssen die Wäsche zu einem Fluss weit weg bringen.
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3:23 - 3:26Und sie möchten eine Waschmaschine.
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3:26 - 3:29Sie möchten nicht soviel Zeit ihres Leben damit verbringen,
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3:29 - 3:31diese harte Arbeit zu verrichten,
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3:31 - 3:33die relativ gesehen so unproduktiv ist.
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3:33 - 3:35Es gibt überhaupt keinen Unterschied in ihrem Wunsch
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3:35 - 3:37im Vergleich zu dem meiner Oma.
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3:37 - 3:40Schaut hier, vor zwei Generationen in Schweden,
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3:40 - 3:42haben sie das Wasser aus dem Fluss geholt,
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3:42 - 3:45es mit Feuerholz erhitzt und so gewaschen.
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3:45 - 3:48Sie wollen die Waschmaschine ganz genauso.
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3:48 - 3:51Aber wenn ich eine Vorlesung für umweltbewusste Studenten halte,
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3:51 - 3:55sagen sie mir: "Nein, es können nicht alle auf der Welt Autos und Waschmaschinen haben."
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3:56 - 3:58Wie können wir dieser Frau sagen,
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3:58 - 4:00dass sie keine Waschmaschine bekommen wird?
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4:00 - 4:02Dann frage ich meine Studenten,
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4:02 - 4:04ich habe sie gefragt -- in den letzten zwei Jahren habe ich gefragt:
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4:04 - 4:06"Wie viele von Euch fahren kein Auto?"
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4:06 - 4:08Und einige von ihnen hoben stolz ihre Hand
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4:08 - 4:10und sagten: "Ich fahre kein Auto."
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4:10 - 4:12Danach habe ich die wirklich schwierige Frage gestellt:
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4:12 - 4:14"Wie viele von Euch waschen
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4:14 - 4:16Eure Jeans und die Bettwäsche mit der Hand?"
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4:16 - 4:19Niemand hob seine Hand.
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4:19 - 4:22Selbst die harte Szene in der Umweltbewegung
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4:22 - 4:24nutzt Waschmaschinen.
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4:24 - 4:28(Gelächter)
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4:28 - 4:30Wie kommt es also, dass dies etwas ist, das jeder benutzt
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4:30 - 4:33und sie denken, dass andere nicht aufhören werden; was ist so besonderes daran?
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4:33 - 4:36Ich musste eine Analyse über die in der Welt verwendete Energie machen.
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4:36 - 4:38Hier ist sie.
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4:38 - 4:40Seht her, man sieht die sieben Milliarden Menschen da oben:
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4:40 - 4:42die Flugmenschen, Waschmenschen,
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4:42 - 4:45die Lichtmenschen und die Feuermenschen.
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4:45 - 4:47Eine dieser Einheiten
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4:47 - 4:50entspricht einer Energieeinheit an fossilen Brennstoffen -
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4:50 - 4:52Öl, Kohle oder Gas.
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4:52 - 4:55Das ist es woraus die meiste Elektrizität und Energie auf der Welt ist.
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4:56 - 4:59Es werden 12 Einheiten auf der ganzen Welt genutzt
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4:59 - 5:02und die reichsten eine Milliarde verbrauchen sechs davon.
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5:02 - 5:05Die Häfte der Energie wird von einem Siebtel der Weltbevölkerung verbraucht.
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5:05 - 5:07Diese hier, die Waschmaschinen,
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5:07 - 5:09aber nicht das ganze Haus voll anderer Maschinen haben,
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5:09 - 5:11nutzen zwei.
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5:11 - 5:13Diese Gruppe verbraucht drei, jeder eine.
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5:13 - 5:15Sie haben ebenfalls Elektrizität.
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5:15 - 5:18Und dort drüben, die nutzen jeder nicht mal eine.
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5:18 - 5:20Das macht insgesamt 12.
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5:20 - 5:22Aber die Hauptsorge
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5:22 - 5:25der umweltinteressierten Studenten -- und sie haben Recht --
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5:25 - 5:27ist die Zukunft.
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5:27 - 5:30Wie ist die Entwicklung? Wenn wir den Trend einfach fortführen,
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5:30 - 5:33ohne eine wirkliche genaue Analyse, bis 2050,
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5:33 - 5:36gibt es zwei Dinge, die den Energieverbrauch ansteigen lassen.
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5:36 - 5:38Erstens, Bevölkerungswachstum.
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5:38 - 5:40Zweitens, Wirtschaftswachstum.
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5:40 - 5:43Bevölkerungswachstum wird hauptsächlich bei den ärmsten Menschen hier auftreten,
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5:43 - 5:45da sie eine hohe Kindersterblichkeit haben
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5:45 - 5:47und eine Frau viele Kinder bekommt.
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5:47 - 5:49Und damit gibt es hier zwei weitere,
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5:49 - 5:51aber das wird den Energieverbrauch nicht viel ändern.
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5:51 - 5:54Was passieren wird, ist Wirtschaftswachstum.
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5:54 - 5:56Das meiste davon hier in den Schwellenländern --
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5:56 - 5:58ich nennen Sie den Neuen Osten --
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5:58 - 6:00sie werden die Fluglinie überspringen.
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6:00 - 6:02"Hopp!" werden sie sagen.
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6:02 - 6:05Sie werden anfangen genauso viel zu verbrauchen, wie der Alte Westen es jetzt tut.
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6:05 - 6:08Und diese Menschen, sie wollen die Waschmaschine.
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6:08 - 6:10Ich habe Ihnen gesagt. Sie werden da hin gehen.
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6:10 - 6:12Sie werden ihren Energieverbrauch verdoppeln.
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6:12 - 6:15Wir hoffen, dass die armen Menschen elektrisches Licht bekommen.
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6:15 - 6:17Sie werden eine Familie mit zwei Kinder ohne den Bevölkerungswachstum zu stoppen.
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6:17 - 6:19Aber der gesamte Energieverbrauch
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6:19 - 6:21wird auf 22 Einheiten ansteigen.
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6:21 - 6:24Von diesen 22 Einheiten,
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6:24 - 6:27verbrauchen die reichsten Menschen immer noch das meiste.
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6:28 - 6:30Was muss also getan werden?
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6:30 - 6:32Denn das Risiko,
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6:32 - 6:35die hohe Wahrscheinlichkeit eines Klimawandels, ist real.
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6:35 - 6:37Es ist real.
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6:37 - 6:40Natürlich müssen sie energieeffizienter sein.
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6:40 - 6:42Sie müssen ihr Verhalten auf irgendeine Weise ändern.
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6:42 - 6:44Sie müssen ebenso anfangen, grüne Energie zu produzieren,
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6:44 - 6:46viel mehr grüne Energie.
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6:46 - 6:49Aber so lange sie nicht den gleichen Energieverbrauch pro Person haben,
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6:49 - 6:51sollten sie keine Ratschläge an andere erteilen --
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6:51 - 6:53darüber, was zu tun oder nicht zu tun ist.
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6:53 - 6:55(Applaus)
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6:55 - 6:59Hier können wir überall mehr grüne Energie bekommen.
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6:59 - 7:01Wir hoffen, dass genau das vielleicht passieren wird.
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7:01 - 7:04Es ist eine große Herausforderung für die Zukunft.
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7:04 - 7:07Aber ich kann Ihnen versichern, dass diese Frau in der Favela in Rio
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7:07 - 7:09eine Waschmaschine haben möchte.
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7:09 - 7:12Sie ist sehr froh über ihre Energieministerin,
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7:12 - 7:14die Elektrizität für jedermann ermöglicht hat --
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7:14 - 7:17so froh, dass sie sie sogar gewählt hat.
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7:17 - 7:19Und sie wurde Dilma Rousseff,
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7:19 - 7:21die gewählte Präsidentin
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7:21 - 7:23einer der größten Demokratien der Welt --
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7:23 - 7:26aufgestiegen von der Energieministerin zur Präsidentin.
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7:26 - 7:28Wenn man eine Demokratie hat,
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7:28 - 7:30werden die Menschen für Waschmaschinen stimmen.
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7:30 - 7:32Sie lieben sie.
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7:34 - 7:36Und was ist der Zauber an ihnen?
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7:36 - 7:39Meine Mutter erklärte den Zauber der Waschmaschine
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7:39 - 7:41am allerersten Tag.
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7:41 - 7:43Sie sagte: "Jetzt, Hans,
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7:43 - 7:45haben wir die Wäsche hinein getan;
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7:45 - 7:47die Maschine wird die Arbeit machen.
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7:47 - 7:49Und wir können jetzt in die Bücherei gehen."
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7:49 - 7:51Denn das ist der Zauber:
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7:51 - 7:53man füllt die Wäsche hinein,
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7:53 - 7:55und was bekommt man aus der Maschine heraus?
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7:55 - 7:58Du bekommst Bücher aus der Maschine heraus,
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7:58 - 8:00Kinderbücher.
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8:00 - 8:02Und meine Mutter bekam Zeit mir vorzulesen.
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8:02 - 8:04Sie hat es geliebt. Ich bekam das "ABC".
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8:04 - 8:07Das war der Punkt, an dem ich meine Karriere als Professor begann,
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8:07 - 8:09als meine Mutter Zeit hatte mir vorzulesen.
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8:09 - 8:11Sie holte auch Bücher für sich selbst.
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8:11 - 8:13Sie hat es geschafft Englisch zu lernen
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8:13 - 8:15und dies als Fremdsprache zu lernen.
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8:15 - 8:17Sie hat so viele Romane gelesen,
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8:17 - 8:20so viele verschiedene Romane hier.
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8:20 - 8:23Wir haben diese Maschine wirklich, wirklich geliebt.
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8:24 - 8:27Und wir haben gesagt, meine Mutter und ich:
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8:27 - 8:30"Danke Industrialisierung.
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8:30 - 8:32Danke Stahlwerk.
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8:32 - 8:34Danke Elektrizitätswerk.
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8:34 - 8:37Und danke chemieverarbeitende Industrie,
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8:37 - 8:39die uns Zeit verschafften Bücher zu lesen."
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8:39 - 8:41Vielen Dank.
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8:41 - 8:54(Applaus)
- Title:
- Hans Rosling und der Zauber der Waschmaschine
- Speaker:
- Hans Rosling
- Description:
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Was war die großartigste Erfindung der industriellen Revolution? Hans Rosling plädiert für die Waschmaschine. Mit neu entworfenen Grafiken von Gapminder, zeigt Rosling uns den Zauber der entsteht, wenn Wirtschaftswachstum und Elektrizität aus einem langweiligen Waschtag einen intellektuellen Tag des Lesens machen.
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- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 08:55