Depressionen, unser gemeinsames Geheimnis
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0:04 - 0:08"Ich fühlt' Begräbnis im Gehirn
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0:08 - 0:10und Trauergäste -- her und hin --
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0:10 - 0:13die trampelten und trampelten
in meinem Kopfe schwer, bis ich fühlte, -
0:13 - 0:16dass ich wieder zu Sinnen kam.
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0:16 - 0:18Und sobald sie alle saßen,
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0:18 - 0:20ertönt eine Andacht, trommelgleich,
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0:20 - 0:22sie hörte nicht auf zu schlagen, schlagen,
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0:22 - 0:26und schlug das Hirn mir weich.
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0:26 - 0:28Ich hörte sie heben eine Kiste
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0:28 - 0:30und über meine Seele knarzen
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0:30 - 0:33wieder mit den gleichen Bleistiefeln,
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0:33 - 0:36dann begann der Raum zu klingen,
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0:36 - 0:38als wäre der Himmel eine Glocke
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0:38 - 0:40und die Existenz ein Ohr,
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0:40 - 0:43und ich und die Stille
eine sonderbare Rasse, -
0:43 - 0:46ruiniert, einsam, hier.
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0:46 - 0:50Genau dann bricht
eine Planke in der Vernunft -
0:50 - 0:53und ich fiel immer tiefer
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0:53 - 0:56und treffe bei jedem Fall
auf eine andere Welt -
0:56 - 1:00und hörte damit auf, zu wissen."
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1:00 - 1:04Wir kennen Depressionen durch Metaphern.
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1:04 - 1:07Emily Dickinson konnte es
durch Sprache vermitteln, -
1:07 - 1:10Goya mittels eines Bildes.
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1:10 - 1:12Die Intention von Kunst ist zur Hälfte,
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1:12 - 1:16solche ikonischen Zustände zu beschreiben.
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1:16 - 1:20Ich selbst hielt mich immer für taff,
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1:20 - 1:21für einen der Menschen,
der überleben würde, -
1:21 - 1:25wenn er in ein Konzentrationslager
geschickt würde. -
1:25 - 1:271991 erlitt ich zahlreiche Verluste.
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1:27 - 1:29Meine Mutter starb,
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1:29 - 1:31meine Beziehung endete,
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1:31 - 1:33ich zog, nach einigen Jahren im Ausland,
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1:33 - 1:35in die USA zurück,
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1:35 - 1:38und ich überstand all
diese Erfahrungen unversehrt. -
1:38 - 1:42Aber 1994, drei Jahre später,
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1:42 - 1:46verlor ich das Interesse
an fast allen Dingen. -
1:46 - 1:48Ich wollte nichts mehr
von den Dingen machen, -
1:48 - 1:50die ich zuvor tun wollte,
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1:50 - 1:52und ich wusste nicht warum.
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1:52 - 1:54Das Gegenteil von Depressionen
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1:54 - 1:57ist nicht Glück, sondern Vitalität,
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1:57 - 1:58und gerade die Vitalität
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1:58 - 2:02schien in diesem Moment
aus mir heraus zu sickern. -
2:02 - 2:04Alles, was zu tun war,
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2:04 - 2:06schien zu viel Arbeit.
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2:06 - 2:08Wenn ich nach Hause kam
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2:08 - 2:11und das rote Licht meines
Anrufbeantworters blinken sah, -
2:11 - 2:14war ich nicht begeistert
von meinen Freunden zu hören, -
2:14 - 2:15sondern dachte:
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2:15 - 2:18"Das sind viele Leute,
die ich zurückrufen muss." -
2:18 - 2:21Oder ich entschied zu Mittag zu essen,
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2:21 - 2:23und dann dachte ich, dass ich
dafür das Essen rausholen -
2:23 - 2:25und es auf einen Teller tun muss,
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2:25 - 2:29es schneiden und kauen
und schlucken muss, -
2:29 - 2:33und das fühlte sich für mich
wie ein Kreuzweg an. -
2:33 - 2:36Wenn über Depressionen diskutiert wird,
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2:36 - 2:37wird oft übersehen,
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2:37 - 2:40dass man weiß, dass es lächerlich ist.
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2:40 - 2:43Man weiß, dass es lächerlich ist,
während man es erlebt. -
2:43 - 2:45Man weiß, dass die meisten Menschen
es schaffen, -
2:45 - 2:47ihre Nachrichten abzuhören,
Mittag zu essen, -
2:47 - 2:49sich selbst dazu zu bringen, zu duschen
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2:49 - 2:50und aus dem Haus zu gehen,
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2:50 - 2:52und das es keine große Sache ist,
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2:52 - 2:55aber dennoch ist man in ihren Fängen
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2:55 - 2:59und unfähig, einen Weg
drum herum zu finden. -
2:59 - 3:03Ich begann immer weniger zu tun,
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3:03 - 3:05immer weniger zu denken
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3:05 - 3:08und weniger zu fühlen.
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3:08 - 3:10Es war eine Art Nichtigkeit.
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3:10 - 3:12Und dann setzte die Angst ein.
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3:12 - 3:15Wenn man mir gesagt hätte,
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3:15 - 3:16dass ich in den nächsten Monaten
depressiv sein würde, -
3:16 - 3:20hätte ich gesagt: "Solange es
im November vorbei ist, schaffe ich das." -
3:20 - 3:21Aber wenn man mir gesagt hätte:
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3:21 - 3:24"Sie haben den nächsten Monat
akute Angstzustände", -
3:24 - 3:26würde ich eher mein Handgelenk
aufschlitzen, als das durchzustehen. -
3:26 - 3:28Ich hatte ständig dieses Gefühl,
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3:28 - 3:30das man hat, wenn man läuft
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3:30 - 3:32und rutscht oder stolpert
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3:32 - 3:34und der Boden auf einen zukommt,
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3:34 - 3:36aber anstatt dass es eine
halbe Sekunde anhält, wie normalerweise, -
3:36 - 3:38hielt es sechs Monate an.
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3:38 - 3:41Es ist ein Gefühl der ständigen Angst,
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3:41 - 3:45ohne dass man überhaupt weiß,
wovor man Angst hat. -
3:45 - 3:47Und an diesem Punkt begann ich zu denken,
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3:47 - 3:51dass es einfach zu schmerzhaft ist,
am Leben zu sein, -
3:51 - 3:54und dass der einzige Grund,
sich nicht umzubringen, -
3:54 - 3:57darin bestand, anderen Menschen
nicht weh zu tun. -
3:57 - 4:00Eines Tages wachte ich schließlich auf
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4:00 - 4:02und dachte, ich hätte
vielleicht einen Schlaganfall, -
4:02 - 4:05weil ich komplett gelähmt im Bett lag,
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4:05 - 4:07das Telefon ansah und dachte:
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4:07 - 4:10"Etwas stimmt nicht
und ich sollte Hilfe holen." -
4:10 - 4:12Ich konnte meinen Arm nicht ausstrecken
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4:12 - 4:15und das Telefon abheben und wählen.
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4:15 - 4:19Nachdem ich volle 4 Stunden
dagelegen und es angestarrt hatte, -
4:19 - 4:20klingelte endlich das Telefon,
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4:20 - 4:22und irgendwie schaffte ich es
dranzugehen. -
4:22 - 4:24Es war mein Vater
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4:24 - 4:27und ich sagte: "Ich habe
ernsthafte Probleme. -
4:27 - 4:30Wir müssen etwas tun."
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4:30 - 4:33Am nächsten Tag fing ich
mit den Medikamenten -
4:33 - 4:35und der Therapie an.
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4:35 - 4:38Und ich begann auch
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4:38 - 4:39mir diese furchtbare Frage zu stellen:
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4:39 - 4:41Wenn ich nicht die starke Person bin,
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4:41 - 4:44die ein Konzentrationslager
überstanden hätte, -
4:44 - 4:46wer bin ich dann?
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4:46 - 4:48Und wenn ich Medikamente nehmen muss,
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4:48 - 4:51machen die Medikamente
mich mehr zu mir selbst -
4:51 - 4:54oder machen sie mich zu jemand anderem?
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4:54 - 4:55Und was halte ich davon,
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4:55 - 4:58wenn sie mich zu einem anderen machen?
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4:58 - 5:01Es gab zwei Vorteile für mich,
als ich den Kampf aufnahm. -
5:01 - 5:04Erstens wusste ich, objektiv gesprochen,
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5:04 - 5:06dass ich ein schönes Leben hatte
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5:06 - 5:08und wenn ich nur gesund würde,
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5:08 - 5:09wäre dort etwas am anderen Ende,
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5:09 - 5:11das lebenswert war.
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5:11 - 5:14Darüber hinaus hatte ich
Zugang zu guter Behandlung. -
5:14 - 5:18Aber trotzdem kämpfte ich mich raus
und wurde rückfällig, -
5:18 - 5:20kämpfte mich raus
und wurde rückfällig, -
5:20 - 5:23kämpfte mich raus
und wurde rückfällig, -
5:23 - 5:25und schließlich verstand ich,
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5:25 - 5:27dass ich auf ewig in medizinischer
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5:27 - 5:30und therapeutischer Behandlung
bleiben müsste. -
5:30 - 5:32Ich überlegte: "Ist es ein chemisches
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5:32 - 5:34oder ein psychologisches Problem?
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5:34 - 5:37Und muss es auf chemische oder
auf philosophische Weise geheilt werden?" -
5:37 - 5:40Ich konnte die Frage,
welches davon es war, nicht beantworten. -
5:40 - 5:42Und dann verstand ich schließlich,
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5:42 - 5:44dass wir in keinem Bereich
fortgeschritten genug sind, -
5:44 - 5:46um die Dinge ganz zu erklären.
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5:46 - 5:49Die chemische und psychologische Behandlung
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5:49 - 5:51haben beide eine Funktion,
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5:51 - 5:55und ich verstand auch,
dass Depressionen etwas sind, -
5:55 - 5:57das so tief in uns verwurzelt ist,
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5:57 - 5:59dass man sie nicht
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5:59 - 6:01von unserem Charakter und
unserer Persönlichkeit trennen kann. -
6:01 - 6:03Unsere derzeitigen Behandlungsmethoden
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6:03 - 6:06für Depressionen sind fürchterlich.
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6:06 - 6:08Sie sind nicht besonders effektiv.
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6:08 - 6:10Sie sind extrem teuer.
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6:10 - 6:12Sie haben unzählige Nebenwirkungen.
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6:12 - 6:14Sie sind ein Desaster.
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6:14 - 6:17Aber ich bin so dankbar,
dass ich zur heutigen Zeit lebe -
6:17 - 6:19und nicht vor 50 Jahren,
-
6:19 - 6:20als beinahe gar nichts
-
6:20 - 6:21getan werden konnte.
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6:21 - 6:24Ich hoffe, dass in 50 Jahren
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6:24 - 6:26die Menschen von meinen Therapien hören
-
6:26 - 6:28und entsetzt sein werden,
dass irgendjemand -
6:28 - 6:31so eine primitive Wissenschaft erduldete.
-
6:31 - 6:35Depressionen sind das Manko der Liebe.
-
6:35 - 6:39Wäre man mit jemandem verheiratet
und würde denken: -
6:39 - 6:42"Wenn meine Frau stirbt,
finde ich eine andere", -
6:42 - 6:45wäre es nicht die Liebe,
wie wir sie kennen. -
6:45 - 6:47Es gibt keine Liebe,
-
6:47 - 6:50ohne das Vorgefühl von Verlust,
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6:50 - 6:52und dieses Schreckgespenst
der Verzweiflung -
6:52 - 6:56kann der Antrieb für Vertrautheit sein.
-
6:56 - 6:59Es gibt drei Dinge,
die Menschen gerne verwechseln: -
6:59 - 7:03Depressionen, Trauer und Traurigkeit.
-
7:03 - 7:06Trauer ist ausdrücklich reaktiv.
-
7:06 - 7:09Wenn Sie einen Verlust erleiden und
sich unglaublich unglücklich fühlen, -
7:09 - 7:11und dann, 6 Monate später,
-
7:11 - 7:12sind Sie immer noch zutiefst traurig,
-
7:12 - 7:14aber Sie funktionieren
ein bisschen besser, -
7:14 - 7:16ist es wahrscheinlich Trauer,
-
7:16 - 7:18und es wird sich wahrscheinlich
letztendlich -
7:18 - 7:19in gewissem Maße von alleine lösen.
-
7:19 - 7:22Wenn Sie einen
katastrophalen Verlust erleiden -
7:22 - 7:23und sich schrecklich fühlen,
-
7:23 - 7:26und nach 6 Monaten kaum
funktionieren können, -
7:26 - 7:29dann sind es vielleicht Depressionen,
-
7:29 - 7:31die von den katastrophalen Umständen
ausgelöst wurden. -
7:31 - 7:35Der Verlauf erzählt uns eine Menge.
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7:35 - 7:38Die Menschen denken,
Depressionen wären einfach Traurigkeit. -
7:38 - 7:41Es ist viel zu viel Traurigkeit,
-
7:41 - 7:42viel zu viel Trauer
-
7:42 - 7:45aus einem viel zu nichtigen Grund.
-
7:45 - 7:48Ich machte mich daran,
Depressionen zu verstehen -
7:48 - 7:51und Menschen zu interviewen,
die das erlebt hatten. -
7:51 - 7:54Ich entdeckte, dass es Menschen gibt,
-
7:54 - 7:56die, oberflächlich betrachtet,
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7:56 - 7:58relativ leichte Depressionen haben,
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7:58 - 8:01die aber davon dennoch
völlig ausgeschaltet sind. -
8:01 - 8:03Und es gibt andere Menschen, die,
-
8:03 - 8:04so wie es klingt,
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8:04 - 8:07furchtbar schwere Depressionen haben,
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8:07 - 8:09und dennoch
zwischen ihren depressiven Episoden -
8:09 - 8:12ein schönes Leben hatten.
-
8:12 - 8:14Ich versuchte also herauszufinden,
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8:14 - 8:16warum manche Menschen
-
8:16 - 8:18widerstandsfähiger sind als andere.
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8:18 - 8:20Was sind die Mechanismen,
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8:20 - 8:22die es Menschen ermöglichen,
zu überleben? -
8:22 - 8:25Ich ging also los und interviewte einen
an Depressionen erkrankten Menschen -
8:25 - 8:27nach dem anderen.
-
8:27 - 8:29Einer der ersten Menschen,
die ich interviewte, -
8:29 - 8:31beschrieb Depressionen
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8:31 - 8:34als eine andere Art Tod,
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8:34 - 8:36und es war gut,
dass ich das so früh hörte, -
8:36 - 8:37denn es erinnerte mich daran,
-
8:37 - 8:39dass diese Art Tod
-
8:39 - 8:41zum wirklichen Tod führen kann,
-
8:41 - 8:43und daran, dass es eine
ernst zunehmende Sache ist. -
8:43 - 8:46Es ist die am weitesten
verbreitete Behinderung -
8:46 - 8:49und täglich sterben Menschen daran.
-
8:49 - 8:51Einer der Menschen,
mit dem ich sprach -
8:51 - 8:53als ich das zu verstehen versuchte,
-
8:53 - 8:55war eine geliebte Freundin,
-
8:55 - 8:57die ich schon seit vielen Jahren kannte,
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8:57 - 8:59und die eine psychotische Episode
-
8:59 - 9:01in ihrem ersten Jahr
am College gehabt hatte, -
9:01 - 9:04und dann in eine entsetzliche
Depression verfallen war. -
9:04 - 9:06Sie hatte eine bipolare Störung
-
9:06 - 9:08oder manische Depression,
wie es damals hieß. -
9:08 - 9:10Über viele Jahre hinweg
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9:10 - 9:12ging es ihr mit Lithium sehr gut
-
9:12 - 9:13und schließlich
-
9:13 - 9:15wurde das Lithium abgesetzt,
-
9:15 - 9:17um zu sehen, wie sie ohne klar käme.
-
9:17 - 9:19Sie hatte eine weitere Psychose,
-
9:19 - 9:21und verfiel dann
in die schwerste Depression, -
9:21 - 9:23die ich jemals sah.
-
9:23 - 9:26Sie saß Tag für Tag
-
9:26 - 9:29mehr oder weniger katatonisch und
im Grunde bewegungslos -
9:29 - 9:32in der Wohnung ihrer Eltern.
-
9:32 - 9:35Als ich sie Jahre später
über diese Erfahrung befragte -- -
9:35 - 9:38sie ist die Dichterin und
Psychotherapeutin Maggie Robbins -- -
9:38 - 9:42sagte sie:
-
9:42 - 9:45"Ich sang immer wieder
'Where Have All The Flowers Gone', -
9:45 - 9:48um meinen Geist zu beschäftigen.
-
9:48 - 9:51Ich sang, um die Dinge auszulöschen,
die mein Verstand mir sagte, -
9:51 - 9:56Dinge wie 'Du bist nichts.
Du bist ein Niemand. -
9:56 - 9:59Du verdienst es nicht mal zu leben.'
-
9:59 - 10:01Und da fing ich wirklich an,
daran zu denken, -
10:01 - 10:03mich umzubringen."
-
10:03 - 10:05Während der Depressionen
merkt man nicht, -
10:05 - 10:07dass man einen grauen Schleier
angelegt hat -
10:07 - 10:09und die Welt durch diesen Schleier
-
10:09 - 10:11von schlechter Laune sieht.
-
10:11 - 10:14Man denkt, dass der
Schleier entfernt wurde, -
10:14 - 10:16der Schleier des Glücks,
-
10:16 - 10:18und dass man jetzt erst richtig sieht.
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10:18 - 10:21Es ist einfacher Schizophrenen
zu helfen, die etwas Fremdes -
10:21 - 10:23in sich selbst wahrnehmen,
-
10:23 - 10:25das ausgetrieben werden muss.
-
10:25 - 10:27Aber mit Depressiven ist es schwierig,
-
10:27 - 10:31denn wir denken,
dass wir die Wahrheit sehen. -
10:31 - 10:34Aber die Wahrheit lügt.
-
10:34 - 10:36Ich war von diesem Satz besessen:
-
10:36 - 10:38"Aber die Wahrheit lügt."
-
10:38 - 10:41Aber ich stellte fest, als ich mit
depressiven Menschen sprach, -
10:41 - 10:43dass sie viele wahnhafte
Wahrnehmungen haben. -
10:43 - 10:45Menschen sagen etwa: "Niemand liebt mich."
-
10:45 - 10:47Und man sagt: "Ich liebe dich,
-
10:47 - 10:49deine Frau liebt dich,
deine Mutter liebt dich." -
10:49 - 10:51Man kann das ziemlich schnell beantworten,
-
10:51 - 10:53zumindest bei den meisten Menschen.
-
10:53 - 10:55Aber depressive Menschen
werden auch sagen: -
10:55 - 10:57"Egal, was wir machen,
-
10:57 - 10:59am Ende werden wir alle sterben."
-
10:59 - 11:01Oder sie werden sagen: "Es kann
keine wahre Gemeinschaft -
11:01 - 11:03zwischen zwei Menschen geben.
-
11:03 - 11:06Jeder von uns ist in seinem
eigenen Körper gefangen." -
11:06 - 11:07Worauf man sagen muss:
-
11:07 - 11:09"Das ist wahr,
-
11:09 - 11:11aber ich denke wir sollten
uns jetzt darauf konzentrieren, -
11:11 - 11:12was es zum Frühstück geben soll."
-
11:12 - 11:15(Gelächter)
-
11:15 - 11:16Die meiste Zeit
-
11:16 - 11:19bringen sie nicht die Krankheit,
sondern Einsicht zum Ausdruck. -
11:19 - 11:22Und man beginnt zu denken:
Das wirklich Außergewöhnliche ist, -
11:22 - 11:25dass die meisten von uns
diese existenziellen Fragen kennen -
11:25 - 11:27und sie uns nicht besonders beschäftigen.
-
11:27 - 11:29Es gab eine Studie,
die ich besonders mochte, -
11:29 - 11:31in der eine Gruppe depressiver
-
11:31 - 11:33und eine Gruppe nicht-depressiver Menschen
-
11:33 - 11:35gebeten wurden, eine Stunde lang
ein Videospiel zu spielen, -
11:35 - 11:37und am Ende dieser Stunde
-
11:37 - 11:39wurden sie gefragt,
wie viele kleine Monster -
11:39 - 11:41sie meinten getötet zu haben.
-
11:41 - 11:43Die depressive Gruppe war meist,
-
11:43 - 11:45mit Abweichungen
von ungefähr 10 Prozent, korrekt -
11:45 - 11:47und die nicht-depressiven Menschen
-
11:47 - 11:50schätzten zwischen 15 und 20 Mal mehr
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11:50 - 11:52kleine Monster -- (Gelächter) --
-
11:52 - 11:56als sie tatsächlich getötet hatten.
-
11:56 - 11:59Als ich beschloss, über meine Depressionen
zu schreiben, sagten viele Menschen, -
11:59 - 12:01dass es sehr schwierig sein müsse,
-
12:01 - 12:04sich öffentlich dazu zu bekennen,
es die Leute wissen zu lassen. -
12:04 - 12:06Sie sagten: "Reden die
Leute anders mit Ihnen?" -
12:06 - 12:08Und ich sagte: "Ja, Menschen
reden anders mit mir. -
12:08 - 12:10Sie reden insofern anders mit mir,
-
12:10 - 12:13dass sie anfangen, mir von
ihrer Erfahrung zu erzählen -
12:13 - 12:15oder der Erfahrung ihrer Schwester,
-
12:15 - 12:16oder der Erfahrung eines Freundes.
-
12:16 - 12:19Die Dinge sind anders,
denn jetzt weiß ich, -
12:19 - 12:21dass Depressionen
ein Familiengeheimnis sind, -
12:21 - 12:24das jeder hat.
-
12:24 - 12:27Vor ein paar Jahren
ging ich zu einer Konferenz -
12:27 - 12:30und am Freitag dieser 3-tägigen Konferenz
-
12:30 - 12:33nahm eine der Teilnehmerinnen
mich zur Seite und sie sagte zu mir: -
12:33 - 12:36"Ich leide an Depressionen
-
12:36 - 12:39und ich schäme mich ein bisschen dafür,
-
12:39 - 12:41aber ich nehme diese Medikamente
-
12:41 - 12:44und ich möchte Sie fragen,
was Sie darüber denken?" -
12:44 - 12:47Und ich bemühte mich, so weit ich konnte,
ihr einen Rat zu geben. -
12:47 - 12:48Und dann sagte sie: "Wissen Sie,
-
12:48 - 12:51mein Mann würde das nie verstehen.
-
12:51 - 12:54Er ist wirklich ein Typ, für den das
keinen Sinn ergeben würde. -
12:54 - 12:57Also, das sollte unter uns bleiben."
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12:57 - 12:59Und ich sagte: "Ja, das ist in Ordnung."
-
12:59 - 13:01Am Sonntag derselben Konferenz
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13:01 - 13:04nahm mich ihr Ehemann zur Seite
-
13:04 - 13:05und sagte zu mir:
"Meine Frau würde denken, -
13:05 - 13:08dass ich kein ganzer Kerl wäre,
wenn sie das wüsste. -
13:08 - 13:10Aber ich habe mit Depressionen zu kämpfen
-
13:10 - 13:12und ich nehme einige Medikamente,
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13:12 - 13:14und frage ich mich, was Sie denken."
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13:14 - 13:16Sie versteckten
-
13:16 - 13:18die gleichen Medikamente
an zwei verschiedenen Orten -
13:18 - 13:20im selben Schlafzimmer.
-
13:20 - 13:22Ich sagte, dass ich denke,
-
13:22 - 13:24dass die Kommunikation in der Ehe
-
13:24 - 13:26einige ihrer Probleme auslösen könnte.
-
13:26 - 13:30(Gelächter)
-
13:30 - 13:32Aber mir wurde auch schlagartig bewusst,
-
13:32 - 13:34wie belastend
-
13:34 - 13:36so eine wechselseitige Heimlichkeit ist.
-
13:36 - 13:38Depressionen sind so ermüdend.
-
13:38 - 13:41Sie verbrauchen so viel Zeit und Energie,
-
13:41 - 13:42und darüber zu schweigen
-
13:42 - 13:45verschlimmert die Depressionen noch.
-
13:45 - 13:47Und dann dachte ich
über all die Arten nach, -
13:47 - 13:49wie Menschen sich selbst verbessern.
-
13:49 - 13:51Ich begann als konservativer Mediziner.
-
13:51 - 13:54Ich dachte, dass es ein paar
Therapie-Arten gab, die funktionierten, -
13:54 - 13:55und es war klar, welche das waren --
-
13:55 - 13:57es gab Medikamente,
-
13:57 - 13:58es gab bestimmte Psychotherapien,
-
13:58 - 14:01es gab möglicherweise
die Elektroschockbehandlung -
14:01 - 14:04und dass alles andere Nonsens wäre.
-
14:04 - 14:05Aber dann entdeckte ich etwas.
-
14:05 - 14:07Wenn man einen Hirntumor hat
-
14:07 - 14:09und man sagt, dass es einem besser geht,
-
14:09 - 14:12wenn man jeden Morgen 20 Minuten
auf dem Kopf steht, -
14:12 - 14:13wird man sich besser fühlen,
-
14:13 - 14:15aber man hat immer noch einen Hirntumor,
-
14:15 - 14:17und man wird wahrscheinlich
immer noch daran sterben. -
14:17 - 14:20Aber wenn man Depressionen hat
-
14:20 - 14:22und zwanzig Minuten Kopfstand
am Tag dazu führen, -
14:22 - 14:24dass man sich besser fühlt,
dann funktioniert es, -
14:24 - 14:26denn bei Depressionen
sind die Gefühle erkrankt -
14:26 - 14:28und wenn man sich besser fühlt,
-
14:28 - 14:31dann ist man praktisch
nicht mehr depressiv. -
14:31 - 14:33So wurde ich toleranter
-
14:33 - 14:36gegenüber der weiten Welt
alternativer Behandlungen. -
14:36 - 14:38Und ich erhalte Briefe,
hunderte von Briefen, -
14:38 - 14:41von Menschen, die mir schreiben,
was ihnen geholfen hat. -
14:41 - 14:43Jemand fragte mich heute hinter der Bühne
-
14:43 - 14:44nach Meditation.
-
14:44 - 14:47Mein Favorit unter den erhaltenen Briefen
-
14:47 - 14:48war einer, der von einer Frau kam,
-
14:48 - 14:51die schrieb und sagte, sie hätte es
mit einer Therapie versucht, -
14:51 - 14:53sie hätte Medikamente versucht,
sie hatte so ziemlich alles ausprobiert. -
14:53 - 14:56Sie hatte eine Lösung gefunden und
hoffte, ich würde es der Welt erzählen, -
14:56 - 15:00nämlich kleine Dinge aus Garn zu machen.
-
15:00 - 15:03(Gelächter)
-
15:03 - 15:06Sie schickte mir ein paar davon.
(Gelächter) -
15:06 - 15:10Und ich trage sie gerade nicht.
-
15:10 - 15:12Ich schlug ihr vor, dass sie auch
-
15:12 - 15:16Zwangsstörungen im DSM nachschlagen
sollte. -
15:16 - 15:20Dennoch schaute ich mir
alternative Behandlungen an, -
15:20 - 15:22und sah andere Behandlungen
in neuem Licht. -
15:22 - 15:25Ich unterzog mich einem
Stammes-Exorzismus im Senegal, -
15:25 - 15:27der ziemlich viel Schafsbockblut
erforderte. -
15:27 - 15:29Ich werde jetzt nicht ins Detail gehen,
-
15:29 - 15:31aber ein paar Jahre darauf
war ich in Ruanda -
15:31 - 15:33und arbeitete dort an
einem anderen Projekt, -
15:33 - 15:36und ich beschrieb meine Erfahrung jemandem
-
15:36 - 15:38und er sagte: "Weißt du,
-
15:38 - 15:40das ist Westafrika,
und wir sind in Ostafrika, -
15:40 - 15:41und unsere Rituale sind
irgendwie sehr verschieden, -
15:41 - 15:43aber wir haben einige Rituale,
die mit dem von dir beschriebenen, -
15:43 - 15:45etwas gemeinsam haben."
-
15:45 - 15:47Und ich sagte: "Oh." Und er sagte: "Ja,
-
15:47 - 15:50aber wir hatten viel Ärger mit
Psychotherapeuten aus dem Westen, -
15:50 - 15:52besonders mit denjenigen,
die direkt nach dem Genozid kamen." -
15:52 - 15:55Ich fragte: "Welche Probleme gab es?"
-
15:55 - 15:56Er erklärte:
-
15:56 - 15:59"Nun ja, sie taten etwas sehr Bizarres.
-
15:59 - 16:01Sie sprachen nicht
im Sonnenschein mit den Leuten, -
16:01 - 16:03wo man beginnt, sich besser zu fühlen.
-
16:03 - 16:06Sie bezogen weder Trommeln noch Musik
ein, um das Blut in Wallung zu bringen. -
16:06 - 16:08Sie involvierten
nicht die gesamte Gemeinschaft. -
16:08 - 16:09Sie externalisieren die Depressionen nicht
-
16:09 - 16:11als einen eindringenden Geist.
-
16:11 - 16:13Stattdessen führten sie die Menschen
-
16:13 - 16:16einzeln in schäbige, kleine Räume
-
16:16 - 16:17und ließen sie eine Stunde lang
-
16:17 - 16:20über schlimme Dinge reden,
die ihnen passiert waren." -
16:20 - 16:25(Gelächter) (Applaus)
-
16:25 - 16:27Er sagte: "Wir mussten sie bitten,
das Land zu verlassen." -
16:27 - 16:30(Gelächter)
-
16:30 - 16:33Um Ihnen das andere Ende der alternativen
Behandlungen zu veranschaulichen, -
16:33 - 16:35lassen Sie mich Ihnen
von Frank Russakoff erzählen. -
16:35 - 16:38Frank Russakoff hatte
die schlimmsten Depressionen, -
16:38 - 16:41die ich wohl je bei
einem Mann gesehen habe. -
16:41 - 16:43Er war ständig depressiv.
-
16:43 - 16:45Als ich ihn traf war er an einem Punkt,
-
16:45 - 16:48wo er jeden Monat eine
Elektroschock-Behandlung bekam. -
16:48 - 16:51Dann fühlte er sich eine Woche lang
etwas desorientiert -
16:51 - 16:53und dann eine Woche lang okay.
-
16:53 - 16:54Dann ging es eine Woche lang abwärts.
-
16:54 - 16:57Und dann bekam er eine
weitere Elektroschock-Behandlung. -
16:57 - 16:58Als ich ihn traf, sagte er zu mir:
-
16:58 - 17:01"Es ist unerträglich,
meine Wochen so zu durchleben. -
17:01 - 17:02Ich kann so nicht weiter machen,
-
17:02 - 17:05und ich habe entschieden,
dass ich es beende, -
17:05 - 17:06wenn es mir nicht besser geht.
-
17:06 - 17:09Aber," sagte er mir,
"ich habe von einem Plan -
17:09 - 17:11bei Mass General gehört,
ein Verfahren namens -
17:11 - 17:13Zingulotomie, eine Hirnchirurgie,
-
17:13 - 17:16und ich probiere das aus."
-
17:16 - 17:18Und ich erinnere mich,
mich an diesem Punkt gewundert zu haben, -
17:18 - 17:19dass jemand,
-
17:19 - 17:22der wirklich so viele schlechte
Erfahrungen gehabt hatte -
17:22 - 17:24mit so vielen verschiedenen Behandlungen,
-
17:24 - 17:27sich genug Optimismus bewahrt hatte,
-
17:27 - 17:30um noch eine Behandlung mitzumachen.
-
17:30 - 17:32Die Zingulotomie wurde durchgeführt
-
17:32 - 17:34und es war ein Erfolg auf der ganzen Linie.
-
17:34 - 17:35Wir sind Freunde geworden.
-
17:35 - 17:39Er hat eine wunderbare Frau
und zwei hübsche Kinder. -
17:39 - 17:42Er schrieb mir an Weihnachten
nach der Operation einen Brief -
17:42 - 17:43und sagte:
-
17:43 - 17:46"Mein Vater schickte mir
dieses Jahr zwei Geschenke. -
17:46 - 17:48Erstens einen motorisierten CD-Ständer
von 'The Sharper Image', -
17:48 - 17:50den ich nicht wirklich brauche,
-
17:50 - 17:52aber ich weiß, dass er
ihn mir geschenkt hat, -
17:52 - 17:53um die Tatsache zu feiern,
dass ich eigenständig lebte -
17:53 - 17:55und eine Arbeit habe,
die ich anscheinend liebe. -
17:55 - 17:57Und das andere Geschenk
-
17:57 - 17:59war ein Foto von meiner Großmutter,
-
17:59 - 18:01die Selbstmord beging.
-
18:01 - 18:04Als ich es auspackte, begann ich zu weinen,
-
18:04 - 18:06und meine Mutter kam rüber und sagte:
-
18:06 - 18:09'Weinst du wegen Verwandten,
die du nie kanntest?' -
18:09 - 18:13Und ich sagte: 'Sie hatte
die gleiche Krankheit wie ich.' -
18:13 - 18:16Während ich dir das schreibe,
weine ich nicht. -
18:16 - 18:19Ich bin nicht besonders traurig,
sondern eher überwältigt. -
18:19 - 18:21Wahrscheinlich, weil ich mich
hätte umbringen können, -
18:21 - 18:23aber meine Eltern halfen mir
weiterzumachen, -
18:23 - 18:25genauso wie die Ärzte,
-
18:25 - 18:27und ich ließ mich operieren.
-
18:27 - 18:30Ich bin am Leben und dankbar.
-
18:30 - 18:32Wir leben zur richtigen Zeit,
-
18:32 - 18:36auch wenn es sich nicht immer so anfühlt."
-
18:36 - 18:38Mich beeindruckte die Tatsache,
dass Depressionen -
18:38 - 18:39gemeinhin als modernes,
westliches Phänomen -
18:39 - 18:43der Mittelklasse wahrgenommen wird.
-
18:43 - 18:45Ich schaute mir an,
-
18:45 - 18:47wie sie in vielfältigen Kontexten
funktionierte, -
18:47 - 18:49und eine Sache, die mich
am meisten interessierte, -
18:49 - 18:51waren Depressionen unter den Mittellosen.
-
18:51 - 18:53Daher machte ich mich auf,
um zu betrachten, -
18:53 - 18:55was für arme Menschen
mit Depressionen getan wurde. -
18:55 - 18:57Und ich fand heraus, dass arme Menschen
-
18:57 - 19:00bei Depressionen meistens
nicht behandelt werden. -
19:00 - 19:03Depressionen sind das Resultat
einer genetischen Anfälligkeit, -
19:03 - 19:06die vermutlich gleichmäßig
in der Bevölkerung verteilt ist, -
19:06 - 19:08und von Auslösern,
-
19:08 - 19:10die wahrscheinlich bei verarmten Menschen
-
19:10 - 19:12viel extremer sind.
-
19:12 - 19:14Dennoch zeigt sich, dass man,
-
19:14 - 19:16wenn man ein wirklich schönes Leben hat,
sich aber die ganze Zeit schlecht fühlt, -
19:16 - 19:18denkt: "Warum fühle ich mich so?
-
19:18 - 19:20Ich muss Depressionen haben."
-
19:20 - 19:22Und man sucht eine Behandlung dafür.
-
19:22 - 19:24Aber wenn man ein total
furchtbares Leben hat -
19:24 - 19:26und sich andauernd schlecht fühlt,
-
19:26 - 19:29steht dieses Gefühl im Einklang
mit dem eigenen Leben, -
19:29 - 19:30und man kommt nicht darauf, zu denken:
-
19:30 - 19:32"Vielleicht ist das behandelbar."
-
19:32 - 19:35Daher haben wir in diesem Land
-
19:35 - 19:38eine Depressions-Epidemie
unter verarmten Menschen, -
19:38 - 19:41die nicht aufgegriffen und behandelt wird
-
19:41 - 19:43und die nicht angesprochen wird,
-
19:43 - 19:45und das ist eine Tragödie großen Ausmaßes.
-
19:45 - 19:47Ich fand also ein Wissenschaftlerin,
-
19:47 - 19:48die ein Forschungsprojekt
-
19:48 - 19:50in den Slums außerhalb
von Washington D.C. durchführte, -
19:50 - 19:53wo sie Frauen aufnahm, die wegen anderer
Gesundheitsprobleme gekommen waren -
19:53 - 19:55und Depressionen bei ihnen diagnostizierte,
-
19:55 - 19:58und dann ein Versuchsprotokoll
bereitstellte. -
19:58 - 20:00Eine von ihnen, Lolly, kam herein,
-
20:00 - 20:03und sie sagte folgendes,
als sie hereinkam. -
20:03 - 20:06Übrigens eine Frau,
-
20:06 - 20:08die sieben Kinder hat. Sie sagte:
-
20:08 - 20:11"Ich hatte einen Job,
aber ich musste ihn aufgeben, -
20:11 - 20:13weil ich nicht aus dem Haus gehen konnte.
-
20:13 - 20:15Ich habe meinen Kindern nichts zu sagen.
-
20:15 - 20:18Morgens kann ich es nicht erwarten,
dass sie verschwinden, -
20:18 - 20:21und dann lege ich mich ins Bett und
ziehe die Decke über meinen Kopf, -
20:21 - 20:23und wenn sie um 3 Uhr nach Haus kommen,
-
20:23 - 20:24kommt das so schnell."
-
20:24 - 20:27Sie sagte: "Ich habe viel Tylenol genommen,
-
20:27 - 20:29alles was mich mehr schlafen lässt.
-
20:29 - 20:33Mein Mann sagte mir ständig,
dass ich dumm und hässlich bin. -
20:33 - 20:37Ich wünschte,
ich könnte den Schmerz stoppen." -
20:37 - 20:39Sie wurde in diese experimentelle
Versuchsreihe aufgenommen -
20:39 - 20:42und als ich sie sechs Monate
später interviewte, -
20:42 - 20:46hatte sie einen Job in der Kinderbetreuung
für die US-Marine aufgenommen, -
20:46 - 20:50hatte ihren Mann, der sie immer
beleidigt hatte, verlassen, -
20:50 - 20:52und sie sagte zu mir:
-
20:52 - 20:54"Meine Kinder sind jetzt
so viel glücklicher." -
20:54 - 20:56Sie sagte: "Es gibt einen Raum
in meiner neuen Wohnung -
20:56 - 20:59für die Jungs und einen Raum
für die Mädchen, -
20:59 - 21:01aber abends sind sie alle auf meinem Bett
-
21:01 - 21:04und wir machen die Hausaufgaben zusammen.
-
21:04 - 21:06Einer von ihnen will Priester
-
21:06 - 21:07und einer will Feuerwehrmann werden,
-
21:07 - 21:10und eines der Mädchen sagt,
dass sie Anwältin werden wird. -
21:10 - 21:12Sie weinen nicht mehr, so wie früher
-
21:12 - 21:15und sie streiten sich nicht mehr wie zuvor.
-
21:15 - 21:19Alles, was ich jetzt brauche,
sind meine Kinder. -
21:19 - 21:21Dinge verändern sich,
-
21:21 - 21:26die Art, wie ich mich anziehe,
wie ich mich fühle und wie ich handle. -
21:26 - 21:29Ich kann jetzt rausgehen,
ohne mich zu fürchten, -
21:29 - 21:33und ich glaube nicht, dass diese schlechten
Gefühle zurückkommen werden, -
21:33 - 21:36und wenn Dr. Miranda nicht gewesen wäre,
-
21:36 - 21:40wäre ich immer noch zu Hause
mit der Decke über meinem Kopf, -
21:40 - 21:42wenn ich überhaupt noch am Leben wäre.
-
21:42 - 21:46Ich bat Gott, mir einen Engel zu schicken
-
21:46 - 21:50und er erhörte meine Gebete."
-
21:50 - 21:53Mich haben diese Erfahrungen
wirklich bewegt, -
21:53 - 21:56und ich entschied,
dass ich darüber schreiben wollte, -
21:56 - 21:57nicht nur in einem Buch,
an dem ich arbeitete, -
21:57 - 21:59sondern auch in einem Artikel,
-
21:59 - 22:01und so bekam ich vom New York
Times Magazine einen Auftrag, -
22:01 - 22:03über Depressionen unter Mittellosen
zu schreiben. -
22:03 - 22:04Ich reichte meine Geschichte ein
-
22:04 - 22:06und meine Redakteurin rief mich an
und sagte: -
22:06 - 22:08"Das können wir wirklich
nicht veröffentlichen." -
22:08 - 22:10Ich fragte: "Warum nicht?"
-
22:10 - 22:12Und sie sagte:
"Es ist einfach zu weit hergeholt. -
22:12 - 22:16Diese Menschen stehen auf der
untersten Gesellschaftsstufe -
22:16 - 22:17und dann erhalten sie
ein paar Monate Behandlung, -
22:17 - 22:20und sind dann praktisch in der Lage
Morgan Stanley zu leiten? -
22:20 - 22:22Das ist einfach zu unglaubwürdig."
-
22:22 - 22:24Sie sagte: "Ich habe von so etwas
noch nie gehört." -
22:24 - 22:27Ich erwiderte: "Die Tatsache,
dass Sie noch nie davon gehört haben, -
22:27 - 22:30ist ein Hinweis darauf,
dass es Nachrichten sind." -
22:30 - 22:36(Gelächter) (Applaus)
-
22:37 - 22:40"Und Sie sind ein Nachrichtenmagazin."
-
22:40 - 22:42Nach einem gewissen Maß
an Verhandlungen, -
22:42 - 22:43stimmten sie zu.
-
22:43 - 22:45Aber ich denke, dass vieles von dem,
was sie sagten, -
22:45 - 22:47auf merkwürdige Weise
mit der Abneigung verbunden war, -
22:47 - 22:49die Menschen immer noch haben,
-
22:49 - 22:51gegenüber der Idee von Behandlung,
-
22:51 - 22:52der Vorstellung, dass es
ein ausbeuterischer Akt wäre, -
22:52 - 22:55wenn wir losziehen würden und Menschen
in notleidenden Gemeinden -
22:55 - 22:57behandeln würden,
-
22:57 - 22:59denn wir würden sie ändern.
-
22:59 - 23:01Es gibt dieses falsche moralische Gebot,
-
23:01 - 23:02das es überall zu geben scheint,
-
23:02 - 23:05dass die Behandlung von Depressionen,
-
23:05 - 23:07die medizinische Behandlung
und so weiter, ein Trick seien, -
23:07 - 23:09und dass es nicht natürlich ist.
-
23:09 - 23:12Ich denke, dass das
äußerst fehlgeleitet ist. -
23:12 - 23:16Es wäre natürlich, dass
den Menschen die Zähne ausfallen, -
23:16 - 23:19aber es gibt niemanden, der
sich gegen Zahnpasta ausspricht, -
23:19 - 23:21zumindest nicht in meinen Kreisen.
-
23:21 - 23:24Und dann sagen Menschen:
"Sind Depressionen -
23:24 - 23:26nicht ein Teil dessen,
was Menschen erleben sollen? -
23:26 - 23:28Haben wir uns nicht dazu entwickelt,
Depressionen zu haben? -
23:28 - 23:29Ist das nicht Teil unserer
Persönlichkeit?" -
23:29 - 23:32Dazu würde ich sagen,
Stimmung ist anpassungsfähig. -
23:32 - 23:36In der Lage zu sein,
Traurigkeit und Furcht, -
23:36 - 23:37Freunde und Vergnügen
-
23:37 - 23:39und all die anderen Stimmungen,
die wir haben, zu fühlen, -
23:39 - 23:41ist unglaublich wertvoll.
-
23:41 - 23:44Und schwere Depressionen
sind etwas, das auftritt, -
23:44 - 23:46wenn dieses System zerbricht.
-
23:46 - 23:48Es ist schlecht angepasst.
-
23:48 - 23:50Menschen kommen zu mir und sagen:
-
23:50 - 23:52"Ich denke,
wenn ich nur ein Jahr durchhalte, -
23:52 - 23:54komme ich da irgendwie durch."
-
23:54 - 23:57Und ich sage ihnen immer:
"Sie können da durchkommen, -
23:57 - 23:59aber Sie werden nie mehr 37 sein.
-
23:59 - 24:02Das Leben ist kurz
und das ist ein ganzes Jahr, -
24:02 - 24:04das Sie aufgeben wollen.
-
24:04 - 24:06Überdenken Sie das."
-
24:06 - 24:08Es ist eine sonderbare Armut
der englischen Sprache, -
24:08 - 24:10und auch vieler anderer Sprachen,
-
24:10 - 24:13dass wir dasselbe Wort,
Depressionen, nutzen, -
24:13 - 24:14um zu beschreiben, wie Kinder sich fühlen,
-
24:14 - 24:16wenn es an ihrem Geburtstag regnet,
-
24:16 - 24:19und um zu beschreiben, wie sich jemand fühlt,
-
24:19 - 24:21eine Minute, bevor er Selbstmord begeht.
-
24:21 - 24:24Ich wurde gefragt: "Ist es
mit normaler Traurigkeit vergleichbar?" -
24:24 - 24:27Ich erklärte, dass es gewissermaßen
mit normaler Traurigkeit vergleichbar ist. -
24:27 - 24:30Es gibt ein bestimmtes Maß an Verbindung,
-
24:30 - 24:32aber es ist die gleiche Art von Verbindung
-
24:32 - 24:34zwischen einem Eisenzaun
außerhalb des Hauses, -
24:34 - 24:35der ein paar Rostflecken hat,
-
24:35 - 24:38die man abschleifen
und überstreichen muss, -
24:38 - 24:41und dem, was passiert,
wenn man das Haus 100 Jahre verlässt -
24:41 - 24:44und es durchrostet,
bis es nur noch ein Haufen -
24:44 - 24:45von orangefarbenem Staub ist.
-
24:45 - 24:47Es ist dieser orangefarbene Staubfleck,
-
24:47 - 24:49dieses orangefarbene Staubproblem,
-
24:49 - 24:52das wir angehen wollen.
-
24:52 - 24:54Die Menschen sagen jetzt also:
-
24:54 - 24:57"Du nimmst jetzt diese Happy Pills.
Fühlst du dich glücklich?" -
24:57 - 24:59Das tue ich nicht.
-
24:59 - 25:01Aber ich bin nicht traurig,
dass ich zu Mittag essen muss, -
25:01 - 25:04und ich bin nicht traurig
über meinen Anrufbeantworter, -
25:04 - 25:07und ich bin nicht traurig,
wenn ich duschen muss. -
25:07 - 25:10Ich fühle tatsächlich mehr,
-
25:10 - 25:12weil ich Traurigkeit
ohne Nichtigkeit fühlen kann. -
25:12 - 25:17Ich bin traurig über
berufliche Enttäuschungen, -
25:17 - 25:19über beschädigte Beziehungen,
-
25:19 - 25:21über Klimaerwärmung.
-
25:21 - 25:24Über diese Dinge bin ich jetzt traurig.
-
25:24 - 25:27Ich frage mich - was ist das Fazit?
-
25:27 - 25:29Wie haben das die Menschen,
die ein besseres Leben haben, -
25:29 - 25:32sogar mit schwereren Depressionen
durchgestanden? -
25:32 - 25:34Was ist der Mechanismus von Resilienz?
-
25:34 - 25:37Mit der Zeit fand ich heraus,
-
25:37 - 25:39dass die Menschen,
die ihre Erfahrungen leugnen, -
25:39 - 25:42die sagen: "Ich war vor langer Zeit depressiv
-
25:42 - 25:43und ich will nie mehr darüber sprechen
-
25:43 - 25:44und ich werde nicht mehr daran denken,
-
25:44 - 25:46ich werde einfach mit
meinem Leben weitermachen.", -
25:46 - 25:48ironischerweise die Menschen sind,
-
25:48 - 25:51die nahezu von dem,
was sie haben, unterjocht werden. -
25:51 - 25:54Depressionen auszusperren,
verstärken sie nur. -
25:54 - 25:57Wenn man sich vor ihnen versteckt,
wachsen sie. -
25:57 - 26:00Und die Menschen, denen es besser geht,
-
26:00 - 26:02sind diejenigen,
die die Tatsache tolerieren, -
26:02 - 26:04dass sie dieses Problem haben.
-
26:04 - 26:06Diejenigen, die ihre Depressionen
tolerieren können, -
26:06 - 26:08sind diejenigen, die Resilienz erlangen.
-
26:08 - 26:10Daher sagte Frank Russakoff zu mir:
-
26:10 - 26:12"Wenn ich es nochmal durchleben müsste,
-
26:12 - 26:14würde ich es wahrscheinlich
nicht so machen, -
26:14 - 26:16aber auf sonderbare Weise bin ich dankbar,
-
26:16 - 26:17dass ich das erlebt habe.
-
26:17 - 26:21Ich bin froh, 40 Mal in der Klinik
gewesen zu sein. -
26:21 - 26:24Es lehrte mich so viel über Liebe,
-
26:24 - 26:26und meine Beziehung zu meinen Eltern
und meinen Ärzten -
26:26 - 26:31war so wichtig für mich,
und sie wird es immer sein." -
26:31 - 26:33Und Maggie Robbins sagte:
-
26:33 - 26:36"Ich half ehrenamtlich in einer AIDS-Klinik,
-
26:36 - 26:39und ich redete und redete und redete,
-
26:39 - 26:41und die Menschen,
mit denen ich zu tun hatte, -
26:41 - 26:43waren nicht sehr empfänglich,
und ich dachte: -
26:43 - 26:47'Das ist nicht sehr freundlich
oder hilfreich von ihnen.' -
26:47 - 26:48Und dann erkannte ich,
-
26:48 - 26:50dass sie nicht mehr machen würden
-
26:50 - 26:53als diese paar Minuten Small Talk.
-
26:53 - 26:55Es wäre einfach eine Gelegenheit,
-
26:55 - 26:58wo ich kein AIDS hatte
und nicht sterben würde, -
26:58 - 27:01aber die Tatsache tolerieren konnte,
dass sie es hatten -
27:01 - 27:02und das sie sterben würden.
-
27:02 - 27:06Unsere Bedürfnisse
sind unser größtes Kapital. -
27:06 - 27:08Es zeigt sich, dass ich gelernt habe,
-
27:08 - 27:12alles zu geben, was ich brauche."
-
27:12 - 27:14Die eigenen Depressionen zu schätzen,
-
27:14 - 27:16verhindert keinen Rückfall,
-
27:16 - 27:19aber es kann die Aussicht auf einen Rückfall
-
27:19 - 27:23und sogar den Rückfall selbst
leicht erträglicher machen. -
27:23 - 27:25Es geht nicht so sehr darum,
-
27:25 - 27:27einen tieferen Sinn zu finden
und zu entscheiden, -
27:27 - 27:29dass Ihre Depressionen
eine wichtige Rolle spielen. -
27:29 - 27:31Es geht darum, diese Bedeutung zu suchen,
-
27:31 - 27:33wenn sie erneut kommen, und zu denken:
-
27:33 - 27:35"Das wird die Hölle,
-
27:35 - 27:37aber dadurch werde ich etwas lernen."
-
27:37 - 27:40Ich habe während meiner
eigenen Depressionen gelernt, -
27:40 - 27:42wir stark eine Emotion sein kann,
-
27:42 - 27:45wie sie wahrhaftiger sein kann als Fakten,
-
27:45 - 27:48und ich merkte, dass diese Erfahrung
-
27:48 - 27:51mir erlaubte, positive Emotionen
-
27:51 - 27:54intensiver zu erleben.
-
27:54 - 27:58Das Gegenteil von Depressionen
ist nicht Glück, -
27:58 - 27:59sondern Vitalität,
-
27:59 - 28:02und heute ist mein Leben vital,
-
28:02 - 28:05sogar an den Tagen,
an denen ich traurig bin. -
28:05 - 28:08Ich fühlte dieses Begräbnis
in meinem Gehirn -
28:08 - 28:10und saß neben dem Koloss
-
28:10 - 28:12am Rande der Welt,
-
28:12 - 28:14und ich bemerkte
-
28:14 - 28:16etwas in mir selbst,
-
28:16 - 28:18das ich eine Seele nennen müsste,
-
28:18 - 28:22was ich bis zu dem Tag
vor 20 Jahren nie formuliert hatte, -
28:22 - 28:27als die Hölle mir einen
Überraschungsbesuch abstattete. -
28:27 - 28:31Obwohl ich es hasste, depressiv zu sein
-
28:31 - 28:33und es hassen würde,
wieder depressiv zu werden, -
28:33 - 28:36habe ich einen Weg gefunden,
meine Depressionen zu lieben. -
28:36 - 28:38Ich liebe sie,
weil sie mich gezwungen hat, -
28:38 - 28:41Freude zu finden
und mich an sie zu klammern. -
28:41 - 28:44Ich liebe sie,
denn ich entscheide täglich, -
28:44 - 28:46manchmal spielerisch,
-
28:46 - 28:48und manchmal entgegen
der Vernunft des Augenblicks, -
28:48 - 28:51mich an die Gründe zu leben
zu klammern. -
28:51 - 28:55Ich denke, das ist
eine sehr privilegierte Begeisterung. -
28:55 - 28:59Vielen Dank.
-
28:59 - 29:02(Applaus)
- Title:
- Depressionen, unser gemeinsames Geheimnis
- Speaker:
- Andrew Solomon
- Description:
-
"Das Gegenteil von Depressionen ist nicht Glück, sondern Vitalität, und genau diese Vitalität sickert in diesem Moment aus mir heraus." In einem gleichermaßen wortgewandten wie niederschmetternden Vortrag bringt der Schriftsteller Andrew Solomon Sie in die dunkelsten Ecken seiner Psyche, während seines jahrelangen Kampfes gegen Depressionen. Das führte ihn zu einer Reise durch die Welt, um andere mit Depressionen zu interviewen, die ihm die Augen öffnete -- nur um zu seiner Überraschung festzustellen, dass je mehr er erzählte, umso mehr wollten ihm die Menschen ihre eigenen Geschichten erzählen. (Aufgenommen bei TEDxMet.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 29:21
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Sabrina Hettrich
8:37 Ich bin mir nicht ganz sicher mit "langsamere Art des Todes". ich weiß, dass er das im Englischen so sagt, aber ich würde im Deutschen eher sagen "als eine andere Art Tod"
Nadine Hennig
Hallo ihr beiden. Ein ganz schön langer Vortrag, aber sehr interessant. Gute Übersetzung und guter Review. Nur ein Hinweis an die Reviewerin: Wenn so etwas wie ein Gedicht o. Ä. vorkommt, dann bitte die Übersetzerin kontaktieren und fragen, ob sie die Übersetzung des Gedichtes gefunden oder es selbst übersetzt hat. Da ich bei diesem Talk wusste, dass das Deutsche eine offizielle Übersetzung war, habe ich die Änderungen wieder rückgängig gemacht. Also bitte erst fragen. Lg, Nadine
Sabrina Hettrich
Hei Nadine :)
Oh, das tut mir Leid. Ich hatte die Version, die ursprünglich da war nicht online gefunden, sondern eben die Version, durch die ich es ersetzt hatte. War keine böse Absicht dahinter ;)
Liebe Grüße,
Sabrina