Warum ich vor öffentlichem Reden Todesängste ausstehe
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0:00 - 0:05Als ich zustimmte, dies zu machen,
wusste ich nicht, -
0:05 - 0:10ob ich nun sprechen oder singen sollte.
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0:10 - 0:15Aber als mir gesagt wurde,
dass das Thema Sprache sei, -
0:15 - 0:19hatte ich das Gefühl,
dass ich etwas darüber sagen sollte. -
0:20 - 0:23Ich habe ein Problem.
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0:24 - 0:26Es ist nicht das Schlimmste auf der Welt.
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0:26 - 0:28Es geht mir gut.
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0:28 - 0:29Ich stehe nicht in Flammen.
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0:29 - 0:31Ich weiß, dass andere auf der Welt
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0:31 - 0:35weitaus Schlimmeres ertragen müssen,
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0:35 - 0:41aber für mich sind Sprache und Musik
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0:41 - 0:46durch diese eine Sache
untrennbar miteinander verbunden. -
0:46 - 0:52Die Sache ist die: Ich stottere.
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0:54 - 0:57Es mag merkwürdig erscheinen,
da ich einen großen Teil meines Lebens -
0:57 - 1:00auf der Bühne stehe.
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1:00 - 1:04Man sollte meinen,
dass ich mich im öffentlichen Raum -
1:04 - 1:05und hier wohl fühle,
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1:05 - 1:08wenn ich zu Ihnen spreche.
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1:08 - 1:11Aber eigentlich habe ich mein Leben lang,
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1:11 - 1:15bis zu diesem Zeitpunkt,
einschließlich heute, -
1:15 - 1:20Todesängste vor öffentlichem Reden
ausgestanden. -
1:20 - 1:25Mit öffentlichem Singen
ist das etwas völlig anderes. (Gelächter) -
1:25 - 1:28Aber dazu komme ich gleich.
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1:28 - 1:34Ich habe noch nie so ausführlich
darüber gesprochen. -
1:34 - 1:37Vermutlich hatte ich immer die Hoffnung,
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1:37 - 1:39dass ich als Erwachsene
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1:39 - 1:44nicht mehr stottern würde.
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1:45 - 1:49Ich stellte mir wohl vor,
dass ich als Erwachsene -
1:49 - 1:52Französisch gelernt haben,
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1:52 - 1:56besser mit Geld umgehen
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1:56 - 1:58und nicht mehr stottern würde.
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1:58 - 2:00Dann würde ich
in der Öffentlichkeit reden können -
2:00 - 2:04und vielleicht Premierministerin sein.
Schließlich ist ja alles möglich -- -
2:04 - 2:07(Gelächter)
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2:07 - 2:10Jetzt kann ich darüber reden,
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2:10 - 2:13weil ich diesen Punkt
erreicht habe, an dem ... -
2:13 - 2:17Mein Gott, ich bin 28.
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2:17 - 2:20Ich bin mir sicher,
dass ich jetzt erwachsen bin. -
2:20 - 2:22(Gelächter)
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2:22 - 2:24Ich bin eine erwachsene Frau,
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2:24 - 2:28die ihr Leben als Künstlerin zubringt
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2:28 - 2:31und eine Sprachstörung hat.
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2:31 - 2:34Da kann ich auch genauso gut
offen darüber sprechen. -
2:35 - 2:39Es gibt einige interessante Aspekte,
wenn man stottert. -
2:39 - 2:42Das Schlimmste ist für mich,
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2:42 - 2:45auf einen anderen Stotterer zu treffen.
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2:45 - 2:49(Gelächter)
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2:49 - 2:51Das ist mir in Hamburg passiert.
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2:51 - 2:54Dieser Typ ... Wir lernten
uns kennen und er sagte: -
2:54 - 2:58"Hi, m-m-m-mein Name ist Joe",
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2:58 - 3:02und ich sagte:
"Oh, hi, m-m-m-mein Name ist Meg". -
3:02 - 3:05Stellen Sie sich mein Entsetzen vor,
als ich begriff, -
3:05 - 3:08dass er annahm,
dass ich mich über ihn lustig machte. -
3:08 - 3:10(Gelächter)
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3:12 - 3:17Die Leute denken,
dass ich ständig betrunken bin. -
3:17 - 3:21(Gelächter)
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3:21 - 3:24Die Leute denken, dass ich
ihren Namen vergessen habe, -
3:24 - 3:29wenn ich kurz zögere.
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3:29 - 3:31Und es ist sehr seltsam,
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3:31 - 3:35weil Eigennamen am schlimmsten sind.
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3:35 - 3:39Wenn ich das Wort "Mittwoch"
in einem Satz verwenden möchte, -
3:39 - 3:43und kurz vor dem Sagen des Wortes fühle,
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3:43 - 3:45dass ich stottern werde,
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3:45 - 3:48dann kann ich das Wort durch "morgen",
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3:48 - 3:50"der Tag nach Dienstag"
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3:50 - 3:53oder durch etwas anderes ersetzen.
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3:53 - 3:58Es ist umständlich,
aber man kann damit durchkommen, -
3:58 - 4:03weil ich mit der Zeit
diese Schlupflochmethode -
4:03 - 4:05beim Sprechen entwickelt habe,
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4:05 - 4:08mit der man in letzter Sekunde
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4:08 - 4:12den Begriff ändert
und so das Gehirn austrickst. -
4:12 - 4:16Aber Eigennamen kann man nicht ändern.
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4:16 - 4:19(Gelächter)
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4:19 - 4:22Zu einer Zeit, als ich häufig Jazz sang,
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4:22 - 4:27arbeitete ich oft mit einem
Klavierspieler namens Steve. -
4:27 - 4:30Wie Sie sich wahrscheinlich
schon denken können, -
4:30 - 4:33sind S's und T's,
beieinander oder einzeln, -
4:33 - 4:36meine Schwachstelle.
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4:37 - 4:39Ich musste aber die Gruppe
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4:39 - 4:43während des Zwischenspiels vorstellen,
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4:43 - 4:46und als ich zu Steve gelangte,
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4:46 - 4:51blieb ich oftmals beim "St" stecken.
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4:51 - 4:57Es war ein wenig peinlich, unangenehm
und machte die ganze Stimmung kaputt. -
4:57 - 4:59Nach ein paar Auftritten wie jenem
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4:59 - 5:04wurde aus Steve glücklicherweise "Seve"
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5:04 - 5:09und wir kamen auf diese Weise durch.
(Gelächter) -
5:10 - 5:12Ich machte viele Therapien,
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5:12 - 5:15und eine übliche Form der Behandlung
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5:15 - 5:19ist eine Methode namens
"Sprechtechnischer Ansatz", -
5:19 - 5:24wobei man fast alles singt, was man sagt.
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5:25 - 5:29Man fasst irgendwie alles
in diesem Singsang zusammen, -
5:29 - 5:31so wie es Kindergärtnerinnen tun.
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5:31 - 5:36So klingt man sehr gelassen, als hätte man
eine Menge Valium genommen, -
5:36 - 5:39und alles ist ruhig. (Gelächter)
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5:39 - 5:42Das bin ich eingentlich nicht.
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5:42 - 5:45Aber ich benutze es wirklich.
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5:45 - 5:47Ich benutze es,
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5:47 - 5:53wenn ich zu Gesprächsrunden
im Fernsehen eingeladen bin, -
5:53 - 5:56oder wenn ich Radio-Interviews gebe,
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5:56 - 6:01wo Zeit eine wichtige Rolle spielt.
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6:01 - 6:04(Gelächter)
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6:04 - 6:08Auf diese Weise bewältige ich meinen Job.
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6:08 - 6:11Aber als eine Künstlerin, die fühlt,
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6:11 - 6:17dass ihr Werk allein
auf der Grundlage von Ehrlichkeit basiert, -
6:17 - 6:21und darauf, sie selbst zu sein,
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6:21 - 6:25fühlt es sich oft wie Betrug an.
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6:25 - 6:28Deswegen wollte ich Ihnen
vor dem Singen erzählen, -
6:28 - 6:32was das Singen für mich bedeutet.
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6:32 - 6:36Es ist mehr als nur schöne Klänge
zu produzieren, -
6:36 - 6:41und mehr als nur schöne Lieder zu singen.
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6:41 - 6:47Es ist mehr als sich bekannt
oder verstanden zu fühlen. -
6:47 - 6:53Es ist mehr als meine Gefühle
an Sie zu weiterzugeben. -
6:53 - 6:55Es geht nicht um Mythologie,
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6:55 - 6:59oder darum, meine Mythologie
an Sie weiterzuleiten. -
7:00 - 7:06Irgendwie, durch eine wundersame,
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7:06 - 7:10synaptische Funktion
des menschlichen Gehirns, -
7:10 - 7:14ist es unmöglich,
während des Singens zu stottern. -
7:16 - 7:20Als ich jünger war,
wirkte diese eine Art der Therapie -
7:20 - 7:22besonders gut bei mir:
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7:22 - 7:27also das Singen.
Von da an sang ich ständig. -
7:28 - 7:32Und deshalb bin ich heute hier.
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7:32 - 7:36(Applaus)
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7:36 - 7:40Vielen Dank.
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7:42 - 7:47Singen ist für mich
eine süße Erleichterung. -
7:47 - 7:55Nur dabei fühle ich mich "fließend".
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7:55 - 7:59Nur dann ist das,
was aus meinem Mund kommt, -
7:59 - 8:01genau das, was ich beabsichtigte.
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8:01 - 8:04(Gelächter)
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8:04 - 8:07Ich weiß ja,
dass dies ein TED-Vortrag ist, -
8:07 - 8:10aber jetzt wird ein TED-Singen daraus.
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8:10 - 8:12Dieses Lied habe ich
letztes Jahr geschrieben. -
8:12 - 8:14Vielen Dank. Danke.
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8:14 - 8:20(Applaus)
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8:27 - 8:33(Klavier)
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8:43 - 8:47♪ Ich wäre eine Schönheit, ♪
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8:47 - 8:50♪ doch meine Nase ♪
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8:50 - 8:54♪ ist etwas zu groß ♪
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8:54 - 8:57♪ für mein Gesicht. ♪
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8:57 - 9:01♪ Und ich wäre ein Träumer, ♪
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9:01 - 9:05♪ doch mein Traum ♪
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9:05 - 9:08♪ ist etwas zu groß ♪
-
9:08 - 9:12♪ für diesen Raum. ♪
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9:12 - 9:16♪ Und ich wäre ein Engel, ♪
-
9:16 - 9:19♪ doch mein Heiligenschein ♪
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9:19 - 9:23♪ verblasst im Glanz♪
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9:23 - 9:26♪ deiner Anmut. ♪
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9:26 - 9:30♪ Und ich wäre ein Joker, ♪
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9:30 - 9:39♪ aber diese Karte ist albern, wenn du♪
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9:39 - 9:43♪ dein Ass spielst. ♪
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9:56 - 9:59♪ Ich wüsste gern, ♪
-
9:59 - 10:03♪ ob es in der Hölle Sterne gibt. ♪
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10:03 - 10:07♪ Und ich wüsste gern, ♪
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10:07 - 10:11♪ ob du siehst, ♪
-
10:11 - 10:18♪ dass ich wegen dir
alles verliere, das ich kenne, ♪ -
10:18 - 10:25♪ dass ich nicht wählen kann,
ob ich loslasse oder nicht. ♪ -
10:38 - 10:42♪ Und ich würde für immer bleiben, ♪
-
10:42 - 10:45♪ doch mein Zuhause ♪
-
10:45 - 10:49♪ ist etwas zu weit entfernt ♪
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10:49 - 10:52♪ von diesem Ort. ♪
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10:52 - 10:56♪ Und ich schwöre, ich habe versucht, ♪
-
10:56 - 11:00♪ es langsamer anzugehen, ♪
-
11:00 - 11:07♪ in deinem Tempo zu laufen. ♪
-
11:07 - 11:09♪ Aber alles, woran ich denken konnte, ♪
-
11:09 - 11:15♪ während ich durch
die Städte spazierte: ♪ -
11:15 - 11:22♪ Sehe ich im Regen gut aus? ♪
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11:22 - 11:25♪ Und ich weiß nicht, wie jemand, ♪
-
11:25 - 11:29♪ der so liebreizend ist, ♪
-
11:29 - 11:34♪ mich dazu bringt,
mich hässlich zu fühlen. ♪ -
11:34 - 11:37♪ Welch eine Schande! ♪
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11:44 - 11:47♪ Ich wüsste gern, ♪
-
11:47 - 11:51♪ ob es in der Hölle Sterne gibt. ♪
-
11:51 - 11:55♪ Und ich wüsste gern, ♪
-
11:55 - 11:58♪ ob du siehst, ♪
-
11:58 - 12:05♪ dass ich wegen dir
alles verliere, das ich kenne, ♪ -
12:05 - 12:12♪ dass ich nicht wählen kann,
ob ich loslasse oder nicht. ♪ -
12:41 - 12:45Dankeschön. (Applaus)
- Title:
- Warum ich vor öffentlichem Reden Todesängste ausstehe
- Speaker:
- Megan Washington
- Description:
-
Megan Washington ist eine der bekanntesten Singer/Songwriter Australiens. Aber seit ihrer Kindheit stottert sie. In diesem tapferen und persönlichen Vortrag offenbart sie, wie sie mit dieser Sprachstörung zurechtkommt -- von der Vermeidung der Buchstabenkombination "st" über das Täuschen ihres Gehirns, indem sie Wörter in letzter Sekunde ersetzt, bis, ja, zum Singen anstatt dem Aussprechen der Dinge, die sie sagen muss.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 13:02
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