Warum existiert das Universum?
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0:01 - 0:03Warum existiert das Universum?
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0:03 - 0:07Warum gibt es ... Okay, okay. (Lachen)
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0:07 - 0:10Das ist ein kosmisches Mysterium.
Bleiben Sie ernst. -
0:10 - 0:13Warum gibt es die Welt,
warum sind wir in ihr? -
0:13 - 0:15Warum gibt es überhaupt
etwas anstatt nichts? -
0:15 - 0:19Ich denke, das ist
das ultimative "Warum". -
0:19 - 0:22Ich werde also über
das Geheimnis der Existenz sprechen, -
0:22 - 0:24das Rätsel der Existenz,
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0:24 - 0:27wie der neuste Stand in Bezug
auf dessen Lösung ist, -
0:27 - 0:29und warum es Sie interessieren sollte.
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0:29 - 0:31Ich hoffe, dass es Sie interessiert.
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0:31 - 0:34Der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte,
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0:34 - 0:37dass diejenigen, die nicht über
die Beschaffenheit ihrer Existenz, -
0:37 - 0:40über die Beschaffenheit der Existenz
der Welt nachdenken, -
0:40 - 0:42geistig behindert seien.
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0:42 - 0:46Das ist etwas hart,
stimmt jedoch. (Lachen) -
0:46 - 0:48Es wurde das erhabenste
-
0:48 - 0:50und ehrfurchtsgebietenste
Mysterium genannt, -
0:50 - 0:52die tieftgehendste und
weitreichendste Frage, -
0:52 - 0:54die der Mensch stellen kann.
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0:54 - 0:55Es hat große Denker gefesselt.
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0:55 - 0:59Ludwig Wittgenstein, der vielleicht
größte Philosoph des 20. Jahrhunderts, -
0:59 - 1:02war erstaunt, dass es
überhaupt eine Welt gibt. -
1:02 - 1:06In "Tractatus",
Proposition 4.66 schrieb er: -
1:06 - 1:09"Das Mystische ist nicht,
wie die Dinge in der Welt sind, -
1:09 - 1:12sondern dass die Welt existiert."
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1:12 - 1:16Und wenn Sie Ihre Epigramme ungern
von einem Philosoph entgegennehmen, -
1:16 - 1:18versuchen Sie es
mit einen Wissenschaftler. -
1:18 - 1:21John Archibal Wheeler,
einer der größten Physiker -
1:21 - 1:23des 20. Jahrhunderts,
Lehrer von Richard Feynman, -
1:23 - 1:26welcher den Begriff
"schwarzes Loch" prägte, -
1:26 - 1:28hat gesagt: "Ich will wissen,
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1:28 - 1:30woher das Quantum kommt,
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1:30 - 1:33woher das Universum kommt,
woher die Existenz kommt." -
1:33 - 1:35Und mein Freund Martin Amis, --
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1:35 - 1:38Entschuldigen Sie, dass ich
so viele Namen in die Runde werfe, -
1:38 - 1:39gewöhnen Sie sich dran. --
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1:39 - 1:44mein guter Freund
Martin Amis sagte einmal, -
1:44 - 1:47dass wir ungefähr fünf Einsteine
davon entfernt sind, -
1:47 - 1:49das Geheimnis vom Ursprung
des Universums zu lüften. -
1:49 - 1:53Ich bin sicher, dass hier heute
fünf Einsteine im Publikum sind. -
1:53 - 1:56Irgendwelche Einsteine? Hand heben?
Nein? Keine Einsteine? Okay. -
1:56 - 2:00Also die Frage, warum es etwas gibt
anstelle von Nichts; -
2:00 - 2:05diese erhabene Frage wurde recht spät in
der intellektuellen Geschichte gestellt. -
2:05 - 2:07Ende des 17. Jahrhunderts
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2:07 - 2:10stellte der Philosoph Leibniz diese Frage,
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2:10 - 2:12ein sehr cleverer Kerl dieser Leibniz.
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2:12 - 2:14Er erfand die Infinitesimalrechnung,
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2:14 - 2:17unabhängig von Isaac Newton,
ungefähr zur gleichen Zeit. -
2:17 - 2:20Aber für Leibniz, der fragte,
warum da etwas ist statt nichts, -
2:20 - 2:22war das kein großes Geheimnis.
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2:22 - 2:24Er war oder gab vor, in seinen
metaphysischen Betrachtungen -
2:24 - 2:27ein orthodoxer Christ zu sein,
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2:27 - 2:30und er sagte, dass es offensichtlich sei,
warum die Welt existiert: -
2:30 - 2:32weil Gott sie geschaffen hat.
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2:32 - 2:35Und Gott schuf tatsächlich
aus dem Nichts heraus. -
2:35 - 2:37So mächtig ist Gott.
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2:37 - 2:41Er braucht keine existierende Materie,
um daraus eine Welt zu schaffen. -
2:41 - 2:44Er kann das einfach aus dem
totalen Nichts heraus, ex nihilo. -
2:44 - 2:45Übrigens ist es das,
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2:45 - 2:48woran die meisten Amerikaner
heute glauben. -
2:48 - 2:51Für sie ist die Existenz der Welt
kein Rätsel. Gott hat sie geschaffen. -
2:51 - 2:54Packen wir das einmal in eine Gleichung.
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2:54 - 2:57Ich habe keine Folien,
ich werde meine Grafiken mimen, -
2:57 - 2:58nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft.
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2:58 - 3:04Also wir haben: Gott + Nichts = die Welt.
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3:04 - 3:07Okay? Das ist die Gleichung.
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3:07 - 3:09Vielleicht glauben Sie nicht an Gott.
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3:09 - 3:11Vielleicht sind Sie
wissenschaftlicher Atheist -
3:11 - 3:14oder ein unwissenschaftlicher Atheist
und Sie glauben nicht an Gott, -
3:14 - 3:16und sind nicht zufrieden damit.
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3:16 - 3:18Übrigens, selbst wenn
wir diese Gleichung nehmen, -
3:18 - 3:20also Gott + Nichts = die Welt,
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3:20 - 3:22gibt es auch schon ein Problem:
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3:22 - 3:25Warum existiert Gott?
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3:25 - 3:27Gott existiert nicht aus purer Logik,
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3:27 - 3:29außer Sie glauben an
den ontologischen Gottesbeweis, -
3:29 - 3:32und ich hoffe, das tun Sie nicht,
denn es ist kein guter Beweis. -
3:32 - 3:34Falls Gott existiert, wäre es vorstellbar,
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3:34 - 3:37dass er denkt:
"Ich bin ewig, ich bin allmächtig, -
3:37 - 3:40aber woher komme ich?"
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3:40 - 3:42(Lachen)
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3:42 - 3:43"Woher stamme ich?"
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3:43 - 3:47Gott drückt sich etwas formeller aus.
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3:47 - 3:49(Lachen)
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3:49 - 3:52Also eine Theorie ist,
dass Gott so gelangweilt davon war, -
3:52 - 3:54über das Rätsel Seiner
Existenz zu grübeln, -
3:54 - 3:56dass Er die Welt erschuf,
um sich abzulenken. -
3:56 - 3:58Aber egal, vergessen wir einmal Gott.
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3:58 - 4:01Nehmen wir Gott aus der Gleichung:
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4:01 - 4:03________ + Nichts = die Welt.
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4:03 - 4:05Wenn Sie Buddhist sind,
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4:05 - 4:07wollen Sie vielleicht hier aufhören.
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4:07 - 4:08Denn jetzt haben wir:
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4:08 - 4:10Nichts = die Welt,
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4:10 - 4:12und wegen der Symmetrie heißt das:
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4:12 - 4:14die Welt = Nichts. Okay?
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4:14 - 4:16Und für Buddhisten ist die Welt
nur eine Menge Nichts. -
4:16 - 4:19Es ist nur eine große kosmische Leere.
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4:19 - 4:22Wir denken, dass da draußen
eine Menge von Irgendwas sei, -
4:22 - 4:25aber nur, weil wir Sklaven
unseres Verlangens sind. -
4:25 - 4:27Wenn wir unser Verlangen
sich auflösen lassen, -
4:27 - 4:30werden wir die Welt sehen,
wie sie wirklich ist, -
4:30 - 4:31eine Leere, ein Nichts.
-
4:31 - 4:34Wir können in den glücklichen Zustand
des Nirvana übergehen, -
4:34 - 4:37in dem man laut Definition
gerade noch genug Leben hat, -
4:37 - 4:39um das Todsein zu genießen. (Lachen)
-
4:39 - 4:42Das ist die buddhistische Denkweise.
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4:42 - 4:45Aber ich komme aus der westlichen Welt
und mich beschäftigt immer noch -
4:45 - 4:47das Rätsel der Existenz. Also ich habe:
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4:47 - 4:48_________ + --
-
4:48 - 4:51gleich wird es ernst, also --
-
4:51 - 4:53________ + Nichts = die Welt.
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4:53 - 4:55Was packen wir in diese Lücke?
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4:55 - 4:57Wie wäre es mit der Wissenschaft?
-
4:57 - 5:00Die Wissenschaft ist unser bester
Wegweiser für das Wesen der Realität, -
5:00 - 5:03und die fundamentalste
Wissenschaft ist die Physik. -
5:03 - 5:06Diese sagt uns,
was die nackte Realität wirklich ist, -
5:06 - 5:09sie zeigt, was ich DWUEEDU nenne,
-
5:09 - 5:12"die wahre und endgültige
Einrichtung des Universums". -
5:12 - 5:14Also vielleicht kann die Physik
diese Lücke füllen, -
5:14 - 5:20und tatsächlich, seit ungefähr
den späten 60ern oder um 1970, -
5:20 - 5:26haben Physiker vorgegeben,
rein wissenschaftlich erklären zu können, -
5:26 - 5:29wie ein Universum wie das unsere
einfach plötzlich existieren konnte, -
5:29 - 5:31aus dem Nichts heraus:
-
5:31 - 5:34Quantumschwankungen aus der Leere.
-
5:34 - 5:36Stephen Hawking ist einer dieser Physiker,
-
5:36 - 5:39in noch jüngerer Zeit Alex Vilenkin,
-
5:39 - 5:40und das ganze wurde popularisiert
-
5:40 - 5:43von einem anderen sehr guten
Physiker und Freund von mir, -
5:43 - 5:45Lawrence Krauss, der das Buch
-
5:45 - 5:47"Ein Universum aus Nichts"
geschrieben hat, -
5:47 - 5:49und Lawrence glaubt,
dass er eine Lösung hat -- -
5:49 - 5:51er ist übrigens ein militanter Atheist,
-
5:51 - 5:53Gott ist also raus für ihn --
-
5:53 - 5:56die Gesetze der Quantenfeldtheorie.
-
5:56 - 5:59Die modernste Physik kann zeigen,
wie aus dem Nichts heraus -- -
5:59 - 6:01kein Raum, keine Zeit,
keine Materie, Nichts -- -
6:01 - 6:04ein kleiner Klumpen falschen Vakuums
-
6:04 - 6:06in die Existenz fluktuieren kann,
-
6:06 - 6:08und sich dann durch
das Wunder der Inflation -
6:08 - 6:11zu diesem riesigen und vielfältigen
Kosmos aufbläst, -
6:11 - 6:13der uns umgibt.
-
6:13 - 6:17Okay, das ist ein wirklich
geniales Szenario. -
6:17 - 6:20Es ist sehr spekulativ.
Es ist faszinierend. -
6:20 - 6:22Aber ich habe ein großes Problem damit,
-
6:22 - 6:25und zwar:
Es ist ein pseudo-religiöser Ansatz. -
6:25 - 6:28Lawrence denkt zwar,
dass er ein Atheist sei, -
6:28 - 6:30aber er ist in einer religiösen
Sichtweise gefangen. -
6:30 - 6:35Er sieht physikalische Gesetze,
als wären sie göttliche Gebote. -
6:35 - 6:37Die Gesetze der Quantenfeldtheorie
sind für ihn wie -
6:37 - 6:39fiat lux, "Es werde Licht".
-
6:39 - 6:44Die Gesetze haben eine Art
ontologische Kraft oder Macht, -
6:44 - 6:46sodass sie den Abgrund erschaffen können
-
6:46 - 6:48und er voll von Sein ist.
-
6:48 - 6:51Sie können die Welt aus dem
Nichts heraus ins Leben rufen. -
6:51 - 6:53Aber das ist eine sehr
primitive Vorstellung -
6:53 - 6:55von physikalischen Gesetzen, nicht wahr?
-
6:55 - 6:57Wir wissen, dass
physikalische Gesetze eigentlich -
6:57 - 7:00verallgemeinerte Beschreibungen
der Muster und Regelmäßigkeiten -
7:00 - 7:02in der Welt sind.
-
7:02 - 7:04Sie existieren nicht außerhalb der Welt.
-
7:04 - 7:06Sie haben keine eigene ontische Macht.
-
7:06 - 7:09Sie können keine Welt
aus dem Nichts schaffen. -
7:09 - 7:13Das ist eine primitive Sicht von
wissenschaftlichen Gesetzen. -
7:13 - 7:15Und wenn Sie mir
diesbezüglich nicht glauben, -
7:15 - 7:17hören Sie auf Stephen Hawking,
-
7:17 - 7:21der selbst ein Modell
des Kosmos vorgeschlagen hat, -
7:21 - 7:22das eigenständig war
-
7:22 - 7:26und keinen außenstehenden
Grund oder Schöpfer brauchte. -
7:26 - 7:27Nachdem er es vorgeschlagen hat,
-
7:27 - 7:30gab er zu, immer noch
vor einem Rätsel zu stehen. -
7:30 - 7:33Er sagte: "Dieses Modell
besteht nur aus Gleichungen, -
7:33 - 7:36was haucht ihnen Leben ein
-
7:36 - 7:39und schafft ihnen eine Welt,
die sie beschreiben können?" -
7:39 - 7:40Das machte ihn ratlos.
-
7:40 - 7:44Gleichungen alleine
können keine Magie erwirken; -
7:44 - 7:46sie können das Rätsel
der Existenz nicht lösen. -
7:46 - 7:49Und außerdem, selbst wenn
die Gesetze so etwas tun könnten, -
7:49 - 7:51warum gerade diese Gesetze?
-
7:51 - 7:52Warum die Quantenfeldtheorie,
-
7:52 - 7:55die ein Universum mit
einer bestimmten Anzahl von Kräften -
7:55 - 7:56und Teilchen usw. beschreibt?
-
7:56 - 7:58Warum nicht komplett andere Gesetze?
-
7:58 - 8:01Es gibt viele, viele mathematisch
schlüssige Gesetze. -
8:01 - 8:04Warum nicht gar keine Gesetze?
Warum nicht reines Nichts? -
8:04 - 8:07Das ist ein Problem,
ob Sie es glauben oder nicht, -
8:07 - 8:10mit dem nachdenkliche Physiker
sich wirklich viel beschäftigen, -
8:10 - 8:13und an diesem Punkt
werden sie dann oft philosophisch. -
8:13 - 8:15Vielleicht sind die Gesetze,
-
8:15 - 8:16die unser Universum beschreiben,
-
8:16 - 8:18nur eine Reihe von Gesetzen
-
8:18 - 8:20und beschreiben nur
einen Teil der Wirklichkeit, -
8:20 - 8:23aber vielleicht beschreibt
jede schlüssige Reihe von Gesetzen -
8:23 - 8:25einen anderen Teil der Wirklichkeit
-
8:25 - 8:29und alle möglichen physikalischen Welten
-
8:29 - 8:31existieren tatsächlich,
sie sind alle da draußen. -
8:31 - 8:33Wir sehen nur einen
kleinen Teil der Wirklichkeit, -
8:33 - 8:36der von der Quantenfeldtheorie
beschrieben wird, -
8:36 - 8:37aber es gibt viele, viele Welten,
-
8:37 - 8:39Teile der Wirklichkeit, die von komplett
-
8:39 - 8:41anderen Theorien beschrieben werden,
-
8:41 - 8:44die sich von den unseren auf
unvorstellbare Weise unterscheiden, -
8:44 - 8:48die undenkbar exotisch sind.
-
8:48 - 8:52Steven Weinberg, der Vater
des Standardmodells der Teilchenphysik, -
8:52 - 8:55war selbst von dieser Idee recht angetan,
-
8:55 - 8:59das alle möglichen Wirklichkeiten
tatsächlich existieren. -
8:59 - 9:02Ebenso wie der jüngere Physiker
Max Tegmark, -
9:02 - 9:07der glaubt, dass alle
mathematischen Strukturen existieren, -
9:07 - 9:11und dass mathematische Existenz
gleich physischer Existenz sei -
9:11 - 9:13und wir ein enorm reiches
Multiversum haben, -
9:13 - 9:16das alle logischen Möglichkeiten umfasse.
-
9:16 - 9:20Indem sie diesen
metaphysischen Ausweg nehmen, -
9:20 - 9:22greifen diese Physiker und Philosophen
-
9:22 - 9:25auf eine sehr alte Idee zurück,
-
9:25 - 9:26die auf Platon zurückgeht.
-
9:26 - 9:29Es ist das Prinzip der
Vollkommenheit oder Fruchtbarkeit, -
9:29 - 9:31oder der großen Kette des Seins,
-
9:31 - 9:35dass die Wirklichkeit tatsächlich
so vollständig wie möglich ist. -
9:35 - 9:40Es ist so weit wie irgendwie
möglich vom Nichts weg. -
9:40 - 9:42Wir haben jetzt also zwei Extreme.
-
9:42 - 9:45Wir haben das reine Nichts
auf der einen Seite, -
9:45 - 9:48und wir haben diese Sicht der Realität,
-
9:48 - 9:51die alle denkbaren Welten umfasst
-
9:51 - 9:54in dem anderem Extrem:
die vollständige Realität, -
9:54 - 9:57Nichts, die einfachste Realität.
-
9:57 - 10:00Was gibt es zwischen
diesen beiden Extremen? -
10:00 - 10:02Da gibt es alle
möglichen Zwischenrealitäten, -
10:02 - 10:05die manche Teile beinhalten
und andere nicht. -
10:05 - 10:06Eine dieser Zwischenrealitäten
-
10:06 - 10:12könnte zum Beispiel die
mathematisch eleganteste sein, -
10:12 - 10:16die alle uneleganten Aspekte weglässt,
die hässlichen Asymmetrien und so weiter. -
10:16 - 10:19Nun gibt es Physiker,
die Ihnen erzählen werden, -
10:19 - 10:22dass wir tatsächlich
in der elegantesten Realität leben. -
10:22 - 10:25Ich glaube, dass Brian Greene
hier im Publikum ist. -
10:25 - 10:29Er hat ein Buch geschrieben:
"Das elegante Universum". -
10:29 - 10:31Er behauptet, dass das Universum,
in dem wir leben, -
10:31 - 10:33mathematisch sehr elegant sei.
-
10:33 - 10:34Glauben Sie ihm nicht. (Lachen)
-
10:34 - 10:38Es ist ein frommer Wunsch und
ich wünschte, es wäre wahr, -
10:38 - 10:40aber ich denke,
dass er mir letztens gestanden hat, -
10:40 - 10:43dass es ein wirklich
hässliches Universum ist. -
10:43 - 10:44Es ist dumm gebaut,
-
10:44 - 10:47es hat viel zu viele
zufällige Kopplungskonstanten -
10:47 - 10:49und Massenverhältnisse
-
10:49 - 10:52und überflüssige Familien
von Elementarteilchen, -
10:52 - 10:54und was zur Hölle ist dunkle Energie?
-
10:54 - 10:57Es ist ein "Stock-und-Kaugummi-Apparat".
-
10:57 - 11:01Es ist kein elegantes Universum. (Lachen)
-
11:01 - 11:04Dann gibt es da noch
die beste aller möglichen Welten -
11:04 - 11:07im ethischen Sinne.
Sie sollten jetzt ernst werden, -
11:07 - 11:10denn das wäre eine Welt,
in der empfindsame Wesen -
11:10 - 11:11nicht unnötig leiden,
-
11:11 - 11:13in der es Dinge wie
-
11:13 - 11:16Krebs bei Kindern oder
den Holocaust nicht gibt. -
11:16 - 11:17Das ist ein ethisches Konzept.
-
11:17 - 11:19Wie auch immer, also zwischen Nichts
-
11:19 - 11:20und der vollständigen Realität,
-
11:20 - 11:22gibt es besondere Realitäten.
-
11:22 - 11:24Das Nichts ist besonders.
Es ist das Einfachste. -
11:24 - 11:28Und dann ist da die eleganteste Realität.
-
11:28 - 11:29Die ist besonders.
-
11:29 - 11:32Die vollständige Realität ist besonders.
-
11:32 - 11:33Aber was vergessen wir hier?
-
11:33 - 11:36Da gibt es auch die schäbigen,
-
11:36 - 11:38unspezifischen Realitäten,
-
11:38 - 11:40die auf keine Art und Weise
besonders sind, -
11:40 - 11:42die irgendwie zufällig sind.
-
11:42 - 11:45Sie sind unendlich weit
vom Nichts entfernt, -
11:45 - 11:49aber ihnen fehlt auch noch
unendlich viel zur Vollkommenheit. -
11:49 - 11:51Sie sind eine Mischung
aus Chaos und Ordnung, -
11:51 - 11:55aus mathematischer Eleganz
und Hässlichkeit. -
11:55 - 11:57Ich würde diese Realitäten also
-
11:57 - 12:01als unendliche, mittelmäßige,
unvollständige Unordnung beschreiben, -
12:01 - 12:05eine unspezifische Realität,
so eine Art kosmischer Ramschhaufen. -
12:05 - 12:07Und diese Realitäten,
-
12:07 - 12:09gibt es da eine Gottheit
in einer dieser Realitäten? -
12:09 - 12:12Vielleicht, aber die
Gottheit ist nicht perfekt, -
12:12 - 12:14wie die christlich-jüdische Gottheit.
-
12:14 - 12:17Die Gottheit ist
nicht gütig und allmächtig. -
12:17 - 12:21Sie könnte stattdessen
100 % bösartig sein, -
12:21 - 12:23aber nur zu 80 % effizient,
-
12:23 - 12:29was ziemlich genau die Welt beschreibt,
die wir kennen, denke ich. (Lachen) -
12:29 - 12:31Ich schlage also vor, dass die Lösung
-
12:31 - 12:33des Mysteriums der Existenz ist,
-
12:33 - 12:37dass die Realität, in der wir leben,
-
12:37 - 12:40in Wirklichkeit eine dieser
unspezifischen Realitäten ist. -
12:40 - 12:42Die Wirklichkeit muss ja irgendwie sein.
-
12:42 - 12:44Sie kann entweder nichts sein,
-
12:44 - 12:48oder alles oder irgendetwas dazwischen.
-
12:48 - 12:52Wenn sie also eine
besondere Eigenschaft hätte, -
12:52 - 12:54etwa sehr elegant oder vollständig
-
12:54 - 12:56oder sehr einfach
wie das Nichts zu sein, -
12:56 - 12:57würde das eine Erklärung verlangen.
-
12:57 - 13:01Aber wenn es eine dieser zufälligen,
unspezifischen Wirklichkeiten ist, -
13:01 - 13:02gibt es keine weitere Erklärung.
-
13:02 - 13:06Und das ist tatsächlich die Wirklichkeit,
in der wir leben, würde ich sagen. -
13:06 - 13:08Das sagt uns die Wissenschaft.
-
13:08 - 13:13Anfang der Woche
gab es die aufregende Neuigkeit, -
13:13 - 13:14dass die Inflationstheorie,
-
13:14 - 13:20die eine große, unendliche, unordentliche,
zufällige, sinnlose Realität vorraussagt, -
13:20 - 13:23-- das ist wie ein großer
schäumender Champagner, -
13:23 - 13:26der ewig aus der Flasche sprudelt,
-
13:26 - 13:28ein riesiges Universum,
hauptsächlich Ödland -
13:28 - 13:33mit kleinen Flecken von Charme,
Ordnung und Frieden. -
13:33 - 13:36Dieses inflationäre Szenario
wurde durch die Beobachtungen -
13:36 - 13:41der Signatur der Gravitationswellen
von kurz vor dem Urknall -
13:41 - 13:44mit Radioteleskopen
in der Antarktis bestätigt. -
13:44 - 13:46Ich bin sicher,
Sie haben alle davon gehört. -
13:46 - 13:50Also, wie auch immer,
ich denke, es gibt einige Beweise dafür, -
13:50 - 13:53dass diese Realität die ist,
in der wir leben. -
13:53 - 13:56Warum sollte Sie das interessieren?
-
13:56 - 13:57Also -- (Lachen) --
-
13:57 - 14:01die Frage, "Warum existiert die Welt?"
-
14:01 - 14:02ist die kosmische Frage, die sich
-
14:02 - 14:04irgendwie auf eine intimere Frage reimt:
-
14:04 - 14:07Warum existiere ich? Warum existieren Sie?
-
14:07 - 14:11Unsere Existenz ist eigentlich
unglaublich unwahrscheinlich, -
14:11 - 14:15denn es gibt eine enorme Anzahl
von genetisch möglichen Menschen. -
14:15 - 14:16Man kann es mit der Anzahl
-
14:16 - 14:18der Gene und der Allele usw. berechnen,
-
14:18 - 14:21und ein Überschlag ergibt,
-
14:21 - 14:23dass es etwa 10 hoch 10 000
-
14:23 - 14:25genetisch mögliche Menschen gibt.
-
14:25 - 14:27Das ist zwischen einem
Googol und einem Googolplex. -
14:27 - 14:30Die Zahl der Menschen,
die existiert haben, liegt bei -
14:30 - 14:32100 Milliarden, vielleicht 50 Milliarden,
-
14:32 - 14:34ein verschwindend kleiner Teil davon.
-
14:34 - 14:38Wir alle haben diese kosmische
Lotterie gewonnen. Wir sind hier. Okay. -
14:38 - 14:41In welcher Art Realität
wollen wir also leben? -
14:41 - 14:43Wollen wir in einer
besonderen Realität leben? -
14:43 - 14:48Was wäre, wenn wir in der
elegantesten Realität leben würden? -
14:48 - 14:50Stellen Sie sich
den existenziellen Druck vor, -
14:50 - 14:52dem wir dann gerecht werden müssten,
-
14:52 - 14:54elegant zu sein,
um das Niveau nicht zu senken. -
14:54 - 14:57Oder wenn wir in der
vollständigen Realität leben würden? -
14:57 - 14:59Dann wäre unsere Existenz garantiert,
-
14:59 - 15:00weil alle Möglichkeiten
-
15:00 - 15:02in dieser Realität existierten,
-
15:02 - 15:04aber unsere Entscheidungen
wären bedeutungslos. -
15:04 - 15:07Wenn ich in moralische Konflikte gerate
-
15:07 - 15:09und mich entscheide, das Richtige zu tun,
-
15:09 - 15:10wäre das egal,
-
15:10 - 15:12denn es gäbe eine unendliche Anzahl
-
15:12 - 15:14von Varianten von mir,
-
15:14 - 15:15die auch das Richtige machen,
-
15:15 - 15:17und unendlich viele,
die das Falsche machen. -
15:17 - 15:18Es wäre also bedeutungslos.
-
15:18 - 15:21In dieser Realität wollen
wir also auch nicht leben. -
15:21 - 15:23Und bezüglich der besonderen
Realität des Nichts, -
15:23 - 15:26dann würden wir diese
Unterhaltung nicht führen. -
15:26 - 15:32Ich denke also, in einer
unspezifischen Realität zu leben, -
15:32 - 15:35in der es schöne
und scheußliche Dinge gibt -
15:35 - 15:36und wir die schönen größer
-
15:36 - 15:38und die scheußlichen kleiner
machen können, -
15:38 - 15:41gibt uns einen Sinn im Leben.
-
15:41 - 15:42Das Universum ist absurd,
-
15:42 - 15:45aber wir können immer noch
einen Zweck konstruieren, -
15:45 - 15:48und die überwiegende
Mittelmäßigkeit der Realität -
15:48 - 15:50ist schön im Einklang
mit der Mittelmäßigkeit, -
15:50 - 15:53die wir alle in unserem
tiefsten Innern fühlen. -
15:53 - 15:54Ich weiß, dass Sie das fühlen.
-
15:54 - 15:56Sie sind alle besonders,
-
15:56 - 15:58aber Sie sind trotzdem
irgendwie heimlich mittelmäßig, -
15:58 - 15:59denken Sie nicht?
-
15:59 - 16:01(Lachen) (Applaus)
-
16:01 - 16:05Jedenfalls könnten Sie sagen,
dieses Rätsel, das Mysterium der Existenz, -
16:05 - 16:07ist nur alberne Geheimtuerei.
-
16:07 - 16:10Sie sind nicht erstaunt über
die Existenz des Universums, -
16:10 - 16:12und da sind Sie nicht die Einzigen.
-
16:12 - 16:14Bertrand Russel hat gesagt:
-
16:14 - 16:18"Ich würde sagen, dass das Universum
einfach da ist und das ist alles." -
16:18 - 16:19Das ist ein klarer Fakt.
-
16:19 - 16:22Mein Professor an der Columbia,
Sidney Morgenbesser, -
16:22 - 16:24ein großer philosophischer Witzbold,
-
16:24 - 16:26sagte auf meine Frage:
"Professor Morgenbesser, -
16:26 - 16:28warum gibt es etwas anstelle von Nichts?",
-
16:28 - 16:30"Oh, selbst wenn da nichts wäre,
-
16:30 - 16:32wärst du immer noch nicht zufrieden."
-
16:32 - 16:36Also -- (Lachen) -- okay.
-
16:36 - 16:38Sie sind also nicht erstaunt.
Ist mir egal. -
16:38 - 16:41Aber ich werde Ihnen
zum Abschluss etwas erzählen, -
16:41 - 16:44was Sie garantiert erstaunen wird,
-
16:44 - 16:46denn es hat all die brillianten,
wunderbaren Leute, -
16:46 - 16:49die ich bei dieser TED-Konferenz
getroffen habe, -
16:49 - 16:51erstaunt, als ich es Ihnen erzählte,
und zwar: -
16:51 - 16:55Ich habe in meinem ganzen Leben
noch nie ein Handy besessen. -
16:55 - 16:57Vielen Dank.
-
16:57 - 17:01(Lachen) (Applaus)
- Title:
- Warum existiert das Universum?
- Speaker:
- Jim Holt
- Description:
-
Warum ist da etwas anstelle von Nichts? Anders gesagt: Warum existiert das Universum (und warum sind wir darin)? Der Philosoph und Autor Jim Holt findet drei mögliche Antworten auf diese Frage. Oder vier. Oder keine.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 17:17
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for Why does the universe exist? | ||
Nadine Hennig accepted German subtitles for Why does the universe exist? | ||
Nadine Hennig edited German subtitles for Why does the universe exist? | ||
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