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Warum existiert das Universum?

  • 0:01 - 0:03
    Warum existiert das Universum?
  • 0:03 - 0:07
    Warum gibt es ... Okay, okay. (Lachen)
  • 0:07 - 0:10
    Das ist ein kosmisches Mysterium.
    Bleiben Sie ernst.
  • 0:10 - 0:13
    Warum gibt es die Welt,
    warum sind wir in ihr?
  • 0:13 - 0:15
    Warum gibt es überhaupt
    etwas anstatt nichts?
  • 0:15 - 0:19
    Ich denke, das ist
    das ultimative "Warum".
  • 0:19 - 0:22
    Ich werde also über
    das Geheimnis der Existenz sprechen,
  • 0:22 - 0:24
    das Rätsel der Existenz,
  • 0:24 - 0:27
    wie der neuste Stand in Bezug
    auf dessen Lösung ist,
  • 0:27 - 0:29
    und warum es Sie interessieren sollte.
  • 0:29 - 0:31
    Ich hoffe, dass es Sie interessiert.
  • 0:31 - 0:34
    Der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte,
  • 0:34 - 0:37
    dass diejenigen, die nicht über
    die Beschaffenheit ihrer Existenz,
  • 0:37 - 0:40
    über die Beschaffenheit der Existenz
    der Welt nachdenken,
  • 0:40 - 0:42
    geistig behindert seien.
  • 0:42 - 0:46
    Das ist etwas hart,
    stimmt jedoch. (Lachen)
  • 0:46 - 0:48
    Es wurde das erhabenste
  • 0:48 - 0:50
    und ehrfurchtsgebietenste
    Mysterium genannt,
  • 0:50 - 0:52
    die tieftgehendste und
    weitreichendste Frage,
  • 0:52 - 0:54
    die der Mensch stellen kann.
  • 0:54 - 0:55
    Es hat große Denker gefesselt.
  • 0:55 - 0:59
    Ludwig Wittgenstein, der vielleicht
    größte Philosoph des 20. Jahrhunderts,
  • 0:59 - 1:02
    war erstaunt, dass es
    überhaupt eine Welt gibt.
  • 1:02 - 1:06
    In "Tractatus",
    Proposition 4.66 schrieb er:
  • 1:06 - 1:09
    "Das Mystische ist nicht,
    wie die Dinge in der Welt sind,
  • 1:09 - 1:12
    sondern dass die Welt existiert."
  • 1:12 - 1:16
    Und wenn Sie Ihre Epigramme ungern
    von einem Philosoph entgegennehmen,
  • 1:16 - 1:18
    versuchen Sie es
    mit einen Wissenschaftler.
  • 1:18 - 1:21
    John Archibal Wheeler,
    einer der größten Physiker
  • 1:21 - 1:23
    des 20. Jahrhunderts,
    Lehrer von Richard Feynman,
  • 1:23 - 1:26
    welcher den Begriff
    "schwarzes Loch" prägte,
  • 1:26 - 1:28
    hat gesagt: "Ich will wissen,
  • 1:28 - 1:30
    woher das Quantum kommt,
  • 1:30 - 1:33
    woher das Universum kommt,
    woher die Existenz kommt."
  • 1:33 - 1:35
    Und mein Freund Martin Amis, --
  • 1:35 - 1:38
    Entschuldigen Sie, dass ich
    so viele Namen in die Runde werfe,
  • 1:38 - 1:39
    gewöhnen Sie sich dran. --
  • 1:39 - 1:44
    mein guter Freund
    Martin Amis sagte einmal,
  • 1:44 - 1:47
    dass wir ungefähr fünf Einsteine
    davon entfernt sind,
  • 1:47 - 1:49
    das Geheimnis vom Ursprung
    des Universums zu lüften.
  • 1:49 - 1:53
    Ich bin sicher, dass hier heute
    fünf Einsteine im Publikum sind.
  • 1:53 - 1:56
    Irgendwelche Einsteine? Hand heben?
    Nein? Keine Einsteine? Okay.
  • 1:56 - 2:00
    Also die Frage, warum es etwas gibt
    anstelle von Nichts;
  • 2:00 - 2:05
    diese erhabene Frage wurde recht spät in
    der intellektuellen Geschichte gestellt.
  • 2:05 - 2:07
    Ende des 17. Jahrhunderts
  • 2:07 - 2:10
    stellte der Philosoph Leibniz diese Frage,
  • 2:10 - 2:12
    ein sehr cleverer Kerl dieser Leibniz.
  • 2:12 - 2:14
    Er erfand die Infinitesimalrechnung,
  • 2:14 - 2:17
    unabhängig von Isaac Newton,
    ungefähr zur gleichen Zeit.
  • 2:17 - 2:20
    Aber für Leibniz, der fragte,
    warum da etwas ist statt nichts,
  • 2:20 - 2:22
    war das kein großes Geheimnis.
  • 2:22 - 2:24
    Er war oder gab vor, in seinen
    metaphysischen Betrachtungen
  • 2:24 - 2:27
    ein orthodoxer Christ zu sein,
  • 2:27 - 2:30
    und er sagte, dass es offensichtlich sei,
    warum die Welt existiert:
  • 2:30 - 2:32
    weil Gott sie geschaffen hat.
  • 2:32 - 2:35
    Und Gott schuf tatsächlich
    aus dem Nichts heraus.
  • 2:35 - 2:37
    So mächtig ist Gott.
  • 2:37 - 2:41
    Er braucht keine existierende Materie,
    um daraus eine Welt zu schaffen.
  • 2:41 - 2:44
    Er kann das einfach aus dem
    totalen Nichts heraus, ex nihilo.
  • 2:44 - 2:45
    Übrigens ist es das,
  • 2:45 - 2:48
    woran die meisten Amerikaner
    heute glauben.
  • 2:48 - 2:51
    Für sie ist die Existenz der Welt
    kein Rätsel. Gott hat sie geschaffen.
  • 2:51 - 2:54
    Packen wir das einmal in eine Gleichung.
  • 2:54 - 2:57
    Ich habe keine Folien,
    ich werde meine Grafiken mimen,
  • 2:57 - 2:58
    nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft.
  • 2:58 - 3:04
    Also wir haben: Gott + Nichts = die Welt.
  • 3:04 - 3:07
    Okay? Das ist die Gleichung.
  • 3:07 - 3:09
    Vielleicht glauben Sie nicht an Gott.
  • 3:09 - 3:11
    Vielleicht sind Sie
    wissenschaftlicher Atheist
  • 3:11 - 3:14
    oder ein unwissenschaftlicher Atheist
    und Sie glauben nicht an Gott,
  • 3:14 - 3:16
    und sind nicht zufrieden damit.
  • 3:16 - 3:18
    Übrigens, selbst wenn
    wir diese Gleichung nehmen,
  • 3:18 - 3:20
    also Gott + Nichts = die Welt,
  • 3:20 - 3:22
    gibt es auch schon ein Problem:
  • 3:22 - 3:25
    Warum existiert Gott?
  • 3:25 - 3:27
    Gott existiert nicht aus purer Logik,
  • 3:27 - 3:29
    außer Sie glauben an
    den ontologischen Gottesbeweis,
  • 3:29 - 3:32
    und ich hoffe, das tun Sie nicht,
    denn es ist kein guter Beweis.
  • 3:32 - 3:34
    Falls Gott existiert, wäre es vorstellbar,
  • 3:34 - 3:37
    dass er denkt:
    "Ich bin ewig, ich bin allmächtig,
  • 3:37 - 3:40
    aber woher komme ich?"
  • 3:40 - 3:42
    (Lachen)
  • 3:42 - 3:43
    "Woher stamme ich?"
  • 3:43 - 3:47
    Gott drückt sich etwas formeller aus.
  • 3:47 - 3:49
    (Lachen)
  • 3:49 - 3:52
    Also eine Theorie ist,
    dass Gott so gelangweilt davon war,
  • 3:52 - 3:54
    über das Rätsel Seiner
    Existenz zu grübeln,
  • 3:54 - 3:56
    dass Er die Welt erschuf,
    um sich abzulenken.
  • 3:56 - 3:58
    Aber egal, vergessen wir einmal Gott.
  • 3:58 - 4:01
    Nehmen wir Gott aus der Gleichung:
  • 4:01 - 4:03
    ________ + Nichts = die Welt.
  • 4:03 - 4:05
    Wenn Sie Buddhist sind,
  • 4:05 - 4:07
    wollen Sie vielleicht hier aufhören.
  • 4:07 - 4:08
    Denn jetzt haben wir:
  • 4:08 - 4:10
    Nichts = die Welt,
  • 4:10 - 4:12
    und wegen der Symmetrie heißt das:
  • 4:12 - 4:14
    die Welt = Nichts. Okay?
  • 4:14 - 4:16
    Und für Buddhisten ist die Welt
    nur eine Menge Nichts.
  • 4:16 - 4:19
    Es ist nur eine große kosmische Leere.
  • 4:19 - 4:22
    Wir denken, dass da draußen
    eine Menge von Irgendwas sei,
  • 4:22 - 4:25
    aber nur, weil wir Sklaven
    unseres Verlangens sind.
  • 4:25 - 4:27
    Wenn wir unser Verlangen
    sich auflösen lassen,
  • 4:27 - 4:30
    werden wir die Welt sehen,
    wie sie wirklich ist,
  • 4:30 - 4:31
    eine Leere, ein Nichts.
  • 4:31 - 4:34
    Wir können in den glücklichen Zustand
    des Nirvana übergehen,
  • 4:34 - 4:37
    in dem man laut Definition
    gerade noch genug Leben hat,
  • 4:37 - 4:39
    um das Todsein zu genießen. (Lachen)
  • 4:39 - 4:42
    Das ist die buddhistische Denkweise.
  • 4:42 - 4:45
    Aber ich komme aus der westlichen Welt
    und mich beschäftigt immer noch
  • 4:45 - 4:47
    das Rätsel der Existenz. Also ich habe:
  • 4:47 - 4:48
    _________ + --
  • 4:48 - 4:51
    gleich wird es ernst, also --
  • 4:51 - 4:53
    ________ + Nichts = die Welt.
  • 4:53 - 4:55
    Was packen wir in diese Lücke?
  • 4:55 - 4:57
    Wie wäre es mit der Wissenschaft?
  • 4:57 - 5:00
    Die Wissenschaft ist unser bester
    Wegweiser für das Wesen der Realität,
  • 5:00 - 5:03
    und die fundamentalste
    Wissenschaft ist die Physik.
  • 5:03 - 5:06
    Diese sagt uns,
    was die nackte Realität wirklich ist,
  • 5:06 - 5:09
    sie zeigt, was ich DWUEEDU nenne,
  • 5:09 - 5:12
    "die wahre und endgültige
    Einrichtung des Universums".
  • 5:12 - 5:14
    Also vielleicht kann die Physik
    diese Lücke füllen,
  • 5:14 - 5:20
    und tatsächlich, seit ungefähr
    den späten 60ern oder um 1970,
  • 5:20 - 5:26
    haben Physiker vorgegeben,
    rein wissenschaftlich erklären zu können,
  • 5:26 - 5:29
    wie ein Universum wie das unsere
    einfach plötzlich existieren konnte,
  • 5:29 - 5:31
    aus dem Nichts heraus:
  • 5:31 - 5:34
    Quantumschwankungen aus der Leere.
  • 5:34 - 5:36
    Stephen Hawking ist einer dieser Physiker,
  • 5:36 - 5:39
    in noch jüngerer Zeit Alex Vilenkin,
  • 5:39 - 5:40
    und das ganze wurde popularisiert
  • 5:40 - 5:43
    von einem anderen sehr guten
    Physiker und Freund von mir,
  • 5:43 - 5:45
    Lawrence Krauss, der das Buch
  • 5:45 - 5:47
    "Ein Universum aus Nichts"
    geschrieben hat,
  • 5:47 - 5:49
    und Lawrence glaubt,
    dass er eine Lösung hat --
  • 5:49 - 5:51
    er ist übrigens ein militanter Atheist,
  • 5:51 - 5:53
    Gott ist also raus für ihn --
  • 5:53 - 5:56
    die Gesetze der Quantenfeldtheorie.
  • 5:56 - 5:59
    Die modernste Physik kann zeigen,
    wie aus dem Nichts heraus --
  • 5:59 - 6:01
    kein Raum, keine Zeit,
    keine Materie, Nichts --
  • 6:01 - 6:04
    ein kleiner Klumpen falschen Vakuums
  • 6:04 - 6:06
    in die Existenz fluktuieren kann,
  • 6:06 - 6:08
    und sich dann durch
    das Wunder der Inflation
  • 6:08 - 6:11
    zu diesem riesigen und vielfältigen
    Kosmos aufbläst,
  • 6:11 - 6:13
    der uns umgibt.
  • 6:13 - 6:17
    Okay, das ist ein wirklich
    geniales Szenario.
  • 6:17 - 6:20
    Es ist sehr spekulativ.
    Es ist faszinierend.
  • 6:20 - 6:22
    Aber ich habe ein großes Problem damit,
  • 6:22 - 6:25
    und zwar:
    Es ist ein pseudo-religiöser Ansatz.
  • 6:25 - 6:28
    Lawrence denkt zwar,
    dass er ein Atheist sei,
  • 6:28 - 6:30
    aber er ist in einer religiösen
    Sichtweise gefangen.
  • 6:30 - 6:35
    Er sieht physikalische Gesetze,
    als wären sie göttliche Gebote.
  • 6:35 - 6:37
    Die Gesetze der Quantenfeldtheorie
    sind für ihn wie
  • 6:37 - 6:39
    fiat lux, "Es werde Licht".
  • 6:39 - 6:44
    Die Gesetze haben eine Art
    ontologische Kraft oder Macht,
  • 6:44 - 6:46
    sodass sie den Abgrund erschaffen können
  • 6:46 - 6:48
    und er voll von Sein ist.
  • 6:48 - 6:51
    Sie können die Welt aus dem
    Nichts heraus ins Leben rufen.
  • 6:51 - 6:53
    Aber das ist eine sehr
    primitive Vorstellung
  • 6:53 - 6:55
    von physikalischen Gesetzen, nicht wahr?
  • 6:55 - 6:57
    Wir wissen, dass
    physikalische Gesetze eigentlich
  • 6:57 - 7:00
    verallgemeinerte Beschreibungen
    der Muster und Regelmäßigkeiten
  • 7:00 - 7:02
    in der Welt sind.
  • 7:02 - 7:04
    Sie existieren nicht außerhalb der Welt.
  • 7:04 - 7:06
    Sie haben keine eigene ontische Macht.
  • 7:06 - 7:09
    Sie können keine Welt
    aus dem Nichts schaffen.
  • 7:09 - 7:13
    Das ist eine primitive Sicht von
    wissenschaftlichen Gesetzen.
  • 7:13 - 7:15
    Und wenn Sie mir
    diesbezüglich nicht glauben,
  • 7:15 - 7:17
    hören Sie auf Stephen Hawking,
  • 7:17 - 7:21
    der selbst ein Modell
    des Kosmos vorgeschlagen hat,
  • 7:21 - 7:22
    das eigenständig war
  • 7:22 - 7:26
    und keinen außenstehenden
    Grund oder Schöpfer brauchte.
  • 7:26 - 7:27
    Nachdem er es vorgeschlagen hat,
  • 7:27 - 7:30
    gab er zu, immer noch
    vor einem Rätsel zu stehen.
  • 7:30 - 7:33
    Er sagte: "Dieses Modell
    besteht nur aus Gleichungen,
  • 7:33 - 7:36
    was haucht ihnen Leben ein
  • 7:36 - 7:39
    und schafft ihnen eine Welt,
    die sie beschreiben können?"
  • 7:39 - 7:40
    Das machte ihn ratlos.
  • 7:40 - 7:44
    Gleichungen alleine
    können keine Magie erwirken;
  • 7:44 - 7:46
    sie können das Rätsel
    der Existenz nicht lösen.
  • 7:46 - 7:49
    Und außerdem, selbst wenn
    die Gesetze so etwas tun könnten,
  • 7:49 - 7:51
    warum gerade diese Gesetze?
  • 7:51 - 7:52
    Warum die Quantenfeldtheorie,
  • 7:52 - 7:55
    die ein Universum mit
    einer bestimmten Anzahl von Kräften
  • 7:55 - 7:56
    und Teilchen usw. beschreibt?
  • 7:56 - 7:58
    Warum nicht komplett andere Gesetze?
  • 7:58 - 8:01
    Es gibt viele, viele mathematisch
    schlüssige Gesetze.
  • 8:01 - 8:04
    Warum nicht gar keine Gesetze?
    Warum nicht reines Nichts?
  • 8:04 - 8:07
    Das ist ein Problem,
    ob Sie es glauben oder nicht,
  • 8:07 - 8:10
    mit dem nachdenkliche Physiker
    sich wirklich viel beschäftigen,
  • 8:10 - 8:13
    und an diesem Punkt
    werden sie dann oft philosophisch.
  • 8:13 - 8:15
    Vielleicht sind die Gesetze,
  • 8:15 - 8:16
    die unser Universum beschreiben,
  • 8:16 - 8:18
    nur eine Reihe von Gesetzen
  • 8:18 - 8:20
    und beschreiben nur
    einen Teil der Wirklichkeit,
  • 8:20 - 8:23
    aber vielleicht beschreibt
    jede schlüssige Reihe von Gesetzen
  • 8:23 - 8:25
    einen anderen Teil der Wirklichkeit
  • 8:25 - 8:29
    und alle möglichen physikalischen Welten
  • 8:29 - 8:31
    existieren tatsächlich,
    sie sind alle da draußen.
  • 8:31 - 8:33
    Wir sehen nur einen
    kleinen Teil der Wirklichkeit,
  • 8:33 - 8:36
    der von der Quantenfeldtheorie
    beschrieben wird,
  • 8:36 - 8:37
    aber es gibt viele, viele Welten,
  • 8:37 - 8:39
    Teile der Wirklichkeit, die von komplett
  • 8:39 - 8:41
    anderen Theorien beschrieben werden,
  • 8:41 - 8:44
    die sich von den unseren auf
    unvorstellbare Weise unterscheiden,
  • 8:44 - 8:48
    die undenkbar exotisch sind.
  • 8:48 - 8:52
    Steven Weinberg, der Vater
    des Standardmodells der Teilchenphysik,
  • 8:52 - 8:55
    war selbst von dieser Idee recht angetan,
  • 8:55 - 8:59
    das alle möglichen Wirklichkeiten
    tatsächlich existieren.
  • 8:59 - 9:02
    Ebenso wie der jüngere Physiker
    Max Tegmark,
  • 9:02 - 9:07
    der glaubt, dass alle
    mathematischen Strukturen existieren,
  • 9:07 - 9:11
    und dass mathematische Existenz
    gleich physischer Existenz sei
  • 9:11 - 9:13
    und wir ein enorm reiches
    Multiversum haben,
  • 9:13 - 9:16
    das alle logischen Möglichkeiten umfasse.
  • 9:16 - 9:20
    Indem sie diesen
    metaphysischen Ausweg nehmen,
  • 9:20 - 9:22
    greifen diese Physiker und Philosophen
  • 9:22 - 9:25
    auf eine sehr alte Idee zurück,
  • 9:25 - 9:26
    die auf Platon zurückgeht.
  • 9:26 - 9:29
    Es ist das Prinzip der
    Vollkommenheit oder Fruchtbarkeit,
  • 9:29 - 9:31
    oder der großen Kette des Seins,
  • 9:31 - 9:35
    dass die Wirklichkeit tatsächlich
    so vollständig wie möglich ist.
  • 9:35 - 9:40
    Es ist so weit wie irgendwie
    möglich vom Nichts weg.
  • 9:40 - 9:42
    Wir haben jetzt also zwei Extreme.
  • 9:42 - 9:45
    Wir haben das reine Nichts
    auf der einen Seite,
  • 9:45 - 9:48
    und wir haben diese Sicht der Realität,
  • 9:48 - 9:51
    die alle denkbaren Welten umfasst
  • 9:51 - 9:54
    in dem anderem Extrem:
    die vollständige Realität,
  • 9:54 - 9:57
    Nichts, die einfachste Realität.
  • 9:57 - 10:00
    Was gibt es zwischen
    diesen beiden Extremen?
  • 10:00 - 10:02
    Da gibt es alle
    möglichen Zwischenrealitäten,
  • 10:02 - 10:05
    die manche Teile beinhalten
    und andere nicht.
  • 10:05 - 10:06
    Eine dieser Zwischenrealitäten
  • 10:06 - 10:12
    könnte zum Beispiel die
    mathematisch eleganteste sein,
  • 10:12 - 10:16
    die alle uneleganten Aspekte weglässt,
    die hässlichen Asymmetrien und so weiter.
  • 10:16 - 10:19
    Nun gibt es Physiker,
    die Ihnen erzählen werden,
  • 10:19 - 10:22
    dass wir tatsächlich
    in der elegantesten Realität leben.
  • 10:22 - 10:25
    Ich glaube, dass Brian Greene
    hier im Publikum ist.
  • 10:25 - 10:29
    Er hat ein Buch geschrieben:
    "Das elegante Universum".
  • 10:29 - 10:31
    Er behauptet, dass das Universum,
    in dem wir leben,
  • 10:31 - 10:33
    mathematisch sehr elegant sei.
  • 10:33 - 10:34
    Glauben Sie ihm nicht. (Lachen)
  • 10:34 - 10:38
    Es ist ein frommer Wunsch und
    ich wünschte, es wäre wahr,
  • 10:38 - 10:40
    aber ich denke,
    dass er mir letztens gestanden hat,
  • 10:40 - 10:43
    dass es ein wirklich
    hässliches Universum ist.
  • 10:43 - 10:44
    Es ist dumm gebaut,
  • 10:44 - 10:47
    es hat viel zu viele
    zufällige Kopplungskonstanten
  • 10:47 - 10:49
    und Massenverhältnisse
  • 10:49 - 10:52
    und überflüssige Familien
    von Elementarteilchen,
  • 10:52 - 10:54
    und was zur Hölle ist dunkle Energie?
  • 10:54 - 10:57
    Es ist ein "Stock-und-Kaugummi-Apparat".
  • 10:57 - 11:01
    Es ist kein elegantes Universum. (Lachen)
  • 11:01 - 11:04
    Dann gibt es da noch
    die beste aller möglichen Welten
  • 11:04 - 11:07
    im ethischen Sinne.
    Sie sollten jetzt ernst werden,
  • 11:07 - 11:10
    denn das wäre eine Welt,
    in der empfindsame Wesen
  • 11:10 - 11:11
    nicht unnötig leiden,
  • 11:11 - 11:13
    in der es Dinge wie
  • 11:13 - 11:16
    Krebs bei Kindern oder
    den Holocaust nicht gibt.
  • 11:16 - 11:17
    Das ist ein ethisches Konzept.
  • 11:17 - 11:19
    Wie auch immer, also zwischen Nichts
  • 11:19 - 11:20
    und der vollständigen Realität,
  • 11:20 - 11:22
    gibt es besondere Realitäten.
  • 11:22 - 11:24
    Das Nichts ist besonders.
    Es ist das Einfachste.
  • 11:24 - 11:28
    Und dann ist da die eleganteste Realität.
  • 11:28 - 11:29
    Die ist besonders.
  • 11:29 - 11:32
    Die vollständige Realität ist besonders.
  • 11:32 - 11:33
    Aber was vergessen wir hier?
  • 11:33 - 11:36
    Da gibt es auch die schäbigen,
  • 11:36 - 11:38
    unspezifischen Realitäten,
  • 11:38 - 11:40
    die auf keine Art und Weise
    besonders sind,
  • 11:40 - 11:42
    die irgendwie zufällig sind.
  • 11:42 - 11:45
    Sie sind unendlich weit
    vom Nichts entfernt,
  • 11:45 - 11:49
    aber ihnen fehlt auch noch
    unendlich viel zur Vollkommenheit.
  • 11:49 - 11:51
    Sie sind eine Mischung
    aus Chaos und Ordnung,
  • 11:51 - 11:55
    aus mathematischer Eleganz
    und Hässlichkeit.
  • 11:55 - 11:57
    Ich würde diese Realitäten also
  • 11:57 - 12:01
    als unendliche, mittelmäßige,
    unvollständige Unordnung beschreiben,
  • 12:01 - 12:05
    eine unspezifische Realität,
    so eine Art kosmischer Ramschhaufen.
  • 12:05 - 12:07
    Und diese Realitäten,
  • 12:07 - 12:09
    gibt es da eine Gottheit
    in einer dieser Realitäten?
  • 12:09 - 12:12
    Vielleicht, aber die
    Gottheit ist nicht perfekt,
  • 12:12 - 12:14
    wie die christlich-jüdische Gottheit.
  • 12:14 - 12:17
    Die Gottheit ist
    nicht gütig und allmächtig.
  • 12:17 - 12:21
    Sie könnte stattdessen
    100 % bösartig sein,
  • 12:21 - 12:23
    aber nur zu 80 % effizient,
  • 12:23 - 12:29
    was ziemlich genau die Welt beschreibt,
    die wir kennen, denke ich. (Lachen)
  • 12:29 - 12:31
    Ich schlage also vor, dass die Lösung
  • 12:31 - 12:33
    des Mysteriums der Existenz ist,
  • 12:33 - 12:37
    dass die Realität, in der wir leben,
  • 12:37 - 12:40
    in Wirklichkeit eine dieser
    unspezifischen Realitäten ist.
  • 12:40 - 12:42
    Die Wirklichkeit muss ja irgendwie sein.
  • 12:42 - 12:44
    Sie kann entweder nichts sein,
  • 12:44 - 12:48
    oder alles oder irgendetwas dazwischen.
  • 12:48 - 12:52
    Wenn sie also eine
    besondere Eigenschaft hätte,
  • 12:52 - 12:54
    etwa sehr elegant oder vollständig
  • 12:54 - 12:56
    oder sehr einfach
    wie das Nichts zu sein,
  • 12:56 - 12:57
    würde das eine Erklärung verlangen.
  • 12:57 - 13:01
    Aber wenn es eine dieser zufälligen,
    unspezifischen Wirklichkeiten ist,
  • 13:01 - 13:02
    gibt es keine weitere Erklärung.
  • 13:02 - 13:06
    Und das ist tatsächlich die Wirklichkeit,
    in der wir leben, würde ich sagen.
  • 13:06 - 13:08
    Das sagt uns die Wissenschaft.
  • 13:08 - 13:13
    Anfang der Woche
    gab es die aufregende Neuigkeit,
  • 13:13 - 13:14
    dass die Inflationstheorie,
  • 13:14 - 13:20
    die eine große, unendliche, unordentliche,
    zufällige, sinnlose Realität vorraussagt,
  • 13:20 - 13:23
    -- das ist wie ein großer
    schäumender Champagner,
  • 13:23 - 13:26
    der ewig aus der Flasche sprudelt,
  • 13:26 - 13:28
    ein riesiges Universum,
    hauptsächlich Ödland
  • 13:28 - 13:33
    mit kleinen Flecken von Charme,
    Ordnung und Frieden.
  • 13:33 - 13:36
    Dieses inflationäre Szenario
    wurde durch die Beobachtungen
  • 13:36 - 13:41
    der Signatur der Gravitationswellen
    von kurz vor dem Urknall
  • 13:41 - 13:44
    mit Radioteleskopen
    in der Antarktis bestätigt.
  • 13:44 - 13:46
    Ich bin sicher,
    Sie haben alle davon gehört.
  • 13:46 - 13:50
    Also, wie auch immer,
    ich denke, es gibt einige Beweise dafür,
  • 13:50 - 13:53
    dass diese Realität die ist,
    in der wir leben.
  • 13:53 - 13:56
    Warum sollte Sie das interessieren?
  • 13:56 - 13:57
    Also -- (Lachen) --
  • 13:57 - 14:01
    die Frage, "Warum existiert die Welt?"
  • 14:01 - 14:02
    ist die kosmische Frage, die sich
  • 14:02 - 14:04
    irgendwie auf eine intimere Frage reimt:
  • 14:04 - 14:07
    Warum existiere ich? Warum existieren Sie?
  • 14:07 - 14:11
    Unsere Existenz ist eigentlich
    unglaublich unwahrscheinlich,
  • 14:11 - 14:15
    denn es gibt eine enorme Anzahl
    von genetisch möglichen Menschen.
  • 14:15 - 14:16
    Man kann es mit der Anzahl
  • 14:16 - 14:18
    der Gene und der Allele usw. berechnen,
  • 14:18 - 14:21
    und ein Überschlag ergibt,
  • 14:21 - 14:23
    dass es etwa 10 hoch 10 000
  • 14:23 - 14:25
    genetisch mögliche Menschen gibt.
  • 14:25 - 14:27
    Das ist zwischen einem
    Googol und einem Googolplex.
  • 14:27 - 14:30
    Die Zahl der Menschen,
    die existiert haben, liegt bei
  • 14:30 - 14:32
    100 Milliarden, vielleicht 50 Milliarden,
  • 14:32 - 14:34
    ein verschwindend kleiner Teil davon.
  • 14:34 - 14:38
    Wir alle haben diese kosmische
    Lotterie gewonnen. Wir sind hier. Okay.
  • 14:38 - 14:41
    In welcher Art Realität
    wollen wir also leben?
  • 14:41 - 14:43
    Wollen wir in einer
    besonderen Realität leben?
  • 14:43 - 14:48
    Was wäre, wenn wir in der
    elegantesten Realität leben würden?
  • 14:48 - 14:50
    Stellen Sie sich
    den existenziellen Druck vor,
  • 14:50 - 14:52
    dem wir dann gerecht werden müssten,
  • 14:52 - 14:54
    elegant zu sein,
    um das Niveau nicht zu senken.
  • 14:54 - 14:57
    Oder wenn wir in der
    vollständigen Realität leben würden?
  • 14:57 - 14:59
    Dann wäre unsere Existenz garantiert,
  • 14:59 - 15:00
    weil alle Möglichkeiten
  • 15:00 - 15:02
    in dieser Realität existierten,
  • 15:02 - 15:04
    aber unsere Entscheidungen
    wären bedeutungslos.
  • 15:04 - 15:07
    Wenn ich in moralische Konflikte gerate
  • 15:07 - 15:09
    und mich entscheide, das Richtige zu tun,
  • 15:09 - 15:10
    wäre das egal,
  • 15:10 - 15:12
    denn es gäbe eine unendliche Anzahl
  • 15:12 - 15:14
    von Varianten von mir,
  • 15:14 - 15:15
    die auch das Richtige machen,
  • 15:15 - 15:17
    und unendlich viele,
    die das Falsche machen.
  • 15:17 - 15:18
    Es wäre also bedeutungslos.
  • 15:18 - 15:21
    In dieser Realität wollen
    wir also auch nicht leben.
  • 15:21 - 15:23
    Und bezüglich der besonderen
    Realität des Nichts,
  • 15:23 - 15:26
    dann würden wir diese
    Unterhaltung nicht führen.
  • 15:26 - 15:32
    Ich denke also, in einer
    unspezifischen Realität zu leben,
  • 15:32 - 15:35
    in der es schöne
    und scheußliche Dinge gibt
  • 15:35 - 15:36
    und wir die schönen größer
  • 15:36 - 15:38
    und die scheußlichen kleiner
    machen können,
  • 15:38 - 15:41
    gibt uns einen Sinn im Leben.
  • 15:41 - 15:42
    Das Universum ist absurd,
  • 15:42 - 15:45
    aber wir können immer noch
    einen Zweck konstruieren,
  • 15:45 - 15:48
    und die überwiegende
    Mittelmäßigkeit der Realität
  • 15:48 - 15:50
    ist schön im Einklang
    mit der Mittelmäßigkeit,
  • 15:50 - 15:53
    die wir alle in unserem
    tiefsten Innern fühlen.
  • 15:53 - 15:54
    Ich weiß, dass Sie das fühlen.
  • 15:54 - 15:56
    Sie sind alle besonders,
  • 15:56 - 15:58
    aber Sie sind trotzdem
    irgendwie heimlich mittelmäßig,
  • 15:58 - 15:59
    denken Sie nicht?
  • 15:59 - 16:01
    (Lachen) (Applaus)
  • 16:01 - 16:05
    Jedenfalls könnten Sie sagen,
    dieses Rätsel, das Mysterium der Existenz,
  • 16:05 - 16:07
    ist nur alberne Geheimtuerei.
  • 16:07 - 16:10
    Sie sind nicht erstaunt über
    die Existenz des Universums,
  • 16:10 - 16:12
    und da sind Sie nicht die Einzigen.
  • 16:12 - 16:14
    Bertrand Russel hat gesagt:
  • 16:14 - 16:18
    "Ich würde sagen, dass das Universum
    einfach da ist und das ist alles."
  • 16:18 - 16:19
    Das ist ein klarer Fakt.
  • 16:19 - 16:22
    Mein Professor an der Columbia,
    Sidney Morgenbesser,
  • 16:22 - 16:24
    ein großer philosophischer Witzbold,
  • 16:24 - 16:26
    sagte auf meine Frage:
    "Professor Morgenbesser,
  • 16:26 - 16:28
    warum gibt es etwas anstelle von Nichts?",
  • 16:28 - 16:30
    "Oh, selbst wenn da nichts wäre,
  • 16:30 - 16:32
    wärst du immer noch nicht zufrieden."
  • 16:32 - 16:36
    Also -- (Lachen) -- okay.
  • 16:36 - 16:38
    Sie sind also nicht erstaunt.
    Ist mir egal.
  • 16:38 - 16:41
    Aber ich werde Ihnen
    zum Abschluss etwas erzählen,
  • 16:41 - 16:44
    was Sie garantiert erstaunen wird,
  • 16:44 - 16:46
    denn es hat all die brillianten,
    wunderbaren Leute,
  • 16:46 - 16:49
    die ich bei dieser TED-Konferenz
    getroffen habe,
  • 16:49 - 16:51
    erstaunt, als ich es Ihnen erzählte,
    und zwar:
  • 16:51 - 16:55
    Ich habe in meinem ganzen Leben
    noch nie ein Handy besessen.
  • 16:55 - 16:57
    Vielen Dank.
  • 16:57 - 17:01
    (Lachen) (Applaus)
Title:
Warum existiert das Universum?
Speaker:
Jim Holt
Description:

Warum ist da etwas anstelle von Nichts? Anders gesagt: Warum existiert das Universum (und warum sind wir darin)? Der Philosoph und Autor Jim Holt findet drei mögliche Antworten auf diese Frage. Oder vier. Oder keine.

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English
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