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36C3 Vorspannmusik
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Herald: Hallo, na? Willkommen auf der
Wikipaka-Bühne im Esszimmer! Es ist 21
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Uhr, Primetime, wir sind live, mit
Übersetzung, und bleeptrack und blinry
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sind da und haben die inzwischen dritte
Version von Operation Mindfuck, und es
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wird sehr lustig. Viel Spaß!
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Applaus
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bleeptrack: Von uns auch nochmal einen
schönen guten Abend, wir freuen uns riesig
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dass ihr alle da seid, hallo in den
Stream, hallo auch ins Wikipaka-
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Wohnzimmer, wo vielleicht auch noch ein
paar sitzen, der Raum ist relativ voll,
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und mich freut dass ihr euch jetzt alle
schön zusammen gekuschelt habt. Wir haben
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heute Abend Kunst, Computer und
Kuriositäten dabei, wir werden uns immer
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so ein bisschen abwechseln und spannende
Sachen vorstellen, und zum Start übergebe
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ich direkt mal an blinry.
blinry: Jo, danke! Ich fange an mit
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Schachvarianten. Ich war vor ein paar
Monaten auf der MRMCD in Darmstadt. Und da
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gab’s einen Vortrag über mittelalterliche
Brettspiele, und eines der Spiele, das
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gezeigt wurde, war dies. Das ist
irgendwie, es hat spanische Wurzeln, ich
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kann kein mittelalterliches Spanisch, aber
vielleicht spricht man es so ähnlich wie
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„Grant Acedrex“, bedeutet „großes Schach“,
und ihr seht, wenn ihr Standard-Schach von
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heute kennt, dass das auf einem größeren
Feld gespielt wird. Das ist ein
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12×12-Feld, und auch die Figuren sehen so
ein bisschen komisch aus, also da gibt’s
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irgendwie so die Giraffe, und ich glaube
dieses Ding hier neben dem König ist der
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Elefantenvogel zum Beispiel, und die haben
halt sehr ungewöhnliche Bewegungsmuster,
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die wir heute so bei unseren Standard-
Schachfiguren nicht kennen. Die Giraffe
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zum Beispiel geht glaube ich 2 Felder
diagonal und dann noch 1 gerade, das ist
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quasi so eine große – Moment, genau 3
Felder diagonal und 1 gerade, das ist die
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große Variante von dem Springer, den wir
heute hätten, und man steigt so über alle
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anderen Figuren drüber. Oder der
Elefantenvogel geht 1 Feld diagonal und
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slidet dann noch beliebig weit irgendwie
durch die Gegend was auch super weird ist,
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irgendwie, wenn ihr mal Schach gespielt
habt. Und es stellt sich raus, es gibt
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tatsächlich eine ganze Community hinter
solchen Schachvarianten, die „fairy chess
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pieces“ beinhalten, also es gibt irgendwie
Listen darüber, wo Leute sich so was
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ausdenken und sammeln und irgendwie lustig
zusammenwürfeln und dann irgendwie sich
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neue Schachvarianten ausdenken, das fand
ich beeindruckend. Dieses Spiel, hm, also
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die Bauern zum Beispiel ziehen normal,
unten die Seihe ist halt irgendwie – sind
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sehr ungewöhnliche Figuren, und damit man
ein bisschen beschleunigt irgendwie den
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Ablauf dieses Spiels, gab es auch die
Regel, dass man einen zusätzlichen Würfel
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hatte, der bestimmt, mit welcher Art von
Figuren man dann als nächstes ziehen darf.
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Na gut. Eine andere Schachvariante, die es
gibt, ist losing chess. Da geht es darum,
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dass man möglichst schnell alle eigenen
Figuren verlieren möchte. Es gibt außerdem
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Schlagzwang, das heißt, wenn man eine
Figur schlagen kann, muss man das tun,
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wenn man mehrere schlagen kann, kann man
sich aussuchen, welche, immerhin. Und der
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König hat keinen Sonderstatus, ist eine
ganz normale Figur wir alle anderen auch,
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kann sich normal bewegen, kann geschlagen
werden, es gibt kein Schach oder kein
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Schachmatt, aber wird zuerst alle Figuren
verliert, gewinnt das Spiel. Und das hat
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so ein paar komische Effekte, wo manchmal,
wenn man einen Zug macht, es sehr krasse
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Kettenreaktion gibt, wo einfach beide
Spieler die ganze Zeit irgendwie Figuren
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schlagen müssen und das nicht mehr stoppen
können. Und in diesem GIF, das die ganze
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Zeit spielt, wird zuerst ein Bauer bewegt,
ich glaube, genau, D3 ist der Zug, und das
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ist ein sehr schlechter Zug, weil dann
Schwarz, stellt sich heraus, immer
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gewinnen kann. Haben Leute irgendwie mal
Modelle aufgestellt und durchgerechnet und
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so, es gibt dann eine Folge für Schwarz,
die auf jeden Fall erzwingt, dass Schwarz
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alle Figuren verliert. Insofern gibt es so
ein paar Eröffnungsvarianten, die offenbar
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für Weiß keine gute Idee sind. „Infinite
Chess“ hat Standardfiguren in
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Standardanordnung, aber das Brett ist
unendlich groß, das ist eher so ein
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theoretisches Modell, ich glaube – ich
weiß nicht, ob Leute das wirklich spielen,
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das ist in der echten Welt ein bisschen
schwierig, aber Leute machen sich darüber
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Gedanken und probieren irgendwie mal aus,
ob man da Dinge darüber herausfinden kann.
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Also eine sehr merkwürdige Situation, wo
irgendwie man mit der Dame oder sowas eine
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Million Felder irgendwie nach oben ziehen
kann, und dann brauchen Bauern erst mal so
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ein bisschen, bis sie da hinterherkommen.
Und dadurch ist es komisch zu analysieren,
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es gibt irgendwie Leute, die haben sich das
mal angeguckt und haben rausgefunden, dass
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es, also, gegeben eine Anordnung dieser
Figuren und eine Zahl n kann man
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herausfinden, ob es eine Möglichkeit gibt,
für den aktuellen Spieler, der dran ist,
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zu gewinnen in n Zügen. So. Das ist ein
ganz cooles Ergebnis, ist aber nicht so
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super hilfreich, irgendwie, um das zu
analysieren oder KIs zu schreiben oder so,
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denn eigentlich was man ja machen möchte
ist aus einer bestimmten Position heraus
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vielleicht herausfinden, ob die Person,
die gerade dran ist, gewinnen kann
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überhaupt. Wenn man weiß, irgendwie, in 10
Zügen kann sie gewinnen, hat das begrenzte
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Aussagekraft wenn man dann irgendwie mit
der Dame wie gesagt eine Million Felder
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nach oben macht oder sowas, und dann kann
es ganz lange dauern, irgendwie, bis dann
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mehr Sachen passieren. Genau, insofern, ja
– theoretische Schachvariante. Es gibt
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„Blind Chess“, das is zu unterscheiden –
also, ihr kennt vielleicht „Blindfolded
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Chess“, wo Leute sich die Augen verbinden
und dann angesagt bekommen, welche Züge
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passieren, und dann irgendwie im Kopf
behalten müssen, wie die Figuren gerade
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stehen und was sie machen wollen. „Blind
Chess“ ist noch ein bisschen anders, da
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sitzen beide Spieler irgendwie vor einem
Brett jeweils, sehen die Figuren der
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anderen Farbe nicht, sehen nur ihre
eigenen Figuren, und kriegen auch nicht
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angesagt was passiert oder sowas, das
müssen sie erstmal herausfinden, so
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irgendwie durch ein bisschen vorsichtiges
Vorziehen der eigenen Figuren, das können
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sie ausprobieren, und denen wird dann
gesagt, wenn es ein ungültiger Zug war,
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und dann dürfen sie noch was anderes
probieren. Also kann man sich so langsam
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vortasten, und mal gucken, wie die
Position des anderen Spielers ist
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irgendwie, darüber Rückschlüsse zu ziehen
und ne eigene gute Strategie zu finden.
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Das heißt, man braucht da irgendwie eine
dritte Person, die zwischen den beiden
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hin- und herkommuniziert und aufpasst,
dass da nichts Illegales passiert. Ich hab
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mal geguckt, es gibt da irgendwie einen
sehr definierten Satz von Wörtern, die
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diese dritte Person sagen kann, zum
Beispiel „no“, wenn es ein nicht gültiger
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Zug ist, wenn man gerade irgendwie
versucht, über eine fremde Figur zu gehen
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oder so was, und wenn man einen Zug macht,
der unabhängig von den Figuren des anderen
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Spielers nicht möglich wäre, sagt die
Person „hell no“, das gefiel mir irgendwie.
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Genau, das ist noch so eine
kleine Webseite, oh ja, da muss jetzt
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tatsächlich auch mal rausklicken, gucken,
schauen wir uns mal an, das hat
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geschrieben irgendwie ein Mensch, Pippin
Barr, der auch sonst total interessante
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Spielprototypen baut, und in dem Fall sind
es halt auch tatsächlich mal
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ausprobierbare Schachvarianten. Was ich
zum Beispiel sehr gerne mag, ist sowas wie
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„Quantum Chess“. Man kriegt nicht erklärt,
was die Regeln sind, man muss das durch
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Ausprobieren herausfinden. Wir machen mal
irgendwie einen Zug, einen Bauern, so – da
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haben wir zwei Bauern auf einmal. Jetzt
ist Schwarz dran – es gibt da leider keine
-
KIs oder so, man kann halt mit zwei
Menschen gegeneinander spielen, aber
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dieses System achtet dann schon auf
Einhaltung der Regeln. Also in dieser
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„Quantum Chess“-Variante ist es so, dass,
wenn man einen Zug macht, dann geht die
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Figur auf alle möglichen Positionen, die
gehen. Wenn wir jetzt hier irgendwie mit
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der Dame einen Zug machen, haben wir auf
einmal sehr sehr viele Damen, was
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vielleicht praktisch ist, vielleicht ist
es aber auch irgendwie störend. „Quantum
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Chess“. Dann wollte ich euch noch zeigen…
„Gravity Chess“ zum Beispiel…
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Können auch versuchen, einen Zug zu machen –
Gelächter im Publikum
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blinry: ihr lacht schon! Genau. Und so
weiter. Und dann rucken irgendwie alle
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Figuren immer nach. Und auch das ist
tatsächlich spielbar, es gibt irgendwie
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Leute, also, diese Person hat das
vertwittert und andere Leute haben das
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gespielt, und haben dann so irgendwie
Endsituationen dieses Spiels gezeigt,
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irgendwie, wo nur noch sehr wenig geht und
dann irgendwie auch Personen schachmatt
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gesetzt werden. Find ich cool. So, und als
Letztes wollte ich euch noch zeigen:
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Schachboxen! Vielleicht habt ihr davon mal
gehört. Das ist ein ernstzunehmender
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Sport, ursprünglich startete das mal als
Kunstprojekt, wo sich jemand dachte, ha,
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wäre irgendwie lustig wenn Leute
abwechseln Schach spielen und boxen, das
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war dann aber so beliebt dass das
irgendwie richtig populär wurde und es
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gibt jetzt ganz viele Schachbox-Vereine,
die irgendwie Wettkämpfe darin
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organisieren und so, es funktioniert so:
es ist in Runden aufgeteilt, man spielt
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drei Minuten Schach und dann boxt man für
drei Minuten, jeweils abwechselnd. Und man
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kann gewinnen entweder durch, dass man den
Gegner K.O. schlägt, oder dass man ihn
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schachmatt setzt. Außerdem sagen die
Regeln, dass man aufgeben kann, und das
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ist explizit hervorgehoben, dass man das
sowohl in dem Schachteil als auch im
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Boxteil tun kann. Find ich gut. Alles
klar. Dann leite ich über an Bine.
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bleeptrack: Eine Sache, die mich in
letzter Zeit öfter beschäftigt hat, sind
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Twitter-Bots, im Speziellen so
künstlerisch angehauchte Twitter-Bots.
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Unter Twitter-Bot versteht man eigentlich
einfach einen Twitter-Account, hinter dem
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irgendwie ein Programm hängt, das autonom
Sachen postet, oft so einmal am Tag,
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einmal die Woche, mehrmals am Tag, und
dann aber auch ganz unterschiedliche
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Sachen, und ich hab euch mal eine kleine
Reihe meiner Lieblings-Twitter-Bots
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mitgebracht. Einer, der ist ganz einfach,
der heißt „endless screaming“ und postet
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einfach immer nur „aaaah!“ in
unterschiedlicher Länge (das ist ganz
-
wichtig). Ein anderer ist „Big Ben Clock“,
der ist so ähnlich, der schreibt einfach
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immer nur die Glockenschläge der Londoner
Uhr aus, aber natürlich auch immer
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zeitlich passend. Nächster, der ist auch
sehr schön, der heißt „choose to accept“
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und er gibt einem immer Geheimmissionen,
die er zufällig generiert. Eine ist zum
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Beispiel: „Your mission, should you choose
to accept it, is to sneak into the casino
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of Colin the Hairstylist. There, you must
steal the Horn of Plenty, Melvin the rent-
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a-mab, inflate Colin, and finally escape
using a secret tunnel.“ Die sind oft sehr,
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naja, wirr, und werden einfach zufällig
aus so einer Grammatik und aus
-
Satzbausteinen generiert. Dann gibt's noch
den Cocktail-Bot, da seh ich jetzt gerade,
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dass leider in dem Beispielbild kein
schönes Beispiel dabei steht, aber der
-
baut sich auch aus zufälligen Zutaten
witzige Cocktails zusammen, und man kann
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den antwittern, also der ist interaktiv,
also man kann dem irgendwie schreiben
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„misch mir einen…“ und dann denkt man sich
einen schönen Cocktailnamen aus und dann
-
denkt der sich halt rückwirkend aus, was
denn das so für ein Cocktail sein könnte.
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Und da sind dann halt auch oft die
absurdesten Zutaten drin – und wir möchten
-
Linux gerade nicht updaten – und was jetzt
noch ein neues Feature bei dem Bot ist,
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ist, dass man noch sagen kann „surprise
me!“ und dann baut er sich eben einen ganz
-
zufälligen Cocktail und twittert den
zurück. Dann gibt es noch den „Amazing
-
Bot“ oder den „Mazing Bot“, der macht
Labyrinthe die er zufällig generiert, und
-
man kann da spielen, das ist sehr schön,
das sieht dann zum Beispiel so aus, dass
-
wäre die Startposition, man kann dann
unter dem Tweet antworten mit einer
-
Richtung – in dem Fall macht jetzt nur
„up“ und „down“ irgendwie großartig Sinn –
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und wenn man den angetwittert hat, dann
postet er da drunter wieder ein neues Bild
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mit dem neuen Zustand, das heißt man kann
praktisch kollaborativ so ein kleines
-
Labyrinth lösen. Dann ist noch einer, der
gefällt mir besonders gut, das ist der
-
„Nixie Bot“, da hat sich jemand – steht
das hier sogar drin, wem er gehört? glaube
-
leider nicht – da hat sich jemand so eine
Nixie-Tube-Uhr oder so einen Nixie-Tube-
-
Aufbau gebaut, und man kann den Bot dann
antwittern mit einem… oh nein, probieren
-
wir mal nochmal, ja, sehr schön – mit
einem Text, und das wird dann
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eingeblendet, da steht eine RasPi-Cam
davor, die filmt das ab oder macht ein
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Foto, je nachdem, was man dem Bot schickt,
und man bekommt es zurückgetwittert. Es
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dauert oft ein paar Minuten und es ist
halt – also ich find's super witzig
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anzusehen, weil der Herr oder die Person,
muss kein Herr sein, die Person die den
-
Twitter-Bot hat, die sieht man schon, die
dekoriert auch ab und zu diese Nixie-Tube
-
mal ein bisschen um, und man sieht halt
auch immer die Tageszeit, die da halt
-
gerade herrscht, mal ist der Raum
irgendwie dunkel wenn es mitten in der
-
nacht ist oder halt mal leuchtet, wenn es
gerade Tag ist, und das ist halt irgendwie
-
sehr lebendig und der Bot postet auch
immer noch einen so’n Tagesrückblick, also
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alles, was pro Tag an diesen Bot geschickt
wurde, wird dann noch mal zu so einer Art
-
Zusammenfassungsvideo verarbeitet und noch
einmal pro Tag gepostet, und den kann ich
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sehr empfehlen, also twittert den mal an,
wenn ihr schon immer euren Nickname in
-
Nixie-Tubes geschrieben haben wolltet,
dann ist der wirklich sehr nett.
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Zum Schluss möchte ich euch noch auf einen
meiner Bots aufmerksam machen, den ich mal
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gebaut habe, der lebt nicht auf Twitter in
dem Fall, sondern auf Mastodon, das ist
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der Touritafel-Bot. Touritafel, kurz für
„touristische Unterrichtungstafel“, das
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sind diese Tafeln, die ihr wahrscheinlich
von der Autobahn kennt, die da immer so an
-
der Seite stehen und oft auch so ein
bisschen obskur sind und irgendwie darauf
-
hinweisen, für was diese Region oder diese
Stadt gerade bekannt ist. Und ich habe
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einen Bot gebaut, der sich solche Tafeln
generieren kann, der holt sich hier Daten
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aus zwei Datenbanken, einmal aus Wikidata,
wenn ihr hier in der WikipakaWG sitzt,
-
dann kennt ihr vielleicht auch Wikidata,
das ist das Schwesterprojekt zur
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Wikipedia, nur als maschinenlesbare
Datenbank, und da hole ich mir Städtenamen
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und Objektenamen raus, das heißt es sind
alles, ja, irgendwie reale Objekte und
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Städte die da verarbeitet werden, dann
brauche ich noch ein Icon, das hole ich
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mir aus „The Nouns Project“, das ist so
eine Ansammlung von SVG-Grafiken, die man
-
benutzen kann, und mein Bot verbastelt das
dann eben zu einem Bild, das so in etwa
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nach so einer Touritafel aussieht, und ihr
seht schon, die sind halt auch oft sehr
-
obskur, dann gibt es halt so was wie ein
Pommes frites Museum oder ein, was haben
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wir da noch schönes, oh es sind alles
Museen zufällig, normalerweise variiert
-
der Text immer noch ein bisschen mehr, das
sind dann auch mal irgendwie, keine
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Ahnung, die Kuchenstadt Magdeburg oder
sowas kann dann auch mal rauskommen. Und
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der Grund, warum der Bot zum Beispiel auf
Mastodon lebt, ist finde ich auch eine
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sehr spannende Geschichte. Vor einiger
Zeit hat Twitter seine API-Schnittstelle
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geändert, ich weiß nicht ob ihr das
mitbekommen habt, und das ist mittlerweile
-
sehr viel schwerer, sich so einen API-
Schlüssel abzuholen bei Twitter, man muss
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mittlerweile so ein ganzes Formular
ausfüllen, was man denn gedenkt zu tun,
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für was man diesen Twitter-Account
überhaupt benutzen will, und eigentlich
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will Twitter diesen API-Schlüssel am
liebsten gar nicht mehr rausgeben, und das
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hat diese Twitter-Bot-Kunstszene
tatsächlich sehr aufgerüttelt, weil es
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jetzt schwerer geworden ist, neue Bots zu
bauen, weil zum Teil auch alte Bots durch
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eine eingeschränkte API einfach nicht mehr
funktionsfähig sind. Und dann kommen auch
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auf einmal ganze Diskussionen hoch, gerade
wenn es um Medienkunst geht, wie gehe ich
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denn eigentlich auch um Archivierung, wie
gehe ich damit um, wenn Sachen eingestellt
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werden, nicht mehr funktionieren, das ist
natürlich problematisch, Medienkunst zu
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archivieren, weil sich Technik so schnell
verändert und so schnell wandelt. Und der
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Ausweg, den sehr viele gefunden haben, ist
Mastodon, eine Twitter-Alternative, die
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dezentral funktioniert, und da gibt es
eine eigene Instanz, die heißt
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„botsin.space“, und auf der leben jetzt
nur solche künstlerisch angehauchten und
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witzigen – also nicht mehr Twitter-,
sondern Mastodon-Bots dann in dem Moment.
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Kann ich euch sehr empfehlen da mal
durchzuklicken, da gibt es auch sehr sehr
-
viele schöne Projekte. Und wenn ihr mal
Lust habt, vielleicht selber so einen Bot
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zu bauen, dann kann ich euch ein paar
Sachen empfehlen. Einmal gibt es die
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„Botwiki“. Das ist ein Projekt, wo eben
solche Bot-Varianten gesammelt werden,
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klickt euch da mal durch, die ist noch
nicht sehr voll und nicht sehr
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vollständig, finde ich, also – vielleicht
findet ihr auch mal einen Bot, den ihr
-
besonders gern mögt, dann tragt den da
gerne ein, aber man kann sich da auch
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hervorragend durchklicken und mal sich
anschauen, was andere so machen. Da gibt's
-
Bots, die machen Gedichte oder die machen
Musik, also da gibt’s massig, das man
-
erkunden kann. Und wenn ihr wirklich
selber einen bauen wollt, dann gibt es die
-
Seite „Cheap Bots, Done Quick!“, die ist
dafür da, um sehr schnell praktisch so
-
einen Bot zu hosten, ohne großartige
Vorkenntnisse, und das kann man dann auch
-
noch ergänzen mit Tracery, das ist ein
Tool, mit dem man sich sehr einfach
-
Grammatiken bauen kann um zum Beispiel
Texte zu generieren, aber auch um Bilder
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zu generieren. Wenn euch das noch mehr
interessiert, das habe ich leider nicht
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verlinkt, aber dann könnt ihr nochmal bei
blinry auf seinem Blog schauen, der hat da
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nämlich auch mal einen schönen Workshop
gehalten – wurde der aufgezeichnet? Leider
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nicht. Aber da hast du Folien online?
Genau, dann schaut doch mal auf blinrys
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Blog, dann gibt es da Folien, wie das ganz
genau funktioniert.
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blinry: Als nächstes geht es um Ray
Marching und Signed Distance Functions.
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Das klingt ganz furchtbar gruselig, aber
ich erkläre euch mal, wie ich dazu kam.
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Wir waren vor ungefähr drei Jahren mal auf
einer Demoparty in Köln, der Evoke, das
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ist so ein Treffen, da tun sich einige
hundert Leute zusammen und setzen sich
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irgendwie für ein paar Tage in dunkle
Hallen und setzen sich an ihre Laptops und
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coden irgendwie coole Videos, also, die
coden irgendwie kleine Schnipsel, die also
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sehr interessante grafische und audiell
interessante Dinge tun, so ein paar
-
Minuten. Und es gibt dann verschiedene
Kategorien, unter denen sie die einreichen
-
können, verschiedene Wettbewerbe. Und
einer davon ist eine Einschränkung für das
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Programm, das man da schreibt, dass das
Programm eine bestimmte Größe nicht
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überschreiten darf. Und dann zum Beispiel
so eine Größenbeschränkung hat wie vier
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Kilobyte zum Beispiel. Was, finde ich,
unglaublich wenig ist, sind halt so ein paar
-
Zeilen – ein paar Seiten Code im
Wesentlichen. Und die Herausforderung ist,
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mit dieser Platzbeschränkung irgendwie
coole Dinge zu tun. Was da dann zum
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Beispiel rauskommt ist sowas hier, also
das ist jetzt eine 4k-Demo von der Evoke,
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die total spannende komplexe Geometrien
beinhaltet. Gucken wir mal ein bisschen rein.
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Ne, man sieht da irgendwie diese
Nebeleffekte im Raum, irgendwie eine
-
interessante Kameraführung und so, und man
fliegt dann da durch so eine fraktale
-
Geometrie durch. Gehen wir mal ein
bisschen weiter hinten rein… So, da
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bewegen sich Sachen in dieser Welt, und –
oh, übrigens haben wir auch Musik,
-
irgendwie, das ist auch durch diesen Code
generiert, in dem Moment, also das läuft
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alles live auf dem Rechner. Also irgendwie
so die Oberfläche schillernd, als wäre da
-
Nebel, naja. Und ich saß da mit offenem
Mund und habe gedacht: wie machen die das?
-
Wie kriegen die mit so wenig Code
irgendwie so komplexe Sachen hin? Und dann
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habe ich auf der Rückfahrt im Zug
irgendwie so ein bisschen recherchiert und
-
bin auf eine Sache gefunden, die Leute
immer wieder erwähnt haben, nämlich
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Fragment Shaders. Das ist ein OpenGL-Ding,
da geht es darum, dass man ein kleines
-
Programm schreibt, was, wenn man ein Bild
erzeugen will, für jeden Pixel einzeln
-
ausgeführt wird. Also man kriegt die
Pixel-Koordinaten in dieses Programm rein,
-
das Programm rechnet einem dann irgendeine
Farbe aus, die dieser Pixel haben soll.
-
Und der Vorteil ist, wenn man das so
macht, kann man das super gut
-
parallelisieren. Grafikkarten sind halt
darauf ausgelegt, dass die total parallel
-
für ganz viele Pixel gleichzeitig
irgendwie dann diese Farbe ausrechnen
-
können. Dafür ist diese Technologie
gedacht. Und ich habe online dieses Buch
-
gefunden, „The Book of Shaders“, das sich
selbst nennt, irgendwie, „a gentle step-
-
by-step guide through the abstract and
complex universe of Fragment Shaders“. Das
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ist wirklich gut, das kann ich empfehlen,
das nimmt einen sehr nett an die Hand,
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irgendwie, und zeigt einem mal wie das
funktioniert, zeigt einem so ein paar
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Generierungsmöglichkeiten für komplexere
Geometrien und so. Allerdings macht das
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nur 2D-Kram, also damit kann man jetzt
noch nicht diese Demos bauen, die wir da
-
gesehen hatten. Dann habe ich ein bisschen
weiter geguckt und habe noch andere
-
Webseiten gefunden und bin auf
verschiedene Techniken gestoßen, um
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3D-Geometrien – also, 3D-Grafik zu machen.
Was ich in der Uni schon mal gehört hatte
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und was ihr vielleicht auch mal gehört
habt ist „Raytracing“, wo man im
-
Wesentlichen – wenn man so ein Bild
ausrechnen will, das aus verschiedenen
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Pixeln besteht, dann schießt man von der
Kamera aus, die irgendwie sich im 3D-Raum
-
befindet, für jeden Pixel einen Strahl in
die Szene rein und guckt mal, wo der
-
auftrifft. In der Szene können dann, weiß
ich nicht, hier, Kugeln sein oder
-
irgendwie komplexere Sachen, und man guckt
sich dann im Wesentlichen an, wo trifft
-
dieser Strahl, den ich gerade schieße, als
erstes auf, und welche Farbe hat das
-
Objekt, und so ein bisschen vielleicht wie
ist das schattiert, liegt das im Schatten,
-
ist das irgendwie besonders angeleuchtet
oder sowas, und diese Farbe kriegt dann
-
halt der Pixel. Das ist so ein
Standardverfahren, um irgendwie hübsche
-
3D-Geometrie zu rendern. Damit kann man
dann sehr gut so was machen wie
-
Glasobjekte, zum Beispiel, oder irgendwie
weiche Schatteneffekte und so was. Und das
-
ist eine Technik, die sehr lange es schon
gibt und sehr etabliert ist, allerdings hat
-
sie ein Problem, nämlich wenn man sehr
komplexe Geometrie hat, dann sind diese
-
Schnitttests total kompliziert. Also, wenn
man herausfinden will, ob der Strahl jetzt
-
mit irgendwas davon kollidiert, ist das
vielleicht super aufwendig herauszufinden.
-
Insofern eignet sich das nicht so gut für
diese Demo, die ihr da gerade gesehen habt
-
zum Beispiel. Sondern was man da macht ist
ein anderes Verfahren, das nennt sich
-
„Raymarching“. Hatte ich vorher noch nie
gehört. Was macht man da? Man definiert
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sich eine mathematische Funktion, die
einem für jeden Punkt im Raum gibt den
-
Abstand zur nächsten Oberfläche eines
Objekts. In diesem Beispiel ist das 2D,
-
aber das funktioniert auch in 3D. Also
stellt euch vor, irgendwie, ihr habt
-
irgendwie eine Funktion, da tut ihr eine
Koordinate rein, und ihr kriegt eine
-
einzelne Zahl raus, und die sagt euch
dann, okay, die nächste Oberfläche ist
-
irgendwie einen Meter weit weg oder sowas.
Und wenn ihr dann wieder die Sache macht,
-
einen Strahl in die Szene zu schießen,
dann könnt ihr halt, wenn ihr wisst, okay,
-
der Strahl ist irgendwie hier, die nächste
Oberfläche ist einen Meter weg, ich weiß
-
nicht, in welche Richtung, aber irgendwie
einen Meter ist sie weg, dann ist halt in
-
einer Kugel mit einem Meter Radius auf
jeden Fall kein Objekt drin. Das heißt,
-
ich kann einen Meter nach vorne gehen,
ohne gegen irgendwas gegen zu stoßen. Dann
-
mache ich das und werte dann diese
Funktion für den Punkt, an dem ich
-
angekommen bin, noch mal aus. Und die sagt
dann vielleicht, okay, das nächste Objekt
-
ist einen halben Meter weg oder so, gehe
ich wieder einen halben Meter nach vorne,
-
und das wiederhole ich so lange, bis der
Abstand zu einem Objekt ausreichend klein
-
ist. Also in dieser Grafik ist es halt für
den 2D-Fall demonstriert, wo man bei P0
-
anfängt und dann irgendwie als erstes so
einen Abstand kriegt entsprechend des
-
Radius dieses Kreises, den man dann
vorwärts geht, und das so lange
-
wiederholt, bis man irgendwo auftrifft.
Und, genau, das kann man halt auch in 3D
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machen, und dadurch dann sehr elegant
irgendwie Formulierungen finden für diese
-
komplexen Geometrien, die ihr gesehen
habt, wo man dann vielleicht Teile des
-
Raumes beschreibt und die dann periodisch
wiederholt oder so was, dann kann man
-
diese Funktion auch einfach wiederholen.
Naja, und wenn man das richtig gut kann,
-
kann man damit halt so coolen Scheiß
machen. Ich habe Anfang letzten Jahres
-
auch mal einen kleinen Workshop dazu
gemacht – wir verlinken die Folien
-
nachher, dann könnt ihr euch das angucken
wenn euch das interessiert – wo ich auch
-
nochmal so ein bisschen demonstriere, wie
das funktioniert, und dann auch anfange
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irgendwie, erstmal so mit dem 2D-Fall,
irgendwie, wie man da einzelne Formen
-
malt, wie man irgendwie sich Kreise
definiert und irgendwie den Farben
-
zuordnet und so, und später kann man dann
vielleicht verschiedene 2D-Formen haben
-
und sie so ein bisschen verschmelzen…
gucken, ob ich da eine Stelle finde,
-
genau, hier so was… das ist dann auch mit
dieser distance function total einfach,
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sich das zu definieren, dass man halt
irgendwie die Mittelpunkte der beiden
-
Kreise hat und sich dann diese bisschen
komplexere, bisschen, ja, irgendwie
-
bouncy, knetbar aussehende Oberfläche
erzeugt. Und von da kann man dann halt
-
weitergehen in den 3D-Raum und da im
Wesentlichen das Gleiche machen, sich dann
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irgendwie, zum Beispiel hier so einen
Würfel mit runden Ecken definieren, wie
-
gesagt, und dann irgendwie irgendeinen
Untergrund bauen und dem vielleicht Wellen
-
geben, und am Schluss dann das Ganze
irgendwie ganz oft wiederholen, und da hat
-
man so einen Flug durch irgendwie eine
komplexe 3D-Welt mit Code, das sind
-
ungefähr so, weiß nicht, vielleicht die
doppelte Menge Code, die ihr da seht, oder
-
so was, die man braucht um das zu
schreiben. Naja, und insgesamt, sowohl
-
Fragment Shaders als auch dieses
Raymarching sind halt zwei Ansätze, Grafik
-
zu machen, die ich vorher so noch nicht
kannte und die mich ziemlich umgehauen
-
haben, und ich dachte das interessiert
euch vielleicht auch. Wenn man das richtig
-
gut kann, kommt dabei so was raus. Das ist
ein Mensch, der heißt – also der nennt
-
sich IQ und macht so was seit vielen,
vielen Jahren, und ich gucke mal, wenn man
-
ans Ende springt – also das ist ein Video,
in dem er tatsächlich mal erklärt, wie er
-
arbeitet und wie seine Demos
funktionieren, und einen da mitnimmt – ihr
-
seht, das geht irgendwie knapp sechs
Stunden, also das ist kein triviales
-
Programm, ich hätte gerne… mal gucken, ob
ich noch eine animierte Version davon
-
finde, das ist halt so eine kleine
niedliche Figur, die durch die Gegend
-
springt, genau. Und sowohl der Untergrund
bewegt sich als auch diese Figur bewegt
-
sich, Und da hat IQ halt genau das Gleiche
gemacht, sich eine Funktion definiert, zum
-
Beispiel, die einem den Abstand zu der
Oberfläche des Körpers dieser kleinen
-
Figur angibt, und darüber kann man das
rendern. Und generell hat dieser Mensch
-
auch eine Webseite mit sehr, sehr guten
Ressourcen zu dem Thema. Genau! Soweit dazu.
-
bleeptrack: Vor einigen Jahren habe ich
-
mal angefangen, jeden Tag ein kleines
Bildchen zu zeichnen und das zu
-
veröffentlichen, und denen hab ich einen
Namen gegeben, die heißen jetzt Schnipsel,
-
das eben so kleine snippets sind, die eben
einfach jeden Tag entstehen. Und ich
-
wollte einfach mal so ein bisschen was
davon erzählen. So richtig genau weiß ich
-
eigentlich nicht mehr, warum ich damit
angefangen hatte, aber es ging auf jeden
-
Fall ein bisschen darum, besser zu
reflektieren, was man so macht, das habe
-
ich während dem Studium noch angefangen,
und euch geht’s vielleicht ähnlich wie
-
mir, ich bin so jemand der mal voll gern
so Projekte anfängt, aber dann vielleicht
-
auch nicht fertig macht oder so ein Jahr
später mal wieder dran weiterbastelt, und,
-
naja, ich hatte irgendwie das Gefühl, ich
verliere so ein bisschen den Überblick,
-
was ich eigentlich am Tag mache, und dann
studiert man noch und macht noch irgendwie
-
3000 andere Sachen parallel, dann fand ich
es eigentlich immer schön, immer am Ende
-
vom Tag oder am Beginn des nächsten Tages
so ein bisschen zu reflektieren, was war
-
denn der wichtigste Punkt in meinen
letzten 24 Stunden? Und nachdem ich ganz
-
gern zeichne und auch das Gefühl hatte,
während meinem Informatikstudium, ich
-
zeichne gar nicht mehr so viel, dachte
ich, ich halte das einfach in kleinen
-
Bildern fest. Und für mich war dann halt
irgendwie wichtig, dass das auch irgendwie
-
schnell gehen muss, und – können wir jetzt
hier mal schon auf diesen Link klicken –
-
ich habe kürzlich mal bei Twitter
praktisch so einen kleinen Screencast,
-
wenn man das so nennen will, aufgenommen,
wie ich das zeichne. Also es musste für
-
mich halt irgendwie schnell gehen, das ist
halt wirklich wie so ein scribble, ich
-
mach da nicht lange rum, ein so’n Bild
dauert vielleicht irgendwie zehn Minuten
-
oder eine Viertelstunde oder so was, und
ich habe hier so ein Thinkpad, das hat so
-
einen integrierten Digitizer, also einen
Stift, das heißt ich kann das direkt
-
digital machen, ich brauche da gar kein
Papier, und probier halt einfach so ein
-
bisschen rum, und verzichte auch irgendwie
komplett auf Farbe, weil ich irgendwie für
-
mich festgestellt hab, ich bin echt
schlecht im kolorieren, und für so was
-
reicht es total, irgendwie ein bisschen
mit Schwarz-weiß zu arbeiten, aber
-
Schatten haben mir Spaß gemacht, also ich
hab immer so ein bisschen Schattierungen
-
reingezeichnet. Die Auflösung ist auch
total popelig, sind irgendwie 250 x 250
-
Pixel, das schränkt einen auch nochmal
ziemlich ein, weil man dann so richtig
-
Details eigentlich auch nicht mehr
festhalten kann, ist im Nachhinein
-
vielleicht ein bisschen schade, weil ich
manchmal mittlerweile das Gefühl hätte,
-
ich würde mir gerne auch mal so einen
großen Abzug machen mit so einer Sammlung,
-
und dann ist die Pixelauflösung
tatsächlich ein bisschen arg gering, und
-
ich hab dann auch irgendwann angefangen,
die, wie ihr hier seht, einfach mal auf
-
Twitter zu posten, weil ich dachte, das
ist immer so ein bisschen schade, ich habe
-
die zwar immer auf meine Webseite gepackt,
aber da versauern die halt, da guckt die
-
eigentlich irgendwie niemand an. Und dann
hatte ich mal gefragt, würde sich das
-
jemand angucken, wenn ich das auf Twitter
posten würde? Dann kam von ein paar Leuten
-
so, ja, ich würde mir das angucken, und
dann hab ich das jetzt einfach mal
-
probiert. Das ist einfach ein Bot das auch
immer jeden Tag direkt mit auf meinen
-
Twitter-Account haut, und ich habe
tatsächlich auch sehr positives Feedback
-
dann bekommen, weil ich habe oft mal auch
so Tage, wo es halt so stressig, und ich
-
verchecks dann einfach, die zu zeichnen,
das kommt schon auch mal vor, beim
-
Scrollen habt ihr vielleicht auch gesehen,
da gibt es ein paar Monate wo fast gar
-
nichts drin ist, da hatte ich einfach so
viel Stress, dass ich es nicht gebacken
-
bekommen habe. Dann haben auch wirklich
Leute geschrieben, ist voll schade, dass
-
du gerade nichts zeichnest, ich freue mich
eigentlich jeden Tag auf dein kleines
-
Bildchen. Und blinry hat es zum Beispiel
auch mal ausprobiert, einen Monat lang,
-
das könnt ihr euch gerne auch mal
angucken, oder wir klicken da vielleicht
-
auch mal drauf, dann können wir das mal
groß machen. Du hast dir ein anderes
-
Format ausgesucht, du hast das immer so
kreisförmig gemacht, und du hattest das
-
auch schon mal gemacht mit… Achtecken,
wenn ich das richtig im Kopf habe, oder
-
Sechsecken, oder hast dir immer andere
Formate ausgesucht, das finde ich auch
-
sehr schön. Bei mir ist halt quadratisch,
blinry hat ja auch so einen schönen
-
Monatszusammenschluss gemacht und das halt
von Hand gezeichnet, das ist auch
-
irgendwie sehr schön und sehr ästhetisch,
wie ich finde. Und ich hatte ja schon
-
gesagt, ich hab das jetzt gerade auf so
einem Bot laufen, und kürzlich hatte ich
-
halt nochmal eine API dazugenommen, dass
er noch wo posten soll, und hab dann so
-
einen Fehler nicht abgefangen, und dann
ist mein – bin ins Bett gegangen, das war
-
irgendwie so eine dumme Idee, und dann ist
mein Bot ein bisschen Amok gelaufen, hat
-
alle zehn Minuten das gleiche Bild noch
mal gepostet, und dann kam halt irgendwie
-
von 20 – also, früh wacht man dann halt
auf, und man sieht dann irgendwie so aus…
-
Aber ich hatte halt irgendwie die ganze
Inbox voll mit „Oh, dein Bot läuft Amok!
-
Oh mein Gott, die ganze Timeline von mir
wird zugespamt! Das kann ja nicht wahr
-
sein!“ Und irgendwelche haben dann schon
runter geschrieben, „hihi, die schläft,
-
die Nacht ist noch lang“, und ich bin auch
irgendwie, ich dachte, das war so ein Tag,
-
wo ich so ausgeschlafen habe bis um 10,
und das war dann halt irgendwie nicht so
-
schön, aber das Schöne ist, wenn man halt
täglich ein kleines Bildchen zeichnet,
-
dann kann man da halt auch einen kleinen
Witz draus machen, mit einem fiktiven Bot,
-
der sagt, „Hm, diesen Schnipsel mag ich
sehr, sehr gerne! Und den zeige ich jetzt
-
die ganze Nacht über“, und, naja. Ich
finde – ich möchte euch eigentlich ein
-
bisschen dazu ermutigen, mal so eine
Reflektionstechnik sich auszusuchen, weil
-
ich finde, das bringt einem sehr viel,
gerade auch so – man hat so Tage wie den
-
Congress, da passieren irgendwie 3000
Sachen an einem Tag, und die Tage
-
verschwimmen so ineinander, und ich habe
auch festgestellt, man kann – man hat –
-
man findet so den positiven Aspekt in
einem Tag, auch wenn es vielleicht eher so
-
ein Scheißtag war, und man kann sich viel
besser – also ich kann mich zumindest viel
-
besser erinnern, was so passiert ist,
vielleicht noch vor einem Monat, oder vor
-
zwei Monaten, weil ich weiß ja noch,
welches Bildchen ich an dem Tag gezeichnet
-
habe. Also probiert es gerne mal aus – wer
weiß, ob das jetzt ein Bildchen ist,
-
vielleicht schreibt ihr auch nur ein Wort
pro Tag auf, aber ich finde, das ist eine
-
sehr schöne Technik, um sich mal selber zu
verdeutlichen, was man eigentlich so
-
schafft und eigentlich so macht.
blinry: Ich möchte euch als nächstes etwas
-
erzählen über mathematische Paradoxe, die
ich ganz spannend finde. Zum Beispiel gibt
-
es etwas, das nennt sich das „interesting
number paradox“, das so etwas aussagt,
-
wie: „alle Zahlen sind interessant“. Und
das ist erstmal überraschend, für mich
-
zumindest. Lasst uns das zusammen mal
beweisen. Also, das ist ein Beweis, der
-
läuft über einen Widerspruchsbeweis, das
heißt wir machen am Anfang eine Annahme.
-
Wir nehmen an, es gäbe überhaupt
uninteressante Zahlen. Man beschränkt das
-
üblicherweise auf natürliche Zahlen,
irgendwie nicht negative ganze Zahlen, mit
-
denen irgendwie Objekte zählen könnten
oder so was, und wir nehmen mal an, es
-
gäbe welche, die wären uninteressant. So.
Stellt euch irgendwie einen Zahlenstrahl
-
vor, und da sind jetzt diejenigen
markiert, die uninteressant sind. Und wenn
-
wir uns das angucken, dann gibt es halt
unter denen auch eine, das ist die
-
kleinste uninteressante Zahl: die, die
halt auf dem Strahl am weitesten links
-
sitzt. Und, ok, das ist irgendwie komisch,
das ist eine Zahl, die ist gleichzeitig…
-
ist sie uninteressant, aber diese
Eigenschaft, dass sie die kleinste
-
uninteressante Zahl ist, ist natürlich
schon wieder total interessant. Und da
-
kommt ein Widerspruch zustande, und wenn
das passiert bei so einem Beweis, dann ist
-
halt die Aussage, dass unsere Annahme
falsch war. Und das zeigt uns halt, dass
-
die Annahme, die kann nicht stimmen – wir
haben angenommen, es gibt irgendwelche
-
uninteressanten Zahlen, das heißt, das
Ergebnis ist, alle natürlichen Zahlen sind
-
interessant. Das ist ein Beweis, der
klingt irgendwie komisch, da ist
-
allerdings kein doppelter Boden drin, es
gibt so ein paar Beweise, wo man sich
-
irgendwie 1 = 2 herleitet oder so, wo man
dann irgendwo durch 0 teilt, das ist
-
natürlich Quatsch – das ist ein relativ
wasserdichter Beweis, der nicht ganz ernst
-
gemeint ist, aber der schon irgendwie
einer kritischen Betrachtung standhält.
-
Naja. Ach so, genau, ich wollte noch
erzählen: trotzdem gibt es Leute, die
-
versuchen dann, diese kleinste
uninteressante Zahl zu finden, und nehmen
-
dann verschiedene Kriterien her,
irgendwie. Es gibt so eine Online-
-
Enzyklopädie der Nummersequenzen, die
gucken sich dann da die kleinste Zahl an,
-
die da nicht drin vorkommt oder so was.
Oder zum Beispiel die kleinste Zahl, die
-
keinen eigenen Wikipedia-Artikel hat: ich
habe vorhin mal nachgeguckt, das ist
-
momentan die 262. Ist die besonders
interessant? Vielleicht – gibt wohl nichts
-
über sie zu erzählen, bisher. Das nächste
Paradox, das ich mitgebracht habe, hat mit
-
diesem geometrischen Objekt zu tun.
„Gabriels Horn“. Diese Oberfläche ist so
-
definiert: ihr nehmt euch die Funktion 1/x
her, das ist hier diese rote Linie, diese
-
Kästchen sind jeweils eine Längeneinheit
lang. Und wir gucken uns dann einen
-
bestimmten Bereich davon an, nämlich
schneiden wir den an dieser Stelle 1 ab
-
und gucken uns den ganzen Teil, der dann
nach rechts läuft, an, nehmen diesen
-
Verlauf und rotieren den um die x-Achse.
So ist dieses Objekt konstruiert. Was wir
-
dann kriegen, ist halt so ein sehr, sehr
spitz, unendlich weit nach rechts
-
zulaufendes, Ding, was irgendwie aussieht
wie ein Trichter. Und dieses Objekt hat
-
eine super spannende Eigenschaft, nämlich:
Also, die Oberfläche des Objektes ist
-
unendlich groß, was irgendwie einleuchtet,
weil es ja unendlich weit nach rechts
-
läuft. Wenn man irgendwie das versuchen
würde mit Farbe anzumalen oder so was,
-
würde man unendlich viel Farbe brauchen,
weil man irgendwie das ganze Ding nie
-
vollgemalt bekommt. Allerdings, wenn man
es jetzt mit der Öffnung nach oben dreht
-
und die Farbe da reingießt, irgendwie, um
das Volumen zu messen, dann stellt man
-
fest, das ist ein endliches Volumen, das
Ding ist irgendwann voll. Und das ist eine
-
super spannende Kombination von zwei
Eigenschaften, finde ich, also wenn man
-
das mit Farbe aufgefüllt hat, innen,
könnte man sagen, okay, das berührt ja
-
jetzt irgendwie die gesamte Oberfläche von
innen, aber trotzdem, wenn wir es anmalen,
-
reicht es halt nicht. Und, naja, dieses
Paradox mit der Farbe, das klingt erstmal
-
total komisch – man kann das ein bisschen
auflösen, indem man sich vorstellt, wenn
-
wir das nicht von außen anmalen würden,
sondern von innen, dann kämen wir halt
-
irgendwann, wenn wir weiter nach rechts in
diese Spitze reinmalen, in so einen
-
Bereich, wo die Farbschicht vielleicht so
dick ist, dass sie da gar nicht mehr rein
-
passt. Das heißt, wenn man es von innen
bemalt, müsste man mit der Farbschicht
-
eigentlich auch immer dünner werden, und
wenn man das dann so rechnet, dann ist
-
halt doch die Farbmenge wieder begrenzt.
Das heißt dieses mit der – also, mit Farbe
-
füllen funktioniert, mit Farbe anmalen,
ist unendlich viel Farbe, kann man dadurch
-
so ein bisschen auflösen, und auch diese
Eigenschaft, dass die Oberfläche unendlich
-
groß ist und das Volumen endlich, also,
man kann sich das ausrechnen. Man kann
-
sich Integrale aufschreiben mit dieser
Funktion 1/x und dann irgendwie
-
integrieren über die Länge und so, und
sich ausrechnen wie groß die Oberfläche
-
ist, man sieht sie ist unendlich, und wie
groß das Volumen ist, und man sieht es ist
-
endlich. Das ist allerdings nicht
besonders intuitiv. Ich könnte euch jetzt
-
die Formeln zeigen und dann würdet ihr das
vielleicht glauben oder vielleicht auch
-
nicht, aber was ich dann noch fand ist
eine Betrachtung oder ein Vergleich, der
-
einem das so ein bisschen schmackhafter
macht, nämlich: Wenn ihr euch vorstellt,
-
ihr nehmt ein Stück Knete, eine definierte
Menge Knete, macht daraus irgendwie eine
-
kleine dicke Schlange oder so was, so
einen Zylinder, zylindrische Form, und
-
guckt euch dann mal die Oberfläche von dem
ganzen Ding an. Dann ist die Oberfläche
-
halt ungefähr so der Umfang dieser Form
des Zylinders mal der Länge. Das ist quasi
-
so, als würde man da irgendwie Papier
darum legen, wenn man das aufrollt hat man
-
so ein Rechteck, die eine Kantenlänge des
Rechtecks ist so lang wie der Umfang, die
-
andere Länge so lang wie diese Schlange
lang ist. Und jetzt nehmen wir diese Knete
-
und rollen sie ein bisschen dünner, dass
sie nur noch halb so dick ist. Was dann
-
damit passiert, ist, dass, naja, also die
Höhe halbiert sich und das heißt, es
-
halbiert sich auch der Umfang dabei.
Allerdings wird die Querschnittsfläche,
-
wenn ihr das einmal durchschneiden würdet,
auf ein Viertel sinken. Und das bedeutet,
-
weil ja das Volumen konstant bleibt – wir
nehmen ja keine Knete weg oder so was –
-
wird diese Schlange danach viermal so lang
sein. Das heißt, okay, was haben wir?
-
Wir haben die vierfache Länge, wir haben den
halben Umfang, das heißt die Oberfläche
-
dieses Dings hat sich verdoppelt gerade,
während das Volumen konstant geblieben
-
ist. Und das bedeutet, je dünner man diese
Schlange rollt, desto mehr verschiebt sich
-
dieses Verhältnis von Fläche und Volumen,
und das ist halt auch genau das, was hier
-
bei diesem Objekt passiert, dass man das
quasi unendlich weiter dünner macht und
-
dabei halt dieses Verhältnis völlig aus
dem Gewicht gerät und dadurch diese
-
Eigenschaft zustande kommt. Ein bisschen
ähnlich und mit Unendlichkeit zu tun hat
-
auch das „coastline paradox“, wo es darum
geht, dass man die Länge einer
-
Landesgrenze messen will. Und da kommt es
dann sehr darauf an, wie genau man das
-
macht, was dabei rauskommt. Wenn ihr euch
vorstellt, ihr habt irgendwie ein sehr
-
langes Lineal, und man legt das dann jetzt
irgendwie mal an diesen Landesumriss an,
-
kippt das immer so ein bisschen weiter,
geht da irgendwie einmal rum, dann kriegt
-
man irgendeine Zahl raus, okay, man könnte
sagen, das ist die Länge, aber dann könnte
-
jemand kommen: „das hast du nicht genau
genug gemessen, und wir müssten eigentlich
-
das mit einem kürzeren Lineal machen, was
das irgendwie genauer misst, und irgendwie
-
in Meeresbuchten noch reingeht“, das ist
so der Unterschied hier zwischen dem
-
linken Beispiel und dem rechten, wo man
halt beim rechten einen viel kürzeren
-
Maßstab genommen hat und damit genauer
diesen Umrisse misst. Das heißt, davon
-
hängt es sehr ab, was man da für eine Zahl
herauskriegt für die Länge dieses
-
Landesumrisses. Und das lässt sich halt
beliebig weit fortführen, wenn ihr euch
-
jetzt vorstellt, ihr steht irgendwie am
Strand dieses Landes und wollt messen die
-
Länge der Linie zwischen dem Sand und der
Wasserkante oder so was, könnt ihr jetzt
-
ein 30-cm-Lineal nehmen oder so, und da
hinlegen und dann weiterlegen und so, und
-
sagen, okay, das sind jetzt 60 cm, aber
dann kommt vielleicht irgendwie ein
-
Lebewesen, was noch viel kleiner ist als
ihr, und sagt, ihr hättet doch auch jetzt
-
so um die einzelnen Sandkörner herum
messen müssen und so, und dann noch in die
-
Lücken gehen, und dann kriegt man halt
noch eine längere Länge raus. Und das
-
führt sich beliebig fort weiter,
irgendwie, die Sandkörner haben dann
-
vielleicht Unregelmäßigkeiten, wo man rein
messen kann, und wenn man auf atomare
-
Ebene kommt, wird das irgendwie alles sehr
merkwürdig, aber trotzdem sehen irgendwie,
-
dass das Konzept einer Länge eines
Landesumrisses halt nicht gut definiert
-
ist. Mathematiker sprechen davon, dass
diese Form eine fraktale Dimension > 1
-
hat, das heißt, je genauer man hinguckt,
desto länger wird dieses Ding. Und das
-
finde ich nicht besonders intuitiv. Und
das letzte Paradox, das ich mitgemacht
-
habe, ist das Geburtstagsparadoxon. Manche
von euch kennen das vielleicht.
-
Im Wesentlichen geht es darum, also, wenn ich
jetzt hier im Saal mich mal umgucke und
-
irgendwie hier diese rechte Sitzspalte von
euch nehme, ihr seid vielleicht 30 Leute
-
oder so, würde ich schätzen, und die Frage
dieses Paradoxons ist ist dann: Wie
-
wahrscheinlich ist es, dass zwei von euch
am genau gleichen Tag Geburtstag haben?
-
Und wenn ihr mögt, und das noch nicht
kennt, könnt ihr mal versuchen zu
-
schätzen, irgendwie, was da so – also
einfach so einen Prozentwert, wie
-
wahrscheinlich das wäre, wenn ihr mögt.
Habt ihr da irgendwie Ideen?
-
Publikum: Gehen wir von 30 aus?
blinry: Gehen wir von 30 aus.
-
Publikum: Wahrscheinlich 30!
blinry: lacht
-
Publikum: Das ist hoch!
blinry: Da wird gesagt, die
-
Wahrscheinlichkeit sei hoch. Und, also –
über 50 wird gesagt? Mhm. Das habe ich
-
jetzt natürlich auch als Paradoxon
eingeleitet, wo schon ein bisschen klar
-
ist, dass wahrscheinlich irgendwie was
Unerwartetes rauskommt. Wenn man da naiv
-
rangeht, könnte man halt denken, okay, 30
Leute, es gibt irgendwie 365 Tage im Jahr,
-
dass es da irgendwie eine Übereinstimmung
gibt, ist die Wahrscheinlichkeit nicht so
-
super hoch. Aber dadurch, dass, wenn man
eine Person einer Gruppe hinzufügt, es
-
halt viel mehr Paare gibt auf einmal,
steigt diese Wahrscheinlichkeit halt
-
schneller, als man denkt. Wenn man das als
Graphen aufmalt, kriegt man hier auf der
-
x-Achse die Anzahl Leute und auf der
y-Achse die Wahrscheinlichkeit, dass es da
-
irgendwie, dass zwei Leute an einem Tag
Geburtstag haben. Und bei 30 Leuten sind
-
wir da halt tatsächlich über 50%,
irgendwie so bei 65% oder sowas, was ich
-
wieder erstaunlich hoch finde. Und
tatsächlich, ungefähr, also, genau – 23
-
Leute ist so die Grenze wo es dann – wo
die Wahrscheinlichkeit über 50% ist. Weiß
-
jetzt nicht, ob ihr Lust habt, irgendwie
nach dem Vortrag mal rauszufinden, ob das
-
tatsächlich der Fall ist bei euch
irgendwie, und die beiden Leute zu finden,
-
die vielleicht am gleichen Tag Geburtstag
haben, könnt euch irgendwie nach Monaten
-
gruppieren oder so, das werden wir nicht
anleiten. Aber dieses Ergebnis finde ich spannend.
-
bleeptrack: Im Sommer, vor dem Camp,
-
wollte ich mir einen coolen Stuhl bauen,
ich habe mir gedacht, der soll irgendwie
-
ein tolles Muster noch haben, und ich habe
mich ein bisschen umgeguckt im Netz und
-
habe ein spannendes Paper gefunden, das
heißt „Modeling and visualization of leaf
-
venation patterns“. Klingt jetzt erstmal
irgendwie wirr. Also, es geht um das
-
Adernwachstum in Blättern. Und die haben
dann einen Algorithmus beschrieben, der
-
eigentlich ganz simpel ist, den wollte ich
euch mal zeigen, der ergibt nämlich enorm
-
tolle Ergebnisse. Da können wir mal ein
paar angucken. Das sind Ergebnisse, die
-
die erzeugt haben damit, bei a) haben sie
halt erstmal diese Wenigen ganz spärlich
-
wachsen lassen, Richtung e) dann schon
sehr verzweigt, und ihr seht schon, es
-
gibt auch unterschiedliche Varianten, die
bei c), die hören so in der Luft auf, und
-
bei e) fangen die Adern an, auch so Loops
wieder zu schließen, und bei f), g), h),
-
da ist dann praktisch auch noch mal so ein
bisschen unterschiedliche Parameter, dann
-
bilden sich da größere Zellen oder
kleinere Zellen. Und wir können uns mal
-
ganz kurz anschauen, wie das funktioniert,
das ist nämlich gar nicht so schwer.
-
Die gehen davon aus, dass die Blattform
vorgegeben ist, das ist dieser Umriss bei a.
-
Die schwarzen Punkte, die ihr seht, ist
die Vene oder die Ader, wie sie bisher
-
gewachsen ist, die wird da in so Punkten
dargestellt, und die roten Punkte sind
-
Auxine, das sind in Blättern… ich weiß
nicht, ob das Hormone sind, aber
-
Wachstumsregler in so einem Blatt. Und
eine Vene möchte zu seinem roten
-
Auxinpunkt wachsen. Diese Auxinpunkte, die
werden erstmal platziert in diesem Blatt,
-
und danach wird geschaut, welcher
Venenpunkt oder welcher Adernpunkt denn am
-
nächsten zu welchem Auxinpunkt liegt, das
sind dann die roten Linien, die ihr in b
-
seht. Und jede Verbindung, jeder
nächstgelegene Auxinpunkt beeinflusst die
-
Richtung, in die die nächste
Adernwachstumsphase eingeleitet wird. Das
-
heißt, hier oben, der obere Punkt hier,
der wird von zwei Punkten beeinflusst, das
-
heißt der Mittel davon, praktisch die…
genau, die – nee, der wird von drei
-
beeinflusst, sorry, den hier unten hab ich
vergessen, von den dreien beeinflusst, das
-
heißt die Mittelrichtung ist dann die, in
die der nächste Punkt gesetzt wird, das
-
wäre dann der hier oben, der wird dann
platziert. Im nächsten Schritt wird
-
geguckt, es gibt so einen Umkreisradius,
der wird als Parameter definiert, liegt in
-
diesem Umkreis ein Venenpunkt, dann wird
das Auxin vernichtet, dann wurde das Auxin
-
praktisch gefressen von der Vene und
verschwindet. Im nächsten Schritt ist das
-
Blatt dann gewachsen, das heißt man
skaliert diesen Blatt-Shape einfach ein
-
bisschen größer und setzt dann neue
Auxinpunkte, die werden erstmal zufällig
-
gesetzt, und dann wird aber geguckt, ob
zwei zu nahe beieinander liegen, da gibt
-
es dann auch so einen eigenen Umkreis, das
heißt, wenn zwei sehr nah sind, dann wird
-
auch wieder einer rausgelöscht, so dass –
das ist ein bisschen wie Poisson disc
-
sampling, also da werden einfach Punkte
verteilt, dass sie einfach einen
-
Mindestabstand haben, und dann fängt das
Ganze eigentlich immer von vorne an. Das
-
heißt, es wird immer geguckt, wie viele
Auxinpunkte gibt es, welche beeinflussen
-
die Ader, das heißt die wachsen immer
irgendwie so zu dem Auxin, die können
-
dieses Auxin fressen oder verbrauchen, und
so… naja, so verästeln sich da diese
-
Adern. Und ich habe das dann einfach mal
implementiert, das sieht dann zum Beispiel
-
so aus, wenn es dann denkt, abzuspielen –
genau. Was ihr hier aber auch schon seht,
-
was ich in diesem Fall passiert ist, ist,
dass die Venen mitskalieren, das sind
-
praktisch zwei Modi in der Simulation, die
die vorstellen, einmal skalieren diese
-
Venen mit in diesem Skalierschritt und
einmal nicht, und je nachdem, ob man das
-
macht oder nicht, enthält man Adern, die
einfach sehr blitzförmig nach außen
-
wachsen oder die eben sehr stark nach
innen verästeln. Das habe ich eben einfach
-
einmal nachimplementiert, das ist
irgendwie nicht so tragisch, und die
-
ganzen Sachen sind jetzt hier bunt, damit
man es – damit ich für mich praktisch
-
sehe, wo so einzelne Abschnitte liegen. Im
letzten Schritt, wenn die Simulation dann
-
fertig durchgelaufen ist, dann kann ich
noch berechnen, wie dick so eine Ader sein
-
soll, wenn die nämlich mehrere
Verzweigungen hat, dann ist die Ader
-
natürlich dicker, da fließt ja der
Adernsaft durch, und wenn diese Adern
-
Richtung Blattende gehen, dann werden die
dünner. Und das sind noch Ergebnisse, die
-
die auch in dem Paper veröffentlicht
haben, die ich ganz spannend fand, links
-
ist immer eine Fotografie und rechts deren
gerendertes Modell auf praktisch den
-
gleichen Umriss, und da sieht man mal, wie
ähnlich tatsächlich die Ergebnisse sind,
-
also ich finde, mit ihrer Simulation haben
die das eigentlich ganz gut erfasst, wie
-
das Wachstum funktioniert. Und, wie
gesagt, es sollte ja ein Stuhl werden, das
-
heißt, ich hatte mir das implementiert und
habe das dann einfach mal auf meine CNC-
-
Fräse gelegt, die ist leider nicht, naja,
die ist so eine Eigenbau-CNC-Fräse, also
-
da dauert das alles ziemlich lang, das
heißt das Ausfräsen von einem so’n Teil
-
hat immer ungefähr 5 Stunden gedauert, und
ich brauchte zwei von diesen Teilen, damit
-
da ein ganzer Stuhl daraus wird. Da hat
dann – so eine Platte hat dann zum Schluss
-
so ausgesehen, ich habe von Hand diese
Quadrate noch eingesetzt, das sind so –
-
„Nuten“ ist falsch, aber der steht
praktisch, wo ich die Stuhlbeine
-
einstecken möchte, später, und ich habe
die Venen außenrum geschlossen, damit es
-
ein bisschen stabiler wird. Und das
Stuhlergebnis schaut dann so aus, die
-
Files sind online auf der Webseite,
solltet ihr euch den nachbauen wollen, und
-
ich – der Knackpunkt, den ich dann zum
Schluss festgestellt habe, wenn man so was
-
hat wie Adernwachstum, und man maximiert
da ja praktisch die Oberfläche, das
-
verästelt sich ja total, dann wird
Nachbearbeiten von Holz auf einmal ganz
-
spannend, weil man auf einmal sehr viel
Oberfläche hat, und von Hand mit
-
Schmirgelpapier nochmal jede kleine Ritze
nachtzuarbeiten, hat sehr viel Spaß
-
gemacht. Aber es ist ein sehr netter Stuhl
und irgendwie, ja – war ein sehr schönes
-
Projekt für den Sommer mit generativer
Kunst. Mir wurde gerade 0 Minuten
-
angezeigt, aber nach uns ist niemand,
stört euch das, wenn wir einfach noch kurz
-
ein paar Minuten weitermachen? Dann machen
wir nämlich einfach direkt weiter.
-
blinry: Hallo. Danke. Ich möchte euch
erzählen die Geschichte der illegalen
-
Primzahlen. Und diese ganze Sache hat zu
tun mit DVDs. Wir haben einige junge Leute
-
im Publikum, wer von euch hatte schon mal
eine DVD in der Hand? Ich würde auch gerne
-
die Gegenprobe machen, ob jemand das noch
nicht hatte? Das ist tatsächlich niemand,
-
das ist spannend, da sind wir alle auf
demselben Level, das ist gut. Also, DVDs.
-
Ihr kamt vielleicht mal in die Situation,
dass ihr eine hattet und eine
-
Sicherheitskopie davon machen wolltet, und
dann hat vielleicht das Programm eurer
-
Wahl so etwas gesagt, dass die DVD
kopiergeschützt wäre und das deshalb nicht
-
ginge. Da haben sich Leute mal Gedanken
darüber gemacht, wie kriegen wir das hin,
-
das Leute sich nicht einfach irgendwie
unseren Content kopieren, haben sich ein
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Verfahren ausgedacht, den Inhalt darauf zu
verschlüsseln. Das ist ein Verfahren, das
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nennt sich CSS, lustigerweise, steht für
Content Scrambling System, und ist halt so
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ein Verfahren, das irgendwie geheime Keys
und geheime Verfahren hat und irgendwie
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die Bits auf der DVD durch einen
komplizierten Algorithmus routet, den ich
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mir nicht genau angeguckt habe, wo dann am
Schluss irgendwie eine entschlüsselte
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Version rauskommt. Und, naja, die haben
halt Informationen darüber, wie man das
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verschlüsseln kann, an Leute gegeben, die
Content herstellen, und Informationen über
-
Entschlüssellung an Hersteller von
Abspielgeräten, so authentifizierten
-
Abspielgeräten, die keine bösen Sachen
damit machen, sondern das nur auf einen
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Bildschirm leiten oder sowas, und, ja,
haben gehofft, dass das längere Zeit so
-
bleibt, dass Leute keinen Unfug damit
treiben. Dann haben sich Leute hingesetzt,
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sich einen DVD-Spieler genommen, irgendwie
versucht zu reverse engineeren, wie dieses
-
Verfahren funktioniert und was die Keys
sind und so, und haben das halt mal in C
-
nachimplementiert, CSS-Descrambling. Das
ist jetzt so die Hauptfunktion dieses
-
Verfahrens, drumrum im Sourcecode stehen
noch ein paar längere Tabellen von Zahlen,
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das sind so ein paar Tables, die hier
irgendwie mit CSSt2 und so referenziert
-
werden, wo ab und zu mal Lookups drin
passieren, aber das ist so der Kern davon,
-
und andere Personen haben sich dieses
Programm genommen, haben dazu eine GUI
-
geschrieben, was es den Leuten sehr
einfach machte, irgendwie DVDs zu
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kopieren. Und das gefiel natürlich dann
vielen Leuten nicht, es gab irgendwie
-
verschiedene Gerichtsverfahren irgendwie
gegen diese Person, die die GUI
-
geschrieben hat, ich glaube es war ein
Norweger, und, naja, da wurde es dann
-
relativ schnell knifflig, irgendwie, was
man dann da eigentlich genau verbieten
-
will, irgendwie wie dieser Algorithmus
funktioniert oder die Keys oder was? Und
-
Leute haben sich dann tatsächlich mal,
naja, ein bisschen kreativer damit
-
auseinandergesetzt, wo eigentlich so die
Grenze liegt zu dem, was eigentlich
-
geschützt werden soll, und dann zum
Beispiel „DeCSS – The Movie“ produziert,
-
da scrollt im Wesentlichen der Sourcecode
zu dramatischer Musik durch den Weltraum,
-
so ein bisschen Star Wars-mäßig irgendwie,
und da ist dann halt die Frage, ist das
-
jetzt irgendwie ein künstlerisches
Produkt, was schützenswert ist, oder was
-
verboten werden soll, oder wo es da… wie
ist das so? Oder Leute haben eine
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dramatische Lesung gemacht des
Sourcecodes, ich dachte, da hören wir mal
-
kurz rein, das geht 7 Minuten, einfach mal
so die ersten Sekunden oder so…
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Aufnahme: Ciphermagi(?) productions
present: css_descramble.c. Written by
-
Derek Fawcus. Read by Xader Vartec.
Procedure css_descramble. /***
-
This function does the actual descrambling. *
sec: encrypted sector (2048 bytes). key:
-
encrypted title key obtained from CSS…
blinry: Und so weiter. Ihr versteht die
-
Idee. Was ist noch passiert? Leute haben
Haikus geschrieben, also jetzt nicht nur
-
einen, sondern ungefähr – ich glaube 600
Stück oder so, die beschreiben, wie der
-
Algorithmus funktioniert. Tatsächlich sind
darin auch die Keys untergebracht, und das
-
ist jetzt hier so ein Kernstück davon,
also Haikus, ihr kennt das irgendwie: fünf
-
Silben, sieben Silben, fünf, stimmt das?
So eine japanische klassische
-
Gedichtsform, irgendwie, an die man sich
relativ strikt halten kann, wenn einem das
-
Spaß macht, und da schreibt dann halt
jemand: „All we have to do / is this: copy
-
our DKEY / into im1; use the rule above /
that decrypts a disk key (with / im1 and
-
its; friend im2 as / inputs) – thus we
decrypt the / disk key im1.“ Und so
-
weiter, über viele, viele Seiten. Ist das
Kunst? Ist das ein Programm, ist das ein
-
Algorithmus? Wer weiß. Leute haben das
übrigens auch auf T-Shirts gedruckt und
-
auf Krawatten, und das irgendwie
angefangen zu verkaufen und zu tragen und
-
so. Naja, und ein Mathematiker hat sich
mal hingesetzt und hat diese Zahl
-
bestimmt. Die Zahl ist interessant, weil
wenn man sie in hexadezimaler Notation
-
schreibt, ist das eine ZIP-Datei, die
dieses C-Programm enthält.
-
Lautes Lachen im Publikum
Und das ist eine Primzahl, und das macht
-
es so spannend, also der Trick über den
das gefunden wurde, war tatsächlich, dass
-
bei einer ZIP-Datei, da kann man irgendwie
beliebig Null-Bytes hinten anhängen, ohne
-
die Bedeutung der Datei zu verändern, und
das hat halt der Mensch ausgenutzt,
-
irgendwie, um mal ziemlich brute force-
mäßig irgendwie nach einer bestimmten
-
Regel zu gucken, okay, was sind so
Primzahlkandidaten davon, irgendwie, und
-
dann mal ein paar darauf zu überprüfen, ob
es wirklich welche sind und bei einer Zahl
-
hatte er halt Glück, und, genau, hatte
diese Primzahl, die jetzt vielleicht eine
-
illegale Primzahl ist. Das war die
allererste, die er gefunden hat, er hat
-
später auch noch eine bestimmt, die
ungefähr doppelt so lang war, und das war
-
interessant, weil es zu dem Zeitpunkt, zu
dem der das gemacht hat, das war so
-
irgendwie kurz nach der Jahrtausendwende,
glaube ich, zu den zehn größten
-
Primzahlen, die bekannt waren überhaupt,
gehörte, und das machte sie halt allein
-
durch diesen Umstand schon irgendwie
veröffentlichungswürdig, und dann ist es
-
so gelandet in Highscore-Listen von den
größten Primzahlen, also, ist auf ganz
-
vielen Webseiten gelandet, und das finde
ich ein sehr charmanten Hack, irgendwie,
-
die Informationen zu verbreiten.
bleeptrack: Zum Schluss noch ein bisschen
-
Kunst, ein bisschen Kunst aus dem KI-
Umfeld, und ich will nicht viel über
-
neuronale Netze reden, nur eine
Kleinigkeit vorneweg, damit man so ein
-
bisschen ein Gefühl hat, was eigentlich
passiert. Was wir hier anschauen, ist ein
-
„variational autoencoder“, das ist so eine
der einfachsten Methoden für ein
-
neuronales Netz, irgendwie Bilder zu
generieren. Was ihr oben seht, ist ein
-
Teil des Netzes, da kann ich vorne ein
Bild reinschmeißen, ich sage jetzt mal
-
ganz banal, der macht da Neuronale-Netz-
Magie, wir landen in einem Raum, der nennt
-
sich „latent space“, das ist eine sehr
heruntergebrochene Repräsentation von
-
Bildern, und ich kann das ganze auch
wieder rückwärts machen, um daraus wieder
-
das ursprüngliche Bild zu rekonstruieren,
das mache ich in meiner Trainingsphase.
-
Das heißt ich schmeiße Bild rein, der
verwurstelt das, rekonstruiert, und dann
-
gucke ich mir die Differenz an und kann
mit dieser Differenz praktisch lernen und
-
das Verfahren optimieren. Was ich aber
auch machen kann, ist, ich schmeiße am
-
Anfang kein Bild rein, sondern steige
tatsächlich direkt in diesen latent space
-
ein und mach da, such mir da drin, in
diesem space, in diesem Raum einen
-
zufälligen Vektor und lass den mal
rekonstruieren, und mal gucken, was dann
-
für ein Bild rauskommt. Das sind so
Verfahren, mit denen da gearbeitet wird.
-
Und was ich dann halt auch machen kann,
angenommen, ich habe hier irgendwie zwei
-
Bilder, zum Beispiel irgendwie links
diesen Hund und rechts diesen – ist es ein
-
Leopard? ich glaube schon, mit zwei
komischen Ohren, also irgendwas – beim
-
Generieren im Modell auch nicht so toll –
aber was ihr schon seht, man kann jetzt
-
auch auf einmal Zwischenbilder berechnen,
ganz spannend, das was man ganz früh in
-
den 90ern mit so komischer Morph-Software
gemacht hat, kann man mal jetzt mit
-
neuronalen Netzen machen, das heißt, ich
suche mir die beiden Bilder in diesem
-
latent space und kann dazwischen
interpolieren. Und das sieht halt viel
-
spannender – diese Interpolation ist viel
spannender, als tatsächlich auf Pixelebene
-
zu interpolieren, weil auf Pixelebene
interpolieren wäre überblenden, wie man es
-
in einem Video kennt, ja, ich blende von A
nach B über, das ist doof, und hier habe
-
ich halt, naja inhaltlich zumindest
halbwegs korrekte Bilder, die rauskommen,
-
das kann man dann auch in Videos rendern,
das sieht dann vielleicht so aus. (Den Ton
-
brauchen wir in dem Fall nicht, der ist
nicht so spannend.) Das Modell hier heißt
-
„Big GAN“, da wurden auch unterschiedliche
– die Bilder in unterschiedliche Klassen
-
kategorisiert, in Hunde, Blumen und so,
die benutzen aber keinen variational
-
autocoder, das sind dann andere neuronale
Strukturen, aber die besitzen halt
-
trotzdem diesen latent space, das heißt,
diese Interpolation kann ich trotzdem
-
machen. Und dieses Morphing, nenne ich’s
jetzt mal, das da stattfindet, sieht halt,
-
finde ich, total faszinierend aus. Was man
dann auch auf einmal machen kann, ist
-
Vektor-Mathe in diesem Raum, das heißt,
man kann sich mal angucken, ob es
-
bestimmte Vektoren gibt, um die ich diesen
Punkt verschieben kann in dem Raum, die
-
bestimmte Sachen auslösen, oder ich kann
mir Punkte in diesem Raum angucken und die
-
halt clustern und zum Beispiel sagen, in
dem Fall haben wir hier zum Beispiel
-
irgendwie ein Clustering gefunden mit
Damen, die lächeln, und Damen, die neutral
-
sehen, und jetzt kann ich auch so was
sagen, wie: Ich nehme den einen Punkt, den
-
einen Vektorpunkt, ziehe den vom anderen
ab, das heißt smiling woman minus neutral
-
woman wurde auf einmal neutral man, weil
dieses Frauen-Attribut praktisch
-
wegsubtrahiert wird, ich kann es aber auch
zum Beispiel ganz unten mit Sonnenbrillen
-
oder mit Brillen machen und sag, man with
glasses minus man without glasses ist dann
-
auf einmal woman without glasses, weil ich
das halt auch praktisch wegsubtrahiert
-
hab. Und da kann man sehr viel Spaß mit
haben, weil wir es ja vorhin von Twitter-
-
Bots hatten gibt es hier nämlich auch noch
einen, das ist der „smiling vector bot“,
-
der sucht sich einfach Bilder, sucht dann
dieses Bild passend im latent space und
-
addiert da einen Lächeln-Vektor drauf,
oder zum Teil subtrahiert ihn dann auch
-
wieder, je nachdem, und es gibt oft so ein
bisschen creepy Ergebnisse, aber man kann
-
sich da halt mal durchscrollen… vielleicht
klicken wir nochmal den kompletten Account
-
an, dann schauen wir mal was er aktuell
gepostet hat… Ups, okay… genau, der postet
-
halt eben auch regelmäßig und nimmt da –
ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo er die
-
Bilder reinfüttert oder wo die herkommen,
zum Teil macht er das auch auf Videos und
-
morpht da dann hin und her. Was ihr
vielleicht auch schon gesehen habt, ist
-
„DeepDream“, das ist praktisch so eine
Überoptimierung auf einem Bild. Ihr seht
-
schon hier (da machen wir auch den Ton
aus, glaub ich, der ist ein bisschen
-
komisch), hier wurde das auf einem Video
gemacht, das ist ganz spannend, und ihr
-
seht schon, trainiert wurde das neuronale
Netz eigentlich auf Bildern von Hunden,
-
das heißt, hier werden sich praktisch
jetzt überall Hunde reingedacht, und ich
-
glaube… jetzt weiß ich nicht… ich habe
noch kein LSD probiert, sieht so ein LSD-
-
Trip aus? Aber so würde man sich’s
vorstellen, würde ich mal sagen, es ist
-
sehr… es ist super trippy und super
abstrakt, und es ist auch ganz spannend,
-
zu sehen, wo überall so Gesichter und
Muster auftauchen. Was bei dem Video jetzt
-
auch sehr bemerkenswert ist, ist, dass es
sehr konsistent ist, also wenn man so
-
einen Kameraschwenk hat, dann bleibt so
ein Hundegesicht stehen, das war am Anfang
-
bei den ersten Versuchen, so neuronale
Netze auf Videos anzuwenden, oft nicht, da
-
muss man mal ein bisschen mittricksen,
dass Sachen da konsistent bleiben,
-
ansonsten wobbelt es noch viel mehr. Ah,
genau, das habe ich jetzt auch noch vor
-
ein paar Tagen gefunden, das ist noch mal
so eine Interpolation, aber nur auf
-
Katzenbildern, die fand ich auch irgendwie
sehr schön. Ich habe auch immer das
-
Gefühl, man sieht halt auch zum Teil, wie
die Positionen wechseln, also gerade wenn
-
dann der Körper so anfängt, zu wobbeln,
sind es hat diese ganzen typischen
-
unterschiedlichen Fußpositionen, die die
Katze so haben kann, die da halt auch mal
-
so durchpermutiert werden praktisch. Ich
kann übrigens den Twitter-Account generell
-
sehr empfehlen, roadrunner01, ist zwar
irgendwie so ein bisschen nichtssagend,
-
aber der experimentiert ganz viel mit
neuronalen Netzen und postet ganz oft so
-
Videos, die sind immer alle ganz spannend
anzugucken. Und wir waren ja bei Kunst,
-
ich möchte euch noch ein paar
Kunstprojekte zeigen, die ich sehr
-
beeindruckend fand in der letzten Zeit.
Das ist von Helena Sarin, die macht ganz
-
viel, und da ist es sehr beeindruckend,
dass die immer – die Datensätze, mit denen
-
sie ihre neuronalen Netze trainiert, sind
ihre eigenen Bilder und Fotos und
-
Zeichnungen und sowas, und es ist oft –
das sieht man nicht oft, weil Leute
-
kratzen sich oft halt irgendwie Datensätze
von irgendwo oder nehmen so große
-
Bilderdatenbanken, und die macht alles auf
ihren eigenen Datensätzen und hängt da
-
diverse… also ich glaube, dass die mit
GANs arbeitet, hauptsächlich aneinander,
-
und generiert da irgendwie oft sehr
abstrakte Bilder, die meisten Projekte
-
laufen unter dem Namen „GAN Weaver“, dass
sind oft so Bilder, die dann auch wie so
-
ein Puzzle aneinanderhängen, also die
finde ich sehr spannend anzuschauen, und
-
in dem Fall war das glaube ich – genau,
steht auch da, das ist ein Datensatz, das
-
aus zwei unterschiedlichen Sachen
trainiert wurde, einmal mit blühenden
-
Bäumen und mit Bücherseiten, in denen
Haikus standen. Anderes schönes Projekt
-
ist von Tom White, der exploitet
eigentlich neuronale Netze oder
-
Bilderkennungssoftware, und der hat sich
eine ganz spannende Architektur
-
geschrieben, um praktisch an so abstrakte
Bilder zu kommen, die aber immer noch
-
erkannt werden von der Bilderkennung,
also, ihr könnt ja, ich weiß nicht,
-
vielleicht könnt ihr erraten, zum Beispiel
das hier in der Mitte oben, was denkt ihr,
-
nach was das aussieht?
Publikum: Flugzeug?
-
bleeptrack: Flugzeug, ja, könnte auch gut
sein, ist etwas anderes. Das ist wohl auf
-
das Modell von einem Hai trainiert, oder
mit dem Modell von einem Hai trainiert.
-
Was haben wir noch, wo man vielleicht noch
ganz gut drauf kommt? Das andere
-
dunkelblaue hier unten vielleicht, genau,
ist ein Fön, was ich noch im Kopf hab, das
-
hier war „cabbage“, also ein Krautkopf,
und das hier unten, da stand
-
„jack-o'-lantern“ dabei, also so eine
Halloween-Kürbis… wie sagt man,
-
geschnitzter Kürbis für Halloween. Und ich
finde es halt ganz spannend, weil es ist
-
ja sehr abstrakt, aber man erkennt als
Mensch auch eigentlich schon immer noch
-
ganz gut, was es eigentlich darstellt, und
der experimentiert da auch in die Richtung
-
sehr viel, finde ich sehr schöne Projekte.
Uah, das war falsche Richtung, hier sind
-
wir noch. Okay, noch drei kleine Sachen
zum Schluss. Die sind alle von einem
-
Künstlerduo aus Südkorea, und ich versuche
das jetzt mal korrekt zu sprechen,
-
„Shinseungback Kimyonghun“ heißen die (und
ich hoffe, sie nehmen mir das jetzt nicht
-
übel), da möchte ich drei kleine Projekte
vorstellen. Das erste Projekt heißt
-
„Nonfacial Mirror“, das ist ein Spiegel,
wie ihr gleich sehen werdet, mit
-
Gesichtserkennung, der aber eigentlich
nicht möchte, dass man sich darin anschaut.
-
[Unverständlich]
-
Stimmt, ja, aber dreht der sich
weg von der Person? Ich glaube, der ist
-
umgekehrt, der verfolgt, oder, hab ich das
richtig gesehen? Der ist praktisch das
-
umgekehrte Äquivalent. Falls man es nicht
gehört hat, gerade sagte jemand im
-
Publikum, wir haben hier auch so eine
Installation, das stimmt, da bin ich auch
-
kurz vorbeigelaufen. Den finde ich sehr
nett. Die Beispiele, die ich jetzt habe,
-
sind alle mit Gesichtserkennung, die
machen aber auch andere Sachen. Und die
-
haben zum Beispiel einfach mal eine Kamera
mit Gesichtserkennung in die Wolken
-
gehalten, was man ja sonst so vielleicht
auch ganz gerne macht und mal so schaut,
-
was in den Wolken erkannt wird, und die
haben halt sich immer das Bild
-
gespeichert, wenn ein Gesicht erkannt
wird, und haben das mal sehr groß
-
abgezogen. Und die finde ich zum Teil auch
sehr schön, weil man wirklich halt oft
-
Gesichter da drin sieht. Und das
allerletzte Projekt, auch sehr spannend,
-
da haben die andere Künstler gebeten, ein
Porträt zu zeichnen. Die Challenge dabei
-
war aber, dass von oben eine Kamera auf
die Leinwand gerichtet wird, mit
-
Gesichtserkennung, und das Ziel war, das
Porträt sollte eben nicht als Person
-
erkannt werden, und das ist gar nicht so
einfach. Und der Künstler hatte neben sich
-
stehen den Laptop und konnte halt sehen,
was wie erkannt wurde. Da liefen
-
unterschiedliche Algorithmen, also ihr
seht jetzt ja da praktisch immer, zum
-
Beispiel den grünen, roten, oder einen
blauen Rahmen, ich glaube, da liefen drei
-
Algorithmen parallel, die versucht haben,
da ein Gesicht darin zu erkennen. Man
-
sieht ja dann schon, wie der Künstler halt
dann hartnäckig versucht, irgendwie hier
-
Augen anders zu platzieren, später werden
dann auch mal irgendwie Linien einfach
-
quer durchgemalt, so ein bisschen glaube
ich vielleicht auch aus Frustration, dass
-
immer noch ein Gesicht erkannt wird. Und
das haben die mit sehr vielen Künstlern
-
gemacht, die haben alle das gleiche
Porträt bekommen, und da sind sehr
-
spannende Gemälde dabei entstanden.
blinry: Gut! Das waren die Themen, die wir
-
euch mitgebracht haben heute. Ich hoffe,
es hat ein bisschen Spaß gemacht, wir
-
haben die Folien unter dieser URL, da sind
auch verlinkt die beiden bisherigen
-
Versionen dieses Formats, wenn euch das
interessiert. Genau. Sonst quatscht uns
-
an, wenn ihr uns rumlaufen seht, wir sind
irgendwie auf Mastodon und Twitter
-
unterwegs… und dann danke, dass ihr da
wart, und habt noch einen tollen Congress!
-
Abspannmusik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!