-
Herald-Engel: Wie ihr alle wisst, hatten
wir dieses Jahr kein richtiges
-
Sommermärchen, sondern eher ein
Sommerdrama und es ist das erste Mal gewesen,
-
dass seit 50 Jahren in der Bundesrepublik
Deutschland Journalisten wegen
-
Landesverrat angeklagt wurden.
Das Ganze ist jetzt schon ein paar Monate
-
her und wir wollen die Gelegenheit jetzt
nehmen, ein bisschen darüber zu
-
reflektieren, was da eigentlich passiert
ist, einmal natürlich zurückzublicken
-
und nochmal die Hintergründe zu
beleuchten, aber auch zu schauen,
-
was ist da eigentlich seitdem passiert,
was sind die Konsequenzen daraus
-
und um das jetzt zu tun, begrüßt bitte
ganz herzlich mit mir den Gründer und
-
Herausgeber von Netzpolitik und unseren
Lieblingslandesverräter Markus Beckedahl.
-
Applaus
-
Herald Angel: And...
-
(Englisch): Für unsere internationalen
Gäste, wenn ihr den Vortrag auf Englisch
-
hören wollt, ist dies absolut möglich,
schaltet einfach unsere wunderbare
-
Übersetzung auf der Nummer 8011 ein.
Vielen Dank!
-
Markus Beckedahl: Hallo, guten Morgen!
-
Gelächter und Applaus
-
Also wenn ihr jetzt die ganze Zeit klatscht, dann
komme ich mit meinen 72 Folien nicht voran.
-
Also,
Applaus
-
Andre kann leider nicht hier sein, der
muss sich grad' sonnen,
-
also in der richtigen Sonne.
-
Applaus
-
Auf dem Camp haben wir schon direkt nach
dem Niederfallenlassen der Ermittlungen
-
einen Vortrag gehalten, deswegen: die
Geschichte um diese ganzen Ermittlungen
-
tue ich nur ganz kurz anreißen, mir geht
es eher darum, was sind die Findings, was
-
haben wir herausgefunden, was müsste man
an Gesetzen ändern, um zukünftig solche
-
Ermittlungen zu verhindern.
Wer sich für die ganzen Hintergründe
-
nochmal interessiert, wie gesagt, der
Camp-Vortrag ist online.
-
Ja, kann man sich kostenlos, glaube ich,
herunterladen.
-
Die Geschichte fängt über ein Jahr früher
an.
-
Letztes Jahr feierten wir zehnten
Geburtstag,
-
und passend zu unserem zehnten Geburtstag
erfuhren wir, dass das Bundeskanzleramt
-
den Mitgliedern des
NSA-Untersuchungsausschuss' im Bundestag
-
mit Strafanzeige gedroht hatte, weil
unter anderem bei uns im Blog Dokumente
-
aufgetaucht waren, die rund um, ja, diesen
Untersuchungsausschuss distributiert wurden.
-
Damals ist diese Strafanzeige nicht weiter
verfolgt worden, es gibt Gerüchte,
-
dass Merkel dagegen war, die hatte Angst,
-
dass das irgendwie schlechte Presse gibt,
wenn man irgendwie gegen Presse vorgeht.
-
Wir fühlten uns damals geehrt und fühlten
uns auch ein bisschen motiviert,
-
einfach mal weiterzumachen.
-
Im Februar diesen Jahres veröffentlichten
wir Auszüge aus dem Haushaltsplan,
-
die dokumentieren, dass der
Verfassungsschutz einfach mal
-
Massenauswertung von Internetinhalten
plant.
-
Das war insofern interessant, dass zwei
Jahre nach Start der Snowden-Enthüllungen
-
die Antwort unserer Bundesregierung war,
unseren Geheimdiensten einfach mehr Geld,
-
mehr Kompetenzen zur Internet-Überwachung
zu geben.
-
Wir fanden, das sollte man eher mal
diskutieren, bevor das einfach so gemacht
-
wird, eine Diskussion war aber eigentlich auch
erst möglich, wenn man die ganzen
-
Dokumente sehen kann, die bis dahin
vertraulich waren.
-
Uns wurden sie zugespielt, wir hatten ein
bisschen Platz auf dem Server,
-
wir haben sie veröffentlicht, leider nicht
die Riesen-Gesellschaftliche Debatte
-
bekommen, die wir wollten. Mit anderen
Worten, hat jetzt nicht so viele
-
Leute interessiert.
Aber es gehört zu unserer Philosophie,
-
Dokumente nicht nur zu haben, nicht nur
daraus zu zitieren, sondern sie auch,
-
wenn möglich, offen all unseren Lesenden
zur Verfügung zu stellen.
-
Wir kommen aus dem Netz, wir sind es
gewohnt, auf Quellen zu verlinken,
-
Applaus
-
und wir sind es gewohnt, dass auch andere
unsere Arbeit kritisch hinterfragen sollten.
-
Wir glauben auch nicht daran, dass wir
irgendwie die Experten für alles sind,
-
und wir glauben aber auch, dass in unserer
Leserschaft viele Experten sind,
-
die uns helfen könnten, Dokumente aus
verschiedenen Perspektiven zu beleuchten,
-
und dafür braucht man die
Originaldokumente.
-
Und deswegen stellen wir sie natürlich
jedes Mal nach einer Einzelabwägung
-
ins Netz, wenn wir damit niemanden
gefährden.
-
Aber, zurück zum Anfang dieses Jahres:
-
Im April kriegten wir dann noch einen
neuen Haushaltsplan,
-
den haben wir natürlich auch online
gestellt.
-
Den hat aber leider überhaupt gar keiner
interessiert,
-
weil morgens um 9.05 Uhr ging der online,
um 9.15 Uhr verkündete Justizminister Maas,
-
dass er gleich die Vorratsdatenspeicherung
wieder einführen wird,
-
da war das Thema dann tot.
Fanden wir ein bisschen schade,
-
weil wir wollten tatsächlich gerne darüber
reden, was macht der Verfassungsschutz da?
-
Ist das überhaupt verfassungskonform, was
er da macht?
-
Sollten wir da nicht erstmal als
Gesellschaft drüber entscheiden,
-
ob wir das jetzt gut finden oder nicht?
-
Und, sollte vielleicht nicht das
Bundesverfassungsgericht darüber urteilen,
-
ob er das überhaupt darf oder nicht?
-
Um das Ganze nochmal einzuordnen, was wir
da veröffentlicht haben:
-
Haushaltspläne, andere sagen, das ist
irgendwie so vergleichbar mit
-
einfach nur so Kostenstrukturen.
-
ZEIT ONLINE hat nach den
Landesverratsermittlungen ein weiteres
-
Puzzlestück veröffentlicht, und zwar
interne Dokumente des Verfassungsschutz'
-
zu XKeyscore. Wir haben sozusagen die
Haushaltspläne veröffentlicht,
-
die die Einführung von dieser XKeyscore-
Software einfach dokumentierten,
-
und das weitere Puzzlestück kam dann von
Kai Biermann und Yassin Musharbash,
-
ich glaube, ich spreche seinen Namen immer
falsch aus, aber sorry.
-
Am 4. Juli erfuhren wir dann aus einem
Radiodienst, dass ein Internetdienst
-
zwei Artikel veröffentlicht habe in den
Monaten Februar und April,
-
weswegen der Verfassungsschutzpräsident
Strafanzeige gestellt hätte.
-
Kein Fun Fact ist, einen Tag vorher ist
das Verfassungsschutzgesetz
-
mit mehr Befugnissen für den Verfassungsschutz
durch den Bundestag gegangen.
-
Möglicherweise gab es da einen
Zusammenhang, dass diese Geschichte
-
über so einen verfassungsschutzfreundlichen
Deutschlandfunk-Journalisten genau
-
einen Tag später und nicht früher
lanciert würde.
-
Möglicherweise hätten die ganzen
Landesverratsermittlungen, der Medienhype
-
dazu führen können, dass mehr Augen auf
dieses Verfassungsschutzgesetz geschaut
-
hätten, gab es aber nicht.
-
Wir waren erstmal ein bisschen verwundert,
also erstmal stellten wir dann fest,
-
dieser Internetdienst sind offensichtlich
wir, dann dachten wir so,
-
kommt eigentlich sowas häufiger vor,
dass so Strafanzeigen gestellt werden?
-
Haben wir auch erstmal bei den Gewerkschaften
der Journalisten und so weiter angerufen,
-
mal nachgefragt, dachten, die kennen sich
damit aus, und die dann so:
-
"Ja, keine Ahnung, so vielleicht in den
90ern das letzte Mal?"
-
Dachten wir so, hmm, irgendwas ist da
komisch. Haben dann am Montag direkt
-
beim Verfassungsschutz und
beim Generalbundesanwalt mal angerufen,
-
mal nachgefragt, die wollten uns natürlich
nichts sagen,
-
und haben das erstmal gebloggt, und, warteten
dann drauf, wir wussten nur laut diesem
-
lancierten Artikel im Deutschlandfunk ging
es um Verrat von Dienstgeheimnissen,
-
da gibt es halt Urteile vom Bundesverfassungsgericht,
mit anderen Worten, es wäre schlecht
-
für unsere Quellen gewesen, aber wir wären
da noch raus gewesen als Einzelpersonen.
-
Und dann, am 30. Juli, gab's ein Schreiben,
was zumindest unseren Redaktionsalltag
-
dann ein bisschen über den Haufen geworfen
hat.
-
Der Generalbundesanwalt teilte uns mit,
dass Ermittlungen wegen Landesverrats
-
gegen Andre, gegen unsere Quellen und
gegen mich laufen würden, und zwar schon
-
seit Mitte Mai.
-
Dachten wir, gut.
-
Heiterkeit und Applaus
-
Das haben wir erstmal dann erstmal gebloggt.
-
Dann haben wir nachgeguckt, was heißt denn
eigentlich Landesverrat?
-
Heiterkeit
-
Unsere Anwälte meinten auch schon:
"Also, irgenwas ist da komisch!"
-
Da steht drin, da muss 'ne Absicht dabei
sein, die Bundesrepublik zu gefährden
-
oder gefährden zu wollen, und wir wollen
'ne bessere Bundesrepublik,
-
also wir wollen eine Bundesrepublik,
wo die Grundrechte auch durchgesetzt werden,
-
die wir haben! Das ist eigentlich das
Gegenteil davon, was Landesverrat ist!
-
Beifallssturm
-
Und wir dachten: "Gut, wenn die Rechtslage
so ist, das fechten wir notfalls einfach durch!"
-
Dann haben wir uns auch nochmal informiert,
wo kommt eigentlich Landesverrat her?
-
Ich meine, das kannte man nur ein bisschen
so aus Spiegel-Affäre,
-
also aus den Geschichtsbüchern, ging noch
sogar weiter! Erich Kästner und so weiter,
-
also 'n ziemlich geladen... ja, symbolgeladener
Begriff!
-
Die Kurzfassung war: Donnerstag kriegen wir das
Schreiben, stellen's online und so weiter.
-
Sonntag sind wir auf einmal mitten in einer
kleinen Staatskrise.
-
Dienstag tritt der Generalbundesanwalt zurück.
-
Montag darauf alles ganz schnell irgendwie
beerdigt.
-
Aber: Jetzt fängt's halt an, was all da
passiert ist beziehungsweise
-
wie wir das Ganze evaluiert haben.
-
Wir haben erstmal ganz viel Glück gehabt.
-
Und zwar haben wir Glück gehabt, dass sie
halt gegen uns wegen Landesverrats
-
vorgegangen sind, also so 'ne Symbolik,
die halt bei vielen sofort Assoziationen
-
an Franz Josef Strauß und die
Spiegelaffäre geweckt hat.
-
Es wär nicht ganz so praktisch gewesen,
wenn sie nicht mit §94 StGB "Landesverrat"
-
sondern mit §95 "Offenbaren von
Staatsgeheimnissen" angekommen wären,
-
also allein der Hashtag
#offenbarenvonstaatsgeheimnissen wär zu lang
-
gewesen.
Heiterkeit
-
Dann haben wir Glück gehabt, dass sie uns
überhaupt informiert HABEN, per POST.
-
Soweit wir das rekonstruieren konnten,
sah es sehr danach aus,
-
dass der Generalbundesanwalt ein externes
Gutachten bei einem BND-nahen Professor
-
in Auftrag gegeben hatte, der die Meinung
des Verfassungsschutzes bestätigen sollte,
-
dass wir Staatsgeheimnisse veröffentlicht
hätten
-
und wär' das so gekommen, und dieser
BND-Professor
-
sagte das dem Generalbundesanwalt, dass
er leider noch nicht fertig war
-
und in Urlaub fahren musste,
aber wenn er fertig gewesen wäre,
-
wär' er zu dem Ergebnis gekommen und dann
hätten wir dadurch wahrscheinlich erst
-
durch Hausdurchsuchungen und
Redaktionsdurchsuchungen mitbekommen,
-
dass da überhaupt etwas läuft in diese
Richtung.
-
Insofern haben wir daraus auch die Lehren
gezogen, einfach mal darauf vorbereitet zu sein.
-
Wir gingen jetzt nicht davon aus, dass wir
in Deutschland, einem Rechtsstaat,
-
da die Befürchtung haben müssen, dass wir
wegen unserer Arbeit Hausdurchsuchungen,
-
Redaktionsdurchsuchungen haben könnten.
-
Jetzt wissen wir das, jetzt sind wir
vorbereitet,
-
sollte es mal dazu kommen.
-
Dann haben wir Glück gehabt:
David gegen Goliath, ich mein',
-
es läuft grad' Star Wars, Herr Maaßen gäbe
einen super Imperator ab.
-
Heiterkeit
-
Wir sind die Rebellen, also neben David -
Goliath
-
hätte auch irgendwie Star Wars irgendwie
ganz gut gepasst.
-
Auf jeden Fall, diese Riesen-Symbolik,
haben wir einfach Glück gehabt.
-
Und, wir hatten schonmal so 'ne Art
Stresstest vor sechs Jahren,
-
da haben wir interne Dokumente der
Deutschen Bahn veröffentlicht.
-
Konnten so ein bisschen die Mechanismen
von neuen Öffentlichkeiten
-
bei so 'ner David-Goliath-Situation,
Streisand-Effekt und so weiter irgendwie
-
testen, und das konnten wir jetzt nochmal
irgendwie in groß bespielen.
-
Und vor allen Dingen, das größte Glück,
was wir hatten, war,
-
wir sind mitten ins Sommerloch gefallen.
-
Also, zwei Wochen vorher wären wir halt
wahrscheinlich in Griechenland untergegangen,
-
zwei Wochen später in der Flüchtlingskrise,
aber genau zu dem Zeitpunkt,
-
wo wir halt dieses Schreiben bekamen,
passierte echt nix, ne.
-
Total super, danke!
-
Heiterkeit und Applaus
-
Wir mussten aber erstmal unter Beweis stellen,
dass wir gute Staatsbürger sind,
-
gleichzeitig hatten wir noch, das war ja
auch lustigste Sache,
-
die Bundesregierung hat, oder die Deutsche
Bank als Standardinitiative des BDI
-
zusammen mit dem Bundespräsidenten hatte
uns da auch noch so 'ne Urkunde geschickt,
-
weil wir "Deutschland - Land der Ideen -
Ausgezeichneter Ort" waren.
-
Wir wussten bis zu dem Zeitpunkt gar nicht,
was fangen wir mit dieser Auszeichnung an,
-
sollen wir das überhaupt kommunizieren?
-
Dann dachten wir praktisch, dass zeigte
nämlich so ein bisschen so dieses Bild
-
und zeigte sofort irgendwie sind wir hier
schizophren:
-
Ein Teil der Bundesregierung zeichnet uns
grad' aus, der andere Teil zeichnet uns
-
auch aus, aber anders gemeint.
-
Heiterkeit
-
Ja, auf jeden Fall passierte dann etwas,
was wir eigentlich auch hätten ahnen können,
-
aber nicht geahnt haben: Der Admin war im
Urlaub, das Blog war weg.
-
Wir brauchten dann eine Spiegelseite, wo
man zumindest die Informationen
-
noch finden konnte.
-
Dann passierte was, was ich noch nie
erlebt hab:
-
Ich konnte Twitter nicht mehr nutzen
beispielsweise, weil da gingen so viele
-
Informationen rein mit unseren Hashtags
und so weiter,
-
mein Browser ist die ganze Zeit abgestürzt,
musste ich halt dann mal abschalten
-
für ein paar Stunden, aber es lief da halt
eine riesige Solidarisierungswelle,
-
unzählige Supertweets, hier von @NeinQuarterly
beispielsweise und auch ganz viele Sachen,
-
Verweise auf unsere Spendenseite, weil wir
hatten natürlich das Problem, wenn wir das
-
hätten durchfechten müssen, dann hätten
wir ganz viel Geld gebraucht,
-
allein für die Anwälte und wir waren zu
dem Zeitpunkt halt total unterfinanziert.
-
Auf jeden Fall hatten wir dann den, ja, die
lustige Situation,
-
dass auch auf einmal unsere IBAN-Nummer
Trending Topic wurde.
-
Unsere Bank war auch sehr stolz.
Heiterkeit
-
Und gleichzeitig zur Illustration vom
Sommerloch, das war so einer von mehreren
-
Tagen tagesschau.de, man hatte das Gefühl,
es gab nichts anderes,
-
passierte auch wahrscheinlich gar nichts
anderes, ich hab nichts anderes mitbekommen,
-
aber hier sieht man halt auch nichts anderes.
-
Anderes Ding: sehr schön auch
Solidarität vom ZDF heute-journal,
-
die hatten dann mal statt heute.de
netzpolitik.org angegeben.
-
Heiterkeit und großer Applaus
-
Ja, dann war der Server auch wieder weg.
Heiterkeit
-
Wir haben aber jetzt neue.
Heiterkeit
-
Also, falls nochmal sowas passiert, können
wir ein bisschen mehr Last vertragen.
-
Ja, also, wir mussten dann halt auch
irgendwie bisschen
-
noch bessere Staatsbürger abgeben.
Heiterkeit und Applaus
-
Und dann ging's halt, also die ganze Presse
war größtenteils bei uns und hinter uns.
-
Das hatten wir gehofft, aber in dieser also
riesigen Solidarität gar nicht erwartet.
-
Das war auf jeden Fall sehr toll,
irgendwie so Rückendeckung zu haben
-
und vor allen Dingen sehr toll, wenn halt
die ganzen Sachen,
-
die man sich selbst anschaut auf einmal
über einen berichten,
-
wie extra3, heute-show und so weiter.
Das war das einzige Traurige,
-
dass wir so richtig im Sommerloch waren,
weil die hatten keine Fernsehsendungen,
-
sondern das haben, konnten die nur online
machen.
-
Ja, es gab da noch so'n kleinen Aufstand
von CDU-Abgeordneten, die nicht verstanden,
-
warum sich so viele Leute mit uns
solidarisierten.
-
Jens Koeppen links oben ist übrigens der
Vorsitzende des Ausschuss' für digitale Agenda
-
im Deutschen Bundestag.
-
Das ging aber auch nur so einen Tag, die
Leute, die was in der CDU-Bundestagsfraktion
-
zu sagen hatten, hatten dann sofort am
nächsten Tag irgendwie ihre Leute
-
unter Kontrolle und meinten so: "Das ist
ein Spiel, das können wir nicht gewinnen!"
-
Das war auch ganz lustig, Herr Bosbach
erklärte sofort 1,5 Tage später:
-
"So unverständlich die Einleitung des
Ermittlungsverfahren
-
gegen das Blog netzpolitik aus rechtlichen
tatsächlichen Gründen auch war..."
-
und dann ging's halt auf Angriff auf die
SPD über.
-
Aber das war also zumindest so für uns das
Zeichen: OK, jetzt tritt die Bundesregierung
-
gerade ihren Rückzugskampf an. Nicht jeder
hatte das verstanden:
-
Hans-Peter Uhl glaubt immer noch, dass
jetzt ISIS-Terroristen
-
aus diesen Haushaltsplänen genau erfahren
können, wie der Verfassungsschutz arbeitet.
-
Ja, Hans-Peter Uhl hat noch verschiedene
andere Probleme, glaube ich.
-
Heiterkeit
-
Auf jeden Fall, was auch sehr praktisch war
für uns, es war Sommer, wir hatten noch
-
ein paar aus unserem Team und ein paar
Freunde, die wollten unbedingt eine Demo machen,
-
wir dachten zuerst, naja, Demo, da stehen
die üblichen Verdächtigen,
-
auf jeden Fall haben wir eine Demo gemacht,
2500 Leute kamen.
-
Heiterkeit
Auch noch einmal sehr hilfreich,
-
um halt Bilder zu erzeugen.
-
Aber eigentlich dachen wir so: nach zwei
Tagen ist das alles schon rum, Heiko Maas,
-
unser Justizminister hatte zum ersten Mal
seinen Urlaub unterbrechen müssen,
-
ging vor die Presse, meinte: "Alles
unter Kontrolle, gehen Sie weiter,
-
gibt nichts zu sehen."
Erste Interviewanfragen wurden abgesagt,
-
wir machten Party, und, ja, am nächsten
Tag waren wir halt in einer Staatsaffäre,
-
die aber auch quasi international ging.
-
Dazu muss man halt sagen, Deutschland war
bisher immer so
-
einer der moralischen Zeigefinger auf
internationaler Ebene,
-
wenn es darum ging, auf repressive Regime
zu zeigen,
-
wo Journalisten und Blogger irgendwie
unterdrückt werden.
-
Ja, und auf einmal gab's irgendwie in
Deutschland einen Fall,
-
wo Journalisten irgendwie mit solchen
Ermittlungen eingeschüchtert worden,
-
wo normalerweise halt, ja, sofort unser
Außenminister irgendwie interveniert hätte.
-
Das war aber ganz lustig, auch für uns,
überall tauchten wir auf:
-
Hier von irgendwie Nepal bis Griechenland,
also in sämtlichen Kontinenten,
-
fast sämtlichen Ländern haben wir dann
irgendwie Artikel zugeschickt bekommen.
-
Wir kriegten die auch gar nicht alle
bearbeitet, also bei uns lief
-
im Minutentakt das Telefon mit irgendwie
Anfragen von den skurrilsten Medien
-
aus aller Welt. Sehr stolz waren wir auf
die Titanic, damals mehrfach reingeschafft,
-
unter anderem mit dieser Anzeige für die
Landesverratslust.
-
Heiterkeit
-
Einmal Titanic. Ja, die FAZ hat dann auch
eine kleine Kampagne gegen uns gefahren.
-
Das fanden wir auch ein bisschen putzig,
weil wir dachten halt, da können wir auch
-
nicht verlieren, wenn irgendwie eine
Zeitung, die zehnmal so groß ist wie wir
-
irgendwie in einem unterirdischen Artikel nach dem
nächsten versucht, zu erklären,
-
dass wir doch die Bösen seien und nicht
die Guten,
-
und dann eine Wortwahl verwendet wie:
"Blockwart", "der Rechtsstaat war
-
netzpolitik.org und anderen Schwarmintelligenten
aber ohnehin immer egal,
-
siehe Kinderpornographie, siehe
Vorratsdatenspeicherung, siehe Urheberrecht"
-
oder der FAS-Feuilletonchef über irgendein
Tier, was bei uns rumstand,
-
weil Anna das mal aus Japan mitgebracht
hat, irgendwie eine halbe Seite Glosse
-
über unser Maskottchen schrieb, worauf wir
dachten: "Welches Maskottchen?"
-
Das war mir irgendwie nie aufgefallen,
dass das da rumstand, ja,
-
auf jeden Fall war das so ein ganz
lustiges Ding, aber andererseits auch
-
irgendwie total bizarr, ne, also die
FAZ-Politikredaktion steht
-
bei fast allen Themen genau auf der anderen
Seite von der Meinung her
-
und zeigte auf uns und sagte: "Das sind die
Aktivisten, so, wir sind die Journalisten!",
-
ja, und versuchte uns halt irgendwie dieses
Presserechtsprivileg dadurch abzusprechen.
-
Andererseits hatten wir das alles schon
die letzten Jahre durchgespielt,
-
wir hatten schon offizielle Bestätigungen
von der Bundesregierung, Bundespressekonferenz
-
und Bundestag, dass wir Journalisten seien,
weil die haben uns
-
Ausweise als Journalisten ausgestellt.
-
Dann hatten wir noch so einen kleinen
anderen Nebenkriegsschauplatz:
-
Wir haben mal ein Fernsehteam von Russia
Today rausgeschmissen.
-
Das hing damit zusammen, das waren die
Einzigen, die sich nicht angemeldet hatten
-
und auf einmal bei uns im Büro standen,
anfingen zu filmen, und wir waren der Meinung,
-
das ging nicht nur in Richtung Russland,
sondern wir reden nicht mit Staatsmedien,
-
die uns instrumentalisieren wollen, um
irgendwie Pressefreiheitseinschränkungen
-
in den eigenen Ländern zu relativieren.
Applaus
-
Also, wir haben gesagt, wir reden nicht
mit Staatsmedien, Applaus
-
in deren Ländern Journalisten unterdrückt werden,
Journalisten in ihrem Leben gefährdet werden.
-
Und dazu zählte Russland, das haben wir
auch getwittert,
-
dann hatten wir auf einmal die ganzen
Verschwörungstheoretiker irgendwie noch
-
als Nebenkriegsschauplatz, die dann
irgendwie, ich habe noch nie so viele
-
Morddrohungen erhalten, weil ich auf einmal
für den Ukrainekonflikt zuständig war,
-
weil ich mal vor 13 Jahren bei der Grünen
Jugend war. Heiterkeit
-
Also, ich hab's nicht so ganz verstanden,
aber politische Bildung ist leider
-
in den letzten Jahren irgendwie ganz schön
zusammengekürzt worden, ich glaube,
-
wir brauchen da nochmal ein bisschen mehr
Geld im Haushalt.
-
Applaus
Aber, kommen wir mal zu Aktenzeichen XY Ungelöst:
-
Wir fragen uns immer noch: Warum?
Heiterkeit
-
Also, warum, warum hat der Generalbundesanwalt
überhaupt diese Ermittlungen gestartet,
-
wenn eigentlich jedem sofort hätte klar
werden können, diese Absicht,
-
der Bundesrepublik zu schädigen, ist gar
nicht vorhanden?!
-
Also, wir können uns das nur so vorstellen,
dass es politischen Druck gab
-
von Seiten des Verfassungsschutzes,
von Seiten des Innenministeriums,
-
möglicherweise von Seiten des Kanzleramtes.
-
Ja, die Frage ist aber auch, warum will
niemand dafür verantwortlich sein?
-
Dann, was halt auch ein bisschen ungeklärt
war oder eigentlich relativ logisch
-
dann irgendwann wurde: Wir hatten uns, als
wir von dieser Meldung hörten
-
wegen Verrats von Dienstgeheimnissen im
Deutschlandfunk wird jetzt gegen unsere
-
Quellen ermittelt, uns sehr gründlich das
Cicero-Urteil von 2007 durchgelesen.
-
2005 gab es eine Hausdurchsuchung beim
Cicero, diesem Monatsmagazin. Daraufhin,
-
weil es darum ging, dass irgendwie Verrat
von Dienstgeheimnissen, irgendwelche Geheimnisse
-
weitergegeben wurden an Journalisten und
man versuchte damals - BKA mit Schily
-
zusammen - bei Redaktionsdurchsuchungen
Hinweise auf die Quellen zu bekommen.
-
Das Bundesverfassungsgericht hat dann 2007
gesagt: "Wegen Verrat von Dienstgeheimnissen
-
darf es sowas nicht mehr geben!"
-
In unserem Fall ist man dann sofort eine
Nummer höher eingestiegen,
-
hat das mal getestet, ob man damit durchkommt.
-
Wenn halt das eine vom Verfassungsgericht
verboten ist,
-
probieren wir einfach 'mal Landesverrat aus, so.
-
Wir hätten das Ganze gerne weiter
durchgefochten und hätten gern
-
ein neues Urteil bekommen, aber leider sind
halt die Ermittlungen ziemlich schnell
-
eingestellt worden, so dass uns die
Möglichkeit genommen wurde,
-
einfach vor Gericht das eindeutig zu klären.
-
Vor allen Dingen dann auch eindeutig zu klären,
dass wir die ganze Zeit im Recht waren.
-
Dann, Hans-Georg Maaßen,
unser Verfassungsschutzpräsident,
-
der Imperator und so weiter, hatte schon das
Ganze angekündigt am 4. Mai
-
auf dem Symposium des Verfassungsschutzes,
wo da übrigens der Deutschlandfunkjournalist
-
moderieren durfte, der dann später diese
erste, den ersten Hinweis lanciert hatte.
-
Er meinte schon damals, dass halt unsere
Arbeit oder beziehungsweise dieses Leaken
-
in Richtung von Journalisten wie uns die
Arbeit der Geheimdienste erheblich beschädigt.
-
Außerdem redete er davon, dass halt geheime
Zusatzinformationen von den Medien
-
abgedruckt wurden. Also, wir haben bisher
noch keine Druckerpresse, wir stellen das
-
ja alles ins Netz, aber OK, ne.
-
Aber wir haben das Ganze zum Anlass genommen,
eine neue Aufkleberserie rauszubringen,
-
könnt ihr im Anschluss hier vorne links bekommen.
Applaus
-
Sehr interessant war dann auch, der Maaßen
versuchte sich dann irgendwie
-
die ganze Zeit rauszureden, er ist unschuldig,
er hatte nur seine Pflicht getan so
-
und jemand musste das ja machen.
-
Wir wissen mittlerweile, dass es
irgendwie in den letzten Jahren
-
drei Anzeigen wegen ja, quasi Verrats von
Dienstgeheimnissen, Staatsgeheimnissen,
-
generell wegen dem Leaken von Dokumenten
an Journalisten
-
aus Richtung der Geheimdienste gab, drei Anzeigen,
zwei davon haben wir bekommen.
-
Applaus
BND hat sowas noch nicht gemacht.
-
Aber, er meinte halt: "Das ist ganz normal!"
Versuchte, zu suggerieren, dass das
-
ein ganz üblicher Vorgang wäre so, ne,
und er übrigens damit überhaupt nichts
-
zu tun hätte, weil die Anzeigen wären ja
gegen Unbekannt gestellt worden.
-
Wir haben irgendwann die Anzeigen bekommen,
-
so sahen sie dann aus.
Quasi noch als Wink mit dem Zaunpfahl
-
waren dann diese Anzeigen, die gegen
Unbekannt waren,
-
auch mit unseren Namen noch ausgestattet.
-
Vor allen Dingen hat es der
Verfassungsschutz geschafft,
-
in zwei Anzeigen meinen Namen zweimal
falsch zu schreiben.
-
Heiterkeit
-
Also, zum Glück gibt es sehr wahrscheinlich
keine Person in Deutschland,
-
die irgendwie so ähnlich heißt, ne, aber
das Problem war halt,
-
was bedeutet es, wenn man auf einmal wegen
einem, ja,
-
falschen Namen irgendwie
Verdächtiger wird?
-
OK, ich muss mich ein bisschen beeilen.
-
Unsere Anwälte bekamen hinterher nur
frisierte Akten beziehungsweise, - hä,
-
wieso geht denn das hier automatisch weiter? -
-
...nur frisierte Akten, wir gehen davon aus,
dass die Akten die ganze Zeit, ja,
-
parallel angelegt worden sind.
-
Da sind verschiedene Vermerke auf Gespräche
zwischen Generalbundesanwalt und
-
Verfassungsschutz, die telefonisch, per E-Mail
und so weiter geführt worden sind,
-
aber die da nicht auftauchen.
-
Das kam unseren Anwälten sehr komisch vor,
wir hätten auch gern
-
die Akten veröffentlicht, wir dürften sie
nur nicht sehen, weil die Akten geheimer
-
eingestuft sind als die Dokumente, die
wir veröffentlicht haben,
-
weil der Verfassungsschutz...
Applaus
-
Der Verfassungsschutz musste erklären oder
hat ja dem Generalbundesanwalt in einem Gutachten
-
mitgeteilt, warum wir irgendwie
Staatsgeheimnisse verraten haben und, ja,
-
diese Einschätzung des Verfassungsschutzes
ist halt geheimer als die Papiere,
-
die wir veröffentlicht haben. Also, an
Skurrilität kaum noch zu überbieten.
-
Dann stellten wir irgendwann fest, oh,
Generalbundesanwalt, Ermittlungen wegen
-
Landesverrat bedeutet, die können uns legal
eigentlich seit 2-3 Monaten abgehört haben.
-
Das war alles möglich, aber das war
für wenige Momente irgendwie für uns
-
so das Problem, - ja, hä, was geht denn hier
ab? -
-
...für wenige Momente das Problem, dass wir
halt dachten, so OK, jetzt könnten wir
-
echt ein Problem haben, wenn die alles bei
uns verwanzt haben.
-
Die haben natürlich hinterher gesagt, das
BKA hat nur
-
niedrigschwellige Ermittlungen durchgeführt,
ähm, ja, dem kann man halt halbwegs vertrauen,
-
glaube ich zumindest. Das Problem ist,
wie glaubhaft ist die Aussage
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der Bundesregierung, dass der
Verfassungsschutz uns nicht
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überwacht hat? Ich meine, wer soll das
kontrollieren?
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Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie mal besser
die Opfer der NSU.
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Applaus
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Dann, hatten wir das Problem, diverse
Vertreter der Bundesregierung haben
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die Medien offensichtlich...
denen nicht die Wahrheit gesagt.
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Hier ist Emily Haber,
Sicherheitsstaatssekretärin im Innenministerium,
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die meinte: "Ja ja, der
Verfassungsschutzpräsident hat irgendwann
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die Absicht mitgeteilt" und das wäre alles,
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sonst hätte man gar nichts
mitbekommen.
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Hinterher kam raus, das halbe
Innenministerium war informiert
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und auch über die laufenden Anzeigen und
so weiter.
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Thomas de Maizière hat natürlich überhaupt
nichts mitbekommen, Zitat:
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"Die gebotene Strafverfolgung des Täters
beziehungsweise der Täter hat erst durch
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die aktuelle Mediendiskussion eine
politische Bedeutung erlangt,
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die zudem eine Unterrichtung des Ministers
persönlich veranlasste."
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So beschreibt man halt das System
Thomas de Maizière.
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Fun Fact: Der Mann von der Emily Haber ist
der Diplomat, der im Rahmen
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der BND-Selektorenaffäre vom BND überwacht
wurde.
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Ja, dann nochmal irgendwie es gab eine
riesige Bundespressekonferenz rund um
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das Thema an dem Montag nachdem wir es
veröffentlicht hatten, eine Stunde lang
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ganz viele Fragen. Hier meinte dann der
Sprecher vom BMI damals noch so, ja,
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er hat mit allen geredet, die dafür relevant
wären, keiner wusste was davon, ne.
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Also, das ist großartigste Rhetorik, mit
anderen Worten: Verschleierungstaktik.
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Später kam halt raus: spätestens am 21.
April wusste die Bundesregierung
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von den Plänen und dass diese Ermittlungen
gestellt wurden und wir gehen davon aus,
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dass da auch die Strategie schon
besprochen wurde.
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Aber wer hat daran teilgenommen, weiß man
nicht, weil im Kanzleramt führt man
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bei solchen wichtigen Treffen leider keine
Teilnahmelisten.
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Aber dann haben die Grünen in einer Kleinen
Anfrage an die Bundesregierung
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mal alle Ministerien einzeln abgefragt,
welche Staatssekretäre denn da waren
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und verschiedene Ministerien konnten darauf
antworten,
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dass ihre Staatssekretäre da waren, also
es wäre schon möglich gewesen, zu sagen,
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wer da war, aber keiner wollte so
genau dafür verantwortlich gemacht werden.
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Außerdem fragten die Grünen, ob es normal
sei, dass derartige Absichten
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mit absehbar großer politischer Bedeutung
in dieser allgemeinen Form am Rande
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berichtet werden, ohne dass man darüber
Protokoll führen muss
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und die Bundesregierung meinte, ja ja,
ist so üblich, keine Panik.
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Das Justizministerium wusste gar zwei
Monate vorher schon
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inklusive Justizminister, der sich nach
dem ganzen Medienhype dann
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auf einmal hinstellt und sagte, das muss
man jetzt ganz schnell beenden.
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Wir fragen uns, warum hat er das nicht
vorher beendet?
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Gut, ich muss mal schneller machen.
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Kommen wir mal dazu... -
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Hä? Ist mir noch nie passiert,
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ich brauch' ein neues Notebook! -
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Was lernen wir daraus?
Unsere Forderungen:
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Erstmal, wir brauchen eine Neudefinition
von "Staatsgeheimnis".
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Im Moment legen die Behörden fest, was ein
Staatsgeheimnis ist, und wir glauben,
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das ist falsch. Wir brauchen eine
Neudefinition für "Staatsgeheimnis",
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dass Vorgänge des Zeitgeschehens von
öffentlichem Interesse
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keine Staatsgeheimnisse sind und nicht von
§94 "Landesverrat",
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§95 "Offenbaren von Staatsgeheimnissen"
betroffen sind,
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Applaus
das würde Journalisten helfen,
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nicht von diesem Damoklesschwert weiterhin
irgendwie gefährdet zu sein.
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Wir brauchen ein Whistleblowerschutzgesetz,
was auch seinen Namen verdient!
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Deutschland ist ein Entwicklungsland in
Sachen Whistleblowerschutz,
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das darf so nicht sein!
Jaja, ich beeil mich! - Hehehe, hallo? -
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Ansonsten haben wir Glück gehabt, Andre
und ich sind berufsmäßig angestellte
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Journalisten bei uns in der Redaktion,
aber wir haben auch andere, die für uns
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ehrenamtlich schreiben. Wenn die dieselbe
Geschichte geschrieben hätten,
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hätten die nicht so viele Rechte gehabt
wie wir, beispielsweise hätten die
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kein Zeugnisverweigerungsrecht gehabt
beziehungsweise man hätte erstmal
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aufwändig vor Gericht klären müssen, ob
das denn so wäre, weil
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die Rechtmäßigkeit geht von "berufsmäßig" aus,
dass Pressefreiheit mit "berufsmäßig"
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zu tun hat. Wir sagen: Pressefreiheit muss
für alle gelten, die sich journalistischen Standards
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und Pflichten unterwerfen und journalistisch
arbeiten und nicht nur für diejenigen,
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die das mit Geld machen!
tosender Applaus
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Ansonsten, damit unser Quellenschutz auch
durchgesetzt werden kann,
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muss die Vorratsdatenspeicherung weg! Die
muss auch aus ganz vielen anderen Gründen weg,
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aber ich sag' jetzt nur mal aus journalistischer
Sichtweise!
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zustimmender Applaus
Und, vor allen Dingen ein neuer Straftatsbestand
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der Datenhehlerei; und wir werden Klagen
dagegen unterstützen!
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Außerdem brauchen wir einen Ausstieg
aus der Massenüberwachung
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und eine Kontrolle der Geheimdienste.
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Also der richtige Skandal neben
Landesverrat ist,
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dass zwei Jahre nach Start der
Snowden-Enthüllungen
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das Ganze als Machbarkeitsstudie angesehen
wird, und die Überwachung massiv ausgebaut
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wird durch diese Bundesregierung!
Was wir noch sagen wollen:
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Niemals aufgeben! Wir machen weiter, trotz
Massenüberwachung und allem.
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Wir fanden ein bisschen schade, dass die
Kampagne so schnell vorüber war,
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wir hatten noch so viele Ideen, was man
noch alles machen könnte.
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Wir nehmen gerne Dokumente an und als
Dankeschön für die Landesverratsermittlungen
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haben wir dann noch kurz die BND-Strategie
zum Ausbau der Netzüberwachung geleakt.
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Könnt ihr auch bei uns nachlesen.
Applaus
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Ansonsten, danke für all eure
Unterstützung!
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Es hat uns sehr viel geholfen, dass wir so
eine riesige Unterstützung
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aus der Zivilgesellschaft, aus anderen
Medien, aus unseren Communities hatten,
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anders hätten wir das wahrscheinlich nicht
so gut durchgespielt bekommen.
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Insofern, wenn ihr unsere Arbeit gut findet,
könnt ihr uns auch unterstützen:
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netzpolitik.org/spenden oder wir haben
hier auch einen Restbestand
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an diesen supertollen T-Shirts und
Hoodies und tollen Taschen, gibt's irgendwo,
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wo gibt's denn die? Ach da vorne, jaja,
genau. Es gibt auch Aufkleber
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mit Hans-Georg Maaßen drauf, ansonsten...
Heiterkeit
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vielen Dank, macht mehr Landesverrat und
viel Spaß auf dem Congress!
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Jubel
anhaltender Applaus
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Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2016. Mach mit und hilf uns!
Daniel Rutz
Hinweis für Korrekturleser: Am Anfang ist Beckedahl falsch geschrieben, bitte korrigieren.