Als Sohn eines Terroristen wählte ich den Frieden
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0:02 - 0:04Am 5. November 1990
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0:04 - 0:07ging ein Mann names El-Sayyid Nosair
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0:07 - 0:10in ein Hotel in Manhattan
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0:10 - 0:12und verübte ein tödliches Attentat
auf Rabbi Meir Kahane, -
0:12 - 0:15den Gründer der Jewish Defense League.
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0:16 - 0:19Nosair wurde zunächst vom
Vorwurf des Mordes freigesprochen, -
0:19 - 0:23aber während er seine Haftstrafe
für kleinere Taten absaß, -
0:23 - 0:24fingen er und andere Männer an,
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0:24 - 0:27Anschläge auf ein Dutzend
New Yorker Wahrzeichen zu planen, -
0:27 - 0:29einschließlich Tunnel, Synagogen
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0:29 - 0:32und das Hauptquartier
der Vereinten Nationen. -
0:33 - 0:37Zum Glück wurden diese Pläne
von einem FBI-Informanten durchkreuzt. -
0:37 - 0:40Traurigerweise wurde der Anschlag
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0:40 - 0:43auf das World Trade Center
1993 nicht vereitelt. -
0:43 - 0:44Nosair wurde schließlich
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0:44 - 0:48für seine Mithilfe
beim Anschlag verurteilt. -
0:48 - 0:52El-Sayyid Nosair ist mein Vater.
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0:52 - 0:55Ich wurde 1983
in Pittsburgh, Pennsylvania, -
0:55 - 0:58als Sohn eines ägyptischen Ingenieurs
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0:58 - 1:01und einer liebevollen Amerikanerin
und Grundschullehrerin geboren, -
1:01 - 1:05die zusammen ihr Bestes gaben,
um mir eine glückliche Kindheit zu bieten. -
1:05 - 1:07Erst als ich sieben Jahre alt war,
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1:07 - 1:10begann die Familiendynamik
sich zu verändern. -
1:10 - 1:13Mein Vater zeigte mir
eine Seite des Islams, -
1:13 - 1:17die nur wenige Menschen,
einschließlich der Mehrheit der Muslime, -
1:17 - 1:18zu sehen bekommen.
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1:19 - 1:22Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass, wenn Menschen sich Zeit nehmen, -
1:22 - 1:24miteinander zu kommunizieren,
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1:24 - 1:26es nicht lang dauert,
bis man sich bewusst wird, -
1:26 - 1:29dass wir im Leben
meist alle das Gleiche wollen. -
1:29 - 1:32Jedoch gibt es in jeder Religion,
in jedem Volk, -
1:32 - 1:34einen kleinen Prozentsatz von Menschen,
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1:34 - 1:37die so inbrünstig
an ihrem Glauben festhalten, -
1:37 - 1:41dass sie glauben, sie müssten
alles in ihrer Macht Stehende tun, -
1:41 - 1:43um andere dazu zu bringen,
so wie sie zu leben. -
1:44 - 1:48Ein paar Monate vor seiner Verhaftung
erzählte er mir, -
1:48 - 1:51dass er an den letzten paar Wochenenden
mit ein paar Freunden -
1:51 - 1:55auf einer Anlage auf Long Island
Schießübungen gemacht hatte. -
1:55 - 1:58Er sagte, ich würde ihn
am nächsten Tag dorthin begleiten. -
1:58 - 2:00Wir kamen an der
Calverton-Schießanlage an, -
2:00 - 2:05die ohne unser Wissen
vom FBI beobachtet wurde. -
2:05 - 2:07Als ich mit Schießen an der Reihe war,
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2:07 - 2:10half mir mein Vater,
das Gewehr an die Schulter zu halten -
2:10 - 2:14und erklärte mir, wie man ein Ziel
in ca. 27 m Entfernung anvisiert. -
2:15 - 2:17An dem Tag traf meine letzte Kugel
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2:17 - 2:20das kleine orangefarbene Licht
über der Zielscheibe, -
2:20 - 2:23und zur Überraschung aller,
besonders meiner, -
2:23 - 2:27ging das ganze Ziel in Flammen auf.
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2:27 - 2:32Mein Onkel drehte sich zu den anderen um
und sagte auf Arabisch: "Ibn abuh." -
2:32 - 2:35Wie der Vater, so der Sohn.
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2:35 - 2:38Dieser Kommentar schien sie alle
sehr zum Lachen zu bringen, -
2:38 - 2:41jedoch verstand ich erst
ein paar Jahre später, -
2:41 - 2:44was sie daran eigentlich so lustig fanden.
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2:44 - 2:47Sie dachten, ich hatte
die gleiche Zestörungskraft -
2:47 - 2:50wie mein Vater.
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2:50 - 2:53Diese Männer wurden
schließlich dafür angeklagt, -
2:53 - 2:56einen Lieferwagen mit 680 kg Sprengstoff
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2:56 - 3:00auf eine untere Parkhausebene
des Nordturms des WTC gestellt zu haben. -
3:00 - 3:03Die Explosion tötete sechs Menschen
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3:03 - 3:06und verletzte über tausend andere.
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3:06 - 3:09Zu diesen Männern schaute ich auf.
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3:09 - 3:12Diese Männer nannte ich "ammu",
was so viel wie "Onkel" bedeutet. -
3:13 - 3:15Als ich neunzehn wurde,
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3:15 - 3:18waren wir schon 20-mal umgezogen,
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3:18 - 3:20und diese Instabilität in meiner Kindheit
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3:20 - 3:23gab mir kaum Gelegenheit,
Freunde zu finden. -
3:23 - 3:26Sobald ich mich irgendwo
ein wenig eingelebt hatte, -
3:26 - 3:30war es Zeit, die Koffer zu packen
und in die nächste Stadt zu ziehen. -
3:30 - 3:32Da ich immer der Neue in der Klasse war,
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3:32 - 3:35war ich oft das Opfer von Hänseleien.
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3:35 - 3:38Ich behielt meine Identität für mich,
um nicht zur Zielscheibe zu werden, -
3:38 - 3:42aber als der stille, dicke,
neue Junge in der Klasse -
3:42 - 3:44bot ich schon
mehr als genug Angriffsfläche. -
3:44 - 3:47Also verbrachte ich
die meiste Zeit zu Hause. -
3:47 - 3:50Ich las Bücher, schaute fern
oder spielte Videospiele. -
3:50 - 3:53Deshalb fehlten mir
kommunikative Fähigkeiten -- -
3:53 - 3:55um es gelinde auszudrücken --
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3:55 - 3:57und da ich in einem
fanatischen Haushalt aufwuchs, -
3:57 - 3:59war ich nicht
auf die reale Welt vorbereitet. -
3:59 - 4:03Ich wurde dazu erzogen, Menschen
nach willkürlichen Maßstäben zu bewerten, -
4:03 - 4:06wie z. B. nach ihrer Herkunft
oder ihrer Religion. -
4:06 - 4:09Was öffnete mir also die Augen?
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4:09 - 4:13Eine meiner ersten Erfahrungen,
die meine Denkweise herausforderte, -
4:13 - 4:16machte ich 2000
während der Präsidentschaftswahl. -
4:16 - 4:18Als ich mich aufs College vorbereitete,
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4:18 - 4:21konnte ich
an der National Youth Convention -
4:21 - 4:23in Philadelphia teilnehmen.
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4:23 - 4:26Das Schwerpunktthema
meiner Gruppe war Jugendgewalt, -
4:26 - 4:29und da ich fast mein ganzes Leben
Opfer von Hänseleien war, -
4:29 - 4:33weckte dieses Thema
starke Emotionen in mir. -
4:33 - 4:36Die Mitglieder unserer Gruppe kamen
aus verschiedenen sozialen Schichten. -
4:36 - 4:38Am vorletzten Tag der Convention
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4:38 - 4:42fand ich heraus, dass ein Junge,
mit dem ich mich angefreundet hatte, -
4:42 - 4:44Jude war.
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4:44 - 4:47Es hatte einige Tage gedauert,
bis dieses Detail ans Licht kam, -
4:47 - 4:50und mir wurde klar,
dass zwischen uns beiden -
4:50 - 4:53keine natürliche Feindschaft
bestand. -
4:53 - 4:56Ich hatte noch nie
einen jüdischen Freund gehabt, -
4:56 - 4:58und ehrlich gesagt,
erfüllte es mich mit Stolz, -
4:58 - 5:01dass ich in der Lage war,
eine Mauer zu überwinden, -
5:01 - 5:03von der man mir mein ganzen Leben
eingeredet hatte, -
5:03 - 5:05dass sie unüberwindbar sei.
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5:05 - 5:07Ein weiterer wichtiger Wendepunkt kam,
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5:07 - 5:10als ich im Sommer einen Job
in den "Busch Gardens", -
5:10 - 5:12einem Vergnügungspark, bekam.
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5:12 - 5:15Dort traf ich auf Menschen
aller Glaubensrichtungen und Kulturen, -
5:15 - 5:17und diese Erfahrung
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5:17 - 5:21prägte meine Persönlichkeit nachhaltig.
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5:21 - 5:23Fast mein ganzes Leben
wurde mir eingebläut, -
5:23 - 5:26dass Homosexualität eine Sünde sei
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5:26 - 5:30und demzufolge alle Homosexuellen
ein negativer Einfluss seien. -
5:30 - 5:32Wie es der Zufall wollte,
hatte ich die Gelegenheit, -
5:32 - 5:35bei einer Show mit einigen homosexuellen
Künstlern zusammenzuarbeiten. -
5:35 - 5:38Bald fand ich heraus, dass viele von ihnen
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5:38 - 5:42die nettesten, unvoreingenommensten
Leute waren, die ich je getroffen hatte. -
5:42 - 5:44Als Kind gehänselt zu werden,
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5:44 - 5:48löste in mir Mitgefühl
für das Leiden Anderer aus. -
5:48 - 5:52Es ist für mich völlig undenkbar,
freundliche Menschen -
5:52 - 5:56in irgendeiner Weise anders zu behandeln,
als ich behandelt werden möchte. -
5:56 - 5:58Dieses Gefühl versetzte mich in die Lage,
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5:58 - 6:02die Stereotypen,
die mir als Kind beigebracht wurden, -
6:02 - 6:05mit Begegnungen in realen
Lebenssituationen zu vergleichen. -
6:05 - 6:07Ich weiß nicht, wie es ist,
schwul zu sein, -
6:07 - 6:10aber ich weiß sehr gut,
wie es ist, für etwas, -
6:10 - 6:13das sich meiner Kontrolle entzieht,
verurteilt zu werden. -
6:14 - 6:17Dann war da die "Daily Show".
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6:17 - 6:20Jon Stewart zwang mich
Nacht für Nacht, mich intellektuell -
6:20 - 6:23mit meinem eigenen Fanatismus
ehrlich auseinanderzusetzen, -
6:23 - 6:25und dadurch wurde mir klar,
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6:25 - 6:28dass die Herkunft, Religion
oder sexuelle Orientierung einer Person -
6:28 - 6:32nichts mit der Qualität
ihres Charakters zu tun hat. -
6:33 - 6:36Er war in vielerlei Hinsicht
wie ein Vater für mich, -
6:36 - 6:39als ich dringend einen brauchte.
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6:40 - 6:43Inspiration kommt oft
von unerwarteter Seite, -
6:44 - 6:47und die Tatsache,
dass ein jüdischer Komiker -
6:47 - 6:49mein Weltbild positiver beeinflusst hat
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6:49 - 6:52als mein extremistischer Vater,
ist nicht an mir vorübergegangen. -
6:53 - 6:56Eines Tages hatte ich ein Gespräch
mit meiner Mutter darüber, -
6:56 - 6:58wie sich mein Weltbild zu ändern begann,
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6:58 - 7:01und dabei sagte sie etwas zu mir,
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7:01 - 7:04das ich, so lang ich lebe,
in meinem Herzen tragen werde. -
7:05 - 7:08Sie sah mich mit
den müden Augen einer Frau an, -
7:08 - 7:13die ihr ganzes Leben lang Dogmatismus
erfahren hatte, und sagte: -
7:13 - 7:16"Ich bin es leid, Menschen zu hassen."
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7:16 - 7:18In diesem Moment wurde mir bewusst,
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7:18 - 7:23wie viel negative Energie es braucht,
diesen Hass in sich aufrecht zu erhalten. -
7:24 - 7:26Zak Ebrahim ist nicht mein richtiger Name.
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7:27 - 7:29Ich habe ihn geändert,
als meine Familie beschloss, -
7:29 - 7:33den Kontakt zu meinem Vater abzubrechen
und ein neues Leben zu beginnen. -
7:33 - 7:35Also warum oute ich mich
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7:35 - 7:38und bringe mich damit
möglicherweise in Gefahr? -
7:38 - 7:40Das ist ganz einfach.
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7:41 - 7:44Ich tue es in der Hoffnung,
dass vielleicht irgendwann jemand, -
7:44 - 7:47der dazu gezwungen wird,
Gewalt anzuwenden, -
7:47 - 7:49meine Geschichte hört
und ihm bewusst wird, -
7:49 - 7:51dass es einen besseren Weg gibt.
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7:51 - 7:53Obwohl ich dieser Gewalt verherrlichenden,
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7:53 - 7:55intoleranten Ideologie ausgesetzt war,
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7:55 - 7:58wurde ich nicht zum Fanatiker.
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7:58 - 8:01Stattdessen nutze ich meine Erfahrungen,
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8:01 - 8:03um gegen Terrorismus,
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8:03 - 8:06gegen den Fanatismus anzukämpfen.
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8:07 - 8:10Ich tue es für die Opfer des Terrorismus
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8:10 - 8:12und deren Angehörige,
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8:12 - 8:14für den schrecklichen Schmerz und Verlust,
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8:14 - 8:17den ihnen der Terrorismus
in ihrem Leben aufgezwungen hat. -
8:17 - 8:19Für die Opfer des Terrorismus
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8:19 - 8:22spreche ich mich
gegen diese sinnlosen Taten aus -
8:22 - 8:25und verurteile
die Handlungen meines Vaters. -
8:26 - 8:29Mit dieser schlichten Tatsache
bin ich der lebende Beweis dafür, -
8:29 - 8:34dass Gewalt nicht in einer Religion
oder Volksgruppe innewohnt -
8:34 - 8:39und dass der Sohn nicht
in die Fußstapfen des Vaters treten muss. -
8:40 - 8:42Ich bin nicht mein Vater.
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8:42 - 8:45Vielen Dank. (Applaus)
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8:45 - 8:49Danke Ihnen allen. (Applaus)
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8:49 - 8:52Danke. (Applaus)
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8:52 - 8:54Vielen Dank. (Applaus)
- Title:
- Als Sohn eines Terroristen wählte ich den Frieden
- Speaker:
- Zak Ebrahim
- Description:
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Kann jemand, dessen Kindheit voll Hass und Dogmen war, einen anderen Weg einschlagen? Zak Ebrahim war gerade einmal sieben Jahre alt, als sein Vater 1993 mithalf, den Anschlag auf das World Trade Center zu planen. Seine Geschichte ist schockierend, kraftvoll und letztendlich inspirierend.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 09:13
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Nadine Hennig edited German subtitles for I am the son of a terrorist. Here's how I chose peace. | |
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Retired user approved German subtitles for I am the son of a terrorist. Here's how I chose peace. | |
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Retired user edited German subtitles for I am the son of a terrorist. Here's how I chose peace. |
Retired user
Hallo! Ich habe einige Zeilen geändert, um sie idiomatischer zu machen. Bitte um Info, ob ihr mit den Korrekturen einverstanden seid.
00:16 Es gibt mMn einen Unterschied zwischen "nicht des Mordes angeklagt" und "vom Vorwurf des Mordes freigesprochen". Ersteres lässt vermuten, es gab keine Mordanklage, Zweiteres sagt, er wurde sehr wohl angeklagt, aber vom Gericht nicht für schuldig befunden.
Zu dem Video gibt es keine Beschreibung und keinen Titel. Ist das so beabsichtigt?
Lg Johanna