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33C3 Vorspannmusik
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Herald: Werte Zuseher, wertes Publikum,
wir sollten laut Fahrplan heute eine
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Person sein. Über Nacht sind es drei
Eidgenossen geworden, die sich hier auf
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die Bühne gesellt haben und über die
Netzpolitik in der Schweiz sprechen
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werden. Rechts: Simon gehört dem Verein
„Digitale Gesellschaft“ an. In der Mitte
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haben wir die Sabrina von CCC CH der Schweiz.
Und auf der linken Seite von mir aus
-
gesehen der Patrick von der Piratenpartei.
Letztes Jahr wurde über zwei
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Massenüberwachungsgesetze in der Schweiz
hier berichtet und in diesem Vortrag heute
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werden wir unter anderem erfahren, wie
sich diese Gesetze entwickelt haben, wie
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sie von der Bevölkerung angenommen
beziehungsweise abgelehnt worden sind und
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wie dieser Vorgang in einer direkten
Demokratie vonstatten gegangen ist. Bitte
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schön, 'Grüezi' an unsere 'Schwiizer'.
Lachen, Applaus
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Patrick: So, herzlich
willkommen zu unserem kleinen Update. Wie
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gesagt das zweite Mal, dass wir das hier
machen. Das freut uns natürlich, dass sich
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so viele Leute interessieren dafür.
Wir werden heute kurz das
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Gesetzgebungsverfahren in der Schweiz
anschauen, damit ihr euch nicht in
-
Begriffen verliert, wie wir hier auf der
Bühne. Dann nochmals erzählen, wie das
-
ging mit dem Nachrichtendienstgesetz. Wir
werden das BÜPF beschreiben, wie wir
-
dagegen gekämpft haben. Dann am bisschen auf
die Beschwerde der Vorratsdatenspeicherung
-
eingehen, wie dort der Stand ist, ein
Update geben und dann noch ganz, ganz kurz
-
fünf aktuelle Themen oder aktuelle
Gesetze, die jetzt im Moment in der
-
Vernehmlassung oder in den Parlamenten drin
sind, euch vorstellen.
-
Genau. In der Schweiz gibt es eigentlich
drei Möglichkeiten, wie ein Gesetz
-
entstehen kann: Das ist vom Volk - von den
Bürgern - die Volksinitiative. Dann gibt
-
es die Möglichkeit der Regierung, direkt
einen Gesetzesentwurf einzugeben. Und man
-
kann auch, wenn man im Parlament ist, eine
Motion machen, die dann ebenfalls
-
behandelt wird. Dann geht das hier in so
verschiedene Stufen rein. Und ganz wichtig
-
hier die Vernehmlassung: Das ist dort, wo
die Bürger nochmals befragt werden, was
-
haltet ihr von diesem Gesetz. Also können
Bürger, können Firmen und Organisationen
-
sich melden und sagen: „Hey, ihr habt
etwas vergessen“ oder: „Das macht uns die
-
ganze Wirtschaft kaputt“ oder so
irgendwas.
-
Zum Nachrichtendienstgesetz: Da haben wir
ja letztes Jahr gesammelt und auch schon
-
ankündigen können, es klappt
wahrscheinlich, und es hat tatsächlich
-
geklappt. Wir haben eine Abstimmung
erzwingen können. Diese Abstimmung ging
-
leider verloren, weil wir kein Geld hatten
und auch niemand wirklich Geld investierte.
-
Es ist halt schwierig, in Zeiten des
Terrors gegen Überwachungsgesetze zu sein.
-
Das Resultat war dann niederschmetternde
65 Prozent „Ja“ und, was uns aber positiv
-
stimmt, die unter 40-Jährigen stimmten
„Nein“. Das heißt, es gibt da noch eine
-
Chance in den nächsten Jahren.
Gelächter
-
Sabrina: Herzlich willkommen zum
BÜPF-Teil. Ich bin ein bisschen heiser.
-
Ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem. Wir
werden erst eine - ich werde erst ein
-
bisschen erzählen, was bisher geschah,
dann über die Demo 2014, dann über das
-
Referendum 2016 und dann werden wir noch
ein bisschen die Aussichten geniessen.
-
„Don't make Schnüffelstaat great again“
ist sicher das Thema. Vor allen Dingen, da
-
wir in der Bundesverfassung laut Artikel
13 die Achtung der Privatsphäre garantiert
-
haben. Das entwickelt sich aber nun zu
einer bürger- und menschenrechtlichen
-
Utopie zurück. Anders kann man das nicht
mehr kommentieren.
-
Das Bundesgesetz betreffend die
Massenüberwachung des Post- und
-
Fernmeldeverkehrs, kurz: BÜPF, wurde 2014
im Ständerat zur Revision diskutiert. Das
-
bedeutet, wir hatten bis dahin bereits ein
Gesetz, das eine gewisse Massenüberwachung
-
zuliess. Vorratsdatenspeicherung ist den
meisten vermutlich ein geläufiger Begriff.
-
Ich werde es nicht alles ausführen. Wir
haben auch schon eben im 2C - im 3C32
-
bereits zum Vortrag darüber gehalten. Den
könnt ihr online auch nachsehen. Da gibt
-
es mehr Erläuterung zum NDG und zum BÜPF
auch. Die Revision des BÜPF beinhaltete
-
die Verlängerung der Vorratsdaten von
sechs Monaten auf ganze 12 Monate, die
-
Legalisierung von Staatstrojanern und von
IMSI-Catchern. Da es um das böse Cyber
-
ging, das bekannt ist für kommunistische
Hacker, Kinderpornografie und Terroristen,
-
hat sich der Ständerat nicht viel Gedanken
darüber gemacht, sondern hat es so
-
angenommen. Und spätestens seit der
Sklaverei jedoch wissen wir, dass wir
-
Privatsphäre und persönliche Freiheit
brauchen, wenn wir denn frei sein möchten
-
als Menschen. Und deswegen ist das ein
ziemlicher Skandal. Da wundert es einem
-
nicht, dass dann solche Zitate in der
Zeitung zu lesen waren: "Umstrittener als
-
die Staatstrojaner war im Ständerat die
Frage, ob Fernmeldeunternehmen, welche
-
Überwachungen ermöglichen müssen,
weiterhin für ihren Aufwand entschädigt
-
werden sollen." Dass dann ein halbes Jahr
später der Hacking-Team-Vorfall kommt -
-
ich bin aus Zürich, die haben da für eine
halbe Million den Staatstrojaner
-
eingekauft, die Kantonspolizei - wundert
einen nicht.
-
Da kommt mir auch gleich das elektronische
Patienten-Dossier in den Sinn, da wurden
-
wir vom Chaos Computer Club Schweiz
eingeladen. Ich wunderte mich nicht
-
schlecht, dass die Spezialisten in der
Runde sich ganz wenig Gedanken zu
-
technischer Datensicherheit gemacht haben,
da werden wir wohl ganz vieles beanstanden
-
müssen, wenn nicht sogar alles und im BÜPF
gibt es auch noch eine weitere
-
Zusatzklausel, dass man die Vorratsdaten,
die man künftig speichern möchte - muss.
-
Also das wird ja ausgeweitet auf
verschiedenste Anbieter, wenn ich jetzt in
-
einer WG einen Hotspot anbiete, dann muss
ich da ja auch die Randdaten irgendwie
-
speichern und wenn ich das jetzt auf
irgendeinem Server in Afrika tue, dann ist
-
es völlig in Ordnung, also das heißt die
Vorratsdaten können auch im Ausland zur
-
nicht schweizerischen
Datenschutzbestimmungen aufbewahrt werden
-
und das ist ein Datenausverkauf der
Schweizer Bevölkerung. Anders kann man das
-
auch nicht mehr sagen. Und anscheinend
funktioniert das für die. Das war ein
-
direktdemokratischer Eingriff, dass dann
jemand mal sagte "Stopp! Das geht so
-
nicht. Da müssen wir was dagegen machen."
Und so haben wir aus einem kleinen Kreis
-
der Piratenpartei eine Demo organisieren
wollen zum Ziel der passiven Netzpolitik
-
entgegenzuwirken, die netzpolitischen
Aktivisten zu - ja besser zu vernetzen
-
außerhalb der Szene und im Parlament und
in der Bevölkerung für Aufklärungsarbeit
-
zu sorgen. Da haben wir dann von links bis
rechts alle Parteien - Jungparteien in der
-
Schweiz vereinigen können und das war ein
wichtiger Grundstein für den Partei... ja
-
für den netzpolitischen sachlichen Diskurs
der parteiunabhängig in der Schweiz
-
stattfinden kann. So hat das dann
ausgesehen. Wir haben hier einmal die
-
Vorsteherin des Polizei- und
Justizdepartments, die uns den
-
Staatstrojaner unterjubeln möchte. Wie wir
uns wehren. Die Schilder finde ich hier
-
ganz schön. "BÜPF übergeht persönliche
Freiheiten", sehr treffend, oder auch eben
-
"Der Staat macht mir mehr Angst als die
Terroristen."
-
Nein sorry, wir sind ja in der Schweiz da
geht es ja noch so zu und her.
-
Ich geh jetzt noch mal zurück.
2014 in der Wintersession
-
hätte dann dieses Gesetz diskutiert werden
sollen, im Nationalrat. Die haben das ein
-
Jahr nach hinten verlegt. Ein ganzes Jahr.
Wir haben dann über ein ganzes Jahr einen
-
öffentlichen Diskurs führen müssen, deren
zahlreiche Spuren man im Netz sehen kann.
-
Für das sie zum Schluss dann mit 160 zu 23
Stimmen für die Verschärfung des BÜPS
-
stimmten. Was uns jetzt noch blieb war das
Referendum. Wir mussten jetzt also in 100
-
Tagen 50.000 bescheinigte Unterschriften
einreichen und viele waren vom NDG
-
Referendum irgendwie zufrieden oder auch
völlig erschöpft, was verständlich ist und
-
die wollten gar nicht mehr so richtig
jetzt ein Referendum machen.
-
Fanden ja alle "Das ist ja jetzt nicht
mehr so und jetzt lassen wir -". Aber wir
-
vom Club und die Piratenpartei, wir fanden
dann das geht so nicht. Das ist ein
-
massiver Eingriff in unsere Privatsphäre,
in unsere Grundrechte. Das wollen wir so
-
nicht haben und das werden wir jetzt
durchziehen bis zum Schluss. Wir konnten
-
dann zum guten Glück inzwischen mehr
gewordene Parteien und Organisationen
-
gewinnen. Die PEP-Stiftung hat sich da
dann gleich bereit erklärt - herzlichen
-
Dank da nochmals - uns direkt zu
unterstützen mit Arbeitskraft und Spenden.
-
Die SWICO ist dann auch gleich
aufgesprungen und hat uns auch massiv
-
unterstützt. Also herzlichen Dank auch an
alle, die Aktivisten, die das überhaupt
-
möglich gemacht haben, dieses Experiment,
dass wir da einfach sachpolitische jetzt
-
die Netzpolitik miteinander auf den Tisch
bringen. Wir hatten das Glück, dass ein
-
frischgebackener Nationalrat bei uns im
Referendumskomitee war, drum konnten wir
-
die Pressekonferenz im Bundeshaus, also im
Medienzentrum halten. Das war für mich so
-
ein kleiner direktdemokratischer Moment,
dass man da einfach hingehen kann und was
-
sagen darf. Herzlichen Dank auch für die
Organisation da.
-
Ja unser Club, der Röschtibach, der wurde
dann zum administrativen Monstrum
-
schlechthin. Herzlichen Dank an (Arri?),
den kennt ihr auch aus dem letzten Talk
-
letztes Jahr und herzlichen Dank auch an
das Verständnis für all die nicht
-
politischen Hacker, die das dann ertragen
haben, die nächsten drei Monate.
-
Hier sehen wir weitere
Bescheinigungsprozesse. Da hatten wir so
-
richtige Aktenschränke voll mit
Hängeregistern, das war eine ziemliche
-
aufwendige Organisation. Zumal,
gut wir haben mit der Digitalen
-
Gesellschaft eine Plattform, eine
digitale, aufgearbeitet, wo man dann Infos
-
und Bögen runterladen konnte, denn die
Eidgenossenschaft stellte einem nur genau
-
den Referendumsbogen zur Verfügung an
Infrastrukturen, ansonsten gar nichts.
-
Also eine kleine Mitteilung, dass das
Referendum stattfinden und sonst muss man
-
alles selber machen und es gab ein
Beglaubigungs- oder ein
-
Bescheinigungstool, dass gewisse
Teilnehmer des Referendums hatten und uns
-
aber nicht zur Verfügung stellen wollten,
weil sie nicht wollten, dass die
-
bürgerliche Seite des Komitees irgendwie
in den Besitz dieses Tools kommt. Und da
-
hatten wir natürlich schon ein großes
Problem damit. Der Patrick hat das dann
-
selber programmiert und da haben wir - das
war dann Match entscheidend für uns, das
-
steht jetzt Open Source zur Verfügung,
also falls irgendjemanden in der Schweiz
-
mal ein Referendum machen könnte, sich
bitte an Patrick wenden, ja.
-
Applaus
Die bürgerlichen Parteien - leider - haben
-
dann bis zum Schluss wenig von ihrer Quote
erfüllt und das war zu dem Zeitpunkt für
-
uns grad mal ein ziemlicher Dämpfer,
weil... Ja wir hatten alles organisiert
-
von unserer Seite schon gegen Windmühlen
gekämpft und sehen wir mal wie's
-
weitergeht. Wir haben dann zusammen mit
der Digitalen Gesellschaft noch mit
-
Amnesty International zusammen ein
Aufklärungsvideo gemacht. Ich muss da
-
jetzt kurz rein, Moment. Oh mein Gott. Ja
ja, ich finds, da sind aber so viele Tabs
-
offen, das ist unerhört, das tut mir jetzt
leid.
-
Gelächter
Ja Moment. Ah jetzt. Gut. Ein bisschen
-
Technik macht uns keine Angst.
-
[Video auf Schweizerdeutsch]
Polizist: Kein Angst, Frau Müller,
-
wir haben den Täter.
Frau Müller: Sie haben den Täter?
-
Polizist: Den finden wir problemlos.
Tastaturklicken
-
Da!
Da haben wir das Fahrrad noch
-
Tastaturklicken
-
Frau Müller: Filmen Sie das alles?
Tastaturklicken
-
Räuspern von Frau Müller
Tastaturklicken
-
Polizist: Da!
-
Gelächter im Saal
-
Tastaturklicken
Polizist: seufzt
-
Frau Müller: Was ist das?
Gelächter im Saal
-
Polizist: lacht
Frau Müller: Stellen sie das sofort ab!
-
Polizist: stottert Ja.
Tastaturklicken
-
Applaus
-
Sabrina: [Dialekt] Wo ist denn die Scheisse?
Gelächter, Zurufe aus dem Publikum
-
Wo ist denn das jetzt?
Da! Jetzt! Gut. Das ist
-
eben nicht mein Laptop. Also ja, wir waren
bei den bürgerlichen Parteien, da gab es
-
eine kleine Kerngruppe, die hat sich
wirklich massiv engagiert. Bis zum Schluss
-
des Referendums haben die genau ein
Drittel ihrer Quoten erfüllt, ihrer
-
zugesagten Quoten. Das gab uns einen
Rückstand von 16.000 Unterschriften. Also,
-
das war massiv, das sollte zum großen Teil
dazu beitragen, dass das Referendum
-
scheitert. Das wussten wir aber zu dem
Zeitpunkt noch nicht, und für uns war
-
klar, dass wir das durchziehen. Ja, wir
haben dann besprochen, was da weiter
-
passieren soll, da kam aus der Politik der
Geheimtipp, engagiert doch Leute, die für
-
euch Unterschriften sammeln gehen. Da
mussten wir erstmal ganz viel Geld
-
auftreiben, das galt in Referendums
internen Kreisen bereits schon als
-
Knacknuss. Da wir das weiter ziehen
wollten, mussten wir alles selber
-
organisieren. Wir schafften es dann auch
innerhalb kürzester Zeit, über 30.000
-
Franken aufzutreiben und das Nächste war
dann natürlich, wo kriegen jetzt die
-
Menschen her? Und da gab es zwei bekannte
Sammlergruppen und da wurde auch an
-
Universitäten paar Studenten noch
gefunden, die bereit waren. Denen es
-
vielleicht an direkt-demokratischem
Engagement fehlte, aber das ist was, das
-
man in der Schweiz anschauen sollte, wie
so eine Bewältigung vom Referendum
-
überhaupt stattfinden kann. Und so ging es
dann weiter, das hatten wir also gelöst,
-
weiter auf der Zielgeraden, wir schaffen
das Referendum, los jetzt, oder? Da kamen
-
dann immer mehr und mehr Unterschriften
rein. Da gab es Leute, die im Akkord Tag
-
und Nacht im Space arbeiteten. Da möchte
mich ganz herzlich bei all den Aktivisten
-
bedanken - Helfern, Aktivisten - ohne euch
wäre das überhaupt nicht gegangen. Also
-
wirklich ein ganz, ganz, ganz grosses Dankeschön!
Applaus
-
Und da waren wir weiter am Arbeiten und
es regnete, Regenperioden. Sammeln, am
-
Sammeln wie verrückt, am Bescheinigen wie
verrückt. Dann kam plötzlich die Nachricht
-
von den Sammler-Gruppen die wir da hatten
- irgendwie schien da was nicht
-
funktionieren. Wir mussten tagelang,
stundenlang diskutieren, telefonieren,
-
Material runterschicken, erreichten die
nicht, das artete richtig zu einem ganz
-
grossen Albtraum aus, zumal das
Referendumskomitee das vorher ganz
-
aktivistisch und agil organisiert war, war
über dieses breite Referendumskomitee
-
plötzlich ein schwerfälliges Monstrum
geworden. Wir mussten irgendwelche Über-
-
Koordinationssitzungen abwarten, dann
waren Leute da, die nicht mal
-
Verbindlichkeiten eingestehen konnten.
Also, das war wirklich ein extremer
-
Albtraum und einige von uns gingen dann so
kurz vor Referendumsschluss da hin, um zu
-
sehen, was ist denn da los, warum wird die
Hilfe abgewehrt, Beglaubigungstool habt
-
ihr bekommen und erlebten dann ihr Blaues
Wunder. Wir kamen da an, wir hatten
-
vertraglich abgemachte, bescheinigte
Unterschriftenanzahl, die wurde uns jeden
-
Tag bestätigt, und da war dann keine
einzige Unterschrift bescheinigt, so paar
-
Tage vor Ablauf des Referendums. Und wir
haben dann in kürzester Zeit Leute, Autos
-
aufgetrieben, um da etwas machen zu
können, aber wir hatten die Infrastruktur
-
in Zürich und die Leute da waren so unter
Schock, die mussten erst mal wieder nach
-
Hause gehen. Und dann ging es so richtig
los, wir starteten einen letzten Aufruf
-
und da kam wirklich noch jeder und da
wurde wirklich tagelang durchgeackert.
-
Leute gingen mit Unterschriften auf
Gemeinden, um die dort zu hinterlegen,
-
damit die bescheinigt werden konnten. Alle
diese 50.000 Unterschriften mussten ja
-
gezielt sortiert, dahingebracht oder
-geschickt werden, nachher in Kisten verpackt
-
und abgegeben werden zur Ablauf der Frist.
Und wir hatten jetzt plötzlich um die
-
acht-, neuntausend Unterschriften mehr,
die wir jetzt zusätzlich bewältigen
-
sollten innerhalb dieser kürzesten Zeit.
Das war so überhaupt nicht vorgesehen und
-
das war dann natürlich - das war dann sehr
ernüchternd zum Schluss, weil sich
-
wirklich alle da ganz gross engagiert
haben. Die Einreichung - wir hatten
-
zuletzt 55.000 Unterschriften, so um die
55.000, bescheinigt war nur 41.330, wie
-
uns die Bundeskanzlei bestätigte und die
Geschichte dahinter kennt ihr jetzt ja.
-
Die weiteren Aussichten - wir sind auf der
Adressatenliste zur Vernehmlassung, da
-
wird jetzt ja dieses Gesetz, bevor es in
Kraft tritt, noch einmal besprochen, da
-
werden wir uns natürlich einbringen - auf
jeden Satz drei weitere Sätze, weitere
-
Argumente, und wir werden das durchziehen
bis zum Schluss. Wir wollten nie aufgeben,
-
wir haben nicht aufgegeben, und wir haben
immer noch die Möglichkeit der
-
Volksinitiative, auch wenn diese
Massenüberwachung unsere Direkte
-
Demokratie schwächt, die Meinungsfreiheit,
die Äusserung. Ja, an alle, bitte gebt
-
nicht auf, gebt nicht nach, werdet nicht
bequem, sondern steht für das ein, für
-
unsere persönliche Freiheit afk sowie
online, damit wir die selbst bestimmen
-
können. Herzlichen Dank.
Applaus
-
Simon: Grüezi mitenand, bei
dieser Quote kann man das ja durchaus
-
machen. Ich werde kurz etwas zu unserer
Beschwerde gegen die
-
Vorratsdatenspeicherung erzählen. Sabrina
hat euch vorhin erzählt, wie wir auf dem
-
direkt-demokratischen Weg dagegen
ankämpfen, wir haben uns aber auch als
-
Gruppe versucht, gegen die
Vorratsdatenspeicherung an und für sich
-
auf dem Rechtsweg zu wehren. Dazu, hier
ist eine eine kurze Auflistung, welche
-
Metadaten bei den Vorratsdaten in der
Schweiz gesammelt werden. Die wichtigste
-
Unter- der wichtigste Unterschied im
Vergleich zu Deutschland: ihr diskutiert,
-
ob ihr vier oder acht Wochen habt, bei der
Referendumsfrist hatten wir zu
-
diskutieren, sind es sechs Monate oder
zwölf Monate, das konnten wir zum Glück
-
abwenden. Nun, die Beschwerde gegen die
Vorratsdatenspeicherung ging wie folgt von
-
statten: wir haben uns bei dem Dienst
gemeldet, der diese Überwachungen für die
-
Staatsanwaltschaften durchführt, und darum
gebeten, die Vorratsdatenspeicherung für
-
sechs Einzelpersonen zu unterlassen. Der
Dienst ist unserer Bitte nicht
-
nachgekommen. Danach sind wir ans
Bundesverwaltungsgericht gelangt, die
-
haben lange beraten und haben nach fast
einem Jahr Beratungszeit haben sie sich
-
entschieden, das Gremium auf fünf Richter
zu erweitern.
-
Wir bekamen auch dort einen ablehnenden
Entscheid, allerdings, eine kleine
-
freudige Nachricht gibt es, das ist das
erste gerichtliche Urteil in der Schweiz,
-
bei dem festgehalten worden ist: die
anlasslose Massenüberwachung ist in ein
-
schwerwiegender Eingriff in die
Privatsphäre. Das ist das einzige, was wir
-
bis jetzt vom Rechtsweg her bekommen haben.
Vor wenigen Wochen nun sind wird ans
-
Bundesgericht weitergezogen. Es ist davon
auszugehen, dass auch das Bundesgericht
-
dem Wunsch von uns nicht nachkommen wird,
dass diese sechs Personen von der
-
Vorratsdatenspeicherung auszunehmen sind.
Allerdings können wir, nachdem wir ein
-
Bundesgerichtsurteil haben, an den
Europäischen Menschenrechtsgerichtshof
-
nach Strassburg weiterziehen, und im besten
Fall erwartet uns dann in ein paar Jahren
-
ein Urteil, und das Urteil bedeutet nicht,
dass die Vorratsdatenspeicherung für alle
-
Schweizer gekippt ist. Nachdem wird ein
Urteil, ein allfälliges Urteil von
-
Strassburg erhalten haben, haben wir die
Gewissheit, dass von diesen sechs Personen
-
keine Vorratsdaten erhoben werden können.
Dann hat der Staat zwei Möglichkeiten -
-
entweder nimmt er diese sechs Personen
aus, was technisch vielleicht machbar aber
-
doch relativ aufwendig ist. Viel
naheliegender ist es da, die
-
Vorratsdatenspeicherung an und für sich zu
kippen. Wenn man darauf nicht eingeht, gibt
-
es die Möglichkeit, dass man dann mittels
Briefen, wenn man diesen sechs Personen
-
recht gibt, dass diese sechs Personen von
der Vorratsdatenspeicherung auszunehmen
-
sind, warum soll es dann bei weiteren
Personen nicht möglich sein. Es bleibt also
-
weiterhin spannend und sobald sich was tut
werden wir informieren, es wird allerdings
-
noch eine Zeit gehen, da diese - da der
Weiterzug ans Bundesgericht erst vor
-
wenigen Tagen passiert ist. Ich denke mal
das ist es und ich übergebe an Patrick
-
Applaus
-
So, unser - in den letzten paar Monaten oder
-
Jahren beschäftigen uns auch immer wieder
die Netzsperren, weil die für Politiker so
-
die magische Lösung sind, um alles Böse
auszuklammern. In Wahrheit wissen wir alle
-
sieht das etwa so aus, oder? Ja, und zwar
sind Netzsperren jetzt auch beim
-
Geldspielgesetz angelangt das Ziel dieses -
dieser Totalrevision, oder dem
-
Zusammenfassen verschiedener Gesetze zum
Geldspielgesetz ist es, dass man Spieler
-
davon abhält sich selbst zu Schaden. Dann
sollen alle Spielgewinne gleich besteuert
-
werden. Im Moment sind Gewinne aus
Spielbanken nicht besteuert. Internet-
-
Click-Spiele sollten erlaubt werden, das
heisst man kann sich dann eine Lizenz holen
-
um Glücksspiel online anzubieten. Und
Bewährtes soll beibehalten werden, das
-
heisst man will immer noch Geld
einkassieren von den Spielern. Der Stand
-
ist: es wird jetzt Beraten in den
Parlamenten und wir arbeiten da dran die
-
Netzsperren, das ist auch unser Haupt-
Kritikpunkt, dort raus zu bringen, aus
-
diesem Vorschlag. Vielleicht noch kurz in
Zahlen: aus dem Lotteriefond - das ist quasi
-
das Spielgeld der Kantone am Schluss - da
werden kulturelle Anlässe vor allem dann
-
finanziert und auch Sportvereine
unterstützt aus den Sportwetten. Das sind
-
rund 550 Millionen Franken. Dann gibt es
Abgaben an die Altersvorsorge in der
-
Schweiz und die Invalidenversicherung, das
sind noch mal 320 Millionen Franken und im
-
Internet hat man 2011 geschätzt dass der
ganzen Spielbranche etwa 160 Millionen
-
Schweizer Franken entgehen durch die, ja
durch die illegalen Online-Spiele.
-
Man will mit diesem Gesetz die Spieler vor
sich selbst schützen, das heisst wenn ich
-
eine Online-Lizenz habe, muss ich auch
mich an ein Sperrsystem anknüpfen das
-
gewissen Personen verbietet, online zu
spielen. Dann will man, dass veraltete
-
Lotto spielen immer noch lukrativ
machen, das heisst lukrativer für die
-
Kantone. Man hat auch raus gefunden, dass
immer weniger Leute Lotto spielen, weil es
-
hat nicht ein Instant-Feedback gibt, ich
kauf mir einen Lottoschein und das dauert
-
dann halt. Das will man so eigentlich
beibehalten, indem man neuere
-
Geschäftsmodelle dann verbietet. Das die
Netzsperren überhaupt drin sind, das ist
-
auch auf ein zu spätes Engagement der
ganzen Internet-Branche zurückzuführen,
-
wir haben Zutritt zum Parlament, wir
können dort lobiieren, aber einem kleinen
-
Vertreter der Piratenpartei hört man
eventuell nicht so genau zu, wie wenn der
-
Cheflobbyist von Google dort auftaucht,
und der ist im Moment dort am weibeln. Dann
-
hatten wir die Vernehmlassung zum
Fernmeldegesetz, das ist eine
-
Teilrevision, das heisst sie wollen
bestimmte Gesetzesartikel umschreiben,
-
aber natürlich auch hier wieder
Netzsperren reinbringen. Das Ziel war es
-
eigentlich, Konsumentenanliegen zu
Stärken, das heisst, Auskunftsrechte und so
-
auszubauen. Dann die Nutzung des
Funkspektrums zu liberalisieren, dort vor
-
allem auch das Einfachermachen, ganze
Netzblöcke weiter zu verkaufen und die
-
Anbieterin, die Fernmeldeanbieterin
administrativ zu entlasten.
-
Da ist jetzt die Vernehmlassung
abgeschlossen, da gab es glaube ich auch
-
eine rekordhohe Einsendequote, oder
Antworten auf diese Vernehmlassung, das
-
ist auch der Internetwirtschaft zu
verdanken, die dadurch sehr stark
-
betroffen ist davon. Unser
Hauptkritikpunkt auch hier: Netzsperren,
-
dann haben sie eine "Netzneutralität"
erfunden, die es so nicht gibt natürlich,
-
und wir wollen, dass die Datenhoheit der
Metadaten bei den Beutzer landet. Die
-
Netzsperren, die haben wir bereits in der
Schweiz, das ist glaube ich seit 2009 oder
-
2007 - 2007. Seit dort haben eine
Sperrliste und das ist vom Verein, gibt
-
es eine Selbsterklärung vom Verein aller
Provider, es ist selbsterklärend, dass sie
-
diese Sperrliste berücksichtigen, das ist
eine DNS-Blockade. Und jetzt hat man
-
das Gefühl, dass diese Freiwilligkeit
nicht mehr reicht und will nun alle
-
Provider, selbst die Kleinsten, dazu
zwingen, diese Sperrliste - Sperrlisten -
-
umzusetzen. Doch die Sperrliste soll
öffentlich sein, und a: öffentlich und b:
-
soll sie alle drei Monate aktualisiert
werden vom Bundesamt für Polizei, ja. Wir
-
wissen, wie schnelllebig das Internet ist,
das bringt nichts. Und Stichwort Darknet - genau
-
Wie man diese Sperrlisten, oder dieses
DNS- Programm umgehen kann, habe ich in
-
unsere Vernehmlassungsantwort reingepackt,
d.h. da kann man jetzt links unten, da
-
kann man nachlesen, es geht auch ins
Bundesarchiv rein, das heisst, das bringen
-
sie dort nicht mehr raus.
Applaus
Dann zur Netzneutralität: Es wird, sie planen
-
eine Deklarationspflicht für zero rating
und anders abgerechnete Datenströme. Das
-
ist natürlich alles Quatsch. Wir wollen
eine Nichtdiskriminierung von
-
Datenströmen. Im Vorfeld zur
Vernehmlassung ein paar Wochen vorher hat
-
es per Zufall einen Code-of-Conduct der
grossen Provider gegeben, wo sie sagen wir
-
machen jetzt Netzneutralität, aber geändert hat
gar nichts, sie haben einfach das, was jetzt
-
schon machen, dort explizit ausgeklammert.
Ja und der letzte Punkt haben wir euch
-
letztes Jahr schon berichtet, Balthasar Glättli von
der Grünen Partei hatte eine Motion
-
eingereicht im Parlament, die
Netzneutralität festzuschreiben. Die ist
-
dann aber im Ständerat versenkt worden,
weil es sei ja nicht nötig. Dann gibt es
-
verschiedene Änderungen bei den Metadaten,
was gespeichert wird und wer Anspruch auf
-
Informationen dort raus hat. Wir wollen
ganz klar, dass nur abrechnungsrelevante
-
Elemente überhaupt gespeichert werden,
und, wenn man die Rechnung bezahlt hat und
-
somit einverstanden war, soll man die auch
wieder löschen. Weiter wollen wir, dass
-
die Datenhoheit beim Kunden ist, eventuell
sogar kryptographisch sichergestellt, dass
-
die nur der Kunde einsehen kann, weil dann
kann der Provider auch nichts rausgeben.
-
Plus es gibt noch eine Klausel für
Mehrwert der Provider, dass
-
die die Daten bekommen. Das ist natürlich
auch Schwachsinn. Dann: Der große
-
Scherbenhaufen Urheberrechtsgesetz
Totalrevision. Ziel war es, die
-
Modernisierung des Urheberrechts, eine
effizientere Pirateriebekämpfung,
-
mittels aufklärende Hinweise an Nutzer als
auch Three-Strikes, die Förderung der
-
Nutzung von digitalen Angeboten und so
weiter. Das ist nur ein Auszug, doch
-
steckt viel mehr dahinter noch.
Der Stand ist: Es ist ein Scherbenhaufen.
-
Es gab sehr, sehr viele Einsprachen oder
Antworten auf diese Vernehmlassung. Es
-
waren über 1000 Leute, Vereine und
Organisationen, die sich dort gemeldet
-
haben. Und insgesamt waren das 8000
Seiten, die das Institut für geistiges
-
Eigentum, das für die Vernehmlassung
zuständig ist, dann durcharbeiten musste.
-
Sie waren erstaunlich schnell damit, muss
man auch sagen.
-
Unser Hauptkritikpunkt - das habe ich
eigentlich schon ein bisschen gesagt -
-
Netzsperren sind auch hier wieder drin. Es
wird ähnlich wie im Digital Millennium
-
Copyright Act "take down and stay down
notices" geben. Das heißt, wenn mal eine
-
"take down notice" gekommen ist, muss man
sicherstellen, dass man diese Sequenz
-
nicht mehr hochladen kann. Oder die
zumindest nicht mehr freigeschaltet werden
-
kann. Es gibt Ansätze, dass man die Kunden
kriminalisieren will. Und es sind
-
Auskunftsrechte. Das geht in dieses
"Three-Strikes" rein: Wenn ein Benutzer
-
drei Mal verwarnt wurde, kann der
Rechteinhaber die Daten des Kunden dann
-
bekommen.
Bisschen zur Vorgeschichte: Das Ganze
-
beschäftigt uns schon eine Weile. 2012
wurde auf Druck der Musikindustrie aus den
-
USA oder einfach von den USA eine
Arbeitsgruppe eingesetzt. Das macht man
-
immer, wenn man eigentlich nichts machen
will. Es gab da regelmäßige Treffen zu
-
verschiedenen Themen. Die sind alle auch,
die Protokolle sind online einsehbar oder
-
die Berichte zumindest. Netzpolitisch ist
eigentlich fast niemand eingebunden und es
-
wurde, glaube ich, ein Providervertreter
eingeladen. Aber es wird irgendeineiner
-
von den Großen gewesen sein, der sich
natürlich auch nicht um netzpolitische
-
Anliegen kümmert. Die haben sich getroffen
und getroffen, bis im November 2015 dann
-
die Vernehmlassung eröffnet wurde. Bei
einer Vernehmlassung hat man immer drei
-
Monate Zeit, das Gesetz zu studieren und
eine Antwort zu geben. Man kann auch, wenn
-
man es irgendwie verpasst hat wie die SP
Schweiz, kann man sich auch noch eine
-
Extension geben lassen, dass man's noch
nachreichen kann.
-
Dann Anfang April war die Vernehmlassung
beendet. Normalerweise, wenn eine
-
Vernehmlassung läuft oder die
Vernehmlassung durch ist, werden die
-
Resultate intern analysiert und dann erst
als Bericht zusammengefasst und
-
herausgegeben. Da kam wieder eine Sitzung
der AGUR12-Gruppe, wo wir glaub ich mit
-
einem Öffentlichkeitgesuch erst überhaupt
an die Daten herangekommen sind, was da
-
gelaufen ist.
Gab’s da eine Vorbesprechung. Also das
-
heißt, sie hatten die Resultate der
Vernehmlassung eigentlich schon früher.
-
Was nicht ganz okay ist. Dann ... genau.
Ende Dezember wurde dann der Bericht
-
veröffentlicht. Es waren, hab schon
gesagt, es waren sogar 1200 Seiten
-
Eingaben, auch viele Bibliotheken und
Privatpersonen. Bibliotheken, die haben
-
sich beschwert darüber, dass das neu eine
Verleihabgabe gibt, was natürlich
-
Schwachsinn ist. Ja. Das Stichwort oder
die Artikel der Medienmitteilung des
-
instituts für Geistiges Eigentum war
„Modernisierung des Urheberrechts
-
grundsätzlich begrüßt“. Was heißt, ja,
jeder will es ändern, aber man kann es
-
nicht allen recht machen. Und die
Contentanbieter haben in dieser Richtung
-
geschossen. Die Kunden und die
Netzpolitiker in diese Richtung. Also man
-
hat sich jetzt ausbedungen bis im
Sommer, zu wissen, wie es weitergehen
-
soll. Mal gucken. All diese Details zu
diesen AGUR12-Meetings findet Ihr online
-
unter dem Link hier. Falls Euch das
interessiert. Unsere Forderungen. Ich habe
-
die mal ein bisschen aufbereitet. Wir
wollen die Netzsperren raus haben aus dem
-
Gesetz. Wir wollen die Beibehaltung der
straflosen Downloads. Manchmal muss man
-
auch Sachen rein schreiben, die man
explizit beibehalten will. Weil das ...
-
dass ... Die Revision wird den Download
nicht kriminalisieren. Er wird immer noch
-
erlaubt sein mit dem neuen Gesetz. Aber
man muss halt da einen Gegenpunkt setzen,
-
weil alle Contentanbieter natürlich rein
schreiben: „Ah, Download wird verboten.“
-
Dann wollen wir Auskunftspflicht gegenüber
den Verwertungsgesellschaften natürlich
-
raus haben. Das ist strafrechtlich höchst,
höchst fragwürdig, was da geplant ist.
-
Strafe für Copyfraud, wenn jemand eine
Takedown-Notice schickt oder wenn es
-
überhaupt Takedown-Notices gibt, dann soll
es wenigstens auch eine Strafe geben, wenn
-
jemand sagt: „Ah, das gehört mir“, und es
ihm dann nicht gehört.
-
Dann wollen wir den Verwaltungsapparat der
Verwertungsgesellschaften ein bisschen
-
runterschrauben oder festlegen. Wir haben
da glaub ich zehn Prozent vorgeschlagen.
-
Und man soll auch keine exklusiven
Verwertungsabtretungen mehr machen müssen
-
oder können, sondern man soll die
Verwertungsrechte einzeln abtreten können.
-
Das heißt, ein Musiker soll doch im
Internet seine Vermarktung selbst machen
-
können oder den Verkauf nur noch für die
CDs einen Verlag haben. Das ist im
-
Moment nicht möglich.
Dann sollen vergriffene und verwaiste
-
Werke zugänglich gemacht werden. Es gibt
ein Riesenproblem mit unklaren Copyright-
-
Situationen von Werken, wo, bei denen der
Autor verschollen oder schon gestorben
-
ist. Vergriffene Werke, darunter zählen
wir natürlich auch Filme, die in der
-
Schweiz noch nicht angeboten werden, aber
in den USA schon. Ja, da wir die
-
Musikindustrie wahrlich keine Freude
haben. Three Strikes haben wir gesagt.
-
Dann Werke von öffentlichen Stellen sollen
nicht mehr dem Urheberrecht unterstellt
-
werden. Da habt Ihr glaube ich im
Deutschen auch manchmal so bisschen
-
Diskussion mit Ämtern. Das haben wir
explizit noch mal gefordert. Und einen
-
Ausschluss der Verantwortlichkeit. Dass
man auch, dass auch freie Wlans problemlos
-
möglich sind. So und jetzt macht Simon
weiter mit dem Datenschutzgesetz.
-
Applaus
-
Speaker Simon: Ja, Datenschutz ist nicht
-
unbedingt sexy, aber notwendig. Um was
geht es konkret? In der Schweiz haben wir
-
seit mehreren Jahrzehnten ein
Datenschutzgesetz. Und man hat sich jetzt
-
überlegt, dass man das Datenschutzgesetz
erneuern kann.
-
Es gibt einen Datenschutz- und
Öffentlichkeitsbeauftragten in der
-
Schweiz. Das ist eine staatliche Stelle.
Und dort ... Der kann Firmen, die sich
-
nicht datenschutzkonform verhalten, kann
sie derzeit mahnen und auf der ander– Also
-
ein relativ lasches Datenschutzgesetz,
ganz anders, als das nach den Snowden-
-
Enthüllungen immer wieder gesagt wurde,
wie weitgehend der Schweizer Datenschutz
-
ist. Wenn es dann konkret wird, geht es
eben gar nicht so weit. Zudem: Wenn ich
-
... wenn ich ... wie soll ich das sagen?
Es gibt gewisse Daten, die von Behörden
-
bearbeitet werden. Genauso, wie auch
Firmen Daten über Euch bearbeiten. Und da
-
man die Daten, da das ja meine Daten sind,
habe ich, sollte ich die Hoheit haben und
-
kann von demher einfach mal bei dieser
Firma anfragen. Die sollten dann diese
-
Daten herausrücken. Ich kann auch zum
Beispiel beim Finanzamt, die ... nicht die
-
Löschung, aber die Weitergabe an Dritte
unterlassen. In Deutschland ist das ja
-
gang und gebe, dass Kommunen, die pleite
sind, so sich ein Zubrot verdienen, indem
-
sie die Daten ihres Einwohnerregisters
weiterverkaufen. Das neue
-
Datenschutzgesetz wird sich ... Das alte
ist derzeit 23 Jahre. Also man kann davon
-
ausgehen, dass das neue Datenschutzgesetz
doch eine Zeit lang halten wird. Die
-
Vernehmlassung ist vor wenigen Tagen
gestartet. Und geplant sind mehr
-
Kompetenzen für den Eidgenössischen
Datenschützer. Und das Ganze orientiert
-
sich an zwei Verordnungen der EU.
Zum Einen die EU-
-
Datenschutzgrundverordnung, konkret das
Markt-Ort-Prinzip. Dort geht es darum,
-
dass eine nicht ... Eine Firma, welche
sich nicht in ... Eine Firma, welche sich
-
nicht im EU-Raum befindet, beispielsweise
die Schweizer Firma Threema, wenn die ein
-
Produkt nach Deutschland liefert, dann
gilt der Datenschutz ebenso für diesen
-
Ort. Verhält sich eine Firma nicht
konform, kann der Datenschützer Bußgelder
-
aussprechen. Es gibt das Recht auf
Vergessen, sowie die Maschinenlesbarkeit
-
oder Datenportabilität. Da geht es darum,
dass ich mein Profil von einem Anbieter
-
zum anderen Anbieter mitnehmen kann. Das
ist optimalerweise ein maschinenlesbares
-
Format.
Dann gibt es ein Zweites: eine Kommission
-
des Europarats. Die Schweiz ist Mitglied
im Europarat. Ein zentrales Element dort
-
ist sicher, dass ich als Kunde
grundsätzlich in die Datenbearbeitung
-
einwilligen muss. Wenn sich eine Firma
nicht datenschutzkonform verhält, dann
-
soll es von Amtes wegen her Meldung geben.
Und auch ganz wichtig: Privacy by Design.
-
Das ist alles angedacht. Das ist mal so
die grundsätzliche Orientierung. Wie
-
gesagt, diese Vernehmlassungsphase läuft
noch bis im April. Und wir werden uns
-
natürlich dazu äußern und versuchen,
unsere Anliegen entsprechend einzugeben.
-
Wir sehen, was daraus wird.
Zu guter Letzt möchte ich noch kurz
-
E-Voting ansprechen. Derzeit ist es so,
dass wir zwei Systeme in der Schweiz im
-
Test haben. Grundsätzlich hat der Bund,
der Bund hat immer wieder damit geworben,
-
dass man Auslandschweizer die Möglichkeit
geben will, einfach abstimmen und wählen
-
zu gehen. Derzeit ist dieser Testlauf auf
eine kleine Anzahl Wähler beschränkt.
-
Fragt mich nicht, wie viel Prozent. Das
habe ich nicht mehr im Kopf. Diese zwei
-
Systeme könnten unterschiedlicher nicht
sein. Wir haben zum Einen ein spanisches
-
Closed-Source-System, das von der Post,
also von der Briefpost, der Post
-
vermarktet wird. Und zum Anderen gibt es
eine Open-Source oder hal–, sagen wir,
-
eine open-gesourcete Lösung, die der
Kanton Genf am Entwickeln ist. Es bleiben
-
aber grundsätzliche Probleme wie die
universale Verifizierbarkeit, zu der ich
-
nachher gleich kommen werde. Ziel ist es,
bis 2019 E-Voting für einen Großteil der
-
Bevölkerung verfügbar zu haben. Hier muss
man wissen, dass bereits in einem
-
Whitepaper 2005 geschrieben wurde: „Ab
2010, da haben wir es dann.“ „Und 2009
-
kann man ...“ „ja, 2013 ...“ Und jetzt
sind wir kurz vor 2017 und „jetzt ist es
-
dann bald so weit“. Wir sind gespannt.
Es gibt mehrere Probleme. Ganz
-
grundsätzlich: Zu meiner Privatsphäre
gehört auch meine politische Einstellung,
-
wie ich abstimme, wen ich wähle. Das ist
bei E-Voting ganz grundsätzlich schwierig.
-
Auch muss ganz klar sein: Wurde meine
Stimme gezählt? Wurde sie gezählt, wie ich
-
das gewollt habe? Und man kann eigentlich
sagen, dass beim E-Voting liegt die Kröte
-
im Detail. Und es ist schwierig oder
nahezu unmöglich, ein datenschutzkonformes
-
E-Voting zu machen. Es gibt die
individuelle Verifizierbarkeit. Das heißt:
-
Ich als Bürger sollte die Möglichkeit
haben, zu überprüfen: Ist meine Stimme im
-
System angekommen und wurde sie
entsprechend gezählt? Jetzt sagt Ihr: Ja,
-
wenn ich am Sonntag auf Papier abstimme,
da kann ich ja nicht sehen, welcher dieser
-
Zettel in der Urne von mir ist.
Was Ihr aber könnt, ist: Ihr könnt Euch in
-
der Schweiz bei jeder Gemeinde als
Wahlbeobachter melden. Und da könnt Ihr
-
dort hingehen und sehen, zumindest könnt
Ihr die Prozesse kontrollieren. Das heißt,
-
Ihr könnt sehen, die Zettel werden richtig
verarbeitet, es werden keine doppelt
-
gezählt. Es ist natürlich nicht persönlich
meine Stimme, die ich sehe. Aber ich kann
-
zumindest den Prozess an und für sich
verifizieren. Das wäre natürlich schön,
-
wenn das bei E-Voting auch der Fall wäre.
Wie schon gesagt, es geht um drei
-
grundsätzliche Dinge: Wurde meine Stimme
aufgenommen, wie ich das gewollt habe?
-
Wurde meine Stimme verarbeitet? Und wurde
meine Stimme dem Gesamtresultat
-
zugeordnet?
In Amerika gab es vor wenigen Wochen eine
-
Nachzählung ... Haha, der Techniker ist im
Haus! In Amerika gab es vor wenigen Wochen
-
eine Nachzählung der Wahl. Und dort hat
man in Regionen, wo Wahlcomputer
-
eingesetzt werden ... Also beim E-Voting
sprechen wir ja: Ich stimme zu Hause ab.
-
Bei Wahlcomputern gehe ich in ein
Wahllokal. Das ist also nicht meine
-
Maschine. Aber dennoch ist das schlichtweg
unmöglich. Weil die haben kein Paper-
-
Trail. Das heißt, im Nachhinein kann ...
Das einzige, was ich machen kann, ist,
-
meine Datenbank aktualisieren. Ich kann
aber nicht irgendwelche Sachen nachzählen,
-
ob das wirklich so ist, wie es ist. Darum
ist ein Paper-Trail sicherlich eine gute
-
Wahl.
Es gibt inherente Probleme. Also zum
-
Einen: E-Voting ist komplex. Besonders,
wenn man es richtig machen will. Wie kann
-
ich meiner Großmutter die Dinge, die ich
vorhin erzählt habe, erzählen? Es muss
-
einen einfachen Weg geben. Ebenso ist bei
diesen Systemen, ohne kryptographische
-
Vorbildung ist man schlichtweg
überfordert. Dann gibt es noch die Bring-
-
your-own-device-Regel. Ihr wisst es
selbst: Geräte können unterschiedliche
-
Updatestatus, -stati haben. Es können
verschiedene Malware-Komponenten drauf
-
sein. Diese Komponente wird bei E-Voting
stets vorhanden bleiben. Das ist also
-
nicht nur ein Problem der E-Voting-Systeme
an und für sich. Sondern auch bei den
-
Computern, auf welchen ich E-Voting oder
auf welchen ich dann effektiv abstimme.
-
Zu guter Letzt: Ein System kann auch
korrekt funktionieren, aber falsch
-
konfiguriert sein. Und auch das kann
durchaus Probleme verursachen. Des
-
Weiteren sollte der Code logischerweise
nach Wunsch Open-Source sein und von einer
-
externen Stelle auditiert. Der Kanton Genf
prescht vor. Ich habe gesagt: Es gibt
-
diese spanische Closed-Source-Lösung, und
es gibt die Open-Source-Lösung des Kanton
-
Genf. Allerdings muss man hier in Klammer
sagen: Derzeit ist das administrative
-
Back-End ist über diese Github-Adresse
verfügbar. Es ist unter einer AGPL-Lizenz
-
releast. Und zu einem späteren Zeitpunkt
kommen dann noch weitere Komponenten des
-
Systems dazu. Es ist grundsätzlich sehr
begrüßenswert, dass die Kantone oder dass
-
der Kanton Genf, welcher dieses System für
weitere Kantone mitentwickelt, so einen
-
Schritt geht.
Das war's. Ich danke Euch vielmals, dass
-
Ihr Euch die Zeit genommen habt, auch für
die wunderbar hohe Schweizer Quote. Es
-
gibt noch zwei Seiten: Zum Einen die
Chaosseite. Und zum Anderen machen wir von
-
der Digitalen Gesellschaft einmal im Monat
einen netzpolitischen Newsletter, wo wir
-
versuchen, das aktuelle Geschehen
zusammenzufassen. Es empfiehlt sich sehr,
-
diesen Newsletter zu abonnieren. Wenn Ihr
uns während des Kongresses sucht, hier
-
seht Ihr unsere Kontaktmöglichkeiten. Und
jetzt gleich im Anschluss, falls es Fragen
-
gibt, beantworten wir die natürlich noch
gerne. Aber jetzt gleich im Anschluss gibt
-
es dann in der Halle A1, das ist unterhalb
des Food-Courts oder wenn Ihr im Prinzip
-
hier raus geht und dann gerade nach hinten
und die Treppe hoch, haben wir einen Raum
-
reserviert, wo wir uns Zeit nehmen können,
über Netzpolitik in der Schweiz zu reden.
-
Und es würde uns natürlich freuen, wenn
der eine oder andere Schweizer dort auch
-
auftauchen würde. Ich muss aber allerdings
auch sagen: Hier geht es mit einem sehr
-
spannenden Netzpolitik-Talk weiter,
Netzpolitik in Österreich. Und ich möchte
-
die Schweizer bitten, doch an den Workshop
zu kommen, und die Nichtschweizer, den
-
wohl exzellenten Vortrag unserer
österreichischen Kollegen sich
-
anzuschauen. Herzlichen Dank!
-
Applaus
-
Herald: Fragen? Bitteschön.
Frage: Eine Frage an Sabrina, vorhin mit
-
dem Referendum. Du hast ja geschrieben,
dass ja Leute die Unterschriften mehr oder
-
weniger sabotiert haben. Für mich war
jetzt unklar, waren das jetzt Saboteure
-
oder irgendwelche Arschlöcher, die
versucht haben, sich zu bereichern, ohne
-
zu arbeiten?
Sabrina: Ja das ist eine Frage, die wir
-
uns natürlich alle auch gestellt haben. Da
gibt es verschiedene emotionale Antworten
-
darauf. Die einzig richtige Antwort ist,
dass das Menschen sind, die ein Geschäft
-
gemacht haben. Sie haben uns jeden Tag
bestätigt: Wir haben so und so viele
-
Unterschriften. Es läuft so und so. Im
Endeffekt waren sie vielleicht einfach
-
überfordert damit, was da im Hintergrund
verschwörungstheoriemäßig gelaufen ist.
-
Können wir weder bestätigen noch
dementieren, da ist keine Information
-
vorhanden.
Herald: Weitere Fragen? Gibt es Fragen aus
-
dem Internet?
Signal Angel: Keine Fragen.
-
Herald: Bitte!
Frage: Entschuldigung. Ich würde gerne
-
eine Frage stellen zum Thema
Datenschutzgesetz. Ich weiß gar nicht
-
mehr, wer von Ihnen Dreien das vorgestellt
hatte. Das waren Sie ... Und zwar, es
-
wundert mich persönlich sehr, weil ich so
ein bisschen was damit zu tun habe und
-
auch schon seit einiger Zeit mich damit
befasse, dass die Schweiz offensichtlich
-
so ein bis heute sehr rückständiges
Datenschutzgesetz hat. Woher rührt das,
-
also was ist der Grund dafür, dass die
Schweiz gerade in diesem Punkt
-
offensichtlich einen
Gesetzgebungsrückstand hat im Vergleich zu
-
Resteuropa?
Simon: Also grundsätzlich kann man sagen:
-
Die Schweiz funktioniert, aber sie
funktioniert langsam. Wieder: Direkte
-
Demokratie ist anstrengend und braucht
viel Zeit. Das ist sicher ein Teil der
-
Antwort, das ... Und das Zweite ist: Man
hat ja jetzt erkannt, nach 23 Jahren:
-
Gelächter Doch, wir können den Datenschutz
ausbauen! Ich weiß nicht, wo Ihr vor 23
-
Jahren wart, aber das Internet war damals
viel langsamer. Und ich finde, es ist ...
-
also ich finde es eigentlich recht schön,
dass man jetzt an den Punkt kommt, wo man
-
den Datenschutz stärken will. Auch unseren
Datenschützer. Der ist, das habe ich ja
-
gesagt, seine Kompetenzen sind, ja, es ist
eine Empfehlungsbasis, und wenn der
-
wirklich griffige Bußen aussprechen kann,
dann haben wir auch einen Datenschutz mit
-
Zähnen. Und Datenschutz braucht Zähne.
Herald: Nächste Frage.
-
Frage: Ich habe eine Anmerkung und zwar
an den gleichen Adressaten: Wir haben ja
-
einige Einwände zu E-Voting gehört. Und
nun ist es so, dass ich zu, dass ich zu
-
diesem Thema forsche. Und ich denke, es
gibt sicherlich einige Probleme mit
-
E-Voting. Gerade auch, dass ich nicht
nachvollziehen kann, wenn ich ein Gerät in
-
der Hand habe, welcher Code oder welches
Programm nun genau installiert ist, und ob
-
das auch genau das tut, was es,
soll. Allerdings gibt es auch einige
-
Punkte, die durchaus gelöst wurden. Zum
Beispiel war auf einer der letzten Folien
-
die Bemerkung „End-to-end-
Verschlüsselung“. Es gibt durchaus auch
-
End-to-end-Verifizierung und ich denke,
dass es natürlich ein Risiko gibt. Aber
-
auch in anderen Fällen haben
Gesellschaften sich entschlossen, für
-
einen technischen Fortschritt ein Risiko
in Kauf zu nehmen. Und ich lade alle Leute
-
herzlich ein, morgen in der We-Fix-The-
Net-Assembly teilzunehmen, ab 16 Uhr etwa
-
oder 16:50 Uhr, kann ich genau sagen,
halte ich in G auch dazu einen Vortrag, wo
-
ich zeige, wie man mit einem dezentralen
Wahlsystem vielleicht einige der Punkte,
-
die hier kritisiert wurden, auch lösen
kann. Dazu lade ich alle herzlich ein,
-
vielen Dank.
Simon: Kannst Du auch gleich noch sagen,
-
wo ist, in welchem Raum das stattfindet?
Frage: Das ist im Saal G, wenn das
-
nicht noch mal geändert wird. Saal G und
da gibt es ab dem Nachmittag einige
-
Vorträge zum Thema Dezentrales Netzwerk
und in dem Rahmen sprechen wir eben auch
-
das Thema E-Voting an.
Frage: Was mich mehr wundert, wegen dem
-
Urheberrechtgesetz, da die Revision.
Gibt's da mög–, also Bestrebungen, mit
-
Künstlern zusammenzuarbeiten? Weil ich
denke mal, also ich wüsste paar Leute beim
-
Opernhaus, wo zum Beispiel gegen die
Revision sind, und auch sonst irgendwelche
-
Künstler, wo eigentlich gegen das
Urheberrecht wären, wenn sie es verstehen
-
würden. Gibt es da Bestrebungen, mit der
Künstlerszene oder mit Teilen zumindest
-
der Künstlerszene zusammenzuarbeiten? Weil
ich habe das Gefühl, das wird eine Stimme,
-
die könnte man nicht dann argumentieren,
dass man die Künstler schützen möchte,
-
wenn die Künstler dagegen sind.
Patrick: Ja, sicherlich ein guter Input.
-
Ich kann sagen, dass wir mit mit einem
Künstler sicher zusammengearbeitet haben
-
für die Stellungnahmen der Piratenpartei.
Aber da komme ich gerne auf Dich zurück,
-
falls wir dort Leute haben. Das Problem
ist, die sind meistens dann noch in
-
Verbänden organisiert, die halt sehr nah
dann an der ganzen Industrie dran sind.
-
Aber vielleicht ist das ja bei der
aufführenden Kunst ein bisschen anders.
-
Frage: Ja ich hatte noch eine Frage.
Was ist Eure Position zu Trojanern. Und
-
jetzt nicht in Bezug auf Computer und
Handys, sondern auf Implantate, Hörgeräte,
-
Herzschrittmacher, Insulinpumpen,
Hormonregulatoren.
-
Sabrina: Wieso meinst Du? Gibt es da einen
Unterschied in einem einzigen negativen
-
Aspekt?
Frage: Es ist ... wenn ich einen
-
Bluetooth-ansteuerbaren Herzschrittmacher
abschalte, dann fällt jemand um. Wenn ich
-
einen Computer abschalte, dann passiert
sehr wenig direkt, außer der Computer
-
steuert ein AKW.
Sabrina: Danke für die Beantwortung der
-
Frage.
Frage: Also was ist Eure Position dazu?
-
Simon: Also ich weiß nicht, ob das, was
ich jetzt dann gleich sagen werde,
-
wirklich Sinn macht. Aber ich probier's
mal. Es ist eine Fragestellung, die ich
-
mir so noch nie überlegt habe. Ganz
grundsätzlich: Ein Hörgerät, das kann ich
-
mir rausnehmen, einen Herzschrittmacher
nicht. Herzschrittmacher, soweit ich
-
informiert bin, kann man auch über Funk
kalibrieren. Aber die Distanz muss relativ
-
nahe sein. Wir wissen aber gleichzeitig
bei RFID, dass man Distanzen auch, dass
-
das ein relativer Begriff ist. Ich denke,
es muss zuerst, es müssen zuerst ein, zwei
-
Personen umfallen, bevor sich wirklich was
tut, bevor sich dort eine Debatte
-
entwickelt. Ganz grundsätzlich: Jeder
Mensch muss sich selber überlegen, ob er
-
zum Cyborg werden will oder nicht. Und ein
Herzschrittmacher ist so gesehen, ist auch
-
ein Teil des, oder man könnte sagen, dann
ist man ja auch schon ein Teil
-
maschinenunterstützt. Es ist sicher eine
interessante Frage, aber ich denke, da
-
müssen zuerst wie bei allen Sachen, müssen
zuerst einige Vorfälle passieren, bevor es
-
eine breite Debatte dazu gibt. Aber
eine sehr spannende Fragestellung.
-
Herald: Weitere Fragen? Bitteschön!
Frage: Ich nochmal, letzte Frage dann
-
auch von mir. Aber gleich im Anschluss zu
dem Thema: Ich bin Diabetiker und habe
-
auch eine Insulinpumpe mal gehabt. Und die
Schweiz hat ja so viele tolle
-
Pharmaunternehmen, die ganz viele
superintelligente Lösungen für dieses
-
Problem bereithalten. Und ich kann mir das
Ganze auch hervorragend auf meinem Handy
-
und im Internet, in der Cloud und so weiter
zeigen lassen, wie mein Blutzucker sich so
-
entwickelt. Und seid Ihr da auf dem
Laufenden, wie da die Daten geschützt
-
werden in dem Bereich?
Sabrina: Also wie bereits angesprochen,
-
wurden wir vom Bundesamt für Gesundheit
eingeladen, zur Anhörung betreffend der
-
Strategie Elektronisches Patientendossier.
Und da wird noch Einiges zu hören sein.
-
Frage: Kann man sich darüber informieren,
auf eurer Webseite?
-
Sabrina: Auf der Webseite grundsätzlich
schon, ja. Vom CCC Schweiz oder vom
-
CCC Zürich, vielleicht auch in Bern.
-
Herald: Weitere Fragen? Ja, bitte!
-
Frage: Im Talk früher heute Abend über
Routerzwang und so weiter wurde gesagt,
-
dass man, wenn man was bekämpfen will,
auch Alternativen anbieten muss, damit das
-
erfolgreich ist. Bei der Spielbankensache:
Wir sind da gegen Netzsperren. Aber können
-
wir da eine Alternative anbieten, wie man
die Suchtproblematik und auch die
-
Steuereintreibung, die ja offenbar
gesellschaftlich gewünscht ist, anders
-
lösen kann?
Patrick: Ja, wie soll ich sagen. Dass man,
-
dass die, kommt jetzt eine Konzession,
oder dass geplant ist, dass eine
-
Konzession haben kann, das ist ja schon
mal ein Schritt in die richtige Richtung.
-
Dort hast Du dann auch Verpflichtungen,
und die illegalen Angebote, die wird es
-
immer geben. Also ich glaube nicht, dass
man da mit Netzsperren wirklich einen
-
Erfolg hat.
-
Simon: Also vielleicht noch: Es sind
-
mehrere Dinge angedacht. Zum Beispiel
könnte man statt der klassischen
-
Netzsperren, was also DNS-Sperren sind,
könnte man ein Suchmaschinen-Delisting
-
machen. Viel effektiver ist es aus unserer
Sicht, statt im Netz zu zensieren, die
-
Finanzströme zu unterbinden, wenn das
wirklich nicht zulässige Angebote sind.
-
Und einfach, dass Ihr das Bild habt: Wenn
wir von illegalen Angeboten sprechen,
-
sprechen wir von nicht-schweizerischen
Spielanbietern. Das können Anbieter wie
-
bwin oder XY-Wetten sein, also große
Portale, die in Europa ein Gewicht haben.
-
Aber man will halt die Steuereinnahmen in
der Schweiz behalten. Netzsperren sind der
-
falsche Weg. Es gäbe Alternativen, aber
man hat uns zu wenig Gehör gegeben. Wir
-
haben durchaus andere Auf-, Ansätze
aufgezeigt. Aber das wird sich dann Anfang
-
Januar zeigen, wie erfolgreich wir waren.
-
Herald: Eine kurze letzte Frage noch
bitte, wenn möglich.
-
Frage: Ich versuch's. Eigentlich ist
-
jetzt netzpolitisch so alles ziemlich im
Argen und am Arsch in der Schweiz. Und Ihr
-
habt gesagt, dass Ihr noch mit letzten
Inputs da was reißen versuchen wollt. Was
-
ich ja begrüße, aber wahrscheinlich nichts
bewirkt gesetzmäßig. Die Frage ist: Haben
-
wir jetzt ernsthaft vor, oder auch
vielleicht, haben wir auch, denken wir,
-
dass wir die Kapazität aufbringen können,
da per Initiative wieder von null
-
anzufangen?
Sabrina: Also wir haben apropos
-
Volksinitiative noch gar nichts besprochen
und kein Kreisen, das ist einfach ein
-
Mittel, das wir zur Verfügung haben. Nicht
zu vergessen ist das, was wir mitnehmen
-
aus dieser Zeit. Das ist ... Am Anfang
waren wir Wenige, zuletzt waren wir Viele.
-
Und wir haben nicht aufgegeben. Und wir
haben Aufklärungsarbeit geleistet im
-
Parlament sowie in der Bevölkerung. Und
das ist eben genau der Punkt in der
-
direkten Demokratie, dass wir eine
aufgeklärte Bevölkerung brauchen. Diese
-
Infos müssen sich auch mal festsetzen,
braucht ein bisschen Zeit, bis das
-
einsickert. Und die Kapazitäten, eben,
wenn die Information vorhanden ist, dann
-
kann man über die Kapazitäten besser
sprechen. Aber auf jeden Fall: Jeder, der
-
sich engagieren möchte, sollte sich
unbedingt einbringen, vor Ort, in
-
irgendeinem Verein, oder auch bei uns
melden. Absolut, das ist notwendig.
-
Patrick: Also es gibt Gespräche für eine
Initiative. Das hab ich gleich beim, nach
-
der Eintragung des Referendums mal
vorbesprochen. Ich glaube, die
-
Finanzierung würden wir auch hinkriegen.
Aber jetzt müssen wir erstmal ein bisschen
-
auch durchatmen und dann im neuen Jahr
auch wieder starten.
-
Herald: Patrick, Sabrina, Simon, vielen
Dank für den Vortrag und noch einen
-
Applaus.
Applaus
-
Musik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!