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Warum ist der Faschismus so verlockend -- und wie Ihre Daten ihn befeuern

  • 0:01 - 0:02
    Hallo, allerseits.
  • 0:04 - 0:08
    Es ist ein wenig ulkig, weil ich schrieb,
    dass Menschen digital werden,
  • 0:08 - 0:11
    aber ich dachte nicht, dass es so schnell
  • 0:11 - 0:13
    und mit mir geschieht.
  • 0:14 - 0:16
    Aber hier bin ich als digitaler Avatar.
  • 0:16 - 0:19
    Sie sind hier. Also fangen wir an.
  • 0:20 - 0:22
    Beginnen wir mit einer Frage.
  • 0:23 - 0:26
    Wie viele Faschisten
    sind hier heute im Publikum?
  • 0:26 - 0:28
    (Lachen)
  • 0:28 - 0:30
    Das ist schwer zu sagen,
  • 0:30 - 0:34
    weil wir vergaßen, was Faschismus ist.
  • 0:34 - 0:37
    Leute benutzen den Begriff "Faschist"
  • 0:37 - 0:40
    als eine Art Allzweck-Beleidigung
  • 0:40 - 0:44
    oder verwechseln Faschismus
    mit Nationalismus.
  • 0:45 - 0:50
    Nehmen wir uns ein paar Minuten,
    um zu klären, was Faschismus wirklich ist,
  • 0:50 - 0:53
    und was die Unterschiede
    zum Nationalismus sind.
  • 0:54 - 0:56
    Die milderen Formen des Nationalismus
  • 0:56 - 1:00
    gehörten zu den gütigsten,
    menschlichen Schöpfungen.
  • 1:01 - 1:05
    Nationen sind Gemeinschaften
    von Millionen Fremden,
  • 1:05 - 1:07
    die einander nicht wirklich kennen.
  • 1:07 - 1:11
    Beispielsweise kenne ich
    die acht Millionen Menschen nicht,
  • 1:11 - 1:13
    die, wie ich, Israelis sind.
  • 1:14 - 1:16
    Aber dank des Nationalismus
  • 1:16 - 1:20
    können wir uns alle umeinander kümmern
    und wirkungsvoll zusammenarbeiten.
  • 1:20 - 1:22
    Das ist sehr gut.
  • 1:22 - 1:26
    Manche Leute wie John Lennon
    stellen sich vor,
  • 1:26 - 1:32
    dass die Welt ohne Nationalismus
    ein friedliches Paradies wäre.
  • 1:32 - 1:35
    Aber viel wahrscheinlicher
    würden wir ohne Nationalismus
  • 1:35 - 1:38
    in Stammeswirren leben.
  • 1:39 - 1:44
    Schaut man sich die reichsten
    und friedlichsten Länder auf der Welt
  • 1:44 - 1:48
    wie Schweden, die Schweiz und Japan an,
  • 1:48 - 1:53
    erkennt man, dass sie einen
    sehr starken Nationalismus pflegen.
  • 1:54 - 1:58
    Dagegen neigen Länder, die
    keinen starken Nationalismus haben,
  • 1:58 - 2:04
    wie Kongo, Somalia und Afghanistan,
    dazu, gewalttätig und arm zu sein.
  • 2:05 - 2:09
    Was ist Faschismus und wie unterscheidet
    er sich vom Nationalismus?
  • 2:10 - 2:15
    Der Nationalismus sagt mir,
    dass meine Nation einzigartig ist
  • 2:15 - 2:19
    und ich eine besondere Verpflichtung
    gegenüber meiner Nation habe.
  • 2:20 - 2:26
    Dagegen sagt mir der Faschismus,
    dass meine Nation die höchste ist
  • 2:26 - 2:30
    und ich alleinige Verpflichtungen
    ihr gegenüber habe.
  • 2:31 - 2:35
    Ich brauche mich um niemanden
    oder irgendwas anderes
  • 2:35 - 2:36
    als um meine Nation zu kümmern.
  • 2:36 - 2:39
    Selbstverständlich haben Leute gewöhnlich
  • 2:39 - 2:43
    viele Identitäten und Loyalitäten
    gegenüber unterschiedlichen Gruppen.
  • 2:43 - 2:48
    Beispielsweise kann ich ein guter Patriot
    und loyal gegenüber meinem Land sein
  • 2:48 - 2:51
    und gleichzeitig loyal
    gegenüber meiner Familie,
  • 2:51 - 2:54
    meiner Nachbarschaft, meinem Beruf,
  • 2:54 - 2:57
    der Menschheit insgesamt,
    der Wahrheit und Schönheit sein.
  • 2:57 - 3:02
    Wenn ich verschiedene Identitäten
    und Loyalitäten habe,
  • 3:02 - 3:05
    erzeugt das selbstverständlich
    manchmal Konflikte und Komplikationen.
  • 3:06 - 3:09
    Aber wer sagt denn,
    dass das Leben einfach ist?
  • 3:10 - 3:12
    Das Leben ist kompliziert.
  • 3:12 - 3:13
    Komm damit klar.
  • 3:14 - 3:20
    Faschismus entsteht, wenn Leute versuchen,
    die Komplikationen zu ignorieren
  • 3:20 - 3:23
    und sich das Leben zu einfach machen.
  • 3:24 - 3:30
    Faschismus verleugnet alle Identitäten
    außer der nationalen Identität
  • 3:30 - 3:35
    und beharrt darauf, dass ich nur
    meiner Nation gegenüber verpflichtet bin.
  • 3:35 - 3:40
    Fordert meine Nation,
    dass ich meine Familie opfere,
  • 3:40 - 3:42
    werde ich meine Familie opfern.
  • 3:42 - 3:46
    Fordert die Nation,
    dass ich Millionen Menschen töte,
  • 3:46 - 3:49
    werde ich Millionen Menschen töten.
  • 3:49 - 3:56
    Fordert meine Nation, dass ich
    Wahrheit und Schönheit verrate,
  • 3:56 - 3:59
    sollte ich Wahrheit
    und Schönheit verraten.
  • 4:00 - 4:04
    Wie bewertet ein Faschist z.B. Kunst?
  • 4:05 - 4:10
    Wie entscheidet ein Faschist,
    ob ein Film gut oder schlecht ist?
  • 4:11 - 4:15
    Es ist sehr, sehr einfach.
  • 4:15 - 4:17
    Es gibt wirklich nur einen Maßstab:
  • 4:18 - 4:21
    Dient der Film den Interessen der Nation,
  • 4:21 - 4:23
    ist es ein guter Film.
  • 4:23 - 4:25
    Dient er nicht den Interessen der Nation,
  • 4:25 - 4:27
    ist es ein schlechter Film.
  • 4:27 - 4:28
    Das ist es.
  • 4:28 - 4:33
    Genauso: Wie entscheidet ein Faschist,
    was Kindern in Schulen gelehrt wird?
  • 4:34 - 4:36
    Nochmals. Es ist sehr einfach.
  • 4:36 - 4:38
    Es gibt nur eine Richtschnur:
  • 4:38 - 4:43
    Man lehrt die Kinder,
    was den Interessen der Nation dient.
  • 4:43 - 4:46
    Die Wahrheit spielt überhaupt keine Rolle.
  • 4:48 - 4:54
    Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs
    und des Holocaust erinnern uns
  • 4:54 - 4:58
    an die furchtbaren Folgen dieses Denkens.
  • 4:59 - 5:03
    Aber meistens, wenn man
    über die Übel des Faschismus spricht,
  • 5:03 - 5:06
    tut man das auf eine wirkungslose Weise,
  • 5:06 - 5:11
    weil man dazu neigt, Faschismus
    als grauenhaftes Monster zu beschreiben,
  • 5:11 - 5:15
    ohne wirklich zu erklären,
    was daran so verführerisch ist.
  • 5:15 - 5:18
    Es ist ein bisschen
    wie in den Hollywood-Filmen,
  • 5:18 - 5:24
    die die Bösewichter -- Voldemort,
    Sauron oder Darth Vader --
  • 5:24 - 5:27
    als abstoßend, niederträchtig
    und grausam beschreiben.
  • 5:27 - 5:30
    Sie sind sogar gegenüber
    ihren eigenen Anhängern grausam.
  • 5:30 - 5:33
    Schaue ich diese Filme an,
    verstehe ich nie,
  • 5:33 - 5:37
    warum irgendwer in Versuchung wäre,
  • 5:37 - 5:40
    einem widerlichen Fiesling
    wie Voldemort zu folgen.
  • 5:41 - 5:45
    Das Problem mit dem Bösen ist,
    dass das Böse im echten Leben
  • 5:45 - 5:47
    nicht unbedingt abstoßend aussieht.
  • 5:48 - 5:50
    Es kann sehr schön aussehen.
  • 5:50 - 5:53
    Das kennt das Christentum sehr gut,
  • 5:53 - 5:57
    weshalb in christlicher Kunst
    im Gegensatz zu Hollywood,
  • 5:57 - 6:01
    Satan gewöhnlich als
    prächtiger Kerl dargestellt wird.
  • 6:01 - 6:06
    Deshalb ist es so schwierig,
    den Versuchungen Satans zu widerstehen.
  • 6:06 - 6:08
    Deshalb ist es auch schwierig,
  • 6:08 - 6:11
    den Versuchungen
    des Faschismus zu widerstehen.
  • 6:11 - 6:14
    Faschismus lässt die Leute sich selbst
  • 6:14 - 6:19
    als Angehörige der schönsten
    und wichtigsten Sache auf der Welt sehen:
  • 6:19 - 6:20
    der Nation.
  • 6:20 - 6:22
    Dann denken die Leute:
  • 6:22 - 6:25
    "Sie lehrten uns,
    dass Faschismus abstoßend ist.
  • 6:25 - 6:29
    Aber wenn ich in den Spiegel schaue,
    sehe ich etwas sehr Schönes.
  • 6:29 - 6:31
    Also kann ich kein Faschist sein, oder?"
  • 6:31 - 6:32
    Falsch.
  • 6:32 - 6:34
    Das ist das Problem mit dem Faschismus.
  • 6:34 - 6:36
    Schaut man in den faschistischen Spiegel,
  • 6:36 - 6:41
    findet man sich selbst viel schöner,
    als man wirklich ist.
  • 6:41 - 6:46
    Als die Deutschen in den 1930er Jahren
    in den faschistischen Spiegel schauten,
  • 6:46 - 6:50
    sahen sie Deutschland
    als das Schönste auf der Welt an.
  • 6:50 - 6:54
    Wenn heute die Russen
    in den faschistischen Spiegel sehen,
  • 6:54 - 6:57
    erkennen sie Russland
    als das Schönste auf der Welt.
  • 6:58 - 7:01
    Schauen Israelis
    in den faschistischen Spiegel,
  • 7:01 - 7:05
    betrachten sie Israel
    als das Schönste auf der Welt.
  • 7:07 - 7:09
    Das bedeutet nicht, dass wir jetzt
  • 7:09 - 7:12
    vor einer Wiederholung
    der 1930er Jahre stehen.
  • 7:12 - 7:16
    Faschismus und Diktaturen
    kommen vielleicht zurück,
  • 7:16 - 7:19
    aber sie werden
    in neuer Form zurückkehren,
  • 7:19 - 7:26
    die für die neuen technischen Realitäten
    des 21. Jahrhunderts bedeutender ist.
  • 7:27 - 7:32
    Im Altertum war Land
    das wichtigste Vermögen der Welt.
  • 7:33 - 7:37
    Die Politik kämpfte deshalb darum,
    das Land zu kontrollieren.
  • 7:37 - 7:40
    Diktatur bedeutete,
    dass ein einziger Machthaber
  • 7:40 - 7:43
    das ganze Land besaß;
  • 7:43 - 7:45
    oder wenige Oligarchen.
  • 7:46 - 7:51
    In der Moderne wurden Maschinen
    wichtiger als Land.
  • 7:51 - 7:55
    Politik wurde zum Kampf
    um die Kontrolle über die Maschinen.
  • 7:55 - 8:00
    Diktatur bedeutete,
    dass zu viele Maschinen
  • 8:00 - 8:05
    in den Händen der Regierung oder
    einer kleinen Elite konzentriert wurden.
  • 8:05 - 8:10
    Jetzt ersetzen Daten sowohl das Land
    als auch die Maschinen
  • 8:10 - 8:12
    als das wichtigste Vermögen.
  • 8:13 - 8:18
    Politik wird zum Kampf,
    den Datenfluss zu kontrollieren.
  • 8:18 - 8:21
    Diktatur bedeutet jetzt,
  • 8:21 - 8:26
    dass zu viele Daten
    in den Händen der Regierung
  • 8:26 - 8:29
    oder einer kleinen Elite
    konzentriert werden.
  • 8:29 - 8:34
    Die größte Gefahr
    für liberale Demokratien ist,
  • 8:34 - 8:37
    dass die Revolution
    in der Informationstechnologie
  • 8:37 - 8:42
    Diktaturen effizienter macht
    als Demokratien.
  • 8:43 - 8:47
    Im 20. Jahrhundert besiegten
    die Demokratie und der Kapitalismus
  • 8:47 - 8:49
    den Faschismus und den Kommunismus,
  • 8:49 - 8:52
    weil die Demokratie besser im Verarbeiten
  • 8:52 - 8:55
    von Daten und beim Treffen
    von Entscheidungen war.
  • 8:55 - 8:58
    Mit der Technologie des 20. Jahrhunderts
  • 8:58 - 9:00
    war es einfach ineffizient,
  • 9:00 - 9:07
    zu viele Daten und zu viel Macht
    an einer Stelle zu konzentrieren.
  • 9:07 - 9:12
    Aber es ist kein Naturgesetz,
  • 9:12 - 9:17
    dass zentralisierte Datenverarbeitung
    immer weniger effizient ist
  • 9:17 - 9:20
    als dezentralisierte Datenverarbeitung.
  • 9:21 - 9:24
    Mit dem Fortschritt bei künstlicher
    Intelligenz und maschinellem Lernen
  • 9:24 - 9:27
    wird es vielleicht durchführbar,
  • 9:27 - 9:33
    riesige Informationsmengen sehr effizient
    an einer Stelle zu verarbeiten,
  • 9:33 - 9:36
    alle Entscheidungen
    an einer Stelle zu treffen.
  • 9:36 - 9:39
    Dann wird zentralisierte Datenverarbeitung
  • 9:39 - 9:43
    effizienter als dezentralisierte
    Datenverarbeitung werden.
  • 9:43 - 9:48
    Dann wird das größte Manko
    autoritärer Regime im 20. Jahrhundert --
  • 9:48 - 9:53
    ihr Versuch alle Informationen
    an einer Stelle zu konzentrieren --
  • 9:53 - 9:57
    ihr größter Vorteil werden.
  • 9:59 - 10:04
    Eine weitere technische Gefahr,
    die die Zukunft der Demokratie bedroht,
  • 10:04 - 10:09
    ist die Verschmelzung
    von Informations- mit Biotechnologie,
  • 10:09 - 10:13
    die vielleicht in der Erstellung
    von Algorithmen endet,
  • 10:13 - 10:17
    die mich besser
    als ich mich selbst kennen.
  • 10:18 - 10:20
    Hat man einmal solche Algorithmen
  • 10:20 - 10:23
    kann ein externes System wie die Regierung
  • 10:23 - 10:26
    nicht nur meine Entscheidungen absehen,
  • 10:26 - 10:30
    es kann auch meine Gefühle,
    meine Emotionen manipulieren.
  • 10:31 - 10:36
    Ein Diktator kann mir vielleicht
    keine gute Gesundheitsversorgung bieten,
  • 10:36 - 10:39
    aber er wird erreichen können,
    dass ich ihn liebe
  • 10:39 - 10:42

    und die Opposition hasse.
  • 10:43 - 10:49
    Die Demokratie wird es schwer haben,
    eine solche Entwicklung zu überleben,
  • 10:49 - 10:54
    weil Demokratie letztendlich
    nicht auf menschlicher Rationalität ruht.
  • 10:55 - 10:57
    Sie basiert auf menschlichen Gefühlen.
  • 10:58 - 11:02
    Bei Wahlen und Referenden
    wird man nicht gefragt:
  • 11:02 - 11:04
    "Was denken Sie?"
  • 11:04 - 11:07
    Man wird eigentlich gefragt:
    "Wie fühlen Sie sich?"
  • 11:08 - 11:13
    Wenn jemand Ihre Gefühle
    wirksam manipulieren kann,
  • 11:13 - 11:17
    wird die Demokratie
    ein emotionales Puppentheater.
  • 11:18 - 11:23
    Was können wir tun,
    um die Rückkehr des Faschismus
  • 11:23 - 11:25
    und das Aufkommen
    neuer Diktaturen zu verhindern?
  • 11:26 - 11:32
    Die wichtigste Frage, die sich stellt:
    Wer kontrolliert die Daten?
  • 11:33 - 11:36
    Sind Sie Ingenieur, dann verhindern Sie,
  • 11:36 - 11:41
    die Konzentration von vielen Daten
    in zu wenigen Händen.
  • 11:42 - 11:45
    Finden Sie Wege, um sicherzustellen,
  • 11:45 - 11:49
    dass dezentralisierte Datenverarbeitung
    mindestens genauso effizient ist
  • 11:49 - 11:52
    wie zentralisierte Datenverarbeitung.
  • 11:52 - 11:56
    Das wird der beste Schutz
    für die Demokratie sein.
  • 11:56 - 11:59
    Für alle anderen,
    die keine Ingenieure sind,
  • 11:59 - 12:03
    ist die wichtigste Frage,
  • 12:03 - 12:06
    wie wir verhindern können,
  • 12:06 - 12:11
    dass uns diejenigen manipulieren,
    die die Daten kontrollieren.
  • 12:11 - 12:15
    Die Feinde der liberalen Demokratie
    haben eine Methode.
  • 12:16 - 12:18
    Sie dringen in unsere Gefühle ein.
  • 12:18 - 12:21
    Nicht in unsere E-Mails
    oder unsere Bankkonten --
  • 12:21 - 12:26
    Sie dringen in unsere Angst,
    den Hass und die Eitelkeit ein
  • 12:26 - 12:28
    und benutzen diese Gefühle,
  • 12:28 - 12:33
    um zu polarisieren und die Demokratie
    von innen heraus zu zerstören.
  • 12:33 - 12:35
    Das ist eigentlich eine Methode,
  • 12:35 - 12:40
    die das Silicon Valley entwickelte,
    um uns Produkte zu verkaufen.
  • 12:40 - 12:45
    Aber nun nutzen die Feinde
    der Demokratie ebenjene Methode,
  • 12:45 - 12:50
    um uns Angst, Hass
    und Eitelkeit zu verkaufen.
  • 12:50 - 12:54
    Sie können diese Gefühle
    nicht aus dem Nichts erzeugen.
  • 12:54 - 12:58
    Also müssen sie unsere eigenen
    vorhandenen Schwächen kennen.
  • 12:58 - 13:01
    Und sie dann gegen uns selbst verwenden.
  • 13:01 - 13:05
    Deshalb ist es unser aller Verantwortung,
  • 13:05 - 13:08
    unsere Schwächen herauszufinden
  • 13:08 - 13:11
    und sicherzustellen,
    dass sie nicht zu Waffen
  • 13:11 - 13:14
    in den Händen der Demokratiefeinde werden.
  • 13:15 - 13:18
    Unsere eigenen Schwächen zu erkennen,
  • 13:18 - 13:23
    wird uns auch helfen, die Falle
    des faschistischen Spiegels zu vermeiden.
  • 13:24 - 13:26
    Wie bereits erklärt:
  • 13:26 - 13:29
    Der Faschismus nutzt unsere Eitelkeit aus.
  • 13:29 - 13:33
    Er lässt uns selbst viel schöner finden,
  • 13:33 - 13:35
    als wir wirklich sind.
  • 13:35 - 13:36
    Das ist die Verführung.
  • 13:36 - 13:39
    Aber wenn Sie sich wirklich selbst kennen,
  • 13:39 - 13:42
    fallen Sie nicht
    auf diese Schmeichelei herein.
  • 13:43 - 13:47
    Hält Ihnen jemand einen Spiegel vor,
  • 13:47 - 13:50
    der Ihre hässlichen Stellen verbirgt,
  • 13:50 - 13:56
    und Sie sich als viel schöner
    und viel wichtiger sehen lässt,
  • 13:56 - 13:58
    als Sie wirklich sind,
  • 13:58 - 14:01
    zerbrechen Sie einfach den Spiegel.
  • 14:02 - 14:03
    Danke.
  • 14:03 - 14:06
    (Applaus)
  • 14:11 - 14:12
    Chris Anderson: Danke, Yuval.
  • 14:12 - 14:13
    Gute Güte.
  • 14:14 - 14:16
    Es ist so schön, Sie wiederzusehen.
  • 14:16 - 14:18
    Wenn ich Sie richtig verstehe,
  • 14:18 - 14:20
    warnen Sie uns vor zwei großen Gefahren.
  • 14:20 - 14:25
    Eine ist das mögliche Wiederaufleben
    einer verführenden Form des Faschismus,
  • 14:25 - 14:29
    dennoch sind Diktaturen vielleicht
    nicht direkt faschistisch,
  • 14:29 - 14:32
    aber kontrollieren die ganzen Daten.
  • 14:32 - 14:34
    Ich frage mich,
    ob es eine dritte Sorge gibt,
  • 14:34 - 14:37
    die einige Leute hier schon äußerten,
    nämlich, dass nicht Regierungen,
  • 14:37 - 14:41
    sondern Großkonzerne
    unsere ganzen Daten kontrollieren.
  • 14:41 - 14:42
    Wie bezeichnen Sie das
  • 14:42 - 14:45
    und wie besorgt sollten wir darüber sein?
  • 14:45 - 14:48
    Yuval Noah Harari: Letztlich gibt es
    keinen großen Unterschied
  • 14:48 - 14:50
    zwischen Unternehmen und Regierungen,
  • 14:50 - 14:54
    weil die Frage ist:
    Wer kontrolliert die Daten?
  • 14:54 - 14:55
    Der ist die tatsächliche Regierung.
  • 14:55 - 14:58
    Ob man es Unternehmen
    oder Regierung nennt --
  • 14:58 - 15:01
    wenn es ein Unternehmen ist
    und tatsächlich die Daten kontrolliert,
  • 15:01 - 15:03
    ist es unsere tatsächliche Regierung.
  • 15:03 - 15:06
    Also ist der Unterschied
    mehr scheinbar als real.
  • 15:07 - 15:09
    CA: Aber irgendwie kann man sich
    zumindest bei Unternehmen
  • 15:09 - 15:13
    Marktmechanismen vorstellen,
    die sie zu Fall bringen können.
  • 15:13 - 15:15
    Wenn Kunden einfach entscheiden,
  • 15:15 - 15:18
    dass das Unternehmen nicht länger
    ihren Interessen dient,
  • 15:18 - 15:19
    öffnet es die Tür zu einem anderen Markt.
  • 15:19 - 15:22
    Das scheint einfacher vorstellbar,
  • 15:22 - 15:26
    als, z.B. Bürger, die sich erheben und die
    Regierung stürzen, die alles kontrolliert.
  • 15:26 - 15:28
    YNH: Da sind wir noch nicht,
  • 15:28 - 15:33
    aber nochmal, wenn ein Unternehmen
    Sie besser kennt, als Sie sich selbst --
  • 15:33 - 15:38
    zumindest dass es Ihre tiefsten Gefühle
    und Wünsche manipulieren kann
  • 15:38 - 15:40
    und Sie es nicht einmal merken --
  • 15:40 - 15:43
    werden Sie glauben, dass es
    Ihr authentisches Selbst ist.
  • 15:43 - 15:47
    Theoretisch kann man sich gegen
    ein Unternehmen auflehnen,
  • 15:47 - 15:51
    wie man sich theoretisch
    gegen eine Diktatur erheben kann.
  • 15:51 - 15:54
    Aber praktisch ist es äußerst schwierig.
  • 15:55 - 15:59
    CA: Im Buch "Homo Deus" erörtern Sie,
    dass dies das Jahrhundert sein würde,
  • 15:59 - 16:03
    wenn Menschen eine Art Götter werden,
  • 16:03 - 16:06
    entweder durch die Entwicklung
    von künstlicher Intelligenz
  • 16:06 - 16:09
    oder durch Gentechnik.
  • 16:09 - 16:14
    Hat diese Aussicht auf politischen
    Systemwechsel, Zusammenbruch,
  • 16:14 - 16:18
    einen Einfluss darauf,
    wie Sie diese Möglichkeit sehen?
  • 16:18 - 16:21
    YNH: Es macht es sogar wahrscheinlicher
  • 16:21 - 16:24
    und dass es schneller geschieht,
  • 16:24 - 16:29
    weil Leute in Krisenzeiten
    bereitwilliger Risiken auf sich nehmen,
  • 16:29 - 16:31
    als sie es zu anderen Zeiten tun würden.
  • 16:31 - 16:34
    Leute sind bereit,
  • 16:34 - 16:37
    alle möglichen hochriskanten
    Hochleistungstechniken zu testen.
  • 16:38 - 16:42
    Diese Arten von Krisen
    haben vielleicht dieselbe Funktion
  • 16:42 - 16:45
    wie die zwei Weltkriege
    im 20. Jahrhundert.
  • 16:45 - 16:48
    Die zwei Weltkriege beschleunigten
  • 16:48 - 16:52
    die Entwicklung von neuen
    und gefährlichen Technologien stark.
  • 16:52 - 16:55
    Dasselbe geschieht vielleicht
    im 21. Jahrhundert.
  • 16:56 - 17:01
    Man muss ein wenig verrückt sein, um z.B.
    Gentechnik zu schnell zu akzeptieren.
  • 17:02 - 17:05
    In unterschiedlichen Ländern
    der Welt gibt es jetzt aber
  • 17:05 - 17:08
    immer mehr aberwitzige Leute
    in verantwortlicher Position,
  • 17:08 - 17:11
    so dass die Chancen zunehmen
    statt geringer werden.
  • 17:12 - 17:15
    CA: Yuval, alles zusammengenommen
    haben Sie diese einzigartige Vision.
  • 17:15 - 17:17
    Drehen Sie die Uhr 30 Jahre vor.
  • 17:17 - 17:20
    Was vermuten Sie --
    kommt die Menschheit knapp davon,
  • 17:20 - 17:23
    schaut zurück und meint:
    "Das war eng. Wir schafften es!"
  • 17:23 - 17:25
    Oder nicht?
  • 17:25 - 17:28
    YNH: Bis jetzt haben wir es geschafft
    alle Krisen zu überwinden.
  • 17:28 - 17:31
    Besonders wenn man sich
    liberale Demokratien anschaut
  • 17:31 - 17:34
    und denkt, dass die Lage
    jetzt schlecht ist,
  • 17:34 - 17:36
    erinnern Sie sich einfach,
    wie viel schlechter
  • 17:36 - 17:41
    die Lage 1938 oder 1968 aussah.
  • 17:41 - 17:44
    Das ist wirklich nichts,
    das ist nur eine kleine Krise.
  • 17:44 - 17:46
    Aber man kann nie wissen,
  • 17:46 - 17:49
    denn als Historiker weiß ich,
  • 17:49 - 17:53
    dass man die menschliche Dummheit
    niemals unterschätzen sollte.
  • 17:53 - 17:54
    (Lachen) (Applaus)
  • 17:54 - 17:58
    Sie ist eine der mächtigsten Kräfte,
    die die Geschichte gestaltet.
  • 17:59 - 18:02
    CA: Yuval, es war eine reine Freude,
    Sie bei uns zu haben.
  • 18:02 - 18:06
    Danke für die virtuelle Reise.
    Einen schönen Abend in Tel Aviv.
  • 18:06 - 18:07
    Yuval Harari!
  • 18:07 - 18:08
    YNH: Vielen Dank.
  • 18:08 - 18:09
    (Applaus)
Title:
Warum ist der Faschismus so verlockend -- und wie Ihre Daten ihn befeuern
Speaker:
Yuval Noah Harari
Description:

In einem fundierten Vortrag über Technologie und Macht erklärt der Autor und Historiker Yuval Noah Harari den wichtigen Unterschied zwischen Faschismus und Nationalismus -- und was das Zusammenführen unserer Daten für die Zukunft der Demokratie bedeutet. Harari, der als Hologramm live aus Tel Aviv auftritt, warnt, dass die größte Gefahr, die sich die liberale Demokratie nun gegenübersieht, die Revolution der Informationstechnologie ist, die Diktaturen effizienter und fähiger zur Kontrolle machen wird. "Die Feinde der liberalen Demokratie dringen in unsere Gefühle wie Angst, Hass und Eitelkeit ein und benutzen diese Gefühle, um zu polarisieren und zu zerstören", meint Harari. "Es ist die Verantwortung von uns allen, unsere Schwächen kennenzulernen und sicherzustellen, dass sie nicht zu Waffen werden." (Es schließt sich ein kurzes Gespräch mit dem TED-Kurator Chris Anderson an.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:22

German subtitles

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