Warum ist der Faschismus so verlockend -- und wie Ihre Daten ihn befeuern
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0:01 - 0:02Hallo, allerseits.
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0:04 - 0:08Es ist ein wenig ulkig, weil ich schrieb,
dass Menschen digital werden, -
0:08 - 0:11aber ich dachte nicht, dass es so schnell
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0:11 - 0:13und mit mir geschieht.
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0:14 - 0:16Aber hier bin ich als digitaler Avatar.
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0:16 - 0:19Sie sind hier. Also fangen wir an.
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0:20 - 0:22Beginnen wir mit einer Frage.
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0:23 - 0:26Wie viele Faschisten
sind hier heute im Publikum? -
0:26 - 0:28(Lachen)
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0:28 - 0:30Das ist schwer zu sagen,
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0:30 - 0:34weil wir vergaßen, was Faschismus ist.
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0:34 - 0:37Leute benutzen den Begriff "Faschist"
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0:37 - 0:40als eine Art Allzweck-Beleidigung
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0:40 - 0:44oder verwechseln Faschismus
mit Nationalismus. -
0:45 - 0:50Nehmen wir uns ein paar Minuten,
um zu klären, was Faschismus wirklich ist, -
0:50 - 0:53und was die Unterschiede
zum Nationalismus sind. -
0:54 - 0:56Die milderen Formen des Nationalismus
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0:56 - 1:00gehörten zu den gütigsten,
menschlichen Schöpfungen. -
1:01 - 1:05Nationen sind Gemeinschaften
von Millionen Fremden, -
1:05 - 1:07die einander nicht wirklich kennen.
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1:07 - 1:11Beispielsweise kenne ich
die acht Millionen Menschen nicht, -
1:11 - 1:13die, wie ich, Israelis sind.
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1:14 - 1:16Aber dank des Nationalismus
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1:16 - 1:20können wir uns alle umeinander kümmern
und wirkungsvoll zusammenarbeiten. -
1:20 - 1:22Das ist sehr gut.
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1:22 - 1:26Manche Leute wie John Lennon
stellen sich vor, -
1:26 - 1:32dass die Welt ohne Nationalismus
ein friedliches Paradies wäre. -
1:32 - 1:35Aber viel wahrscheinlicher
würden wir ohne Nationalismus -
1:35 - 1:38in Stammeswirren leben.
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1:39 - 1:44Schaut man sich die reichsten
und friedlichsten Länder auf der Welt -
1:44 - 1:48wie Schweden, die Schweiz und Japan an,
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1:48 - 1:53erkennt man, dass sie einen
sehr starken Nationalismus pflegen. -
1:54 - 1:58Dagegen neigen Länder, die
keinen starken Nationalismus haben, -
1:58 - 2:04wie Kongo, Somalia und Afghanistan,
dazu, gewalttätig und arm zu sein. -
2:05 - 2:09Was ist Faschismus und wie unterscheidet
er sich vom Nationalismus? -
2:10 - 2:15Der Nationalismus sagt mir,
dass meine Nation einzigartig ist -
2:15 - 2:19und ich eine besondere Verpflichtung
gegenüber meiner Nation habe. -
2:20 - 2:26Dagegen sagt mir der Faschismus,
dass meine Nation die höchste ist -
2:26 - 2:30und ich alleinige Verpflichtungen
ihr gegenüber habe. -
2:31 - 2:35Ich brauche mich um niemanden
oder irgendwas anderes -
2:35 - 2:36als um meine Nation zu kümmern.
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2:36 - 2:39Selbstverständlich haben Leute gewöhnlich
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2:39 - 2:43viele Identitäten und Loyalitäten
gegenüber unterschiedlichen Gruppen. -
2:43 - 2:48Beispielsweise kann ich ein guter Patriot
und loyal gegenüber meinem Land sein -
2:48 - 2:51und gleichzeitig loyal
gegenüber meiner Familie, -
2:51 - 2:54meiner Nachbarschaft, meinem Beruf,
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2:54 - 2:57der Menschheit insgesamt,
der Wahrheit und Schönheit sein. -
2:57 - 3:02Wenn ich verschiedene Identitäten
und Loyalitäten habe, -
3:02 - 3:05erzeugt das selbstverständlich
manchmal Konflikte und Komplikationen. -
3:06 - 3:09Aber wer sagt denn,
dass das Leben einfach ist? -
3:10 - 3:12Das Leben ist kompliziert.
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3:12 - 3:13Komm damit klar.
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3:14 - 3:20Faschismus entsteht, wenn Leute versuchen,
die Komplikationen zu ignorieren -
3:20 - 3:23und sich das Leben zu einfach machen.
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3:24 - 3:30Faschismus verleugnet alle Identitäten
außer der nationalen Identität -
3:30 - 3:35und beharrt darauf, dass ich nur
meiner Nation gegenüber verpflichtet bin. -
3:35 - 3:40Fordert meine Nation,
dass ich meine Familie opfere, -
3:40 - 3:42werde ich meine Familie opfern.
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3:42 - 3:46Fordert die Nation,
dass ich Millionen Menschen töte, -
3:46 - 3:49werde ich Millionen Menschen töten.
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3:49 - 3:56Fordert meine Nation, dass ich
Wahrheit und Schönheit verrate, -
3:56 - 3:59sollte ich Wahrheit
und Schönheit verraten. -
4:00 - 4:04Wie bewertet ein Faschist z.B. Kunst?
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4:05 - 4:10Wie entscheidet ein Faschist,
ob ein Film gut oder schlecht ist? -
4:11 - 4:15Es ist sehr, sehr einfach.
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4:15 - 4:17Es gibt wirklich nur einen Maßstab:
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4:18 - 4:21Dient der Film den Interessen der Nation,
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4:21 - 4:23ist es ein guter Film.
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4:23 - 4:25Dient er nicht den Interessen der Nation,
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4:25 - 4:27ist es ein schlechter Film.
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4:27 - 4:28Das ist es.
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4:28 - 4:33Genauso: Wie entscheidet ein Faschist,
was Kindern in Schulen gelehrt wird? -
4:34 - 4:36Nochmals. Es ist sehr einfach.
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4:36 - 4:38Es gibt nur eine Richtschnur:
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4:38 - 4:43Man lehrt die Kinder,
was den Interessen der Nation dient. -
4:43 - 4:46Die Wahrheit spielt überhaupt keine Rolle.
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4:48 - 4:54Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs
und des Holocaust erinnern uns -
4:54 - 4:58an die furchtbaren Folgen dieses Denkens.
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4:59 - 5:03Aber meistens, wenn man
über die Übel des Faschismus spricht, -
5:03 - 5:06tut man das auf eine wirkungslose Weise,
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5:06 - 5:11weil man dazu neigt, Faschismus
als grauenhaftes Monster zu beschreiben, -
5:11 - 5:15ohne wirklich zu erklären,
was daran so verführerisch ist. -
5:15 - 5:18Es ist ein bisschen
wie in den Hollywood-Filmen, -
5:18 - 5:24die die Bösewichter -- Voldemort,
Sauron oder Darth Vader -- -
5:24 - 5:27als abstoßend, niederträchtig
und grausam beschreiben. -
5:27 - 5:30Sie sind sogar gegenüber
ihren eigenen Anhängern grausam. -
5:30 - 5:33Schaue ich diese Filme an,
verstehe ich nie, -
5:33 - 5:37warum irgendwer in Versuchung wäre,
-
5:37 - 5:40einem widerlichen Fiesling
wie Voldemort zu folgen. -
5:41 - 5:45Das Problem mit dem Bösen ist,
dass das Böse im echten Leben -
5:45 - 5:47nicht unbedingt abstoßend aussieht.
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5:48 - 5:50Es kann sehr schön aussehen.
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5:50 - 5:53Das kennt das Christentum sehr gut,
-
5:53 - 5:57weshalb in christlicher Kunst
im Gegensatz zu Hollywood, -
5:57 - 6:01Satan gewöhnlich als
prächtiger Kerl dargestellt wird. -
6:01 - 6:06Deshalb ist es so schwierig,
den Versuchungen Satans zu widerstehen. -
6:06 - 6:08Deshalb ist es auch schwierig,
-
6:08 - 6:11den Versuchungen
des Faschismus zu widerstehen. -
6:11 - 6:14Faschismus lässt die Leute sich selbst
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6:14 - 6:19als Angehörige der schönsten
und wichtigsten Sache auf der Welt sehen: -
6:19 - 6:20der Nation.
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6:20 - 6:22Dann denken die Leute:
-
6:22 - 6:25"Sie lehrten uns,
dass Faschismus abstoßend ist. -
6:25 - 6:29Aber wenn ich in den Spiegel schaue,
sehe ich etwas sehr Schönes. -
6:29 - 6:31Also kann ich kein Faschist sein, oder?"
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6:31 - 6:32Falsch.
-
6:32 - 6:34Das ist das Problem mit dem Faschismus.
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6:34 - 6:36Schaut man in den faschistischen Spiegel,
-
6:36 - 6:41findet man sich selbst viel schöner,
als man wirklich ist. -
6:41 - 6:46Als die Deutschen in den 1930er Jahren
in den faschistischen Spiegel schauten, -
6:46 - 6:50sahen sie Deutschland
als das Schönste auf der Welt an. -
6:50 - 6:54Wenn heute die Russen
in den faschistischen Spiegel sehen, -
6:54 - 6:57erkennen sie Russland
als das Schönste auf der Welt. -
6:58 - 7:01Schauen Israelis
in den faschistischen Spiegel, -
7:01 - 7:05betrachten sie Israel
als das Schönste auf der Welt. -
7:07 - 7:09Das bedeutet nicht, dass wir jetzt
-
7:09 - 7:12vor einer Wiederholung
der 1930er Jahre stehen. -
7:12 - 7:16Faschismus und Diktaturen
kommen vielleicht zurück, -
7:16 - 7:19aber sie werden
in neuer Form zurückkehren, -
7:19 - 7:26die für die neuen technischen Realitäten
des 21. Jahrhunderts bedeutender ist. -
7:27 - 7:32Im Altertum war Land
das wichtigste Vermögen der Welt. -
7:33 - 7:37Die Politik kämpfte deshalb darum,
das Land zu kontrollieren. -
7:37 - 7:40Diktatur bedeutete,
dass ein einziger Machthaber -
7:40 - 7:43das ganze Land besaß;
-
7:43 - 7:45oder wenige Oligarchen.
-
7:46 - 7:51In der Moderne wurden Maschinen
wichtiger als Land. -
7:51 - 7:55Politik wurde zum Kampf
um die Kontrolle über die Maschinen. -
7:55 - 8:00Diktatur bedeutete,
dass zu viele Maschinen -
8:00 - 8:05in den Händen der Regierung oder
einer kleinen Elite konzentriert wurden. -
8:05 - 8:10Jetzt ersetzen Daten sowohl das Land
als auch die Maschinen -
8:10 - 8:12als das wichtigste Vermögen.
-
8:13 - 8:18Politik wird zum Kampf,
den Datenfluss zu kontrollieren. -
8:18 - 8:21Diktatur bedeutet jetzt,
-
8:21 - 8:26dass zu viele Daten
in den Händen der Regierung -
8:26 - 8:29oder einer kleinen Elite
konzentriert werden. -
8:29 - 8:34Die größte Gefahr
für liberale Demokratien ist, -
8:34 - 8:37dass die Revolution
in der Informationstechnologie -
8:37 - 8:42Diktaturen effizienter macht
als Demokratien. -
8:43 - 8:47Im 20. Jahrhundert besiegten
die Demokratie und der Kapitalismus -
8:47 - 8:49den Faschismus und den Kommunismus,
-
8:49 - 8:52weil die Demokratie besser im Verarbeiten
-
8:52 - 8:55von Daten und beim Treffen
von Entscheidungen war. -
8:55 - 8:58Mit der Technologie des 20. Jahrhunderts
-
8:58 - 9:00war es einfach ineffizient,
-
9:00 - 9:07zu viele Daten und zu viel Macht
an einer Stelle zu konzentrieren. -
9:07 - 9:12Aber es ist kein Naturgesetz,
-
9:12 - 9:17dass zentralisierte Datenverarbeitung
immer weniger effizient ist -
9:17 - 9:20als dezentralisierte Datenverarbeitung.
-
9:21 - 9:24Mit dem Fortschritt bei künstlicher
Intelligenz und maschinellem Lernen -
9:24 - 9:27wird es vielleicht durchführbar,
-
9:27 - 9:33riesige Informationsmengen sehr effizient
an einer Stelle zu verarbeiten, -
9:33 - 9:36alle Entscheidungen
an einer Stelle zu treffen. -
9:36 - 9:39Dann wird zentralisierte Datenverarbeitung
-
9:39 - 9:43effizienter als dezentralisierte
Datenverarbeitung werden. -
9:43 - 9:48Dann wird das größte Manko
autoritärer Regime im 20. Jahrhundert -- -
9:48 - 9:53ihr Versuch alle Informationen
an einer Stelle zu konzentrieren -- -
9:53 - 9:57ihr größter Vorteil werden.
-
9:59 - 10:04Eine weitere technische Gefahr,
die die Zukunft der Demokratie bedroht, -
10:04 - 10:09ist die Verschmelzung
von Informations- mit Biotechnologie, -
10:09 - 10:13die vielleicht in der Erstellung
von Algorithmen endet, -
10:13 - 10:17die mich besser
als ich mich selbst kennen. -
10:18 - 10:20Hat man einmal solche Algorithmen
-
10:20 - 10:23kann ein externes System wie die Regierung
-
10:23 - 10:26nicht nur meine Entscheidungen absehen,
-
10:26 - 10:30es kann auch meine Gefühle,
meine Emotionen manipulieren. -
10:31 - 10:36Ein Diktator kann mir vielleicht
keine gute Gesundheitsversorgung bieten, -
10:36 - 10:39aber er wird erreichen können,
dass ich ihn liebe -
10:39 - 10:42
und die Opposition hasse. -
10:43 - 10:49Die Demokratie wird es schwer haben,
eine solche Entwicklung zu überleben, -
10:49 - 10:54weil Demokratie letztendlich
nicht auf menschlicher Rationalität ruht. -
10:55 - 10:57Sie basiert auf menschlichen Gefühlen.
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10:58 - 11:02Bei Wahlen und Referenden
wird man nicht gefragt: -
11:02 - 11:04"Was denken Sie?"
-
11:04 - 11:07Man wird eigentlich gefragt:
"Wie fühlen Sie sich?" -
11:08 - 11:13Wenn jemand Ihre Gefühle
wirksam manipulieren kann, -
11:13 - 11:17wird die Demokratie
ein emotionales Puppentheater. -
11:18 - 11:23Was können wir tun,
um die Rückkehr des Faschismus -
11:23 - 11:25und das Aufkommen
neuer Diktaturen zu verhindern? -
11:26 - 11:32Die wichtigste Frage, die sich stellt:
Wer kontrolliert die Daten? -
11:33 - 11:36Sind Sie Ingenieur, dann verhindern Sie,
-
11:36 - 11:41die Konzentration von vielen Daten
in zu wenigen Händen. -
11:42 - 11:45Finden Sie Wege, um sicherzustellen,
-
11:45 - 11:49dass dezentralisierte Datenverarbeitung
mindestens genauso effizient ist -
11:49 - 11:52wie zentralisierte Datenverarbeitung.
-
11:52 - 11:56Das wird der beste Schutz
für die Demokratie sein. -
11:56 - 11:59Für alle anderen,
die keine Ingenieure sind, -
11:59 - 12:03ist die wichtigste Frage,
-
12:03 - 12:06wie wir verhindern können,
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12:06 - 12:11dass uns diejenigen manipulieren,
die die Daten kontrollieren. -
12:11 - 12:15Die Feinde der liberalen Demokratie
haben eine Methode. -
12:16 - 12:18Sie dringen in unsere Gefühle ein.
-
12:18 - 12:21Nicht in unsere E-Mails
oder unsere Bankkonten -- -
12:21 - 12:26Sie dringen in unsere Angst,
den Hass und die Eitelkeit ein -
12:26 - 12:28und benutzen diese Gefühle,
-
12:28 - 12:33um zu polarisieren und die Demokratie
von innen heraus zu zerstören. -
12:33 - 12:35Das ist eigentlich eine Methode,
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12:35 - 12:40die das Silicon Valley entwickelte,
um uns Produkte zu verkaufen. -
12:40 - 12:45Aber nun nutzen die Feinde
der Demokratie ebenjene Methode, -
12:45 - 12:50um uns Angst, Hass
und Eitelkeit zu verkaufen. -
12:50 - 12:54Sie können diese Gefühle
nicht aus dem Nichts erzeugen. -
12:54 - 12:58Also müssen sie unsere eigenen
vorhandenen Schwächen kennen. -
12:58 - 13:01Und sie dann gegen uns selbst verwenden.
-
13:01 - 13:05Deshalb ist es unser aller Verantwortung,
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13:05 - 13:08unsere Schwächen herauszufinden
-
13:08 - 13:11und sicherzustellen,
dass sie nicht zu Waffen -
13:11 - 13:14in den Händen der Demokratiefeinde werden.
-
13:15 - 13:18Unsere eigenen Schwächen zu erkennen,
-
13:18 - 13:23wird uns auch helfen, die Falle
des faschistischen Spiegels zu vermeiden. -
13:24 - 13:26Wie bereits erklärt:
-
13:26 - 13:29Der Faschismus nutzt unsere Eitelkeit aus.
-
13:29 - 13:33Er lässt uns selbst viel schöner finden,
-
13:33 - 13:35als wir wirklich sind.
-
13:35 - 13:36Das ist die Verführung.
-
13:36 - 13:39Aber wenn Sie sich wirklich selbst kennen,
-
13:39 - 13:42fallen Sie nicht
auf diese Schmeichelei herein. -
13:43 - 13:47Hält Ihnen jemand einen Spiegel vor,
-
13:47 - 13:50der Ihre hässlichen Stellen verbirgt,
-
13:50 - 13:56und Sie sich als viel schöner
und viel wichtiger sehen lässt, -
13:56 - 13:58als Sie wirklich sind,
-
13:58 - 14:01zerbrechen Sie einfach den Spiegel.
-
14:02 - 14:03Danke.
-
14:03 - 14:06(Applaus)
-
14:11 - 14:12Chris Anderson: Danke, Yuval.
-
14:12 - 14:13Gute Güte.
-
14:14 - 14:16Es ist so schön, Sie wiederzusehen.
-
14:16 - 14:18Wenn ich Sie richtig verstehe,
-
14:18 - 14:20warnen Sie uns vor zwei großen Gefahren.
-
14:20 - 14:25Eine ist das mögliche Wiederaufleben
einer verführenden Form des Faschismus, -
14:25 - 14:29dennoch sind Diktaturen vielleicht
nicht direkt faschistisch, -
14:29 - 14:32aber kontrollieren die ganzen Daten.
-
14:32 - 14:34Ich frage mich,
ob es eine dritte Sorge gibt, -
14:34 - 14:37die einige Leute hier schon äußerten,
nämlich, dass nicht Regierungen, -
14:37 - 14:41sondern Großkonzerne
unsere ganzen Daten kontrollieren. -
14:41 - 14:42Wie bezeichnen Sie das
-
14:42 - 14:45und wie besorgt sollten wir darüber sein?
-
14:45 - 14:48Yuval Noah Harari: Letztlich gibt es
keinen großen Unterschied -
14:48 - 14:50zwischen Unternehmen und Regierungen,
-
14:50 - 14:54weil die Frage ist:
Wer kontrolliert die Daten? -
14:54 - 14:55Der ist die tatsächliche Regierung.
-
14:55 - 14:58Ob man es Unternehmen
oder Regierung nennt -- -
14:58 - 15:01wenn es ein Unternehmen ist
und tatsächlich die Daten kontrolliert, -
15:01 - 15:03ist es unsere tatsächliche Regierung.
-
15:03 - 15:06Also ist der Unterschied
mehr scheinbar als real. -
15:07 - 15:09CA: Aber irgendwie kann man sich
zumindest bei Unternehmen -
15:09 - 15:13Marktmechanismen vorstellen,
die sie zu Fall bringen können. -
15:13 - 15:15Wenn Kunden einfach entscheiden,
-
15:15 - 15:18dass das Unternehmen nicht länger
ihren Interessen dient, -
15:18 - 15:19öffnet es die Tür zu einem anderen Markt.
-
15:19 - 15:22Das scheint einfacher vorstellbar,
-
15:22 - 15:26als, z.B. Bürger, die sich erheben und die
Regierung stürzen, die alles kontrolliert. -
15:26 - 15:28YNH: Da sind wir noch nicht,
-
15:28 - 15:33aber nochmal, wenn ein Unternehmen
Sie besser kennt, als Sie sich selbst -- -
15:33 - 15:38zumindest dass es Ihre tiefsten Gefühle
und Wünsche manipulieren kann -
15:38 - 15:40und Sie es nicht einmal merken --
-
15:40 - 15:43werden Sie glauben, dass es
Ihr authentisches Selbst ist. -
15:43 - 15:47Theoretisch kann man sich gegen
ein Unternehmen auflehnen, -
15:47 - 15:51wie man sich theoretisch
gegen eine Diktatur erheben kann. -
15:51 - 15:54Aber praktisch ist es äußerst schwierig.
-
15:55 - 15:59CA: Im Buch "Homo Deus" erörtern Sie,
dass dies das Jahrhundert sein würde, -
15:59 - 16:03wenn Menschen eine Art Götter werden,
-
16:03 - 16:06entweder durch die Entwicklung
von künstlicher Intelligenz -
16:06 - 16:09oder durch Gentechnik.
-
16:09 - 16:14Hat diese Aussicht auf politischen
Systemwechsel, Zusammenbruch, -
16:14 - 16:18einen Einfluss darauf,
wie Sie diese Möglichkeit sehen? -
16:18 - 16:21YNH: Es macht es sogar wahrscheinlicher
-
16:21 - 16:24und dass es schneller geschieht,
-
16:24 - 16:29weil Leute in Krisenzeiten
bereitwilliger Risiken auf sich nehmen, -
16:29 - 16:31als sie es zu anderen Zeiten tun würden.
-
16:31 - 16:34Leute sind bereit,
-
16:34 - 16:37alle möglichen hochriskanten
Hochleistungstechniken zu testen. -
16:38 - 16:42Diese Arten von Krisen
haben vielleicht dieselbe Funktion -
16:42 - 16:45wie die zwei Weltkriege
im 20. Jahrhundert. -
16:45 - 16:48Die zwei Weltkriege beschleunigten
-
16:48 - 16:52die Entwicklung von neuen
und gefährlichen Technologien stark. -
16:52 - 16:55Dasselbe geschieht vielleicht
im 21. Jahrhundert. -
16:56 - 17:01Man muss ein wenig verrückt sein, um z.B.
Gentechnik zu schnell zu akzeptieren. -
17:02 - 17:05In unterschiedlichen Ländern
der Welt gibt es jetzt aber -
17:05 - 17:08immer mehr aberwitzige Leute
in verantwortlicher Position, -
17:08 - 17:11so dass die Chancen zunehmen
statt geringer werden. -
17:12 - 17:15CA: Yuval, alles zusammengenommen
haben Sie diese einzigartige Vision. -
17:15 - 17:17Drehen Sie die Uhr 30 Jahre vor.
-
17:17 - 17:20Was vermuten Sie --
kommt die Menschheit knapp davon, -
17:20 - 17:23schaut zurück und meint:
"Das war eng. Wir schafften es!" -
17:23 - 17:25Oder nicht?
-
17:25 - 17:28YNH: Bis jetzt haben wir es geschafft
alle Krisen zu überwinden. -
17:28 - 17:31Besonders wenn man sich
liberale Demokratien anschaut -
17:31 - 17:34und denkt, dass die Lage
jetzt schlecht ist, -
17:34 - 17:36erinnern Sie sich einfach,
wie viel schlechter -
17:36 - 17:41die Lage 1938 oder 1968 aussah.
-
17:41 - 17:44Das ist wirklich nichts,
das ist nur eine kleine Krise. -
17:44 - 17:46Aber man kann nie wissen,
-
17:46 - 17:49denn als Historiker weiß ich,
-
17:49 - 17:53dass man die menschliche Dummheit
niemals unterschätzen sollte. -
17:53 - 17:54(Lachen) (Applaus)
-
17:54 - 17:58Sie ist eine der mächtigsten Kräfte,
die die Geschichte gestaltet. -
17:59 - 18:02CA: Yuval, es war eine reine Freude,
Sie bei uns zu haben. -
18:02 - 18:06Danke für die virtuelle Reise.
Einen schönen Abend in Tel Aviv. -
18:06 - 18:07Yuval Harari!
-
18:07 - 18:08YNH: Vielen Dank.
-
18:08 - 18:09(Applaus)
- Title:
- Warum ist der Faschismus so verlockend -- und wie Ihre Daten ihn befeuern
- Speaker:
- Yuval Noah Harari
- Description:
-
In einem fundierten Vortrag über Technologie und Macht erklärt der Autor und Historiker Yuval Noah Harari den wichtigen Unterschied zwischen Faschismus und Nationalismus -- und was das Zusammenführen unserer Daten für die Zukunft der Demokratie bedeutet. Harari, der als Hologramm live aus Tel Aviv auftritt, warnt, dass die größte Gefahr, die sich die liberale Demokratie nun gegenübersieht, die Revolution der Informationstechnologie ist, die Diktaturen effizienter und fähiger zur Kontrolle machen wird. "Die Feinde der liberalen Demokratie dringen in unsere Gefühle wie Angst, Hass und Eitelkeit ein und benutzen diese Gefühle, um zu polarisieren und zu zerstören", meint Harari. "Es ist die Verantwortung von uns allen, unsere Schwächen kennenzulernen und sicherzustellen, dass sie nicht zu Waffen werden." (Es schließt sich ein kurzes Gespräch mit dem TED-Kurator Chris Anderson an.)
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:22
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P Hakenberg accepted German subtitles for Why fascism is so tempting -- and how your data could power it | |
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