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Architektur im Sinne der Blinden

  • 0:03 - 0:06
    Als ich aus dem Bus ausstieg,
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    ging ich zur Kreuzung zurück
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    und wandte mich nach Westen,
    unterwegs zu einer Braille-Übungssitzung.
  • 0:11 - 0:13
    Es war Winter 2009
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    und ich war bereits
    seit etwa einem Jahr blind.
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    Es lief alles ziemlich gut.
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    Ich erreichte die andere Straßenseite
    wohlbehalten
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    und drehte mich nach links,
  • 0:21 - 0:24
    betätigte den Knopf für
    das akustische Fußgängersignal
  • 0:24 - 0:26
    und wartete, bis ich dran war.
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    Als das Signal losging,
    machte ich mich auf
  • 0:28 - 0:30
    und erreichte sicher die andere Seite.
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    Als ich den Gehsteig betrat,
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    hörte ich das Geräusch eines Metallstuhls,
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    der vor mir über den Beton
    des Gehsteigs rutschte.
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    Ich weiß, dass es dort
    an der Ecke ein Café gibt
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    und sie dort Stühle
    vor der Tür stehen haben,
  • 0:42 - 0:44
    also richtete ich mich nach links,
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    etwas weiter in Richtung Straße.
  • 0:45 - 0:49
    Und als ich das tat,
    rutschte der Stuhl auch nach links.
  • 0:49 - 0:51
    Ich nahm an, ich hätte mich vertan,
  • 0:51 - 0:53
    und ging wieder ein Stück nach rechts
  • 0:53 - 0:56
    und wieder tat es der Stuhl mir nach,
    vollkommen synchron.
  • 0:56 - 0:59
    Jetzt wurde mir ein wenig bange.
  • 0:59 - 1:00
    Ich ging wieder nach links
  • 1:00 - 1:02
    und ebenso rutschte der Stuhl
  • 1:02 - 1:04
    und hinderte mich am Weitergehen.
  • 1:04 - 1:07
    Jetzt drehte ich ernsthaft durch
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    und ich rief:
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    "Wer zur Hölle ist dort?
    Was geht hier vor?"
  • 1:12 - 1:14
    Und gerade als ich rief,
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    hörte ich noch etwas anderes,
    ein vertrautes Gerassel.
  • 1:17 - 1:19
    Es klang vertraut.
  • 1:19 - 1:21
    Da kam mir eine andere Möglichkeit
    in den Sinn.
  • 1:21 - 1:23
    Ich streckte meine linke Hand aus
  • 1:23 - 1:26
    und meine Finger stießen
    auf etwas Wuscheliges.
  • 1:26 - 1:29
    Weiter ertastete ich ein Ohr,
  • 1:29 - 1:33
    das Ohr eines Hundes,
    eines Golden Retrievers vielleicht.
  • 1:33 - 1:35
    Seine Leine war am Stuhl
    festgebunden worden,
  • 1:35 - 1:37
    während ihr Besitzer drinnen
    einen Kaffee trank
  • 1:37 - 1:38
    und er war einfach eifrig
    in seiner Bemühung,
  • 1:38 - 1:42
    mich zu begrüßen, um vielleicht ein wenig
    hinter dem Ohr gekrault zu werden.
  • 1:42 - 1:44
    Vielleicht wollte er mir auch nur helfen.
  • 1:44 - 1:47
    (Lachen)
  • 1:47 - 1:49
    Diese kleine Geschichte handelt
  • 1:49 - 1:52
    von den Ängsten und Missverständnissen,
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    die mit der Vorstellung,
    sich blind durch die Stadt zu bewegen
  • 1:55 - 1:57
    einhergehen,
  • 1:57 - 2:00
    scheinbar, ohne sich seiner Umgebung
  • 2:00 - 2:02
    und den Menschen um sich herum
    bewusst zu sein.
  • 2:02 - 2:06
    Lassen Sie mich etwas ausholen,
    um Sie ein wenig ins Bild zu setzen.
  • 2:06 - 2:09
    Am St. Patricks Day (17. März)
    im Jahr 2008
  • 2:09 - 2:12
    hatte ich einen Termin im Krankenhaus
    für einen chirurgischen Eingriff,
  • 2:12 - 2:14
    um einen Gehirntumor zu entfernen.
  • 2:14 - 2:16
    Der Eingriff war erfolgreich.
  • 2:16 - 2:19
    Zwei Tage später begann
    mein Sehvermögen zu versagen.
  • 2:19 - 2:22
    Am dritten Tag war es ganz verschwunden.
  • 2:22 - 2:25
    Unmittelbar erfasste mich
    ein unglaubliches Gefühl
  • 2:25 - 2:28
    von Angst, Verwirrung und Verletzlichkeit.
  • 2:28 - 2:31
    Wie es jedem ergehen würde.
  • 2:31 - 2:33
    Doch als ich Zeit zum Innehalten
    und Nachdenken fand,
  • 2:33 - 2:35
    wurde mir bewusst,
  • 2:35 - 2:38
    dass ich viele Dinge hatte,
    für die ich dankbar sein konnte.
  • 2:38 - 2:41
    Ich dachte besonders an meinen Vater,
  • 2:41 - 2:43
    der verstorben war infolge
    von Komplikationen
  • 2:43 - 2:45
    eines chirurgischen Eingriffs am Gehirn.
  • 2:45 - 2:50
    Er war 36. Ich war damals sieben.
  • 2:50 - 2:53
    Obwohl ich also jeden Grund hatte
  • 2:53 - 2:55
    mich vor dem zu fürchten, was vor mir lag,
  • 2:55 - 2:58
    und ich nicht recht wusste,
    wie es weitergehen sollte,
  • 2:58 - 3:00
    war ich immerhin am Leben.
  • 3:00 - 3:03
    Mein Sohn hatte immer noch seinen Vater.
  • 3:03 - 3:04
    Und außerdem bin ich ja nicht
    der erste Mensch,
  • 3:04 - 3:06
    der jemals sein Augenlicht verloren hat.
  • 3:06 - 3:08
    Ich wusste, dass es eine Vielfalt
    an Methoden
  • 3:08 - 3:10
    Techniken und Übungen geben musste,
  • 3:10 - 3:13
    um ein erfülltes, sinnvolles
    und aktives Leben zu führen,
  • 3:13 - 3:15
    auch ohne Augenlicht.
  • 3:15 - 3:17
    Als ich dann, einige Tage später,
  • 3:17 - 3:19
    aus dem Krankenhaus entlassen wurde,
    hatte ich eine Mission:
  • 3:19 - 3:22
    rauszugehen
    und so schnell wie möglich
  • 3:22 - 3:27
    das bestmögliche Training ausfindig zu machen
    und mein Leben wieder auf die Beine zu stellen.
  • 3:27 - 3:31
    Innerhalb von sechs Monaten
    war ich wieder bei der Arbeit.
  • 3:31 - 3:32
    Mein Training hatte begonnen.
  • 3:32 - 3:34
    Ich fuhr sogar ein Tandem-Rad
  • 3:34 - 3:36
    mit meinen alten Radfahr-Freunden
  • 3:36 - 3:38
    und bewältigte den Weg zur Arbeit
    selbstständig,
  • 3:38 - 3:41
    zu Fuß durch die Stadt und mit dem Bus.
  • 3:41 - 3:44
    Es war eine Menge harter Arbeit.
  • 3:44 - 3:46
    Was ich aber nicht vorausgeahnt hatte,
  • 3:46 - 3:49
    durch diesen rapiden Wandel,
  • 3:49 - 3:53
    war die unglaubliche Erfahrung,
    der direkten Gegenüberstellung
  • 3:53 - 3:57
    meiner Erlebnisse als Sehender
    und meiner Erlebnisse als Nicht-Sehender
  • 3:57 - 3:59
    von den selben Orten und
    den selben Menschen
  • 3:59 - 4:03
    innerhalb so kurzer Zeit.
  • 4:03 - 4:05
    Dadurch gewann ich eine Menge Einblicke
  • 4:05 - 4:06
    oder "Ausblicke", wie ich sie nannte,
  • 4:06 - 4:10
    Dinge, die ich gelernt habe,
    seit ich mein Sehvermögen verlor.
  • 4:10 - 4:13
    Das Spektrum dieser Ausblicke
    reichte vom Belanglosen
  • 4:13 - 4:14
    bis zum Tiefgreifenden,
  • 4:14 - 4:17
    vom Banalen bis zum Unterhaltsamen.
  • 4:17 - 4:20
    Als Architekt habe ich
    die direkte Gegenüberstellung
  • 4:20 - 4:22
    meiner Erlebnisse als Sehender
    und als Nicht-Sehender
  • 4:22 - 4:25
    von den selben Orten
    und den selben Städten
  • 4:25 - 4:27
    innnerhalb so kurzer Zeit
  • 4:27 - 4:29
    mir eine ganze Reihe
    wundervoller Ausblicke
  • 4:29 - 4:32
    über die Stadt als solche ermöglicht.
  • 4:32 - 4:34
    Überragend dabei
  • 4:34 - 4:36
    war die Erkenntnis, dass Städte
  • 4:36 - 4:40
    tatsächlich fantastische Orte
    für Blinde sind.
  • 4:40 - 4:42
    Überrascht hat mich auch
  • 4:42 - 4:45
    die Neigung der Stadt zu
    Freundlichkeit und Achtsamkeit,
  • 4:45 - 4:49
    im Gegensatz zu Gleichgültigkeit
    oder Schlimmerem.
  • 4:49 - 4:51
    Und da begann es mir zu dämmern, dass,
  • 4:51 - 4:53
    wie es schien, blinde Menschen
  • 4:53 - 4:57
    einen positiven Einfluss
    auf die Stadt haben könnten.
  • 4:57 - 5:00
    Das fand ich doch ein wenig spannend.
  • 5:00 - 5:03
    Lassen Sie mich etwas ausholen
    und genauer betrachten,
  • 5:03 - 5:08
    warum die Stadt
    so gut für die Blinden ist.
  • 5:08 - 5:12
    Im Zuge des Aufbautrainings
    nach der Erblindung
  • 5:12 - 5:15
    lernt man, sich auf all seine
    nicht-visuellen Sinne zu verlassen,
  • 5:15 - 5:19
    Dinge, die man ansonsten
    vielleicht ignorieren würde.
  • 5:19 - 5:21
    Das ist, als würde sich
    einem eine ganz neue Welt
  • 5:21 - 5:23
    sinnlicher Wahrnehmungen öffnen.
  • 5:23 - 5:24
    Ich war erstaunt über die Sinfonie
  • 5:24 - 5:27
    unscheinbarer Geräusche
    um mich herum in der Stadt,
  • 5:27 - 5:28
    die man hören und nutzen kann,
  • 5:28 - 5:30
    um zu verstehen, wo man ist
  • 5:30 - 5:33
    und wie und wohin man sich bewegen muss.
  • 5:33 - 5:36
    Ähnlich wie man,
    nur durch den Griff des Stocks,
  • 5:36 - 5:40
    die sich verändernde Beschaffenheit
    des Bodens ertasten kann.
  • 5:40 - 5:42
    Und mit der Zeit ergibt sich
    eine Vorstellung davon, wo man ist
  • 5:42 - 5:44
    und worauf man zusteuert.
  • 5:44 - 5:47
    Ähnlich wie die Sonne,
    die eine Seite des Gesichts erwärmt,
  • 5:47 - 5:49
    oder der Wind im Nacken
  • 5:49 - 5:52
    einem Hinweise darauf gibt,
    wie man steht
  • 5:52 - 5:53
    und über das eigene Vorankommen
    durch ein Wohnviertel
  • 5:53 - 5:57
    und die Bewegung durch Zeit und Raum.
  • 5:57 - 5:59
    Aber auch der Geruchssinn.
  • 5:59 - 6:02
    Einige Wohngegenden und Städte
    haben ihren eigenen Geruch
  • 6:02 - 6:05
    wie auch Orte und Dinge um einen herum.
  • 6:05 - 6:07
    Und wenn man Glück hat,
    kann man sogar der Nase nach
  • 6:07 - 6:10
    zu der neuen Bäckerei folgen,
    die man gesucht hat.
  • 6:10 - 6:12
    All das überraschte mich wirklich,
  • 6:12 - 6:15
    weil ich zu erkennen begann,
  • 6:15 - 6:18
    dass meine Erfahrungen als Blinder
  • 6:18 - 6:20
    von viel größerer
    sinnlicher Vielfalt waren
  • 6:20 - 6:23
    als es meine Erfahrungen
    als Sehender je waren.
  • 6:23 - 6:26
    Mich verblüffte auch,
    wie sehr sich die Stadt
  • 6:26 - 6:27
    um mich herum veränderte.
  • 6:27 - 6:29
    Wenn man sehen kann,
  • 6:29 - 6:31
    bleibt jeder irgendwie für sich selbst,
  • 6:31 - 6:33
    man kümmert sich um
    seine eigenen Angelegenheiten.
  • 6:33 - 6:34
    Aber verliert man sein Sehvermögen,
  • 6:34 - 6:37
    ist es eine komplett andere Geschichte.
  • 6:37 - 6:39
    Und ich weiß nicht, wer wen beobachtet,
  • 6:39 - 6:42
    aber ich habe den Verdacht,
    dass eine Menge Leute mich beobachten.
  • 6:42 - 6:44
    Ich bin nicht paranoid,
    aber wo ich auch bin,
  • 6:44 - 6:47
    bekomme ich alle möglichen Ratschläge:
  • 6:47 - 6:50
    Geh hierhin, bewege dich dorthin,
    passe auf das hier auf.
  • 6:50 - 6:52
    Viele der Informationen sind gut.
  • 6:52 - 6:54
    Manches ist hilfreich. Vieles davon
    ist irgendwie widersprüchlich.
  • 6:54 - 6:58
    Man muss herausfinden,
    was sie tatsächlich meinten.
  • 6:58 - 7:01
    Manches ist auch falsch
    und nicht hilfreich.
  • 7:01 - 7:04
    Aber alles in allem
    ist es doch in Ordnung.
  • 7:04 - 7:06
    Aber einmal war ich in Oakland,
  • 7:06 - 7:09
    ging den Broadway entlang
    und kam an eine Kreuzung.
  • 7:09 - 7:12
    Ich wartete auf
    ein akustisches Fußgängersignal
  • 7:12 - 7:14
    und als es losging,
    wollte ich gerade auf die Straße treten,
  • 7:14 - 7:16
    als aus heiterem Himmel dieser Typ
  • 7:16 - 7:18
    nach meiner rechten Hand griff.
  • 7:18 - 7:20
    Er riss an meinem Arm,
    zog mich raus auf den Zebrastreifen,
  • 7:20 - 7:22
    zerrte mich über die Straße
  • 7:22 - 7:24
    und redete dabei auf Mandarin mit mir.
  • 7:24 - 7:26
    (Lachen)
  • 7:26 - 7:30
    Da war überhaupt kein Entkommen
    aus dem eisernen Griff dieses Mannes.
  • 7:30 - 7:31
    Aber er hat mich sicher rüber gebracht.
  • 7:31 - 7:34
    Was hätte ich tun sollen?
  • 7:34 - 7:36
    Aber glauben Sie mir,
    es gibt höflichere Arten,
  • 7:36 - 7:38
    seine Hilfe anzubieten.
  • 7:38 - 7:39
    Wir wissen nicht, dass Sie dort sind,
  • 7:39 - 7:41
    also wäre es schon nett,
    erst "Hallo" zu sagen,
  • 7:41 - 7:43
    "Darf ich Ihnen helfen?"
  • 7:43 - 7:46
    Aber in Oakland hat mich
    wirklich verblüfft,
  • 7:46 - 7:49
    wie sehr sich die Stadt selbst veränderte,
  • 7:49 - 7:52
    nachdem ich mein Augenlicht verloren hatte.
  • 7:52 - 7:54
    Es gefiel mir als Sehender. Es war schön.
  • 7:54 - 7:56
    Es ist wirklich eine großartige Stadt.
  • 7:56 - 7:58
    Aber als ich dann erblindet war
  • 7:58 - 8:00
    und den Broadway entlang ging,
  • 8:00 - 8:03
    wurde ich an jeder Ecke gesegnet.
  • 8:03 - 8:05
    "Hey Mann, sei gesegnet."
  • 8:05 - 8:07
    "Du machst das schon, Bruder."
  • 8:07 - 8:09
    "Gott segne dich."
  • 8:09 - 8:10
    Als Sehender passierte mir das nicht.
  • 8:10 - 8:12
    (Lachen)
  • 8:12 - 8:18
    Und selbst als Nicht-Sehender
    passiert mir das in San Francisco nicht.
  • 8:18 - 8:21
    Ich weiß, ein paar
    meiner blinden Freunde stört das,
  • 8:21 - 8:23
    das passiert nicht nur mir.
  • 8:23 - 8:25
    Oft wird gedacht,
  • 8:25 - 8:28
    dass diese Empfindung dem Mitleid
    entspringt.
  • 8:28 - 8:31
    Ich glaube eher, dass es
    unserem gemeinsamen Menschsein,
  • 8:31 - 8:34
    unserer Zusammengehörigkeit entspringt –
    und ich finde es ziemlich cool.
  • 8:34 - 8:36
    Tatsächlich, wenn ich mich schlecht fühle,
  • 8:36 - 8:38
    gehe ich ich einfach zum Broadway
    in die Innenstadt von Oakland.
  • 8:38 - 8:41
    Ich gehe spazieren
  • 8:41 - 8:44
    und fühle mich gleich besser.
  • 8:44 - 8:46
    Aber es verdeutlicht auch
  • 8:46 - 8:48
    wie Behinderung und Blindsein
  • 8:48 - 8:50
    sich über ethnische, soziale,
  • 8:50 - 8:53
    kulturelle und wirtschaftliche
    Ordnungen hinwegsetzen.
  • 8:53 - 8:57
    Behinderung ist ein Förderer
    von Chancengleichheit.
  • 8:57 - 8:59
    Jeder ist willkommen.
  • 8:59 - 9:02
    Tatsächlich habe ich in der Gemeinschaft
    der Behinderten die Äußerung gehört,
  • 9:02 - 9:04
    dass es eigentlich nur zwei Arten
    von Menschen gebe:
  • 9:04 - 9:06
    Da sind solche,
    die eine Behinderungen haben
  • 9:06 - 9:11
    und da sind solche, die sich der ihren
    noch nicht so recht bewusst sind.
  • 9:11 - 9:13
    Das ist eine andere Art darüber zu denken,
  • 9:13 - 9:15
    aber ich finde es irgendwie schön,
  • 9:15 - 9:17
    weil es ganz sicher viel integrativer ist
  • 9:17 - 9:20
    als das Wir-gegen-sie
  • 9:20 - 9:22
    oder das Behinderte-gegen-Nicht-Behinderte,
  • 9:22 - 9:25
    und es beschreibt viel aufrichtiger
    und achtsamer
  • 9:25 - 9:28
    die Zerbrechlichkeit des Lebens.
  • 9:28 - 9:30
    Als Letztes möchte ich Ihnen mitgeben,
  • 9:30 - 9:34
    dass nicht nur die Stadt
    gut für Blinde ist,
  • 9:34 - 9:37
    sondern die Stadt uns braucht.
  • 9:37 - 9:39
    Und dessen bin ich mir so sicher,
  • 9:39 - 9:41
    dass ich Ihnen heute nahelegen möchte,
  • 9:41 - 9:44
    dass die Blinden als die prototypischen
    Stadtbewohner gelten sollten,
  • 9:44 - 9:48
    wenn man sich neue
    und wundervolle Städte vorstellt,
  • 9:48 - 9:50
    und nicht als die Menschen,
    an die man denkt,
  • 9:50 - 9:52
    nachdem alles schon in Beton gegossen ist.
  • 9:52 - 9:55
    Dann ist es zu spät.
  • 9:55 - 9:58
    Wenn man also eine Stadt
    im Sinne der Blinden entwirft,
  • 9:58 - 10:03
    erhält man ein üppiges, gut begehbares
    Netzwerk an Gehsteigen,
  • 10:03 - 10:05
    mit einer großen Anzahl
    an Möglichkeiten und Angeboten,
  • 10:05 - 10:08
    die alle auf der Ebene der Straße
    vorhanden sind.
  • 10:08 - 10:10
    Wenn man eine Stadt
    im Sinne der Blinden entwirft,
  • 10:10 - 10:14
    werden die Gehsteige vorhersehbar
    und großzügig angelegt sein.
  • 10:14 - 10:16
    Der Raum zwischen den Häusern
    wird ausgewogen
  • 10:16 - 10:19
    zwischen Menschen und Autos
    aufgeteilt sein.
  • 10:19 - 10:23
    Im Ernst, Autos, wer braucht die?
  • 10:23 - 10:27
    Als Blinder fährt man nicht. (Lachen)
  • 10:27 - 10:30
    Die Leute mögen nicht,
    wenn man fährt. (Lachen)
  • 10:30 - 10:33
    Wenn man eine Stadt
    im Sinne der Blinden entwirft,
  • 10:33 - 10:35
    entwirft man eine Stadt mit einem stabilen,
  • 10:35 - 10:39
    zugänglichen, gut angebundenen
    öffentlichen Verkehrssystem,
  • 10:39 - 10:41
    das alle Teile der Stadt miteinander
    verbindet
  • 10:41 - 10:44
    und auch das Umland.
  • 10:44 - 10:46
    Wenn man eine Stadt
    im Sinne der Blinden entwirft,
  • 10:46 - 10:48
    wird es viele, viele Jobs geben.
  • 10:48 - 10:50
    Blinde Menschen wollen auch arbeiten.
  • 10:50 - 10:52
    Sie möchten ihren Lebensunterhalt
    verdienen.
  • 10:52 - 10:55
    Indem man also eine Stadt
    für Blinde konzipiert,
  • 10:55 - 10:57
    hoffe ich, dass Ihnen deutlich wird,
  • 10:57 - 11:00
    dass es tatsächlich eine integrativere,
  • 11:00 - 11:04
    eine gerechtere und fairere
    Stadt für alle wäre.
  • 11:04 - 11:06
    Ausgehend von meiner früheren
    Erfahrung als Sehender
  • 11:06 - 11:08
    klingt das nach
    einer ziemlich coolen Stadt.
  • 11:08 - 11:11
    Ob Sie nun blind sind,
    ob Sie eine Behinderung haben
  • 11:11 - 11:14
    oder sich der Ihren noch nicht
    so ganz bewusst sind.
  • 11:14 - 11:16
    Vielen Dank.
  • 11:16 - 11:20
    (Applaus)
Title:
Architektur im Sinne der Blinden
Speaker:
Chris Downey
Description:

Wie würde eine Stadt aussehen, die für Blinde konzipiert wäre? Chris Downey ist ein Architekt, der im Jahr 2008 plötzlich erblindete. Er vergleicht das Vorher und Nachher seines Lebens in seinem geliebten San Francisco – und zeigt, wie die gewissenhaften Gestaltungen, die sein Leben nun erleichtern, tatsächlich eine Bereicherung für alle sein könnten, ob sehend oder nicht.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
11:40
Nadine Hennig commented on German subtitles for Design with the blind in mind
Nadine Hennig approved German subtitles for Design with the blind in mind
Nadine Hennig edited German subtitles for Design with the blind in mind
Nadine Hennig edited German subtitles for Design with the blind in mind
Nadine Hennig edited German subtitles for Design with the blind in mind
Nadine Hennig edited German subtitles for Design with the blind in mind
Kai Rasmus Nissen commented on German subtitles for Design with the blind in mind
Angelika Lueckert Leon accepted German subtitles for Design with the blind in mind
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  • Hallo Rasmus,

    sehr schöne Übersetzung!
    Allg. solltest du darauf achten, dass der Text gleichmäßig verteilt ist – bessere Lesbarkeit (z.B. 0:07, 0:21, etc.). An einigen Stellen habe ich daher die Zeilenumbrüche neu gesetzt.
    0:21 "akustisch" (nicht "akk…")
    0:27 Einen gleichen Ausdruck würde im Dt. beim zweiten Mal ersetzen (erreichte … wohlbehalten): sicher/gefahrlos
    0:31 Die Übersetzung "metallenen Stuhls" ist total korrekt, aber bei UTs sollte grundsätzlich auch auf Kürze geachtet werden. Daher: Metallstuhls.
    1:04 "Freak out" ist ein bisschen stärker als "aus dem Häuschen geraten"; Vorschlag: durchdrehen, ausflippen
    1:14 "rattle" ist "Klappern, Gerassel, …", also das Geräusch und nicht die Tätigkeit (Schütteln)
    1:41 "Wer weiß" und "vielleicht" ergänzt sich, daher das erste gekürzt.
    1:49 Nebensätze nicht in sich trenne (hier "die" in den nächsten Block)
    2:53 Nebensatz mit Komma abschließen (hinter "lag,")
    4:02/4:04 Ich würde "insights / outsights" mit "Einblicken / Ausblicken" übersetzen. Was meinst du? Obwohl ich bei "Outsights" nicht so sicher bin, meinst du, es hat eher mit "Out of sights" zu tun?
    4:06 Imperfekt statt Perfekt, wg. Kürze.
    4:16 Ohne "einem"
    5:07 "Erblindung" statt "Verlust des Sehvermögens"
    5:11 "senses" einfach "Sinne"
    5:33, 5:42, etc. Wenn mit "you" im Deutschen eher eine allgemeine Beschreibung gemeint ist, würde ich "man" verwenden.
    5:43 ein "die" ist ausreichend
    6:11 Keine Nebensätze trennen, also "dass" in die nächste Zeile
    6:31 Die Redewendung entspricht im Dt. "Sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern."
    6:51 Die Information ist "reverse" im Sinne von "widersprüchlich"
    7:17 "Überweg" ist für "crosswalk" nicht so gängig, ich würde "Zebrastreifen" oder "Fußgängerübergang" wählen
    8:31 Deutsche Zeichensetzung beibehalten: statt amerikanischem Gedankenstrich --, deutschen Gedankenstrich – verwenden
    9:54 Hier ist auch eher "man" als "du" gemeint
    10:04 "Höhe der Straße" passt hier vom Kontext nicht (was/wie sollte das sein?). Gemeint ist wohl "auf Ebene der Straße"
    10:10 "vohersehbar" (kleiner Tippfehler)
    10:45 Ich würde hier in Zukunft schreiben ("there will be")
    10:52 Man braucht sich nicht wortwörtlich ans Englische zu halten. Der Anfang "Und so," ist etwas sperrig.
    11:11 "ihren" müsste "Ihre"

    Im Feld SPEAKER NAME muss man den Namen des Sprechers eintragen.

    Am Anfang sind solche Fehler ganz normal. Aber schau dir bitte mal die TED-Guides an. Besonders diese beiden:
    http://translations.ted.org/wiki/How_to_Compress_Subtitles
    http://translations.ted.org/wiki/Die_häufigsten_Probleme_bei_der_Übersetzung_ins_Deutsche

    LG, Angelika

  • Hi Angelika,
    Ich dank Dir für das ausführliche Feedback! Die Übersetzung 'Ausblicke' finde ich sehr gut. Ich denke viel näher kommt man da im Deutschn nicht ran. Allerdings sind dir bei 4:10 und 4:27 noch zwei 'Outsights' entgangen, die noch zu Ausblicken werden müssten;).
    Die Guidelines klingen vom Titel schon mal interessant, ich werd auf jeden Fall reinschauen.

    Schöne Grüße, Rasmus

  • Hallo ihr beiden. Das nenne ich richtiges und gutes Deutsch. Die Übersetzung ist wirklich gut gelungen und natürlich auch der Review. Weiter so! Lg, Nadine

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