Diane Severin Nguyen’s Transfigurations | Art21 "New York Close Up"
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0:00 - 0:02(Maschinengeräusche)
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0:07 - 0:09(Abfüllgeräusche)
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0:10 - 0:13Für mich ist Fotografie
eine sehr intime -
0:13 - 0:15und persönliche Begegnung.
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0:16 - 0:18(Avantgarde-Musik)
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0:22 - 0:26Bestimmte Materialien werden durch
die Kamera ganz anders verstanden. -
0:26 - 0:32Ich denke es ist großartig,
wenn das Objektiv etwas verklärt. -
0:33 - 0:35DIANE SEVERIN NGUYEN'S
VERKLÄRUNGEN -
0:37 - 0:40Ich fotografiere und mache Videos,
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0:40 - 0:43und ich nutze auch noch
Elemente der Installation, -
0:43 - 0:46sozusagen
architektonische Interventionen. -
0:48 - 0:50(Avantarde-Musik)
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0:57 - 0:59Fotos sind solch intensive Kondensationen,
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0:59 - 1:01fast wie eine Traumfabrik.
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1:06 - 1:08(Violine spielt ein Solo)
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1:14 - 1:17Im Internet auf YouTube bekomme ich Ideen,
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1:17 - 1:19die mich mit
anderen Menschen verbindet, -
1:19 - 1:21die auch versuchen
Dinge zu kreieren. -
1:25 - 1:27(Avantgarde-Musik)
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1:34 - 1:38Ich liebe Videos über Handwerk,
Obstschnitzerei, -
1:38 - 1:43Kochkurse, Make-up Kurse,
Haare flechten. -
1:43 - 1:47Diese Kunsthandwerke besitzen
eine Vergänglichkeit, -
1:47 - 1:49fast wie ein Haltbarkeitsdatum.
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1:52 - 1:55Fotografie setzt sich sehr gut
mit Vergänglichkeit auseinander, -
1:55 - 1:58da man ein Bild einer
vergänglichen Situation machen kann. -
1:59 - 2:01(Cello spielt ein Solo)
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2:02 - 2:05Als Fotografin
fühle ich mich darauf angewiesen, -
2:05 - 2:08den ganzen Müll einzunehmen,
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2:08 - 2:10den es auf der Welt gibt.
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2:10 - 2:14und arbeite sozusagen
mit geistigem Abfall. -
2:15 - 2:19Ich arbeite mit so viel Ausschussmaterial,
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2:19 - 2:22mit Dingen, die nur
sehr geringen sozialen Wert besitzen. -
2:22 - 2:25Wenn ich zu Hause putze,
und Staub zusammenkehre, -
2:25 - 2:28dann nehme ich den Staub
in einer Tüte mit ins Studio. -
2:31 - 2:35Oder, ich nehme etwas von sozialem Wert
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2:35 - 2:38und führe es zurück
zum stofflichen Stumpfsinn. -
2:39 - 2:41(Avantgarde-Musik)
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2:46 - 2:49Ein erfolgreiches Bild geschieht
vor dem Zerfall, -
2:50 - 2:52wenn ich z.B. etwas anzünde,
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2:52 - 2:55und dabei nur
den Bruchteil einer Sekunde habe. -
3:02 - 3:04Ich berühre und ordne Gegenstände an,
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3:04 - 3:07was allerdings
in einem Moment geschehen muss. -
3:11 - 3:13(abstrakte Soundeffekte)
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3:19 - 3:21(Avantgarde-Musik)
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3:33 - 3:36Geräusche, die man nicht hören kann
und Luft, die man nicht fühlen kann -
3:36 - 3:39und all die Faktoren,
die man nicht erleben kann, -
3:39 - 3:42formen das Resultat eines Fotos.
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3:44 - 3:48Wenn ich fertig bin,
habe ich vergessen, wie es anfing. -
3:48 - 3:50(Soundeffekte)
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3:51 - 3:53Es ist eigentlich ein Prozess,
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3:53 - 3:56der all die Fehlschläge
in meinem Studio darstellt. -
3:58 - 4:00Es ist sehr improvisatorisch,
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4:00 - 4:04fast wie eine Performance
für mich selbst. -
4:04 - 4:06(Avantgarde-Musik)
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4:22 - 4:26Ich versuche gegen den Impuls
des Erkennens zu arbeiten, -
4:26 - 4:29und gelange dabei
an einem Ort des Gefühlten an. -
4:30 - 4:33Ich denke,
dass Wissen eine Distanz erzeugen kann. -
4:36 - 4:41Als ich aufwuchs und sah, wie meine Mutter
in Amerika mit Dingen umging, -
4:41 - 4:45oft auf die falsche Art und Weise.
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4:45 - 4:47Wie sie z.B. mein Essen einpackte!
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4:47 - 4:48Soße in Plastikfolie!
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4:48 - 4:50Chips in Plastikfolie!
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4:51 - 4:53Als ich einmal meine Mutter besuchte,
war sie im Garten -
4:53 - 5:00und hat Plastikblumen neben den echten
in den Boden gesteckt. -
5:00 - 5:01Warum macht jemand sowas?
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5:01 - 5:03Warum überhaupt Plastikblumen?
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5:03 - 5:05Für sie machte das keinen Unterschied.
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5:05 - 5:07Da sind eben Plastikblumen
und echte Blumen, -
5:07 - 5:09die den Vorgarten
ganz toll aussehen ließen. -
5:11 - 5:14Sie dabei zu beobachten,
wie sie Natur und Fake kombinierte, -
5:14 - 5:17um ein bestimmtes Bild zu kreieren,
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5:17 - 5:20hat einen engen Bezug zu meiner Kunst.
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5:22 - 5:23Die Arbeit, die man nicht sehen kann
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5:23 - 5:28verleiht einem Objekt tatsächlich
eine geistige Potenz. -
5:30 - 5:32Mich interessieren kulturelle Gegensätze
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5:32 - 5:34zwischen Kitsch
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5:34 - 5:37und dem Intellektuellen,
dem Reinen. -
5:40 - 5:43Ich fühle mich wohl dabei,
etwas nachzumachen, -
5:43 - 5:47was anderes zu sein,
und in diese Rolle zu schlüpfen. -
5:49 - 5:50Und ich liebe Karaoke.
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5:50 - 5:52Bei Karaoke mit Freunden
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5:52 - 5:55bekommen die Texte auf einmal
eine ganz neue Bedeutung. -
5:57 - 6:00Dabei wird der Orinaltext
erst hervorgehoben. -
6:01 - 6:08♪ Und die Vision,
die in mein Gehirn gepflanzt wurde ♪ -
6:08 - 6:11♪ Bleibt bestehen ♪
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6:11 - 6:14"The Sound of Silence"
wurde als Provokation -
6:14 - 6:17auf westlich liberale Sympathie
mit Amerika geschrieben. -
6:17 - 6:21Die Vietnamesen waren in dem Bezug
doch eher peripher. -
6:21 - 6:25Für "Tyrant Star" suchte ich
nach dem perfekten Kriegs-Song, -
6:26 - 6:29und am Ende wählte ich dann doch
diese Friedenshymne aus. -
6:29 - 6:32Dafür fand ich dieses Mädchen
auf YouTube. -
6:32 - 6:36Sie war so etwas wie der aufstrebende Star
im "Tyrant Star" -
6:36 - 6:39Sie kann kein Englisch,
und ich brachte ihr jede einzelne Silbe -
6:39 - 6:41von "The Sound of Silence" bei.
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6:42 - 6:45Viele der Sounds in dem Song
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6:45 - 6:47sind Helikopter im Vietnam-Krieg.
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6:48 - 6:52Ich nahm diese Klänge der Gewalt
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6:52 - 6:54und verarbeitete sie in einem Pop-Song.
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6:55 - 6:57(Helikoptergeräusche)
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6:58 - 7:01Ich mag Cover-Versionen,
da sie etwas nehmen, was schon da ist, -
7:01 - 7:02das man kennt und versteht,
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7:02 - 7:07und das ganze Ding dann total verdrehen,
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7:07 - 7:09im Bezug auf wer das singt, und wie.
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7:11 - 7:14Eine Vietnamesin diesen Song
singen zu lassen -
7:14 - 7:16war überwältigend, selbst für mich.
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7:18 - 7:20(Ambient-Musik)
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7:27 - 7:30Wir Künstler:innen haben diese Eigenart,
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7:30 - 7:33nicht im Stande zu sein,
einfach nur zu existieren. -
7:35 - 7:38Wenn du anfängst zu reden
oder zu kommunizieren, -
7:38 - 7:39willst du etwas vermitteln.
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7:41 - 7:44Beim Intimen ist es so,
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7:44 - 7:47dass es eigentlich wichtiger ist
als das Wissen, -
7:47 - 7:51und ich frage mich immer wieder,
was uns näher an etwas heranbringt. -
7:55 - 7:56(Maus-Click)
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7:59 - 8:02("The Sound of Silence" Karaoke)
♪ Hallo, Dunkelheit, mein Freund ♪ -
8:04 - 8:06♪ Ich bin gekommen, um mit dir zu reden ♪
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8:06 - 8:09♪ Zehntausend Menschen, vielleicht mehr ♪
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8:09 - 8:15♪ Denn eine sanft schleichende Vision ♪
♪ ... etwas sagen, ohne zu sprechen ♪ -
8:16 - 8:19♪ Menschen, die hören, ohne zuzuhören ♪
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8:20 - 8:24♪ Menschen schreiben Songs ♪
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8:24 - 8:26♪ ... niemand wagte es ♪
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8:27 - 8:32♪ Den Klang der Stille zu stören ♪
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