Eine Ode an den Neid
-
0:02 - 0:04Als ich 8 Jahre alt war,
-
0:04 - 0:06kam ein neues Mädchen in die Klasse,
-
0:06 - 0:09und sie war so beeindruckend,
-
0:09 - 0:11so wie neue Mädchen immer
zu sein scheinen. -
0:11 - 0:14Sie hatte langes glänzendes Haar
-
0:14 - 0:17und ein kleines niedliches Schreibmäppchen,
-
0:17 - 0:20war gut in Geografie
-
0:20 - 0:23und im Buchstabieren.
-
0:23 - 0:28In jenem Schuljahr raste ich vor Eifersucht,
-
0:28 - 0:31bis ich einen teuflischen Plan
ausgebrütet hatte. -
0:31 - 0:36Also blieb ich eines Tages
etwas länger in der Schule, -
0:36 - 0:40viel länger, und hielt mich
in der Mädchentoilette versteckt. -
0:40 - 0:42Als die Luft rein war, kam ich hervor,
-
0:42 - 0:44schlich mich ins Klassenzimmer
-
0:44 - 0:48und nahm mir das Notenbuch
vom Lehrerschreibtisch. -
0:48 - 0:50Und dann tat ich es.
-
0:50 - 0:52Ich manipulierte die Noten meiner Rivalin,
-
0:52 - 0:55nur etwas, nur einige Einser.
-
0:55 - 0:58Alle Einser. (Lachen)
-
0:58 - 1:02Als ich das Buch zurücklegen wollte,
-
1:02 - 1:05fiel mir auf, dass einige meiner
anderen Klassenkameraden -
1:05 - 1:08auch ziemlich gute Noten hatten.
-
1:08 - 1:11Also korrigierte ich
-
1:11 - 1:13im Eifersuchtsrausch alle Noten,
-
1:13 - 1:14ganz ohne Fantasie.
-
1:14 - 1:17Ich gab allen Vierer
-
1:17 - 1:20und mir selbst gab ich Einser,
-
1:20 - 1:23weil ich doch auch
die ganze Zeit anwesend war. -
1:23 - 1:28Ich bin immer noch verdutzt
über mein Verhalten. -
1:28 - 1:31Ich verstehe nicht,
woher der Gedanke kam. -
1:31 - 1:34Ich verstehe nicht, warum ich mich
so gut dabei gefühlt habe. -
1:34 - 1:35Ich fühlte mich richtig gut.
-
1:35 - 1:38Ich verstehe auch nicht,
warum ich nie dafür bestraft wurde. -
1:38 - 1:40Es war doch so offensichtlich.
-
1:40 - 1:41Ich wurde nie erwischt.
-
1:41 - 1:43Aber am meisten verblüfft mich:
-
1:43 - 1:45Warum störte es mich so sehr,
-
1:45 - 1:47dass dieses kleine Mädchen
-
1:47 - 1:49so gut im Buchstabieren war?
-
1:49 - 1:51Eifersucht verblüfft mich.
-
1:51 - 1:54Sie ist so geheimnisvoll,
so tiefgreifend. -
1:54 - 1:56Wir wissen, dass Babys
unter Eifersucht leiden. -
1:56 - 2:00Ebenso wie Primaten. Hüttensänger
sind von Natur aus sehr anfällig dafür. -
2:00 - 2:03Wir wissen, dass Eifersucht der Hauptgrund
-
2:03 - 2:06für Mord unter Eheleuten in den USA ist.
-
2:06 - 2:09Aber ich habe nie eine Studie gelesen,
-
2:09 - 2:12die mir ihre Einsamkeit, ihre Langlebigkeit
-
2:12 - 2:17oder ihren makabren Nervenkitzel
erklären konnte. -
2:17 - 2:20Dafür müssen wir uns
an die Literatur wenden, -
2:20 - 2:22denn der Roman ist das Labor,
-
2:22 - 2:24in dem Eifersucht
-
2:24 - 2:26in all ihren möglichen Formen
analysiert wurde. -
2:26 - 2:29Ist es eine Übertreibung zu sagen,
-
2:29 - 2:31dass, wenn wir keine Eifersucht hätten,
-
2:31 - 2:34wir keine Literatur hätten?
-
2:34 - 2:37Also keine untreue Helena, keine „Odyssee“.
-
2:37 - 2:40Kein eifersüchtiger König,
keine „Abenteuer aus 1001 Nacht“. -
2:40 - 2:43Kein Shakespeare.
-
2:43 - 2:46Da ziehen die Leselisten der US-Schulen dahin,
-
2:46 - 2:47denn wir verlieren: „Schall und Wahn“,
-
2:47 - 2:50den großen „Gatsby“, „Fiesta“,
-
2:50 - 2:54„Madame Bovary“, „Anna Karenina“.
-
2:54 - 2:56Keine Eifersucht, kein Proust.
-
2:56 - 2:58Ich weiß, dass es in Mode
gekommen ist zu sagen, -
2:58 - 3:00dass Proust die Antwort auf alles hat,
-
3:00 - 3:02aber in puncto Eifersucht
-
3:02 - 3:05hat er das wirklich.
-
3:05 - 3:09Dieses Jahr feiern wir das 200. Jubiläums
seines Meisterwerks „Auf der Suche -
3:09 - 3:13nach der verlorenen Zeit“ und seiner
gründlichen Analyse der sexuellen Eifersucht -
3:13 - 3:15und des normalen Wettstreits, mein Ding,
-
3:15 - 3:18dass wir Hoffnung haben können.
(Lachen) -
3:18 - 3:20Denken wir an Proust,
-
3:20 - 3:22denken wir an Gefühle. Stimmt’s?
-
3:22 - 3:24Wir denken an den kleinen Jungen,
der versucht zu schlafen. -
3:24 - 3:28Wir denken an ein Stück Kuchen,
in Lavendel-Tee eingetaucht. -
3:28 - 3:30Wir vergessen,
wie rau seine Vision war. -
3:30 - 3:32Wir vergessen,
wie erbarmungslos er ist. -
3:32 - 3:34Diese Art Bücher sind für Virginia Woolf
-
3:34 - 3:36so zäh wie Katzendarm.
-
3:36 - 3:38Ich weiß nicht, wie Katzendarm ist,
-
3:38 - 3:41aber sagen wir, er ist eindrucksvoll.
-
3:41 - 3:44Sehen wir uns mal an, warum
der Roman und die Eifersucht, -
3:44 - 3:48die Eifersucht und Proust
so gut zusammenpassen. -
3:48 - 3:51Ist es so offensichtlich, dass Eifersucht,
-
3:51 - 3:55reduziert auf Person – Begehren – Hindernis,
-
3:55 - 3:59solch eine feste Grundlage
für eine Geschichte ist? -
3:59 - 4:02Ich weiß nicht. Ich denke, es ist einfach
hart an der Schmerzgrenze, -
4:02 - 4:04denn denken Sie mal nach,
was geschieht, -
4:04 - 4:06wenn wir eifersüchtig sind.
-
4:06 - 4:10Wenn wir eifersüchtig sind,
erzählen wir uns eine Geschichte. -
4:10 - 4:14erzählen uns selbst Geschichten über
das Leben der anderen Leute -
4:14 - 4:17und sie machen,
dass es uns schlecht geht, -
4:17 - 4:19weil sie so konzipiert sind,
dass es uns schlecht geht. -
4:19 - 4:22Als Erzähler der Geschichte und das Publikum
-
4:22 - 4:24wissen wir, welche Details
sie beinhalten muss, -
4:24 - 4:27um das Messer
in die Rippen zu stoßen. Stimmt’s? -
4:27 - 4:30Eifersucht macht uns alle
zu Amateur-Romanautoren, -
4:30 - 4:32und damit kannte Proust sich aus.
-
4:32 - 4:36Im ersten Band, „In Swanns Welt“,
-
4:36 - 4:37in der Roman-Reihe,
-
4:37 - 4:39Swann, einer der Protagonisten,
-
4:39 - 4:42denkt sehr liebevoll über seine Geliebte nach
-
4:42 - 4:44und wie toll sie im Bett ist,
-
4:44 - 4:47und plötzlich, im Laufe einiger Sätze
-
4:47 - 4:49– also Proust'sche Sätze,
-
4:49 - 4:51sie sind so lang wie Flüsse –
-
4:51 - 4:53zuckt er zusammen
-
4:53 - 4:55und ihm wird bewusst:
-
4:55 - 4:59„Warte mal! Alles, was ich an dieser Frau liebe,
-
4:59 - 5:02würde auch jemand anderer
an dieser Frau lieben. -
5:02 - 5:06Alles, was sie mir gibt
und was mir Freude bereitet, -
5:06 - 5:07könnte auch jemand anderem Freude bereiten,
-
5:07 - 5:09vielleicht sogar in diesem Moment.“
-
5:09 - 5:12Das ist die Geschichte, die er sich erzählt,
-
5:12 - 5:14und von da an schreibt Proust,
-
5:14 - 5:17dass Swann jeden neuen Reiz,
den er an seiner Geliebten entdeckt, -
5:17 - 5:20zu seiner „Instrumentensammlung
-
5:20 - 5:23in seiner privaten Folterkammer“ hinzufügt.
-
5:23 - 5:26Wir müssen schon zugeben,
-
5:26 - 5:27dass Swann und Proust
notorisch eifersüchtig sind. -
5:27 - 5:29Prousts Freunde hätten das Land
verlassen müssen, -
5:29 - 5:32wenn sie mit ihm hätten Schluss
machen wollen. -
5:32 - 5:35Man muss aber nicht erst eifersüchtig werden,
-
5:35 - 5:38um einzuräumen, dass es harte Arbeit ist.
Stimmt’s? -
5:38 - 5:39Eifersucht ist ermüdend.
-
5:39 - 5:43Es ist ein hungriges Gefühl,
das genährt werden muss. -
5:43 - 5:45Was mag die Eifersucht?
-
5:45 - 5:48Eifersucht mag Informationen.
-
5:48 - 5:50Eifersucht mag Details.
-
5:50 - 5:53Eifersucht mag langes glänzendes Haar
-
5:53 - 5:56und kleine niedliche Schreibmäppchen.
-
5:56 - 5:57Eifersucht mag Fotos.
-
5:57 - 6:01Deshalb ist Instagram auch so erfolgreich.
(Lachen) -
6:01 - 6:05Im Grunde verbindet Proust die Sprache
der Wissenschaft und der Eifersucht. -
6:05 - 6:07Wenn Swann diese Eifersuchtsschübe erfährt,
-
6:07 - 6:10plötzlich an der Tür lauscht
-
6:10 - 6:12und die Diener seiner Geliebten besticht,
-
6:12 - 6:13verteidigt er dieses Verhalten.
-
6:13 - 6:15Er sagt: „Sie denken vielleicht,
dass das abstoßend ist, -
6:15 - 6:17aber es ist auch nichts Anderes,
-
6:17 - 6:20einen antiken Text zu interpretieren
-
6:20 - 6:21oder sich ein Denkmal anzuschauen.“
-
6:21 - 6:24Er sagt: „Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen
-
6:24 - 6:27mit echtem intellektuellem Wert.”
-
6:27 - 6:29Proust versucht uns zu zeigen,
-
6:29 - 6:32dass Eifersucht unerträglich ist
und uns albern aussehen lässt, -
6:32 - 6:36aber in ihrem Kern ist sie
eine Suche nach Wissen, -
6:36 - 6:40nach der Wahrheit,
der schmerzhaften Wahrheit, -
6:40 - 6:42und was Proust betrifft:
-
6:42 - 6:45Je schmerzhafter, desto besser.
-
6:45 - 6:49Kummer, Demütigung, Verlust –
-
6:49 - 6:52das ist für Proust der Weg zur Weisheit.
-
6:52 - 6:56Er sagt: „Eine Frau, die wir brauchen,
-
6:56 - 6:59die uns leiden lässt, entlockt uns
-
6:59 - 7:03ein größeres und breiteres Spektrum
an Gefühlen -
7:03 - 7:07als das Genie eines Mannes,
der uns interessiert.“ -
7:07 - 7:10Sagt er uns etwa damit, dass wir uns
grausame Frauen suchen sollen? -
7:10 - 7:12Nein. Ich denke,
dass er uns zu sagen versucht, -
7:12 - 7:15dass Eifersucht uns etwas über uns selbst sagt.
-
7:15 - 7:18Gibt es ein anderes Gefühl,
-
7:18 - 7:21das uns auf diese besondere Weise öffnet?
-
7:21 - 7:23Enthüllt irgendein anderes Gefühl uns
-
7:23 - 7:26unsere Aggression,
unseren versteckten Ehrgeiz -
7:26 - 7:28und unsern Anspruch?
-
7:28 - 7:31Lehrt uns irgendein anderes Gefühl
-
7:31 - 7:34mit solch seltsamer Intensität hinzuschauen?
-
7:34 - 7:36Freud sollte später darüber schreiben.
-
7:36 - 7:39Eines Tages wurde Freud
-
7:39 - 7:41von einem sehr besorgten
jungen Mann aufgesucht, -
7:41 - 7:43der von dem Gedanken verzehrt war,
dass ihn seine Frau betrügt. -
7:43 - 7:45Und Freud sagt:
Dieser Mann ist irgendwie seltsam, -
7:45 - 7:48weil er nicht einmal hinschaut,
was seine Frau macht. -
7:48 - 7:50Weil sie unschuldig ist, und jeder weiß das.
-
7:50 - 7:51Die arme Kreatur
-
7:51 - 7:53steht grundlos unter Verdacht.
-
7:53 - 7:56Stattdessen schaut er nach Dingen,
die seine Frau, ohne es zu bemerken, tut, -
7:56 - 7:58also unabsichtliches Verhalten.
-
7:58 - 8:01Lächelt sie zu sehr
-
8:01 - 8:04oder stößt sie zufällig
mit einem Mann zusammen? -
8:04 - 8:07[Freud] sagt, dass der Mann
-
8:07 - 8:11zum Hüter des Unterbewusstseins
seiner Frau wird. -
8:11 - 8:13Der Roman ist sehr gut in diesem Punkt.
-
8:13 - 8:16Der Roman beschreibt
sehr gut, wie Eifersucht -
8:16 - 8:19uns schult intensiv, jedoch nicht
genau hinzuschauen. -
8:19 - 8:24Denn je eifersüchtiger wir sind,
-
8:24 - 8:26desto mehr zieht es uns zu Fantasien hin.
-
8:26 - 8:29Daher denke ich, dass Eifersucht
-
8:29 - 8:32uns nicht dazu bringt,
-
8:32 - 8:34gewalttätige oder illegale Dinge zu tun.
-
8:34 - 8:36Eifersucht veranlasst uns dazu,
-
8:36 - 8:38sehr erfinderisch zu werden.
-
8:38 - 8:41Dabei denke ich an mich mit 8 Jahren,
-
8:41 - 8:45aber ich denke auch an die Geschichte,
die ich in den Nachrichten gehört habe. -
8:45 - 8:49Eine 52-jährige Frau aus Michigan
wurde festgenommen, -
8:49 - 8:52weil sie von einem selbst erstellten
falschen Facebook-Account -
8:52 - 8:55ein Jahr lang anstößige,
widerliche Nachrichten -
8:55 - 9:00an sich selbst geschrieben hatte.
-
9:00 - 9:02Ein ganzes Jahr lang.
-
9:02 - 9:04Sie versuchte es
-
9:04 - 9:06der neuen Freundin ihres Ex-Freundes
in die Schuhe zu schieben -
9:06 - 9:09und ich gebe zu, als ich das hörte,
-
9:09 - 9:11reagierte ich mit Bewunderung.
-
9:11 - 9:13(Lachen)
-
9:13 - 9:15Weil... Lassen Sie uns mal ehrlich sein.
-
9:15 - 9:20Welch ungeheure, wenn auch
deplatzierte, Kreativität. Stimmt’s? -
9:20 - 9:22Das ist etwas aus einem Roman.
-
9:22 - 9:25Das ist etwas aus einem Roman
von Patricia Highsmith. -
9:25 - 9:28Highsmith ist eine meiner
Lieblingsschriftstellerinnen. -
9:28 - 9:32Sie ist die brillanteste und seltsamste Frau
der amerikanischen Literatur. -
9:32 - 9:34Von ihr ist „Zwei Fremde im Zug“
-
9:34 - 9:36und „Der talentierte Mr. Ripley“,
-
9:36 - 9:39alles Bücher, die darüber handeln,
wie Eifersucht – -
9:39 - 9:41sie verwirrt unseren Geist,
-
9:41 - 9:44und sind wir einmal in der Sphäre,
in diesem Reich der Eifersucht, -
9:44 - 9:49in der Membran zwischen dem was ist
und dem was sein könnte – -
9:49 - 9:52in einem Moment durchbohrt werden kann.
-
9:52 - 9:54Nehmen wir Tom Ripley,
ihre berühmteste Figur. -
9:54 - 9:57Zuerst möchte Tom Ripley Sie sein
-
9:57 - 10:00und haben, was Sie haben,
-
10:00 - 10:03dann ist er Sie und hat, was Sie einst hatten,
-
10:03 - 10:04und Sie sind wie vom Erdboden
verschwunden. -
10:04 - 10:06Er reagiert auf Ihren Namen,
-
10:06 - 10:08er trägt Ihren Schmuck,
-
10:08 - 10:10er leert Ihr Bankkonto.
-
10:10 - 10:11Das ist eine Methode.
-
10:11 - 10:15Aber was sollen wir tun? Wir können es nicht
so wie Tom Ripley machen. -
10:15 - 10:17Ich kann nicht der ganzen Welt Vierer geben,
-
10:17 - 10:20auch wenn ich es an manchen Tage
gerne machen würde. -
10:20 - 10:24Es ist eine Schande,
denn wir leben in einer neidvollen Zeit. -
10:24 - 10:26Wir leben in einer
„eifersuchts-anfälligen“ Zeit. -
10:26 - 10:28Wir sind doch alle gute Bürger
der sozialen Medien, -
10:28 - 10:32bei denen die Währung Neid ist. Stimmt’s?
-
10:32 - 10:36Zeigt uns der Roman den Ausweg?
Ich bin mir nicht sicher. -
10:36 - 10:40Tun wir doch das, was Charaktere tun,
wenn sie nicht sicher sind, -
10:40 - 10:42wenn sie im Besitz eines Rätsels sind.
-
10:42 - 10:44Gehen wir zur 221B Baker Street
-
10:44 - 10:46und fragen nach Sherlock Holmes.
-
10:46 - 10:49Denken die Menschen an Holmes,
-
10:49 - 10:52denken sie an seine Nemesis als Professor Moriarty,
-
10:52 - 10:54dieser geniale Verbrecher.
-
10:54 - 10:56Aber ich mochte immer [Inspector] Lestrade,
-
10:56 - 10:59den Chef von Scotland Yard
mit dem Gesicht einer Ratte, -
10:59 - 11:01der Holmes dringend braucht,
-
11:01 - 11:03der Holmes Genie braucht,
es ihm aber verübelt. -
11:03 - 11:05Das ist mir so vertraut.
-
11:05 - 11:09Lestrade braucht also seine Hilfe, verübelt es ihm
-
11:09 - 11:13und schäumt im Laufe der Geschichten
sozusagen vor Verbitterung. -
11:13 - 11:16Aber als sie zusammenarbeiten,
beginnt sich etwas zu ändern, -
11:16 - 11:20und schließlich in „Die sechs Napoleons“
-
11:20 - 11:23als Holmes hereinkommt
und alle mit seiner Lösung verblüfft, -
11:23 - 11:27dreht sich Lestrade zu Holmes um und sagt:
-
11:27 - 11:31„Wir sind nicht neidisch auf Sie, Mr. Holmes.
-
11:31 - 11:35Wir sind stolz auf Sie.“
-
11:35 - 11:37Und er fügt hinzu, dass es keinen
bei Scotland Yard geben würde, -
11:37 - 11:40der Sherlock Holmes nicht
die Hand schütteln wollte. -
11:40 - 11:42Das ist eines der wenigen Male, dass wir Holmes
-
11:42 - 11:44in seinen Geschichten gerührt sehen,
und ich finde diese kleine Szene -
11:44 - 11:47sehr bewegend, aber auch geheimnisvoll. Stimmt’s?
-
11:47 - 11:49Es scheint so, als sei Eifersucht
-
11:49 - 11:52kein emotionales, sondern
ein physikalisches Problem. -
11:52 - 11:55In einem Moment liegt Holmes auf einer
anderen Wellenlänge wie Lestrade. -
11:55 - 11:57Und im nächsten Moment liegen sie
auf einer Wellenlänge. -
11:57 - 11:59Plötzlich lässt es Lestrade zu,
-
11:59 - 12:02dieses Genie zu bewundern,
das er ihm vorher verübelt hat. -
12:02 - 12:04Ist es denn wirklich so einfach?
-
12:04 - 12:06Was wäre, wenn Eifersucht wirklich nur
ein physikalisches Problem wäre? -
12:06 - 12:10Wenn es nur darum ginge, wie wir
-
12:10 - 12:12mit den anderen in Beziehung „liegen“?
-
12:12 - 12:14Vielleicht würden wir dann nicht
-
12:14 - 12:16jemandes Exzellenz übelnehmen.
-
12:16 - 12:20Wir könnten uns aneinander ausrichten.
-
12:20 - 12:22Aber ich mag Notfallpläne.
-
12:22 - 12:24Während wir darauf warten,
-
12:24 - 12:27haben wir ja immer noch
die Literatur als Trost. -
12:27 - 12:29Literatur allein enträtselt die Eifersucht.
-
12:29 - 12:31Literatur allein kann sie zähmen,
-
12:31 - 12:33lädt sie ein.
-
12:33 - 12:35Und wer da alles zusammenkommt:
-
12:35 - 12:39der gute Lestrade,
der furchterregende Tom Ripley, -
12:39 - 12:44der verrückte Swann, Marcel Proust selbst.
-
12:44 - 12:46Wir befinden uns in exzellenter Gesellschaft.
-
12:46 - 12:47Vielen Dank.
-
12:47 - 12:52(Applaus)
- Title:
- Eine Ode an den Neid
- Speaker:
- Parul Sehgal
- Description:
-
Was ist Eifersucht? Was treibt sie an und warum lieben wir sie heimlich? Keine Studie war je in der Lage, ihre „Einsamkeit, Langlebigkeit, [ihren] makabren Nervenkitzel“ zu erfassen, außer die Literatur, sagt Parul Sehgal. In einer eloquenten Betrachtung untersucht sie literarische Werke, um zu demonstrieren, dass Eifersucht nicht viel anders ist als unsere Suche nach Wissen.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 13:11
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Angelika Lueckert Leon
Hallo zusammen,
sehr gute Übersetzung + Korrektur!
Nur ein paar Änderungen:
Die Zeilenumbrüche sollten natürlich dem Sprachfluss folgen, aber der Text sollte möglichst gleichmäßig verteilt sein. Das kann das Auge besser erfassen. Daher habe ich ein paar Zeilenumbrüche neu gesetzt. (Bsp. 0:31 nach "Tages", statt "länger")
1:39 "I was never caught." Heisst doch "Ich wurde nie erwischt." (Und nicht "…bestraft.")
140 "I am baffled" Präsenz! Sie wundert sich immer noch darüber.
1:56 Bluebirds: Sind "Hüttensänger" (Blaumeisen sind "bluetits")
3:04 "seines" nicht " eines"
4:23 Es ist nicht "nämlich …", sondern "um … zu"
5:05 Dativ: "jemand andereM"
6:07 Wenn das "und" nicht übersetzt wird, sollte ein Komma rein
6:26 Ich würde eine Nebensatz nicht in sich trennen, d.h. "dass" in nächsten Abschnitt ziehen
7:52 Hier wäre "stattdessen" noch treffender
8:10 "on this point" meint "in diesem Punkt" (also bezüglich des Themas) – nicht "an dieser Stelle"
8:12 Wieso taucht hier noch mal "an dieser Stelle" auf?
Achtung: Das Feld "SPEAKER NAME" war leer!
LG, Angelika
Nadine Hennig
Hallo Angelika! Gutes Approval. Nur zwei Sachen:
11:35 - 11:40 Hört sich dieser Satz für dich in Ordnung an? Ich bin mir einfach nicht sicher. 3:04 Hier habe ich deshalb "seines" geschrieben, weil es ja vorher über Proust ging und da es ja sein Werk ist. Mit "eines" klingt es so als wäre es das Werk irgendeines anderen Schriftstellers. Was meinst du? Lg, Nadine
Nadine Hennig
Hallo Angelika! Gutes Approval. Nur zwei Sachen:
11:35 - 11:40 Hört sich dieser Satz für dich in Ordnung an? Ich bin mir einfach nicht sicher. 3:04 Hier habe ich deshalb "seines" geschrieben, weil es ja vorher über Proust ging und da es ja sein Werk ist. Mit "eines" klingt es so als wäre es das Werk irgendeines anderen Schriftstellers. Was meinst du? Lg, Nadine
Nadine Hennig
Hallo Angelika! Gutes Approval. Nur zwei Sachen:
11:35 - 11:40 Hört sich dieser Satz für dich in Ordnung an? Ich bin mir einfach nicht sicher. 3:04 Hier habe ich deshalb "seines" geschrieben, weil es ja vorher über Proust ging und da es ja sein Werk ist. Mit "eines" klingt es so als wäre es das Werk irgendeines anderen Schriftstellers. Was meinst du? Lg, Nadine