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Es sind die kleinen Dinge im Leben (33c3)

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    33C3 Vorspannmusik
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    Herald: Ich begrüße jetzt André Lampe.
  • 0:18 - 0:24
    Applaus
  • 0:24 - 0:28
    Er ist Laserphysiker, was ziemlich
    großartig klingt, Wissenschaftskommunikator
  • 0:28 - 0:32
    und erfolgreicher Science-Slammer. Und er
    guckt heute mit uns auf die kleinen Dinge
  • 0:32 - 0:36
    im Leben. Und obwohl es ein sehr großes
    Bild ist, ist es nicht Big Picture,
  • 0:36 - 0:41
    sondern Hochauflösungsmikroskopie. Es
    geht um Bilder, Messergebnisse und wie sie
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    zusammenhängen. Und wie unser Denken
    eigentlich von Wahrnehmungen geprägt wird.
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    Eine große Runde Applaus und los gehts!
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    Applaus
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    André Lampe: Dankeschön. Ja schönen
    guten Morgen. Fangen wir direkt mal an.
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    Erst mal zu mir: Warum stehe ich hier
    überhaupt? Ich bin Physiker, der in die
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    Biochemie gewechselt ist, um ein Mikroskop
    zu bauen. Das habe ich neulich mal einer
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    Comiczeichnerin erzählt und das hat
    irgendwie eine halbe Stunde gedauert, was
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    ich jetzt gerade in einem Satz
    zusammengefasst habe. Und dabei ist dieses
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    Bild entstanden. Das ist eine ganz, ganz
    tolle Künstlerin, folgt Ihr auf Twitter
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    und ich bedanke mich noch mal recht
    herzlich für dieses großartige Bild, was
  • 1:22 - 1:26
    sie gemacht hat. Ja also ich habe in der
    Physik angefangen und habe dann irgendwie
  • 1:26 - 1:32
    meinen Weg in die Biochemie gefunden und
    angefangen, Mikroskope zu bauen. Der Talk
  • 1:32 - 1:36
    heißt: "Es geht um die kleinen Dinge" und
    jetzt gucken wir uns erst mal an, welche
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    kleinen Dinge ich meine. Hier habe ich mal
    ein Centstück mitgebracht. Und da drauf
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    kann man so erkennen, da habe ich ein
    kleines Stück Glas drauf gelegt, ein
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    Deckgläschen, auf dem Zellen angewachsen
    sind. Das können wir so noch nicht
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    erkennen, einfach so mit einer Kamera
    fotografiert, da müssen wir schon unser
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    erstes Mikroskop hernehmen und das wäre
    ein Phasenkontrast-Mikroskop, und da sieht
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    das erste Bild so aus. Da kann man so ein
    bisschen auf der rechten Seite erkennen:
  • 2:03 - 2:06
    Ja, da sind irgendwelche kleinen Flecken.
    Links kann man noch die Rundung von dem
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    Centstück erkennen. Damit man so ein
    Gefühl für die Größe bekommt. Wenn ich
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    da jetzt weiter reinzoome, mit 20-facher
    Vergrößerung, da kann man schon ein
  • 2:13 - 2:18
    bisschen mehr von den Zellen sehen, und
    bei 40-facher Vergrößerung kann man
  • 2:18 - 2:23
    tatsächlich die Kerne erkennen und auch
    ein bisschen was von der Zellperipherie.
  • 2:23 - 2:26
    Wenn man jetzt mehr Details erkennen
    möchte, dann kann man nicht mehr
  • 2:26 - 2:30
    Phasenkontrast-Mikroskopie machen, da muss
    man Fluoreszenz machen. Man färbt Dinge
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    in der Zelle an, beleuchtet sie dann,
    nimmt dieses Licht auf und kann dann halt
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    verschiedene Strukturen in der Zelle
    farbig darstellen. Und wir bleiben bei
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    derselben Vergrößerung wie bei der
    40-fachen Phasenkontrast-Mikroskopie und
  • 2:43 - 2:48
    wechseln zur Fluoreszenz. Und da fängt es
    dann irgendwie an, wirklich schöne Bilder
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    zu liefern, weswegen ich auch irgendwie
    dieses Feld sehr, sehr liebe. Und wenn wir
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    da jetzt in so eine Zelle noch mal ein
    Stück weiter reinzoomen, links bisschen
  • 3:00 - 3:04
    Übersichtsbild und rechts schon eine
    Teilansicht von einer Zelle. Dann kann
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    man irgendwie sehen, ja, okay, da ist
    eine Menge los in so welchen Dingern. Und
  • 3:08 - 3:13
    wenn ich da jetzt noch weiter reingehe,
    und zwar so weit, dass ich wirklich nur
  • 3:13 - 3:19
    interne Zellstrukturen mir angucke, dann
    wird's irgendwie.. hmmm.. verschwommene
  • 3:19 - 3:24
    Spaghetti. Bevor ich erkläre, warum die
    verschwommen sind: Was sind das überhaupt
  • 3:24 - 3:28
    für Spaghetti? Das, was ich da angefärbt
    habe, sind Mikrotubuli. Die sind ein
  • 3:28 - 3:34
    wichtiger Teil vom Zytoskelett, also vom
    Skelett der Zelle, damit sie ihre Form
  • 3:34 - 3:39
    bewahren kann. Und die sind aus Proteinen
    aufgebaut, das ist so ein Ring aus 13
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    Unterstrukturen, die wie so eine
    Wendeltreppe nach oben gehen. Und der
  • 3:41 - 3:47
    Durchmesser von den Dingern ist 25
    Nanometer. Jetzt kann man allerdings auf
  • 3:47 - 3:52
    so einem Mikroskopiebild, was auf der
    rechten Seite ist, erkennen: Ja, wirklich
  • 3:52 - 3:57
    25 Nanometer sind die nicht, wenn man sich
    den Messbalken, den Scale Bar, anguckt,
  • 3:57 - 4:02
    der ist 1 Mikrometer, das passt irgendwie
    nicht. Die sind deutlich dicker auf dem
  • 4:02 - 4:06
    Mikroskop dargestellt. Und das liegt
    leider nicht irgendwie an einem Mangel an
  • 4:06 - 4:12
    Vergrößerung oder so, sondern da spielt
    uns die Physik ein Schnüppchen. Verdammte
  • 4:12 - 4:16
    Physik! Der ein oder andere hat vielleicht
    schon mal von einer Beugungsgrenze
  • 4:16 - 4:23
    gehört. Die hat Ernst Abbe ausgetüftelt,
    1873, wenn mich nicht alles täuscht. Aber
  • 4:23 - 4:27
    viel wichtiger für die
    Fluoreszenzmikroskopie ist der junge Mann
  • 4:27 - 4:34
    da oben: Das ist Baron Rayleigh. Äh,
    Baron Rayleigh ... ja, ich glaube schon.
  • 4:34 - 4:37
    Er hat auf jeden Fall sich das
    Rayleigh-Kriterium ausgedacht und das war
  • 4:37 - 4:42
    ein Kriterium, wann man zwei punktförmige
    Lichtquellen noch so gerade voneinander
  • 4:42 - 4:47
    trennen kann, was der minimale Abstand
    ist. Und der ist für
  • 4:47 - 4:51
    Fluoreszenzmikroskopie, weil die ganzen
    Farbstoffe, die wir benutzen, die uns
  • 4:51 - 4:55
    unsere schönen bunten Markierungen
    machen, sind quasi punktförmige
  • 4:55 - 5:00
    Lichtquellen. Das ist bei uns 250
    Nanometer. Kleiner können wir keine
  • 5:00 - 5:04
    Strukturen auflösen. Leider. Auf jeden
    Fall nicht mit normaler
  • 5:04 - 5:08
    Fluoreszenzmikroskopie. Man kann diese
    Beugungsgrenze jetzt allerdings ein
  • 5:08 - 5:12
    bisschen austricksen. Da gibt es viele
    Ansätze für, aber there is no free
  • 5:12 - 5:17
    lunch. Das heißt, man handelt sich andere
    Probleme ein, wenn man die Beugungsgrenze
  • 5:17 - 5:21
    austrickst. Drei hab ich mal mitgebracht:
    Das eine ist die strukturierte Beleuchtung
  • 5:21 - 5:26
    oder Structured Illumination Microscopy,
    kurz SIM. Dann Stimulierte
  • 5:26 - 5:32
    Emissionsverarmung, STED. Und
    Einzelmokül-Lokalisationstechniken, für
  • 5:32 - 5:35
    die letzten beiden, stimulierte
    Emissionsverarmung und
  • 5:35 - 5:41
    Einzelmolekkül-Lokalisationstechniken,
    gab es 2014 den Nobelpreis in Chemie. Für
  • 5:41 - 5:45
    die strukturierte Beleuchtung leider
    nicht. Was dahinter steckt, wie die die
  • 5:45 - 5:49
    Beugungsgrenze austricksen, das sind sehr
    unterschiedliche Herangehensweisen. SIM
  • 5:49 - 5:55
    macht das mit Fourier-Transformationen,
    STED schafft das mit Lasertechnik, das
  • 5:55 - 5:59
    heißt, die machen direkt etwas mit dem
    Licht, was auf die Probe fällt. Und bei
  • 5:59 - 6:04
    der Lokalisationsmikroskopie, da wird das
    über massenhaftes Anfitten von einzelnen
  • 6:04 - 6:10
    Signalen gemacht. Deswegen: STED ist eine
    total faszinierende Technik, aber ein
  • 6:10 - 6:14
    bisschen langweilig für unseren
    Kontext hier, weil SIM und die
  • 6:14 - 6:18
    Lokalisationsmikroskopie braucht sehr viel
    Rechenleistung und gute Programme, die
  • 6:18 - 6:25
    dahinter stecken und darüber möchte ich
    heute sprechen. Und ich fange mit SIM an.
  • 6:25 - 6:30
    Erst mal die Strukturierte Beleuchtung
    funktioniert auf, basierend auf dem
  • 6:30 - 6:36
    Moiré-Effekt oder Moiré-Pattern. Da
    links kann man sehen, wenn man zwei Gitter
  • 6:36 - 6:41
    hat und die nebeneinander verschiebt, dann
    entstehen lustige Muster. Das kennt man
  • 6:41 - 6:43
    vielleicht auch von einer Autobahn, wenn
    man unter einer Autobahnbrücke
  • 6:43 - 6:47
    langfährt und sich die beiden Geländer
    gegeneinander verschieben. Dann entstehen
  • 6:47 - 6:51
    auch solche interessanten Muster. Wer
    jetzt auf der rechten Seite noch nicht so
  • 6:51 - 6:57
    richtig viel erkennt, fangt mal an, Euren
    Kopf zu schütteln. Kann man da was
  • 6:57 - 7:02
    erkennen? Ich hoffe schon, ich hab da oben
    noch was Kleines: Man sollte einen Mensch
  • 7:02 - 7:09
    in einem roten Hoodie sehen. Das basiert
    auch auf diesem Moiré-Effekt. Das
  • 7:09 - 7:12
    irritiert so. Schüttelt Ihr den
    Kopf oder seht Ihr nichts?
  • 7:12 - 7:14
    Lachen
  • 7:14 - 7:21
    Ja, sehr schön! Okay. Das hat also
    funktioniert. Also man kann mit diesen
  • 7:21 - 7:24
    Moiré-Pattern tatsächlich verborgene
    Dinge sichtbar machen. Und das benutzen
  • 7:24 - 7:30
    wir auch in der Mikroskopie. Wir nehmen
    ein Gitter und beleuchten damit quasi.
  • 7:30 - 7:34
    Also wir projizieren ein Gitter mit
    unserem Anregungslicht in unsere Probe
  • 7:34 - 7:40
    rein, verschieben dieses Gitter, drehen es
    um 60°, verschieben es noch ein paar Mal,
  • 7:40 - 7:45
    drehen es wieder um 60° und daraus machen
    wir Fourier-Transformationen, aus diesen
  • 7:45 - 7:49
    Rohdaten. Die sehen dann so pillenförmig
    aus. Wenn man die alle übereinander legt,
  • 7:49 - 7:53
    dann entsteht so eine schöne Blume.
    Da fragt man sich jetzt:
  • 7:53 - 7:58
    Fourier-Transformation? Hä? Also das ist
    einfach nur eine Transformation vom Bild-
  • 7:58 - 8:02
    in den Frequenzraum. Das heißt, außen
    liegen die kleinen Frequenzen, die kleinen
  • 8:02 - 8:05
    Bildunterschiede, kleine
    Helligkeitsunterschiede, und in der Mitte
  • 8:05 - 8:09
    die großen. Und was hier jetzt dabei
    rauskommt, sind die lustigen
  • 8:09 - 8:13
    Blütenblätter außen. In der Mitte
    dieser Kreis, das wäre ein normales
  • 8:13 - 8:17
    Mikroskopiebild. Und SIM, diese
    Verschiebung und Rotation, führen dazu,
  • 8:17 - 8:22
    dass wir außen ein bisschen mehr
    Informationen aus dem Bild herauskriegen.
  • 8:22 - 8:27
    Und dann wird mit dieser Technik das
    Ergebnis daraus. Und da kann man schon
  • 8:27 - 8:31
    ziemlich deutlich sehen, dass da
    tatsächlich mehr Informationen aus so
  • 8:31 - 8:34
    einem Bild herausgezogen wurden. Einfach
    nur, weil wir ein paar Mal hin- und
  • 8:34 - 8:39
    hergeschoben haben und rotiert haben, also
    mehrere Bilder aufgenommen haben als nur
  • 8:39 - 8:43
    eins. Jetzt hab ich da noch ... Ach ja,
    genau ... Wie es funktioniert. Wir nehmen
  • 8:43 - 8:47
    Rohdaten, diese Verschiebungen und
    Rotationen, und stecken das in eine
  • 8:47 - 8:54
    Software rein. Hier zum Beispiel FairSIM.
    Das ist eine offene, freie Software, wer
  • 8:54 - 8:58
    Bock hat, geht mal auf Github und guckt
    Euch das an. Das ist ein Kumpel von mir,
  • 8:58 - 9:04
    mit dem ich studiert hab an der Uni
    Bielefeld ... ja ... Ah, keine Reaktion.
  • 9:04 - 9:05
    Ist ja noch früh.
  • 9:05 - 9:07
    Gelächter
  • 9:07 - 9:12
    Die haben eine freie Software geschrieben
    und es gibt für SIM, gibt es größtenteils
  • 9:12 - 9:16
    nur Software von Mikroskopieherstellern,
    die das mit ihrem Gerät verkaufen, ja.
  • 9:16 - 9:21
    „Hier.“ Und dann ist das eine Black Box.
    Und die haben jetzt sich das mal
  • 9:21 - 9:25
    vorgeknöpft und eine offene Software
    daraus gemacht, die, wenn jetzt dann
  • 9:25 - 9:29
    demnächst, im Februar glaube ich, das
    nächste Paper raus kommt, was auch Open
  • 9:29 - 9:35
    Access sein wird, wo sie auf GPUs rechnen,
    werden sie jede kommerziell verfügbare
  • 9:35 - 9:38
    Software schlagen.
    Was ich irgendwie sehr gut finde.
  • 9:38 - 9:43
    Applaus
  • 9:43 - 9:51
    Und zwar kommerzielle Software braucht für
    ein Bild zwei Minuten; die: 30 Millisekunden.
  • 9:51 - 9:53
    Applaus
  • 9:53 - 9:59
    Das ... Genau. Was das Schöne an dieser
    Technik ist aber auch: Man kann die
  • 9:59 - 10:03
    Rohdaten nehmen und vielleicht kommt
    irgendwer darauf: Ey, wir könnten das
  • 10:03 - 10:06
    vielleicht noch viel besser machen.
    Vielleicht ist dieses Gitter nicht eine
  • 10:06 - 10:09
    perfekte Sinuswelle und wir haben eine
    Korrektur dafür gebastelt und dann haben
  • 10:09 - 10:12
    wir eine bessere Software, eine andere
    Software, in die wir das noch mal
  • 10:12 - 10:18
    reinstecken können und dann wird unser
    Bild noch besser. Rohdaten sind geil! Wenn
  • 10:18 - 10:22
    Ihr eins mitnehmt, dann nehmt „Rohdaten
    sind geil“ mit, okay? Ich hab hier noch
  • 10:22 - 10:27
    mal ein kleines Beispiel mitgebracht.
    Das ist eine SIM-Aufnahme und
  • 10:27 - 10:32
    Lokalisationsmikroskopieaufnahmen von
    Leberzellen. Und tatsächlich wurde
  • 10:32 - 10:37
    festgestellt, dass man in der Diagnostik,
    also tatsächlich auf der Anwendungsseite,
  • 10:37 - 10:40
    da wo es relativ schnell gehen muss,
    tatsächlich einen Vorteil mit
  • 10:40 - 10:45
    Hochauflösung hat für bestimmte
    Krankheiten, weil die Poren in Leberzellen
  • 10:45 - 10:48
    die perfekte Größe haben, um das mit
    Hochauflösung zu untersuchen, wo man
  • 10:48 - 10:53
    sonst längere Laborarbeit tun musste. Das
    ist aus einem Paper, was auch Open Access
  • 10:53 - 10:59
    ist, das Video könnt Ihr Euch auch online
    angucken. Tut das doch mal. Von meiner
  • 10:59 - 11:05
    lieben Kollegin Viola Mönkemöller.
    Genau. So, jetzt gehts weiter zu der
  • 11:05 - 11:09
    Lokalisationsmikroskopie. Da hab ich drauf
    gearbeitet, da hab ich meine Doktorarbeit
  • 11:09 - 11:13
    drin geschrieben. Die Technik heißt
    Direct Stochastic Optical Reconstruction
  • 11:13 - 11:19
    Microscopy. Oder kurz: dSTORM. Find ich
    schön! Und es geht im Prinzip um Blinken.
  • 11:19 - 11:22
    Wir schütten eine Chemikalie drauf, also
    photochemisch klären wir das, dass die
  • 11:22 - 11:26
    ganzen Farbstoffe, die sich auf den
    Strukturen befinden, keine Lust mehr
  • 11:26 - 11:33
    haben. Einer von 2000 ist mal an. Aber die
    meisten sind in einem Aus-Zustand. Und
  • 11:33 - 11:38
    wenn man sich das dann auf einem Mikroskop
    anguckt, dann sieht das so aus. Am Anfang
  • 11:38 - 11:41
    dreh ich den Laser ein bisschen auf, also
    dafür brauch ich dann tatsächlich auch
  • 11:41 - 11:45
    einen Laser. Und dann gehen langsam alle
    aus. Und dann fängt so einzelnes Blinken
  • 11:45 - 11:51
    an. Und diese Signale sind tatsächlich
    Signale von einzelnen Molekülen. Die so
  • 11:51 - 11:57
    punktförmig sind. Und wenn ich diese
    Signale jetzt aufzeichne, so 10-20000
  • 11:57 - 12:03
    Bilder nehm ich davon, als Rohdaten. Und
    dann wird aus so einem verschwommenen
  • 12:03 - 12:08
    Bildchen da so ein Bild, wenn ich das in
    die richtige Software, RapidSTORM oder
  • 12:08 - 12:12
    ThunderSTORM, sehr kreative Namen,
    übrigens auch freie Software, kann man
  • 12:12 - 12:17
    sich runterladen, einfach nach googlen mit
    Lokalisationssoftware hinten dran, weil
  • 12:17 - 12:22
    ThunderSTORM, da kommt man auf andere
    Suchergebnisse, hab ich festgestellt. Aber
  • 12:22 - 12:26
    auf jeden Fall kann man, wenn man das
    rekonstruiert, so wie hier, dann erkennen:
  • 12:26 - 12:31
    Ah, das ist nicht ein Mikrotubuli, sondern
    das sind in der Tat zwei. Und wenn man das
  • 12:31 - 12:36
    auswertet, man kann die tatsächlich
    auseinanderhalten. Was den Biologen in mir
  • 12:36 - 12:40
    sehr, sehr gefreut hat. Aber was auch
    irgendwie ... naja ... ist ziemlich
  • 12:40 - 12:44
    deutlich, dass das eine Auflösungs-
    verbesserung ist. Wie das Ganze
  • 12:44 - 12:48
    funktioniert, habe ich mal ... herzlichen
    Dank an Ricardo Henriques, der dieses
  • 12:48 - 12:52
    tolle Video zusammengeklöppelt hat. Wenn
    man das Blinken vom Eiffelturm aufzeichnet
  • 12:52 - 12:56
    mit sehr, sehr vielen Bildern, dann fängt
    man an, erst mal quasi die Signale
  • 12:56 - 13:01
    zusammenzusuchen, genau so ist es auch in
    der Zelle, und dann rekonstruiert man das
  • 13:01 - 13:06
    Bild Pünktchen für Pünktchen für
    Pünktchen. Diese gefundenen Signale sind
  • 13:06 - 13:10
    immer noch beugungsbegrenzt, also
    verschmiert und unscharf. Aber wenn man
  • 13:10 - 13:14
    das so einzeln macht, weiß man, dass es
    eine Punktquelle ist und dann hängt die
  • 13:14 - 13:18
    Auflösung nur noch von der Anzahl der
    Photonen ab und nicht mehr von den
  • 13:18 - 13:22
    Begrenzungen, die wir mit unserer Optik
    haben. Und deswegen wird dadurch die
  • 13:22 - 13:27
    Auflösung deutlich besser. Wenn man mehr
    Farben machen will, dann hat man auch ein
  • 13:27 - 13:32
    bisschen Probleme damit. Also wir
    bleiben thematisch auch in Frankreich.
  • 13:32 - 13:35
    Chromatische Abberation führt dazu, dass
    man so eine Verschmierung hat. Wenn man
  • 13:35 - 13:40
    einen weißen Lichtstrahl nimmt, dann wird
    der von rot über weiß nach blau
  • 13:40 - 13:43
    verschmiert. Das nennt man chromatische
    Abberation. Das muss man normalerweise
  • 13:43 - 13:48
    korrigieren. Mit Registrierung. Das heißt
    also, man nimmt die beiden Bilder und
  • 13:48 - 13:51
    versucht sie wieder übereinander zu
    legen. Aber so eine Registrierung ist
  • 13:51 - 13:56
    niemals perfekt und man baut dabei Fehler
    ein. Ich hab in meiner Doktorarbeit eine
  • 13:56 - 14:01
    Technik entwickelt, die haben wir Spectral
    Demixing dSTORM genannt oder SD-dSTORM, da
  • 14:01 - 14:04
    hab ich jetzt leider keine Zeit zu, genau
    zu erklären, wie das geht. Aber wir
  • 14:04 - 14:08
    machen Farbe aus Rohdaten. Das kann man
    sich auch angucken, wie die Software
  • 14:08 - 14:16
    funktioniert. Rohdaten sind geil, ja? Noch
    mal! Und hier hab ich dann noch mal ein
  • 14:16 - 14:20
    paar Beispiele davon mitgebracht, wie das
    dann aussieht. Wir können damit nicht nur
  • 14:20 - 14:25
    zwei Farben, sondern auch
    3D-Rekonstruktion machen. Das sieht jetzt
  • 14:25 - 14:28
    alles so ein bisschen zusammengeklöppelt
    aus, so ein bisschen verpixelt. Aber
  • 14:28 - 14:34
    tatsächlich sind wir in einer so hohen
    Auflösung, das glaubt man fast nicht. Und
  • 14:34 - 14:38
    da Ihr mir das fast nicht glaubt, will ich
    Euch mal einen kleinen Größenvergleich
  • 14:38 - 14:42
    geben. Am Anfang sind wir ja vom Cent nach
    unten gegangen. Den hab ich jetzt noch mal
  • 14:42 - 14:46
    mitgenommen. Und dieses Vesikel, diese
    kleine Kugel, die ich eben auf der rechten
  • 14:46 - 14:50
    Seite hatte, die hat einen Durchmesser von
    150 Nanometer, was wirklich nicht viel
  • 14:50 - 14:57
    ist. Und so ein Centstück hat einen
    Durchmesser von 15 Millimeter. Wenn wir
  • 14:57 - 15:00
    uns jetzt mal vorstellen, dass so ein
    Vesikel, 150 Nanometer, eigentlich ein
  • 15:00 - 15:06
    Stecknadelkopf ist, der 3 Millimeter
    Durchmesser hat, dann müsste zum
  • 15:06 - 15:12
    Vergleich das Centstück eine Größe von
    300 Meter haben oder drei Fußballfelder.
  • 15:12 - 15:17
    Und zur Erinnerung von einem Bild vom
    Anfang: Diese Stecknadelköpfe oder
  • 15:17 - 15:21
    Vesikel wären diese grünen, ver-
    schwommenen Pünktchen, die man am
  • 15:21 - 15:25
    Anfang in der normalen Fluoreszenz-
    mikroskopie gesehen hat. Das
  • 15:25 - 15:30
    heißt, wir sind schon echt ziemlich gut
    dabei, mehr Details aus diesen Messdaten
  • 15:30 - 15:35
    rauszuholen. Das führt dazu, dass es
    wahrscheinlich eine gute Idee ist,
  • 15:35 - 15:40
    Mikroskope selber zu bauen. Weil so ‘n
    Spectral Demixing dSTORM, SD-dSTORM, gab
  • 15:40 - 15:43
    es nicht. Hier hab ich mal ein Timelapse
    mitgebracht, wie wir unser tolles
  • 15:43 - 15:47
    Mikroskop, was wir zusammengebastelt
    haben, gerade umziehen in einen neuen
  • 15:47 - 15:52
    Raum. Manche Leute sagen, besonders so in
    den Lebenswissenschaften: „Do it
  • 15:52 - 15:57
    yourself, Hacking, Tinkering, DIYbio
    tut erschrocken
  • 15:57 - 16:00
    das macht man doch nicht! Habt Ihr nicht
    genug Geld, dass Ihr Euch das bestellen
  • 16:00 - 16:08
    könnt?“ Und ich sag: Basteln ist
    Wissenschaft! Und Wissenschaft ist Basteln!
  • 16:08 - 16:13
    Applaus
  • 16:13 - 16:16
    Das gehört dazu! Sonst gibt's keinen
    Fortschritt oder sonst hätten wir diese
  • 16:16 - 16:22
    tollen Techniken nicht. Viele dieser Dinge
    sind 2006 bis 2008 überhaupt erst
  • 16:22 - 16:25
    erfunden worden, weil es ein paar
    bekloppte Physiker gab, die mit Biologen
  • 16:25 - 16:28
    sich zusammengetan haben und überlegt
    haben: Hey, wie können wir die Auflösung
  • 16:28 - 16:34
    besser machen? Also ich kann das nicht
    verstehen und jeder, der das denkt, sollte
  • 16:34 - 16:39
    vielleicht noch mal kurz drüber nach-
    denken und mir jetzt weiter zuhören.
  • 16:39 - 16:43
    Dieses Mikroskop-selber-Basteln
    funktioniert, weil es da auch eine offene
  • 16:43 - 16:48
    Softwarelösung gibt, nämlich µManager,
    basiert auf ImageJ, ist nicht wirklich
  • 16:48 - 16:52
    wichtig, was ImageJ ist, ist eine tolle
    Sache, die Biologen gerne benutzen für
  • 16:52 - 16:57
    Bildauswertung. Aber µManager ist
    großartig. Damit kann man wirklich die
  • 16:57 - 17:02
    modernsten Mikroskope steuern, unser
    SD-dSTORM hat zwanzig Geräte von 12
  • 17:02 - 17:07
    verschiedenen Herstellern, die laufen alle
    über diese Software. Die wurden da
  • 17:07 - 17:11
    erkannt, wenn irgendjemand ein neues
    Gerät hat und sagt, ah da gibt’s keinen
  • 17:11 - 17:15
    Treiber für, dann schreibt er den, knallt
    das in die µManager- Community und dann
  • 17:15 - 17:20
    können das alle benutzen. Also
    großartig. Aber was auch cool ist: Dieses
  • 17:20 - 17:25
    Bild hier, das ist ein Bild von meinem
    12-Euro-Mikroskop, was ich hier auch
  • 17:25 - 17:31
    mitgebracht habe. Das heißt, die
    Software, die die modernsten Mikroskope
  • 17:31 - 17:35
    ansteuern kann, kann auch das
    12-Euro-Teil, was man bei dem
  • 17:35 - 17:39
    Onlineversandhändler seines Vertrauens
    bestellt, ansteuern und damit tolle Sachen
  • 17:39 - 17:42
    machen. Übrigens Arduino auch. Also wenn
    man sich seinen eigenen Mikroskoptisch
  • 17:42 - 17:47
    basteln will: geht! Guckt Euch das Ding
    an. Es gibt so ein paar Leute, die
  • 17:47 - 17:51
    dachten: Hey, Selber bauen, das können wir
    doch auf die Spitze treiben! Ein Artikel
  • 17:51 - 17:57
    wäre: A Blueprint For Cost-Efficient
    Localisation Microscopy. Und wenn man sich
  • 17:57 - 18:01
    das anguckt, so Lokalisationsmikroskope
    kriegt man von einem kommerziellen
  • 18:01 - 18:07
    Hersteller für 800.000 Euro. Die können
    dann zwei Farben und 25 Nanometer
  • 18:07 - 18:14
    Auflösung. Man kann das auch bauen für
    20.000 mit zwei Farben, mit 40 Nanometer.
  • 18:14 - 18:18
    Und es ist wichtig, dass wir solche
    Überlegungen machen. Weil unsere Unis
  • 18:18 - 18:22
    können dann sagen: Hey, wir können
    Sachen von der Forschungsgrenze auch schon
  • 18:22 - 18:26
    Leuten im Studium anbieten, dass sie da
    mal einen Praktikumsversuch dran machen
  • 18:26 - 18:29
    können. Aber was das heißt für Zweit-
    oder Drittweltländer, wo es vielleicht
  • 18:29 - 18:33
    auch mal eine Universität irgendwo gibt,
    die Forschung machen wollen, ich glaub,
  • 18:33 - 18:37
    ich muss das nicht weiter unterstreichen,
    wenn man sich die Zahlen anguckt. Dasselbe
  • 18:37 - 18:44
    gilt auch für SIM. FairSIM habe ich eben
    schon drüber gesprochen, FastSIM ist so
  • 18:44 - 18:48
    eine Idee, wie man relativ günstig auch
    ein Structured Illumation Microscope
  • 18:48 - 18:53
    aufbaut. Da hat man dann so, wenn man sich
    das Kommerzielle anguckt, die kosten
  • 18:53 - 18:57
    ungefähr eine Million, so ein
    kommerzielles SIM-Mikroskop, kann vier
  • 18:57 - 19:03
    Farben, braucht für eine
    Bildrekonstruktion zwei Minuten. Oder man
  • 19:03 - 19:08
    nimmt die offene, freie Software und kauft
    sich seine Teile selber zusammen mit nicht
  • 19:08 - 19:13
    ganz so, ist halt nicht ganz so schön und
    mit abwischbaren Oberflächen und so
  • 19:13 - 19:18
    weiter, ja? Aber deutlich günstiger, 25
    Kilo-Euro, drei Farben und 30
  • 19:18 - 19:21
    Millisekunden mit FairSIM,
    was ich großartig finde.
  • 19:21 - 19:26
    Applaus
  • 19:26 - 19:31
    Der Applaus für alle Leute, die in diesem
    Gebiet arbeiten. Also ich geb das total
  • 19:31 - 19:35
    gerne weiter. Ich treffe die auch bald
    wieder in zwei, drei Wochen. Wenn sie
  • 19:35 - 19:40
    nicht auch gerade zugucken. Hallo! Warum
    spielen so wenige mit Mikroskopen? Wenn
  • 19:40 - 19:44
    man in Lebenswissenschaften unterwegs ist,
    also die Menschen, die in den
  • 19:44 - 19:47
    Lebenswissenschaften forschen, kümmern
    sich meistens erst um ihr Experiment, ihre
  • 19:47 - 19:53
    Probe, um das Stück kleine Leben, die
    Zellkultur, Zelle, die man da hat, die man
  • 19:53 - 19:58
    drei Wochen hegt und pflegt, bis man damit
    ein Experiment macht. Da hat man irgendwie
  • 19:58 - 20:02
    den Kopf voll. Manchmal hat man auch
    ganz andere Ideen, die gar nichts mit
  • 20:02 - 20:05
    Bildauswertung oder mit Mikroskopen zu tun
    haben. Zum Beispiel sich eine Banane in
  • 20:05 - 20:12
    den Kopf zu stecken oder so. Das
    funktioniert alles etwas langsamer. Dieser
  • 20:12 - 20:17
    ganze Gedanke von Open Data, Open Source,
    dass wir die Software frei zugänglich
  • 20:17 - 20:23
    machen. Aber ich merke immer mehr, dass es
    anders eigentlich nicht geht. Und was ich
  • 20:23 - 20:25
    erzählen will, ist: Es geht hier weniger
    um Bilder bei der
  • 20:25 - 20:31
    Hochauflösungsmikroskopie, sondern es
    geht um Daten. Und es geht darum, das
  • 20:31 - 20:37
    alles offen zu machen. Weil wir brauchen
    gute Leute, die viel besser Software
  • 20:37 - 20:41
    schreiben können als wir das tun.
    Ich bin Physiker! Mein Gott, ja? Also
  • 20:41 - 20:45
    Programmieren ist für mich so Hammer und
    Meißel, ja? Also da kommt dann immer nur
  • 20:45 - 20:50
    eine Steinskulptur raus, obwohl es
    vielleicht ein Gemälde sein soll. Blöder
  • 20:50 - 20:54
    Vergleich, lassen wir das. Zusammen-
    fassung: Ich habe Euch was von
  • 20:54 - 20:59
    einer Beugungsgrenze erzählt, wie sie uns
    Ärger bereitet, ich hab Euch gesagt, wie
  • 20:59 - 21:05
    bessere Rechner, bessere Softwarekultur,
    aber auch moderne Kameras und im
  • 21:05 - 21:09
    Allgemeinen bessere Technik dazu führt,
    dass wir Hochauflöungstechniken wie SIM
  • 21:09 - 21:13
    und dSTORM haben und dass wir günstige
    Eigenbauten deswegen auch erstellen
  • 21:13 - 21:18
    können. Es geht hauptsächlich um die
    Daten. Man muss Mikroskopie als
  • 21:18 - 21:22
    Datensammlung begreifen und nicht
    zwangsläufig als etwas, was Bilder macht.
  • 21:22 - 21:28
    Rohdaten sind geil! Zum dritten Mal.
    Ich hoffe, jetzt sitzt es. Und wir
  • 21:28 - 21:32
    Wissenschaftler sind, was das angeht, ein
    bisschen langsam. Es gibt relativ viele,
  • 21:32 - 21:36
    die angefangen haben, ihre Software offen
    rauszugeben, die immer mehr Open Access
  • 21:36 - 21:41
    publizieren, die immer mehr Daten auch ins
    Internet stellen. Das muss noch mehr
  • 21:41 - 21:46
    werden. Habt Geduld mit uns Wissen-
    schaftlern. Aber es wird immer mehr
  • 21:46 - 21:50
    Open Science und dann kann jeder
    mitspielen. Und ich lade jeden herzlich
  • 21:50 - 21:54
    ein, der ein bisschen Liebe für
    Bildrekonstruktion und Programmieren in
  • 21:54 - 21:57
    der Richtung hat, sich die Sachen, die ich
    heute vorgestellt habe, mal anzugucken.
  • 21:57 - 22:00
    Vielleicht habt Ihr eine coole Idee, auf
    die wir in unseren Laboren gar nicht
  • 22:00 - 22:06
    gekommen sind. Dann bleibt wir wohl nichts
    Anderes zu sagen als: Herzlichen Dank
  • 22:06 - 22:09
    fürs Zuhören. Ich treib mich rum an einem
    kleinen Assembly, Science,
  • 22:09 - 22:16
    Hacking & Communication, das ist
    beim Sendezentrum an der Garderobe.
  • 22:16 - 22:18
    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
  • 22:18 - 22:28
    Applaus
  • 22:28 - 22:33
    Herald: Danke noch mal für den Extraapplaus
    für Open Science, die Technikgeschichte und
  • 22:33 - 22:37
    Wissenschaftsgeschichte, wie alles
    zusammenhängt. Wir werden Zeit haben für
  • 22:37 - 22:42
    vier Fragen. Signal Angel, gibt’s was aus
    dem Internet vielleicht? Leider nein.
  • 22:42 - 22:48
    Hier links und rechts sind die Mikrofone.
    Ich rufe auf, wir starten mit Dir.
  • 22:48 - 22:51
    André: Gibst Du mir ... Du kannst sofort
    Deine Frage stellen. Eine Sache wollte ich
  • 22:51 - 22:57
    noch sagen. Ich hab hier gerade µManager
    laufen auf diesem crappy 12 Euro ...
  • 22:57 - 23:03
    da hab ich ein Centstück drunter und
    selbst mit 12 Euro ist eine Vergrößerung
  • 23:03 - 23:09
    ziemlich gut möglich, die einen schon
    bisschen beeindruckt. Verdammt, wo ist der
  • 23:09 - 23:15
    Stern? Ah, da sieht man eine Spitze. Ja,
    Software, die teure Mikroskope treibt,
  • 23:15 - 23:18
    kann auch 12 Euro treiben. Also guckt Euch
    das an. Okay, jetzt bitte, Deine Frage.
  • 23:18 - 23:24
    Frage: So eine simple Frage für meine
    Verhältnisse: Du hast gesagt, dass Du
  • 23:24 - 23:28
    mehrere Fotos machen musst, und dann packst
    Du die alle zusammen, und dann hast Du ein
  • 23:28 - 23:33
    Gesamtbild. Was passiert, wenn die Dinge
    sich bewegen unter Deinem Mikroskop?
  • 23:33 - 23:40
    André: Das ist, also ... Wichtige Frage.
    Wenn man sich irgendwelche Dynamiken in der
  • 23:40 - 23:45
    Biologie angucken muss, muss man natürlich
    zügig die Bilder machen. Mit SIM, ich hab
  • 23:45 - 23:49
    ja eben so am Anfang gesagt, wenn man
    Hochauflösung macht, handelt man sich ganz
  • 23:49 - 23:53
    andere Probleme ein. Wenn man diese
    strukturierte Beleuchtung macht, dann macht
  • 23:53 - 23:57
    man 15 Bilder. Also fünf Verschiebungen,
    eine Rotation, fünf Verschiebungen,
  • 23:57 - 24:01
    eine Rotation, fünf Verschiebungen.
    Wenn man es schafft, diese 15 Bilder
  • 24:01 - 24:07
    schnell genug zu machen, ich sag mal
    innerhalb von 20 Millisekunden, und genug
  • 24:07 - 24:13
    Licht da raus bekommt, dann hat man, wenn
    man das schnell rekonstruieren kann, hat
  • 24:13 - 24:18
    man die Möglichkeit, daraus tatsächlich
    Dynamiken in der Biologie zu beobachten.
  • 24:18 - 24:23
    Wenn ich 20.000 Bilder machen muss, dann
    bin ich jetzt nicht so in einer Lage, sehr,
  • 24:23 - 24:28
    sehr schnelle Prozesse zu beobachten. Aber
    ich sag mal mit modernen CMOS-Kameras gibt
  • 24:28 - 24:32
    es schon so die ersten Versuche, diese
    Lokalisationsmikroskopie zu machen. Man
  • 24:32 - 24:37
    nimmt in einem Burst 1000 Bilder auf und
    rekonstruiert dann und dann hat man pro
  • 24:37 - 24:41
    Sekunde vier Bilder. Damit kann man
    - hochaufgelöste - , damit kann man schon
  • 24:41 - 24:46
    anfangen, langsame Dynamiken sich
    anzugucken. Aber ja. Im Prinzip sind diese
  • 24:46 - 24:50
    Mikroskopietechniken, besonders die
    Lokalisierungsmikroskopie: Man tauscht
  • 24:50 - 24:56
    Auflösung gegen Zeit. Das heißt das, was
    man im Raum besser auflöst, verliert man in
  • 24:56 - 25:02
    der Messzeit. Also für so ein Zweifarbenbild,
    was da so gedreht hat, das hat so zehn
  • 25:02 - 25:06
    Minuten gebraucht, um das Bild zu machen.
  • 25:06 - 25:09
    Herald: Okay, bitte hinten an der Vier.
  • 25:09 - 25:12
    Frage: Ich hab eine Frage. Wie willste
    denn bei selbstgebauten Mikroskopen
  • 25:12 - 25:16
    Reproduzierbarkeit von Ergebnissen machen?
  • 25:16 - 25:26
    André: Man kann ja ... Eigentlich ist es so:
    Selbst die kommerziell Gebauten sind jetzt
  • 25:26 - 25:31
    ja nicht zwangsläufig das, was so ein
    Standardgerät ist, ja? Also wenn ich da
  • 25:31 - 25:34
    beim Selbstgebauten, okay, das hat
    vielleicht eine Seriennummer,
  • 25:34 - 25:39
    aber die ist dann 3. Aber ähm ...
  • 25:39 - 25:45
    Frage: Du hast Optiken, die sind schon im
    stärkeren Maße standardisiert, als wenn Du
  • 25:45 - 25:47
    irgendwas selber zusammenklebst.
  • 25:47 - 25:51
    André: Nee, also so selber zusammenklebst ...
    Sagen wir es mal so: Warum diese Sachen,
  • 25:51 - 25:57
    die ich da vorgestellt habe, immer noch so
    im 20.000-Euro-Bereich liegen, ist: Man
  • 25:57 - 26:03
    muss ein gutes Objektiv nehmen. Und da
    nimmt man ein Standardobjektiv und das
  • 26:03 - 26:09
    ist das Einzige daran, wo ’s dran hängt
    und womit es steht und fällt. Und Kamera
  • 26:09 - 26:14
    und alle Optik dazwischen und so, da hat
    man, da benutzt man auch die sagen wir mal
  • 26:14 - 26:18
    die normalen Fehlerstandards und dann legt
    man natürlich erst mal, wenn man ein
  • 26:18 - 26:22
    Mikroskop gebaut hat, charakterisiert man
    seinen Aufbau, macht Testmessungen und
  • 26:22 - 26:27
    dann funktioniert es. Dann sind die Dinger
    reproduzierbar. Aber die liefern tatsächlich
  • 26:27 - 26:32
    überraschend gute Ergebnisse. Also bei manchen
    Sachen denkste so: Oh, zusammengebaut,
  • 26:32 - 26:37
    dann gucken wir mal ... Hm! Ach, sieht ja
    aus wie ein richtiges Mikroskop. Aber ist
  • 26:37 - 26:42
    ja eigentlich auch ein richtiges Mikroskop.
    Man darf nicht so viel Angst davor haben,
  • 26:42 - 26:46
    irgendwie Sachen selber zu basteln.
    Vernünftige Testmessungen, dann führt das
  • 26:46 - 26:50
    auch zur Reproduzierbarkeit. Aber das gilt
    auch für die kommerziellen Systeme: Wenn
  • 26:50 - 26:55
    die nicht nachweisen, dass sie stabil
    sind, dann ... schulterzuck
  • 26:55 - 26:56
    Beantwortet das Deine Frage?
  • 26:56 - 26:59
    Herald: Hier vorne in Blau.
  • 26:59 - 27:03
    Frage: Es gibt da verschiedene Techniken,
    wie schon versucht wurde, mit konventionellen
  • 27:03 - 27:09
    Mikroskopen in Anführungsstrichen das
    Auflösungslimit zu erhöhen. Emulsion oder
  • 27:09 - 27:12
    andere Wellenlängen benutzen. Ich hab
    gesehen, Ihr benutzt hauptsächlich ...
  • 27:12 - 27:18
    Also war das tatsächlich grün oder war das
    nur eingefärbt? Und gibt es da schon
  • 27:18 - 27:24
    Versuche, das jetzt mit UV oder mit
    vielleicht Extrem-UV zu machen und vielleicht
  • 27:24 - 27:28
    auch mit Emulsionen, dass man dann halt
    noch mal die Auflösung, also ich weiß
  • 27:28 - 27:34
    nicht, was, womit diese 150 Nanometer
    hinbekommen wurden. Ob Ihr da halt, ob es
  • 27:34 - 27:38
    da auch in die Richtung Fortschritte gibt?
  • 27:38 - 27:42
    André: Ähm die Wellenlänge hilft Dir
    nicht wirklich viel. Also das so auf
  • 27:42 - 27:47
    konventionelle Art und Weise zu machen.
    Weil sagen wir mal: Wenn man jetzt überlegt,
  • 27:47 - 27:51
    okay, ich könnte an der Wellenlänge
    schrauben, damit ich eine bessere Auflösung
  • 27:51 - 27:56
    habe. Weswegen will ich das tun? Damit ich
    keine Zeit verschwende, wahrscheinlich.
  • 27:56 - 28:01
    Also weil ich mir Leben angucken will.
    Wenn ich mit harter UV-Strahlung auf lebende
  • 28:01 - 28:08
    Zellen ... Das geht relativ nur einen
    sehr kurzen Zeitraum gut. Beziehungsweise
  • 28:08 - 28:11
    wenn eine Zelle in der Lage ist, relativ
    schnell zu migrieren, dann läuft die vor
  • 28:11 - 28:13
    dem Laser auch weg.
  • 28:13 - 28:14
    Lachen
  • 28:14 - 28:18
    Kein Witz! Also die kann
    man jagen. Das ist ...
  • 28:18 - 28:20
    Lachen
  • 28:20 - 28:22
    Ey, wir müssen auch mal
    Spaß im Labor haben!
  • 28:22 - 28:30
    Lachen, Applaus
  • 28:30 - 28:36
    Also Wellenlängenspielerei, da hilft jetzt
    nichts zwangsläufig, weil bei SIM ist das
  • 28:36 - 28:43
    so ein bisschen, dass man da gerne mal mit
    405 Nanometer benutzt, das ist so der
  • 28:43 - 28:47
    bestaufgelöste Kanal, wo man das Gitter am
    engsten machen kann. Aber richtig in den
  • 28:47 - 28:51
    UV-Bereich geht man jetzt nicht rein. Es
    gibt für Standardmikroskope noch andere
  • 28:51 - 28:55
    Ansätze, zum Beispiel Confocal- oder
    Deconvolution-Mikroskopie, wo man dann
  • 28:55 - 29:00
    halt im Nachheinein halt auch so ein paar
    Sachen rausrechnet. Aber wenn man wirklich
  • 29:00 - 29:05
    so auf diese Größen kommen will ... Bei
    dieser 150-Nanometer-Kugel, bei diesem
  • 29:05 - 29:09
    Vesikel, war’s halt so: Wenn man da genau
    hinguckt, dann kann man auch sehen, das
  • 29:09 - 29:12
    Ding ist hohl innen drin, das heißt ich
    hab also Strukturen, die deutlich kleiner
  • 29:12 - 29:17
    sind, die ich damit auflöse, und das
    machen wir mit rotem Licht. Also wir haben
  • 29:17 - 29:24
    das mit 643 Nanometer geimaget. Das heißt
    also, da ist die Wellenlänge gar nicht so
  • 29:24 - 29:28
    wichtig. Es geht darum, dass möglichst
    viele Photonen rauskommen. Davon hängt in
  • 29:28 - 29:32
    dem Fall unsere Auflösung ab.
  • 29:32 - 29:37
    Herald: Okay. Letzte Frage aus dem
    Internet. Der Signal Angel sitzt dort.
  • 29:37 - 29:41
    Signal Angel: Das Internet hat die Frage
    nach der Größe, die so ein Mikroskop für
  • 29:41 - 29:46
    25 Nanometer Auflösung haben muss. Ich
    würde das ganz gerne in eigener Sache
  • 29:46 - 29:50
    erweiteren: Wie verhalten sich denn so
    Größe und Komplexität zwischen den
  • 29:50 - 29:54
    Kommerziellen und einem Selbstbau?
  • 29:54 - 30:00
    André: Sagen wir’s mal so: Das sind so
    zwei Seiten einer Medaille. Wenn ich ein
  • 30:00 - 30:05
    kommmerzielles Mikroskop da stehen habe,
    die verkaufen so ein Mikro ... die dürfen
  • 30:05 - 30:11
    so ein Mikroskop gar nicht verkaufen, wenn
    Du theoretisch in der Lage bist, durch die
  • 30:11 - 30:16
    Okulare durchzugucken und drei Laser
    anzumachen, die auf die Probe scheinen.
  • 30:16 - 30:22
    Macht total Sinn, dass man das nicht darf,
    ja? Weil ansonsten ... man hat da halt nur
  • 30:22 - 30:27
    zwei Augen, die kann man, das ist so ein
    bisschen kompliziert. Beziehungsweise man
  • 30:27 - 30:32
    macht dann auch die Geräte etwas größer,
    weil sie temperaturstabil sein sollen, weil
  • 30:32 - 30:36
    es auch eine Wertigkeit haben soll, ja,
    beziehungsweise man möchte in der Fertigung
  • 30:36 - 30:43
    auch immer die Standardkästen benutzen. Bei
    Eigenbaumikroskopen hab ich den Vorteil:
  • 30:43 - 30:47
    Wofür brauch ich Okulare, wenn ich weiß,
    ich will mit dem Ding nur Hochauflösung
  • 30:47 - 30:51
    machen? Ich muss da gar nicht durchgucken,
    ich hab meine Beleuchtung perfekt auf
  • 30:51 - 30:55
    meine Kamera abgestellt, ich guck immer
    auf den Monitor. Erstens Lasersicherheit
  • 30:55 - 31:00
    total super, weil dann komm ich gar nicht
    in die Versuchung, durchzugucken und mich
  • 31:00 - 31:03
    Laserlicht auszusetzen. Dann seh ich’s
    immer nur auf der Kamera. Aber
  • 31:03 - 31:07
    dementsprechend sind die Philosophien, wie
    man sowas selber baut und aufbaut,
  • 31:07 - 31:12
    vollkommen andere. Man kann sich da irgendwo
    in der Mitte annähern, aber tatsächlich das,
  • 31:12 - 31:18
    woran man sehr viel Geld spart, sind so
    große Verpackungen, sehr schwere stabile
  • 31:18 - 31:23
    Stative, wo man dann viele Möglichkeiten
    hat, Filter einzusetzen und so weiter und
  • 31:23 - 31:27
    so fort. Wo man einfach nur einen Filter
    reinklickt, den dreht, die Software erkennt
  • 31:27 - 31:32
    den und dann klickt man auf drei Dinge ...
    Bei einem Selbstgebauten ist es dann halt
  • 31:32 - 31:35
    so, da muss man eine Schraube lösen, muss
    den reinfummeln in eine Halterung, muss
  • 31:35 - 31:39
    dann wieder gucken, ob der Strahlengang
    passt und so. Das ist eventuell ein bisschen
  • 31:39 - 31:45
    aufwendiger und nicht wirklich schön und
    user-friendly. Aber da findet man immer
  • 31:45 - 31:53
    Lösungen. Natürlich ist in diesen hohen
    Kosten auch Maintenance und Wartung und
  • 31:53 - 31:57
    so ein bisschen mit drin und natürlich hat
    man da eine Garantie, die man beim
  • 31:57 - 32:04
    Selbstbau nicht hat. Definitiv. Ändert
    nichts an dem horrenden Preisunterschied.
  • 32:04 - 32:07
    Herald: Okay. Ganz vielen Dank, André, für
    Deinen tollen Vortrag. Wer sich für Physik
  • 32:07 - 32:12
    interessiert: Es geht hier gleich auch
    weiter mit dem CERN und Big Data, Physics
  • 32:12 - 32:16
    und Computing. Noch mal einen
    großen Applaus für Dich.
  • 32:16 - 32:24
    Applaus
  • 32:24 - 32:30
    Abspannmusik
  • 32:30 - 32:49
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!
Title:
Es sind die kleinen Dinge im Leben (33c3)
Description:

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Video Language:
German
Duration:
32:49

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