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Music
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Herald: OK, danke. Zu unserem nächsten
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Talk. Unser nächster Talk, „Die
Lauschprogramme der Geheimdienste“,
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präsentiert von Hans-Christian Ströbele
und Constanze Kurz. Einen kleinen Applaus
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dafür.
Applaus
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H: Für die unter Euch, die sie noch nicht
kennen: Hans-Christian Ströbele ist, war
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Exmitglied des NSA/BND-
Untersuchungsausschusses, ist der einzige
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direkt gewählte Grüne im Bundestag, oder
war, und ist Gründungsmitglied der
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Tageszeitung, der taz. Constanze Kurz,
nicht nur bekannt durch den CCC, auch
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Autorin zahlreicher Analysen und
Publikationen zum Thema Datenschutz, BKA-
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Gesetz oder Anti-Terror. Und die zwei
werden heute über die Lauschprogramme der
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Geheimdienste referieren. Vielen Dank.
Einen Riesenapplaus für unsere zwei
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Speaker.
Applaus
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Fehlendes Mikrophon
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Kurz: […] direkt anfangen, über den
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Ausschuss zu reden, und möchte kurz noch
ein aktuelles Thema ansprechen, wenn wir
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Hans-Christian Ströbele schon mal hier
haben, und mal kurz erklären, warum wir
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dieses Format gewählt haben.
Als wir ihn eingeladen haben, haben wir
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ihn gefragt, wie er … ob er einen Vortrag
halten will [unverständlich] hat er sich
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Gesprächsformat gewünscht. Und, machen wir
gerne. Und wir wollen es auch nachher
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öffnen, das heißt, wer Fragen hat, kann
die nachher dann auch stellen, und wir
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werden so 15 bis 20 Minuten dafür
vorsehen. Während wir uns unterhalten über
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den NSA-Untersuchungsausschuss, hat uns
Stella, die in den Zeugenanhörungen die
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Fotos gemacht hat, ihre Bilder zur
Verfügung gestellt. Die werden also
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einfach hinter uns laufen, die sind nur
illustrativ und haben sozusagen nur den
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Zweck, dass man eine Idee bekommt, wie
diese Zeugen ausgesehen haben. Bevor wir
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aber damit beginnen, würde ich gerne eine
aktuelle Frage loswerden. Wir haben ja
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diese Regierungsanomalie. Schwarz-Schwarz-
Grün-Gelb ist ja nun nicht zustande
-
gekommen, und die Regierungsbildung zieht
sich also noch hin. Aber Hans-Christian
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Ströbele ist ja auch ein Geheimdienst-
Kontrolleur und war jahrelang im
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parlamentarischen Kontrollgremium, und er
ist das noch. Denn trotzdem er nicht mehr
-
im Bundestag sitzt – nicht nur er, auch
Clemens Binninger von der CDU – ist er
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trotzdem noch der Kontrolleur der
Geheimdienste, was natürlich rechtlich und
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praktisch relativ schwierig ist.
Vielleicht würden Sie uns ja mal sagen,
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wie die Situation zustande gekommen ist
und wie Sie damit umgehen, dass Sie
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sozusagen jetzt als Privatmann die
vielköpfigen Bundesgeheimdienste
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kontrollieren?
Ströbele: Ja, ich sage ja erstmal guten
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Abend, Abend haben wir ja schon.
Applaus
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S: Ich bin, ich bin zutiefst beeindruckt
über diese Veranstaltung. Ich war ganz am
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Anfang mal vom Chaos Computer Club in
Berlin eingeladen und dort waren ein paar
-
hundert Leute zusammen. Das ist ja ein
Wahnsinn, was hier passiert. Und auch
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dieses Interesse habe ich überhaupt nicht
erwartet, als ich vorhin in Berlin
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losgefahren bin. Deshalb meine Gratulation
zu dem großen Interesse, was hier besteht
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und zu dieser Gemeinschaftsaufgabe, die
Sie und Ihr Euch hier alle vorgenommen
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habt. Jetzt zu der Frage – in der Tat bin
ich so ein bisschen so was ähnlich, wie es
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eine geschäftsführende Bundesregierung
gibt, gibt es auch ein geschäftsführendes
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parlamentarisches Kontrollgremium für die
Geheimdienste in der Bundesrepublik
-
Deutschland. Das haben wir – ich war
damals, als das Gesetz konzipiert wurde,
-
auch schon im Bundestag, 1999 – das haben
wir ins Gesetz reingeschrieben, weil wir
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gesagt haben, es darf keine Kontrolllücke
da sein. Also wenn der Bundestag neu
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gewählt ist – und der ist ja neu gewählt –
und sich konstituiert hat, und der ist
-
konstituiert, der neue, dann dauert das
manchmal, bis sie richtig zu Potte kommen.
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Und in der Tat, wir haben jetzt eine ganz
große Ausnahmesituation, so lange wie es
-
diesmal dauern wird, hat es bisher noch
nicht gedauert. Deshalb tagen wir auch –
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wir haben, nachdem ich aus dem Bundestag
ausgeschieden bin, 3 Sitzungen schon
-
gehabt, die letzte war einen ganzen Tag.
Sehr – mit sehr, sehr vielen Berichten,
-
die wir dabei bekommen haben, sehr
intensiver Vorbereitung, und ich frage
-
mich, warum gehe ich da eigentlich noch
hin? Ich bin kein Abgeordneter mehr, und,
-
was ganz wichtig ist, ich bin deshalb auch
nicht mehr immun. Das heißt, ich muss
-
auch, wenn ich heute hier erzähle, sehr
vorsichtig sein, weil die Immunität ja den
-
Abgeordneten schützt. Die habe ich gar
nicht mehr, weil ich ja kein Abgeordneter
-
mehr bin, aber ich bin trotzdem in diesem
Kontrollgremium. Ich bin der Längste und
-
Dienstälteste und Älteste in diesem
Ausschuss und, ja, habe Jahrzehnte dort
-
drin verbracht und kenne mich deshalb bei
den Geheimdiensten aus. Deshalb steht es
-
auch frei, nachher, in der Fragerunde,
dazu Fragen zu stellen. Die Arbeit sieht
-
jetzt so aus, dass wir, wie üblich, immer
alle paar Wochen tagen – es sei denn, es
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sind irgendwelche Sondersitzungen, wie
z.B. nach den Veröffentlichungen von den
-
Dokumenten von Snowden. Da war manchmal
jede Woche eine Sitzung, und noch mehr,
-
jetzt ist das alle paar Wochen.
Aber wir müssen auch, und deshalb ist es
-
wichtig, dass dieses Gremium existiert,
bestimmte Maßnahmen, die der
-
Bundesnachrichtendienst zum Beispiel
durchführen will, da müssen wir vorher
-
gefragt werden, ob wir damit einverstanden
sind. Da kriegen wir also die Fakten
-
übermittelt, das geht manchmal sogar, weil
es ganz schnell gehen muss, telefonisch,
-
und dann müssen wir sagen, ob wir
einverstanden sind und dann wird das –
-
darf das nur durchgeführt werden. Das
dürfte nicht durchgeführt werden, wenn es
-
das parlamentarische Kontrollgremium nicht
geben würde. Deshalb bin ich da weiter
-
drin, wie lange das dauert, weiß ich
nicht. Das Jahresende werde ich
-
wahrscheinlich noch Mitglied dieses
Gremiums sein.
-
K: Da schließt sich ja eigentlich die Frage
an, wenn das telefonisch passiert,
-
was haben sie da eigentlich für ein Telefon?
-
Lachen
-
K: Oder ist das geheim?
S: Ja, alles geheim.
-
K: Oh, geheim!
Lachen
-
S: Aber ich kann sagen, nach vielen Jahren
und Entwicklung auch der Handys, gab es
-
dann auch, irgendwann, vor ein paar
Jahren, geheim funktionierende Handys für
-
die Mitglieder des parlamentarischen
Kontrollgremiums. Also, wo die Geheimnisse
-
gewahrt werden sollen. Aber mehr sage ich
dazu nicht.
-
K: Da haben wir aber die perfekte
Überleitung, denn, wie wir wissen, hat ja
-
auch der Ausschussvorsitzende des BND/NSA-
Untersuchungsausschusses ist ein solches
-
Telefon. Ich habe es mal selber gesehen,
ich bin also Augenzeuge. Insofern sind ja
-
auch die Mitglieder dieses Ausschusses mit
sicheren Telefonen ausgestattet worden.
-
Natürlich können wir nicht alle Aspekte
ansprechen, die in den jahrelangen
-
Zeugenvernahmen angesprochen wurden. Aber
wir wollen uns, glaube ich, ein bisschen
-
konzentrieren auf die großen Streits. Zum
einen der anfängliche Streit darum, ob
-
Edward Snowden als Zeuge gehört werden
kann, der große Streit um die Selektoren
-
und um die Einsetzung von Kurt Graulich
und vielleicht auch noch um die
-
wissentlichen Rechtsbrüche und um die
Rechtstheorien, die sich da so gebildet
-
haben, am bekanntesten wohl die Weltraum-
Theorie. Und möglicherweise werden wir
-
noch dazu kommen, dass wir mal kurz diese
Datenweitergabe, die unter Geheimdiensten
-
ja jetzt doch deutlich öffentlicher
besprochen wurde als früher, und die zum
-
Beispiel mit den Drohnenmorden in
Zusammenhang stehen. Vielleicht fangen wir
-
mal mit Snowden an, was ist denn sozusagen
die offizielle Begründung, die sich jetzt,
-
sozusagen die Bundesregierung erdacht hat,
um Edward Snowden nicht hören zu müssen?
-
S: Die Bundesregierung hat da einen Trick
angewandt. Sie hat eigentlich bis heute
-
nicht definitiv entschieden, ob Edward
Snowden nach Deutschland kommen darf und
-
hier dann natürlich auch geschützt werden
müsste. Also, ob er zu dem
-
parlamentarischen Untersuchungsausschuss,
in dem ich war, als Zeuge gehört werden
-
kann. Im Ausschuss – das war am Anfang
umstritten – am Anfang haben die Vertreter
-
der Union gesagt: „Ist doch gar nicht
erforderlich, der Mann weiß ja nix, der
-
hat ja seine Dokumente alle abgegeben. Der
kann uns da auch nicht helfen.“ Das
-
konnten die aber nicht lange durchhalten,
sodass, glaube ich, im Mai oder sowas
-
2014, kurz nach der Einsetzung des
Untersuchungsausschusses, das Gremium
-
einstimmig beschlossen hat – also auch mit
den Vertretern der Koalition, Union und
-
SPD – Edward Snowden zu hören, als
wichtigen Zeugen und, ich sage mal, als
-
unseren wichtigsten Zeugen im
Untersuchungsausschuss. Wir haben das dann
-
immer wieder beantragt, jetzt müsse doch
das arrangiert werden, jetzt müsste mal
-
mit seinem Anwalt geredet werden, über die
Modalitäten, dass er hierher kommen kann,
-
und dass er hier natürlich auch sicheres
Geleit hat, dass er hier sicher ist, in
-
Deutschland. Mich haben viele Leute
angesprochen, wie gesagt, wie kann der
-
hierher kommen, wir sind doch ein
Attrappenstaat von den USA, und wenn der
-
hier irgendwo über die Straße läuft, dann
wird der gekidnappt. Ich kann dazu nur
-
sagen, so ganz abwegig ist die Idee nicht,
in West-Berlin oder in Berlin hat es das
-
schon mal gegeben, dass von amerikanischer
Seite ein gesuchter Straftäter gekidnappt
-
wurde und in die USA gebracht wurde. Also
der war – oder ist – mit Sicherheit
-
hochgefährdet, Edward Snowden, und wir
haben dann gesagt hat, oder da hat die
-
Bundesregierung gesagt, ja wir wissen ja
noch gar nicht was ihm vorgeworfen wird.
-
Und da haben wir gesagt, ja könnt Ihr Euch
nicht mal erkundigen in den USA? Außerdem
-
steht das in der Zeitung, da stehen sogar
die Paragraphen.
-
Da hat die Bundesregierung gesagt, aber
ganz genau wissen wir's immer noch nicht.
-
Und dann hat die Bundesregierung, das
Justizministerium beauftragt,
-
rauszubekommen, was ihm vorgeworfen wird
und auch die Frage zu klären: Kann er in
-
Deutschland Aufenthalt bekommen, und kann
er in Deutschland Asyl bekommen? Und da
-
wurde, hat das Justizministerium
gearbeitet und gearbeitet. Seit dem ...
-
ich glaube Juni oder sowas 2014 bis zum
Ende des Untersuchungsausschusses, also
-
bis zum Sommer 2017, nee von ’14 bis ’17
gearbeitet. Und wir haben immer wieder
-
nachgefragt, wir haben im Ausschuss die
Frage gestellt, ans Justizmin… die hatten
-
da einen Vertreter immer sitzen. Und der
so: „Nein nein wir müssen noch
-
koordinieren. Wir haben das noch nicht
geschafft.“
-
Das Ergebnis ist: Die sind bis heute noch
am Forschen, die wissen das noch nicht und
-
können bisher darauf auch keine Antwort
der Bundesregierung geben, ob Edward
-
Snowden bei Allem, was ihm in den USA
vorgeworfen wird, als politisch Verfolgter
-
hier in Deutschland Asyl bekommen würde
oder einen anderen Aufenthaltstitel. Daran
-
arbeiten die noch. Wir sind dann zum
Bundesverfassungsgericht gegangen und
-
haben gesagt: So geht’s doch auch nicht,
so kann man die Arbeit des
-
Parlamentarischen Kontrollgremiums, also
des Parlaments des Deutschen Bundestages
-
nicht ignorieren. Und da hat das
Bundesverfassungsgericht leider gesagt,
-
weil da auch nicht alle mitgezogen haben,
das waren dann nur die beiden
-
Oppositionsfraktionen, die das beantragt
haben, die Linke und die Grünen. Die
-
CDU/CSU und die SPD war da dagegen.
Da hat das Bundesverfassungsgericht
-
gesagt: „Ja also wenn die nicht
entscheiden, dann gibt es ja auch nichts,
-
worüber wir entscheiden können, das
Bundesverfassungsgericht.“ Und deshalb
-
haben sie die Beschwerde da nicht
zugelassen, im Bundesverfassungsgericht.
-
Also an sich warten wir bis heute darauf.
Und ich habe mir vorhin überlegt, was wäre
-
eigentlich, wenn Edward Snowden jetzt hier
mal erscheinen würde und einen Vortrag
-
halten würde? Wäre doch eine gute Idee,
vielleicht für den nächsten Kongress, den
-
ihr jetzt hier veranstaltet in Leipzig
oder sonstwo. Zumindestens könnte er aber
-
hier auf der Leinwand sein, da war ja in
Deutschland, in der Welt schon oft …
-
K: Das wissen Sie vielleicht nicht, Herr
Ströbele, wird er auch.
-
S: Er muss hierher kommen, weil nur er …
Oder er ist ein ganz zentraler Zeuge, den
-
man braucht, um das aufzuklären. Auf die
Defizite komme ich gleich noch. Wir
-
brauchen ihn als Zeuge hier, er ist
unverzichtbarer Zeuge für diesen, für die
-
Aufklärung. Und leider sitzt er in Moskau
und kann dort nicht weg, weil er von den
-
USA bedroht wird mit einer langjährigen
Freiheitsstrafe oder noch schlimmerem.
-
K: Jetzt haben Sie eben den Fragenkatalog
angesprochen an die US-Regierung, also ans
-
Ministerium. Es gab ja auch einen
Fragenkatalog an die britische Regierung.
-
Mir fiel ohnehin auch, als die
Abschlussdiskussion im Bundestag nach Ende
-
des Ausschusses war, dass die Briten in
der Diskussion irgendwann vollkommen
-
verschwunden sind. Also das hat sich dann
sehr kapriziert auf die USA. Ist denn der
-
britische Fragenkatalog jemals mit
irgendwas beantwortet worden?
-
S: Nein!
K: Oh! Na gut, hätten wir das auch
-
geklärt.
S: Also man muss ... Die sind, die waren
-
noch zurückhaltender oder noch mehr zu als
das die US-Amerikaner gewesen sind. Sie
-
haben nicht mal unsere Schreiben
beantwortet. Man muss ja sehen, nach den
-
ersten Veröffentlichungen hat die
Bundesregierung auch selber mehrfach
-
Delegationen in die USA geschickt, höchster
... Also auch der Minister war damals, da
-
hieß der noch Friedrich, der
Innenminister, die sind da hingefahren und
-
sind wiedergekommen, haben gesagt: „Ja,
die arbeiten daran, die werden unsere
-
Fragen“ – da gibt’s einen Fragenkatalog
von 100 Fragen, die sind bis heute nicht
-
beantwortet – „Die beantworten das nicht.“
Das haben die Amerikaner, die haben
-
wenigstens um Aufschub gebeten, sie prüfen
noch, und ob sie das können und so. Die
-
Briten haben überhaupt nicht reagiert, so
dass wir hinsichtlich der Briten, wenn wir
-
nicht mal die eine oder andere Akte
gelesen hätten, völlig im Dunkeln tappen
-
würden. Das ist jetzt nicht mehr ganz so.
Und bei den Amerikanern ist es eben auch
-
daran gescheitert, dass wir nicht klären
konnten, ob die Amerikaner, die, der
-
amerikanische Geheimdienst tatsächlich,
NSA, ob die tatsächlich in Deutschland
-
selbstständig abhören. Wir wissen
inzwischen, und das ist eine ganz zentrale
-
Botschaft, die wir aus dem Ausschuss
haben, anlasslose Massenüberwachung hat es
-
in Europa, hat es in Deutschland gegeben,
auch unter Beteiligung und auf Wunsch und
-
mit Selektoren der NSA. Das ist inzwischen
völlig unbestreitbar.
-
Es ist einfach so, Edward Snowden hat mit
seinen Dokumenten in allen Punkten recht
-
gehabt, in allen Punkten. Manche Dokumente
sind nicht gleich richtig interpretiert
-
worden. Aber es gibt kein einziges
Dokument, bei dem sich später
-
herausgestellt hat: Da ist was dran
gefummelt worden oder so. Wisst Ihr: Das
-
war am Anfang so, da saßen uns die
Gewaltigen der Bundesregierung und der
-
Dienste gegenüber. Dann haben die immer
gesagt: „Wir wissen überhaupt nicht, wovon
-
der redet. XKEYSCORE? Was ist denn das?
Und diese ganzen anderen Ausdrücke sind
-
uns überhaupt nicht geläufig. Und wissen
wir denn, ob das, was der da vorgelegt
-
hat, das sind ja keine Originale, wir
können die gar nicht überprüfen,
-
vielleicht hat da einer herumgefummelt.“
Es gibt keine Originale! Es gibt die im
-
Netz, die man ausdrucken kann, und das ist
geschehen und das ist gemacht worden. Und
-
hier hat er zur Verfügung … die … Er
hat ja nur das Netz und die Fundstellen im
-
Netz zur Verfügung gestellt. Und so haben
wir, saßen wir eigentlich bis zuletzt
-
immer wieder da und haben aber inzwischen
gesagt ... Am Anfang haben sie gesagt:
-
„Snowden? Den kennt keiner, den kennen wir
überhaupt nicht. Wir wissen gar nicht ob
-
das stimmt.“
Heute wissen wir: Alles, was Snowden in
-
seinen Dokumenten uns gesagt hat, ist
richtig. Da ist nirgendwo irgendwann
-
herumgefummelt worden. Und das sind ja
viele hunderttausend Dokumente, die sind
-
richtig. Und deshalb muss er als Zeuge
hier nach Deutschland kommen. Und weil er
-
uns allen, nicht nur Deutschland, sondern
auch … „My country“, hat er zu mir
-
gesagt, „I have done it for my people.“
„Ich habe für meine Leute in den USA, habe
-
ich das gemacht vor allen Dingen.“ Wir
müssten ihm alle zutiefst dankbar sein,
-
als ihn weltweit zu verfolgen.
Applaus
-
K: Jetzt haben Sie so mit Überzeugung
gesagt: „Es gab diese Massenüberwachung“.
-
Und Sie haben ja neben dem Studium der
Veröffentlichungen aus den Snowden-
-
Papieren auch noch andere sehr klare
Bestätigungen. Ich darf ja daran erinnern,
-
dass das inneramer–, innerbritische
Geheimgericht IPT auch die Aussagen von
-
Snowden bestätigt hat, wenn auch indirekt.
Und dass auch bei der Anhörung beim
-
Europäischen Menschenrechtsgerichtshof
kein Zweifel bestand, dass das stimmt.
-
Aber dennoch gab es ja eine
Abschlussdebatte, wo die Vertreter von
-
Union und Sozialdemokratie unisono sich
hingestellt haben und gesagt haben: „Ja
-
also hier Massenüberwachung,
Wirtschaftsspionage haben wir nicht.“ Wie
-
erklären Sie sich diese kognitive
Dissonanz?
-
Gelächter bei Ströbele und im Publikum
K: Also das war eine ernst gemeinte Frage,
-
das mein ich schon so.
S: Also auch da muss ich sehr vorsichtig
-
sein, weil diese Untersuchungen,
die konnten wir ja nicht mal die Akten,
-
die Geheimakten in der Geheimschutzstelle
des Deutschen Bundestages lesen. Da gibt
-
es extra eine Geheimschutzstelle, wo man
die geheimen, strenggeheimen Dokumente
-
lesen darf. Sondern da mussten wir zum
Bundesnachrichtendienst, in dessen neuen
-
Bunker da in Berlin kommen, kriegten da
Zimmer zur Verfügung gestellt, durften uns
-
nichts aufschreiben, durften auch nichts
mitnehmen, sondern kriegten da selber so
-
Bildschirme hingestellt und konnten da
dann Akten lesen. Und deshalb ist es ganz
-
schwierig, davon jetzt zu erzählen. Ich
kann nur mal das Bild schildern, was ich
-
nie aus dem Hinterkopf verlier. Wenn ich
mit der, mit Kollegen vor solchen Akten
-
saß und gelesen habe und die auch gelesen
haben, auch da, das sind ja auch Menschen,
-
die sind dann plötzlich: „Ach Du liebe
Zeit!“, oder so.
-
Also höchste Empörung. Aber in dem
Abschlussbericht findet sich davon so gut
-
wie nichts mehr wieder von dem Kritischen.
Also da gibt es einfach so eine Disziplin,
-
dass die Koalition, dass … Ich war ja
Mitglied in fünf Untersuchungsausschüssen,
-
also ich kenne das. Die Koal–, jeweilige
Regierungskoalition sieht ihre Aufgabe
-
darin, die Regierung und damit auch die
Dienste, sich vor die zu stellen, die zu
-
schützen. Die Opposition versucht,
aufzuklären, ist in der Minderheit, kann
-
deshalb im Ausschuss auch relativ wenig
durchsetzen. Vor allen Dingen nicht die
-
Zeitpunkte, wann Zeugen vernommen werden.
Und das ist dann ein Riesenproblem bei der
-
Aufklärung. Aber wir haben das ja, dass …
-
Es gibt ja den 1600-seitigen Bericht, den
kann man lesen …
-
K: … auch ungeschwärzt!
S: Ja auch überwiegend ganz ungeschwärzt.
-
Und da sind ja Teile drin. Es ist einfach
so. Zweitausend–, ab 2007 wurde zunächst
-
versucht und dann das gemacht in
Deutschland, in Frankfurt der
-
Glasfaserknotenpunkt, wohl der wichtigste
in Europa. Er wurde ausgespiegelt auf
-
Wunsch der NSA. Die NSA hat für diesen,
für die … da wurden die Daten
-
ausgeleitet und zwar Milliarden von Daten.
Die wurden dann mit Selektoren überprüft
-
und die NSA hat selber Selektoren zur
Verfügung gestellt, mit denen da durch
-
gesucht werden konnte. Was ist denn
anlasslose Massenüberwachung an. Da geht
-
es um Funde dann und von … da sind jetzt
nicht … wenn man sagt: Das sind
-
Selektoren, da geht es nicht um 100 oder
500 Selektoren, Telefonnummern oder sowas,
-
sondern da geht’s um Hunderttausende von
Selektoren, die allein die NSA
-
eingespeist. ich will euch mal eine Zahl
sagen: Allein 40.000 Selektoren hat der
-
BND aus der Überprüfung, die er von der
NSA bekommen hat, aus der Überprüfung
-
rausgenommen, weil er gesagt hat: Das sind
unzulässige, nach unseren deutschen
-
Gesetzen unzulässige Selektoren, die
können wir da nicht weiter reinnehmen,
-
40.000 dabei. Da weiß man in welchem Maße
da Daten abgegriffen worden sind. Die sind
-
dann rausgezogen worden, die sind einer
Überprüfung
-
durch… unterzogen worden, dass keine
deutsche Staatsbürger betroffen worden
-
sind mit dem sogenannten DaFIS-System.
Aber wir wissen inzwischen, dass auch
-
dieses DaFIS, irgendwann wurde es auch
eingesehen, nicht vollständig
-
hundertprozentig das alles ausfiltern
kann, sondern erhebliche Fehlerquellen
-
hat. Und von diesen Datenströmen, die da
aufgenommen worden sind, direkt an die NSA
-
dann auch hunderttausende weitergegeben
worden. Es geht da um Millionen von Daten,
-
die ausgelesen und zur Verfügung gestellt
worden sind. Und die hat die NSA dann
-
ausgewertet, hat natürlich auch der BND
ausgewertet und wir wissen ja welche Daten
-
da z.B. darunter gewesen sind. Ich würde
jetzt mal gar nicht von amerikanischen
-
reden, sondern von deutschen Daten, da
die Kanzlerin immer gesagt hat: „Ausspähen
-
unter Freunden, das geht nun wirklich
nicht“. Konnt’ ich ja nur zustimmen.
-
Aber wir wissen inzwischen, dass selbst
die deutschen, also der deutsche
-
Bundesnachrichtendienst, in diese Suche
Selektoren eingestellt hat, allein selber
-
3000 solche Selektoren wieder rausgenommen
hat, als die Kanzlerin das gesagt hat,
-
weil er gesagt hat: „Oh, was machen wir
da“. Das hat sich nämlich herausgestellt,
-
dass diese Daten ganz gezielt andere
europäische Regierungen zum Beispiel
-
trafen, also sind das keine Freunde?
Andere europäische Regierungen,
-
Regierungsinstitutionen, UN-Institutionen,
die haben die auf dem Schirm gehabt und
-
haben die mit ausgespäht. Das ist eine
anlasslose Datenüberwachung, die da
-
gemacht worden ist und auch von Freunden
und unter Freunden. Deshalb habe ich die
-
Kanzlerin, als sie dann ganz zuletzt auch
im Untersuchungsausschuss ausgesagt hat,
-
natürlich auch danach gefragt, aber sie
hat dann immer gesagt: Naja, für die
-
konkrete Arbeit, da hat sie ihre Leute.
Ist ja auch nachvollziehbar. Was der BND
-
so genau macht, das kann sie nicht sagen,
da müssen wir uns an die halten.
-
K: Da würd’ ich gerne so bisschen über
die verschiedenen Untersuchungsausschüsse,
-
die Sie ja selber sozusagen durchlebt
haben oder durchlitten haben, ein bisschen
-
vergleichend zu sprechen kommen.
Ich hatte eben schon angesprochen: In der
-
Abschlussdebatte hat mit Ausnahme der
Opposition ja keiner der
-
Regierungspolitiker, also weder von den
Sozialdemokraten, noch von der
-
Christenunion, anerkennen wollen, dass es
diese Massenüberwachung gibt. Es gab auch
-
keine Wirtschaftsspionage und auch zum
Beispiel, wenn wir uns erinnern, da gab es
-
ja noch diese Aufbauten auf den
Botschaften, nicht wahr, die dann
-
plötzlich weg waren. Aber diese Debatte
war quasi beendet, konsequenzenlos. Aber
-
parallel quasi als eine Art, eigentlich
ja eine Dreistigkeit gegenüber dem
-
Ausschuss, ist ja auch noch der
finanzielle und personelle Ausbau des
-
Bundesnachrichtendienstes beschlossen
worden, ohne überhaupt die Empfehlungen
-
des Untersuchungsausschuss abzuwarten.
Also, wie würden sie die politisch
-
einordnen?
S: Naja, das muss man feststellen: Das ist
-
nicht nur beim BND, sondern der deutsche
Inlandsgeheimdienst Bundesamt für
-
Verfassungsschutz, hat auch personell
erheblich Zuwachs gehabt in den letzten
-
Jahren und beim BND natürlich auch. Das
wird eben gerechtfertigt mit dem Kampf
-
gegen den internationalen Terrorismus. Und
es werden dort ganz offensichtlich ganz
-
neue, große neue technische Abteilungen
aufgebaut, die insbesondere für
-
Datenverarbeitung und Datenausspähung,
ich bin jetzt mal ganz vorsichtig,
-
vorbereitet werden …
K: Naja aber es gab ja …
-
S: … ausgestattet werden.
K: Es gab ja glaube ich, zumindest im
-
Vergleich zu den letzten
Untersuchungsausschüssen, keine so
-
langmonatige Debatte um die Aufgabe der
Geheimdienste, auch um das Image der
-
Geheimdienste, um die Rechtsbrüche der
Geheimdienste. Da hatte sich ja was
-
getan. Und parallel gab es ja auch die
Liveprotokolle, die glaube ich, zumindest
-
von einem Teil der Öffentlichkeit
wahrgenommen wurden. Dennoch blieb das so
-
konsequenz… Also ich hab eine gewisse
Enttäuschung natürlich darüber, wie man
-
letztlich ja am Ende totgeschwiegen hat
und sogar noch in derselben Situation, wo
-
die wissentlichen Rechtsbrüche
herauskamen, sozusagen diesen, diesen
-
Geheimdienst päppelt. Ich will immer noch
mal auf die kognitive Dissonanz kommen.
-
Also ich mein, die Terroristen sitzen ja
mal nun mal nicht im EU-Parlament und im
-
Regierungsviertel. Man hat auch deutlich
erkannt, dass da was nicht stimmt in der
-
Argumentation.
S: Nein nein, man hat sogar was ganz
-
Anderes gemacht. Ich sage ja immer: Wie
wichtig die Veröffentlichungen von Snowden
-
gewesen sind, sieht man daran, dass nicht
nur in Deutschland, sondern auch in den
-
USA selber ja ein Gesetz im Parla… also
im Kongress durchgebracht worden ist, wo
-
erhebliche zusätzliche Zügel der
NSA auferlegt worden. Dies ist alles
-
völlig unbefriedigend und nicht
ausreichend. Aber man hat ein Gesetz
-
gemacht, in zwei Anläufen hat man ein
sogenanntes Freedom Act gemacht, in dem
-
die Befugnisse der NSA und die Kontrolle
verbessert und die Befugnisse
-
eingeschränkt worden sind. Und dasselbe
ist … Nicht nur das europäische
-
Parlament, auch der Bundestag hat sich
damit beschäftigt, hat Schlussfolgerungen
-
gezogen.
Nur der deutsche Bundestag hat zum
-
Beispiel die Schlussfolgerung gezogen, das
BND-Gesetz so zu verändern, und zwar zum
-
Ende des vergangenen Jahres. Also heute
vor einem Jahr sind die Gesetze in Kraft
-
getreten. Darin ist jetzt die Überwachung,
die Auslands… die fast grenzenlose
-
Auslands-, Auslandsüberwachung
legitimiert. Und was ganz deutlich jetzt
-
ist, das, was die Kanzlerin noch gesagt
hat: „Ausspähen unter Freunden, das geht
-
gar nicht.“ Haben sie nicht etwa jetzt in
das BND-Gesetz rein geschrieben. Also
-
„Freunde dürfen da niemals auch …“ oder
so ähnlich jetzt auf Juristendeutsch.
-
Sondern sie haben da, haben da rein
geschrieben: „Das geht. Nur da brauchen
-
wir eine besondere Kontrolle, dass das
nicht missbraucht wird.“ Und haben ein
-
sogenanntes unabhängiges Gremium beim
Bundesgerichtshof gebildet. Die sitzen in
-
Karlsruhe. Und die haben jetzt einen
Bericht vorgelegt, von dem man öffentlich
-
auch nichts weiß oder nichts wissen darf,
aber wo man sagen kann, dass die … dass
-
das … die Kontrollmöglichkeiten,
wenn das stimmt, was die Süddeutsche
-
Zeitung dazu veröffentlicht hat, muss ich
jetzt einfügen, dass die
-
Kontrollmöglichkeiten dieses Gremiums
erheblich eingeschränkt worden sind.
-
Das heißt, die haben nicht entweder die
Schlussfolgerung gezogen, „Jetzt machen
-
wir da mal Grenzen, über die man nicht
weggehen kann, und legen die an die
-
Kette", sondern sie haben überlegt: „Wie
kann man das weiter möglich machen? Wie
-
kann man das legitimieren?“ Und jetzt
bauen sie auch zusätzlich die
-
Möglichkeiten aus, um das Ganze auch in
Deutschland möglichst unabhängig von der
-
NSA und von dem amerikanischen Know-how
noch besser und noch ausgeweiteter zu
-
machen. Und auf der einen Seite sieht man
daran, dass die Parlamente in den USA,
-
Parlament in Deutschland, das Europäische
Parlament sich damit beschäftigt haben,
-
gesetzgeberische Konsequenzen gezogen
haben, wie wichtig die Veröffentlichung
-
eines … Das hätten die ja nie gemacht,
wenn Snowden nicht gewesen wäre. Oder auf
-
der anderen Seite, wie sie sich da auch
wieder jetzt rumgemogelt haben und die
-
völlig falsche Schlussfolgerung gezogen
haben. Also ich habe nichts dagegen,
-
obwohl ich immer als der große Gegner von
… von … die Arbeit der Geheimdienste
-
angesehen werde.
Ich denke, Terrorismusabwehr ist notwendig
-
und richtig, glaube, es gibt niemanden,
der sagt: Wenn es eine terroristische
-
Gefahr gibt, die man erkennen kann, wo es
Anhaltspunkte dafür gibt, konkrete
-
Anhaltspunkte, dann muss man natürlich
versuchen, das zu verhindern, dass da was
-
passiert. Das ist klar. Aber das kann
nicht zum Anlass genommen werden, da so
-
aufzurüsten und zusätzliche Kapazitäten zu
schaffen, dass immer mehr die gesamte
-
Bevölkerung unter den … die Überwachung
der Nachrichtendienste kommt.
-
Applaus
In den USA, ich war ja, ich habe, war ja
-
in den USA. Und da kann man mit allen
möglichen Leuten reden, im Kongr… also
-
als Bundestagsabgeordneter auch mit den
Leuten im Kongress und zu ehemaligen
-
Dienst… Chef der Dienste aller
Geheimdienste, Herrn Hayden, habe ich mich
-
auch mal unterhalten.
K: Was? Der Clapper-Lügner?
-
S: Clapper? Nee, die Clapper-Lüge, die
waren da vorher.
-
K: Ah, okay.
S: Aber die sind da viel direkter und viel
-
ehrlicher. Die sagen: „We take all“, also:
„Wir nehmen alles“. In Deutschland sagen
-
die: „Nö, bestimmte Sachen, das machen wir
gar nicht, das wollen wir auch gar nicht.“
-
Nein in den …
Aber die Amerikaner nehmen alles und
-
versuchen dann bei der Verwertung Grenzen
zu setzen, wobei die Grenzen, wenn sie
-
Grenzen setzen, bisher nur die Grenzen
sind für US-Bürger und für die USA selber,
-
aber nicht für Bürger wie wir hier alle im
Saal oder die meisten jedenfalls im Saal.
-
In Deutschland sagen wir: Wir haben auch
eine Verantwortung für die Privatsphäre,
-
auch Menschen aus, für Menschen aus
anderen Ländern, aus europäischen Ländern,
-
aber auch weit darüber hinaus. Weil die
Privatheit, das Recht auf Privacy ist ein
-
Menschenrecht, ist ein Bürgerrecht. Und
wir müssen alle dafür sorgen, dass das
-
auch umgesetzt und gegenüber der Begierde
der Geheimdienste und der dahinter
-
stehenden Regierung geschützt wird.
Applaus
-
K: Ich werde jetzt sozusagen noch eine
direkte Frage stellen. Wer selber eine
-
stellen will, sollte sich dann jetzt an
die Mikrofone stellen. Sie haben eben
-
erwähnt, dass ja die USA einige Änderungen
vorgenommen haben. Ich will vielleicht
-
hinzufügen, die Briten haben das auch. Die
haben vor allen Dingen überhaupt mal
-
bestimmte Regeln schriftlich festgelegt,
die vorher vage Ermessensentscheidungen
-
waren. Also es ist wie immer, redet man
viel über die USA, aber die Briten fallen
-
dabei immer unten runter. Die sind aber
gerade wegen der geografischen Lage
-
natürlich sehr wichtig für die
Massenüberwachung. Aber ich muss die
-
letzte Frage stellen und diesmal werden
Sie mir auch nicht ausweichen: Was sind
-
denn die Forderungen, die eigentlich zu
stellen wären? Das heißt, was müsste denn
-
eigentlich tatsächlich getan werden
anstatt dieses Ausbaus? Welche Schranken
-
müssen denn eingerichtet werden?
S: Also erstens muss man ins Gesetz
-
schreiben, in die Gesetze in Deutschland
schreiben, möglichst darüber hinaus in
-
Europa, was alles nicht geht, was es
wirklich nicht geht. Und zwar als
-
Gesetzesbefehl und nicht irgendwie gleich
wieder mit Ausnahmen, und unter welchen
-
Voraussetzungen es doch geht. Und dann
muss natürlich, weil wir wissen, dass die
-
Geheimdienste gerne auch was machen, von
dem sie nicht wollen, dass die Parlamente
-
davon erfahren. Dann muss man absichern,
dass die Kontrolle funktioniert, und man
-
muss eine wirklich unabhängige Kontrolle
dazu einführen. Und das können Abgeordnete
-
alleine nicht, dazu haben wir gar nicht
das Know-how. Auch übrigens nicht die
-
Zeit, die einzelnen Abgeordneten. Sondern
wir müssen da effektive Kontrollinstanzen
-
schaffen unter der Oberaufsicht des
Parlaments. Also es muss ganz streng
-
getrennt von der Regierung sein.
Und außerdem, und dann können wir hoffen,
-
dass wir geschützt werden, aber wir müssen
auch das alle tun, was Edward Snowden auch
-
immer wieder gesagt hat, was er auch zu
mir gesagt hat, als ich dort war. Wir
-
müssen alle im Umgang mit den Daten so
sein, dass wir selber für die
-
höchstmögliche Sicherheit der Daten
sorgen. Und da kann jeder einzelne User
-
unendlich viel leisten. Ich meine, wir
haben mit Edward Snowden übers Netz
-
kommuniziert, unkontrolliert kommuniziert.
Was da geht, das geht also.
-
K: Also ich glaube, diese Community ist
sich da doch recht bewusst, was geht,
-
oder?
S: Ja, genau! Und da sind … Also ich
-
habe eine Freundin, die hat mir gesagt,
als ich sagte, ich fahr jetzt zum Chaos
-
Computer Club nach Leipzig, hat die
gesagt: „Sag denen mal einen schönen Gruß.
-
Sie sind die Einzigen, auf die ich die
Hoffnung setze, dass in Deutschland nicht
-
alles mit meinen Daten gemacht werden
kann, was der Staat machen könnte.“ Also
-
ich vertraue auch auf Ihre Expertise und
auf Ihre Möglichkeiten, einen wirksamen
-
Datenschutz einfach technisch zu
garantieren. Das geht offensichtlich, ich
-
bin da kein Fachmann. Und das muss man
allen Leuten möglichst nahebringen. Auch
-
wenn es mehr Zeit kostet, und auch wenn es
mehr Geld kostet, als wenn man so normal
-
kommuniziert. Also wir können alle da was
tun und sind aufgerufen, gemeinsam einen
-
Stopp zu setzen.
Applaus
-
K: Gibst Du mir mal ein Zeichen, welches
der Mikros an ist? Kann ich einfach eins
-
bestimmen? Bitte!
Frager: Kann man mich hören? Gut. Herr
-
Ströbele, Sie beschäftigen sich jetzt
schon viele Jahre mit den Geheimdiensten.
-
Wenn man Ihnen in den Medien und auch
jetzt zuhört, hört man immer wieder, dass
-
Ihnen Informationen vorenthalten wurden
oder dass einem, ich sage einfach mal,
-
Steine in den Weg gelegt wurden. Klingt
für mich so ein bisschen wie ein Kampf
-
gegen Windmühlen. Was motiviert Sie, so
lange wirklich immer wieder dran zu
-
bleiben und Ihre Arbeit weiterzumachen?
K: Das würde ich auch gerne wissen.
-
Gelächter, Applaus
S: Also ich kann diese Frage … Ich sag
-
mal, bevor ich die Frage ganz konkret
beantworte, sage ich Ihnen mal, wie recht
-
Sie haben. Meine …
leichter Applaus, Gelächter
-
Also da auch da muss ich beim Formulieren
jetzt sehr zurückhaltend, vorsichtig sein.
-
Aber nach meiner Kenntnis von Unterlagen
haben, hat der BND gewusst, dass er was
-
Gesetzeswidriges macht. Und er hat auch
vor nichts mehr Angst gehabt, als dass das
-
Parlamentarische Kontrollgremium oder die
G10-Kommission, ist ja auch eine vom
-
Bundestag eingesetzte Überprüfungsinstanz,
dass die davon erfahren. Also die haben
-
schriftlich niedergelegt, dass das
Schlimmste, was passieren kann, wäre das.
-
Also noch mehr Beweis braucht man nicht
dafür, dass da ein schuldhaftes Handeln
-
vorlag. Jetzt was Sie sagen, was sind, was
sind die Konsequenzen, was … Natürlich
-
war ich häufig so, haben Sie ja manchmal
auch in den Medien erlebt, wenn ich da aus
-
dem Ausschuss raus kam, dass ich gesagt
habe: „Also so belogen …“ – und meistens
-
stellt man es ja erst nachher fest, dass
man belogen wurde, weil man das ja nicht
-
gleich die Beweise und Belege dafür da hat
– „ … bin ich noch nie …“ – wie zum Beispiel
-
hier anlässlich der Veröffentlichung von
Edward Snowden. Ich find’, vieles ist an
-
uns vorbei jongliert worden und uns nicht
gesagt worden und so weiter. Jetzt warum
-
mach’ ich das weiter? Weil ich auf der
anderen Seite festgestellt hab’, dass die
-
parlamentarische Kontrolle, die ja …
durchaus einen Sinn hat, wenn sie
-
einigermaßen funktioniert, eine
Fernwirkung hat. Ich hab’ ja die Zeugen
-
erlebt, ich war auch in den Diensten, ich
hab’ auch mit Mitarbeitern geredet dort
-
und habe die Reaktionen gehört. Also der
Bundesnachrichtendienst hat sich … Die
-
selber formulieren so … waren ganze Teile
in ihrer Arbeit blockiert durch die Arbeit
-
des Untersuchungsausschusses.
Die haben sich intensivst damit
-
beschäftigt und es hat eine heilsame
Fernwirkung, wenn jeder Mitarbeiter in den
-
Geheimdiensten damit rechnen muss, dass
seine Tätigkeit, wenn er da irgendwo zu
-
Gange ist – so oder so – dass er … dass
die dann irgendwann mal vor einem
-
Untersuchungsausschuss zu rechtfertigen
ist. Und ich kann Ihnen sagen … Auch das,
-
was mir da widergespiegelt worden ist. Es
gibt auch bei den Nachrichtendiensten
-
natürlich solche und solche: die einen, die
sind in einer Weise aggressiv und sagen
-
wir stören nur ihre Arbeit und is alles
ganz ganz schrecklich, und das muss
-
verboten werden, und das muss dem Ströbele
das Handwerk gelegt werden … und anderen.
-
Aber es gibt auch andere, auch im
Bundesnachrichtendienst, die trauen sich
-
manchmal auch was zu sagen, die sagen,
wenn wir hier unsere Tätigkeit auch vor
-
uns selber rechtfertigen wollen, wenn wir
auch in den Spiegel gucken wollen dann müssen
-
wir selber Wert drauf legen, dass wir
kontrolliert werden … Also da ist ein
-
weites Feld. Was ich fordere vom
Bundestag … Dass der Bundestag, die
-
Abgeordneten sich selbstständig machen und
sagen, wenn wir feststellen, da ist ’ne
-
Schweinerei geschehen, da sind Sachen
gemacht worden von denen die selber
-
wussten, dass sie gesetzeswidrig, dann
muss das auch Konsequenzen haben. Da
-
müssen die Leute die das konkret gehändelt
haben – nicht ins Gefängnis gleich – aber
-
müssen jedenfalls abgelöst werden … Auf
jeden Fall dürfen sie das nicht
-
weitermachen.
Und die, die da oben drüber sind und
-
die …
aufwallender Applaus
-
Ströbele räuspert sich
Applaus dauert an
-
Die, die die Verantwortung dafür
tragen … auch für das, was wir hier
-
aufgeklärt haben, wir haben ja vieles
aufgeklärt, die können doch nicht weiter
-
in ihrem Amt bleiben. Das geht doch nicht
an, dass die sogar in der
-
Hierarchienleiter ganz nach oben kommen,
’ne wichtige … den wichtigsten Job im
-
Kanzleramt bekommen. Sondern das muss für
die Konsequenzen haben. Solange das nicht
-
der Fall ist, ist das immer wieder für die
unangenehm, was in der Zeitung steht, und
-
wenn sie kritisiert werden und beschimpft
werden, aber solange man keine
-
Konsequenzen zieht bringt das nix.
Deshalb muss ins Gesetz rein, wenn die
-
erwischt werden, dass sie was machen, dann
muss das parlamentarische Kontrollgremium,
-
und kann, und darf, eingreifen und sagen,
die und die müssen weg … Die müssen –
-
weiß ich was – es gibt sicher noch ein paar
andere Stellen, wo sie nicht so viel
-
Fehler …
Gelächter
-
… machen können oder in eine
andere Behörde versetzt werden. Ich will
-
den gar nicht an den Kragen, sondern ich will
einfach … Es ist doch unmöglich, dass
-
Leute in ner Firma, oder sonstwo im Leben
was falsch machen, das dürfen sie nicht
-
wieder machen oder werden von da abgelöst
und da ist das völlig anders … sondern
-
die … steigen sogar auf, die werden sogar
mehr und kriegen bessere Stellungen da.
-
So darf das nicht sein. Das heißt, es
hängt von unser aller Reaktionen ab und
-
eine Reaktion müsste sein, dass man solche
Möglichkeiten schafft. Wir haben das
-
vorgeschlagen, für den, für die
Gesetzesnovellierung, aber die trauen sich
-
da nicht ran. Ich hab’ immer manchmal den
Eindruck, dass die, die dann darüber zu
-
entscheiden haben in den
Koalitionsfraktionen, oder in den
-
Parteien, oder in der Regierung, dass die
da irgendwie ein bisschen Zurückhaltung
-
gegenüber den Geheimdiensten haben.
Ich will jetzt keine Märchen erzählen,
-
aber irgendwie scheint da eine gewisse,
ich formuliere es mal ganz sachte,
-
Zurückhaltung und Hemmung zu sein.
K: Aber einer musste ja nun schon seinen
-
Hut nehmen, ich meine, der BND-Chef hatte
dann ja doch irgendwie …
-
S: Ja, natürlich die müssen die Schuld …
Ja, und auch der Minister – es
-
gibt ja eigentlich eine politische
Verantwortung, die trägt ein Minister auch
-
dann, wenn er mit dem einzelnen Vorgang
konkret gar nichts zu tun hat. Wo –
-
ist klar, der kann nicht alle Vorgänge
kontrollieren, aber er muss seinen Laden
-
so organisieren, und die Bundesregierung,
das Kanzleramt, weil der BND untersteht ja
-
direkt im Kanzleramt, nicht irgendeinem
Minister – müssen ihren Laden so
-
organisieren, dass sie die Verantwortung
dafür tragen sollen. Und dazu gehört
-
natürlich dann auch, Personal auswechseln.
Applaus
-
K: lacht Ich weiß gar nicht, ob die
eigentliche Frage beantwortet wurde, aber
-
wir gehen einfach zur nächsten.
Lachen
-
Frager: Vielen Dank, dass Sie heute hier
sind und sich dem Gespräch stellen. Sie
-
sagten gerade, es ist sehr deutlich
geworden, dass die große Koalition den
-
NSA-Untersuchungsausschuss in seiner
Arbeit jetzt nicht gerade unterstützt hat,
-
und auch bis zum Schluss nicht zugegeben
hat, dass es da eine Überwachung gab, in
-
dem Maße wie Sie das darstellen. Sie haben
gerade über das parlamentarische
-
Kontrollgremium gesprochen – im NSA-
Untersuchungsausschuss wurde immer nur die
-
Wahrheit stückchenweise zugegeben, wie sie
bereits herausgefunden worden ist, war
-
mein Eindruck. Ist das in der PKG genauso
gewesen und würden Sie sagen, dass die
-
Kontrolle der Geheimdienste in Deutschland
überhaupt funktioniert?
-
S: Naja, sie funktioniert sicher besser
als in anderen Ländern, wo es so ein
-
Gremium überhaupt nicht gibt, und wo es
auch solche Untersuchungsausschüsse nicht
-
gibt. Also wir haben uns schon die Mühe
gemacht und das war sehr stressig, da
-
einiges raus zu kriegen oder es raus zu
bekommen. Und es ist richtig, Sie haben
-
dann erst – saßen dann relativ kleinlaut
da, wenn es gar nicht mehr zu leugnen war,
-
weil es sich aus den Akten ergeben hat,
haben sie dann gesagt: „Jaja, da war das
-
so und so.“ Aber sie haben überhaupt mit
keiner Silbe gesagt, warum sie das nicht
-
ein Jahr vorher, oder zwei Jahre vorher,
oder zehn Jahre vorher nicht zugegeben
-
haben, oder abgestellt haben, oder sogar
versucht haben, die Kontrolle unmöglich zu
-
machen. Wobei mir ja noch mal eins ganz
wichtig ist: die haben sich ja sehr viel –
-
die Deutschen – auf die Amerikaner
zurückgezogen. Wir haben ja bis heute
-
nicht diese 40.000 Selektoren, die die
Amerikaner in diese Überwachung
-
eingespeist haben, gesehen. Also ich habe
keinen einzigen davon gesehen, obwohl Herr
-
Altmaier, also der Chef da im Kanzleramt
am Anfang gesagt hat: „Naja wir fragen
-
jetzt nur noch mal, konsultieren jetzt
noch mal kurz die Amerikaner, und dann
-
könnt ihr die sehen.“ Nein, sie haben das
dann letztendlich nicht gesagt, weil sie
-
immer sagen, wir sind daran gebunden, was
die Amerikaner sagen. Wir könnten – das
-
steht nirgendwo, sondern konsultieren, das
heißt ja eigentlich nicht, dass die das
-
entscheiden, sondern dass sie gefragt
werden: „Sagt mal, habt ihr da Probleme?“
-
oder „In welchem Punkt habt ihr Probleme?“
Das ist dann nicht gemacht worden deshalb
-
denke ich, das ist eine dumme Ausrede
gewesen, weil da wahrscheinlich in diesen
-
Selektoren noch viel mehr dann ans
Tageslicht gekommen wäre, wenn man die
-
kennen würde. Wir kennen sie jedenfalls
nicht. Aber die haben ja mit der Wahrheit
-
einfach so solche Probleme, dass … Ich
will das an einem anderen Beispiel klar
-
machen: die kamen aus den Amer… aus den
USA immer zurück – die Chefs der Dienste,
-
aber auch die Minister – und haben gesagt:
„Die Amerikaner“ – das haben sie auch
-
öffentlich gesagt – „Die Amerikaner haben
uns gesagt, selbstverständlich befolgen
-
sie in Deutschland alle Gesetz und Recht,
das ist ganz selbstverständlich. Das steht
-
übrigens in allen Vereinbarungen, die mit
den USA und der NSA getroffen wurden
-
explizit so drin.“ Und da sitzt man dann
da, also warum sollen wir so kleingläubig
-
sein, den Amerikanern nicht glauben und
so. Inzwischen wissen wir: so ganz mit der
-
Gesetzestreue in Deutschland kann es ja
nicht sein, weil es steht in keinem
-
deutschen Gesetz, dass das Handy der
Kanzleramt abgehört werden – der Kanzlerin
-
abgehört werden darf. Und es steht auch in
keinem deutschen Gesetz, dass man Drohnen
-
– das ist ja noch ein anderes Kapitel, was
wir im Untersuchungsausschuss auch hatten
-
– dass Drohnen in Afrika, die dort
gezielte Kill-Aktionen durchführen, dass
-
die über Deutschland dirigiert werden,
geführt werden. Über Deutschland, aus den
-
USA. Das ist, das darf man alles nicht,
und wir haben zu der selben Zeit, als –
-
Frager: Man darf das alles nicht, das
würde ich zugeben …
-
K: Es ist keine Nachfrage erlaubt!
Lachen, Applaus
-
S: Als die aus Deutschland – aus den USA
zurückkam, und uns das erzählt hat, zur
-
selben Zeit, als sie gesagt haben, sie
halten sich in Deutschland an Gesetz und
-
Recht, wurde ein Markus R. im BND in
Pullach festgestellt, der für die
-
Amerikaner gearbeitet hat gegen Cash. Ich
glaube 37.000 Euro hat er gekriegt. Dafür
-
hat er dann … wurde er verurteilt zu acht
Jahren Freiheitsstrafe. Halten die sich an
-
deutsches Gesetz und Recht? Also … und
ich glaube denen auch nicht, das war immer
-
eine Ausrede, dass die nicht wissen, dass
natürlich auch alle US-Versicherungen
-
schön und gut sind, aber dass die man
überprüfen muss, ob die wirklich
-
eingehalten werden – ja oder nein. Und
daran fehlt es ganz eindeutig. Also da,
-
man geht da, weil man so großen Wert auf
die Zusammenarbeit legt, geht man da den
-
einfachen Weg.
K: Da müssen wir ja eigentlich auch noch
-
über diese dreiste Lüge des No-Spy-
Abkommens reden, dafür haben wir aber
-
keine Zeit, sondern wir nehmen eine sehr,
sehr kurze Frage von da.
-
Frager: Ja meine Frage zielt in eine
ähnliche Richtung: von außen betrachtet
-
sieht das parlamentarische Kontrollgremium
ja sehr aus wie ein zahnloser Tiger. Vor
-
allen Dingen deswegen, weil die
Abgeordneten ja selbst wenn ihnen
-
Missstände auffallen, sie unter einer
Geheimhaltungserklärung stehen, dass sie
-
das nicht öffentlich machen dürfen. Jetzt
haben Sie gerade angeprangert, dass Sie
-
auch gar keine Möglichkeit haben
organisatorisch was zu ändern. Das heißt,
-
Sie haben gar nicht die Macht die
Verantwortlichen in irgendeiner Form für
-
ihr Tun zur Rechenschaft zu ziehen. Das
heißt, Sie als Pragmatiker, Idealist, der
-
ja sehr sich dafür eingesetzt hat, dass
dieses Kontrollgremium überhaupt
-
irgendetwas tut. Wie würden Sie denn ihr
die tägliche Arbeit beschreiben, welche
-
Möglichkeiten haben Sie denn? Jetzt
unabhängig von dem konkreten Fall Snowden.
-
Wenn Ihnen da was auffällt, dass es nicht
mit rechten Dingen zugeht. Können Sie da
-
aktiv irgendwas machen, um das zu
unterbinden? Oder sind Ihnen da, wie das
-
von außen betrachtet leider immer so
rüberkommt, wirklich die Hände gebunden?
-
S: Ich kann nichts machen. Ich kann nicht
mal, ich kann nicht mal zu meiner
-
Fraktionsführung, Wir haben versucht, das
ins neue Gesetz reinzuschreiben, zu meiner
-
Fraktionsführung gehen und sagen: „Lieber
Cem“ oder „Liebe Kathrin, wir brauchen
-
eine Sondersitzung oder brauchen einen
Untersuchungsausschuss für das und das“.
-
Da sagen die: „Ja wofür willst du schon
wieder ein Untersuchungsausschuss?“ und
-
dann darf ich da nichts sagen. Ich kann
nicht sagen „Ich habe gestern“ oder
-
„letzte Woche“ oder „irgendwann im
parlamentarischen Kontrollgremium das und
-
das gehört“. Ich darf nicht mal meine
Kollegen informieren, obwohl die
-
eigentlich auch alle als gewählte
Abgeordnete Vertreter des deutschen
-
Volkes, die, man nennt das geborene
Geheimnisträger, geborene Geheimnisträger
-
sind. Ich wäre niemals durch eine
Kontrolle durch gekommen. Also wenn ich
-
hätte kontrolliert werden müssen, ob ich
streng geheime Sachen … aber als
-
Abgeordneter ist man so genannter
geborener Geheimnisträger, und die anderen
-
Kollegen natürlich auch und Kolleginnen,
aber ich darf denen nix sagen. Also es ist
-
eine völlig absurde Situation, deshalb
haben wir vorschlagen im PKGR-Gesetz, es
-
gibt ein extra Gesetz dafür,
reinzuschreiben, wenn die Abgeordneten auf
-
etwas stoßen, dann dürfen sie auch
Konsequenzen ziehen. Jetzt nicht den
-
ganzen Sachverhalt und irgendwelche
Agenten ans Messer liefern, sondern
-
jedenfalls so viel nach Außen deutlich
machen, auch im Parlament, gegenüber dem
-
Parlament, dass man da Maßnamen dagegen
ergreifen kann. Ihre Frage ist völlig
-
berechtigt und ich kann Ihnen sagen, vor
allen Dingen in den letzten Jahren habe
-
ich mich manchmal sau unwohl gefühlt,
wirklich.
-
Wo man dann da rauskommt und irgendwie
stotterte und nicht ganz weiß, darf man
-
das sagen oder darf man … Auch hier sehen
Sie ja, nicht? Ich muss immer, es liegt
-
mit auf der Zunge, dann überlege ich: „Wie
kann ich das so ausdrücken, dass ist
-
irgendwie auch woanders her sein kann was
ich ihnen gerade erzähle?“. Also: Problem
-
erkannt. Wir arbeiten dran. Wir brauchen
eine andere Mehrheit.
-
Applaus
Herald: Da sind noch Fragen aus dem
-
Stream.
K: Unsere Zeit ist tatsächlich jetzt
-
abgelaufen, ne?
Herald: Nein, eure Zeit ist noch nicht
-
abgelaufen, aber wir hätten noch Fragen
aus dem Stream und die hintere Gruppe also
-
Nummer 6 und Nummer 5 fragt, ob sie auch
noch Fragen stellen darf.
-
K: Also vielleicht, vielleicht können wir
ja folgendes machen. Sie hatten … Ich
-
denke, wir hätten bestimmt noch eine Menge
mehr zu besprechen, aber Sie hatten ja
-
eingangs den Vorschlag gemacht, dass wir
hier mal Edward Snowden auf die Bühne
-
holen, das könnten wir doch für das
nächste Jahr planen. Wir holen ihn mit dem
-
Hubschrauber her und zur Not, wenn Sie zu
viel sagen, dann können sie mit dem
-
Hubschrauber … Damit sie nicht …
Lachen und Applaus
-
K: Oder sie schreiben ein anonymes Buch?
S: Hubschrauber ist nicht gut,
-
Hubschrauber ist nicht gut, der kommt
nicht von Moskau bis hier her.
-
K: Stimmt stimmt, ja. Aber sie könnten
doch so ein anonymes Buch …
-
S: Sie müssen ja, Sie kennen die
Geschichte, nicht? Dass, es bestand nur
-
der Verdacht, dass bei einem
Staatsmännertreffen in Moskau auf dem
-
Rückflug der bolivianische Präsident mit
einer Maschine von Moskau zurückfliegen
-
wollte, er nach La Paz, Morales heißt der.
Das Flugzeug … es wurde innerhalb von
-
Minuten der gesamte Flugraum über
Westeuropa gesperrt, das Flugzeug durfte
-
nicht weiter fliegen, musste in Österreich
runtergehen und musste sich durchsuchen
-
lassen, ob Snowden da drin sitzt. Also
deshalb ist die Idee mit dem
-
Hubschrauber … lacht
K: Aber wir können vielleicht etwas mit
-
Drohnen machen. Naja gut. Also wir
überlegen uns was bis nächstes Jahr,
-
was … Wir müssen leider. Ja, es tut mir
leid … Ich würde mich herzlich bedanken,
-
dass Sie noch mal sozusagen eine
politische Agenda auch ausgelegt haben und
-
noch mal reflektiert haben über diesen
Ausschuss. Und ich denke wir hier müssen
-
dafür sorgen, dass es nicht
konsequenzenlos bleibt, auch wenn wir
-
möglicherweise dafür noch eine Weile
weiter kämpfen müssen. Denn ich denke,
-
wenn zumindest das amerikanische Parlament
und auch das britische Parlament,
-
zumindest zu einigen Reformen kommen, dann
sollten wir auch den langen Atem haben, es
-
immer wieder zu fordern. Ein paar konkrete
Sachen wir besprochen. Jedenfalls vielen
-
Dank, dass Sie bei uns waren und davon
berichtet haben und vielen Dank für Ihre
-
Arbeit!
Applaus
-
Musik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!