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Robert Neuwirth: Die Macht der informellen Wirtschaft

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    Im Système D. ist das hier
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    ein Geschäft.
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    Ich will damit sagen, dass ich
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    dieses Foto in Makoko aufgenommen habe,
    dem Elendsviertel in Lagos, Nigeria.
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    Es ist über der Lagune gebaut,
    ohne Straßen,
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    wo es Läden geben könnte,
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    also kommt der Laden zu Ihnen.
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    In diesem Gemeinwesen
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    sieht so Geschäfts-Synergie aus.
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    Hier ist das Boot,
    in dem die Dame herumgepaddelt ist;
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    dieser Handwerker stellt
    Boote und Ruder her
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    und verkauft sie direkt an Leute,
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    die Boote und Ruder brauchen.
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    So sieht ein globales Geschäft aus.
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    Ogandiro räuchert Fisch
    in Makoko in Lagos,
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    und ich habe sie gefragt:
    »Wo kommt der Fisch her?«
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    Ich hatte als Antwort erwartet: »Von hier,
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    der Lagune, oder irgendwo aus Afrika.«,
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    aber sie werden sich freuen, sie sagte
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    er käme von hier, aus der Nordsee.
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    Er wird hier gefangen,
    gefroren, nach Lagos
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    verschifft, geräuchert,
    und dort mit kleinem Profit
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    auf den Straßen von Lagos verkauft.
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    So sieht eine Brutstätte für Geschäfte aus.
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    Das ist die Olusosun Halde,
    die größte Müllhalde in Lagos,
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    Hier arbeiten 2.000 Leute,
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    wie ich von Andrew Saboru hier weiß.
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    Andrew hat 16 Jahre lang die Halde
    nach Brauchbarem durchsucht
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    und genügend Geld verdient,
    um als Lohn-Wieger
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    herumzulaufen und die Dinge zu wiegen,
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    die die Leute aus dem Müll herauslesen.
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    Jetzt ist er Schrotthändler.
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    Hier hinter ihm ist sein kleines Lager,
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    mit dem er das Doppelte
    vom nigerianischen Mindestlohn verdient.
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    So sieht ein Einkaufszentrum aus.
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    Es ist der Oshodi Markt in Lagos.
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    In »Das Aleph« von Jorge Luis Borges
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    ist das Aleph ein Ort,
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    an dem es absolut alles gibt,
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    und für mich zeigt dieses Bild einen Ort,
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    an dem es absolut alles gibt.
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    Also – was ist eigentlich das ›Système D.‹?
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    Meistens heißt das Schattenwirtschaft,
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    Untergrund-Wirtschaft, Schwarzmarkt.
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    Ich fasse das nicht so auf.
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    Ich finde das Verständnis sehr wichtig,
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    dass das völlig offen ist.
    Es findet direkt vor unseren Augen statt.
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    Hier passiert alles offen und ehrlich.
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    Hier geschieht nichts im Verborgenen.
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    Unsere Voreingenommenheit
    sieht das als verborgen an.
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    Ich habe den Ausdruck ›Système D.‹
    aus den französischen Kolonien kopiert.
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    Das französische Wort ›débrouillardise‹
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    bedeutet ›Pfiffigkeit‹,
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    und in den früheren
    französischen Kolonien wurde daraus
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    Système D. für diese autarke Wirtschaft,
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    oder die DIY-Wirtschaft
    [Do-It-Yourself-Wirtschaft].
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    Regierungen hassen diese
    DIY-Wirtschaft,
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    und deshalb – dieses Foto
    habe ich 2007 gemacht,
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    und das ist derselbe Markt im Jahr 2009 –
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    als diese Konferenz
    die Überschrift »radikale Offenheit« bekam,
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    waren damit
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    nicht offene Straßen
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    ohne die Menschen gemeint.
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    Ich denke, wir haben
    hier ein Gurkenproblem.
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    Ein Freund von mir arbeitete
    in einer Gurkenfabrik.
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    Die Gurken rasten auf einem Band
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    an ihm vorbei, und er musste
    die schäbigen herauspicken
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    und in eine Tonne mit der Aufschrift
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    »Würze« werfen, wo sie mit Essig vermanscht
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    einem anderen Ertrag zugeführt wurden.
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    So sieht Gurkenwirtschaft aus.
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    Wir richten uns – diese Statistik war
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    diesen Monat in der Financial Times –
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    wir richten unser Augenmerk
    auf die Luxuswirtschaft.
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    Die ist jährlich 1,5 Billionen Dollar wert –
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    enorm viel Geld, nicht wahr?
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    Dreimal das Bruttoinlandsprodukt
    der Schweiz.
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    Enorm. Aber das sollte
    eine Fußnote haben, die besagt,
  • 3:35 - 3:40
    dass zwei Drittel der Arbeiter auf der Welt
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    davon ausgeschlossen sind.
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    1,8 Milliarden Menschen
    auf der ganzen Welt arbeiten
  • 3:44 - 3:50
    in diesem unregulierten und
    informellen Teil der Wirtschaft.
  • 3:50 - 3:53
    Eine große Zahl. Und was bedeutet das?
  • 3:53 - 3:58
    Es bedeutet, dass, wenn das in einem
    einzigen politischen System,
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    einem Land, zusammengefasst wäre
    – nennen wir es
  • 4:02 - 4:05
    »Vereinigte Straßenverkäufer-Republik« oder
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    »Basaristan« –
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    wäre sie 10 Billionen Dollar
    jedes Jahr wert und damit
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    die zweitgrößte Handelsmacht
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    in der Welt nach den USA.
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    Angesichts der Prognosen,
    dass der Großteil
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    des ökonomischen Wachstums
    der nächsten 15 Jahre aus den
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    aufstrebenden Entwicklungsländern kommt,
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    könnte es die USA leicht überholen
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    und zur größten Handelsmacht der Welt werden.
  • 4:31 - 4:34
    Die Auswirkungen sind enorm,
    weil das bedeutet,
  • 4:34 - 4:38
    dass hier ein Arbeitsmarkt
    mit 1,8 Milliarden Menschen besteht
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    und dass wir hier eine
    harmonisiertere Welt aufbauen können,
  • 4:43 - 4:47
    weil Menschen hier wirklich
    Geld verdienen und leben und
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    gedeihen können,
    genauso wie Andrew Saboru.
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    Die großen Unternehmen haben das erkannt,
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    und das ist hier so faszinierend:
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    – nicht, dass den Jungs die Kartons
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    beim Laufen nicht herunterfallen –
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    Gala Würstchen werden
    von der weltweit tätigen Firma
  • 5:02 - 5:04
    UAC Foods hergestellt, die in ganz Afrika
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    und dem Mittleren Osten aktiv ist,
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    aber Gala Würstchen kann man
    nicht in Geschäften kaufen.
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    UAC Foods hat eingesehen,
    dass sie in Läden nicht verkauft werden würden.
  • 5:14 - 5:18
    Sie werden von einem Trupp
    fliegender Händler verkauft,
  • 5:18 - 5:21
    die auf den Straßen von Lagos,
    an Busstationen
  • 5:21 - 5:25
    und in Verkehrsstaus herumlaufen
    und sie als Snack verkaufen,
  • 5:25 - 5:28
    und das schon seit 40 Jahren.
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    Das ist ein Geschäftsmodell für eine Firma.
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    Und nicht nur in Afrika.
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    Hier guckt Meister Propper
    verliebt auf die anderen
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    Procter & Gamble Produkte.
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    Und Procter & Gamble – die immer wieder
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    bemühte Statistik besagt, dass Wal-Mart
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    ihr größter Kunde sei. Das stimmt,
    als einzelner Laden kauft Wal-Mart
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    15 % und so macht Procter & Gamble
  • 5:51 - 5:54
    15 % seiner Geschäfte mit Wal-Mart,
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    aber – ihr größtes Marktsegment
    haben sie in den sogenannten
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    »Warenumschlags-Läden«, das sind
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    all diese kleinen Kioske
    und die Dame in dem Kanu
  • 6:04 - 6:09
    und all diese anderen Geschäfte, die es im
    Système D. gibt, der Schattenwirtschaft,
  • 6:09 - 6:13
    und Procter & Gamble macht
    20 % seines Geldes
  • 6:13 - 6:15
    in diesem Marktsegement,
  • 6:15 - 6:18
    und das ist das einzige Marktsegment,
    das wächst.
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    Procter & Gamble sagt:
    »Egal, ob ein Laden
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    eingetragen, registriert oder so ist –
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    wir wollen unsere Produkte
    in dem Laden sehen.«
  • 6:28 - 6:30
    Dann gibt's da die Mobiltelefone.
  • 6:30 - 6:32
    Das hier ist Werbung für MTN,
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    einen Süd-Afrikanischen Multi,
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    der in etwa 25 Ländern aktiv ist.
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    Als die nach Nigeria kamen –
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    Nigeria ist der dicke Fisch in Afrika.
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    Jeder siebte Afrikaner ist Nigerianer,
  • 6:43 - 6:46
    und deshalb wollen alle in den Handy-Markt
  • 6:46 - 6:48
    von Nigeria. MTN wollte anfangs
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    mobile Dienste wie bei uns in den USA
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    oder wie hier in Großbritannien
    und Europa verkaufen –
  • 6:55 - 6:59
    teure Verträge, man bekommt ein Telefon,
  • 6:59 - 7:01
    man zahlt sich dumm und dusselig,
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    die Gebühren fressen einen auf –
  • 7:03 - 7:05
    aber ihr Plan ging in Rauch auf.
  • 7:05 - 7:07
    Sie fingen neu an, dachten um,
  • 7:07 - 7:08
    und kamen neu heraus:
  • 7:08 - 7:10
    »Wir verkaufen euch kein Telefon,
  • 7:10 - 7:12
    auch keinen Monatsvertrag.
  • 7:12 - 7:15
    Wir verkaufen euch nur die Sprechzeit.«
  • 7:15 - 7:17
    Und wo wird Sprechzeit verkauft?
  • 7:17 - 7:21
    Sie wird unter Sonnenschirmen
    überall auf den Straßen verkauft,
  • 7:21 - 7:25
    wo die Leute nicht registriert sind
    und keine Lizenz haben,
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    aber MTN seinen größten Profit macht,
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    vielleicht 90 % seines Gewinns,
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    durch Verkauf im Système D.,
    der Schattenwirtschaft –
  • 7:35 - 7:37
    Und woher kommen die Telefone?
  • 7:37 - 7:40
    Na, hierher. Das ist Guangzhou in China,
  • 7:40 - 7:43
    und wenn man in dieser Elektronik-Mall,
    die einen
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    eher verschlafenen Eindruck macht,
    nach oben geht, kommt man zum
  • 7:48 - 7:51
    Guangzhou Dashatou
    Gebrauchtwarenzentrum.
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    Da geht man rein und folgt
    den muskulösen Jungs
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    mit den Kartons.
    Und wo gehen die hin?
  • 7:56 - 7:59
    Die gehen an Eddy in Lagos.
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    Die meisten Telefone da
    sind gar nicht gebraucht.
  • 8:02 - 8:03
    Der Name ist irreführend.
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    Die meisten sind raubkopiert.
    Sie tragen Markennamen,
  • 8:06 - 8:09
    aber sie sind nicht
    von den Markenfirmen produziert.
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    Aber gibt's da auch eine Kehrseite?
  • 8:12 - 8:15
    Könnte sein. China kennt kein –
  • 8:15 - 8:19
    (Gelächter) – kein geistiges Eigentum, oder?
  • 8:19 - 8:20
    Versace ohne Vokale.
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    Zhoumani statt Armani.
  • 8:22 - 8:27
    S. Gu-u-u-ci, und –
    (Gelächter) (Beifall)
  • 8:27 - 8:31
    So werden Produkte überall auf der Welt
  • 8:31 - 8:33
    verkauft; man kann zum Beispiel
  • 8:33 - 8:36
    auf einem Straßenmarkt
    auf der Rua 25 de Março
  • 8:36 - 8:38
    in São Paulo in Brasilien
  • 8:38 - 8:42
    nachgemachte Designer-Sonnenbrillen kaufen.
  • 8:42 - 8:44
    Und nachgemachte Parfums.
  • 8:44 - 8:46
    Und natürlich raubkopierte DVDs.
  • 8:46 - 8:49
    Man kann New-York-Yankees-Kappen
  • 8:49 - 8:52
    in allen möglichen
    nicht erlaubten Designs kaufen.
  • 8:52 - 8:56
    Oder cuecas baratas,
    Designer-Unterwäsche,
  • 8:56 - 8:58
    die gar nicht vom Designer stammt,
  • 8:58 - 9:02
    und sogar Raubkopien von
    religiösen Mixtapes (Gelächter).
  • 9:02 - 9:05
    Die Firmen beklagen sich gerne darüber,
  • 9:05 - 9:09
    und sie – ich will gar nicht bestreiten,
  • 9:09 - 9:11
    dass sie sich zu Recht beklagen –
  • 9:11 - 9:15
    ich habe vor ein paar Monaten
    bei einem Sportschuhhersteller gefragt,
  • 9:15 - 9:18
    was sie von Raubkopien halten,
  • 9:18 - 9:19
    und man sagte mir:
    »Wenn Sie mich zitieren,
  • 9:19 - 9:21
    müsste ich Sie umbringen lassen.«
  • 9:21 - 9:27
    Sie benutzen Raubkopien zur Marktforschung.
  • 9:27 - 9:30
    Der Sportschuhhersteller
    sagte mir, dass sie,
  • 9:30 - 9:34
    wenn Pumas oder Adidas raubkopiert werden,
  • 9:34 - 9:37
    aber ihre eigenen Schuhe nicht,
    dass sie dann wissen,
  • 9:37 - 9:40
    dass sie etwas falsch gemacht haben.
    (Gelächter)
  • 9:40 - 9:43
    Daher verfolgen sie die Raubkopiererei,
  • 9:43 - 9:46
    zumal die Leute, die die Raubkopien kaufen,
  • 9:46 - 9:48
    sowieso nicht ihre Zielgruppe sind,
  • 9:48 - 9:50
    weil die das Echte will.
  • 9:50 - 9:52
    Noch ein anderes Problem:
  • 9:52 - 9:55
    hier ist ein Straßenschild
    in Lagos in Nigeria.
  • 9:55 - 9:58
    Das ganze Système D. zahlt keine Steuern.
  • 9:58 - 10:00
    Dazu fällt mir zuerst ein,
  • 10:00 - 10:04
    das ›Regierung‹ ein Sozialvertrag
    zwischen Volk und
  • 10:04 - 10:06
    Regierung ist, und ist die nicht transparent,
  • 10:06 - 10:09
    wird es das Volk auch nicht sein,
  • 10:09 - 10:12
    aber auch, dass wir
    den kleinen Mann beschuldigen,
  • 10:12 - 10:14
    der keine Steuern bezahlt, aber
  • 10:14 - 10:16
    überall auf der Welt
    die Dinge frisiert werden,
  • 10:16 - 10:20
    unter anderem von hochgeachteten Firmen,
  • 10:20 - 10:22
    wie in diesem Beispiel:
  • 10:22 - 10:26
    es gab eine Firma, die
    Anfang dieses Jahrtausends
  • 10:26 - 10:28
    4.000 Bestechungsgelder gezahlt hat,
  • 10:28 - 10:33
    in Höhe von einer Million Dollar
    Bestechungsgelder für jeden Geschäftstag.
  • 10:33 - 10:35
    Auf der ganzen Welt. Diese Firma
  • 10:35 - 10:38
    war der deutsche Elektronik-Riese Siemens.
  • 10:38 - 10:42
    Das passiert also in
    der offiziellen Wirtschaft
  • 10:42 - 10:44
    genau so wie in der Schattenwirtschaft,
  • 10:44 - 10:46
    und die Anschuldigungen
  • 10:46 - 10:50
    – und Siemens ist da kein Einzelfall.
    Jeder macht es.
  • 10:50 - 10:54
    Die Frage am Ende ist:
    wenn Adam Smith die Theorie
  • 10:54 - 10:56
    der Flohmarktwirtschaft ausgearbeitet hätte
  • 10:56 - 11:00
    statt der der Freien Marktwirtschaft,
  • 11:00 - 11:02
    wie sähen dann seine Grundsätze aus?
  • 11:02 - 11:05
    Erstens müsste man verstehen,
    dass man dies
  • 11:05 - 11:08
    als Kooperative sehen könnte, eine Idee
  • 11:08 - 11:12
    des brasilianischen Rechtswissenschaftlers
    Roberto Magabeira Unger.
  • 11:12 - 11:15
    Kooperative Entwicklung bringt uns weiter.
  • 11:15 - 11:20
    Zweitens sagte der österreichische
    anarchistische Philosoph Paul Feyerabend,
  • 11:20 - 11:24
    dass Tatsachen relativ sind:
    die Selbstständigkeit, die ein
  • 11:24 - 11:27
    nigerianischer Geschäftsmann
    für sich beansprucht,
  • 11:27 - 11:31
    sehen andere als unberechtigt
    und furchtbar an, und wir müssen
  • 11:31 - 11:33
    Unterschiede darin zulassen,
  • 11:33 - 11:35
    wie Menschen die Dinge definieren.
  • 11:35 - 11:38
    Drittens sagte der große
    amerikanische Poet
  • 11:38 - 11:41
    der Beat Generation Allen Ginsberg,
  • 11:41 - 11:44
    dass alternative Wirtschaften
    Tauschhandel treiben und
  • 11:44 - 11:47
    verschiedene Formen
    alternativer Währungen
  • 11:47 - 11:50
    eine große Rolle spielen.
    Er sagte immer,
  • 11:50 - 11:53
    dass er oft mit seinem
    guten Aussehen einkaufte.
  • 11:53 - 11:57
    Zum Abschluss gebe ich Ihnen mit auf den Weg,
  • 11:57 - 12:01
    dass diese Wirtschaftsform eine enorme Macht
    für globale Entwicklung ist,
  • 12:01 - 12:03
    und wir sie so auch sehen sollten.
  • 12:03 - 12:06
    Vielen Dank. (Beifall)
  • 12:06 - 12:09
    (Beifall).
Title:
Robert Neuwirth: Die Macht der informellen Wirtschaft
Speaker:
Robert Neuwirth
Description:

Robert Neuwirth hat vier Jahre unter den chaotisch anmutenden Verkaufsständen der Straßenmärkte zugebracht und mit den Karrenhändlern und den Schwarzmarkthändlern gesprochen, um Einsichten über das ›Système D.‹ zu sammeln, der Welt größtes Netzwerk ohne Lizenzen. Obwohl es Grundlage für 1,8 Milliarden Jobs ist, wird seine wirtschaftliche Macht und seine Reichtweite unterschätzt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
12:29

German subtitles

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