-
36C3 Vorspannmusik
-
Herald: Gamification ist geil, bis sie es
nicht mehr ist. Und wann sie es nicht mehr
-
ist, ist unter anderem der Fall, wenn die
neue Rechte den Kampf gegen demokratische
-
Grundrechte und unsere Gesellschaft auch
durch Gamifizierung vorantreibt.
-
Unser nächster Speaker hat sich das mal genauer
angeschaut, welche Techniken da von wem
-
eingesetzt werden und was die Effekte
davon sind. Bitte einen großen Applaus:
-
Arne Vogelgesang.
-
Applaus
-
Arne: Hi, danke! Oha, so viele Leute, ich
bin ein bisschen aufgeregt, ist doch eine
-
große Ehre, hier sprechen zu dürfen und
auch noch so den Ausklang des Tages zu
-
machen. Der Ausklang ist in diesem Raum
dann hier jetzt nicht mit den tollsten
-
Inhalten gesegnet. Deswegen Content
Warning gleich am Anfang. Es geht
-
naturgemäß um extrem rechte Propaganda. Es
geht um Rassismus, Antisemitismus, Gewalt
-
gegen Frauen, Terrorismus. Ich werde davon
erzählen. Ich zeige aber auch einiges an
-
Bildern und Videos. Ich habe eindeutigen
Hate Content geblurred, hab das aber nicht
-
alles komplett rausgeschmissen, weil ich
es wichtig finde, ein Gefühl dafür zu
-
kriegen, wie die kulturellen Räume, über
die ich rede, so ästhetisch und inhaltlich
-
miteinander reden oder agieren. Ich weiß
aber, dass das immer so eine schwierige
-
Sache ist mit Reproduktionen von Zeug. Und
meine Einschätzung ist von meinem Privileg
-
geprägt. Ich habe so ein bisschen das
Glück, weiß, männlich und nicht Opfer von
-
Hass im Internet - bis jetzt - zu sein,
kann sich ja ändern nach dem Talk.
-
Insofern tut mir leid, falls es
irgendjemanden auf dem kalten Fuß
-
erwischt. Falls ihr keinen Bock habt, euch
die Stories anzuhören oder die Sachen
-
anzugucken, während dessen, geht einfach
raus. Ich bin nicht böse. Ansonsten hoffe
-
ich, wir kommen gut miteinander klar, und
es bleibt trotzdem auch noch ein bisschen
-
unterhaltsam. Auch ein kleines Sorry an
das Übersetzungsteam: Ich bin mitunter
-
ziemlich schnell, wenn ich rede, und es
wird dann manchmal auch ein bisschen
-
dicht, und ich kann mir vorstellen, dass
das sehr anstrengend wird, das mit zu
-
übersetzen. Ich möchte euren Job nicht
haben, aber sehr schön, dass ihr es macht
-
- vielen Dank dafür!
Applaus
-
Arne: Ja, also würde ich sagen, gehen wir
an die Arbeit. Ich habe einen Plan gemacht
-
darüber, was wir uns so angucken könnten.
Dann hab ich mir den Plan durchgeguckt und
-
gesagt: Vielleicht ist es ein bisschen zu
lang für die Zeit, die wir zur Verfügung
-
haben. Ich habe deswegen so ein paar
Striche gesetzt. Über die Hälfte von den
-
Sachen, die ich gestrichen habe, werde ich
trotzdem reden, wie es dann halt so ist.
-
Ich hoffe aber trotzdem, dass ich in der
Zeit einigermaßen durchkomme. Es gibt ja
-
aber auch ein paar Sachen, die ich euch
nicht erklären muss, weil es hier eine
-
besondere Crowd ist, vor der ich spreche.
Ich muss euch zum Beispiel nicht erzählen,
-
dass Gaming die größte und bald sicher
auch die einflussreichste Kulturindustrie
-
der Welt ist. Mit einem globalen Umsatz,
der schon 2014 das Doppelte der globalen
-
Filmindustrie hatte und mittlerweile über
150 Milliarden Dollar beträgt. Der größte
-
Anteil davon: Mobile Games. Clash of Clans
zum Beispiel wird gespielt von 6,4... hat
-
6,4 Milliarden Dollar Umsatz gemacht.
Lachen
-
Arne: Ich selber hab es nie gespielt, aber
soll ein super Spiel sein, hab ich gehört.
-
Ist die erfolgreichste App im Apple Store.
480 Millionen Menschen weltweit spielen
-
Minecraft. Ich gehöre auch nicht dazu.
Worum es heute Abend nicht gehen wird,
-
sind letztlich Games, auch politische
Games. Das Spiel, erinnern wir uns daran,
-
analog vom NSU. Es geht nicht um KZ
Manager Millennium. Es geht nicht um
-
Brettspiele aus den 70er Jahren wie "Jude
ärgere dich nicht", die von einem
-
Polizisten vertrieben wurden, auch nicht
die Vorläufer aus der Nazizeit. Auch die
-
Kriegsspiele, die damals als "Schlacht um
England" oder sowas unterwegs waren, darum
-
geht es nicht. Es geht auch nicht um die
entsprechenden Äquivalente vom US-Markt.
-
Es geht auch nicht um Fan Games für reale
Kriege wie z.B. "Quest for Saddam" oder
-
auch nicht um das Mod, was der Islamische
Staat damals von diesem Spiel gemacht hat
-
und das wiederveröffentlicht hat, als
"Night of Bush Capturing". Es geht auch
-
nicht um Spiele wie "School Shooter North
American Tour 2012", wo Leute, die Bock
-
auf Amokläufe haben, spielen können. Es
geht auch nicht um Sachen wie das
-
Anders-Breivik-Mod für "ArmA 3", wo man
auf einer Insel Zivilisten erschießen konnte.
-
Es geht auch nicht um Triple-A-
Kriegssimulationen, also so die ganz
-
normalen Spiele, wie wir sie alle kennen und
lieben. Zum Beispiel "Modern Warfare 2",
-
was Anders Breivik selbst empfohlen
hat als Vorbereitung für seinen eigenen
-
Einsatz. Es geht nicht einmal um die beste
"Multiplayer Open World Erfahrung"
-
überhaupt, wenn man der Bundeswehr glaubt,
nämlich in der Bundeswehr zu sein.
-
Obwohl die US-Armee hat seit vier Jahren ein
eigenes Computerspiel auf Steam, was sie
-
zur Rekrutierung einsetzen, und das finde
ich schon relativ interessant. Darum wird
-
es aber nicht gehen, um all das nicht. Es
geht auch nicht um die Spielchen mit dem
-
Diskurs, die gewisse Parteien in
Deutschland in den letzten Jahren machen.
-
Worum geht es dann? Ich glaube, die
meisten hier wissen mehr oder weniger, was
-
Spielifizierung ist. Euphemistisch gesagt
für Leute, die der Meinung sind, dass das
-
eine total geile Sache sind, ist das Mind
Set dahinter: Wir sind alle Spiele-
-
Designer unseres eigenen Lebens. Das ist
quasi die Aktualisierung von Jeder ist
-
seines Glückes Schmied. Etwas weniger
euphemistisch könnte man sagen, es ist
-
eine Herrschaftstechnik im Ludo-
Kapitalismus, weil Spiele es erlauben,
-
genussvoll gegen die eigenen Interessen zu
handeln. Jeder, der schon mal Lotto
-
gespielt hat, der kann das sicher
bestätigen. Deswegen ist Gamifizierung
-
sehr beliebt in Markenkommunikation, als
Mittel zur Kundenbindung und ein ganz
-
wesentlicher Kern von dem Hype, der
Experience Economy heißt. Also, jedem
-
neuen Level von Ökonomie, wo nicht mehr
Waren, Produkte oder Services verkauft
-
werden, sondern Erfahrungen mit all diesen
Services und Produkten und Waren und die
-
Erinnerung daran, also wo man ganz tief in
die Köpfe und Herzen der Menschen
-
hineinkommt und zum Beispiel nicht nur an
Kunden verkaufen kann, sondern auch an die
-
eigenen Angestellten ihre Arbeit. Das
heißt, dass sie ihre eigene Ausbeutung als
-
Spaß wieder konsumieren können. Ich werde
auch nicht über Qualtrics reden von deren
-
großen Experience Economy Summit dieses Ding hier
kommt, wo man sagen muss, dass eine
-
Gesellschaft mit solchen Zielen sich über
Glaubenskriege nicht wundern muss.
-
Allgemein gesagt: Gamification ist eine
Art Methode, menschliches Verhalten und
-
Engagement zu designen und irgendwie
genießbar zu machen.
-
Meistens spieltheoretisch fundiert. Beispiele
sind den meisten, glaube ich, bekannt.
-
Konsum-Marken gab's früher, Bonus-Marken
sammeln, Fortschrittsbalken, den man
-
stundenlang zuschauen kann, daran, wie sie
sich entwickeln...
-
Lachen
Arne: ...weil es nett ist, irgendwo noch
-
Fortschritt zu sehen, den eigenen Status
zu steigern, also eigene Ziele ein
-
bisschen besser in den Griff zu kriegen
und auch die Motivation dazu z.B. über
-
Weight Watchers Kalorien zählen oder sowas
in der Art. Wir können mit Gamification-
-
Prinzipien bestimmte Entscheidungen
regeln, z.B. politische Entscheidungen.
-
Wir können auch soziale Entscheidungen
damit regeln, über eine einfache
-
Handbewegung die Menschen finden, die
wirklich zu uns passen. Und da gibt es
-
noch so eine schöne Radar-Funktion dazu.
Das heißt, der romantische Partner der
-
Zukunft ist eine Art Pokemon irgendwo im
näheren Umgebungsraum...
-
Lachen
Arne: ...das ich nur noch erlegen muss.
-
Der Witz funktioniert natürlich auch nur -
freut mich, dass er es tut - weil wir alle
-
Pokémon Go mittlerweile kennen. Das heißt,
wir können auch Bewegung im öffentlichen
-
Raum gamifizieren. Im ersten halben Jahr
haben die Kunden von Pokémon Go genug
-
Strecke zurückgelegt, um das Sonnensystem
zu verlassen, was eine ganze Menge ist und
-
dem entsprechenden Unternehmen eine
massive Datenbasis beschert darüber, wie
-
und wohin Leute so gehen. Das bietet auch
tolle Möglichkeiten: einerseits von
-
Kooperationen. Es gibt einen riesigen
Werbefaktor. Wenn jetzt eine Firma sich
-
das Pokémon kauft in der Nähe von ihrem
Store, dann steigen die Umsätze noch so'n
-
bisschen. Das ist Persuasive Gaming.
Andererseits kann man genau solche
-
Beziehungen dann auch hacken, wie zum
Beispiel die Neonazis vom Daily Stormer in
-
den USA gemacht haben, die geguckt haben,
wo sind denn die Pokémons in den Gyms. Da
-
haben wir gleich zwei Zielgruppen, nämlich
die, die irgendwie gerne spielen, und wir
-
haben die, die gerne ihren Körper stählen
wollen. Und das sind doch die Richtigen,
-
die wir rekrutieren müssen. Und um zu
beweisen, dass ich mir das nicht
-
ausdenke: Hier die "Pokémon GO Nazi
Challenge!" auf dem Daily Stormer.
-
Apropos Challenge: Seit 2012 motiviert
"Zombies Run" Jogger dazu, schneller zu laufen,
-
indem sie sich vorstellen, dass sie von
Zombies verfolgt werden. Man legt dann
-
auch mehr Strecken zurück. Das ist
bewiesen, und die Leute lieben es.
-
Das heißt, man kann bestimmte Tätigkeiten oder
Verhältnisse fiktionalisieren. Und das ist
-
sehr wirksam. Und wer nicht laufen will,
der ruft sich ein Uber und tritt in die
-
Gig Economy ein und kann zuschauen, wie
der eigene Taxi-Fahrer oder die eigene
-
Taxi-Fahrerin gamifiziert wird, weil die
mit ihrem Arbeitgeber nur noch per App
-
vermitteln. Oder die App ist letztlich der
Arbeitgeber. Und die nudged sie dazu,
-
immer noch ein Stückchen zu fahren und
noch eine Tour zu machen und noch eine
-
Tour zu machen und bricht damit auf eine
gewisse Art und Weise das erste Gesetz der
-
Robotik, das sagt, Roboter sollen die
Anweisungen von Menschen ausführen. Und da
-
ist es ja irgendwie schon andersrum. Es
gibt Gamification-Services und Toolsets
-
für Tour-Formate und Audio Walks. Es gibt
sie für Schulen und für Lehreinrichtungen.
-
Das heißt, man kann den Unterricht
gamifizieren. Es gibt gamifizierte
-
Assessment Center, wo man dann vielleicht
keinen Job kriegt, aber beim
-
Bewerbungsgespräch eine total großartige
Candidate Experience hatte.
-
Lachen
Arne: Man kann ganz ernsthaft zu
-
wissenschaftlichen Erkenntnissen über
Proteinfaltungen kommen, in dem sehr viele
-
Leute versuchen, Proteine zu falten als
eine Art Spielgemeinschaft. Und die
-
meisten hier wahrscheinlich kennen
"Capture the Flag" als Format für Crypto-
-
Turniere, weil sie mit ein bisschen
Motivation, wenn man gegen andere Leute
-
kämpft, findet man den Exploit dann
vielleicht eben etwas schneller. Das ist
-
ein Format, was uns später noch
wiederbegegnen wird. Ich will auf die
-
ganzen einzelnen Prinzipien gar nicht
eingehen. Was wichtig ist und in dieser
-
Liste oder den anderen Listen, die man oft
über Gamification online findet, manchmal
-
nicht vorkommt, ist, dass Spiele
freiwillig sind. Das ist eigentlich die
-
wichtigste Eigenschaft davon. Das heißt,
sie bringen etwas mit, was man
-
intrinsische Motivation nennt. Wir spielen
das Spiel halt, weil es geil ist, das
-
Spiel zu spielen oder weil wir gewinnen
wollen. Und was passiert jetzt, wenn man
-
diese Techniken des freiwilligen
Engagements benutzt, um damit politisches
-
Engagement zu stimulieren oder zu
kanalisieren? Und was für Folgen könnte so
-
eine Stimulation haben in Gesellschaften,
die sowieso die Tendenz haben, immer
-
größere, spielifizierte Welten zu
erzeugen? Ob jetzt Disney World oder
-
soziale Werbeplattformen wie Facebook. Ab
einer bestimmten Größe politisieren sich
-
solche Welten, weil irgendwie das
Zusammenleben der Leute dort geregelt
-
werden muss. Und sie politisieren sich
entlang ihrer Designregeln. Designregeln
-
sind aber von Unternehmen vorher entworfen
worden, die diese Welten kontrollieren.
-
Das heißt, da kommen ganz neue
Herrschaftsformen auf uns zu. Vor allem,
-
wenn diese Firmen die Politik, die nötig
wäre, um das Zusammenleben zu gestalten,
-
vorher nicht bedenken, weil sie halt
hauptsächlich ihren Profit im Auge haben.
-
Allgemein gilt für Spiele: Wer Spiele
beherrschen will, der muss die
-
Regeln machen, oder er muss sie
erfolgreich brechen. Oder er muss andere
-
dazu bringen, das eigene Spiel mitzuspielen.
Und dafür zeige ich ein paar Beispiele
-
Zuerst aus den USA.
-
So, die
meisten von euch kennen die Story
-
wahrscheinlich. Ich erzähle sie trotzdem,
so kurz ich das irgendwie hinkriege und
-
übermäßig verknappt, wahrscheinlich, an
einigen Stellen. 2012 startete die
-
feministische Medientheoretikerin Anita
Sarkeesian einen Kickstarter für eine
-
Video Serie über stereotype Darstellungen
von Frauen in Videospielen. Sie wollte
-
6.000 Dollar damit einwerben, sie hat 160.000
bekommen. Es gab also großes Interesse
-
dafür. Und sie hat eine Welle von Hass
bekommen. Es gab Todesdrohungen,
-
Vergewaltigungsdrohungen, es gab ein
Spiel, indem man sie grün, blau und blutig
-
schlagen konnte. Und das war alles ein
Vorgeschmack auf das, was da noch kommen
-
sollte. Anfang 2004 erschien das Text
Adventure Depression Quest der Indie-
-
Spiele Macherin Zoë Quinn, die daraufhin auch
monatelang Bedrohungen ertragen musste.
-
Dann beschwerte sich ihr Ex-Freund online
in einem sehr ausführlichen Blogeintrag,
-
dass sie ihn betrogen habe mit mehreren
Spielejournalisten. Rage Face. Und so
-
wurde aus dem Konflikt um Deutungshoheit
innerhalb der Spielekultur sehr schnell
-
ein ausgewachsener Kulturkrieg zwischen
links und rechts entlang der politischen
-
Divide der USA. Die Basis dafür war die
unterstellte Verschwörung linksliberaler
-
Feministinnen und Spieleproduzentinnen mit
Journalisten, um unsere Spiele kaputt zu machen.
-
Also das war so eine Art 'Wir sind das
Volk' für Gamer. Aber auch nur für eine
-
bestimmte Art für Gamer, nämlich jung,
männlich, wütend. In der Regel. Wir wissen
-
heute, dass Verschwörungstheorien der
Haupttreiber für rechte Politisierung
-
überhaupt sind. Das war damals eine sehr,
sehr erfolgreiche. Das spielte sich so ab,
-
dass eine Seite gedoxxt wurde, aus
Wohnungen ausziehen musste, geswatted
-
wurde, Bombendrohungen bei Veranstaltungen
erhielt, wo sie auftreten sollten, die
-
dafür abgesagt werden mussten. Und die
andere Seite wollte doch eigentlich nur
-
über Ethik im Spielejournalismus
diskutieren und schlug dafür ab und zu mal
-
über die Stränge. Meinte man. Im
Englischen nennt man einen
-
Kriegsschauplatz Theatre of War und Erfolg
in so einem Theater kann davon abhängen,
-
für wen dieser Ganze War eher ein
Schauspiel sein kann, also vom Einsatz.
-
Für wen ist es ein Spiel? Und für wen ist
das Ganze ernst? Das war so ein bisschen
-
ungleich verteilt damals und ist es immer
noch in dem Konflikt, weil eigentlich
-
dauert dieser Gamergate-Kampf immer noch
an oder kommt immer wieder hochgekocht.
-
Der Skandal Hashtag selber wurde von Adam
Baldwin, den wir hier schon in diesem
-
Twitter-Austausch sehen, gecoined auf
Twitter. Sehr erfolgreich. Twitter war das
-
Main Theatre of Operations in diesem
Krieg. Mehr als zwei Millionen Tweets mit
-
dem Hashtag Gamergate wurden in zwei
Monaten gepostet, und radikal rechte
-
Medien kriegten relativ schnell mit, was
da lief und dass sie sich von dem Kuchen
-
eine Scheibe abschneiden konnten. Allen
voran Breitbart pushte die ganze
-
Diskussion. Steve Bannon engagierte den
Shootingstar-Troll Milo Yianno-Dings,
-
hier, mit dem Namen. Ihr wisst schon.
Gelächter
-
Und der postet dann Leaks von angeblichen
-
konspirativen Mailinglisten und so weiter,
um diese Verschwörung weiter zu befördern,
-
befeuern und damit ein bisschen mehr die
Abspaltung von all denen einzuleiten,
-
die für rechte Ideen besonders empfänglich
wären und sie auf die eigene Seite zu kriegen.
-
Die Folge war einerseits eine
Kulturkrise der Spieleindustrie und die
-
Popularisierung des Konzepts der Alt-
Right, also das, was wir in Europa
-
Metapolitik nennen, für die Rechte,
radikale rechte Metapolitik. Und es war
-
ein wichtiger Meilenstein für die
politische Selbstorganisation und
-
Mobilisierung von Anons. 4chan gab es seit
2003 als Image Board und Raids, also
-
Schwarmattacken, waren relativ schnell
Teil der Kultur geworden. Erst mal auf
-
soziale Räume im Internet, deren soziale
Verhältnisse, die sie dort künstlich
-
wieder aufbauten, man so ein bisschen
testen konnte. So Pen Testing.
-
Wie funktionieren denn eure Spielregeln. Wo
kann man sie brechen? Wo kann man sie
-
unterlaufen? Eigentlich ja, erst mal auch
eine ganz gute Sache. Irgendwann gingen
-
die Raids dann real. 2008 gab es Operation
Chanology. Das richtete sich gegen
-
Scientology an verschiedenen Orten auf der
Welt gleichzeitig. Die nächste Aktion
-
richtete sich gegen Copyright Lobbyisten,
weil Spiele sollten frei sein. Operation
-
Payback, 2010. 2011 kam Occupy Wall
Street, und spätestens ab dann spalteten
-
sich auch verschiedene Zweige, die
politisch uneins waren, voneinander ab in
-
dieser ganzen Anon-Blase. 2012 kam
Operation Dub the Dew. Die ist vielleicht
-
nicht so bekannt. Ein US-amerikanischer
Softdrink Hersteller wollte einen neuen
-
Apfel-Drink rausbringen und dachte fragen
wir doch einfach mal unsere Kunden, wie
-
wir ihn nennen sollen, und machen eine
Online-Umfrage. Den ersten Platz gewann
-
"Hitler did nothing wrong". Die anderen
Plätze waren auch nicht so gut. Das musste
-
dann abgeblasen werden. Es war also auch
eine Beweisführung darüber, dass die
-
Zielgruppenpolitik von Unternehmen oft
nicht so gut aufgeht. Wenn sie dann an
-
eine Öffentlichkeit geraten, die mehr
enthält, als nur ihre Zielgruppe.
-
2012 war aber auch das Jahr, wo im
Nazi-Forum Storm Front einige Leute sich
-
zusammentaten, um gezielt 4chan zu
"redpillen". Also sie aufzuklären über die
-
"race reality", wie sie es nannten, "white
genocide", die Weißen werden unterdrückt,
-
wir sollen alle vernichtet werden.
Volkstod, Großer Austausch und so weiter.
-
Und sie organisierten das mit einem
Brückenkopf auf /pol/, dem Politically
-
Incorrect Board auf 4chan, wo die Leute
posteten und je nach der Nummer des Posts
-
zur letzten Ziffer des Posts wurde dann
entschieden, welches Board geredpilled
-
wurde an dem Tag. Also das ganze war schon
als Propagandaspiel aufgemacht, und dann
-
musste jeweils entsprechend der dortigen
Zielpublika angemessen die entsprechenden
-
Inhalte verteilt werden. Also was fressen
die Gamer leichter? Was machen wir auf dem
-
Random Board und so weiter und so fort.
Und sie waren relativ erfolgreich mit
-
dieser koordinierten Propagandaaktion.
Der nächste große Raid 2013 war
-
Operation Lollipop, wo von 4chan aus eine
Menge Fake-Accounts auf Twitter angelegt wurden.
-
Von was..., was man so Social
Justice Warriors genannt hat.
-
Also besonders extreme schwarze
Frauenrechtlerinnen, die an die
-
absurdesten Sachen sagen mit dem Ziel,
Streit innerhalb der linken Blase
-
auszulösen. Dass sich dann welche davon
distanzieren müssen, die sich alle
-
gegenseitig an die Gurgel gehen. Und man
steht daneben und ist lachender Dritter.
-
2014, ein Jahr später, kam Gamergate. Und
dann eskalierte die ganze Sache, das habe
-
ich ja eben schon beschrieben. Und auf
4chan wurden Diskussionen und
-
Verabredungen zu Gamergate gebanned. Und
all die Leute, die vorher dort sich so gut
-
miteinander eingeübt hatten, mussten
irgendwo anders hin. Es brauchte einen
-
neuen Ort dafür. Das war die Geburt von
InfiniteChan oder 8chan. Die Hauptattacken
-
gegen Zoë Quinn 2014 waren eigentlich
ausgegangen von einem anderen Image Board,
-
nämlich von Wizardchan. Das war eine
kleine Ausgründung von 4chan. Nur für
-
männliche Jungfrauen. Heute nennt man die
Incels oder Volcels. Sie selbst nannten
-
sich damals Wizards, weil die Wizards in
den Rollenspielen, die haben so viel mit
-
der Magie und so wichtig, die ganze
Wissenschaft. Die können einfach nicht mit
-
Frauen, weil sie so klug sind. Das war so
ein bisschen das Selbstbild. Ist auch ein
-
gutes Beispiel dafür, wie bestimmte
Defizite glorifizierend angeeignet werden
-
in der Szene, indem man sie überaffimiert
und irgendwas total Großes draus macht.
-
Aber natürlich kannte man sich auf
Wizardchan relativ gut aus mit
-
Depressionen, meinte man zumindest, weil
viele der Leute, die dort waren,
-
tatsächlich daran litten oder an irgendwas
ähnlichem oder was, was sie dafür hielten.
-
Das heißt, der Kampf gegen das Spiel von
Zoë Quinn war nun nicht nur eins gegen
-
eine Frau, die jetzt ein Spiel macht,
sondern gegen eine Frau, die
-
uns auch noch etwas über Depressionen
erzählen will. Und da sind wir schließlich
-
die Spezialisten. Und einer der
Moderatoren von Wizardchan gründete 8chan,
-
als Gamergate gebanned wurde auf 4chan.
Das war der Herr hier. 2016 hat er 8chan
-
wieder verlassen und ist heute ein
bisschen sorry über das, was er
-
angerichtet hat. Ich zeige das Bild auch
nicht, weil es um ihn geht, sondern weil
-
es ein interessantes Bild ist von einem
Mann. Und es sind sehr viele verschiedene
-
Männerbilde zusammengekommen auf 8chan.
8chan wurde so ein bisschen Ort für die
-
Verschmelzung diverser soziopolitischer
Kriegsspiele und verschiedener Szenen
-
wütender Männer. Eine andere Szene, die
dazukam, war die Pick-up-Szene. Pick-up-
-
Artists, die Manosphere-Leute, die es für
ein großartiges Spiel halten, möglichst
-
viele Frauen aufzureißen. Die brachten
ihre eigenen Spielebegriff mit. Ich weiß
-
nicht wer letztes Jahr da war, Angela
Washko war da und hat einen Talk gegeben
-
über ihr Spiel, über The Game: The Game:
The Game. Sehr schön, kann ich empfehlen.
-
Ansonsten einfach mal googlen. Und im
Rückschau darauf klingt dieser Satz, finde
-
ich, wir sind alle Spiele Designer
unseres eigenen Lebens, nochmal ein
-
bisschen anders, weil er hat ja eine
dunkle Seite. Es gibt ja kein
-
eigenes Leben eigentlich. Es gibt nur
geteilte Leben. Wir leben halt nicht
-
alleine. Und wenn jetzt eine Partei in so
einem Leben beschließt das, was wir
-
miteinander machen oder tun, ist ein
Spiel und die andere Partei weiß das nicht,
-
dann gibt's Probleme, und das
Machtpotenzial und das
-
Missbrauchspotenzial von solchen
Spielframes hat die Manosphere und diese
-
ganze Pick-up-Artist-Szene relativ gut
erforscht. Und diese Erkenntnisse brachten
-
sie dann mit in das, was auf dem
Politically Incorrect Board /pol/ von 8chan
-
dann verschmolz miteinander. Identitäre,
rechtslibertäre, faschistische Szene,
-
Gamer, traurige junge Männer im Keller.
All diese verschiedenen Männer mit ihren
-
Auffassungen kamen da zusammen, tauschen
sich miteinander aus und wurden aktiv.
-
Und vielleicht das eine Ding, was sie
miteinander verband, sie brauchten sehr
-
verschiedene Männerbilder, aber alles, was
miteinander verbunden werden konnte, lief
-
gut über Antisemitismus.
-
Antisemitismus geht quasi immer.
Und ich habe da diese
-
Krake da draußen auch schon wieder
gesehen, hab mich letztes Jahr schon
-
genervt. Vielleicht kann man irgendwann
mit dieser Datenkrake auch mal aufhören
-
und was anderes finden.
Applaus
-
/pol/, 8chan, zentraler Knotenpunkt zur
Produktion fresher rechter Memes.
-
Hitlermemes, Fashwave, extremer
Antisemitismus, White-Supremacy-Jokes,
-
Pepe the Frog in 1001 Variationen und
Evolutionen und ein ganzes großes
-
Figurenuniversum von Zoomern und Boomern
und Doomern und Gloomern für all die
-
verschiedenen Männer, die dort waren. Und
natürlich, weil das sind alles die Figuren
-
für einen selbst, für die Ingroup. Auch
die Figuren, für die Outgroup, die nicht
-
dazugehörte, nämlich die NPCs. Die Nicht-
Spieler-Charaktere, diejenige, die in den
-
Spielen keine eigene Agency haben, die
immer nur dem gleichen Script folgen, weil
-
sie so programmiert wurden. Vom System,
die Gehirngewaschenen, die Social Justice
-
Warriors, die Gutmenschen, diejenigen, die
quasi der Feind sind. Eine ganze eigene
-
große selbstreferenzielle Kultur mit
Selbstbildern und Feindbildern zum
-
politischen Rollenspiel. Und über die
Jahre hinweg konnte man sich damit
-
wunderbar selbst aufputschen und
radikalisieren. Und das brach im März
-
diesen Jahres aus. Mit dem Terroristen von
Christchurch, der seine Tat auf 8chan
-
ankündigte und dort postwendend zum Saint
erklärt wurde, also zum Heiligen. Und der
-
seinen Massenmord auch, und vor allem
erstmal als Unterhaltungsprogramm für die
-
Community konzipierte, auf 8chan. Vom
Manifest bis zur Musikbegleitung, den
-
eigenen Kommentaren bis zum Shitposting an
die Presse und den ganzen Inside-Jokes aus
-
der eigenen Kultur, die eingearbeitet
waren in seinen Massenwort, Massenmord und
-
dazu gehörte auch die eigene Tat als
Livestream zur Verfügung zu stellen.
-
Das ist auch was, wie viele andere Sachen,
die die radikale rechte Szene von, vom
-
globalen Dschihadismus gelernt hat. Auch
die vorher schon mit Live-Streams
-
gearbeitet, aber nicht mit dieser First-
Person-Perspektive. So ausführlich, die
-
dazu führte, dass der gesamte
Terroranschlag aussah wie ein gigantisches
-
"Let's Play". Also jenes Format, in dem man
anderen Leuten beim Spielen, beim Schießen
-
zuguckt, aus der eigenen Perspektive.
Helmkamera oben drauf. Und so'n "Let's Play"
-
sagt immer: 'Schau mal, so spiele ich das
Spiel. Wie spielst du das denn? Könntest
-
du es auch so gut machen? Könntest du es
besser machen als ich?' Das ist die
-
Botschaft, die mit vermittelt wird. Und
dass dabei Leute getötet werden, ist dann
-
quasi fast schon nebensächlich, weil das
gehört halt dazu. Das ist Teil der Rules
-
of the Game. Der Attentäter war selber nur
Nachahmer. Von Anders Breivik in dem Fall.
-
Anders Breivik hält immer noch den
höchsten Highscore für First Person Solo
-
Shooter in der Encyclopedia Dramatica,
also der Wikipedia der Szene.
-
Und Wiederholbarkeit, in dem Fall
Wiederholbarkeit von dem, was Breivik
-
gemacht hat, oder Wiederholbarkeit von
dem, was in Christchurch passierte,
-
ist ein wesentliches Spielprinzip. Es ist kein
Spiel, wenn es nicht wiederholbar ist.
-
Es ist aber eben auch ein politisches
Prinzip. Und irgendwie ist rechter Terror
-
seitdem in so einer Art Coverphase
eingetreten, was der Popmusik schon vorher
-
passiert ist. Das heißt, du hast eine
Folge von Wannabe-Alleinunterhaltern,
-
die immer noch einmal das gleiche Ding neu
interpretieren und versuchen, ein bisschen
-
was dazu zu geben. Zur Förderung dieser
Wiederholung kurbelte man auf 8chan
-
postwendend die Memeproduktion an. Es gab
den Memetic Warfare Thread im Namen des
-
Christchurch-Mörders. Als der erste Thread
voll war, musste man den zweiten Thread
-
aufmachen, um neue Bilder zu produzieren.
Dann war der zweite voll, da musste man
-
den dritten machen. Dann kam der vierte,
dann kam der fünfte, der sechste bis zu
-
15, und das wäre auch eine Weile so
weitergegangen. Aber dann wurde 8chan der
-
Saft abgedreht. Es gibt ein Spiel aus der
Szene, in dem man Hitler spielen kann,
-
Mussolini, Trump, Pepe the Frog oder
auch den Terroristen von Christchurch,
-
um liberale Demokraten, queere Menschen
oder Frauenrechtlerinnen zu erschießen.
-
Und folgerichtig dauerte es nicht lange, bis
es Nachahmer gab. Erst in Poway, da wurden
-
Juden erschossen. Dann in El Paso, da ging
es darum, Latinos zu töten. Dann in Oslo,
-
da ging es darum, Muslime zu töten, und
kürzlich hier um die Ecke, hier in Halle,
-
da ging es darum, Juden zu töten, aber
eigentlich hauptsächlich überhaupt
-
irgendjemanden zu töten. Und der
Attentäter von Halle übernahm nicht nur
-
von seinen Vorbildern diverse
Spielelemente wie z.B. Achievements zu
-
definieren, die möglichst zynisch und, ja,
lustig für die Ingroup daherkommen und
-
livestreamte seinen Terroreinsatz
folgerichtig auf Twitch, der Streaming
-
Plattform für Let's Play Formate. Er fügte
dem Ganzen auch ein neues Computerspiel-
-
Element hinzu, nämlich Crafting, indem er
alle seine Waffen per 3D-Druck selber,
-
nicht entwarf, Vorbilder hatte er
gekriegt, aber selber druckte und
-
ausdrücklich sagt in seinem Dokument:
"Hey, the whole deal is to show the
-
viability of improvised guns." Ganz klar
gibt's Tote, aber die Toten gehören ja eh
-
dazu. Ich will vor allen Dingen beweisen,
dass all die in den Ländern, wo man nicht
-
so leicht an Waffen kommt, auch total
erfolgreich sein können in diesem Spiel,
-
was wir miteinander spielen, was
glücklicherweise nicht so gut funktioniert hat,
-
aber trotzdem noch zu gut. Die
Terroristen von Christchurch, von Poway
-
und von El Paso posteten alle auf 8chan
ihre Ankündigungen. Das wurde dann vom
-
Netz runtergeschnitten, weil es irgendwann
zu viel wurde. Der Attentäter von Oslo
-
postete auf endchan, dem Ende des
Internets, einem Klon von 8chan und der
-
Mörder von Halle erst im Zeronet, von dort
wanderte dann der Post auf Kohlchan,
-
wo sofort - also Krautchan, Kohlchan ist so
ein bisschen die deutsche Version davon.
-
Da zog der Admin sofort den Stecker, als
das Ding auftauchte, bevor die
-
Sicherheitsbehörden da sein konnten. Und
dann landete der Post auf McGuire XXXX,
-
einem kleinen Anime-Imageboard, was dann
so den ganzen Shitstorm einsteckte, dafür.
-
Obwohl, Shitstorm ist das falsche Wort,
dafür, muss man sagen. Aber warum diese
-
Wanderung von einzelnen Posts, nachdem
8chan geschlossen wurde oder irgendwie
-
keinen Platz mehr hatte? Weil die Leute
waren ja immer noch da. Die Betreiber
-
waren eigentlich immer noch da, aber es
gab keinen sicheren Server mehr.
-
Waren plötzlich 1,7 Millionen Besucher pro
Monat heimatlos geworden. So viele waren da
-
nämlich vorher dort gewesen. Und die
suchten alle eine neue Heimat. Und diese
-
neue Heimat gibt es seit Anfang November.
Das ist 8kun, betrieben vom gleichen
-
Betreiber. Der Server wird vom gleichen
Menschen betrieben wie vorher. Das ist
-
Jim Watkins. Das ist dieser Herr hier. Der war
zur Anhörung vor dem US-Kongress mit einem
-
QAnon-Pin und wurde dafür gefeiert und war
früher Mechaniker für Attack Helicopter in
-
der US Army, was ein ganz eigener Joke
ist. Und 8kun startete mit einigem Getöse
-
mit Instanzen im Tornetz und auf Lokinet
und verhalf letzterem damit zu einem
-
Bekanntheitsschub. Das hat
-
jetzt nichts mehr mit Gamification zu tun.
Aber vielleicht kennen auch nicht alle von
-
hier Lokinet. Loki ist ein Projekt, das
ein ganz eigenes Ökosystem aufbaut,
-
über einer Blockchain. Dazu gehört auch ein
Onion Routing Protokoll, das Proof of
-
Stake ist. Das heißt, es geht nicht nur
darum, das Tor, das Tor-Protokoll ein
-
bisschen zu verbessern in technischen
Hinsichten, sondern auch ein ökonomisches
-
Incentive einzufügen, um das Ganze
sicherer zu machen. Das begründen sie,
-
spieltheoretisch. Der Hauptentwickler von
Lokinet war auch auf Endchan aktiv, hat
-
das dort zuerst vorgestellt, hat sein
Routingprotokoll LLARP genannt, das ist
-
ein Akronym für Low Latency Anonymous
Routing Protocol, und wollte nach eigener
-
Aussage die Server und Client
Implementationen Wizard und Bard nennen,
-
steckte also tief in der Szene drin. Und
damit beißt sich die ganze Geschichte
-
gleich mehrfach selber in den Schwanz.
Einerseits wirtschaftlich, andererseits
-
kulturell. Ich finde , das wirtschaftliche
müsste man ein bisschen weiter belichten,
-
nämlich dass eine Privacy-Architektur auf
kapitalistische Spiele gegründet wird,
-
ist was signifikant Neues. Das wird sich
anders verhalten als die Sachen, mit denen
-
jetzt die meisten Leute unterwegs sind,
die ein bisschen anderen Ethos mitbringen,
-
und für die kulturelle Frage vom
Rollenspiel komme ich später nochmal
-
zurück. Zuerst aber finde ich nach all
diesen Beispielen für Kriegserklärungen,
-
die einseitig sind, und für Gewalt, die
einseitig sind, also Leute sagen: Hey, wir
-
spielen jetzt dieses Spiel, ihr wusstet
davon nichts, aber jetzt seid ihr tot, ha.
-
Was ist, wenn die Gegenseite diesen Kampf
annimmt? Es muss ja auch nicht gleich zum
-
Töten kommen. Was ist, wenn man sich
einlässt auf so ein Spiel? Da gibt es auch
-
ein gutes Beispiel, ist eine Kampagne der
Chanszene, die vor, ich glaube, 2 Jahren
-
begonnen hat und auch Fragen von
politischer Kunstproduktion, von
-
Partizipation und Repräsentation stellt,
nämlich: He Will Not Divide Us.
-
Am 20. Januar 2017, dem Tag der Vereidigung von
Donald Trump als Präsident der Vereinigten
-
Staaten von Amerika, eröffnete das
Künstlertrio Labeouf, Rönkkö und Turner
-
eine Videoinstallation an der Außenwand
des Museums of Moving Image in New York.
-
Da war eine Kamera angebracht unter der
Überschrift He Will Not Divide Us, und die
-
streamte 24 Stunden live auf die Website
hewillnotdivide.us. Besucher und Passanten
-
waren eingeladen, so oft sie wollten, in
die Kamera hinein, He Will Not Divide Us,
-
He Will Not Divide Us zu sprechen, zu
einer Art Mantra, dass irgendwie ein
-
Gefühl von Zusammengehörigkeit und
Empowerment für diejenigen erzeugen sollte,
-
die relativ geschockt waren davon,
dass dieser Mann jetzt Präsident der USA
-
geworden war. Diese ganze Installation
sollte vier Jahre in Betrieb sein, also
-
die komplette Amtszeit von Donald Trump.
Nun ist einer der Künstler der
-
Beteiligten, Shia LaBeouf, ein recht
berühmter Schauspieler, Just Do It war das
-
meistgesuchte .gif des Jahres 2015, und
damit war er ein sehr gutes Target für
-
/pol/. Die hatten sehr viel für Trump
gememed, waren also naturgemäß auf der
-
anderen Seite dieses politischen
Konfliktes, und man plante also einen Raid
-
in Form eines Spiels: Diesen Live-Stream
mit allen Memes zu trollen, und allen
-
möglichen Aktionen, die gerade in waren.
Ich habe ein paar Beispiele dafür aus dem
-
Youtube-Video eines Chronisten der
Chanblase. Das ist jetzt auch mal ein
-
bisschen Kino, damit ich nicht mehr so viel
rede, sondern jemand anders mal was sagt.
-
Ein Sprecher redet
-
4 x Rufe von He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Ein Sprecher redet
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Ein Sprecher redet
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Ein Sprecher redet
-
Arne: Nach nicht einmal vier Wochen der
geplanten vier Jahre brach das Museum die
-
Installation ab, nachdem die Troller
LaBeouf soweit eskaliert hatten, dass er
-
jemanden körperlich angriff, der sich dann
auch noch als eigentlicher Unterstützer
-
herausstellte. Dann kam die Polizei, nahm
ihn fest im Live-Stream. Es wurde ein Zaun
-
gebaut. Vor der Installation selber, und
man jubelte auf /pol/, denn man hatte
-
quasi gewonnen.
-
Ein Sprecher redet
-
Menschen rufen: He Will Not Divide Us
-
Ein Sprecher redet
-
Arne: Das Video, aus dem ich diese
Schnipsel herausgeschnitten habe, ist eine
-
Zusammenfassung von Staffel Eins, denn: He
Will Not Divide Us stellte sich recht
-
schnell als serielles Unterhaltungsformat
heraus, weil Shia LaBeouf halt auch ein
-
bisschen kampflustig ist. Eine Woche
später tauchte die Installation in
-
Albuquerque wieder auf. An einem Museum
mit dem Live-Stream wurde auch dort
-
getrollt und nach drei Wochen wieder
abgebrochen, als jemand vor der Kamera
-
eine Waffe zog. Daraufhin stellte das
Künstler*innentrio die Partizipation als
-
Element komplett ein und verlegte die
Botschaft lieber noch als eine Flagge an
-
einen unbekannten Ort vor dem Livestream.
Dort sollte sie dann vier Jahre lang
-
wehen. Daraufhin triangulierten Leute auf /pol/
den Livestream nach dem Sonnenstand, nach
-
Flugzeug-Kondensstreifen, die sie mit
Flugplänen abgleichen, stalkten den
-
Twitterfeed auf Ortshinweise. Und
irgendwann gelang es tatsächlich, nachdem
-
man den Ort ausfindig gemacht hatte, ein
paar Anons in einer Nacht- und Nebelaktion
-
die Platte runter, die Flagge runter zu ziehen
und eine eigene zu hissen. Und man hatte
-
gewonnen. Das ist Capture the Flag.
-
Gelächter
-
Zwei Wochen später tauchte eine neue
Flagge auf, auf dem Dach der Foundation
-
für Art and Technology in Liverpool mit
bewachtem Zugang. Nun ist das Szenario, in
-
ein bewachtes Gebäude einzudringen und
dort irgendwas rauszuholen relativ typisch
-
für Computerspiele. Also es war eine
Herausforderung. Leute fingen an, das
-
Gebäude auszuspionieren, versuchten mit
starken Lasern diese Flagge anzuzünden.
-
Jemand bastelte eine Drohne mit einem
Flammenwerfer dran, um...
-
Gelächter
-
Es gab Psy-ops und E-Mails an Beschäftigte in der
Foundation, um sie irgendwie zu turnen oder
-
Unsicherheit zu sehen. Und irgendwann
schafften es dann tatsächlich drei Leute
-
übers Dach nach oben in den Livestream
hinein und hatten aber eine Schere
-
vergessen, um die Kabelbinder abzumachen.
-
Gelächter
-
Sie wurden dann aber von der Security und
der Polizei über das Dach gejagt und
-
daraufhin brach die Stiftung auch dort die
Installation ab, weil es ihnen zu
-
gefährlich wurde. Nach einigen Wochen
tauchte die Flagge wieder auf. An einer
-
Wand in einem Innenraum. Weiße Wand,
keinerlei Merkmale, nur die Flagge.
-
Ganz klare Herausforderung. Es dauerte vier
Stunden, da hatte irgendjemand diese
-
Wohnung gefunden. Es war die Wohnung von
einem der beteiligten Künstler, von Luke
-
Turner, darum bestellten Leute auf /pol/
ein paar Pizzen dahin, und dann taten sie
-
halt erstmal nichts - weil sie hatten
offensichtlich gewonnen. Was angefangen
-
hatte als eine partizipative Installation,
wo Leute in eine Kamera sprechen sollten,
-
hatte sich jetzt in dieses Ding
verwandelt. Die ganze Sache läuft aber
-
immer noch weiter. Die Flagge gab es
kurzzeitig in Polen. Sie wehte auf
-
irgendeiner Hütte in Skandinavien, wo
niemand wusste, wo die ist. Die meiste
-
Zeit war sie in der letzten Zeit aber auf
dem Dach von diesem Ort, das ist Le Lieu
-
unique in Nantes, auch ein Kulturzentrum
oder Kunstort, und überall, wo immer sie
-
auftauchte, wurde entweder der Stream oder
der Zusammenhang, in dem eben mit den
-
Künstler*innen gesprochen werden konnte
oder eben die Flagge selber attackiert,
-
per Drohne mit Tinte bespritzt,
angezündet, you name it. Im Moment weht
-
sie im Live-Stream so. Das ist der
gegenwärtige Zustand und ist damit das
-
Dokument dieses auf dem Feld der Kunst
ausgetragenen politischen Kulturkampfes.
-
Ich finde, das ist ein Paradebeispiel für
die Gamifizierung von einem Verhältnis in
-
der realen Welt und für Serialisierung als
Entertainment. Zwingt viele Leute,
-
Künstler, aber auch andere Leute, die mit
Öffentlichkeit zu tun haben, irgendwie zu
-
einem bisschen neuen Verständnis davon,
was jetzt Öffentlichkeit und Teilhabe
-
eigentlich bedeuten soll, in dem Maße, wie
sich politische Verhältnisse eskalieren.
-
Und so etwas ähnliches gab es ja auch
schon in Deutschland, ein bisschen früher,
-
nämlich das Drachengame. Das hab ich aber
gestrichen, von meiner Liste, werde also
-
deswegen hier nicht drüber reden. Die
meisten kennen das Drachengame vermutlich
-
sowieso. Ansonsten ist es auch keine so
schöne Angelegenheit. Man muss auch nicht
-
so viel drüber reden, ehrlich gesagt.
Stattdessen die Frage, wie in Deutschland
-
diese Impulse des memetic warfare der
Chans und der Alt-Right umgesetzt wurden,
-
damit ich nicht immer nur über die USA
rede, weil in Deutschland war ja auch ein
-
bisschen was los in der letzten Zeit.
-
Reconquista Germanica. Auch darüber lässt
-
sich glücklicherweise in der
Vergangenheit sprechen mittlerweile.
-
Das Logo von Reconquista Germanica
-
vereinzelter Applaus
-
ist zusammengesetzt irgendwie aus dem R
und dem G des germanischen Runenalphabets.
-
Sieht aber auch aus wie ein abgebrochenes
Bluetooth-Logo. Ist ein Witz, den ich noch
-
nicht verstanden habe, aber es ist auf
jeden Fall als Witz gemeint - glaube ich.
-
Bekannt geworden sind sie durch
organisiertes Memen und das Pushen der AfD
-
vor dem letzten Bundestagswahlkampf und
dann vor allen Dingen durch den
-
Gegenangriff von Jan Böhmermann mit
Reconquista Internet. RG hat Sarah
-
Rambatz aus dem Bundestagswahlkampf
geshitstormt, den SPIEGEL mit zeitweise
-
bis zu 7000 Tweets pro Stunde bombardiert
und hat, wie man an den Memes zur
-
Rekrutierung hier sieht, schon einen ganz
eigenen ästhetischen Schwerpunkt gesetzt,
-
der mehr so - weiß ich nicht - teutonisch
ist. Man müsste, wenn man über RG redet,
-
auch erwähnen, dass es natürlich auch
Krautpol gab: Das deutsche Chan-
-
Äquivalent, die sehr viel gememt haben,
auch für die AfD, die aber nicht so viel
-
Aufmerksamkeit bekommen und deswegen auch
nicht so viel Repression abgekriegt haben
-
wie Reconquista Germanica.
-
Hintergrundmusik startet
-
Und die sich deswegen schützen mussten -
als Satire oder auch als Live Action
-
Roleplay - als Sie sich wieder zurück meldeten
nach der erste Welle von Repressionen.
-
Das sah dann im Video so aus:
-
Elektronische Musik
-
Hintergrundgeräusche
-
Entfernte Schüsse, Schritte und Laubrascheln
-
Das Video ist aus dem Herbst 2018.
-
3 Jahre nach der Invasion bezieht sich also
auf 2015, auf die sogenannte Flüchtlingskrise.
-
Hintergrundmusik, Schritte im Laub und
entfernte Schüsse dauern an
-
Und diese ganze
Stahlhelm-Romantik ist einerseits ein
-
unironisches Fan-GeLARPe und andererseits
Satire auf das Bild, was Jan Böhmermann
-
von Reconquista Germanica gezeichnet hatte
in seiner Gegenaktion. Beide Sachen gleichzeitig.
-
Hintergrundmusik und Schritte im Laub dauern an
-
Modem-Einwahlgeräusch
-
Bandansage: Es folgt eine Ankündigung des
Ministeriums für
-
Öffentlichkeitsarbeit und soziale Harmonie.
-
Nikolai Alexander: Ich grüße euch! Mein
Name ist Nikolai Alexander.
-
Arne: Nikolai Alexander war relativ
erfolgreicher rechter YouTuber gewesen vor
-
dem Start dieses Projektes - da als
Reconquista Germania - und wechselte dann
-
zum Schutz vor Löschungen auf YouTube
nicht nur auf BitChute, sondern zum Start
-
von Reconquista Germanica auch auf
Discord. Dieser Wechsel war als Schritt in
-
die Praxis gedacht gewesen. Discord ist
eine Chatserver-Plattform, die sich
-
hauptsächlich an Gamer richtet und die
entsprechende Gamification-Features hat,
-
also Erfahrungspunkte, die du sammeln
kannst, Levels, du aufsteigen kannst, dann
-
werden bestimmte Räume freigeschaltet. Und
das modelte man dann für Reconquista
-
Germanica in so eine Hierarchie mit
Reichswehr-Metaphern um, wo man diese
-
verschiedenen Level vom Rekruten bis
irgendwie zum Sonder-Irgendwas
-
aufsteigen konnte. Also lauter Rollen fürs
aktivistische Meme-Spiel, oder
-
Kulturkriegs-LARPen. Jetzt hab ich so oft
LARP gesagt - muss ich vielleicht kurz
-
nochmal erklären.
LARP: Rollenspiel als
-
Freizeitbeschäftigung. Live. Leute
miteinander irgendwo, das ist an sich
-
keine schlimme Sache. Viele Leute machen
das. Es gibt eine Vielzahl eigene Welten,
-
die entwickelt wurden; sehr komplex,
großartige Events, Leute haben sehr viel
-
Spaß dabei. Es gibt das Format natürlich
auch im Militär, als Planspiel.
-
Es gibt das auch als historisches Reenactment. Und
sowas bringt dann mitunter etwas fragwürdige Filme
-
hervor mit Hunderten von Weltkriegs-
Romantikern, die freiwillig irgendwo in
-
der ostdeutschen Pampa rumkriechen, um die
guten alten Zeiten nachzuspielen. Es gibt
-
aber auch im politischen Bereich LARPer,
z.B. hier die LARPer vom Dritten Weg -
-
kleine Neonazi-Partei, die die Grenzen
politischer Ästhetik auf der Straße
-
austesten, indem sie Hitler-Jugend
nachspielt, oder die LARPer von der
-
Atomwaffen-Division, die einerseits mit
Software-Waffen posieren und martialisch
-
aussehen und andererseits dann eben auch
reale Menschen töten - bis jetzt nur in
-
den USA, zum Glück. Und ob die Terror-
Ankündigung real ist oder ob der Original
-
Poster nur LARPt, also nur so tut als ob,
ist die Standardfrage, wenn irgendwo was
-
auf einem einschlägigen Forum auftaucht.
Und irgendwo in diesem Kontinuum
-
aktivistischen Rollenspiels ist
Reconquista Germanica. Wo genau, ist
-
schwer zu sagen, wenn alles Satire und
Ironie ist. Weil man ja nie genau weiß,
-
wie man es deuten soll oder nicht. Im
öffentlichen Raum sahen Trolle von
-
Reconquista Germanica mitunter ganz anders
aus, also hatten keinen Stahlhelm auf,
-
sondern verstanden sich eher als eine Art
Punks. Und die Repressionen nach dem
-
Pushen der AfD, nach der ersten Welle und
nach Böhmermanns Reconquista Internet
-
machten eine andere Strategie nötig. Das
Video, dessen Anfang ich gezeigt habe,
-
hieß auch "Der große Strategiewechsel",
und das neue Programm war "Wir werden
-
jetzt elitär". Vorher waren viel zu viele
Leute dabei gewesen und als es dann
-
wirklich ernst wurde, waren die plötzlich
weg. Wir werden jetzt so eine Art
-
digitales Freikorps mit anspruchsvoller
Auslese. Nur die Besten werden
-
reingelassen, so ein kleiner aktiver
Stoßtrupp. Und um dieses Selbstverständnis
-
zu verstehen, zeige ich noch ein bisschen
mehr von diesem Video. Der Sound ist sehr
-
speziell: "Die Schergen des Systems
proklamieren gerne eine rechte Gefahr.
-
Ich kann sie beruhigen: Es gibt überhaupt
keine rechte Gefahr. Noch nicht.
-
Denn dieses Land ist derart mit linkem
Gedankengut verpestet worden, dass selbst
-
die Rechten, ja selbst die Rechtsextremen,
in Wahrheit Linke sind. Es ist ein alles
-
verschlingender Sumpf, der nicht nur
keinen festen Punkt bietet, sondern -
-
gleich Treibsand - alles, was fest ist,
gar noch zu absorbieren, aber darüber
-
hinaus auch weich zu machen, zu zersetzen
und mit seiner Fäulnis zu durchdringen versucht.
-
Die Rechten, das sind im Grunde
'Social Justice Warriors in reverse':
-
Es ist im Kern genau die gleiche Sorte
Mensch, die sie vorgeben zu bekämpfen,
-
nur unter einem anderen Etikett. Und diese
Sorte Mensch gehört nicht meiner Spezies an,
-
auch wenn sie, ebenso wie ich, auf 2
Beinen gehen mag. Und ich werde nicht
-
eine weitere Sekunde meines Lebens mit
Menschen verbringen, die nicht derselben
-
Spezies angehören. Ich würde sie mir nicht
einmal als Haustier halten. Ich werde sie
-
aus meinem Leben herausschneiden wie das
Pfund Fleisch für den Kaufmann von Venedig.
-
Und ich werde sie der Reconquista Germanica
aussaugen, wie Gift aus einer Wunde.
-
Der Wahnsinn hat hier ein Ende. Es wird keine
Toleranz mehr geben für Schwäche, denn sie
-
ist der Grund für alles. Schwäche hat uns
all das hier eingebrockt. Schwäche hat
-
unser ganzes Land zerstört, unsere Kultur
und unser Volk."
-
Arne: Ja, äh Happy Times. Das geht
-
50 Minuten lang in dem Stil. Das ist
verbal reiner Faschismus, und das ist
-
schon auch eine Art von Ge-LARP-re, das ist
1:1 aus Freikorps-Literatur
-
rauskopiert, was der Mann da redet. Das
heißt, wir haben es mit einem LARP zu tun,
-
wo Faschisten Faschisten spielen. Und das
finde ich als jemand, der vom Theater
-
kommt, eigentlich wahnsinnig interessant.
Wenn Ernst und Ironie so total in eins
-
fallen, dann heißt das, dass entweder nur
noch das Prinzip "Worte statt Taten"
-
gelten kann, weil das das einzige ist,
woran überhaupt noch festmachen kann, ob
-
die Leute politisch etwas meinen oder nicht.
Oder man streitet sich ästhetisch und
-
kulturell. In der ersten Phase waren
diverse Influencer, AfD-Leute und Leute
-
aus der Identitären Bewegung Teil des
Projekts. Jetzt, zu den elitären Zeiten in
-
der zweiten Phase stritten sich Martin
Sellner und Nikolai Alexander öffentlich
-
über Stahlhelme und Zielgruppen-Ansprachen
und mit welcher Ästhetik man jetzt ihre
-
Politik betreiben sollte: Zoomer vs.
Doomer. Nikolai Alexander argumentierte
-
aus strategischen Gründen gegen Terror. Er
wolle nicht, dass jetzt alle Leute
-
losziehen und andere Leute erschießen,
weil er meinte, das funktioniere jetzt
-
noch nicht. Wir sind zu wenige: Race War - ja,
aber dann später. Das half aber nichts.
-
Der Verfassungsschutz beobachtete
Reconquista Germanica, und vor
-
vier Wochen verkündete Nikolai per Video
die Auflösung des kleinen Häufchens
-
Möchtegern-Elite, was übrig geblieben war
von Reconquista Germanica und jammerte
-
über die Beobachtung und meinte, er würde
nun das Schlachtschiff selbst versenken,
-
damit es dem Feind nicht in die Hände
fällt. Das ist ganz wörtlich, was er sagte.
-
Es ist nicht das schlechteste
Schicksal, sein Schlachtschiff selbst
-
versenken zu dürfen. Und dazu dann sehr
viele sentimentale Bilder von den großen
-
Zeiten mit Reconquista Germanica. Jetzt
widmet er sich ganz wieder dem YouTube-
-
Game, in Konkurrenz mit diesen Kollegen,
mit dem er auch mit dem Bedeutungsverlust
-
seiner Bewegung kämpft. Und damit ist dann
auch das letzte Kapitel eingeschlagen, und
-
für das Kapitel verabschiede ich mich von
den Menschen zu Hause an den Monitoren.
-
Auf Wiedersehen. Schön, dass ihr zugeguckt
habt. Das machen wir jetzt hier unter uns
-
Aus dem ganz einfachen Grund, dass Patriot Peer
das einzige ist von all den Sachen,
-
die ich zeige, was immer noch entwickelt wird
und ich keine Werbung für Nazi-Apps machen
-
möchte, die das dann irgendwann mal
im Internet sehen.
-
Applaus
-
Abspannmusik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2019. Mach mit und hilf uns!