Annie Lennox: Weshalb ich eine HIV/AIDS-Aktivistin bin
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0:00 - 0:03Ich möchte Ihnen die Geschichte erzählen,
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0:03 - 0:05wie es dazu kam, dass ich
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0:05 - 0:08zur HIV/AIDS-Aktivistin wurde.
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0:08 - 0:11Und das ist der Name meiner Kampagne, die SING-Kampagne.
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0:12 - 0:14Im November 2003
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0:14 - 0:16wurde ich zur Gründung
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0:16 - 0:18von Nelson Mandelas
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0:18 - 0:2146664-Stiftung eingeladen.
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0:21 - 0:23Das ist seine HIV/AIDS-Stiftung.
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0:23 - 0:25Und 46664 ist die Nummer,
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0:25 - 0:28die Mandela trug, als er in Robben Island im Gefängnis saß.
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0:29 - 0:31Und hier bin ich mit Youssou N'Dour
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0:31 - 0:34auf der Bühne, wo ich mich prächtig amüsierte.
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0:36 - 0:38Am nächsten Tag waren alle Künstler dazu eingeladen,
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0:38 - 0:41Mandela auf Robben Island zu treffen,
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0:41 - 0:43wo er vor der Weltpresse
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0:43 - 0:46eine Konferenz abhielt.
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0:46 - 0:48Dabei stand er vor seiner ehemaligen Gefängniszelle.
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0:48 - 0:51Dort können Sie die Gitter des Fensters sehen.
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0:51 - 0:54Es war für uns alle ein Ereignis von ziemlich großer Tragweite.
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0:54 - 0:56In diesem Moment
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0:56 - 0:59teilte Mandela der Weltpresse mit,
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0:59 - 1:01dass praktisch ein Genozid in
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1:01 - 1:03seinem Land stattfindet,
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1:03 - 1:05dass in der Regenbogennation
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1:05 - 1:07nach dem Ende der Apartheid
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1:07 - 1:10täglich Tausende sterben
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1:10 - 1:12und dass die Opfer in erster Linie
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1:12 - 1:14die verletzlichsten von allen sind,
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1:14 - 1:17nämlich Frauen und Kinder.
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1:17 - 1:20Das hat großen Eindruck auf mich gemacht,
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1:20 - 1:23denn ich bin eine Frau und ich bin eine Mutter
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1:23 - 1:25und es war mir nicht klar gewesen,
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1:25 - 1:27dass die HIV/AIDS-Pandemie
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1:27 - 1:30gerade Frauen derart betraf.
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1:30 - 1:32Und deshalb habe ich mich verpflichtet -- als ich Südafrika verließ,
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1:32 - 1:34als ich Kapstadt verließ,
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1:34 - 1:36sagte ich mir: "Das ist eine Sache,
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1:36 - 1:38über die ich reden muss.
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1:38 - 1:40Der ich dienen muss."
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1:40 - 1:42Und deshalb beteiligte ich mich
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1:42 - 1:44seither an jeder einzelnen
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1:44 - 1:4646664-Veranstaltung,
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1:46 - 1:48an der ich teilnehmen konnte,
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1:48 - 1:50und hielt Pressekonferenzen ab,
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1:50 - 1:52gab Interviews,
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1:52 - 1:55redete darüber und nutzte meine Plattform als Musikerin
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1:55 - 1:57für meine Verpflichtung Mandela gegenüber
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1:57 - 2:00aus Respekt vor der enormen,
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2:00 - 2:02unglaublichen Arbeit, die er geleistet hatte.
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2:02 - 2:05Jeder in der Welt respektiert Nelson Mandela.
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2:05 - 2:07Jeder verehrt Nelson Mandela.
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2:07 - 2:09Aber wissen die alle,
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2:09 - 2:11was in Südafrika gerade geschieht,
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2:11 - 2:13in seinem Land,
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2:14 - 2:16dem Land mit den häufigsten Fällen von
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2:16 - 2:18Übertragung des Virus?
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2:18 - 2:21Ich glaube, wenn ich jetzt raus auf die Straße gehen
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2:21 - 2:23und den Menschen erzählen würde, was dort passiert,
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2:23 - 2:26sie wären geschockt.
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2:26 - 2:29Ein paar Jahre später hatte ich das sehr große Glück,
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2:29 - 2:31Zackie Achmat zu begegnen,
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2:31 - 2:33dem Gründer der Treatment Action Kampagne,
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2:33 - 2:36ein unglaublicher Kämpfer und Aktivist.
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2:36 - 2:38Ich traf ihn bei einer 46664-Veranstaltung.
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2:38 - 2:40Er trug ein Shirt wie dieses, das ich anhabe.
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2:40 - 2:42Das ist ein Werkzeug.
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2:42 - 2:44Es sagt aus, dass ich mich solidarisiere
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2:44 - 2:47mit Menschen, die das HI-Virus tragen,
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2:47 - 2:49Menschen, die mit HIV leben.
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2:49 - 2:52Und gewissermaßen wegen des Stigmas sage ich, wenn ich
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2:52 - 2:55dieses Shirt trage: "Ja, wir können darüber reden.
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2:55 - 2:58Es muss nicht geheim bleiben."
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2:58 - 3:01Ich wurde ein Mitglied der Treatment Action Kampagne
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3:01 - 3:03und ich bin sehr stolz, dass ich ein Mitglied
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3:03 - 3:05dieser unglaublichen Organisation bin.
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3:05 - 3:07Es ist eine Graswurzelkampagne,
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3:07 - 3:10wobei 80 Prozent der Mitglieder Frauen sind,
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3:10 - 3:13die meisten davon sind HIV-positiv.
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3:13 - 3:15Sie arbeiten vor Ort.
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3:15 - 3:18Sie erzielen eine enorme Wirkung
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3:18 - 3:20bei den Menschen, die unmittelbar mit den
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3:20 - 3:22Folgen des Virus leben.
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3:22 - 3:25Sie haben Bildungsprogramme.
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3:25 - 3:28Sie bringen die Probleme des Stigmas an die Oberfläche.
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3:28 - 3:31Was sie tun, ist ziemlich außergewöhnlich.
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3:31 - 3:33Und ja, meine SING-Kampagne
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3:33 - 3:35hat die Treatment Action Kampagne
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3:35 - 3:38unterstützt, indem ich versucht habe, Bewusstsein zu bilden
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3:38 - 3:40und versucht habe, auch Mittel zu beschaffen.
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3:40 - 3:42Viele der Spenden, die ich beschaffen konnte,
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3:42 - 3:44sind direkt in die Treatment Action Kampagne geflossen
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3:44 - 3:46und in die unglaubliche Arbeit, die sie leistet
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3:46 - 3:49und weiterhin in Südafrika leistet.
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3:49 - 3:51Das ist also meine SING-Kampagne.
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3:51 - 3:53Die SING-Kampagne besteht im Grunde nur aus mir
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3:53 - 3:55und etwa drei oder vier wunderbaren Menschen,
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3:55 - 3:57die dabei helfen, mich zu unterstützen.
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3:57 - 3:59In den letzten zweieinhalb Jahren
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3:59 - 4:01habe ich die ganze Welt bereist.
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4:01 - 4:03Ich war in etwa 12 verschiedenen Ländern.
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4:03 - 4:05Hier bin ich in Oslo, Norwegen,
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4:05 - 4:08einen netten, fetten Scheck entgegennehmed,
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4:08 - 4:11singend in Hong Kong, bei dem Versuch, die Leute zum Spendensammeln zu bringen.
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4:11 - 4:14In Johannesburg bekam ich die Gelegenheit
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4:14 - 4:16vor einem hauptsächlich weißen südafrikanischen Mittelklasse-Publikum aufzutreten,
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4:16 - 4:18denen am Ende die Tränen kamen,
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4:18 - 4:20weil ich Filmausschnitte benutzte,
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4:20 - 4:22die wirklich ans Herz gehen; das gesamte Ausmaß
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4:22 - 4:25dieser schrecklichen Tragödie, die stattfindet,
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4:25 - 4:27die die Menschen gerne verdrängen würden,
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4:27 - 4:29weil sie müde sind,
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4:29 - 4:32und sie wissen wirklich keine Lösung dafür.
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4:32 - 4:34Aaron Motsoaledi, der derzeitige Gesundheitsminister,
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4:34 - 4:36besuchte dieses Konzert
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4:36 - 4:38und ich hatte die Möglichkeit, ihn zu treffen,
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4:38 - 4:40und er gab seine verbindliche Zusage,
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4:40 - 4:42dass er versuchen würde, eine Veränderung herbeizuführen,
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4:42 - 4:44die absolut notwendig ist.
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4:44 - 4:46Das ist im schottischen Parlament.
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4:46 - 4:48Danach wurde ich eine Botschafterin
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4:48 - 4:50für Schottland und HIV.
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4:50 - 4:52Und ich teilte meine Erfahrungen mit ihnen
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4:52 - 4:55und versuchte - wieder - ein Bewusstsein zu bilden.
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4:55 - 4:57Und wieder einmal, in Edinburg,
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4:57 - 5:00mit dem wundervollen African Children's Choir, den ich einfach verehre.
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5:00 - 5:03Und es sind Kinder wie diese, von denen viele in Waisenhäusern leben,
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5:03 - 5:06weil ihre Familie vom AIDS-Virus
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5:06 - 5:08betroffen ist.
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5:08 - 5:11Hier sitze ich in New York mit Michel Sidibe zusammen.
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5:11 - 5:13Er ist der Direktor von UNAIDS.
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5:13 - 5:15Und ich fühle mich sehr geehrt,
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5:15 - 5:17dass Michel mich erst vor ein paar Monaten
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5:17 - 5:19eingeladen hat,
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5:19 - 5:21UNAIDS-Botschafterin zu werden.
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5:21 - 5:24Und auf diese Weise stärke ich meine Plattform
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5:24 - 5:26und vergrößere meinen Wirkungskreis.
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5:26 - 5:28Die Botschaft, die UNAIDS
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5:28 - 5:30derzeit in der Welt verbreitet,
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5:30 - 5:33ist, dass wir es schaffen wollen, die Übertragung
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5:33 - 5:35des Virus von Mutter zu Kind
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5:35 - 5:38bis 2015 praktisch zu eliminieren.
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5:38 - 5:40Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel,
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5:40 - 5:43aber wir glauben, dass es mit politischem Willen erreicht werden kann.
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5:43 - 5:45Es ist zu schaffen.
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5:45 - 5:47Und hier bin ich mit einer schwangeren Frau,
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5:47 - 5:49die HIV-positiv ist,
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5:49 - 5:52und wir lächeln, wir beide lächeln, denn wir sind sehr zuversichtlich,
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5:52 - 5:55denn wir wissen, dass diese junge Frau
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5:55 - 5:57eine Behandlung erhält,
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5:57 - 5:59die ihr Leben verlängern kann,
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5:59 - 6:02damit sie sich um das Baby, das sie gebären wird, kümmern kann.
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6:02 - 6:05Und ihr Baby wird PMTCT erhalten,
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6:05 - 6:07was bedeutet, dass dieses Baby geboren werden kann,
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6:07 - 6:09ohne sich mit dem Virus zu infizieren.
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6:09 - 6:11Nun, das ist Vorsorge
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6:11 - 6:13ganz zu Anfang des Lebens.
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6:13 - 6:16Es ist eine Möglichkeit der Intervention
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6:16 - 6:18gegen die AIDS-Pandemie.
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6:18 - 6:20Nun, ich würde gerne damit enden,
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6:20 - 6:22Ihnen die kurze Geschichte
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6:22 - 6:24von Avelile zu erzählen.
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6:24 - 6:26Das ist Avelile.
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6:26 - 6:28Sie ist bei mir, wo immer ich auch hingehe.
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6:28 - 6:30Ich erzähle jedem ihre Geschichte,
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6:30 - 6:32denn sie steht für
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6:32 - 6:34eine von Millionen
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6:34 - 6:36von HIV/AIDS-Waisen.
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6:36 - 6:38Aveliles Mutter
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6:38 - 6:40hatte den HI-Virus.
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6:40 - 6:42Sie starb an einer
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6:42 - 6:44mit AIDS zusammenhängenden Krankheit.
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6:44 - 6:46Avelile hatte den Virus.
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6:46 - 6:48Sie wurde mit dem Virus geboren.
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6:48 - 6:51Und hier ist sie im Alter von sieben Jahren,
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6:51 - 6:53nicht schwerer als ein einjähriges Baby.
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6:53 - 6:55An diesem Punkt ihres Lebens
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6:55 - 6:57war ihre AIDS-Erkrankung vollständig ausgebrochen
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6:57 - 6:59und sie hatte eine Lungenentzündung.
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6:59 - 7:02Wir trafen sie in einem Krankenhaus am Ostkap
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7:02 - 7:05und verbrachten einen ganzen Nachmittag mit ihr - ein bezauberndes Kind.
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7:05 - 7:07Die Ärzte und Schwestern waren großartig.
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7:07 - 7:10Sie setzen sie auf eine sehr spezielle nährstoffreiche Diät
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7:10 - 7:13und behandelten sie mit großer Sorgfalt.
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7:13 - 7:15Und als wir das Krankenhaus verließen, wussten wir nicht --
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7:15 - 7:18denn wir filmten ihre Geschichte -- wir wussten nicht, ob sie überleben würde.
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7:18 - 7:21Es war also offensichtlich ... es war eine sehr emotionale Begegnung
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7:21 - 7:23und diese direkte Erfahrung, dieses eine Kind,
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7:23 - 7:26Sie wissen schon, diese eine Geschichte,
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7:26 - 7:28rief stark nachklingende Gefühle bei uns hervor.
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7:28 - 7:31Fünf Monate später
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7:31 - 7:33besuchten wir Südafrika erneut,
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7:33 - 7:36um Avelile wiederzusehen.
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7:36 - 7:38Und ich bekomme --
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7:38 - 7:40die Haare auf meinem -- ich weiß nicht, ob Sie die Haare auf meinen Armen sehen können.
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7:40 - 7:43Sie stehen hoch, denn ich weiß, was ich Ihnen jetzt zeigen werde.
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7:43 - 7:46Das ist die Veränderung, die stattgefunden hatte.
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7:48 - 7:50Ist das nicht außerordentlich?
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7:50 - 8:00(Applaus)
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8:00 - 8:02Diesen Applaus verdienen eigentlich
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8:02 - 8:05die Ärzte und Schwestern des Krankenhauses, die sich um Avelile gekümmert haben.
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8:05 - 8:08Und ich nehme an, dass Sie diese Art der Veränderung zu schätzen wissen.
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8:09 - 8:11Ich würde also sagen, dass Sie,
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8:11 - 8:13jeder hier im Publikum,
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8:13 - 8:16wenn Sie der Meinung sind, dass jede Mutter
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8:16 - 8:18und jedes Kind dieser Welt
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8:18 - 8:20das Recht auf Zugang zu
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8:20 - 8:23guter Ernährung und guter medizinischer Versorgung haben,
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8:23 - 8:26und wenn Sie glauben, dass sich alle Regierungen der Welt --
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8:26 - 8:28vor allem die in Schwarzafrika --
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8:28 - 8:31den Milleniumszielen,
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8:31 - 8:33besonders Nummer fünf und sechs,
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8:33 - 8:35verbindlich verpflichten sollten,
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8:35 - 8:37würden Sie dann bitte aufstehen.
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8:43 - 8:45Ich denke, es ist angemessen, wenn ich sage,
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8:45 - 8:48dass das fast alle im Saal sind.
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8:48 - 8:50Vielen Dank.
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8:50 - 8:54(Applaus)
- Title:
- Annie Lennox: Weshalb ich eine HIV/AIDS-Aktivistin bin
- Speaker:
- Annie Lennox
- Description:
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In den letzten acht Jahren hat die Popsängerin Annie Lennox den größten Teil ihrer Zeit ihrer SING-Kampagne gewidmet, mit der sie Bewusstsein bildet und Geld sammelt für den Kampf gegen HIV/AIDS. Sie redet über die Erfahrungen, die sie inspiriert haben, angefangen bei der Arbeit mit Nelson Mandela bis hin zu einer Begegnung mit einem kleinen afrikanischen Mädchen in einer ausweglosen Situation.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 08:55