Die Stimmen in meinem Kopf
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0:01 - 0:03Der Tag, an dem ich erstmals
das Haus verließ, -
0:03 - 0:05um an die Uni zu gehen,
war ein strahlender Tag -
0:05 - 0:08voller Hoffnung und Optimismus.
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0:08 - 0:10Ich war erfolgreich in der Schule.
Man erwartete sehr viel von mir -
0:10 - 0:13und ich nahm fröhlich das studentische Leben auf,
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0:13 - 0:16das aus Vorträgen, Partys
und Leitkegel-Klau bestand. -
0:16 - 0:19Der Schein kann natürlich trügen
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0:19 - 0:22und in gewissem Maß war diese
lebhafte, energiegeladene Person, -
0:22 - 0:25die zu Vorlesungen ging und
Leitkegel stahl, eine Fassade, -
0:25 - 0:28wenn auch eine sehr gut gemachte
und überzeugende. -
0:28 - 0:32Innerlich war ich zutiefst unglücklich,
verunsichert -
0:32 - 0:34und völlig verängstigt –
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0:34 - 0:37Ich hatte Angst vor anderen Menschen,
vor der Zukunft, vor dem Versagen -
0:37 - 0:40und vor der Leere, die ich innerlich fühlte.
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0:40 - 0:42Aber ich war geschickt darin
es zu verstecken und von außen -
0:42 - 0:44schien ich wie jemand, der auf alles hoffen
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0:44 - 0:46und alles erreichen konnte.
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0:46 - 0:49Dieses Fantasiebild von Unverletzbarkeit
war so vollkommen, -
0:49 - 0:51dass ich mich selbst täuschte.
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0:51 - 0:53Als das erste Semester endete
und das zweite begann, -
0:53 - 0:56hätte niemand vorhersehen können,
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0:56 - 0:59was passieren würde.
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0:59 - 1:02Ich verließ gerade ein Seminar,
als es anfing. -
1:02 - 1:04Ich summte vor mich hin,
fummelte an meiner Tasche herum, -
1:04 - 1:06so wie ich es schon hundertmal gemacht hatte,
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1:06 - 1:09als ich plötzlich eine Stimme hörte,
die ruhig bemerkte: -
1:09 - 1:11"Sie geht aus dem Raum."
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1:11 - 1:12Ich schaute herum und es war niemand da,
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1:12 - 1:15aber die Klarheit und Entschiedenheit
des Kommentars -
1:15 - 1:17war unmissverständlich.
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1:17 - 1:20Erschüttert ließ ich meine Bücher auf der Treppe
und rannte nach Hause, -
1:20 - 1:21und da war es wieder.
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1:21 - 1:23"Sie öffnet die Tür."
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1:23 - 1:27Es war der Beginn. Die Stimme war aufgetaucht.
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1:27 - 1:29Und diese Stimme dauerte an,
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1:29 - 1:32tagelang, wochenlang, immer weiter,
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1:32 - 1:34sie erzählte alles, was ich tat,
in der dritten Person. -
1:34 - 1:35“Sie geht in die Bibliothek.”
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1:35 - 1:37“Sie geht zu einem Vortrag.”
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1:37 - 1:40Sie war neutral, ungerührt und,
nach einiger Zeit sogar -
1:40 - 1:43eigentümlicherweise kameradschaftlich
und beruhigend, -
1:43 - 1:46obwohl ich bemerkte, dass ihr ruhiges Äußeres
manchmal verrutschte -
1:46 - 1:50und dass sie gelegentlich meine eigenen
unausgesprochenen Gefühle wiederspiegelte. -
1:50 - 1:52War ich etwa verärgert
und musste es verstecken, -
1:52 - 1:56was ich häufig tat, da ich geübt darin war
zu verstecken, wie ich eigentlich fühlte, -
1:56 - 1:58dann klang die Stimme enttäuscht.
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1:58 - 2:01Ansonsten war sie weder böse noch störend,
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2:01 - 2:03obwohl auch unter diesen Umständen klar war,
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2:03 - 2:05dass sie mir etwas mitzuteilen hatte
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2:05 - 2:07über meine Gefühle, besonders über
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2:07 - 2:10verborgene Gefühle.
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2:10 - 2:13Genau da machte ich einen fatalen Fehler,
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2:13 - 2:17als ich einer Freundin von der Stimme erzählte,
und sie damit erschreckte. -
2:17 - 2:19Ein subtiler Konditionierungsprozess
hatte begonnen. -
2:19 - 2:23Die Implikation, dass normale Menschen
keine Stimmen hören -
2:23 - 2:26und ich sie aber hörte, bedeutete,
dass etwas mit mir nicht stimmen konnte. -
2:26 - 2:29Solche Angst und solches Misstrauen
war ansteckend. -
2:29 - 2:32Plötzlich schien die Stimme
nicht mehr freundlich zu sein. -
2:32 - 2:34Als sie darauf bestand,
dass ich in ärztliche Hilfe aufsuchen sollte, -
2:34 - 2:37willigte ich pflichtgemäß ein, was sich als
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2:37 - 2:39zweiter Fehler erwies.
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2:39 - 2:41Ich verbrachte einige Zeit damit,
dem College-Arzt davon zu erzählen, -
2:41 - 2:43was ich als das eigentliche Problem empfand:
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2:43 - 2:46Angst, geringes Selbstwertgefühl, Zukunftsängste,
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2:46 - 2:48und es traf auf gelangweilte Gleichgültigkeit,
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2:48 - 2:49bis ich die Stimme erwähnte,
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2:49 - 2:51woraufhin ihm sein Stift runterfiel, er sich herumdrehte
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2:51 - 2:54und anfing, mich mit echtem Interesse zu befragen.
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2:54 - 2:57Um ehrlich zu sein, verzerrte
ich mich nach Interesse und Hilfe, -
2:57 - 3:00und fing an, ihm von meinem
seltsamen Kommentator zu erzählen. -
3:00 - 3:02Ich wünsche mir immer noch,
dass die Stimme damals gesagt hätte: -
3:02 - 3:04"Sie gräbt sich ihr eigenes Grab."
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3:04 - 3:07Ich wurde an einen Psychiater
überwiesen, der ebenfalls -
3:07 - 3:10die Anwesenheit der Stimme kritisch sah,
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3:10 - 3:12und nachträglich alles, was ich sagte
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3:12 - 3:14durch die Linse von latentem Wahnsinn interpretierte.
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3:14 - 3:17Zum Beispiel war ich Mitglied
eines Studenten-TV-Senders, -
3:17 - 3:20der Nachrichten auf dem Campus ausstrahlte.
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3:20 - 3:22Und bei einem Termins,
der sehr sich sehr hinzog, -
3:22 - 3:23sagte ich: "Es tut mir leid, Herr Doktor,
aber ich muss gehen. -
3:23 - 3:25Ich werde um sechs die Nachrichten vorlesen.”
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3:25 - 3:26Jetzt steht in meiner Patientenakte,
dass Eleanor -
3:26 - 3:30die Wahnvorstellung hat, eine
Nachrichtensprecherin zu sein. -
3:30 - 3:34Zu diesem Zeitpunkt begannen die Ereignisse
-
3:34 - 3:36sich zu überschlagen.
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3:36 - 3:38Eine Einlieferung ins Krankenhaus folgte,
die erste von vielen, -
3:38 - 3:41die Diagnose Schizophrenie folgte als Nächstes,
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3:41 - 3:45und dann, was am schlimmsten war, ein giftiges,
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3:45 - 3:48quälendes Gefühl von Hoffnungslosigkeit,
Demütigung und Verzweiflung -
3:48 - 3:51über mich und meine Aussichten.
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3:51 - 3:53Aber nachdem ich ermutigt worden war,
die Stimme -
3:53 - 3:56nicht als Erfahrung, sondern als Symptom zu sehen,
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3:56 - 3:59verstärkte sich meine Angst und
mein Widerstand ihr gegenüber. -
3:59 - 4:01Dies bedeutete im Wesentlichen
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4:01 - 4:03eine aggressive Haltung gegenüber
meinem eigenen Verstand einzunehmen, -
4:03 - 4:05eine Art psychischer Bürgerkrieg,
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4:05 - 4:08und dies bewirkte wiederum,
dass sich die Anzahl der Stimmen erhöhte -
4:08 - 4:12und sie immer feindlicher
und bedrohlicher wurden. -
4:12 - 4:15Hilflos und hoffnungslos begann ich mich
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4:15 - 4:17in diese alptraumhafte innere Welt zurückzuziehen,
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4:17 - 4:19eine Welt, in der die Stimmen dazu bestimmt waren,
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4:19 - 4:23sowohl meine Verfolger als auch meine
einzigen vermeintlichen Begleiter zu sein. -
4:23 - 4:26Sie sagten mir etwas,
dass wenn ich mich ihrer Hilfe würdig -
4:26 - 4:28erweisen würde, könnten sie mein Leben
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4:28 - 4:30wieder in mein altes verwandeln,
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4:30 - 4:33und eine Reihe von zunehmend
bizarren Aufgaben wurden gestellt, -
4:33 - 4:35eine Art Herkulesaufgaben.
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4:35 - 4:36Es begann ganz klein, zum Beispiel,
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4:36 - 4:38reiß dir drei Haarsträhnen heraus.
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4:38 - 4:40Aber allmählich wurde es immer extremer,
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4:40 - 4:42es gipfelte in Befehlen, um mir zu schaden,
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4:42 - 4:44und in einer besonders dramatischen Anweisung:
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4:44 - 4:46"Siehst du den Tutor da drüben?
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4:46 - 4:47Siehst du das Glas Wasser?
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4:47 - 4:50Na, du musst rübergehen und es vor
den anderen Studenten über ihn gießen.” -
4:50 - 4:52Was ich wirklich tat und was mich natürlich
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4:52 - 4:54in der Fakultät nicht beliebt machte.
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4:54 - 4:58Praktisch entstand ein Teufelskreis
aus Angst, Vermeidung, -
4:58 - 5:01Misstrauen und Missverständnis,
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5:01 - 5:04und dies war ein Kampf,
in dem ich mich machtlos fühlte -
5:04 - 5:08und unfähig irgendeine Art von Frieden
oder Versöhnung aufzubauen. -
5:08 - 5:12Zwei Jahre später hatte sich die Situation
dramatisch verschlechtert. -
5:12 - 5:16Mittlerweile hatte ich das
ganze wahnsinnige Repertoire: -
5:16 - 5:19erschreckende Stimmen, groteske Visionen,
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5:19 - 5:21bizarre, hartnäckige Wahnvorstellungen.
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5:21 - 5:24Mein psychischer Gesundheitszustand
war ein Katalysator -
5:24 - 5:26für Diskriminierungen, Beschimpfungen
-
5:26 - 5:28sowie körperliche und sexuelle Übergriffe,
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5:28 - 5:30und mir wurde von meinem Psychiater gesagt:
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5:30 - 5:33“Eleanor, mit Krebs wären Sie besser dran,
-
5:33 - 5:36weil Krebs leichter zu heilen ist als Schizophrenie."
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5:36 - 5:40Nun hatte ich meine Diagnose, war unter Drogen
gesetzt und entlassen worden, -
5:40 - 5:42und die Stimmen quälten mich jetzt so sehr,
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5:42 - 5:44dass ich versuchte,
ein Loch in meinen Kopf zu bohren, -
5:44 - 5:47um sie herauszukriegen.
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5:47 - 5:51Wenn ich auf die Trümmer und
Verzweiflung dieser Jahre zurückblicke, -
5:51 - 5:54scheint es mir heute, als wenn
damals jemand gestorben wäre -
5:54 - 5:58und jemand anderes gerettet wurde.
-
5:58 - 6:01Eine gebrochene und heimgesuchte Person
begann diese Reise, -
6:01 - 6:04aber die neue Person war ein Überlebender
-
6:04 - 6:06und würde letztlich zu der Person heranwachsen,
-
6:06 - 6:08zu der ich bestimmt war.
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6:08 - 6:11Viele Leute haben mich
in meinem Leben verletzt -
6:11 - 6:13und ich erinnere mich an alle,
-
6:13 - 6:15aber die Erinnerungen werden
fad und schwach -
6:15 - 6:19im Vergleich zu den Menschen,
die mir geholfen haben. -
6:19 - 6:22Die anderen Überlebenden,
die anderen Stimmen-Hörer, -
6:22 - 6:24die Gefährten und Mitarbeiter;
-
6:24 - 6:26die Mutter, die mich nie aufgab,
-
6:26 - 6:29die wusste, dass ich eines Tages
zu ihr zurückkommen würde -
6:29 - 6:33und die bereit war, so lange
auf mich zu warten wie nötig; -
6:33 - 6:35der Arzt, der nur kurze Zeit
mit mir arbeitete, -
6:35 - 6:37aber der seine Überzeugung
bekräftigte, dass Genesung -
6:37 - 6:40nicht nur möglich, sondern unvermeidlich war,
-
6:40 - 6:42und der während einer
verheerenden Rückfallperiode -
6:42 - 6:45meiner verängstigten Familie sagte:
"Geben Sie die Hoffnung nicht auf. -
6:45 - 6:48Ich bin überzeugt, dass
Eleanor das überwinden kann. -
6:48 - 6:51Wissen Sie, manchmal schneit es
noch im Mai, -
6:51 - 6:54aber der Sommer kommt letztendlich immer."
-
6:54 - 6:5614 Minuten sind nicht genug Zeit,
-
6:56 - 6:59um alle die guten und
großzügigen Menschen zu nennen, -
6:59 - 7:01die mit mir oder für mich gekämpft haben
-
7:01 - 7:03und mich erwarteten, wenn ich von
-
7:03 - 7:05diesem quälenden,
einsamen Platz zurückkam. -
7:05 - 7:07Aber zusammen formten sie
eine Mischung aus Mut, -
7:07 - 7:11Kreativität, Integrität und
einem unerschütterlichem Glauben, -
7:11 - 7:15sodass mein zerbrochenes Selbst
wieder geheilt werden konnte. -
7:15 - 7:17Ich sagte immer, dass diese
Menschen mich gerettet haben, -
7:17 - 7:18aber jetzt weiß ich,
dass sie etwas viel Wichtigeres -
7:18 - 7:21getan haben als sie mich dazu befähigten,
-
7:21 - 7:22mich selbst zu retten,
-
7:22 - 7:25und, ganz entscheidend,
halfen sie mir etwas zu verstehen, -
7:25 - 7:26das ich immer vermutet hatte,
-
7:26 - 7:29nämlich dass meine Stimmen
eine sinnvolle Reaktion -
7:29 - 7:32auf traumatische Lebensereignisse,
besonders Kindheitserlebnisse, waren, -
7:32 - 7:34und daher nicht meine Feinde,
-
7:34 - 7:38sondern eine Erkenntnisquelle
für unlösbare emotionale Probleme waren. -
7:38 - 7:41Zuerst ist das sehr schwer zu glauben,
-
7:41 - 7:44und zwar nicht nur, weil die Stimmen so feindlich
-
7:44 - 7:47und bedrohlich schienen. Daher war
ein entscheidender erster Schritt -
7:47 - 7:50zu lernen, die metaphorische
Bedeutung von dem zu trennen, -
7:50 - 7:54was ich bislang als wortwörtliche
Wahrheit interpretiert hatte. -
7:54 - 7:57Wenn die Stimmen etwa drohten,
mein Zuhause anzugreifen, -
7:57 - 8:00lernte ich das als mein eigenes
Angstgefühl und Unsicherheit -
8:00 - 8:03in der Welt zu interpretieren anstatt
als eine aktuelle, objektive Gefahr. -
8:03 - 8:05Anfangs hätte ich ihnen geglaubt.
-
8:05 - 8:07Ich erinnere mich etwa,
dass ich eines Nachts -
8:07 - 8:09vor dem Zimmer meiner Eltern Wache hielt,
um sie vor dem zu beschützen, -
8:09 - 8:13was ich als echte Bedrohung
durch die Stimmen empfand. -
8:13 - 8:15Da ich so ein großes Problem mit
selbstverletzendem Verhalten hatte, -
8:15 - 8:18war das meiste Besteck
im Haus versteckt worden, -
8:18 - 8:20daher bewaffnete ich mich
schließlich mit einer Plastikgabel, -
8:20 - 8:23eine Art Picknickbesteck,
und vor dem Zimmer sitzend -
8:23 - 8:27umklammerte ich es und wartete darauf,
in Aktion zu treten, falls etwas passieren sollte. -
8:27 - 8:28Nach dem Motto: "Leg dich nicht mit mir an.
-
8:28 - 8:31Ich habe eine Plastikgabel, klar?"
-
8:31 - 8:33Strategisch.
-
8:33 - 8:35Aber eine spätere Reaktion,
und eine viel nützlichere -
8:35 - 8:40wäre die Botschaft hinter
den Worten zu dekonstruieren. -
8:40 - 8:43Wenn die Stimmen mich also warnten,
nicht das Haus zu verlassen, -
8:43 - 8:45dankte ich ihnen dafür, dass sie mich
darauf aufmerksam gemacht hatten, -
8:45 - 8:46wie unsicher ich mich fühlte –
-
8:46 - 8:49denn wenn ich mir dessen bewusst war,
konnte ich etwas dagegen tun – -
8:49 - 8:51aber ich versicherte ihnen und mir selbst,
-
8:51 - 8:55dass wir sicher seien und
uns nicht mehr ängstigen brauchten. -
8:55 - 8:56Ich setzte den Stimmen Grenzen,
-
8:56 - 8:59und versuchte, mit ihnen in
positiver Weise umzugehen, -
8:59 - 9:01aber dennoch respektvoll,
indem ich einen langsamen Prozess -
9:01 - 9:04von Kommunikation und Kollaboration aufbaute,
-
9:04 - 9:07durch den wir lernten, zusammenzuarbeiten
und einander zu unterstützen. -
9:07 - 9:09Während all dem begriff ich letztendlich,
-
9:09 - 9:11dass jede Stimme eng mit Aspekten
-
9:11 - 9:14meines Selbst verbunden war
und dass jede davon -
9:14 - 9:16überwältigende Gefühle in sich trug,
die ich bisher -
9:16 - 9:18niemals verarbeiten oder lösen konnte.
-
9:18 - 9:21Erinnerungen an sexuelle Traumata oder Missbrauch,
-
9:21 - 9:24an Wut, Scham, Schuld
oder einen niedrigen Selbstwert. -
9:24 - 9:26Die Stimmen nahmen den Platz
dieses Schmerzes ein -
9:26 - 9:28und gaben ihm Worte,
-
9:28 - 9:29und eine meiner größten Offenbarungen war,
-
9:29 - 9:32als ich merkte, dass die feindlichsten
und aggressivsten Stimmen -
9:32 - 9:34eigentlich die Teile von mir repräsentierten,
-
9:34 - 9:36die am tiefsten verletzt worden waren,
-
9:36 - 9:39und daher musste diesen Stimmen
-
9:39 - 9:42das größte Mitgefühl und die größte Fürsorge
entgegengebracht werden. -
9:42 - 9:45Bewaffnet mit diesem Wissen
versammelte ich schließlich -
9:45 - 9:47mein zerbrochenes Selbst.
-
9:47 - 9:50Jedes Fragment wurde durch
eine andere Stimme verkörpert. -
9:50 - 9:52Ich setzte meine Medikamente langsam ab
-
9:52 - 9:57und kehrte zur Psychiatrie zurück,
nur diesmal auf der anderen Seite. -
9:57 - 10:00Zehn Jahre nachdem die Stimme erstmals auftrat,
machte ich schließlich meinen Abschluss, -
10:00 - 10:02dieses Mal mit dem höchsten
Bachelorabschluss in Psychologie, -
10:02 - 10:05den die Universität je vergeben hatte,
und ein Jahr später -
10:05 - 10:06den höchsten Masterabschluss,
was für eine Verrückte -
10:06 - 10:08nicht schlecht ist.
-
10:08 - 10:11Tatsächlich diktierte eine der Stimmen
sogar die Fragen -
10:11 - 10:14während einer Prüfung, was technisch
gesehen womöglich als Mogeln gilt. -
10:14 - 10:16(Gelächter)
-
10:16 - 10:18Ehrlich gesagt genoss ich
mitunter ihre Aufmerksamkeit sehr. -
10:18 - 10:20Oscar Wilde sagte: Schlimmer als
-
10:20 - 10:23dass über einen gesprochen wird, ist nur,
dass nicht über einen gesprochen wird. -
10:23 - 10:25Man wird auch sehr gut beim Lauschen,
-
10:25 - 10:27denn man muss zwei Gesprächen gleichzeitig zuhören.
-
10:27 - 10:29Also ist nicht alles schlecht.
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10:29 - 10:31Ich habe in psychiatrischen
Einrichtungen gearbeitet, -
10:31 - 10:33Vorträge auf Konferenzen gehalten,
-
10:33 - 10:35wissenschaftliche Artikel und
Buchbeiträge veröffentlicht, -
10:35 - 10:38und ich argumentierte,
und tue das immer noch, -
10:38 - 10:40für die Bedeutung des folgenden Konzepts:
-
10:40 - 10:43Eine entscheidende Frage in der Psychiatrie
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10:43 - 10:44sollte nicht sein, was mit einem nicht stimmt,
-
10:44 - 10:47sondern was einem passiert ist.
-
10:47 - 10:50Währenddessen lauschte ich meinen Stimmen,
-
10:50 - 10:52mit denen ich schließlich lernte,
in Frieden und Respekt zu leben, -
10:52 - 10:55und die ihrerseits ein zunehmendes Bewusstsein
-
10:55 - 10:58von Mitgefühl, Akzeptanz und Respekt
mir gegenüber entwickelten. -
10:58 - 11:02Ich erinnere mich an den bewegendsten
und außergewöhnlichsten Moment, -
11:02 - 11:05als ich einer jungen Frau half, die
von ihren Stimmen terrorisiert wurde, -
11:05 - 11:07und mir bewusst wurde,
dass ich zum ersten Mal -
11:07 - 11:10nicht mehr selbst so fühlte,
-
11:10 - 11:14sondern endlich in der Lage war,
einem anderem zu helfen. -
11:14 - 11:17Ich bin jetzt sehr stolz,
ein Teil von "Intervoice" zu sein, -
11:17 - 11:21die Organisationseinheit des
International Hearing Voices Movement, -
11:21 - 11:24einer von der Arbeit von Professor Marius Romme
-
11:24 - 11:26und Dr. Sandra Escher inspirierten Initiative,
-
11:26 - 11:29die Stimmenhören als Überlebensstrategie einordnet,
-
11:29 - 11:32eine gesunde Reaktion auf ungesunde Umstände,
-
11:32 - 11:36kein anomales Symptom von Schizophrenie,
das ertragen werden muss, -
11:36 - 11:39sondern eine komplexe und bedeutsame Erfahrung,
-
11:39 - 11:42die erforscht werden muss.
-
11:42 - 11:44Gemeinsam stellen wir uns eine Zukunft vor,
-
11:44 - 11:46die Stimmenhören versteht und respektiert,
-
11:46 - 11:49die Bedürfnisse von Individuen,
die Stimmen hören, unterstützt, -
11:49 - 11:52und die sie als vollwertige Bürger wertschätzt.
-
11:52 - 11:54Diese Gesellschaftsform ist nicht nur möglich,
-
11:54 - 11:56sie entwickelt sich schon.
-
11:56 - 12:00Um Chavez zu paraphrasieren:
Wenn der soziale Wandel beginnt, -
12:00 - 12:02kann er nicht mehr aufgehalten werden.
-
12:02 - 12:05Man kann einen Menschen nicht demütigen,
der Stolz empfindet. -
12:05 - 12:07Man kann keine Menschen unterdrücken,
-
12:07 - 12:10die keine Angst mehr haben.
-
12:10 - 12:12Die Errungenschaften
des Hearing Voices Movement -
12:12 - 12:15erinnern daran, dass Empathie,
-
12:15 - 12:18Gerechtigkeit und Respekt mehr als Worte sind;
-
12:18 - 12:20sie sind Überzeugungen,
-
12:20 - 12:23und diese Überzeugungen
können die Welt ändern. -
12:23 - 12:25In den letzen 20 Jahren hat
das Hearing Voices Movement -
12:25 - 12:28Stimmenhören-Netzwerke aufgebaut,
-
12:28 - 12:31in 26 Ländern auf fünf Kontinenten,
-
12:31 - 12:34die zusammenarbeiten, um Würde, Solidarität
-
12:34 - 12:37und Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen
mit psychischen Störungen zu fördern, -
12:37 - 12:40um eine neue Sprache und
eine Praxis der Hoffnung zu schaffen, -
12:40 - 12:44die in ihrem Kern einen
unerschütterlichen Glauben -
12:44 - 12:47an die Kraft des Individuums in sich trägt.
-
12:47 - 12:50Wie Peter Levine sagte, ist das "menschliche Tier"
-
12:50 - 12:52ein einzigartiges Wesen,
-
12:52 - 12:55mit der instinktiven Fähigkeit
zu heilen ausgestattet -
12:55 - 12:59und mit der geistigen Fähigkeit,
diese angeborene Fähigkeit zu nutzen. -
12:59 - 13:02Insofern gibt es
für die Mitglieder einer Gesellschaft -
13:02 - 13:04keine größere Ehre oder kein größeres Privileg,
-
13:04 - 13:07als diesen Heilungsprozess
für jemanden zu ermöglichen, -
13:07 - 13:10um zu bezeugen, zu helfen,
-
13:10 - 13:12die Last des Leidens zu teilen
-
13:12 - 13:15und die Hoffnung auf Genesung aufrechtzuerhalten.
-
13:15 - 13:18Und für diejenigen,
die Elend und Not überlebt haben, -
13:18 - 13:20sollten wir daran denken,
dass unser Leben nicht -
13:20 - 13:24für immer von den schädlichen Dingen,
die uns passiert sind, bestimmt sein muss. -
13:24 - 13:27Wir sind einzigartig. Wir sind unersetzbar.
-
13:27 - 13:29Was wir in uns tragen, kann nie wahrhaftig kolonisiert,
-
13:29 - 13:32deformiert oder ausgelöscht werden.
-
13:32 - 13:36Das Licht erlischt niemals.
-
13:36 - 13:38Wie ein wunderbarer Arzt einmal zu mir sagte:
-
13:38 - 13:41"Erzählen Sie mir nicht,
was andere über Sie erzählt haben. -
13:41 - 13:44Erzählen Sie von sich."
-
13:44 - 13:46Vielen Dank.
-
13:46 - 13:52(Applaus)
- Title:
- Die Stimmen in meinem Kopf
- Speaker:
- Eleanor Longden
- Description:
-
Allem Anschein nach war Eleanor Longden wie jeder andere Student, voller Elan und komplett sorgenfrei nahm sie Kurs aufs College. Bis die Stimmen in ihrem Kopf zu sprechen begannen. Zunächst harmlos wurden diesen internen Erzähler zunehmend feindlich und herrisch, und verwandelten ihr Leben in einen echten Albtraum. Diagnostiziert mit Schizophrenie, hospitalisiert, unter Beruhigungsmittel gesetzt, wurde sie von einem System ausgemustert, das nicht wusste, wie es ihr helfen konnte. Eleanor Longden erzählt die bewegende Geschichte ihrer langjährigen Reise zurück zu seelischer Gesundheit und argumentiert, dass sie überlebt hat, weil sie lernte, auf ihre Stimmen zu hören.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:17
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Nadine Hennig approved German subtitles for The voices in my head | |
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Nadine Hennig edited German subtitles for The voices in my head | |
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Laura Santini accepted German subtitles for The voices in my head | |
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Laura Santini edited German subtitles for The voices in my head |
Nadine Hennig
Hallo Angelika. Du hattest recht, es gab noch einiges zu ändern. Eigentlich sollte ich den Punkt für den Review bekommen. Also schau dir meine Veränderungen an. Falls du eine Analyse brauchst, was ich warum wie geändert habe, dann sag Bescheid. Im Allgemeinen kann ich sagen: Immer überlegen, ob man es selbst im Deutschen auch so schreiben würde, wenn es das englische Original nicht gäbe. Man braucht auch nicht immer jedes Wort zu übersetzen, um den Sinn zu transportieren. Es muss einfach idiomatisch klingen, so als wäre es keine Übersetzung. Und noch etwas: Immer auf die Kommasetzung achten. Ich gebe den Talk jetzt frei, falls du noch Änderungen vornehmen willst, kannst du das ja tun. Lg, Nadine