Meine letzte Stunde | Dr. Andreas Salcher | TEDxSalzburg
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0:05 - 0:07(Beifall)
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0:09 - 0:13Es gibt drei Möglichkeiten,
sich auf seine letzte Stunde ... -
0:13 - 0:15sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
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0:15 - 0:19Die einfachste Möglichkeit ist,
man ignoriert dieses Thema völlig, -
0:19 - 0:21und irgendwann ist es dann da --
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0:21 - 0:25das ist der Tod und man stirbt
überrascht, unvorbereitet. -
0:26 - 0:30Die zweite Möglichkeit ist,
man wird mit einer bösen Diagnose -
0:30 - 0:33oder mit einer schweren
Krankheit konfrontiert. -
0:33 - 0:36Entweder ist dann diese
erste Begegnung mit der letzten Stunde -
0:36 - 0:38auch schon unsere letzte
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0:39 - 0:41und man stirbt,
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0:41 - 0:43oder man erhält noch eine zweite Chance.
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0:43 - 0:45Das Interessante ist, dass viele Menschen,
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0:45 - 0:49die so eine schwere Krankheit
überwunden haben oder eine böse Diagnose, -
0:49 - 0:51im Nachhinein sagen,
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0:51 - 0:55dass das eigentlich eine ganz
wichtige Erfahrung in ihrem Leben war, -
0:55 - 0:58weil sie ihnen gezeigt hat,
was ihnen eigentlich wichtig ist. -
0:58 - 1:02Aber bei beiden ersten Varianten
braucht man eigentlich gar nichts zu tun, -
1:02 - 1:04weil die letzte Stunde ist plötzlich da
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1:06 - 1:10und stülpt die bestehenden Regeln
unseres Lebens radikal um, -
1:10 - 1:11greift massiv ein.
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1:12 - 1:16Mit diesem Buch versuche ich,
ein Plädoyer dafür zu machen und zu sagen: -
1:16 - 1:18Es macht einen Sinn,
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1:18 - 1:22sich schon vorher mit
dem Thema auseinanderzusetzen, -
1:22 - 1:27bevor man unmittelbar davon
betroffen ist -- aus mehreren Gründen: -
1:27 - 1:31Erstens, Angst macht uns
vor allem immer das Unbekannte. -
1:31 - 1:37Wenn man .... sich die Tatsache,
dass unser Leben endlich ist, -
1:37 - 1:42immer wieder herholt, dann
bietet einem das die Chance, -
1:42 - 1:44die Zeit, die einem noch bleibt,
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1:44 - 1:47von der man ja nicht weiß,
wie lange sie eigentlich noch ist, -
1:47 - 1:50in einer höheren
und größeren Qualität zu verbringen. -
1:50 - 1:53Das ist auch die Grundidee
des Covers des Buches. -
1:53 - 1:57Sie sehen hier ein aufgeschlagenes Buch
mit einem Schreibstift. -
1:57 - 1:59Und die Grundidee ist zu sagen:
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1:59 - 2:01Stell dir vor, in deiner letzten Stunde
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2:01 - 2:05hast du die fertig gedruckte
Biografie deines Lebens vor dir -
2:06 - 2:08und blätterst darin,
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2:08 - 2:12und zufälligerweise schlägst du
genau das Kapitel auf, -
2:12 - 2:17das deine augenblickliche
Lebensphase beinhaltet, -
2:17 - 2:21also egal wie alt man ist, man landet
genau dort, wo man jetzt ist. -
2:21 - 2:26Und dann erhältst du die Möglichkeit,
die noch hoffentlich vielen Seiten, -
2:26 - 2:29die vor dir liegen,
noch einmal zu schreiben, -
2:29 - 2:33und zwar mit dem Wissen,
das du aus deiner letzten Stunde hast. -
2:34 - 2:36Und das ist eine spannende Sache.
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2:36 - 2:38Wenn man zum Beispiel weiß ...
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2:38 - 2:41Elisabeth Kübler-Ross,
die sich bekanntlich -
2:41 - 2:44mit dem Thema "Sterben"
sehr auseinandergesetzt hat -- -
2:44 - 2:50Auch interessant: Fast alle Frauen
kannten Elisabeth Kübler-Ross, -
2:50 - 2:52fast kein einziger Mann
kannte Elisabeth Kübler-Ross. -
2:52 - 2:55Das sagt schon etwas
zum unterschiedlichen Umgang -
2:55 - 2:57mit dem Thema "Tod und Sterben".
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2:57 - 2:59Elisabeth Kübler-Ross hat herausgefunden
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2:59 - 3:02-- das hat sich in den Gesprächen,
die ich mit Leuten geführt habe, -
3:02 - 3:05die gewusst haben, dass sie
nicht mehr lange zu leben haben, -
3:05 - 3:07bestätigt -- das sind drei Fragen,
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3:07 - 3:10die eigentlich fast alle Menschen
am Ende ihres Lebens beschäftigen: -
3:10 - 3:15Erstens, und das hat der Alfred
vorher schon sehr ausführlich behandelt: -
3:15 - 3:16Das ist tatsächlich Liebe.
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3:16 - 3:21Habe ich genug Liebe gegeben
und habe ich genug Liebe bekommen? -
3:21 - 3:24Zweitens, Authentizität.
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3:25 - 3:30Habe ich mit meiner Musik
mein Leben gespielt? -
3:30 - 3:34Habe ich mit meiner Stimme gesprochen
oder habe ich immer nur das getan, -
3:34 - 3:36was andere von mir wollten?
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3:37 - 3:41Und das dritte, interessanterweise,
und das passt gut zu TED, -
3:41 - 3:43ist Großzügigkeit und Idealismus.
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3:44 - 3:48Habe ich genug zurückgegeben,
mit meinen Möglichkeiten? -
3:48 - 3:51Habe ich die Welt
ein bisschen besser gemacht? -
3:51 - 3:54Jetzt kann man sagen,
das ist alles esoterischer Unsinn -
3:54 - 3:56und das stimmt alles nicht.
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3:56 - 3:58Es stimmt interessanterweise.
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3:58 - 4:02Ich habe auch mit sehr reichen Leuten
gesprochen, die eine Diagnose hatten, -
4:02 - 4:05wo nicht klar ist, ob sie
die nächsten Monate überleben werden, -
4:05 - 4:08und die haben sich
genau diese Fragen gestellt. -
4:13 - 4:15Was mir auch sehr wichtig ist:
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4:15 - 4:18Das ist kein Buch über den Tod,
das ist ein Buch über das Leben, -
4:18 - 4:20und darüber, wie man die Zeit,
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4:20 - 4:23von der wir nicht wissen,
wie viel uns noch bleibt, -
4:23 - 4:26mit größerer Qualität verbringen kann.
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4:27 - 4:29Ich glaube ja überhaupt nicht,
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4:29 - 4:32dass man mit Büchern das Leben
von Menschen verändern kann, -
4:32 - 4:34auch nicht mit Seminaren.
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4:34 - 4:36Ich war 20 Jahre meines Lebens
Human-Resources-Trainer, -
4:36 - 4:39ich gebe mich da überhaupt
keinen Illusionen hin. -
4:39 - 4:42Was das Leben wirklich
von Menschen radikal verändert, -
4:42 - 4:46ist zum Beispiel eine Scheidung,
ein Jobverlust, eine schwere Krankheit, -
4:46 - 4:48aber kein Buch und auch kein Seminar.
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4:49 - 4:50Aber es geht überhaupt nicht
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4:50 - 4:53um das radikale Verändern
des eigenen Lebens, -
4:53 - 4:58es geht um die 1 oder 2 %,
die man anders machen kann. -
4:59 - 5:01Einige von Ihnen wissen das vielleicht:
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5:01 - 5:06Ich habe im Stift Melk 4 Jahre lang
TED auf meine Art und Weise gemacht. -
5:06 - 5:09Ich habe die vier
Waldzell-Meetings gemacht, -
5:09 - 5:12deswegen haben wir auch hier
den Altabt Ellegast gesehen, -
5:12 - 5:14wo wir 7 Nobelpreisträger hatten,
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5:14 - 5:16den Dalai Lama und viele
andere kluge Leute. -
5:16 - 5:18Im 4. Jahr war der Dalai Lama da,
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5:18 - 5:21und ich durfte Zeuge sein,
wie ein junger Deutscher, -
5:22 - 5:25der vom tibetischen
Buddhismus sehr bewegt war, -
5:25 - 5:27den Dalai Lama gefragt hat,
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5:27 - 5:29wie er denn jetzt möglichst schnell
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5:29 - 5:33dem tibetischen Buddhismus
nahe kommen könnte, -
5:33 - 5:36also welche Lehrer
und wo er hingehen soll. -
5:36 - 5:39Und der Dalai Lama hat
diesem jungen Deutschen -
5:39 - 5:43mit seinem unnachahmlichen
Lächeln angelächelt -
5:43 - 5:45und hat nur einen Satz gesagt:
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5:46 - 5:50"Stay with your religion" --
Bleiben Sie bei Ihrer Religion. -
5:50 - 5:55Ich hoffe, dass dieser junge Mann
die ungemeine Weisheit erkannt hat, -
5:55 - 5:59die in diesem Satz gesteckt hat:
Nämlich, es gibt keine Abkürzung, -
5:59 - 6:01es gibt keinen leichteren Weg.
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6:01 - 6:06Jeder Mensch muss halt den Weg gehen,
der ihm vorgezeichnet ist. -
6:06 - 6:09Aber diese 1 %, die können
dann ungemein viel ausmachen. -
6:09 - 6:12Ich habe ein Jahr lang
an diesem Buch gearbeitet -
6:12 - 6:14und das hat es für mich verändert.
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6:14 - 6:15Wir alle kennen das:
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6:15 - 6:17Da geht irgendetwas schief,
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6:17 - 6:20oder man hört, irgendjemand
hat schlecht über einen geredet, -
6:20 - 6:23das hat sich bei mir jetzt reduziert,
seitdem ich nicht mehr in der Politik bin. -
6:23 - 6:26Aber trotzdem gibt es
immer das eine oder andere, -
6:26 - 6:28was einen so ärgert.
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6:28 - 6:32Oder irgendetwas ist ausgemacht
und findet dann nicht statt. -
6:32 - 6:35Dann hole ich mir schon manchmal
"Meine letzte Stunde" her -
6:35 - 6:37und stelle mir die ganz einfache Frage:
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6:37 - 6:39Aus der letzten Stunde betrachtet,
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6:39 - 6:42wird dieser Ärger eine Rolle
spielen in meinem Leben? -
6:42 - 6:44Da kommt man meistens sehr schnell drauf:
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6:44 - 6:46Eigentlich nicht.
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6:46 - 6:50Und in meinem Freundeskreis gibt es
halt viele Freunde und Freundinnen, -
6:50 - 6:53die Trennungen und Scheidungen
hinter sich haben. -
6:53 - 6:54Da gibt es gemeinsame Kinder.
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6:54 - 6:57Da gibt es dann
einen irren Streit darüber: -
6:57 - 7:01Wer zahlt die Zusatzzahnregulierung?
Bei wem ist das Kind jetzt? usw. -
7:01 - 7:04Ich habe das denen auch gesagt:
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7:04 - 7:06Wenn ihr euch eure letzte Stunde
herholt und euch fragt: -
7:06 - 7:08Wie geht es euch eigentlich damit,
-
7:08 - 7:12dass euch euer Egoismus
und eure Interessen wichtiger waren -
7:12 - 7:13als die Interessen eures Kindes?
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7:13 - 7:18Das ist dann schon so ein Schlucken,
das man da manchmal bekommt. -
7:22 - 7:25Es gibt einen Sufi-Spruch,
der sehr kurz ist -
7:25 - 7:27und der mir für das Buch
ein bisschen geholfen hat, -
7:27 - 7:29und der geht so:
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7:29 - 7:32"Der Tod kam zu den Menschen,
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7:32 - 7:36und der Mensch fragte:
'Ist es schon so weit?' -
7:37 - 7:40Und der Tod sagte: 'Ja, es ist so weit.'
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7:40 - 7:44Und darauf fragt der Mensch:
'War das alles?' -
7:45 - 7:51Und der Tod antwortet: 'Ja, das war
alles, was du daraus gemacht hast.'" -
7:53 - 7:56Jetzt komme ich zu etwas, das nenne ich
den "Augenblick der Wahrheit", -
7:56 - 7:59und für den Augenblick
der Wahrheit brauchen wir Licht. -
7:59 - 8:03Ihr habt ja alle diese Übung gesehen,
wie ihr hier mit ... -
8:03 - 8:06Übrigens kann man "Lebensmaßband"
bei YouTube eingeben, -
8:06 - 8:09also alle diese Spots
können Sie bei YouTube sehen. -
8:09 - 8:11Ihr habt jetzt
so ein Lebensmaßband vor euch -
8:11 - 8:14und das ist so eine ganz
interessante Erfahrung, -
8:14 - 8:18weil wenn ihr da zugeschaut habt,
dann ist das eine ganz lustige Geschichte, -
8:18 - 8:20oder man kann auch sagen,
eine banale Geschichte -
8:20 - 8:22oder eine naive Geschichte.
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8:22 - 8:24Jetzt machen wir das mal miteinander.
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8:24 - 8:25Da kommt man nämlich drauf:
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8:25 - 8:28Das funktioniert dann etwas anders,
wenn man es selbst macht. -
8:28 - 8:31Also bitte dieses Lesezeichen
jetzt aufklappen, -
8:31 - 8:37sodass das Maßband links 0 Jahre
und rechts 100 Jahre anzeigt. -
8:37 - 8:39Das hat jetzt jeder so vor sich.
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8:40 - 8:45Und jetzt reißen wir auf der linken Seite
-- also jeder von Ihnen -- -
8:45 - 8:47Ihr aktuelles Lebensalter ab.
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8:47 - 8:50Ich bin noch weit von 50 entfernt,
nämlich drei Monate. -
8:50 - 8:53Also ich reiße jetzt knapp vor 50 ab.
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8:53 - 8:58Und wirklich abreißen, nicht aufheben,
wirklich abreißen und wegschmeißen. -
8:58 - 9:01Aber Sie reißen nicht mein Lebensalter ab,
Sie reißen Ihr Lebensalter ab. -
9:01 - 9:04Das aktuelle Lebensalter links abreißen.
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9:05 - 9:07Da passiert nichts, einfach machen.
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9:07 - 9:10Das ist eh schon vorbei,
da kann nichts mehr schiefgehen. -
9:11 - 9:14Da gibt es noch Zögerliche, sehe ich.
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9:15 - 9:19Also einfach links beim
aktuellen Lebensalter abreißen. -
9:19 - 9:21Jetzt wird es ein bisschen schwieriger:
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9:21 - 9:27Rechts reißen die Männer
bitte bei 77,1 ab. -
9:27 - 9:30Alle Männer reißen rechts bei 77,1 ab,
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9:30 - 9:35und macht das genau, denn das 0,1 Jahr
kann am Ende noch sehr wertvoll sein. -
9:36 - 9:41Die Frauen, die leben bekanntlich länger,
weil sie klüger und gesünder sind, -
9:41 - 9:44die reißen daher bei 82,7 ab.
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9:44 - 9:48Die Frauen reißen bitte bei 82,7 ab.
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9:49 - 9:53Und das, was Sie jetzt in der Hand halten
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9:53 - 9:54-- ich zeige es Ihnen bei mir --
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9:54 - 9:58das ist der Rest Ihres Lebens.
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9:58 - 10:01Das ist der Rest Ihres Lebens.
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10:02 - 10:04Es gibt schon die ersten,
die vergleichen. -
10:04 - 10:06Jetzt schaut man so links und rechts.
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10:06 - 10:09Sie sind ein sehr junges Publikum,
bei Ihnen ist es [noch] sehr viel, -
10:09 - 10:12aber bei manchen ist es
schon ein bisschen weniger. -
10:12 - 10:15Und die, die meinen,
es sei eh jetzt noch so viel, -
10:15 - 10:17da kann man noch ein bisschen
drauflegen und sagen: -
10:17 - 10:18Na ja ...
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10:20 - 10:23das, was man lernt,
auch wenn man 30 oder 40 ist, -
10:23 - 10:27ist, dass die nächsten zehn Jahre
immer doppelt so schnell vergehen -
10:27 - 10:30in der subjektiven Empfindung,
[als] die letzten Jahre. -
10:30 - 10:33Wenn ich mir das jetzt bei mir anschaue,
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10:33 - 10:36dann schaut das schon
nicht mehr so gut aus. -
10:37 - 10:40Für diejenigen, die aufgrund des Alters --
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10:40 - 10:44bei meinen Lesungen, die ich
jetzt gemacht habe, bei den dreien, -
10:44 - 10:46da wird dann sehr viel gelacht.
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10:46 - 10:50Und diejenigen, die am wenigsten
in der Hand haben, lachen am lautesten. -
10:52 - 10:56Wenn hier jemand im Saal sein sollte,
der schon sehr wenig in der Hand hat, -
10:56 - 10:58gibt es aber auch einen Trost.
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10:58 - 11:01Jopi Heesters würde natürlich
nur lachen über diese Übung, -
11:01 - 11:06weil bei dem müsste man
aufstocken, mit 105 Jahren. -
11:06 - 11:09Nehmen Sie ihn mit, den Rest Ihres Lebens.
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11:10 - 11:12Sie können es sich anschauen auf YouTube.
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11:12 - 11:14Wie gesagt, Sie brauchen nur Lebensmaßband
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11:14 - 11:17bei YouTube mit -ss oder -ß
geschrieben eingeben -- -
11:17 - 11:19beides funktioniert.
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11:19 - 11:21Schicken Sie es einfach Freunden
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11:21 - 11:23und nehmen Sie sich
den Rest Ihres Lebens mit. -
11:23 - 11:26Da sind wir jetzt
bei der spannenden Frage: -
11:26 - 11:28Was tue ich denn mit
dem Rest meines Lebens? -
11:28 - 11:31Was mache ich da jetzt damit?
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11:31 - 11:34Über diese Frage haben sich
klügere Leute den Kopf zerbrochen -- -
11:36 - 11:39da ist jetzt eine
erste Erkenntnis gekommen. -
11:40 - 11:43Viktor Frankl hat gesagt:
Es sind zwei Dinge, -
11:44 - 11:46die unserem Leben Sinn geben:
-
11:47 - 11:48Erstens,
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11:49 - 11:50Arbeit,
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11:50 - 11:52und damit ist nicht nur
die bezahlte Arbeit, -
11:52 - 11:54sondern unser Tun, gemeint,
-
11:54 - 11:57und zweitens, das haben wir
heute schon gehabt, die Liebe. -
11:57 - 12:01Und nachdem der Prinz Alfred
so viel über die Liebe geredet hat, -
12:01 - 12:04möchte ich kurz über die Arbeit sprechen,
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12:04 - 12:07über unser Tun und den Anspruch,
den wir daran haben. -
12:07 - 12:09Weil das passt ja auch ganz gut.
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12:09 - 12:11Ich bin ja froh,
dass die Organisatoren hier -
12:11 - 12:13-- der Niki und der Frizo --
-
12:13 - 12:16ein zutiefst österreichisches Thema
genommen haben, -
12:16 - 12:18nämlich "Mittelmäßigkeit".
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12:20 - 12:26Der Besuch einer TED-Konferenz ist
das beste Mittel gegen Mittelmäßigkeit. -
12:26 - 12:27Warum?
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12:27 - 12:28Weil bei uns in Österreich
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12:28 - 12:30-- und ich bin ja aus Wien --
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12:30 - 12:32wir sind ja alle Weltmeister.
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12:32 - 12:34Wir brauchen gar nicht in die Welt hinaus.
-
12:34 - 12:37Wir sind eigentlich ungemein
zufrieden damit, so wie wir sind. -
12:37 - 12:41Und dann begegnet man dort Leuten,
jungen Leuten, älteren Leuten, -
12:41 - 12:46und dann wird man sehr schnell
sehr demütig, wenn man sich anschaut, -
12:46 - 12:48was die geleistet haben.
-
12:48 - 12:52Ich habe auf einer TED-Konferenz
-- ich glaube, es war jetzt in Oxford -- -
12:52 - 12:55da ist ein junges Mädchen
aufgetreten, eine Amerikanerin, -
12:55 - 12:57so im klassischen Stil
eines Highschool-Mädchens. -
12:57 - 13:00Das war so wie eine Präsentation
einer College-Arbeit, -
13:00 - 13:02so mit dem Lachen und den Fragen.
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13:02 - 13:04Sie hat gesagt, sie hat
Mohammed Yunus gesehen, -
13:04 - 13:07das hat ihr so imponiert
mit den Mikrokrediten. -
13:07 - 13:10Dann ist sie dort hingefahren,
nach Afrika zu den Leuten. -
13:10 - 13:12Man hat lauter Fotos von ihr gesehen usw.
-
13:12 - 13:16Dann hat man sich das irgendwie
angeschaut und ist drauf gekommen: -
13:16 - 13:19Die junge Dame, die sicher
noch keine 30 war, -
13:19 - 13:23hat 15 Millionen Dollar
für ihre Website aufgetrieben, -
13:23 - 13:26um Mikrokredite in
diesen Ländern zu machen. -
13:27 - 13:31Da geht es einem dann
sehr schnell ein bisschen anders. -
13:34 - 13:37Mittelmäßigkeit hat für mich
auch ein bisschen damit zu tun -- -
13:37 - 13:40und ich nehme an, dieser Kreis
hier besteht aus Leuten, -
13:40 - 13:43die alle relativ schnell auf 90 %
in der Qualität kommen. -
13:43 - 13:46Das schaffen wir alle ganz gut,
besonders die Unternehmensberater. -
13:46 - 13:47Ich bin ja auch einer.
-
13:47 - 13:50Aber das Entscheidende
sind die letzten 10 %. -
13:51 - 13:54Und genau die machen es aber aus.
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13:54 - 13:57Ich bin ein großer Film-Fan:
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13:58 - 14:02James Cameron, "Titanic", jetzt "Avatar".
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14:02 - 14:07Es gibt eine Szene bei "Titanic",
die möchte ich jetzt gerne herholen, -
14:07 - 14:10weil sie scheinbar so kurios ist,
aber auf der anderen Seite -
14:10 - 14:14den Anspruch eines James Cameron
an seine Arbeit so gut definiert. -
14:14 - 14:17Ich bin mir sicher, fast alle
von Ihnen haben "Titanic" gesehen. -
14:17 - 14:20Da gibt es eine Szene,
da sinkt die Titanic schon, -
14:20 - 14:23und da ist so ein Holzverbau,
-
14:23 - 14:27und da sind Porzellanteller drin,
-
14:27 - 14:30wo die Titanic quasi
-- auf den Porzellantellern -- -
14:30 - 14:33als Identität drauf gemalt ist.
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14:33 - 14:35Die Szene dauert ungefähr 15 Sekunden.
-
14:35 - 14:39Das Schiff sinkt, diese Wand
neigt sich immer mehr, -
14:39 - 14:44die Holzwand fällt um und die Teller
kullern heraus und zerschellen am Boden. -
14:45 - 14:50James Cameron hat darauf bestanden,
dass diese Porzellanteller, -
14:50 - 14:56die 15 Sekunden in einem, glaube ich,
3-Stunden-Film im Bild sind, handbemalt -
14:56 - 15:01und den Original-Titanic-
Tellern nachgemacht wurden. -
15:01 - 15:02Jetzt kann man sagen:
-
15:02 - 15:05Das ist ein Wahnsinniger, der hat
so viel Geld zum Verpulvern gehabt usw. -
15:05 - 15:08Ich glaube das nicht, sondern ich glaube:
-
15:08 - 15:13Wenn man den Anspruch an
den unsichtbaren Teil seiner Arbeit -
15:13 - 15:16genauso hoch anlegt
wie an den sichtbaren, -
15:16 - 15:18dann kann man erst
die wahre Qualität erreichen. -
15:18 - 15:21Da muss man kein
weltberühmter Film[regisseur] sein. -
15:21 - 15:24Übrigens, James Cameron
hat auch einen TEDTalk gemacht, -
15:24 - 15:25der sehr interessant ist.
-
15:25 - 15:28Da spricht er darüber, dass er
in der Zeit zwischen Titanic und Avatar -
15:28 - 15:32nicht nur Fußnägel geschnitten hat,
sondern auch andere Dinge gemacht hat. -
15:32 - 15:35Aber dieser unsichtbare Teil,
den haben wir alle in unserer Arbeit, -
15:35 - 15:37[wie] für mich jetzt als Autor.
-
15:37 - 15:39Ich kriege jetzt schon
sehr berührende E-Mails. -
15:39 - 15:41Ich komme spät am Abend nach Hause.
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15:41 - 15:44Lese ich da wirklich jeden Satz
mit der Aufmerksamkeit, -
15:44 - 15:47mit der mir das ein Mensch schickt,
und beantworte ich das dann auch, -
15:47 - 15:49wenn ich schon müde bin?
-
15:50 - 15:55Ich habe viele Leute, die
im Pflegeberuf sind, interviewt, -
15:55 - 15:56und da geht es darum:
-
15:56 - 15:59Schaut jemand noch hin, ob
ein älterer Mensch jetzt schlecht liegt -
15:59 - 16:03und er ihm sein Leben
in der Nacht verbessern kann, -
16:03 - 16:07indem er ihn noch aufrichtet, bevor er
schlafen geht, oder tut er das nicht? -
16:07 - 16:11Und wir alle haben so etwas
in unserer Arbeit drin. -
16:11 - 16:14Und ich möchte zum Abschluss
-
16:15 - 16:19Ihnen zum Thema "Das Leben als Kunstwerk"
-
16:21 - 16:23noch kurz etwas vorlesen.
-
16:26 - 16:32Joseph Beuys,
der berühmte Aktionskünstler ... -
16:32 - 16:35Es hat einen Satz gegeben.
-
16:35 - 16:39Kein anderer Satz von Joseph Beuys
hat so viel Widerspruch ausgelöst -- -
16:39 - 16:42und er hat viele Dinge gesagt,
die Widerspruch ausgelöst haben -- -
16:42 - 16:44wie ein Satz.
-
16:44 - 16:45Und dieser Satz war:
-
16:46 - 16:48"Jeder Mensch ist ein Künstler."
-
16:50 - 16:52Joseph Beuys hat aber damit nicht gemeint,
-
16:52 - 16:58dass jeder Mensch professionell tanzen,
malen, schauspielern, schreiben -
16:58 - 16:59oder so etwas kann.
-
16:59 - 17:04Er hat gesagt: In jeder Tätigkeit
liegt sozusagen die Möglichkeit -
17:04 - 17:08der Kreativität, der Fantasie
und der Großartigkeit. -
17:09 - 17:14Das hat mich so auf die Idee gebracht,
das Leben als Kunstwerk zu sehen. -
17:14 - 17:19Ich habe da ein Gedicht gefunden,
das Joseph Beuys zugeschrieben wird. -
17:19 - 17:22Wir haben das nicht 100%-ig klären können.
-
17:22 - 17:24Aber das möchte ich hier zum Abschluss,
-
17:24 - 17:28zum Thema "Mittelmäßigkeit
und Lebenskunst", vorlesen: -
17:30 - 17:32"Lass dich fallen.
-
17:32 - 17:34Lerne Schlangen zu beobachten.
-
17:35 - 17:37Pflanze unmögliche Gärten.
-
17:37 - 17:40Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein.
-
17:41 - 17:46Mach kleine Zeichen, die 'Ja' sagen
und verteile sie überall in deinem Haus. -
17:46 - 17:49Werde ein Freund
von Freiheit und Unsicherheit. -
17:50 - 17:51Freu dich auf Träume.
-
17:52 - 17:54Weine bei Kinofilmen.
-
17:54 - 17:58Schaukel so hoch du kannst
mit einer Schaukel bei Mondlicht. -
17:59 - 18:01Pflege verschiedene Stimmungen.
-
18:01 - 18:05Weigere dich, verantwortlich zu sein.
-
18:05 - 18:07Tue es aus Liebe.
-
18:07 - 18:09Mache eine Menge Nickerchen.
-
18:10 - 18:12Gib Geld weiter.
-
18:12 - 18:15Mach es jetzt. Das Geld wird folgen.
-
18:16 - 18:17Glaube an Zauberei.
-
18:18 - 18:19Lache eine Menge.
-
18:19 - 18:21Bade im Mondlicht.
-
18:21 - 18:23Träume wilde, fantasievolle Träume.
-
18:24 - 18:26Zeichne auf die Wände.
-
18:26 - 18:28Lies jeden Tag.
-
18:29 - 18:31Stell dir vor, du wärst verzaubert.
-
18:32 - 18:34Kicher mit Kindern.
-
18:34 - 18:36Höre alten Leuten zu.
-
18:37 - 18:41Öffne dich. Tauche ein.
Sei frei. Preise dich selbst. -
18:42 - 18:44Lass die Angst fallen.
-
18:44 - 18:46Spiele mit allem.
-
18:46 - 18:50Unterhalte das Kind in dir.
Du bist unschuldig. -
18:51 - 18:53Baue eine Burg aus Decken.
-
18:54 - 18:55Werde nass.
-
18:56 - 18:57Umarme Bäume.
-
18:58 - 19:01Schreibe Liebesbriefe."
-
19:01 - 19:03Vielen Dank.
-
19:03 - 19:06(Beifall)
- Title:
- Meine letzte Stunde | Dr. Andreas Salcher | TEDxSalzburg
- Description:
-
Stellen Sie sich vor, Sie könnten vom jetzigen Zeitpunkt an, mit dem Wissen aus Ihrer letzten Stunde, den Rest Ihres Lebens noch einmal neu schreiben. Wäre das nicht spannend? Genau darum geht es in dem Vortrag von Dr. Andreas Salcher und seinem neuen Buch "Meine letzte Stunde".
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.
- Video Language:
- German
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 19:10
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