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Unser Kampf für die Rechte der Behinderten -- und warum wir noch nicht am Ende sind

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    Ich wurde 1947 geboren, vor langer Zeit.
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    Als ich 18 Monate alt war,
    hatte ich Polio.
  • 0:10 - 0:13
    Drei Monate lang wurde ich
    künstlich beatmet
  • 0:13 - 0:16
    und drei Jahre lang musste ich
    immer wieder ins Krankenhaus.
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    Nun, wir hatten viele Nachbarn
    in unserer Nachbarschaft in Brooklyn,
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    und einige von ihnen waren wirklich
    hilfsbereit gegenüber meinen Eltern.
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    Andere hatten wirklich
    große Angst sich anzustecken
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    und gingen nicht einmal
    an unserem Haus vorbei.
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    Sie wechselten buchstäblich
    die Straßenseite.
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    Ich denke, das war die Zeit, als meine
    Familie wirklich zu realisieren begann,
  • 0:39 - 0:41
    was eine Behinderung
    für manche Leute darstellt:
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    Angst.
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    Es war sogar gar nicht sicher,
    ob ich daheim leben würde.
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    Davon hörte ich aber erst,
    als ich 36 Jahre alt war.
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    Ich führte eines Abends
    ein Gespräch mit meinem Vater
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    und er sagte: "Weißt du,
    als du zwei Jahre alt warst,
  • 0:57 - 0:59
    hat einer der Ärzte deiner Mutter
    und mir vorgeschlagen,
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    dass du in einer Einrichtung
    leben könntest."
  • 1:02 - 1:05
    So dass sie einfach ihre Leben
    wie bisher leben könnten,
  • 1:05 - 1:06
    ihre Kinder erziehen könnten
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    und einfach alle behinderungs-
    bedingten Dinge los wären.
  • 1:11 - 1:15
    Ich glaubte meinem Vater nicht,
    nicht, weil er oft log,
  • 1:15 - 1:18
    sondern weil ich diese Geschichte
    nie gehört hatte
  • 1:18 - 1:20
    und meine Mutter
    bestätigte dies als Tatsache.
  • 1:20 - 1:22
    Sie wollte es mir nie erzählen.
  • 1:22 - 1:27
    Aber eigentlich, weiß ich nicht, warum
    mich diese Geschichte so überraschte.
  • 1:27 - 1:30
    Denn als ich fünf Jahre alt war,
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    nahm mich meine Mutter, wie es Mütter
    und Väter überall in Amerika tun,
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    zur Schule mit, um mich anzumelden.
  • 1:37 - 1:41
    Sie schob meinen Rollstuhl zur Schule, die
    von unserem Haus zu Fuß zu erreichen war,
  • 1:41 - 1:44
    zog den Rollstuhl
    die Treppen hoch in die Schule,
  • 1:44 - 1:46
    wo wir vom Direktor begrüßt wurden.
  • 1:46 - 1:48
    Nicht wirklich begrüßt.
  • 1:48 - 1:53
    Aber der Direktor sagte: Nein,
    ich könnte nicht in diese Schule gehen,
  • 1:53 - 1:56
    denn sie wäre nicht behindertengerecht.
  • 1:56 - 1:58
    Er meinte, wir sollten uns nicht sorgen,
  • 1:58 - 2:03
    da der Bildungsausschuss einen Lehrer
    zu mir nach Hause schicken würde.
  • 2:03 - 2:05
    Was sie auch taten,
  • 2:05 - 2:09
    insgesamt zweieinhalb Stunden
  • 2:09 - 2:10
    pro Woche.
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    (Raunen im Publikum)
  • 2:11 - 2:13
    Aber des guten Willens wegen
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    schickten sie sogar einen Ergotherapeuten,
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    der mir die wirklich
    essenzielle Fertigkeit
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    des Kreuzstiches beim Nähen beibrachte.
  • 2:21 - 2:23
    (Gelächter)
  • 2:23 - 2:24
    Heutzutage nähe ich nicht.
  • 2:24 - 2:26
    (Gelächter)
  • 2:26 - 2:30
    Tatsächlich ging ich nicht
    in eine richtige Schule mit Schulgebäude,
  • 2:30 - 2:32
    bis ich neun Jahre alt war.
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    Und dann war ich nur
    mit behinderten Kindern in der Klasse;
  • 2:35 - 2:39
    in einer Schule, in der hauptsächlich
    nicht behinderte Kinder waren.
  • 2:39 - 2:40
    Und in meinen Kursen
  • 2:40 - 2:44
    waren Schüler bis zum Alter von 21.
  • 2:45 - 2:47
    Und dann, mit 21,
  • 2:47 - 2:50
    gingen sie zu sogenannten
    Behindertenwerkstätten,
  • 2:50 - 2:52
    wo sie niedere Tätigkeiten ausübten
  • 2:52 - 2:55
    und entweder nichts oder
    weniger als den Mindestlohn verdienten.
  • 2:55 - 2:59
    Also, ich kannte Diskriminierung.
  • 2:59 - 3:01
    Meine Eltern verstanden,
    was Diskriminierung heißt.
  • 3:01 - 3:04
    Meine Eltern kamen aus Deutschland.
  • 3:04 - 3:08
    Sie waren deutsche Juden,
    die in den 1930ern fortzogen,
  • 3:08 - 3:09
    um dem Holocaust zu entfliehen.
  • 3:10 - 3:13
    Meine Eltern verloren ihre Familie
    und sie verloren ihre Eltern.
  • 3:13 - 3:17
    Meine Eltern verloren beide ihre Eltern
    durch den Holocaust.
  • 3:17 - 3:21
    Also verstanden sie,
    dass sie nicht schweigen konnten,
  • 3:21 - 3:24
    als die Dinge für mich,
    in meinem Leben schief liefen.
  • 3:25 - 3:26
    Nicht direkt auf mich bezogen,
  • 3:26 - 3:29
    sondern darauf, was
    um mich herum passierte.
  • 3:29 - 3:32
    Sie erfuhren, dass,
    weil ich einen Rollstuhl benutze,
  • 3:32 - 3:36
    keine einzige High-School
    in New York City, in der gesamten Stadt,
  • 3:36 - 3:38
    rollstuhlgerecht war.
  • 3:38 - 3:44
    Was sollte also passieren:
    Ich sollte wieder Hausunterricht bekommen,
  • 3:44 - 3:46
    genau wie viele andere Schüler.
  • 3:46 - 3:51
    Also schlossen sich meine Eltern
    mit anderen Eltern zusammen.
  • 3:51 - 3:53
    Sie gingen zum Bildungsausschuss
  • 3:53 - 3:58
    und forderten, dass ein paar High-Schools
    behindertengerecht umgestaltet werden.
  • 3:58 - 4:00
    Und das taten sie auch.
  • 4:00 - 4:02
    So konnten viele Andere und ich
  • 4:02 - 4:06
    endlich auf die High-School gehen
    -- auf eine normale High-School --
  • 4:06 - 4:08
    und die üblichen Kurse besuchen.
  • 4:09 - 4:11
    Was passierte also danach?
  • 4:11 - 4:15
    Ich erfuhr mehr und mehr,
    was Diskriminierung bedeutet
  • 4:15 - 4:19
    und genauso wichtig, ich verstand, dass
    ich für mich selbst eintreten musste.
  • 4:20 - 4:23
    Ich ging aufs College,
    Long Island University,
  • 4:23 - 4:26
    und da ich schon immer
    Lehrerin werden wollte,
  • 4:26 - 4:31
    studierte ich Pädagogik
    und belegte alle entsprechenden Kurse
  • 4:31 - 4:35
    und als die Zeit kam,
    meine Zulassung zu erhalten,
  • 4:35 - 4:38
    musste ich dafür
    eine schriftliche Prüfung ablegen
  • 4:38 - 4:39
    sowie eine mündliche Prüfung
  • 4:39 - 4:41
    und musste mich ärztlich
    untersuchen lassen.
  • 4:41 - 4:45
    Damals fanden alle diese drei Ereignisse
  • 4:45 - 4:48
    in absolut nicht
    rollstuhlgerechten Gebäuden statt.
  • 4:48 - 4:51
    Deswegen trugen mich ein paar Freunde
  • 4:51 - 4:54
    die Stufen rauf und runter
    zu diesen Prüfungen,
  • 4:54 - 4:56
    nicht in einem motorisierten Rollstuhl,
  • 4:56 - 4:57
    (Gelächter)
  • 4:57 - 4:59
    sondern in einem manuellen Rollstuhl.
  • 4:59 - 5:02
    Aber ich bestand meine mündliche Prüfung.
  • 5:02 - 5:04
    Ich bestand meine schriftliche Prüfung.
  • 5:05 - 5:09
    Die medizinische Untersuchung
    -- eine komplett andere Geschichte.
  • 5:10 - 5:14
    Eine der ersten Fragen,
    die mir die Ärztin stellte war,
  • 5:14 - 5:18
    ob ich ihr bitte zeigen könnte,
    wie ich die Toilette benutze.
  • 5:20 - 5:22
    Ich war 22 Jahre alt
  • 5:22 - 5:24
    und wenn man sich auf
    ein Vorstellungsgespräch vorbereitet,
  • 5:24 - 5:28
    denkt man an alle möglichen Fragen,
    die einem gestellt werden könnten.
  • 5:28 - 5:29
    (Gelächter)
  • 5:29 - 5:31
    Diese war keine davon.
  • 5:31 - 5:32
    (Gelächter)
  • 5:32 - 5:35
    Und ich war schon von Anfang an aufgeregt,
  • 5:35 - 5:36
    da ich gehört hatte,
  • 5:36 - 5:39
    dass es tatsächlich
    keine behinderten Personen gab,
  • 5:39 - 5:41
    die im Rollstuhl saßen
    und Lehrer in New York waren.
  • 5:41 - 5:45
    Also erwartete ich bei jedem Schritt
    dieses Weges etwas Schlimmes.
  • 5:45 - 5:47
    Also sagte ich zu ihr:
  • 5:47 - 5:50
    Ist es erforderlich,
    dass Lehrer ihren Schüler zeigen,
  • 5:50 - 5:51
    wie sie aufs Klo gehen?
  • 5:52 - 5:55
    Wenn dem so ist, dann kann ich das tun.
  • 5:55 - 5:59
    Also nicht unerwartet fiel ich durch,
  • 5:59 - 6:02
    weil ich die medizinische
    Untersuchung nicht bestand.
  • 6:02 - 6:05
    Der offizielle Grund, warum mir
    mein Job verweigert wurde,
  • 6:05 - 6:12
    lautete Lähmung als sekundäre Krankheit
    von Poliomyelitis -- nein, falsch --
  • 6:12 - 6:17
    Lähmung der unteren Gliedmaßen
    als sekundäre Krankheit von Poliomyelitis.
  • 6:17 - 6:19
    Ich wusste nicht,
    was "sekundäre Krankheit" bedeutet
  • 6:19 - 6:22
    also schaute ich im Wörterbuch nach,
    und es bedeutet "in Folge von".
  • 6:22 - 6:27
    Mein Lehrer-Zertifikat wurde mir also
    verweigert, weil ich nicht laufen kann.
  • 6:27 - 6:29
    Was sollte ich nun tun?
  • 6:29 - 6:32
    Das war eine wirklich
    bedeutende Zeit in meinem Leben,
  • 6:32 - 6:34
    da es das erste Mal sein würde,
  • 6:34 - 6:38
    dass ich wirklich das System
    herausfordern würde.
  • 6:38 - 6:39
    Ja, Ich!
  • 6:39 - 6:42
    Obwohl ich mit vielen Freunden, die
    Behinderungen haben, zusammenarbeitete
  • 6:43 - 6:45
    und diese mich ermunterten,
    damit weiterzumachen,
  • 6:45 - 6:48
    war es trotzdem ziemlich furchterregend.
  • 6:48 - 6:50
    Aber ich hatte wirklich Glück.
    Ich hatte einen Freund,
  • 6:50 - 6:54
    der behindert war und an der
    Long Island University studierte,
  • 6:54 - 6:57
    der auch ein Korrespondent
    der "New York Times" war.
  • 6:57 - 7:02
    Er brachte einen Reporter dazu,
    einen wirklich guten Bericht zu schreiben,
  • 7:02 - 7:04
    darüber, was passiert war,
  • 7:04 - 7:07
    und darüber, warum er
    dachte, es sei falsch.
  • 7:07 - 7:11
    Am nächsten Tag gab es ein Editorial
    in der "New York Times"
  • 7:11 - 7:14
    mit dem Titel "Heumann
    gegen den Bildungsausschuss"
  • 7:14 - 7:16
    und die "New York Times" kündigte an,
  • 7:16 - 7:20
    mich dabei zu unterstützen,
    mein Lehrer-Zertifikat zu erlangen.
  • 7:20 - 7:23
    (Applaus)
  • 7:23 - 7:24
    Und dann am selben Tag
  • 7:24 - 7:29
    erhielt ich einen Anruf eines Anwalts,
    der ein Buch über Bürgerrechte schrieb,
  • 7:29 - 7:32
    und er rief an, um mich zu interviewen,
  • 7:32 - 7:36
    wobei ich auch ihn interviewte.
    Er wusste davon aber nichts.
  • 7:36 - 7:39
    Und am Ende unseres Gesprächs fragte ich:
  • 7:39 - 7:43
    "Würden Sie mich vertreten? Ich möchte
    den Bildungsausschuss verklagen."
  • 7:43 - 7:44
    Und er stimmte zu.
  • 7:44 - 7:46
    Heute sage ich manchmal,
  • 7:46 - 7:50
    dass dieser Gerichtstermin
    unter einem guten Stern stand,
  • 7:50 - 7:53
    da wir eine fantastische Richterin hatten:
  • 7:53 - 7:59
    die erste afroamerikanische
    Bundesrichterin --
  • 7:59 - 8:00
    (Gelächter)
  • 8:00 - 8:03
    Constance Baker Motley.
  • 8:03 - 8:09
    (Applaus)
  • 8:09 - 8:13
    Und sie erkannte Diskriminierung,
    wenn sie sie sah.
  • 8:13 - 8:15
    (Gelächter)
  • 8:15 - 8:19
    Also hat sie den Bildungsausschuss
    eindringlich dazu ermuntert,
  • 8:19 - 8:23
    mich die medizinische Untersuchung
    wiederholen zulassen,
  • 8:23 - 8:24
    was sie auch taten.
  • 8:24 - 8:27
    Also bekam ich dann
    mein Lehrer-Zertifikat.
  • 8:27 - 8:29
    Es dauerte zwar einige Monate,
  • 8:29 - 8:32
    bis mir ein Schulleiter
    auch wirklich eine Stelle anbot,
  • 8:32 - 8:36
    aber letzlich bekam ich einen Posten und
    fing im Herbst direkt an zu unterrichten,
  • 8:36 - 8:40
    an genau der Schule, auf die ich
    in der zweiten Klasse gegangen war.
  • 8:41 - 8:43
    Also --
  • 8:43 - 8:46
    (Applaus)
  • 8:46 - 8:48
    Das wäre ein weiterer TED Talk .
  • 8:48 - 8:49
    (Gelächter)
  • 8:49 - 8:52
    Aber ich lernte,
  • 8:52 - 8:56
    -- genau wie meine Freunde und Leute
    im ganzen Land, die ich nicht kannte --
  • 8:56 - 8:59
    dass wir unsere eigenen
    Fürsprecher sein müssen,
  • 8:59 - 9:04
    dass wir die Meinung der Leute
    bekämpfen müssen, die glauben,
  • 9:04 - 9:07
    dass, wenn man eine Behinderung hat,
    man geheilt werden muss
  • 9:07 - 9:10
    oder dass Gleichberechtigung
    nicht Teil des Ganzen ist.
  • 9:10 - 9:13
    Wir lernten aus Erfahrungen
    der Bürgerrechtsbewegung
  • 9:13 - 9:15
    und der Frauenrechtsbewegung.
  • 9:16 - 9:19
    Wir erfuhren von ihnen viel
    über deren Aktivismus
  • 9:19 - 9:23
    und wie sie es schaffen sich zu treffen,
    nicht nur um Probleme zu diskutieren,
  • 9:23 - 9:25
    sondern um Lösungen zu diskutieren.
  • 9:25 - 9:31
    Damals entstand, was wir heute als
    die Bewegung für Behindertenrechte kennen.
  • 9:31 - 9:34
    Nun, ich möchte Ihnen
    ein paar Rätsel aufgeben.
  • 9:35 - 9:38
    Wie viele Leute denken Sie, braucht man,
  • 9:38 - 9:42
    um den Verkehr auf der Madison
    Avenue lahmzulegen,
  • 9:42 - 9:44
    während der Stoßzeiten in New York City?
  • 9:44 - 9:46
    Nun, was vermuten Sie? Wie viele?
  • 9:46 - 9:48
    (Zuschauer rufen Antworten)
  • 9:49 - 9:51
    Fünfzig.
  • 9:52 - 9:53
    Einer wäre zu wenig.
  • 9:54 - 9:55
    Fünfzig Leute.
  • 9:55 - 9:58
    Da gab es gerade keine
    behindertengerechten Polizeiwagen,
  • 9:58 - 10:01
    sie mussten sich also
    mit uns auseinandersetzen.
  • 10:01 - 10:03
    (Gelächter)
  • 10:03 - 10:05
    (Applaus)
  • 10:05 - 10:08
    Aber lassen Sie mich
    ein andere Frage stellen.
  • 10:08 - 10:12
    Wie viele Leute braucht man,
    um einen Bus in New York City anzuhalten,
  • 10:12 - 10:17
    wenn sie einem verweigern einzusteigen,
    weil man im Rollstuhl sitzt?
  • 10:17 - 10:19
    Eine Person. Das ist die richtige Antwort.
  • 10:20 - 10:22
    Was man dafür tun muss:
  • 10:22 - 10:24
    Man nimmt seinen Rollstuhl --
  • 10:24 - 10:27
    (Gelächter)
  • 10:27 - 10:31
    und fährt an die richtige Stelle,
    direkt vor die Stufen,
  • 10:31 - 10:35
    fährt vor, ein leichter Stoß unten
  • 10:35 - 10:36
    und schon ist der Bus blockiert.
  • 10:36 - 10:40
    (Gelächter)
  • 10:40 - 10:44
    Und wenn Sie lernen wollen,
    wie man das macht,
  • 10:44 - 10:45
    kommen Sie nachher zu mir.
  • 10:45 - 10:47
    (Gelächter)
  • 10:47 - 10:53
    1972 erhob Präsident Nixon Einspruch
    gegen das Rehabilitationsgesetz.
  • 10:54 - 10:56
    Wir protestierten. Er unterschrieb es.
  • 10:57 - 11:02
    Dann waren die Verordnungen, die
    zur Umsetzung dieses Gesetzes nötig sind,
  • 11:02 - 11:05
    noch nicht unterschrieben.
  • 11:05 - 11:07
    Wir demonstrierten.
    Sie wurden unterschrieben.
  • 11:08 - 11:12
    Und als es so aussah, dass der Americans
    With Disabilities Act, kurz ADA,
  • 11:12 - 11:15
    unser Gesetz zur Verkündigung
    unserer Gleichberechtigung,
  • 11:15 - 11:20
    nicht im Parlament oder im Senat
    verabschiedet werden würde,
  • 11:20 - 11:24
    kamen behinderte Personen
    aus allen US-Staaten zusammen
  • 11:24 - 11:28
    und erklommen die Stufen zum Kapitol.
  • 11:30 - 11:32
    Das war ein aufregender Tag,
  • 11:32 - 11:36
    das Parlament sowie der Senat
    verabschiedeten beide den ADA.
  • 11:37 - 11:42
    Und dann unterschrieb
    Präsident Bush den ADA.
  • 11:42 - 11:44
    Es ist ein großartiges Bild.
  • 11:44 - 11:48
    Präsident Bush unterschrieb den ADA
    im Garten des Weißen Hauses.
  • 11:48 - 11:50
    Es war ein beeindruckender Tag
  • 11:50 - 11:52
    und dort waren circa 2000 Leute dabei.
  • 11:53 - 11:57
    Es war der 26. Juli 1990.
  • 11:58 - 12:01
    Eine der berühmtesten Aussagen
    in seiner Rede war diese:
  • 12:01 - 12:07
    "Lasst die schändlichen Mauern
    der Ausgrenzung endlich einstürzen."
  • 12:08 - 12:10
    Einige von Ihnen hier im Raum,
  • 12:10 - 12:14
    die älter als 50
    oder vielleicht älter als 40 sind,
  • 12:14 - 12:17
    erinnern sich an die Zeit, als es
    noch keine abgesenkten Bordsteine gab,
  • 12:17 - 12:21
    als die Busse nicht zugänglich waren,
    die Züge nicht zugänglich waren
  • 12:21 - 12:25
    als es keine behindertengerechten WCs
    in Einkaufszentren gab,
  • 12:25 - 12:28
    als man sicher noch keine
    Gebärdensprachdolmetscher hatte
  • 12:28 - 12:32
    oder als es Untertitel, Blindenschrift
    oder andere Hilfsmittel noch nicht gab.
  • 12:32 - 12:34
    Die Dinge haben sich geändert
  • 12:34 - 12:37
    und sie haben die Welt inspiriert.
  • 12:37 - 12:42
    Behinderte Menschen auf der ganzen Welt
    wünschen sich Gesetze, wie wir sie haben,
  • 12:42 - 12:45
    und sie wollen, dass diese Gesetze
    auch umgesetzt werden.
  • 12:45 - 12:47
    Was wir also besprochen haben,
    bezeichnet man auch
  • 12:47 - 12:51
    als Übereinkommen über die Rechte
    von Menschen mit Behinderungen.
  • 12:51 - 12:55
    Das ist ein Abkommen,
    das 2006 verabschiedet wurde.
  • 12:55 - 12:59
    Dieses Jahr wird
    das zehnjährige Jubiläum gefeiert.
  • 12:59 - 13:03
    Über 165 Länder haben
    diesem Abkommen zugestimmt.
  • 13:04 - 13:08
    Es ist der erste internationale
    Menschenrechtsvertrag,
  • 13:08 - 13:12
    der sich vollständig auf Menschen
    mit Behinderungen bezieht.
  • 13:12 - 13:17
    Aber leider muss ich sagen,
    dass unser US-Senat es versäumt hat,
  • 13:17 - 13:21
    unserem Präsidenten die Ratifizierung
    dieses Vertrages zu empfehlen.
  • 13:21 - 13:24
    Wir unterschrieben ihn 2009,
  • 13:24 - 13:28
    aber er tritt nicht in Kraft
    ohne Ratifizierung
  • 13:28 - 13:31
    und der Präsident --
    kein Präsident kann ein Abkommen
  • 13:31 - 13:34
    ohne die Zustimmung
    des Senats ratifizieren.
  • 13:35 - 13:38
    Wir sind stark davon überzeugt,
  • 13:38 - 13:42
    dass unser US-Senat
    seine Arbeit erledigen muss,
  • 13:42 - 13:46
    dass unser Senat
    uns Amerikaner befähigen muss,
  • 13:46 - 13:50
    dazu, dass wir behinderten Menschen
    sowie Regierungen
  • 13:50 - 13:51
    auf der ganzen Welt helfen können,
  • 13:51 - 13:55
    dass Andere von der wertvollen Arbeit,
    die wir hier leisteten, erfahren.
  • 13:55 - 13:57
    Aber es ist genauso wichtig,
  • 13:57 - 14:01
    dass behinderte Personen
    die gleichen Möglichkeiten haben,
  • 14:01 - 14:04
    zu reisen, im Ausland zu studieren,
    im Ausland zu arbeiten
  • 14:04 - 14:07
    wie jeder Andere im Land auch.
  • 14:07 - 14:11
    Solange viele Länder nicht
    die gleichen Gesetze haben wie wir
  • 14:11 - 14:14
    oder diese nicht umsetzen,
    falls sie welche haben,
  • 14:14 - 14:17
    so lange werden die Möglichkeiten
    für Behinderte beschränkt sein.
  • 14:18 - 14:20
    Wenn ich ins Ausland reise,
  • 14:20 - 14:23
    treffe ich mich immer
    mit behinderten Frauen
  • 14:23 - 14:29
    und diese Frauen erzählen mir Geschichten,
    wie sie Gewalt und Missbrauch erlebten
  • 14:29 - 14:33
    und dass diese Formen
    von Gewalt in vielen Fällen
  • 14:33 - 14:37
    von Familienmitgliedern oder von Leuten
    aus dem Umfeld ausgehen.
  • 14:37 - 14:39
    Von Leuten, die sie kennen,
  • 14:39 - 14:41
    die eventuell sogar für sie arbeiten.
  • 14:41 - 14:45
    Ferner werden diese Fälle regelmäßig
    nicht vor Gericht gebracht.
  • 14:45 - 14:51
    Ich habe behinderte Personen getroffen,
    denen Firmen Stellen anboten,
  • 14:51 - 14:54
    da sie in einem Land leben,
    in dem es eine Behinderten-Quote gibt
  • 14:54 - 15:00
    und um eine Geldstrafe zu vermeiden,
    stellen sie dich ein
  • 15:00 - 15:03
    und teilen dir dann mit:
    "Sie müssen nicht zur Arbeit kommen,
  • 15:03 - 15:06
    da wir Sie eigentlich
    nicht in der Firma brauchen."
  • 15:07 - 15:09
    Ich habe Einrichtungen besucht,
  • 15:09 - 15:13
    in denen der Geruch von Urin so stark ist,
  • 15:13 - 15:18
    dass man, bevor man die Tür des Fahrzeugs
    öffnet, irgendwie zurückgedrängt wird.
  • 15:18 - 15:21
    Wenn man dann
    in diese Einrichtungen reingeht,
  • 15:21 - 15:24
    in denen die Leute eigentlich
    in einer Gemeinschaft
  • 15:24 - 15:26
    mit passender Unterstützung leben sollten,
  • 15:26 - 15:29
    habe ich stattdessen
    halb nackte Leute gesehen,
  • 15:29 - 15:32
    Personen, die chemisch betäubt wurden,
  • 15:32 - 15:34
    und Menschen, die ein Leben
    in Verzweiflung führen.
  • 15:35 - 15:40
    Das sind ein paar Dinge,
    die die USA korrigieren muss.
  • 15:41 - 15:44
    Wir erkennen Diskriminierung,
    wenn wir sie sehen,
  • 15:44 - 15:47
    und müssen sie zusammen bekämpfen.
  • 15:47 - 15:50
    Also was können wir gemeinsam tun?
  • 15:51 - 15:54
    Ich ermutige Sie alle, zu erkennen,
  • 15:54 - 15:59
    dass Behinderte eine Gemeinschaft sind,
    der Sie jederzeit beitreten können.
  • 16:00 - 16:02
    Ich würde gerne per Handzeichen sehen,
  • 16:02 - 16:06
    wie viele von Ihnen sich jemals
    einen Knochen gebrochen haben.
  • 16:07 - 16:10
    Wenn Sie heute Abend hier
    rausgehen, wäre es schön,
  • 16:10 - 16:15
    wenn Sie einige Sätze darüber schreiben
    könnten, wie diese Zeit für Sie war.
  • 16:15 - 16:18
    Denn regelmäßig höre ich von Anderen:
  • 16:18 - 16:21
    "Ich konnte dies nicht tun,
    ich konnte jenes nicht tun.
  • 16:21 - 16:25
    Die Leute redeten anders mit mir.
    Sie verhielten sich anders mir gegenüber."
  • 16:25 - 16:29
    Das ist, was ich und andere
    behinderte Personen sehen
  • 16:29 - 16:31
    wie aufblitzende Buchstaben.
  • 16:32 - 16:34
    Aber wir -- Sie im Publikum,
  • 16:34 - 16:37
    die Leute, die diesen TED Talk
    sehen und hören,
  • 16:38 - 16:41
    zusammen können wir
    einen Unterschied machen.
  • 16:41 - 16:44
    Zusammen können wir uns
    für Gerechtigkeit aussprechen.
  • 16:44 - 16:47
    Zusammen können wir dabei helfen,
    die Welt zu verändern.
  • 16:48 - 16:51
    Danke. Ich muss noch meinen Bus erwischen.
  • 16:51 - 16:57
    (Applaus)
Title:
Unser Kampf für die Rechte der Behinderten -- und warum wir noch nicht am Ende sind
Speaker:
Judith Heumann
Description:

Vor vierzig Jahren führte Judith Heumann den bahnbrechenden Protest namens "Section 504 sit-in" mit an (dt.: Absatz 504 bezogen auf den Abschnitt 504 des Rehabilitationsgesetzes von 1973 ). Während dieses Protests besetzten die Aktivisten für Behindertenrechte fast einen Monat lang ein Bundesgebäude und forderten stärkere Barrierefreiheit für alle. In diesem persönlichen und inspirierenden Vortrag erzählt Heumann die Geschichten hinter dem Protest -- und erinnert uns daran, dass es nach 40 Jahren noch viel zu tun gibt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
17:10

German subtitles

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