Unser Kampf für die Rechte der Behinderten -- und warum wir noch nicht am Ende sind
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0:01 - 0:04Ich wurde 1947 geboren, vor langer Zeit.
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0:05 - 0:09Als ich 18 Monate alt war,
hatte ich Polio. -
0:10 - 0:13Drei Monate lang wurde ich
künstlich beatmet -
0:13 - 0:16und drei Jahre lang musste ich
immer wieder ins Krankenhaus. -
0:16 - 0:19Nun, wir hatten viele Nachbarn
in unserer Nachbarschaft in Brooklyn, -
0:19 - 0:23und einige von ihnen waren wirklich
hilfsbereit gegenüber meinen Eltern. -
0:23 - 0:27Andere hatten wirklich
große Angst sich anzustecken -
0:27 - 0:30und gingen nicht einmal
an unserem Haus vorbei. -
0:30 - 0:33Sie wechselten buchstäblich
die Straßenseite. -
0:34 - 0:39Ich denke, das war die Zeit, als meine
Familie wirklich zu realisieren begann, -
0:39 - 0:41was eine Behinderung
für manche Leute darstellt: -
0:41 - 0:42Angst.
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0:43 - 0:47Es war sogar gar nicht sicher,
ob ich daheim leben würde. -
0:47 - 0:51Davon hörte ich aber erst,
als ich 36 Jahre alt war. -
0:51 - 0:54Ich führte eines Abends
ein Gespräch mit meinem Vater -
0:54 - 0:57und er sagte: "Weißt du,
als du zwei Jahre alt warst, -
0:57 - 0:59hat einer der Ärzte deiner Mutter
und mir vorgeschlagen, -
0:59 - 1:02dass du in einer Einrichtung
leben könntest." -
1:02 - 1:05So dass sie einfach ihre Leben
wie bisher leben könnten, -
1:05 - 1:06ihre Kinder erziehen könnten
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1:06 - 1:11und einfach alle behinderungs-
bedingten Dinge los wären. -
1:11 - 1:15Ich glaubte meinem Vater nicht,
nicht, weil er oft log, -
1:15 - 1:18sondern weil ich diese Geschichte
nie gehört hatte -
1:18 - 1:20und meine Mutter
bestätigte dies als Tatsache. -
1:20 - 1:22Sie wollte es mir nie erzählen.
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1:22 - 1:27Aber eigentlich, weiß ich nicht, warum
mich diese Geschichte so überraschte. -
1:27 - 1:30Denn als ich fünf Jahre alt war,
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1:30 - 1:34nahm mich meine Mutter, wie es Mütter
und Väter überall in Amerika tun, -
1:34 - 1:37zur Schule mit, um mich anzumelden.
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1:37 - 1:41Sie schob meinen Rollstuhl zur Schule, die
von unserem Haus zu Fuß zu erreichen war, -
1:41 - 1:44zog den Rollstuhl
die Treppen hoch in die Schule, -
1:44 - 1:46wo wir vom Direktor begrüßt wurden.
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1:46 - 1:48Nicht wirklich begrüßt.
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1:48 - 1:53Aber der Direktor sagte: Nein,
ich könnte nicht in diese Schule gehen, -
1:53 - 1:56denn sie wäre nicht behindertengerecht.
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1:56 - 1:58Er meinte, wir sollten uns nicht sorgen,
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1:58 - 2:03da der Bildungsausschuss einen Lehrer
zu mir nach Hause schicken würde. -
2:03 - 2:05Was sie auch taten,
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2:05 - 2:09insgesamt zweieinhalb Stunden
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2:09 - 2:10pro Woche.
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2:10 - 2:11(Raunen im Publikum)
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2:11 - 2:13Aber des guten Willens wegen
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2:13 - 2:16schickten sie sogar einen Ergotherapeuten,
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2:16 - 2:19der mir die wirklich
essenzielle Fertigkeit -
2:19 - 2:21des Kreuzstiches beim Nähen beibrachte.
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2:21 - 2:23(Gelächter)
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2:23 - 2:24Heutzutage nähe ich nicht.
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2:24 - 2:26(Gelächter)
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2:26 - 2:30Tatsächlich ging ich nicht
in eine richtige Schule mit Schulgebäude, -
2:30 - 2:32bis ich neun Jahre alt war.
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2:32 - 2:35Und dann war ich nur
mit behinderten Kindern in der Klasse; -
2:35 - 2:39in einer Schule, in der hauptsächlich
nicht behinderte Kinder waren. -
2:39 - 2:40Und in meinen Kursen
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2:40 - 2:44waren Schüler bis zum Alter von 21.
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2:45 - 2:47Und dann, mit 21,
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2:47 - 2:50gingen sie zu sogenannten
Behindertenwerkstätten, -
2:50 - 2:52wo sie niedere Tätigkeiten ausübten
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2:52 - 2:55und entweder nichts oder
weniger als den Mindestlohn verdienten. -
2:55 - 2:59Also, ich kannte Diskriminierung.
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2:59 - 3:01Meine Eltern verstanden,
was Diskriminierung heißt. -
3:01 - 3:04Meine Eltern kamen aus Deutschland.
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3:04 - 3:08Sie waren deutsche Juden,
die in den 1930ern fortzogen, -
3:08 - 3:09um dem Holocaust zu entfliehen.
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3:10 - 3:13Meine Eltern verloren ihre Familie
und sie verloren ihre Eltern. -
3:13 - 3:17Meine Eltern verloren beide ihre Eltern
durch den Holocaust. -
3:17 - 3:21Also verstanden sie,
dass sie nicht schweigen konnten, -
3:21 - 3:24als die Dinge für mich,
in meinem Leben schief liefen. -
3:25 - 3:26Nicht direkt auf mich bezogen,
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3:26 - 3:29sondern darauf, was
um mich herum passierte. -
3:29 - 3:32Sie erfuhren, dass,
weil ich einen Rollstuhl benutze, -
3:32 - 3:36keine einzige High-School
in New York City, in der gesamten Stadt, -
3:36 - 3:38rollstuhlgerecht war.
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3:38 - 3:44Was sollte also passieren:
Ich sollte wieder Hausunterricht bekommen, -
3:44 - 3:46genau wie viele andere Schüler.
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3:46 - 3:51Also schlossen sich meine Eltern
mit anderen Eltern zusammen. -
3:51 - 3:53Sie gingen zum Bildungsausschuss
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3:53 - 3:58und forderten, dass ein paar High-Schools
behindertengerecht umgestaltet werden. -
3:58 - 4:00Und das taten sie auch.
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4:00 - 4:02So konnten viele Andere und ich
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4:02 - 4:06endlich auf die High-School gehen
-- auf eine normale High-School -- -
4:06 - 4:08und die üblichen Kurse besuchen.
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4:09 - 4:11Was passierte also danach?
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4:11 - 4:15Ich erfuhr mehr und mehr,
was Diskriminierung bedeutet -
4:15 - 4:19und genauso wichtig, ich verstand, dass
ich für mich selbst eintreten musste. -
4:20 - 4:23Ich ging aufs College,
Long Island University, -
4:23 - 4:26und da ich schon immer
Lehrerin werden wollte, -
4:26 - 4:31studierte ich Pädagogik
und belegte alle entsprechenden Kurse -
4:31 - 4:35und als die Zeit kam,
meine Zulassung zu erhalten, -
4:35 - 4:38musste ich dafür
eine schriftliche Prüfung ablegen -
4:38 - 4:39sowie eine mündliche Prüfung
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4:39 - 4:41und musste mich ärztlich
untersuchen lassen. -
4:41 - 4:45Damals fanden alle diese drei Ereignisse
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4:45 - 4:48in absolut nicht
rollstuhlgerechten Gebäuden statt. -
4:48 - 4:51Deswegen trugen mich ein paar Freunde
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4:51 - 4:54die Stufen rauf und runter
zu diesen Prüfungen, -
4:54 - 4:56nicht in einem motorisierten Rollstuhl,
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4:56 - 4:57(Gelächter)
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4:57 - 4:59sondern in einem manuellen Rollstuhl.
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4:59 - 5:02Aber ich bestand meine mündliche Prüfung.
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5:02 - 5:04Ich bestand meine schriftliche Prüfung.
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5:05 - 5:09Die medizinische Untersuchung
-- eine komplett andere Geschichte. -
5:10 - 5:14Eine der ersten Fragen,
die mir die Ärztin stellte war, -
5:14 - 5:18ob ich ihr bitte zeigen könnte,
wie ich die Toilette benutze. -
5:20 - 5:22Ich war 22 Jahre alt
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5:22 - 5:24und wenn man sich auf
ein Vorstellungsgespräch vorbereitet, -
5:24 - 5:28denkt man an alle möglichen Fragen,
die einem gestellt werden könnten. -
5:28 - 5:29(Gelächter)
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5:29 - 5:31Diese war keine davon.
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5:31 - 5:32(Gelächter)
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5:32 - 5:35Und ich war schon von Anfang an aufgeregt,
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5:35 - 5:36da ich gehört hatte,
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5:36 - 5:39dass es tatsächlich
keine behinderten Personen gab, -
5:39 - 5:41die im Rollstuhl saßen
und Lehrer in New York waren. -
5:41 - 5:45Also erwartete ich bei jedem Schritt
dieses Weges etwas Schlimmes. -
5:45 - 5:47Also sagte ich zu ihr:
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5:47 - 5:50Ist es erforderlich,
dass Lehrer ihren Schüler zeigen, -
5:50 - 5:51wie sie aufs Klo gehen?
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5:52 - 5:55Wenn dem so ist, dann kann ich das tun.
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5:55 - 5:59Also nicht unerwartet fiel ich durch,
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5:59 - 6:02weil ich die medizinische
Untersuchung nicht bestand. -
6:02 - 6:05Der offizielle Grund, warum mir
mein Job verweigert wurde, -
6:05 - 6:12lautete Lähmung als sekundäre Krankheit
von Poliomyelitis -- nein, falsch -- -
6:12 - 6:17Lähmung der unteren Gliedmaßen
als sekundäre Krankheit von Poliomyelitis. -
6:17 - 6:19Ich wusste nicht,
was "sekundäre Krankheit" bedeutet -
6:19 - 6:22also schaute ich im Wörterbuch nach,
und es bedeutet "in Folge von". -
6:22 - 6:27Mein Lehrer-Zertifikat wurde mir also
verweigert, weil ich nicht laufen kann. -
6:27 - 6:29Was sollte ich nun tun?
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6:29 - 6:32Das war eine wirklich
bedeutende Zeit in meinem Leben, -
6:32 - 6:34da es das erste Mal sein würde,
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6:34 - 6:38dass ich wirklich das System
herausfordern würde. -
6:38 - 6:39Ja, Ich!
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6:39 - 6:42Obwohl ich mit vielen Freunden, die
Behinderungen haben, zusammenarbeitete -
6:43 - 6:45und diese mich ermunterten,
damit weiterzumachen, -
6:45 - 6:48war es trotzdem ziemlich furchterregend.
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6:48 - 6:50Aber ich hatte wirklich Glück.
Ich hatte einen Freund, -
6:50 - 6:54der behindert war und an der
Long Island University studierte, -
6:54 - 6:57der auch ein Korrespondent
der "New York Times" war. -
6:57 - 7:02Er brachte einen Reporter dazu,
einen wirklich guten Bericht zu schreiben, -
7:02 - 7:04darüber, was passiert war,
-
7:04 - 7:07und darüber, warum er
dachte, es sei falsch. -
7:07 - 7:11Am nächsten Tag gab es ein Editorial
in der "New York Times" -
7:11 - 7:14mit dem Titel "Heumann
gegen den Bildungsausschuss" -
7:14 - 7:16und die "New York Times" kündigte an,
-
7:16 - 7:20mich dabei zu unterstützen,
mein Lehrer-Zertifikat zu erlangen. -
7:20 - 7:23(Applaus)
-
7:23 - 7:24Und dann am selben Tag
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7:24 - 7:29erhielt ich einen Anruf eines Anwalts,
der ein Buch über Bürgerrechte schrieb, -
7:29 - 7:32und er rief an, um mich zu interviewen,
-
7:32 - 7:36wobei ich auch ihn interviewte.
Er wusste davon aber nichts. -
7:36 - 7:39Und am Ende unseres Gesprächs fragte ich:
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7:39 - 7:43"Würden Sie mich vertreten? Ich möchte
den Bildungsausschuss verklagen." -
7:43 - 7:44Und er stimmte zu.
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7:44 - 7:46Heute sage ich manchmal,
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7:46 - 7:50dass dieser Gerichtstermin
unter einem guten Stern stand, -
7:50 - 7:53da wir eine fantastische Richterin hatten:
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7:53 - 7:59die erste afroamerikanische
Bundesrichterin -- -
7:59 - 8:00(Gelächter)
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8:00 - 8:03Constance Baker Motley.
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8:03 - 8:09(Applaus)
-
8:09 - 8:13Und sie erkannte Diskriminierung,
wenn sie sie sah. -
8:13 - 8:15(Gelächter)
-
8:15 - 8:19Also hat sie den Bildungsausschuss
eindringlich dazu ermuntert, -
8:19 - 8:23mich die medizinische Untersuchung
wiederholen zulassen, -
8:23 - 8:24was sie auch taten.
-
8:24 - 8:27Also bekam ich dann
mein Lehrer-Zertifikat. -
8:27 - 8:29Es dauerte zwar einige Monate,
-
8:29 - 8:32bis mir ein Schulleiter
auch wirklich eine Stelle anbot, -
8:32 - 8:36aber letzlich bekam ich einen Posten und
fing im Herbst direkt an zu unterrichten, -
8:36 - 8:40an genau der Schule, auf die ich
in der zweiten Klasse gegangen war. -
8:41 - 8:43Also --
-
8:43 - 8:46(Applaus)
-
8:46 - 8:48Das wäre ein weiterer TED Talk .
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8:48 - 8:49(Gelächter)
-
8:49 - 8:52Aber ich lernte,
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8:52 - 8:56-- genau wie meine Freunde und Leute
im ganzen Land, die ich nicht kannte -- -
8:56 - 8:59dass wir unsere eigenen
Fürsprecher sein müssen, -
8:59 - 9:04dass wir die Meinung der Leute
bekämpfen müssen, die glauben, -
9:04 - 9:07dass, wenn man eine Behinderung hat,
man geheilt werden muss -
9:07 - 9:10oder dass Gleichberechtigung
nicht Teil des Ganzen ist. -
9:10 - 9:13Wir lernten aus Erfahrungen
der Bürgerrechtsbewegung -
9:13 - 9:15und der Frauenrechtsbewegung.
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9:16 - 9:19Wir erfuhren von ihnen viel
über deren Aktivismus -
9:19 - 9:23und wie sie es schaffen sich zu treffen,
nicht nur um Probleme zu diskutieren, -
9:23 - 9:25sondern um Lösungen zu diskutieren.
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9:25 - 9:31Damals entstand, was wir heute als
die Bewegung für Behindertenrechte kennen. -
9:31 - 9:34Nun, ich möchte Ihnen
ein paar Rätsel aufgeben. -
9:35 - 9:38Wie viele Leute denken Sie, braucht man,
-
9:38 - 9:42um den Verkehr auf der Madison
Avenue lahmzulegen, -
9:42 - 9:44während der Stoßzeiten in New York City?
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9:44 - 9:46Nun, was vermuten Sie? Wie viele?
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9:46 - 9:48(Zuschauer rufen Antworten)
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9:49 - 9:51Fünfzig.
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9:52 - 9:53Einer wäre zu wenig.
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9:54 - 9:55Fünfzig Leute.
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9:55 - 9:58Da gab es gerade keine
behindertengerechten Polizeiwagen, -
9:58 - 10:01sie mussten sich also
mit uns auseinandersetzen. -
10:01 - 10:03(Gelächter)
-
10:03 - 10:05(Applaus)
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10:05 - 10:08Aber lassen Sie mich
ein andere Frage stellen. -
10:08 - 10:12Wie viele Leute braucht man,
um einen Bus in New York City anzuhalten, -
10:12 - 10:17wenn sie einem verweigern einzusteigen,
weil man im Rollstuhl sitzt? -
10:17 - 10:19Eine Person. Das ist die richtige Antwort.
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10:20 - 10:22Was man dafür tun muss:
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10:22 - 10:24Man nimmt seinen Rollstuhl --
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10:24 - 10:27(Gelächter)
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10:27 - 10:31und fährt an die richtige Stelle,
direkt vor die Stufen, -
10:31 - 10:35fährt vor, ein leichter Stoß unten
-
10:35 - 10:36und schon ist der Bus blockiert.
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10:36 - 10:40(Gelächter)
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10:40 - 10:44Und wenn Sie lernen wollen,
wie man das macht, -
10:44 - 10:45kommen Sie nachher zu mir.
-
10:45 - 10:47(Gelächter)
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10:47 - 10:531972 erhob Präsident Nixon Einspruch
gegen das Rehabilitationsgesetz. -
10:54 - 10:56Wir protestierten. Er unterschrieb es.
-
10:57 - 11:02Dann waren die Verordnungen, die
zur Umsetzung dieses Gesetzes nötig sind, -
11:02 - 11:05noch nicht unterschrieben.
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11:05 - 11:07Wir demonstrierten.
Sie wurden unterschrieben. -
11:08 - 11:12Und als es so aussah, dass der Americans
With Disabilities Act, kurz ADA, -
11:12 - 11:15unser Gesetz zur Verkündigung
unserer Gleichberechtigung, -
11:15 - 11:20nicht im Parlament oder im Senat
verabschiedet werden würde, -
11:20 - 11:24kamen behinderte Personen
aus allen US-Staaten zusammen -
11:24 - 11:28und erklommen die Stufen zum Kapitol.
-
11:30 - 11:32Das war ein aufregender Tag,
-
11:32 - 11:36das Parlament sowie der Senat
verabschiedeten beide den ADA. -
11:37 - 11:42Und dann unterschrieb
Präsident Bush den ADA. -
11:42 - 11:44Es ist ein großartiges Bild.
-
11:44 - 11:48Präsident Bush unterschrieb den ADA
im Garten des Weißen Hauses. -
11:48 - 11:50Es war ein beeindruckender Tag
-
11:50 - 11:52und dort waren circa 2000 Leute dabei.
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11:53 - 11:57Es war der 26. Juli 1990.
-
11:58 - 12:01Eine der berühmtesten Aussagen
in seiner Rede war diese: -
12:01 - 12:07"Lasst die schändlichen Mauern
der Ausgrenzung endlich einstürzen." -
12:08 - 12:10Einige von Ihnen hier im Raum,
-
12:10 - 12:14die älter als 50
oder vielleicht älter als 40 sind, -
12:14 - 12:17erinnern sich an die Zeit, als es
noch keine abgesenkten Bordsteine gab, -
12:17 - 12:21als die Busse nicht zugänglich waren,
die Züge nicht zugänglich waren -
12:21 - 12:25als es keine behindertengerechten WCs
in Einkaufszentren gab, -
12:25 - 12:28als man sicher noch keine
Gebärdensprachdolmetscher hatte -
12:28 - 12:32oder als es Untertitel, Blindenschrift
oder andere Hilfsmittel noch nicht gab. -
12:32 - 12:34Die Dinge haben sich geändert
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12:34 - 12:37und sie haben die Welt inspiriert.
-
12:37 - 12:42Behinderte Menschen auf der ganzen Welt
wünschen sich Gesetze, wie wir sie haben, -
12:42 - 12:45und sie wollen, dass diese Gesetze
auch umgesetzt werden. -
12:45 - 12:47Was wir also besprochen haben,
bezeichnet man auch -
12:47 - 12:51als Übereinkommen über die Rechte
von Menschen mit Behinderungen. -
12:51 - 12:55Das ist ein Abkommen,
das 2006 verabschiedet wurde. -
12:55 - 12:59Dieses Jahr wird
das zehnjährige Jubiläum gefeiert. -
12:59 - 13:03Über 165 Länder haben
diesem Abkommen zugestimmt. -
13:04 - 13:08Es ist der erste internationale
Menschenrechtsvertrag, -
13:08 - 13:12der sich vollständig auf Menschen
mit Behinderungen bezieht. -
13:12 - 13:17Aber leider muss ich sagen,
dass unser US-Senat es versäumt hat, -
13:17 - 13:21unserem Präsidenten die Ratifizierung
dieses Vertrages zu empfehlen. -
13:21 - 13:24Wir unterschrieben ihn 2009,
-
13:24 - 13:28aber er tritt nicht in Kraft
ohne Ratifizierung -
13:28 - 13:31und der Präsident --
kein Präsident kann ein Abkommen -
13:31 - 13:34ohne die Zustimmung
des Senats ratifizieren. -
13:35 - 13:38Wir sind stark davon überzeugt,
-
13:38 - 13:42dass unser US-Senat
seine Arbeit erledigen muss, -
13:42 - 13:46dass unser Senat
uns Amerikaner befähigen muss, -
13:46 - 13:50dazu, dass wir behinderten Menschen
sowie Regierungen -
13:50 - 13:51auf der ganzen Welt helfen können,
-
13:51 - 13:55dass Andere von der wertvollen Arbeit,
die wir hier leisteten, erfahren. -
13:55 - 13:57Aber es ist genauso wichtig,
-
13:57 - 14:01dass behinderte Personen
die gleichen Möglichkeiten haben, -
14:01 - 14:04zu reisen, im Ausland zu studieren,
im Ausland zu arbeiten -
14:04 - 14:07wie jeder Andere im Land auch.
-
14:07 - 14:11Solange viele Länder nicht
die gleichen Gesetze haben wie wir -
14:11 - 14:14oder diese nicht umsetzen,
falls sie welche haben, -
14:14 - 14:17so lange werden die Möglichkeiten
für Behinderte beschränkt sein. -
14:18 - 14:20Wenn ich ins Ausland reise,
-
14:20 - 14:23treffe ich mich immer
mit behinderten Frauen -
14:23 - 14:29und diese Frauen erzählen mir Geschichten,
wie sie Gewalt und Missbrauch erlebten -
14:29 - 14:33und dass diese Formen
von Gewalt in vielen Fällen -
14:33 - 14:37von Familienmitgliedern oder von Leuten
aus dem Umfeld ausgehen. -
14:37 - 14:39Von Leuten, die sie kennen,
-
14:39 - 14:41die eventuell sogar für sie arbeiten.
-
14:41 - 14:45Ferner werden diese Fälle regelmäßig
nicht vor Gericht gebracht. -
14:45 - 14:51Ich habe behinderte Personen getroffen,
denen Firmen Stellen anboten, -
14:51 - 14:54da sie in einem Land leben,
in dem es eine Behinderten-Quote gibt -
14:54 - 15:00und um eine Geldstrafe zu vermeiden,
stellen sie dich ein -
15:00 - 15:03und teilen dir dann mit:
"Sie müssen nicht zur Arbeit kommen, -
15:03 - 15:06da wir Sie eigentlich
nicht in der Firma brauchen." -
15:07 - 15:09Ich habe Einrichtungen besucht,
-
15:09 - 15:13in denen der Geruch von Urin so stark ist,
-
15:13 - 15:18dass man, bevor man die Tür des Fahrzeugs
öffnet, irgendwie zurückgedrängt wird. -
15:18 - 15:21Wenn man dann
in diese Einrichtungen reingeht, -
15:21 - 15:24in denen die Leute eigentlich
in einer Gemeinschaft -
15:24 - 15:26mit passender Unterstützung leben sollten,
-
15:26 - 15:29habe ich stattdessen
halb nackte Leute gesehen, -
15:29 - 15:32Personen, die chemisch betäubt wurden,
-
15:32 - 15:34und Menschen, die ein Leben
in Verzweiflung führen. -
15:35 - 15:40Das sind ein paar Dinge,
die die USA korrigieren muss. -
15:41 - 15:44Wir erkennen Diskriminierung,
wenn wir sie sehen, -
15:44 - 15:47und müssen sie zusammen bekämpfen.
-
15:47 - 15:50Also was können wir gemeinsam tun?
-
15:51 - 15:54Ich ermutige Sie alle, zu erkennen,
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15:54 - 15:59dass Behinderte eine Gemeinschaft sind,
der Sie jederzeit beitreten können. -
16:00 - 16:02Ich würde gerne per Handzeichen sehen,
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16:02 - 16:06wie viele von Ihnen sich jemals
einen Knochen gebrochen haben. -
16:07 - 16:10Wenn Sie heute Abend hier
rausgehen, wäre es schön, -
16:10 - 16:15wenn Sie einige Sätze darüber schreiben
könnten, wie diese Zeit für Sie war. -
16:15 - 16:18Denn regelmäßig höre ich von Anderen:
-
16:18 - 16:21"Ich konnte dies nicht tun,
ich konnte jenes nicht tun. -
16:21 - 16:25Die Leute redeten anders mit mir.
Sie verhielten sich anders mir gegenüber." -
16:25 - 16:29Das ist, was ich und andere
behinderte Personen sehen -
16:29 - 16:31wie aufblitzende Buchstaben.
-
16:32 - 16:34Aber wir -- Sie im Publikum,
-
16:34 - 16:37die Leute, die diesen TED Talk
sehen und hören, -
16:38 - 16:41zusammen können wir
einen Unterschied machen. -
16:41 - 16:44Zusammen können wir uns
für Gerechtigkeit aussprechen. -
16:44 - 16:47Zusammen können wir dabei helfen,
die Welt zu verändern. -
16:48 - 16:51Danke. Ich muss noch meinen Bus erwischen.
-
16:51 - 16:57(Applaus)
- Title:
- Unser Kampf für die Rechte der Behinderten -- und warum wir noch nicht am Ende sind
- Speaker:
- Judith Heumann
- Description:
-
Vor vierzig Jahren führte Judith Heumann den bahnbrechenden Protest namens "Section 504 sit-in" mit an (dt.: Absatz 504 bezogen auf den Abschnitt 504 des Rehabilitationsgesetzes von 1973 ). Während dieses Protests besetzten die Aktivisten für Behindertenrechte fast einen Monat lang ein Bundesgebäude und forderten stärkere Barrierefreiheit für alle. In diesem persönlichen und inspirierenden Vortrag erzählt Heumann die Geschichten hinter dem Protest -- und erinnert uns daran, dass es nach 40 Jahren noch viel zu tun gibt.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 17:10
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Sonja Maria Neef approved German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Sonja Maria Neef edited German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Sonja Maria Neef edited German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Tanja Daub accepted German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Tanja Daub edited German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Alexandra Zumwinkel edited German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Tanja Daub declined German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet | |
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Tanja Daub edited German subtitles for Our fight for disability rights -- and why we're not done yet |