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Hans Rosling: Man kann sein Weltbild nicht aus Medien beziehen

  • 0:00 - 0:06
    Sieht man Berichte über Flüchtlingsströme,
    Migration, und ein Europa unter Druck,
  • 0:06 - 0:09
    bekommt man den Eindruck,
    dass die Welt ...
  • 0:09 - 0:12
    Entschuldigung,
    was ist mit Europa?
  • 0:12 - 0:14
    Europa ist in einer Flüchtlingskrise.
  • 0:14 - 0:15
    - Unter Druck, sagen Sie?
    - Ja?
  • 0:15 - 0:18
    - Da ist nichts unter Druck.
    - Ist es nicht?
  • 0:18 - 0:20
    Das sagen doch Kanzlerin Merkel
    und Ihr Staatsminister.
  • 0:20 - 0:25
    Europa ist natürlich ein Teil der Welt
    mit vielen Ressourcen.
  • 0:25 - 0:27
    Da muss man entscheiden,
    wie sehr man helfen kann.
  • 0:27 - 0:30
    Ich bin nicht so naiv, mich
    in die politische Debatte einzumischen.
  • 0:30 - 0:33
    Aber es sind noch nicht
    so viele Flüchtlinge angekommen
  • 0:33 - 0:36
    im Vergleich zu der Menge,
    die Europa aufnehmen könnte.
  • 0:36 - 0:39
    Dann ist die Frage,
    was man möchte oder nicht möchte.
  • 0:39 - 0:41
    Das ist dann eine politische Frage.
  • 0:41 - 0:47
    Aber der Bevölkerungsansprung
    zum Beispiel in Afrika ...
  • 0:47 - 0:52
    Eine Prognose besagt, dass es 2100
    vier Milliarden Afrikaner geben wird.
  • 0:52 - 0:55
    Die werden Europa unter Druck setzen.
  • 0:55 - 0:59
    Nein. Sie werden Europa
    Exportmöglichkeiten bieten.
  • 0:59 - 1:04
    Es wird riesige Exportmöglichkeiten
    für dänische Firmen geben.
  • 1:04 - 1:06
    Eine leuchtende
    ökonomische Zukunft!
  • 1:06 - 1:09
    Und die Konzernchefs merken das auch.
  • 1:09 - 1:12
    Die Banken sehen das auch.
    Man investiert jetzt ja auch in Afrika.
  • 1:12 - 1:19
    Aber ein Teil Afrikas
    gehört zu den Allerärmsten.
  • 1:19 - 1:20
    Es ist so:
  • 1:20 - 1:24
    Die allerärmste Milliarde
    braucht Hilfe.
  • 1:24 - 1:27
    Aber die hier sind schon auf dem Weg,
    und die brauchen keinen Beistand.
  • 1:27 - 1:30
    Die brauchen eine Textilfabrik,
    in der sie arbeiten können.
  • 1:30 - 1:35
    Sie könnten dänische
    Designermöbel herstellen.
  • 1:35 - 1:37
    Das wird zur Weltwirtschaft beitragen.
  • 1:37 - 1:42
    Aber das Bild, das Sie entwerfen,
    basiert auf Fakten und Statistiken,
  • 1:42 - 1:46
    ist doch sicherlich auch etwas,
    das politisch missbraucht werden kann.
  • 1:46 - 1:52
    Wir haben in vielen Ländern gesehen,
    dass Statistik politisch interpretiert wird.
  • 1:52 - 1:56
    Ich spreche aber nicht über Statistik.
    Ich spreche über die Wirklichkeit.
  • 1:56 - 1:58
    Ich spreche nicht von Statistik.
  • 1:58 - 2:01
    Die ist wie das Getriebe in einem Auto,
    das man dann fährt.
  • 2:01 - 2:04
    Ich spreche über die Realität,
    über echte Menschen
  • 2:04 - 2:06
    und was sie machen.
  • 2:06 - 2:10
    Ich meinte, dass die allermeisten Mädchen
    auf der Welt zur Schule gehen.
  • 2:10 - 2:15
    Eines von zehn geht nicht zur Schule,
    oder eines von sieben.
  • 2:15 - 2:18
    Das ist keine Statistik.
    Das sind Mädchen.
  • 2:18 - 2:21
    Es herrscht die Auffassung,
    dass Zahlen etwas ganz anderes sind.
  • 2:21 - 2:26
    Es ist genau wie mit Geld.
    Geld ist eine Ressource, eine Möglichkeit.
  • 2:26 - 2:31
    Und wenn man die Welt verstehen möchte,
    muss man die Größenordnung begreifen.
  • 2:31 - 2:35
    Seltsamerweise tun das die Chefs
    der großen Konzerne.
  • 2:35 - 2:38
    Z. B. Novo, die fantastische
    dänische Arzneimittelfirma.
  • 2:38 - 2:41
    Sie exportieren nicht nur
    in die reichsten Länder,
  • 2:41 - 2:42
    sie exportieren bis ganz unten.
  • 2:42 - 2:45
    Auf der ganzen Strecke
    werden dänische Arzneimittel benötigt.
  • 2:45 - 2:47
    Für sie ist das eine fantastische Politik.
  • 2:47 - 2:49
    Sich zu öffnen mit
    neu entwickelten Arzneimitteln,
  • 2:49 - 2:52
    die man auf der ganzen Welt
    verkaufen kann.
  • 2:52 - 2:57
    Ich verstehe, was Sie sagen,
    aber aus der Perspektive der Medien,
  • 2:57 - 2:59
    der Medien im Allgemeinen,
  • 2:59 - 3:04
    viele Medien berichten vom
    gegenwärtigen Zustand der Welt.
  • 3:04 - 3:10
    Im Moment sind das Krieg, Konflikte,
    Chaos, Unruhen und so viele negative ...
  • 3:10 - 3:15
    Nein, nein, nein, nein.
    Das ist verkehrt. Völlig verkehrt.
  • 3:15 - 3:18
    In Nigeria waren geniale Wahlen,
    eine demokratische Wahl
  • 3:18 - 3:20
    in Afrikas größter Nation.
  • 3:20 - 3:26
    Eine mittelmäßige Regierung wurde durch
    einen sehr kompetenten Menschen ersetzt,
  • 3:26 - 3:29
    Mohammed, der neue, der von
    der gesamten Bevölkerung gestützt wird.
  • 3:29 - 3:32
    Im letzten Jahr gab es in Indonesien
    eine fantastische Wahl.
  • 3:32 - 3:34
    Der Fortschritt in Indien.
  • 3:34 - 3:37
    Gestern wurde berichtet,
    dass Indien tetanusfrei ist.
  • 3:37 - 3:40
    Aber Nigeria ist
    in einem Terrorkrieg mit Boko Haram.
  • 3:40 - 3:43
    Ja, ein kleiner Teil Nigerias.
    Der Rest nicht.
  • 3:43 - 3:47
    Nigeria hat rapiden Wirtschaftszuwachs
    und sinkende Kindersterblichkeit.
  • 3:47 - 3:51
    Wenn ihr entscheidet, statt auf mich
    nur auf meinen Schuh zu schauen,
  • 3:51 - 3:54
    der ist echt hässlich,
    und er ist nur ein Teil von mir.
  • 3:54 - 3:57
    Wenn ihr statt dessen in mein Gesicht
    blickt, ist das etwas anderes.
  • 3:57 - 4:00
    Ihr zeigt nur einen kleinen Teil
    und nennt das die Welt.
  • 4:00 - 4:04
    Der große Unterschied,
    dass Mädchen zur Schule gehen,
  • 4:04 - 4:07
    dass Kinder geimpft werden,
    dass die meisten zu Hause Strom haben,
  • 4:07 - 4:11
    dass Menschen fähig sind und es
    überall auf der Welt Fachleute gibt,
  • 4:11 - 4:13
    das ist wichtig zu zeigen,
  • 4:13 - 4:17
    passiert aber so langsam,
    dass es es nicht in die Nachrichten schafft.
  • 4:17 - 4:21
    Aber kann man nicht argumentieren,
    dass der negative Fokus der Medien
  • 4:22 - 4:25
    auf diese Begebenheiten
    nur ein Teil des Ganzen ist
  • 4:25 - 4:28
    und zu einer positiven
    Entwicklung beiträgt,
  • 4:28 - 4:32
    weil dadurch Politiker und
    ehrenamtliche Organisationen
  • 4:32 - 4:35
    die Situation verbessern wollen?
  • 4:35 - 4:38
    Man kann nicht nur auf Medien vertrauen,
    um die Welt zu verstehen.
  • 4:38 - 4:41
    Da sagen Sie was!
  • 4:41 - 4:43
    Man braucht eine grundlegende
    Schulbildung.
  • 4:43 - 4:46
    Und dann muss man grundlegende Fakten
    immer wieder prüfen.
  • 4:46 - 4:49
    Deswegen gibt es mehr als Medien.
    Bücher werden veröffentlicht.
  • 4:49 - 4:55
    Es gibt noch andere Ressourcenarten
    für die Aus- und Weiterbildung.
  • 4:55 - 4:58
    Man braucht ein Weltbild, das stimmt.
  • 4:58 - 5:02
    Wenn man glaubt, dass der größere Teil
    der Weltbevölkerung in Armut lebt,
  • 5:02 - 5:05
    dass die Mädchen nicht zur Schule gehen,
    Kinder nicht geimpft werden,
  • 5:05 - 5:06
    und sie als Flüchtlinge
  • 5:06 - 5:08
    hier in die reichen Länder wollen,
  • 5:08 - 5:10
    weiß man nicht, wie es wirklich ist.
  • 5:10 - 5:13
    Man muss verstehen,
    dass es Länder auf allen Niveaus gibt.
  • 5:13 - 5:15
    Die meisten liegen irgendwo in der Mitte.
  • 5:15 - 5:19
    Sie gehen zur Schule, sind geimpft,
    haben Zwei-Kind-Familien.
  • 5:19 - 5:21
    Sie regen vom Bevölkerungszuwachs.
  • 5:21 - 5:24
    Die Zahl der Kinder auf der Welt
    steigt nicht weiter.
  • 5:25 - 5:28
    Die Zahl der Kinder auf der Welt
    steigt nicht weiter,
  • 5:28 - 5:31
    weil die meisten verhüten.
  • 5:31 - 5:34
    Und das wussten dänische Journalisten
    nicht, als ich sie das fragte.
  • 5:34 - 5:36
    Sie sprechen von meinen Kollegen.
  • 5:36 - 5:38
    Das sollen sie mal lernen!
  • 5:38 - 5:42
    Ich sehe es in Ihren Augen leuchten,
    das ist ja eine große Sache.
  • 5:42 - 5:44
    Was haben wir verpasst?
  • 5:44 - 5:45
    Weiß ich doch nicht.
  • 5:45 - 5:46
    Ich war ein bisschen kritisch.
  • 5:46 - 5:49
    Alle müssen in Abständen kritisch sein
  • 5:49 - 5:51
    und darüber nachdenken, was sie tun.
  • 5:51 - 5:52
    Viele Sachen macht ihr ja sehr gut.
  • 5:52 - 5:55
    Ihr gebt einen fantastischen Einblick
    in Menschen.
  • 5:55 - 5:57
    Ihr könnt gut Gefühle vermitteln.
  • 5:57 - 5:59
    Aber nicht so gut mit Fakten, wenn ...
  • 5:59 - 6:01
    im Prinzip seid ihr
    mit direktem Geschehen gut.
  • 6:01 - 6:04
    Aber beim Überblick seid ihr schlecht.
  • 6:04 - 6:08
    Das, was man in der Schule gelernt hat,
    wird nicht aktualisiert.
  • 6:08 - 6:10
    Das, was man im Alter
    von 15 oder 20 gelernt hat,
  • 6:10 - 6:11
    bleibt fürs ganze Leben.
  • 6:11 - 6:14
    Das taugt aber angesichts
    der heutigen Veränderungen nichts.
  • 6:14 - 6:20
    Sie sagten, es bestünde eine Mischung
    aus Unwissen und Arroganz.
  • 6:20 - 6:23
    Wie kommt die Arroganz ins Spiel?
  • 6:23 - 6:29
    Ja, da besteht eine Art Vorstellung,
    dass Indien nicht wie Europa wird.
  • 6:29 - 6:31
    Ich verwende oft ein Video
  • 6:31 - 6:33
    namens "Die magische Waschmaschine".
  • 6:33 - 6:37
    Es gibt viele in Europa,
    die sich nicht vorstellen können,
  • 6:37 - 6:40
    dass alle Familien auf der Welt
    eine Waschmaschine haben werden.
  • 6:40 - 6:43
    Obwohl sie zur selben Zeit
    eine Waschmaschine haben.
  • 6:43 - 6:46
    Ich habe mich mit Umweltaktivisten
    unterhalten,
  • 6:46 - 6:49
    die ungeheuer engagiert
    im Umweltschutz sind,
  • 6:49 - 6:52
    und darin, Klimawandel aufzuhalten.
    Das will ich ja auch.
  • 6:52 - 6:55
    Ich bin genau so engagiert wie sie.
  • 6:55 - 6:59
    Aber sie sagen: Es können nicht alle
    Waschmaschinen und Autos haben.
  • 6:59 - 7:02
    Vielleicht haben sie selbst kein Auto,
    aber eine Waschmaschine schon.
  • 7:02 - 7:03
    Man kann nicht sagen:
  • 7:03 - 7:06
    Du darfst keine Waschmaschine haben,
    aber ich schon.
  • 7:06 - 7:08
    So eine Welt funktioniert nicht.
  • 7:08 - 7:10
    Also muss man kluge Waschmaschinen
    herstellen,
  • 7:10 - 7:14
    die wenig Wasser und Energie
    und ungiftige Chemikalien verwenden.
  • 7:14 - 7:15
    Und das verstehen die Chefs
  • 7:15 - 7:17
    der großen Waschmaschinenkonzerne.
  • 7:17 - 7:20
    Sie sagen: Wir werden klügere
    Waschmaschinen herstellen
  • 7:20 - 7:22
    und sie billiger verkaufen.
  • 7:22 - 7:26
    iPhone-Waschmaschinen, die genau so
    klug wie ein Mobiltelefon sind.
  • 7:26 - 7:28
    Aber ist das nicht langfristig?
  • 7:28 - 7:33
    Sieht man sich die Verteilung
    des Reichtums auf der Welt an,
  • 7:33 - 7:36
    besteht weiter en enormer Unterschied
  • 7:36 - 7:39
    zwischen der kleinen, reichen, alten
    und überwiegend westlichen Welt
  • 7:39 - 7:41
    und dem Rest.
  • 7:41 - 7:43
    Das ist das Bild der Medien.
  • 7:43 - 7:45
    Sie liegen total verkehrt!
  • 7:45 - 7:47
    Tausend Dank. Wo liegt der Fehler?
  • 7:47 - 7:48
    Der Fehler ist der:
  • 7:48 - 7:53
    Von den Menschen auf der Erde,
    die in den Urlaub fliegen können,
  • 7:53 - 7:55
    die auf diesem ökonomischen Niveau sind,
  • 7:55 - 7:59
    lebt ungefähr die Hälfte außerhalb
    der westlichen Welt.
  • 7:59 - 8:03
    Da ist kein so großer Unterschied.
    Genau das sage ich ja.
  • 8:03 - 8:05
    Die meisten liegen in der Mitte.
  • 8:05 - 8:11
    Hier unter den Ärmsten
    ist es so wie Dänemark im Jahr 1850.
  • 8:12 - 8:17
    Und hier ist es wie in Dänemark
    im Jahre 1950.
  • 8:17 - 8:19
    Da ging es Dänemark ganz gut.
  • 8:19 - 8:22
    Diese Menschen leben
    irgendwo in der Mitte.
  • 8:22 - 8:25
    Und die bewegen sich ganz schön schnell.
  • 8:25 - 8:28
    Sie sprechen von ihnen,
    als gäbe es sie gar nicht!
  • 8:28 - 8:30
    Darin liegt der Riesenfehler.
  • 8:30 - 8:35
    Es gibt eine riesige Mitte hier,
    die wie Dänemark in den 50ern ist.
  • 8:35 - 8:38
    Sie haben ein Rad, sie haben Strom,
    sie haben zwei Kinder,
  • 8:38 - 8:40
    benutzen Kondome,
    sie sind moderne Menschen,
  • 8:40 - 8:42
    aber ihr Lohn ist bescheiden.
  • 8:42 - 8:45
    Viele von ihnen sind tüchtige Arbeiter.
  • 8:45 - 8:46
    Sie würden gern ins Ausland gehen
  • 8:46 - 8:48
    und ein bisschen mehr verdienen,
    tüchtige Arbeiter, die sie sind.
  • 8:48 - 8:50
    Woher wissen Sie das?
  • 8:50 - 8:53
    Worauf basieren Sie dieses Wissen?
  • 8:53 - 8:56
    Ich verwende einfach die Statistiken
    der Weltbank und der UN,
  • 8:56 - 8:58
    und die sind gar nicht kontrovers.
  • 8:58 - 9:01
    Das kann man nicht diskutieren.
    Ich habe recht und Sie liegen falsch.
Title:
Hans Rosling: Man kann sein Weltbild nicht aus Medien beziehen
Description:

DR Nyheder: Man kann sich aus den Medien kein Weltbild bauehn. Glaubt man, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung sehr arm ist, dass Mädchen nicht zur Schule gehen und alle versuchen, in reiche Länder zu fliehen, dann weiß man nicht viel von der Welt.

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Video Language:
Swedish
Duration:
09:02

German subtitles

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