Sieht man Berichte über Flüchtlingsströme,
Migration, und ein Europa unter Druck,
bekommt man den Eindruck,
dass die Welt ...
Entschuldigung,
was ist mit Europa?
Europa ist in einer Flüchtlingskrise.
- Unter Druck, sagen Sie?
- Ja?
- Da ist nichts unter Druck.
- Ist es nicht?
Das sagen doch Kanzlerin Merkel
und Ihr Staatsminister.
Europa ist natürlich ein Teil der Welt
mit vielen Ressourcen.
Da muss man entscheiden,
wie sehr man helfen kann.
Ich bin nicht so naiv, mich
in die politische Debatte einzumischen.
Aber es sind noch nicht
so viele Flüchtlinge angekommen
im Vergleich zu der Menge,
die Europa aufnehmen könnte.
Dann ist die Frage,
was man möchte oder nicht möchte.
Das ist dann eine politische Frage.
Aber der Bevölkerungsansprung
zum Beispiel in Afrika ...
Eine Prognose besagt, dass es 2100
vier Milliarden Afrikaner geben wird.
Die werden Europa unter Druck setzen.
Nein. Sie werden Europa
Exportmöglichkeiten bieten.
Es wird riesige Exportmöglichkeiten
für dänische Firmen geben.
Eine leuchtende
ökonomische Zukunft!
Und die Konzernchefs merken das auch.
Die Banken sehen das auch.
Man investiert jetzt ja auch in Afrika.
Aber ein Teil Afrikas
gehört zu den Allerärmsten.
Es ist so:
Die allerärmste Milliarde
braucht Hilfe.
Aber die hier sind schon auf dem Weg,
und die brauchen keinen Beistand.
Die brauchen eine Textilfabrik,
in der sie arbeiten können.
Sie könnten dänische
Designermöbel herstellen.
Das wird zur Weltwirtschaft beitragen.
Aber das Bild, das Sie entwerfen,
basiert auf Fakten und Statistiken,
ist doch sicherlich auch etwas,
das politisch missbraucht werden kann.
Wir haben in vielen Ländern gesehen,
dass Statistik politisch interpretiert wird.
Ich spreche aber nicht über Statistik.
Ich spreche über die Wirklichkeit.
Ich spreche nicht von Statistik.
Die ist wie das Getriebe in einem Auto,
das man dann fährt.
Ich spreche über die Realität,
über echte Menschen
und was sie machen.
Ich meinte, dass die allermeisten Mädchen
auf der Welt zur Schule gehen.
Eines von zehn geht nicht zur Schule,
oder eines von sieben.
Das ist keine Statistik.
Das sind Mädchen.
Es herrscht die Auffassung,
dass Zahlen etwas ganz anderes sind.
Es ist genau wie mit Geld.
Geld ist eine Ressource, eine Möglichkeit.
Und wenn man die Welt verstehen möchte,
muss man die Größenordnung begreifen.
Seltsamerweise tun das die Chefs
der großen Konzerne.
Z. B. Novo, die fantastische
dänische Arzneimittelfirma.
Sie exportieren nicht nur
in die reichsten Länder,
sie exportieren bis ganz unten.
Auf der ganzen Strecke
werden dänische Arzneimittel benötigt.
Für sie ist das eine fantastische Politik.
Sich zu öffnen mit
neu entwickelten Arzneimitteln,
die man auf der ganzen Welt
verkaufen kann.
Ich verstehe, was Sie sagen,
aber aus der Perspektive der Medien,
der Medien im Allgemeinen,
viele Medien berichten vom
gegenwärtigen Zustand der Welt.
Im Moment sind das Krieg, Konflikte,
Chaos, Unruhen und so viele negative ...
Nein, nein, nein, nein.
Das ist verkehrt. Völlig verkehrt.
In Nigeria waren geniale Wahlen,
eine demokratische Wahl
in Afrikas größter Nation.
Eine mittelmäßige Regierung wurde durch
einen sehr kompetenten Menschen ersetzt,
Mohammed, der neue, der von
der gesamten Bevölkerung gestützt wird.
Im letzten Jahr gab es in Indonesien
eine fantastische Wahl.
Der Fortschritt in Indien.
Gestern wurde berichtet,
dass Indien tetanusfrei ist.
Aber Nigeria ist
in einem Terrorkrieg mit Boko Haram.
Ja, ein kleiner Teil Nigerias.
Der Rest nicht.
Nigeria hat rapiden Wirtschaftszuwachs
und sinkende Kindersterblichkeit.
Wenn ihr entscheidet, statt auf mich
nur auf meinen Schuh zu schauen,
der ist echt hässlich,
und er ist nur ein Teil von mir.
Wenn ihr statt dessen in mein Gesicht
blickt, ist das etwas anderes.
Ihr zeigt nur einen kleinen Teil
und nennt das die Welt.
Der große Unterschied,
dass Mädchen zur Schule gehen,
dass Kinder geimpft werden,
dass die meisten zu Hause Strom haben,
dass Menschen fähig sind und es
überall auf der Welt Fachleute gibt,
das ist wichtig zu zeigen,
passiert aber so langsam,
dass es es nicht in die Nachrichten schafft.
Aber kann man nicht argumentieren,
dass der negative Fokus der Medien
auf diese Begebenheiten
nur ein Teil des Ganzen ist
und zu einer positiven
Entwicklung beiträgt,
weil dadurch Politiker und
ehrenamtliche Organisationen
die Situation verbessern wollen?
Man kann nicht nur auf Medien vertrauen,
um die Welt zu verstehen.
Da sagen Sie was!
Man braucht eine grundlegende
Schulbildung.
Und dann muss man grundlegende Fakten
immer wieder prüfen.
Deswegen gibt es mehr als Medien.
Bücher werden veröffentlicht.
Es gibt noch andere Ressourcenarten
für die Aus- und Weiterbildung.
Man braucht ein Weltbild, das stimmt.
Wenn man glaubt, dass der größere Teil
der Weltbevölkerung in Armut lebt,
dass die Mädchen nicht zur Schule gehen,
Kinder nicht geimpft werden,
und sie als Flüchtlinge
hier in die reichen Länder wollen,
weiß man nicht, wie es wirklich ist.
Man muss verstehen,
dass es Länder auf allen Niveaus gibt.
Die meisten liegen irgendwo in der Mitte.
Sie gehen zur Schule, sind geimpft,
haben Zwei-Kind-Familien.
Sie regen vom Bevölkerungszuwachs.
Die Zahl der Kinder auf der Welt
steigt nicht weiter.
Die Zahl der Kinder auf der Welt
steigt nicht weiter,
weil die meisten verhüten.
Und das wussten dänische Journalisten
nicht, als ich sie das fragte.
Sie sprechen von meinen Kollegen.
Das sollen sie mal lernen!
Ich sehe es in Ihren Augen leuchten,
das ist ja eine große Sache.
Was haben wir verpasst?
Weiß ich doch nicht.
Ich war ein bisschen kritisch.
Alle müssen in Abständen kritisch sein
und darüber nachdenken, was sie tun.
Viele Sachen macht ihr ja sehr gut.
Ihr gebt einen fantastischen Einblick
in Menschen.
Ihr könnt gut Gefühle vermitteln.
Aber nicht so gut mit Fakten, wenn ...
im Prinzip seid ihr
mit direktem Geschehen gut.
Aber beim Überblick seid ihr schlecht.
Das, was man in der Schule gelernt hat,
wird nicht aktualisiert.
Das, was man im Alter
von 15 oder 20 gelernt hat,
bleibt fürs ganze Leben.
Das taugt aber angesichts
der heutigen Veränderungen nichts.
Sie sagten, es bestünde eine Mischung
aus Unwissen und Arroganz.
Wie kommt die Arroganz ins Spiel?
Ja, da besteht eine Art Vorstellung,
dass Indien nicht wie Europa wird.
Ich verwende oft ein Video
namens "Die magische Waschmaschine".
Es gibt viele in Europa,
die sich nicht vorstellen können,
dass alle Familien auf der Welt
eine Waschmaschine haben werden.
Obwohl sie zur selben Zeit
eine Waschmaschine haben.
Ich habe mich mit Umweltaktivisten
unterhalten,
die ungeheuer engagiert
im Umweltschutz sind,
und darin, Klimawandel aufzuhalten.
Das will ich ja auch.
Ich bin genau so engagiert wie sie.
Aber sie sagen: Es können nicht alle
Waschmaschinen und Autos haben.
Vielleicht haben sie selbst kein Auto,
aber eine Waschmaschine schon.
Man kann nicht sagen:
Du darfst keine Waschmaschine haben,
aber ich schon.
So eine Welt funktioniert nicht.
Also muss man kluge Waschmaschinen
herstellen,
die wenig Wasser und Energie
und ungiftige Chemikalien verwenden.
Und das verstehen die Chefs
der großen Waschmaschinenkonzerne.
Sie sagen: Wir werden klügere
Waschmaschinen herstellen
und sie billiger verkaufen.
iPhone-Waschmaschinen, die genau so
klug wie ein Mobiltelefon sind.
Aber ist das nicht langfristig?
Sieht man sich die Verteilung
des Reichtums auf der Welt an,
besteht weiter en enormer Unterschied
zwischen der kleinen, reichen, alten
und überwiegend westlichen Welt
und dem Rest.
Das ist das Bild der Medien.
Sie liegen total verkehrt!
Tausend Dank. Wo liegt der Fehler?
Der Fehler ist der:
Von den Menschen auf der Erde,
die in den Urlaub fliegen können,
die auf diesem ökonomischen Niveau sind,
lebt ungefähr die Hälfte außerhalb
der westlichen Welt.
Da ist kein so großer Unterschied.
Genau das sage ich ja.
Die meisten liegen in der Mitte.
Hier unter den Ärmsten
ist es so wie Dänemark im Jahr 1850.
Und hier ist es wie in Dänemark
im Jahre 1950.
Da ging es Dänemark ganz gut.
Diese Menschen leben
irgendwo in der Mitte.
Und die bewegen sich ganz schön schnell.
Sie sprechen von ihnen,
als gäbe es sie gar nicht!
Darin liegt der Riesenfehler.
Es gibt eine riesige Mitte hier,
die wie Dänemark in den 50ern ist.
Sie haben ein Rad, sie haben Strom,
sie haben zwei Kinder,
benutzen Kondome,
sie sind moderne Menschen,
aber ihr Lohn ist bescheiden.
Viele von ihnen sind tüchtige Arbeiter.
Sie würden gern ins Ausland gehen
und ein bisschen mehr verdienen,
tüchtige Arbeiter, die sie sind.
Woher wissen Sie das?
Worauf basieren Sie dieses Wissen?
Ich verwende einfach die Statistiken
der Weltbank und der UN,
und die sind gar nicht kontrovers.
Das kann man nicht diskutieren.
Ich habe recht und Sie liegen falsch.