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Mathias Dalheimer: Wie man einen Blackout verursacht

  • 0:00 - 0:10
    32C3-Vorspannmusik
  • 0:10 - 0:15
    Herald: Freut mich sehr, ich freue
    mich auch sehr auf unseren Speaker!
  • 0:15 - 0:19
    Ich will euch nicht lange aufhalten. So
    Blackouts sind schon eine unangenehme Sache,
  • 0:19 - 0:25
    hat jeder vielleicht schon Mal erlebt. Naja.
    Möchte man nicht haben. Wie man sowas
  • 0:25 - 0:29
    erzeugen kann, und vor allem auch wie man
    so etwas verhindern kann, das verrät euch
  • 0:29 - 0:33
    jetzt unser nächster Speaker. Ich begrüße
    ganz herzlich: Mathias Dalheimer.
  • 0:33 - 0:41
    Applaus
  • 0:41 - 0:44
    Dalheimer: Ja, Tag 4, ihr plant bestimmt
    schon eure Heimreise. Insofern
  • 0:44 - 0:48
    vielen Dank, dass so viele von euch
    gekommen sind. Zeigt vielleicht auch,
  • 0:48 - 0:54
    dass das ein Thema ist, was eine gewisse
    Signifikanz hat. Normalerweise, wenn man
  • 0:54 - 1:00
    einen Talk über ‚Blackout‘ beginnt, fängt
    man an mit einem Buch von Mark Elsberg
  • 1:00 - 1:04
    namens „Blackout“. Ich mag dieses Buch
    viel lieber: das ist quasi die Grundlage
  • 1:04 - 1:09
    von dem Roman. Das ist eine Studie vom
    Büro für Technikfolgenabschätzung
  • 1:09 - 1:13
    beim Deutschen Bundestag. Und diese
    Leute haben sich einfach mal auf einer
  • 1:13 - 1:16
    wissenschaftlichen Ebene damit beschäftigt
    und überlegt, was sind eigentlich
  • 1:16 - 1:21
    Mechanismen wenn so ein Blackout passiert,
    also ein langanhaltender, großräumiger
  • 1:21 - 1:26
    Stromausfall. Kurzresumee: nach etwa
    5 Tagen hätten wir in Deutschland
  • 1:26 - 1:29
    vermutlich bürgerkriegsähnliche
    Zustände. Insofern ist
  • 1:29 - 1:34
    woohoo aus dem Publikum
    das Risiko… Gelächter
  • 1:34 - 1:40
    Weiß ich jetzt nicht so genau ob das
    ‚woohoo‘ ist, aber das Risiko ist
  • 1:40 - 1:45
    vielleicht relativ klein, aber der Impact
    ist sehr groß. So. Wie zuverlässig
  • 1:45 - 1:49
    ist denn überhaupt unser Stromnetz? Naja,
    es gibt natürlich Monitoring, das macht
  • 1:49 - 1:54
    die Bundesnetzagentur. Und auch
    in Europa andere Organisationen.
  • 1:54 - 1:58
    Und die berechnen den sogenannten System-
    Average-Interruption-Duration-Index.
  • 1:58 - 2:01
    Das muss ich immer ablesen,
    weil das ist ein hässliches Ding.
  • 2:01 - 2:05
    Das ist im Endeffekt eine
    einfache Kennzahl die sagt,
  • 2:05 - 2:10
    innerhalb eines Jahres, wie viele Minuten
    war denn kein Strom im Durchschnitt
  • 2:10 - 2:14
    für einen Netzverbraucher,
    also für einen Stromkunden, verfügbar.
  • 2:14 - 2:21
    Und wenn man sich das ankuckt, sind das so
    ich sag mal grob, roundabout, 13 Minuten.
  • 2:21 - 2:27
    Das ist jetzt der Zeitraum für Deutschland
    von 2008 bis 2014 geplottet.
  • 2:27 - 2:33
    In dem Zeitraum haben die erneuerbaren
    Energien einen sehr großen Zuwachs
  • 2:33 - 2:37
    erfahren. Wir sind mittlerweile bei etwa
    30% der Energie, die aus regenerativen
  • 2:37 - 2:40
    Kräften kommt. Man kann anhand von dieser…
  • 2:40 - 2:45
    Applaus
  • 2:45 - 2:48
    Man kann anhand von diesen
    Zahlen jetzt nicht nachweisen
  • 2:48 - 2:51
    „okay, Erneuerbare gefährden
    das Stromnetz.“
  • 2:51 - 2:54
    Sie haben andere Effekte,
    und da kommen wir später dazu.
  • 2:54 - 2:57
    Bleiben wir noch ein bisschen
    bei diesem SAIDI.
  • 2:57 - 3:01
    Wie wird der berechnet? Naja, es gibt
    im §52 Energiewirtschaftsgesetz
  • 3:01 - 3:06
    eine Meldepflicht für die Versorger,
    wenn irgendwo länger als 3 Minuten
  • 3:06 - 3:09
    Stromausfall ist, dann muss
    das gemeldet werden.
  • 3:09 - 3:13
    Die Bundesnetzagentur betreibt dafür
    einen XML-basierten Webservice,
  • 3:13 - 3:19
    speichert das Ganze in einer SQL-Datenbank
    und berechnet dann diesen Kennwert und
  • 3:19 - 3:22
    legt da auch einen Rechenschaftsbericht
    vor. Bzw. keinen Rechenschaftsbericht aber
  • 3:22 - 3:27
    einen Bericht vor, und
    wertet diese Daten aus.
  • 3:27 - 3:32
    Das ist geil, Informationsfreiheitsgesetz:
    „Ich hätte gerne diese Datenbank!“
  • 3:32 - 3:37
    War ein Prozess von 9 Monaten…
    War etwas…
  • 3:37 - 3:41
    Raunen und Applaus
    lacht
  • 3:41 - 3:49
    Applaus
  • 3:49 - 3:54
    Das war etwas, nennen wir es
    „schmerzvolle Erfahrung“ auf meiner Seite.
  • 3:54 - 3:57
    Die Bundesnetzagentur und ich haben
    unterschiedliche Rechtsauffassungen
  • 3:57 - 4:01
    was den Inhalt betrifft.
  • 4:01 - 4:04
    Ich gehe davon aus, dass die frei
    verfügbar sein müsste, bis jetzt habe ich
  • 4:04 - 4:10
    nicht alle Daten bekommen. Ich habe
    ein Subset dieser Meldedaten bekommen.
  • 4:10 - 4:14
    Und wenn man jetzt da einfach mal kuckt,
    der erste Ausfall ist vom 1.1.2008,
  • 4:14 - 4:18
    der letzte Ausfall vom 31.12.2013.
  • 4:18 - 4:24
    Das ist quasi meine Datengrundlage, mal
    einfach die Ausfallursachen grob aufsummiert.
  • 4:24 - 4:29
    Abgesehen davon, dass sie anscheinend
    ein Problem mit UTF-8-Encoding haben…
  • 4:29 - 4:34
    Lachen und Applaus
  • 4:34 - 4:38
    …gibt es auch die kuriose
    Ausfallursache „Bitte wählen“.
  • 4:38 - 4:44
    Gelächter
  • 4:44 - 4:51
    Ich sag’s mal so: Die input validation
    wäre verbesserungswürdig
  • 4:51 - 4:57
    an dieser Stelle. Aber Spaß beiseite,
    die Daten an sich sind relativ
  • 4:57 - 5:02
    aussagekräftig. Das ist jetzt
    einfach mal geplottet. Pro Punkt
  • 5:02 - 5:06
    müsst ihr euch einen Stromausfall
    vorstellen, auf der y-Achse
  • 5:06 - 5:13
    die ausgefallene Leistung mal die Dauer,
    also wie groß war diese Störung.
  • 5:13 - 5:17
    Auf der x-Achse die Zeit. Und da sieht
    man relativ einfach: das meiste passiert
  • 5:17 - 5:21
    auf der Niederspannungsebene und
    Mittelspannungsebene. Auf den
  • 5:21 - 5:24
    höheren Netzebenen, also Hoch- und
    Höchstspannung, da passiert eigentlich
  • 5:24 - 5:28
    relativ wenig. Ja, das ist auch so zu
    erwarten, weil auf diesen Netzebenen
  • 5:28 - 5:34
    einfach viel mehr Redundanz vorgehalten
    wird und man da einfach mehr Failsafes hat.
  • 5:34 - 5:37
    Soweit so gut, sieht halbwegs
    plausibel aus. Trotzdem vertraue ich
  • 5:37 - 5:42
    diesem Datensatz nicht.
    Und der Grund ist folgendes:
  • 5:42 - 5:46
    Das ist jetzt ein bisschen komplexer.
    Ihr seht wieder auf der x-Achse die Zeit,
  • 5:46 - 5:53
    auf der y-Achse einfach nur die
    kumulierte Anzahl der Stromausfälle.
  • 5:53 - 5:57
    Was ich eigentlich erwarten würde,
    wäre so eine Linie wie die rote da, also
  • 5:57 - 6:03
    über die Zeit habe ich ein kontinuierliches
    Wachstum dieser kumulierten Anzahl.
  • 6:03 - 6:07
    Diese rote Linie ist auch der
    Durchschnitt von allen Versorgern.
  • 6:07 - 6:10
    Das ist also genau das, was man
    eigentlich erwarten würde.
  • 6:10 - 6:14
    Ich hab jetzt hier in diesen schwarzen
    Linien nochmal 10 zufällig ausgewählte,
  • 6:14 - 6:19
    aber halbwegs repräsentative
    Versorger dazugeplottet.
  • 6:19 - 6:24
    Und wenn man jetzt diesen ganz
    da oben, den 641, uns ankucken,
  • 6:24 - 6:28
    das ist eine Kurve, die eigentlich
    sehr seltsam aussieht.
  • 6:28 - 6:34
    2008 hat dieser Versorger 4 Ausfälle
    gemeldet, 2009 waren es 29,
  • 6:34 - 6:41
    2010 waren wir dann bei 1900,
    2011 bei 57, und so weiter.
  • 6:41 - 6:45
    Und was mich sehr stutzig macht ist,
    dass dieser Sprung in 2010
  • 6:45 - 6:51
    eigentlich eine Gerade ist die exakt
    zum Jahreswechsel ihre Steigung verändert.
  • 6:51 - 6:55
    Also das ist nichts, was ich durch einen
    physikalischen Fehlerprozess oder so
  • 6:55 - 7:01
    erklären kann, das sind eher, sagen
    wir mal organisatorische Gründe.
  • 7:01 - 7:05
    Wie die Bundesnetzagentur diese
    Daten bewertet weiß ich nicht,
  • 7:05 - 7:09
    aber ich hätte da ein paar Fragen
    dazu. Also wenn jemand
  • 7:09 - 7:14
    von der Bundesnetzagentur mir das erklären
    kann, wäre ich sehr dankbar dafür.
  • 7:14 - 7:19
    Insofern, diese offiziellen Statistiken
    und das offizielle Monitoring
  • 7:19 - 7:22
    finde ich im Moment komisch. Wenn ich
    auch nicht sagen möchte, dass das alles
  • 7:22 - 7:27
    Bullshit ist, aber ich habe da Fragen.
  • 7:27 - 7:32
    Wie funktioniert denn, von der Planung
    her, im Moment die Konstruktion
  • 7:32 - 7:35
    oder die Zuverlässigkeit in unserem
    Stromnetz? Es gibt da natürlich
  • 7:35 - 7:41
    Planungsregeln und Auslegungskriterien.
    Das Wichtigste, bzw. das Hauptsächliche
  • 7:41 - 7:45
    ist die (n-1)-Sicherheit. Die sagt
    einfach, wenn ich n Betriebsmittel habe
  • 7:45 - 7:48
    und eines fällt aus, muss der
    Rest immer noch funktionieren.
  • 7:48 - 7:52
    Brauche ich schon alleine deswegen, weil
    ich natürlich auch Wartungen machen muss.
  • 7:52 - 7:54
    Ich muss ja in der Lage sein, zum Beispiel
    mal eine Hochspannungsleitung zu reparieren,
  • 7:54 - 7:57
    wenn da irgendwas kaputt ist.
  • 7:57 - 8:04
    Bei diesem Leitermast ist es z.B. so, dass
    man 3 Phasen hat die übertragen werden.
  • 8:04 - 8:09
    Und zwar 2 Leiterseile übertragen jeweils
    eine Phase. D. h. ein Seil kann ausfallen
  • 8:09 - 8:14
    und das andere Seil kann dann im Prinzip
    trotzdem den Strom transportieren,
  • 8:14 - 8:20
    wenn noch entsprechend
    Reservekapazität da ist.
  • 8:20 - 8:23
    So. Lasst uns mal einen
    Schritt zurückgehen.
  • 8:23 - 8:25
    Wie funktioniert überhaupt so
    ein Stromversorgungssystem?
  • 8:25 - 8:28
    Das ist eine Abbildung aus der
    Wikipedia die ich an der Stelle
  • 8:28 - 8:32
    eigentlich immer ganz gerne
    verwende. Die ist sehr komplex,
  • 8:32 - 8:34
    auch wenn sie nur auf einer ganz ganz
    hohen Ebene mal einen schnellen Überblick
  • 8:34 - 8:39
    gibt, was gibt es überhaupt in so einem
    Stromnetz. Naja, da gibt es zunächst mal
  • 8:39 - 8:43
    das Stromnetz selber, gegliedert in
    verschiedene Spannungsstufen:
  • 8:43 - 8:48
    Höchstspannung 220 / 380 Kilovolt,
  • 8:48 - 8:51
    Hochspannung, Mittelspannung
    und Niederspannung.
  • 8:51 - 8:55
    Das verästelt sich dann quasi auch
    in die einzelnen Haushalte rein.
  • 8:55 - 8:58
    Das was ihr daheim bekommt
    ist Niederspannung.
  • 8:58 - 9:01
    Auf der Höchstspannungsebene versucht
    man die Leitungsverluste – durch die
  • 9:01 - 9:06
    hohe Spannung relativ gering zu halten,
    und halt größere Strecken zu überwinden.
  • 9:06 - 9:11
    Dieser ganze Netzbetrieb ist,
    ich sag mal, sehr strikt reguliert
  • 9:11 - 9:16
    und auch durch die Bundesnetzagentur
    mehr oder weniger überwacht.
  • 9:16 - 9:18
    Dann hat man die Erzeuger,
    verschiedene Typen von Kraftwerken,
  • 9:18 - 9:21
    die auf verschiedenen Netzebenen
    angeschlossen sind. Einmal
  • 9:21 - 9:25
    die großen Dinger: Atomkraftwerke,
    Kohlekraftwerke, Großkraftwerke,
  • 9:25 - 9:29
    die sind auf der obersten Ebene.
    Es gibt noch so mittlere Kraftwerke,
  • 9:29 - 9:32
    städtische Kraftwerke, die dann auf der
    Hoch- oder Mittelspannungsebene
  • 9:32 - 9:36
    angeschlossen sind. Es gibt
    Windparks, Solarkraftwerke,
  • 9:36 - 9:40
    große Anlagen, die auf der
    Mittelspannungsebene angeschlossen sind.
  • 9:40 - 9:43
    Und was jetzt, sag ich mal, neu hinzukommt
    und das ist was, wo die Erneuerbaren
  • 9:43 - 9:47
    wirklich Probleme auch im Stromnetz
    machen, ist, dass man Erzeugungseinheiten
  • 9:47 - 9:51
    auf der niedrigsten Netzebene hat, also
    auf der Niederspannungsebene. Das ist aber
  • 9:51 - 9:56
    nur am Rande, da sag
    ich heute nicht viel zu.
  • 9:56 - 9:59
    Genau, und dann hat man natürlich
    noch die Verbraucher. Das sind einmal
  • 9:59 - 10:03
    industrielle Abnehmer die auch auf höheren
    Netzebenen angeschlossen sein können.
  • 10:03 - 10:07
    Vor allem aber Stadtnetze,
    Ortsnetze auf der niedrigen Ebene.
  • 10:07 - 10:10
    Und wie gesagt, dort findet
    auch Einspeisung statt,
  • 10:10 - 10:15
    mittlerweile.
  • 10:15 - 10:18
    Wenn ihr euch ‚eine‘ Folie zum
    Funktionieren des Stromnetzes merkt,
  • 10:18 - 10:23
    sollte das ‚diese‘ sein.
    Zu jedem Zeitpunkt muss
  • 10:23 - 10:28
    die erzeugte Leistung gleich der
    verbrauchten Leistung sein. Es gibt
  • 10:28 - 10:32
    so gut wie keine Möglichkeit, Strom in
    dieser Größenordnung zu speichern.
  • 10:32 - 10:35
    Das heißt, in dem Moment, wo ich hier
    einen Fernseher anmache muss
  • 10:35 - 10:40
    an einer anderen Stelle
    mehr Strom erzeugt werden.
  • 10:40 - 10:45
    Ansonsten würde das Ganze nicht
    funktionieren. Und die Netzfrequenz,
  • 10:45 - 10:51
    also diese 50 Hz, die sind quasi der
    Indikator für Leistungsungleichgewichte.
  • 10:51 - 10:55
    Kann man sich vorstellen wie diese
    Waage. Wenn Last und Erzeugung
  • 10:55 - 11:00
    im Gleichgewicht sind, dann zeigt
    diese Waage auf 50Hz oben.
  • 11:00 - 11:05
    Wenn ich jetzt irgendwie zuviel Last in
    Relation von meiner Erzeugung hab,
  • 11:05 - 11:10
    dann sinkt meine Netzfrequenz.
    Umgekehrt, wenn ich zu viel Erzeugung habe
  • 11:10 - 11:13
    für meine Last, dann steigt die
    Netzfrequenz. D. h. das ist quasi
  • 11:13 - 11:16
    der Indikator, mit dem man auch reguliert,
    wieviel Strom man jetzt braucht.
  • 11:16 - 11:19
    Man misst einfach die Netzfrequenz
    und kuckt halt, muss ich jetzt mehr
  • 11:19 - 11:24
    oder weniger Gas, Kohle, Atom,
    was auch immer, geben.
  • 11:24 - 11:29
    Als ich angefangen hab, mich mit dem Thema
    zu beschäftigen, gab es noch keine freien
  • 11:29 - 11:34
    Messdaten dazu. Es gibt natürlich viele
    Unternehmen, die sowas messen, es gibt
  • 11:34 - 11:39
    auch Dienstleister, die sowas messen,
    vor allen Dingen für den Stromhandel.
  • 11:39 - 11:43
    Aber in ‚frei‘ und ‚hochaufgelöst‘
    gab es diese Daten schlichtweg nicht.
  • 11:43 - 11:46
    Ich hab’ dann einfach gesagt:
    „Okay, bastel ich mir selber“. Ist ein
  • 11:46 - 11:50
    Mikrocontroller, ist im Moment ein
    Raspberry Pi, hat Optimierungspotential.
  • 11:50 - 11:54
    Aber es gibt jetzt mehr als 1 1/2 Jahre
    an aufgezeichneten Daten
  • 11:54 - 11:58
    von verschiedenen Messgeräten.
  • 11:58 - 12:02
    Ich hatte bei der MRMCD dazu mal
    einen Talk gehalten, wie das Projekt
  • 12:02 - 12:08
    im Hintergrund funktioniert, in diesem
    Talk nutze ich jetzt nur die Daten.
  • 12:08 - 12:14
    So, das soll’s auch schon gewesen sein
    als Crashkurs in Sachen Stromnetz.
  • 12:14 - 12:18
    Zurück zum Blackout. Das Szenario,
    was man immer wieder in der Presse hört:
  • 12:18 - 12:23
    Der Hacker greift ein Atomkraftwerk an.
  • 12:23 - 12:27
    Ist das besonders? Ist das jetzt ein Problem?
    Oder wie verhält sich denn unser Stromnetz?
  • 12:27 - 12:32
    Naja, kann man beobachten. Das ist
    das Kernkraftwerk Gundremmingen.
  • 12:32 - 12:38
    Da gab es am 25.3. – muss ich
    mal kucken – diesen Jahres
  • 12:38 - 12:42
    gab es eine Schnellabschaltung im Block C.
  • 12:42 - 12:46
    Gundremmingen besteht aus 3 Reaktorblöcken.
    Der erste ist nicht mehr in Betrieb,
  • 12:46 - 12:49
    der zweite wurde zum Ausfallzeitpunkt
    gerade gewartet, war also
  • 12:49 - 12:52
    nicht am Netz. Und der dritte war
    am Netz. Dann kam es allerdings
  • 12:52 - 12:56
    durch die Wartungsarbeiten zu einem
    Ausfall der Druckluftversorgung,
  • 12:56 - 12:59
    wie auch immer das passiert ist,
  • 12:59 - 13:02
    und es kam zu einer Schnellabschaltung.
    Das heißt, so schnell wie möglich
  • 13:02 - 13:09
    wurde dieses Kraftwerk
    halt vom Netz genommen.
  • 13:09 - 13:12
    Wie viel ist da vom Netz gegangen?
    Also, wie groß war jetzt der
  • 13:12 - 13:16
    Leistungsoutput von diesem
    Kraftwerk zu dem Zeitpunkt?
  • 13:16 - 13:21
    Beim Atomkraftwerk ist das so, dass man
    im Prinzip auf die verfügbare Kühlleistung
  • 13:21 - 13:25
    kuckt: „Kann ich entsprechend meine
    Überschusswärme loswerden?“
  • 13:25 - 13:30
    Das ist der begrenzende Faktor beim
    Output von einem Kernkraftwerk.
  • 13:30 - 13:34
    Ich hab dann mit Wetterdaten ein bisschen
    rumgesucht, irgendwann habe ich einfach im
  • 13:34 - 13:37
    Kraftwerk angerufen in der Presseabteilung.
    Die waren auch sehr freundlich und haben
  • 13:37 - 13:42
    mir gesagt: Okay, das Ding war im Prinzip
    unter Volllast, zum Ausfallzeitpunkt knapp
  • 13:42 - 13:48
    1,3 Gigawatt. Ja und das ist
    der Frequenzverlauf dazu.
  • 13:48 - 13:54
    Ihr seht wieder auf der x-Achse die Zeit,
    auf der y-Achse seht ihr die Frequenz.
  • 13:54 - 13:59
    Man sieht so, am Anfang war das alles
    relativ gut bei 50 Hz ausgeregelt,
  • 13:59 - 14:05
    so wie das normal halt aussieht. Dann
    in einem relativ kurzen Zeitfenster,
  • 14:05 - 14:08
    das sind 19 Sekunden, gibt es
    einen radikalen Drop nach unten
  • 14:08 - 14:14
    von der Frequenz, das macht
    etwa 50 Millihertz aus.
  • 14:14 - 14:17
    Und danach regelt das Netz
    direkt das wieder zurück.
  • 14:17 - 14:22
    Das heißt, der Ausfall von einem einzelnen
    Kraftwerk ist quasi fast Rauschen.
  • 14:22 - 14:26
    Es gibt Ereignisse, die weitaus größer
    sind, die ich in meinen Messdaten habe.
  • 14:26 - 14:30
    Das hier ist kein großes Problem.
  • 14:30 - 14:33
    Jetzt kann man nochmal kucken,
    was wirken denn da für Kräfte?
  • 14:33 - 14:35
    Ich habe jetzt einfach diese
    Frequenzmessung genommen,
  • 14:35 - 14:39
    die nochmal ein bisschen geglättet
    und dann auf den geglätteten Daten,
  • 14:39 - 14:43
    die ihr oben seht – blaue Linie –
    nochmal die erste Ableitung gebildet,
  • 14:43 - 14:46
    also quasi die Leistungsänderung
    pro Zeiteinheit berechnet.
  • 14:46 - 14:49
    Und diese Leistungsgradienten,
    die waren schon ziemlich groß.
  • 14:49 - 14:54
    Das sind etwa 5 Gigawatt pro Minute,
    die man dann in der Spitze hatte.
  • 14:54 - 14:59
    Das sind natürlich sehr große
    mechanische Belastungen,
  • 14:59 - 15:02
    die dann auch auf so ein Kraftwerk wirken.
    Also der Betreiber von dem Kraftwerk
  • 15:02 - 15:06
    hat sich definitiv nicht gefreut, als da
    irgendein Praktikant die Druckluftleitung
  • 15:06 - 15:10
    geöffnet hat. Ist aber passiert,
    war auch kein Problem
  • 15:10 - 15:14
    fürs Stromnetz. Wie funktioniert denn
    jetzt diese Stabilisierung, wie hat’s denn
  • 15:14 - 15:18
    das Stromnetz geschafft, die
    Frequenz wieder zurückzuführen?
  • 15:18 - 15:21
    Naja.
  • 15:21 - 15:27
    Da gibt’s im Endeffekt 3 Effekte, die
    ich jetzt mal so kurz umreißen werde.
  • 15:27 - 15:30
    Ich gehe immer vom… in den folgenden
    Folien gehe ich immer vom UCTE-
  • 15:30 - 15:33
    Auslegungsfall aus, das ist quasi die
    Dimensionierungsrechnung die man
  • 15:33 - 15:38
    bei solchen Dingen verwendet. Man geht
    von einer relativ niedrigen Netzlast aus,
  • 15:38 - 15:43
    150 Gigawatt, und nimmt einen
    Doppelblockausfall an, also
  • 15:43 - 15:47
    minus drei Gigawatt als Event. Das
    heißt 1 Atomkraftwerk, vielleicht noch
  • 15:47 - 15:51
    ein bisschen mehr, fällt komplett
    aus, mit zwei Blöcken.
  • 15:51 - 15:54
    So, und jetzt gibt es 3 Effekte
    die kumulativ wirken.
  • 15:54 - 15:59
    Ihr müsst euch immer die
    Kurven addiert vorstellen.
  • 15:59 - 16:04
    Der Erste ist hier diese blaue Kurve, das
    ist das Ausspeichern von Rotationsenergie.
  • 16:04 - 16:08
    Die zweite Kurve, diese rote, ist
    quasi die Rotationsenergie plus
  • 16:08 - 16:12
    der Netzselbstregeleffekt, und das
    dritte ist dann die Primärregelung.
  • 16:12 - 16:16
    Das ist eigentlich erst eine aktive
    Komponente wo was geregelt wird.
  • 16:16 - 16:19
    Der Rest ist Physik. Und nun
    gehen wir jetzt langsam durch.
  • 16:19 - 16:24
    Zur Rotationsenergie: Das ist die Turbine,
    oder die ehemalige Turbine vom Block 2
  • 16:24 - 16:28
    in Phillipsburg. Das Ding wiegt 190 Tonnen
  • 16:28 - 16:34
    und dreht sich mit 25 Umdr./Sekunde. Da
  • 16:34 - 16:36
    hängt jetzt noch eine riesen Generatorwelle
    dran, der Generator ist jetzt auch kein
  • 16:36 - 16:40
    Leichtgewicht, und das ist jetzt nur ein
    Gerät in diesem Stromnetz. Das heißt da
  • 16:40 - 16:48
    ist einfach in der Drehbewegung
    wirklich viel Energie gespeichert.
  • 16:48 - 16:53
    Und das ist die sogenannte Momentanreserve,
    was die macht, das ist hier wieder diese
  • 16:53 - 16:58
    blaue Gerade, die bestimmt mir,
  • 16:58 - 17:02
    wie schnell die Frequenz abgebremst wird.
    Man muss sich vorstellen diese Turbinen
  • 17:02 - 17:07
    rotieren mit einem Vielfachen
    der Frequenz des Stromnetzes,
  • 17:07 - 17:12
    alle synchron, alle in Europa. Und
    wenn jetzt irgendwo was wegfällt,
  • 17:12 - 17:17
    dann werden alle sich bewegenden
    Massen gleichmäßig abgebremst.
  • 17:17 - 17:21
    Mehr oder minder gleichmäßig, es gibt da
    noch andere Effekte. Also im Endeffekt
  • 17:21 - 17:25
    diese Momentanreserve repräsentiert
    die Trägheit aller erzeuger-, aber auch
  • 17:25 - 17:31
    verbraucherseitigen, rotierenden
    Schwungmassen. Es gibt gewisse
  • 17:31 - 17:35
    frequenzabhängige Lasten, wie Pumpen,
    oder Verdichter, die tragen natürlich auch
  • 17:35 - 17:39
    dazu bei. Also überall, wo ich eine
    netzsynchron rotierende Maschine habe,
  • 17:39 - 17:44
    die trägt zu diesem Effekt bei.
    Da kann man wieder gucken,
  • 17:44 - 17:49
    jetzt alle drei Effekte zusammengerechnet,
    wie wirkt sich denn das aus, wenn ich
  • 17:49 - 17:53
    diese Rotationsenergie verändere? Die wird
    charakterisiert durch den etwas sperrigen
  • 17:53 - 17:58
    Begriff der ‚Netzanlaufzeit‘. Ist
    die Netzanlaufzeit relativ klein,
  • 17:58 - 18:04
    das ist die rote Kurve, kriege ich einen
    relativ scharfen initialen Frequenzdip.
  • 18:04 - 18:07
    Ist sie ein bisschen größer,
    bei 20 Sekunden, kriege ich
  • 18:07 - 18:11
    diesen schwarzen Verlauf. Das sind
    übrigens auch empirisch geschätzte Werte,
  • 18:11 - 18:18
    also so Pi-mal-Daumen in dieser
    Range bewegt sich das, in Europa.
  • 18:18 - 18:24
    Zweiter Effekt, also diese rote Kurve:
    der ‚Netzselbstregeleffekt‘.
  • 18:24 - 18:29
    Der sagt einfach: „Okay, ich habe
    1,5% bis 2% Netzlastreduktion
  • 18:29 - 18:34
    pro Prozent Frequenzverlust“. Diese
    frequenzabhängigen Lasten ziehen einfach
  • 18:34 - 18:38
    weniger Leistung, je
    niedriger die Frequenz ist.
  • 18:38 - 18:41
    Stellt euch einfach einen Asynchronmotor
    vor, der da irgendwo dreht.
  • 18:41 - 18:44
    Wenn ich die Frequenz absenke,
    dann kriegt der halt weniger Energie,
  • 18:44 - 18:47
    und nimmt damit auch weniger Energie auf.
  • 18:47 - 18:52
    Es sei denn, sie sind durch so einen
  • 18:52 - 18:56
    Frequenzumformer angebunden, dann gilt
    das natürlich nicht. Aber alles was wirklich
  • 18:56 - 19:02
    netzsynchron läuft, trägt
    zu diesem Effekt bei.
  • 19:02 - 19:08
    Wieder der gleich Plot: ist die
    Netzkennzahl relativ gering, rote Linie,
  • 19:08 - 19:13
    ist mein initialer Dip größer. Ist sie
    relativ hoch, fällt der initiale Dip
  • 19:13 - 19:18
    nicht so groß aus.
  • 19:18 - 19:21
    Und jetzt kommen wir zur ersten aktiven
    Komponente. Das waren jetzt einfach nur
  • 19:21 - 19:27
    physikalische Effekte, die halt im
    europäischen Stromnetz so drin sind.
  • 19:27 - 19:32
    Jetzt sind wir quasi im Regelsystem
    eines Großkraftwerks.
  • 19:32 - 19:36
    Stellt euch z.B. ein
    Atomkraftwerk vor.
  • 19:36 - 19:40
    Und da gibt es einen Mechanismus namens
    ‚Primärregelung‘, dessen Aufgabe es
  • 19:40 - 19:44
    jetzt ist, quasi den Frequenzeinbruch,
    weil da irgendwas passiert ist,
  • 19:44 - 19:49
    wirklich zu begrenzen und wieder
    ein bisschen zu stabilisieren.
  • 19:49 - 19:55
    Ein Schaltbild, Übersichtsbild
    aus einem Paper
  • 19:55 - 19:58
    was ich sehr empfehlen kann, von Elgard (?).
    Wer da mehr wissen will über diese ganzen
  • 19:58 - 20:03
    Effekte, das wäre eure Quelle. Was im
    Endeffekt gemacht wird, ist, ich habe
  • 20:03 - 20:06
    unten bei der „1“ einen Frequenzsensor
    und kucke „Was ist denn die aktuelle
  • 20:06 - 20:11
    Netzfrequenz?“, melde
    das an ein Regelsystem
  • 20:11 - 20:15
    da oben bei der „2“, wo dann im
    Prinzip die Rotationsgeschwindigkeit
  • 20:15 - 20:18
    meiner Generatorwelle verglichen wird
    mit der Frequenz, und gekuckt wird:
  • 20:18 - 20:22
    „Wie passt denn das alles zusammen?
    Was wäre eigentlich mein ‚Setpoint‘?
  • 20:22 - 20:27
    Was ist mein gegenwärtiger Frequenzwert?“
    Und da wird im Endeffekt einfach
  • 20:27 - 20:30
    ein Ventil auf oder zu gemacht, das heißt
    es wird mehr oder weniger Dampf
  • 20:30 - 20:35
    auf meinen Generator gegeben.
    Und so gleicht man das aus,
  • 20:35 - 20:38
    über hydraulische Effekte, über
    pneumatische Effekte, und natürlich auch
  • 20:38 - 20:44
    die Trägheit dieser rotierenden Turbine
  • 20:44 - 20:48
    hat man eine gewisse Anlaufzeit,
    die es einfach braucht. D.h. so ca.
  • 20:48 - 20:52
    30 Sek. Verzögerung hat man
    einfach in diesem System, bis
  • 20:52 - 20:56
    die Primärregelung wirklich losläuft.
  • 20:56 - 20:59
    Von der Regelstrategie her
    ist das ein simpler Proportionalregler.
  • 20:59 - 21:03
    Das ist jetzt aus einem Dokument
    was die europäischen Netzbetreiber
  • 21:03 - 21:07
    der EU-Komission vorgelegt haben,
    wie dieser Mechanismus
  • 21:07 - 21:12
    strukturiert werden soll. Im Prinzip,
  • 21:12 - 21:17
    wenn man eine positive Frequenzabweichung
    hat wird die Leistung entsprechend reduziert.
  • 21:17 - 21:21
    Wenn man eine negative Frequenzabweichung
    hat, wird die Leistung entsprechend gesteigert.
  • 21:21 - 21:26
    Relativ simpel. Und die Steigung dieser
    Gerade wird dann – ich sage mal –
  • 21:26 - 21:30
    pro Kraftwerk über die
    Netzbetreiber einfach festgelegt.
  • 21:30 - 21:34
    D.h. jedes Kraftwerk, was an dieser
    Regelung teilnimmt, kriegt so eine Gerade
  • 21:34 - 21:39
    und regelt dementsprechend.
  • 21:39 - 21:43
    Okay, zurück nochmal zu Gundremmingen.
  • 21:43 - 21:45
    Ich habe ein Modell geschrieben, was
    ich euch im Prinzip jetzt gezeigt habe,
  • 21:45 - 21:49
    was diese ganzen Plots macht.
    Was das Regelverhalten
  • 21:49 - 21:53
    des europäischen Stromnetzes
    ein bisschen charakterisiert.
  • 21:53 - 21:58
    Es gibt noch eine Größe die uns fehlt, um
    das Modell wirklich sinnvoll laufen lassen
  • 21:58 - 22:04
    zu können. Und das ist die Netzlast.
    Wie viel Strom wurde denn in der Zeit
  • 22:04 - 22:10
    überhaupt in der EU oder in dem
    europäischen Verbundnetz benötigt?
  • 22:10 - 22:15
    Sieht man einmal auf der x-Achse, Uhrzeit,
    also Tageszeit aufgetragen, alles in UTC.
  • 22:15 - 22:20
    Auf der y-Achse die Netzlast in Megawatt.
  • 22:20 - 22:23
    Diese Kurve verschiebt sich natürlich im
    Jahresverlauf. Man braucht im Winter
  • 22:23 - 22:28
    Heizung, man braucht mehr Licht.
    Im Sommer ist das ein bisschen anders.
  • 22:28 - 22:33
    Und auch über die Tageszeit
    verändert sich diese Kurve.
  • 22:33 - 22:38
    Wenn man mal so grob, grob
    kuckt, Näherung 25. März
  • 22:38 - 22:43
    7:35 Uhr, als dieser Ausfall war,
    würde ich sagen 405 GW
  • 22:43 - 22:50
    an benötigter elektrischer Energie.
  • 22:50 - 22:54
    Das ist jetzt im Prinzip meine
    Messdaten über dem Modell.
  • 22:54 - 22:59
    Die grüne Linie ist die
    gemessene Netzfrequenz,
  • 22:59 - 23:02
    die anderen Linien kennt ihr schon.
    Und wenn ihr jetzt einfach mal oben
  • 23:02 - 23:07
    auf die schwarze Linie kuckt,
    diese Hockey-Form,
  • 23:07 - 23:11
    das ist relativ gut auf einem Niveau
    angekommen, wie auch der Ausfall
  • 23:11 - 23:17
    tatsächlich war. Also die
    50 mHz die ich gemessen habe
  • 23:17 - 23:21
    kann ich mit diesem Modell
    im Prinzip schon vorhersagen.
  • 23:21 - 23:25
    Was ich nicht vorhersagen kann ist die
    konkrete Form des Frequenzverlaufs.
  • 23:25 - 23:28
    Das kommt einfach daher, dass natürlich
    parallel in Europa noch ein bisschen
  • 23:28 - 23:33
    mehr passiert als nur dieses eine
    Event. D.h. es ist quasi unmöglich,
  • 23:33 - 23:36
    genau diese Kurve auszurechnen.
  • 23:36 - 23:40
    Aber so Pi-mal-Daumen
    passt das schon ganz gut,
  • 23:40 - 23:42
    das Modell ist noch nicht
    hinreichend kalibriert.
  • 23:42 - 23:46
    Ich bräuchte einfach mehr
    Kernkraftwerk-Schnellabschaltungen,
  • 23:46 - 23:48
    um das zu machen.
    lacht
  • 23:48 - 23:50
    Gelächter
  • 23:50 - 23:56
    Applaus
  • 23:56 - 24:01
    Aber Sinn und Zweck von der Arbeit ist es
    jetzt einfach mal, Messdaten zu sammeln,
  • 24:01 - 24:04
    mal zu kucken wann fallen denn
    Kernkraftwerke aus, kann ich das in den
  • 24:04 - 24:07
    Messdaten nachvollziehen. Und dann halt
    anhand von verschiedenen Fällen dieses
  • 24:07 - 24:14
    Modell weiter zu verfeinern. Um einfach
    ein Maß zu haben wie groß ist denn z.B.
  • 24:14 - 24:18
    die Netzanlaufzeit. Wie groß ist die
    momentane Reserve. Wie würde es sich
  • 24:18 - 24:23
    verhalten bei welcher Ausfallgröße.
  • 24:23 - 24:26
    So, Zwischenfazit: Was passiert
  • 24:26 - 24:31
    bei erzeugerseitigen Störungen?
  • 24:31 - 24:34
    Unabhängig davon, physikalische Effekte
    stabilisieren zunächst mal das Netz
  • 24:34 - 24:38
    in den ersten 10 Sekunden. Ohne die
    Physik würde das an der Stelle sowieso
  • 24:38 - 24:41
    nicht funktionieren, weil wir einfach
    keine Regelung haben die so schnell
  • 24:41 - 24:46
    reagieren könnte. Dann irgendwann
    wirkt die Primärregelung.
  • 24:46 - 24:51
    Wenn ich jetzt einen Blackout verursachen
    wollte, müsste ich also einen möglichst
  • 24:51 - 24:56
    schnellen, hinreichend großen Sprung
    in der Netzfrequenz verursachen,
  • 24:56 - 25:01
    damit es für die Primärregelung
    schon zu spät ist.
  • 25:01 - 25:04
    Gleiches gilt natürlich auch für
    Verbraucherausfälle. Also ich kann
  • 25:04 - 25:08
    das Ganze einfach umdrehen, kann sagen,
    okay, ich gehe in Privathaushalte oder
  • 25:08 - 25:13
    Industrieunternehmen, oder was auch immer,
    jeder der Strom verbraucht, wenn ich den
  • 25:13 - 25:17
    schlagartig vom Netz trenne, geht die
    Frequenz halt nach oben. Ist aber
  • 25:17 - 25:23
    im Prinzip genau der gleiche Zusammenhang.
  • 25:23 - 25:31
    Gut.
  • 25:31 - 25:36
    So. Nächster Punkt: was ist denn mit
    diesem Übertragungsnetz? Ist ja noch eine
  • 25:36 - 25:42
    weitere Komponente die im
    Prinzip angreifbar wäre.
  • 25:42 - 25:47
    So ein Übertragungsnetz kann natürlich
    ausfallen. Und das passiert auch. Z.B.
  • 25:47 - 25:53
    am 4.11.2006, etwa 22:10 Uhr,
    da wurde die Norwegian Pearl,
  • 25:53 - 25:59
    das ist dieses schöne Schiff, ausgeliefert
    von der Meyer Werft in Papenburg.
  • 25:59 - 26:03
    Die haben das Problem, dass sie nicht
    direkten Zugang zur Nordsee haben. Sondern
  • 26:03 - 26:10
    die müssen halt über die Ems ihre Schiffe
    da irgendwie in die Nordsee transportieren.
  • 26:10 - 26:15
    Komplizierend an der Stelle ist, das es
    da eine Höchstspannungsleitung gibt.
  • 26:15 - 26:18
    Das ist ein Bild von dieser Leitung.
    Damals gab es noch nicht diese roten
  • 26:18 - 26:22
    Aufständerungen, d.h. die Leitung war
    einfach niedriger, und da das ein relativ
  • 26:22 - 26:28
    großes Schiff ist, war da einfach nicht mehr
    genügend Luft, so, dass diese Meyer-Werft
  • 26:28 - 26:31
    bei E.ON angerufen hat, gesagt hat: „Hier,
    können wir die mal irgendwie für eine Stunde
  • 26:31 - 26:36
    offline nehmen, weil ich würde da gerne
    mein Schiff ausliefern.“ E.ON hat das dann
  • 26:36 - 26:41
    auch gemacht. Man sieht da diese rote
    Kurve, das ist Pi mal Daumen der Verlauf
  • 26:41 - 26:45
    dieser Leitung. Da geht irgendwo die Ems
    in die Nordsee. Die haben sich verabredet,
  • 26:45 - 26:51
    okay, „schalten hier den Strom
    ab“, und E.ON hat dann
  • 26:51 - 26:58
    diese Leitung außer Betrieb genommen.
    Und dann gab es so einen kleinen Fuckup.
  • 26:58 - 27:03
    E.ON hat auf der Seite… Geplant
    war, dass die elektrische Leistung
  • 27:03 - 27:14
    über andere Höchstspannungsleitungen
    transportiert wird.
  • 27:14 - 27:19
    Auf der Seite von E.ON, auf einer Leitung,
    hatte man angenommen, dass der Auslösewert
  • 27:19 - 27:25
    von einem Leitungsschutzschalter bei
    3000 A liegt. Auf der Gegenstelle, was
  • 27:25 - 27:30
    dann im Netzgebiet von RWE war, war der
    gleiche Leitungsschutzschalter, allerdings
  • 27:30 - 27:35
    mit 2100 A spezifiziert. D.h. E.ON hat eine
    Netzberechnung gemacht, hat gesagt:
  • 27:35 - 27:41
    „Naja, ich bin jetzt hier bei 2500. Bei
    3000 liegt der…“ – also erfundene Werte,
  • 27:41 - 27:46
    „ich bin bei 2500“ oder was auch immer –
    „…das passt in meinen Auslösewert hinein,
  • 27:46 - 27:50
    also machen wir das einfach. Das ist safe.“
    Hat natürlich dazu geführt, dass diese
  • 27:50 - 27:55
    Leitung offline ging. Und weil die Situation
    im Stromnetz gerade relativ viel
  • 27:55 - 28:01
    Transportkapazität erfordert hat, gab
    es dann eine leichte Kettenreaktion.
  • 28:01 - 28:06
    Jede dieser Zahlen da auf der Karte steht für
    den Ausfall einer Höchstspannungsleitung.
  • 28:06 - 28:11
    Das ging also im Prinzip einmal quer durch
    die Republik, wo die Leitungen halt
  • 28:11 - 28:16
    ausgefallen sind. Die Konsequenz war,
    dass das europäische Verbundnetz in
  • 28:16 - 28:23
    3 unabhängige Teilnetze zerfallen ist, die
    auch unterschiedliche Frequenzen hatten.
  • 28:23 - 28:29
    Also ihr seht hier Bereiche wie Spanien,
    Frankreich die eine Unterfrequenz hatten.
  • 28:29 - 28:36
    Hamburg hatte eine Überfrequenz.
    Und da in Richtung Osten, Area 3,
  • 28:36 - 28:42
    hatte dann wieder eine
    Unterfrequenz. So, eher ungut.
  • 28:42 - 28:46
    Man sieht auch hier in dem Graph die
    3 Netzfrequenzen noch einmal separat
  • 28:46 - 28:50
    aufgeplottet.
  • 28:50 - 28:55
    War jetzt nicht so gut. Man hat dann
    versucht das Ganze zu reparieren.
  • 28:55 - 29:01
    Der Ausfall war etwa so um
    22:10 Uhr. Man hat dann
  • 29:01 - 29:07
    um – was ist das hier – 22:34 Uhr,
    also 25 Minuten später,
  • 29:07 - 29:11
    den ersten Versuch gemacht zwei
    Teilnetze wieder zusammenzuführen und
  • 29:11 - 29:15
    zusammenzuschalten. Hat nicht so gut
    funktioniert. Man hat dann insgesamt
  • 29:15 - 29:19
    9 Versuche gebraucht um wirklich wieder
    die Netze physikalisch miteinander
  • 29:19 - 29:24
    zu verbinden. Hat dabei sehr viele
    – ich sage mal – Effekte entdeckt
  • 29:24 - 29:30
    von Frequenzoszillationen. Frequenz
    ist hochgegangen. Dann haben die
  • 29:30 - 29:34
    Windkraftwerke im deutschen Norden gesagt:
    „Oh, ich schalte mal besser ab“, dann ist
  • 29:34 - 29:38
    die Frequenz wieder runtergegangen.
    Gelächter
  • 29:38 - 29:41
    Dann haben die Windkraftanlagen gesagt:
    „Oh, die Frequenz ist cool, ich schalte
  • 29:41 - 29:46
    wieder ein“, dann ist sie wieder hoch!
    Also das ist halt kein triviales System.
  • 29:46 - 29:52
    Es ist eine verdammt komplexe Geschichte,
    da sind verdammt viele Gesetze im Spiel,
  • 29:52 - 29:56
    Vorschriften im Spiel, und wir reden über
    etwas europäisches. Also in Italien hat
  • 29:56 - 30:01
    man ganz andere Schaltschwellen als
    in Deutschland. Um das noch mal so ein
  • 30:01 - 30:06
    bisschen zu abstrahieren und, ja,
    vielleicht einfacher greifbar zu machen,
  • 30:06 - 30:09
    habe ich mir folgendes Szenario überlegt:
    Das ist im Endeffekt ein kleines
  • 30:09 - 30:15
    Python-Skript, was dieses IEEE-24
    reliability test system simuliert, also
  • 30:15 - 30:22
    wirklich die Leistungsflüsse in einem
    Ausschnitt des amerikanischen
  • 30:22 - 30:26
    Höchstspannungsnetzes – ich
    weiß nicht wie das dort heißt…
  • 30:26 - 30:29
    Ihr müsst euch im Prinzip hinter jedem
    dieser grünen Kreise ein komplettes
  • 30:29 - 30:34
    Netzsegment vorstellen. Und halt sagen,
    okay, da hängt jetzt eine Menge
  • 30:34 - 30:38
    hintendran. Da hängt halt irgendwie ein
    Bundesland hintendran oder sowas.
  • 30:38 - 30:41
    Und auch im normalen Betrieb kommt es
    vor, dass z.B. wie da unten die Leitung
  • 30:41 - 30:47
    zwischen (6) und (10) einfach eine
    Leitung über Kapazität betrieben wird.
  • 30:47 - 30:51
    Das ist normaler business. Ich sage
    mal das ist jetzt eher so eine ‚leichte‘
  • 30:51 - 30:54
    Überlastung, das kann
    halt auch mehr sein.
  • 30:54 - 30:59
    So und jetzt mache ich einfach mal da
    die Leitung aus, zwischen (14) und (16).
  • 30:59 - 31:04
    (14) wird weiter versorgt. Das ist die
    (N-1)-Sicherheit: „Ist irgendwas
  • 31:04 - 31:09
    passiert, aber das Ding läuft
    weiter“. So, wie man erwartet,
  • 31:09 - 31:15
    wenn ich die Leitung zwischen (11) und (14)
    jetzt kappe, hat (14) keinen Strom mehr.
  • 31:15 - 31:19
    Aber es gibt auch Effekte darüber hinaus.
    Die Leitung zwischen (11) und (13)
  • 31:19 - 31:24
    transportiert jetzt auf einmal keine
    Energie mehr. Was da jetzt genau
  • 31:24 - 31:29
    dahintersteht, wo welches Kraftwerk ist,
    wie man das vorher gespeist hat und so,
  • 31:29 - 31:32
    das ist halt jetzt hier nicht ersichtlich.
    Aber es gibt da nicht-intuitive
  • 31:32 - 31:38
    Zusammenhänge. Und jetzt mache ich einfach
    mal zwischen (3) und (9) die Leitung aus.
  • 31:38 - 31:42
    Und jetzt passiert eine ganze Menge. Jetzt
    habe ich hier z.B. zwischen (8) und (7)
  • 31:42 - 31:48
    einen Ausfall. Der ist an einer ganz
    anderen Stelle. Ich habe zwischen
  • 31:48 - 31:53
    (16) und (19) eine Leitung die
    jetzt so langsam sich erwärmt.
  • 31:53 - 31:56
    Gelächter
  • 31:56 - 31:59
    Und zwischen (1) und (3) habe ich
    jetzt eine Leitung die mit 250%
  • 31:59 - 32:04
    ihrer Spezifikation betrieben wird.
    Insofern gehe ich davon aus,
  • 32:04 - 32:09
    okay, die wird auch ausfallen. Und jetzt
    habe ich den Fall – es ist wie gesagt
  • 32:09 - 32:12
    nur ein Beispiel um das ein bisschen
    greifbar zu machen – und jetzt habe ich
  • 32:12 - 32:15
    den Fall, dass (1) im Prinzip zwei verfügbare
    funktionierende Leitungen hat, aber
  • 32:15 - 32:19
    trotzdem nicht versorgt werden kann.
    Einfach basierend auf physikalischen
  • 32:19 - 32:23
    Effekten die jetzt darunterliegen.
  • 32:23 - 32:29
    Fazit: Stromnetze sind eine
    extrem komplexe Geschichte.
  • 32:29 - 32:34
    Im Prinzip wird jede Schalthandlung die
    ein Übertragungsnetzbetreiber so macht
  • 32:34 - 32:36
    über genau solche Modellrechnungen
    nochmal geprüft.
  • 32:36 - 32:39
    Also: „wenn ich jetzt hier diese Leitung
    ausmache, was sind denn die Konsequenzen
  • 32:39 - 32:45
    für mein Netz?“ Meistens
    geht das auch gut. Wird ja
  • 32:45 - 32:50
    nicht immer so ein Kreuzfahrtschiff
    ausgeliefert. Aber inhärent neigen
  • 32:50 - 32:54
    diese Netze halt zu Kaskadeneffekten.
    Wenn irgendwo was überlastet ist, und
  • 32:54 - 32:59
    irgendwas drumherum noch passiert
    dann kann halt mehr passieren.
  • 32:59 - 33:04
    Weiß man nicht so genau. Und das Verhalten
    von so einem Netz ist halt unintuitiv.
  • 33:04 - 33:07
    Also es ist nicht so einfach, dass man sagt:
    „Okay, ich habe jetzt hier meinen Netzplan,
  • 33:07 - 33:11
    ich mache hier ein X hin, und dann
    ist das verständlich“, sondern
  • 33:11 - 33:15
    das muss man schon wirklich simulieren.
  • 33:15 - 33:19
    Verschärft wird diese ganze Problematik
    jetzt durch den zunehmenden
  • 33:19 - 33:25
    Stromtransport. Wir haben den
    liberalisierten europäischen Energiemarkt.
  • 33:25 - 33:30
    Strom wird an der Börse gehandelt.
    D.h. ich kann als Österreicher
  • 33:30 - 33:34
    meinen Strom in einem französischen
    Kernkraftwerk kaufen, und mir den Strom
  • 33:34 - 33:38
    einfach herschicken lassen. Die Netze
    müssen die Leistung natürlich trotzdem
  • 33:38 - 33:43
    transportieren. Das ist jetzt von der
    Transparenzplattform, der NZuE,
  • 33:43 - 33:47
    dem Verband der europäischen
    Übertragungsnetzbetreiber. Einfach mal
  • 33:47 - 33:50
    ein willkürlicher Screenshot gemacht.
    Die Daten sind online, könnt ihr euch
  • 33:50 - 33:55
    ankucken. Das ist jetzt eine Situation,
    wo durch TransnetBW, durch das
  • 33:55 - 34:01
    Netzgebiet von TransnetBW
    aus Frankreich 1,7 GW
  • 34:01 - 34:06
    importiert wird, und weitergeleitet wird
    in die Schweiz und nach Österreich.
  • 34:06 - 34:10
    Also das ist ganz normaler Business.
    Unabhängig davon was jetzt
  • 34:10 - 34:13
    innerhalb von dem Netz von Transnet sonst
    noch passiert. Das sind jetzt nur
  • 34:13 - 34:18
    Summenbildungen. D.h. man hat
    Stromhandel, man hat die Notwendigkeit
  • 34:18 - 34:26
    diese Leistungen zu transportieren, und
    das belastet einfach die Netze zusätzlich.
  • 34:26 - 34:31
    Wenn man jetzt sich noch ein bisschen um
    den Stromhandel kümmert… Das ist ein event,
  • 34:31 - 34:37
    auch willkürlich aus meinen Datensätzen
    rausgegriffen, das ist keine Besonderheit.
  • 34:37 - 34:43
    Das ist eine Situation irgendwie aus dem
    September 2014, kurz nach Mitternacht,
  • 34:43 - 34:47
    sieht man dass die Frequenz relativ stark
    einbricht. Wenn man jetzt wirklich
  • 34:47 - 34:53
    Spitze-zu-Spitze mal kuckt, sind
    wir so etwa bei 160..170 mHz,
  • 34:53 - 34:59
    so etwa 3 Atomkraftwerke die da ausfallen.
    Das ist etwas was ganz normal ist.
  • 34:59 - 35:03
    Das ist einfach ein Handelsartefakt. Das
    hat keine physikalischen Ursachen, das hat
  • 35:03 - 35:08
    keine Ursachen dadrin, dass irgendwo
    irgendwas ausgefallen ist, sondern das ist
  • 35:08 - 35:12
    eine Konsequenz des Stromhandels. Ich habe
    dann wirklich viele von diesen events
  • 35:12 - 35:18
    so gefunden und habe mal eine
    durchschnittliche Netzfrequenz
  • 35:18 - 35:22
    über die Tageszeiten geplottet. Also über
    1 1/2 Jahre alle meine Daten genommen,
  • 35:22 - 35:27
    da eine Durchschnitts-Netzfrequenz in
    Abhängigkeit von der Uhrzeit geplottet.
  • 35:27 - 35:31
    Und da kommt dieser Graph raus. Was ich
    erwarten würde ist, dass das mehr oder
  • 35:31 - 35:37
    minder 50 Hz ergibt. Was man aber sieht
    ist, dass die mittlere Netzfrequenz
  • 35:37 - 35:41
    – die schwarze Linie in der Mitte –
    deutliche Strukturen aufweist.
  • 35:41 - 35:45
    Und wenn man sich das ein
    bisschen genauer ankuckt
  • 35:45 - 35:51
    – hier nochmal reingezoomt – so
    findet man im Prinzip, dass jede Stunde
  • 35:51 - 35:58
    so ein Event passiert. Die sind abends…
    jetzt muss ich nochmal zurückgehen.
  • 35:58 - 36:01
    Die gehen abends eher nach unten, morgens
    gehen sie eher nach oben, mittags sind
  • 36:01 - 36:06
    die Events eher kleiner. Aber morgens
    und abends größer. Das sind einfach
  • 36:06 - 36:11
    normale Handelsstrukturen, die dadurch
    kommen, dass Strom in Stundenpaketen
  • 36:11 - 36:16
    gehandelt wird. Bzw. mittlerweile auch
    in Viertelstundenpaketen.
  • 36:16 - 36:22
    Und man sieht halt genau, wann jetzt
    einzelne Produkte an diesem Finanzmarkt
  • 36:22 - 36:26
    ablaufen, und wann jetzt das nächste
    Kraftwerk quasi diese Leistung übernimmt.
  • 36:26 - 36:34
    Das sind einfach Übergänge zwischen
    verschiedenen Lieferbeziehungen.
  • 36:34 - 36:39
    So, das ist jetzt mein Kochrezept für
    einen Blackout: Ihr braucht einen
  • 36:39 - 36:42
    Leistungssprung. Und dieser
    Leistungssprung muss schneller sein als
  • 36:42 - 36:47
    die Frequenzregelung. Ich muss verhindern
    dass die Primärregelung da wirklich
  • 36:47 - 36:51
    eingreifen kann und die Frequenz stützen
    kann. Und ich muss mir eine Konstellation
  • 36:51 - 36:57
    suchen wo ich vielleicht auch noch schaffe,
    dass Ausfallkaskaden im Stromnetz selber
  • 36:57 - 37:02
    passieren. Letztlich ist es ja immer Ziel,
    dass ich das Gleichgewicht zwischen
  • 37:02 - 37:08
    Erzeugung und Verbrauch irgendwie störe.
    Konkret, wenn ich Böses vorhätte, was
  • 37:08 - 37:14
    würde ich tun? Ich würde mir einen Tag
    suchen, wo viel Wind da ist. Ganz einfach
  • 37:14 - 37:19
    deswegen, weil Windkraftanlagen nicht Teil
    der Primärregelung sind. D.h. wenn ich
  • 37:19 - 37:23
    mehr Wind im Netz habe, habe ich
    automatisch weniger rotierende Masse in
  • 37:23 - 37:28
    diesen Großkraftwerken, die aktiv dagegen
    wirken. Dann würde ich mir eine Situation
  • 37:28 - 37:33
    suchen, auf der Basis von Handelsdaten die
    man aber einsehen kann, wo ich weiß,
  • 37:33 - 37:37
    okay, da wird jetzt viel Strom in ein
    anderes Netz exportiert. Z.B. nach
  • 37:37 - 37:43
    Großbritannien. Die sind ein Teil von dem
    kontinental-europäischen Netz. Und ich
  • 37:43 - 37:47
    würde vielleicht einen Stundenwechsel mir
    gezielt auskucken wo es sowieso schon
  • 37:47 - 37:52
    irgendwie Unruhe in diesem System gibt.
    Und dann brauche ich nur noch meinen
  • 37:52 - 37:58
    gezielten, schnellen Lastsprung.
    Und das ist im Endeffekt
  • 37:58 - 38:02
    mein Angriffsplan.
  • 38:02 - 38:08
    Kurz vor Weihnachten war ich dankbar für
    diese heise-Meldung: „Hacker haben Teile
  • 38:08 - 38:14
    des US-Stromnetzes infiltriert“.
    Natürlich. Ob das jetzt Hacker sind, ob
  • 38:14 - 38:20
    das Regierungen sind, ob das irgendwelche
    nicht-transparenten Organisationen sind –
  • 38:20 - 38:24
    wer auch immer das ist, aber es ist ein
    Software-System, und es wird irgendwie
  • 38:24 - 38:28
    angegriffen werden. Hinzu kommt, dass die
    Software-Systeme, die man im Netzbetrieb
  • 38:28 - 38:33
    einsetzt, ja, das ist halt eine Monokultur.
    Von den 800 Netzbetreibern
  • 38:33 - 38:41
    in Deutschland setzen 300
    das System ‚IDS HIGH-LEIT‘ ein.
  • 38:41 - 38:44
    lacht
    ein wenig Gelächter
  • 38:44 - 38:50
    Insofern, wenn ich einmal in diesem
    HIGH-LEIT Produkt eine Schwachstelle
  • 38:50 - 38:56
    gefunden habe, weiß ich auch wie ich
    in die restlichen 299 reinkomme.
  • 38:56 - 39:02
    Es ist halt eine Monokultur.
    Smartmeter – ist natürlich
  • 39:02 - 39:05
    eine Angriffsfläche. In Deutschland sagt
    man immer: „Ah, Smartmeter, da schalte ich
  • 39:05 - 39:08
    den Haushalt ab“. Nein, mit den deutschen
    Smartmetern wird man Haushalte
  • 39:08 - 39:12
    nicht wirklich abschalten können. Man kann
    nur gewisse Geräte in Haushalten abschalten.
  • 39:12 - 39:16
    Ist auch gar nicht relevant, weil vermutlich
    ist es einfacher, in anderen europäischen
  • 39:16 - 39:22
    Ländern nach nicht so gut geschützten
    Smartmeter-Infrastrukturen zu suchen,
  • 39:22 - 39:27
    und nicht die Smartmeter anzugreifen,
    sondern die Steuerzentrale der Smartmeter.
  • 39:27 - 39:30
    Das ist jetzt einfach mal eine Karte.
    Alles was grün ist, sind
  • 39:30 - 39:34
    Smartmeter-Infrastrukturen, die es
    erlauben den Haushalt komplett vom
  • 39:34 - 39:39
    Stromnetz zu trennen aus der Ferne.
  • 39:39 - 39:46
    Applaus
  • 39:46 - 39:53
    Also potenziell – ohne jetzt die Systeme im
    Detail so mir angekuckt zu haben,
  • 39:53 - 39:57
    bzw. nicht herunter auf diese Ebene –
    ist es ein Computer-System. Prinzipiell
  • 39:57 - 40:00
    gibt es da so die Möglichkeit Tarife
    umzuschalten. D.h. es gibt
  • 40:00 - 40:04
    Kommunikationsmöglichkeiten, vielleicht
    kann ich auch Zeitpunkte, Schaltzeitpunkte
  • 40:04 - 40:10
    vorgeben. Und so eine Infrastruktur
    ist potentiell auch skriptbar.
  • 40:10 - 40:14
    D.h. ich könnte mir überlegen: „der
    Zeitpunkt ist gut, da bitte einfach mal
  • 40:14 - 40:19
    halb Frankreich vom Netz nehmen“.
    Geht aber viel einfacher.
  • 40:19 - 40:25
    Gelächter
    Es geht mir um einen wirklich
  • 40:25 - 40:30
    kurzzeitigen Leistungssprung. Ich
    kann ja einfach einen Teil des Netzes
  • 40:30 - 40:34
    manipulieren, ja? Ich habe Stromleitungen
    die halt einfach diese Leistung
  • 40:34 - 40:39
    transportieren. Die sind irgendwo
    im Wald. Dann suche ich mir [eine]
  • 40:39 - 40:45
    entsprechende Stelle aus und zerstöre
    einfach mechanisch dort Infrastruktur.
  • 40:45 - 40:47
    Wenn ich es gut mache, zerstöre ich
    natürlich genau die Infrastruktur die am
  • 40:47 - 40:53
    meisten kritisch ist. Das ist dann eine
    Hausaufgabe, die ich nicht erledigen
  • 40:53 - 40:59
    möchte. Es gibt auch militärische
    Waffen dafür, z.B. Graphitbomben.
  • 40:59 - 41:05
    Das sind einfach Bomben, die Graphitstaub,
    oder Kohlestaubfasern freisetzen, die über
  • 41:05 - 41:11
    Umspannwerke oder Kraftwerke abgefeuert
    werden, dort explodieren, halt einen Staub
  • 41:11 - 41:16
    verursachen, und einfach einen Kurzschluss
    machen. Wurde im 2. Golfkrieg eingesetzt.
  • 41:16 - 41:21
    Wurde im Kosovo-Krieg eingesetzt. Ist also
    eigentlich gut abgehangene Technologie,
  • 41:21 - 41:28
    die verfügbar ist.
  • 41:28 - 41:33
    Ja, was ist meine Kritik? Naja.
    Am Anfang habe ich gesagt:
  • 41:33 - 41:38
    Auslegungskriterium ist eben dieses
    (N-1)-Kriterium. Ein Betriebsmittel fällt
  • 41:38 - 41:42
    aus, der Rest muss weiterfunktionieren.
    Jetzt kommt es aber immer drauf an,
  • 41:42 - 41:46
    was passiert drumherum? Was macht das
    Stromsystem gerade? Und wo sind wirklich
  • 41:46 - 41:51
    die Schwachpunkte? Und diese systemischen
    Schwächen werden halt bei diesem Kalkül
  • 41:51 - 41:55
    überhaupt nicht mit einbezogen. Wir haben
    den Stromhandel, wir haben eine relativ
  • 41:55 - 42:00
    hohe Netzauslastung – all das macht
    schon an sich Lastsprünge. Und ich kann
  • 42:00 - 42:07
    es vorherberechnen. Die Kaskadeneffekte
    sind in der Literatur relativ wenig
  • 42:07 - 42:12
    betrachtet bislang. Also auch in den
    Netzrechnungen ist mir nicht bekannt,
  • 42:12 - 42:18
    dass Kaskadeneffekte gezielt als
    Parameterstudie z.B. untersucht werden.
  • 42:18 - 42:22
    Und es gibt weitere Effekte, für die ich
    allerdings noch nicht die passenden
  • 42:22 - 42:28
    Messdaten habe. Z.B. Frequenzpendelung: im
    Prinzip, die Frequenz schwingt in Europa
  • 42:28 - 42:32
    von einem Ende, also von Portugal nach –
    keine Ahnung, wo ist das, Türkei,
  • 42:32 - 42:38
    wahrscheinlich der letzte Punkt – gibt es
    so eine Pendelbewegung der Netzfrequenz.
  • 42:38 - 42:44
    Ob das wirklich stabil ist weiß ich
    nicht. Da gibt es mittlerweile
  • 42:44 - 42:47
    bei den Übertragungsnetzbetreibern
    Aufzeichnungen. Ich habe einfach noch
  • 42:47 - 42:51
    nicht genügend außerdeutsche
    Messstandorte. Also wenn ihr so eine
  • 42:51 - 42:55
    Patenschaft für so ein Messgerät
    übernehmen möchtet, meldet euch bei mir.
  • 42:55 - 42:59
    Ich bin euch da sehr dankbar für.
  • 42:59 - 43:03
    Was tun? Ja, mehr Dezentralisierung wagen.
  • 43:03 - 43:07
    Es gibt eine VDE-Studie: der zellulare
    Ansatz, der eigentlich eher vom…
  • 43:07 - 43:10
    also die Studie kommt eher aus der
    Perspektive von „Wie integrieren wir
  • 43:10 - 43:14
    Erneuerbare Energien in unser
    Energieversorgungssystem? Nicht nur
  • 43:14 - 43:19
    im Hinblick auf Strom, sondern auch
    Wärme usw.“. Aber da wird im Endeffekt
  • 43:19 - 43:25
    vorgeschlagen, dass man halt relativ
    autonome, dezentrale Zellen hat die
  • 43:25 - 43:28
    Leistung miteinander austauschen können,
    die aber für sich selber zunächst mal
  • 43:28 - 43:33
    autonom funktionieren. D.h. man hat nicht
    ein Riesensystem über ganz Europa, sondern
  • 43:33 - 43:38
    eher kleinere Strukturen. Was braucht man
    auch? Man braucht Netzstabilisierung auch
  • 43:38 - 43:42
    auf der Niederspannungsebene. Stromnetz
    wurde nie so gebaut, man hat immer gesagt:
  • 43:42 - 43:45
    „Okay, Höchstspannungsebene erzeugen
    wir den Strom, schicken ihn nach unten,
  • 43:45 - 43:49
    dort wird er verbraucht.“ Mittlerweile
    erzeugen wir halt auch Strom unten und
  • 43:49 - 43:53
    schicken ihn nach oben. Und verbieten
    diesen neuen Anlagen an der Stabilisierung
  • 43:53 - 43:58
    des Netzes mit teilzunehmen. Also
    Primärregelung gibt es nicht in einem
  • 43:58 - 44:03
    Photovoltaik-Wechselrichter. Das ist an
    der Stelle ein komplett passives Ding. Da
  • 44:03 - 44:07
    muss sich was tun, aber da gibt es
    mittlerweile halt auch Bestrebungen
  • 44:07 - 44:13
    an der Stelle aktiv zu werden und
    neue Vorschriften umzusetzen.
  • 44:13 - 44:17
    Ich hätte gern autonome Zellen im Hinblick
    auf das Stromnetz. Ich hätte gern, dass
  • 44:17 - 44:22
    sich eine Stadt wie z.B. Kaiserslautern
    mit ihrem Umland relativ
  • 44:22 - 44:25
    autonom versorgen kann. Sie muss das nicht
    die ganze Zeit tun. Vielleicht passt es
  • 44:25 - 44:29
    auch mal, dass man mit der Nachbarzelle
    was austauscht. Aber wenn das Wetter
  • 44:29 - 44:33
    gerade gut ist, und das alles
    zusammenpasst, dann kann das Ding
  • 44:33 - 44:37
    eigentlich autonom funktionieren.
    So, das ist auch schon
  • 44:37 - 44:42
    das Ende. Ich möchte mich nochmal
    ganz herzlich bei denjenigen bedanken,
  • 44:42 - 44:46
    die mir im Vorfeld E-Mails geschickt
    haben. Ich habe von verschiedenen Seiten
  • 44:46 - 44:50
    gehört, dass meine Gedanken prinzipiell
    schon nicht ganz falsch sein können.
  • 44:50 - 44:55
    Es gibt anscheinend sehr viele Leute die
    sich mit diesem Thema beschäftigen.
  • 44:55 - 44:59
    Und das finde ich ganz klasse. Wenn ihr
    euch die Daten ankucken wollt, wenn ihr
  • 44:59 - 45:05
    mehr über das Projekt erfahren
    wollt – Netsinus – ja.
  • 45:05 - 45:08
    Und dann bedanke ich mich
    für eure Aufmerksamkeit.
  • 45:08 - 45:18
    Applaus
  • 45:18 - 45:22
    Herald: Ja danke, Mathias.
    Ihr dürft Mathias jetzt Sachen fragen.
  • 45:22 - 45:26
    Wer Mathias keine Sachen fragen will
    sondern rausgehen will, möge das bitte
  • 45:26 - 45:28
    leise tun, und dabei möglichst
    wenig Mate-Flaschen umtreten.
  • 45:28 - 45:30
    eine Flasche fällt klirrend
    Gelächter
  • 45:30 - 45:31
    Danke!
    Mathias lacht meckernd
  • 45:31 - 45:35
    Danke, das war die achte
    während dieses Vortrages. Acht!
  • 45:35 - 45:38
    Das sind nur acht krumme
    der (?) Leute hier drin.
  • 45:38 - 45:40
    Someone: I’m just the microphone angel…
  • 45:40 - 45:43
    Herald: Ja, da, bitte!
    Ihr seid soweit?
  • 45:43 - 45:45
    Frage: Ja!
    Mathias: Schieß’ los!
  • 45:45 - 45:49
    Frage: Also vielen Dank für den Vortrag!
    Mathias: Gerne!
  • 45:49 - 45:52
    Frage: Ich habe eine Frage zu den
    Flaschenklimpern erzeugt Gelächter
  • 45:52 - 45:54
    autonomen kleineren Netzen. Wenn man jetzt
    Strom einkaufen will, dann muss man ja
  • 45:54 - 45:58
    letztlich irgendwie eine Frequenzanpassung
    machen. D.h. da braucht man
  • 45:58 - 46:01
    vermutlich große Wechselrichter.
    Ist das richtig?
  • 46:01 - 46:04
    Mathias: Naja, die Wechselrichter hast du
    bei den erneuerbaren Anlagen ja sowieso.
  • 46:04 - 46:09
    Also Windkraft usw. geht
    nur über Wechselrichter.
  • 46:09 - 46:14
    Ich weiß jetzt nicht wohin deine Frage
    geht. Magst du es noch mal spezi…
  • 46:14 - 46:18
    Frage: Also letztlich ist
    natürlich die Frage, wie
  • 46:18 - 46:23
    machbar das bereits ist und ob ich es
    richtig verstanden habe, auch so nebenbei.
  • 46:23 - 46:28
    Mathias: Also machbar… wir sind jetzt
    dabei, unser Energieversorgungssystem
  • 46:28 - 46:32
    sowieso umzukrempeln, über die
    Energiewende. Technisch halte ich es für
  • 46:32 - 46:37
    machbar. Ich denke auch, dass man sowieso
    viel im Moment tut um Photovoltaik-Anlagen
  • 46:37 - 46:41
    zu integrieren. So hoch wird der
    Zusatzaufwand jetzt auch nicht sein.
  • 46:41 - 46:45
    Was ich als größten Stolperstein
    da empfinde, ist, dass
  • 46:45 - 46:49
    natürlich diejenigen, die im Moment ein
    fertiges Stromnetz in ihrem Besitz haben,
  • 46:49 - 46:54
    nicht wollen, dass sich das verändert.
    Und da sind einfach sehr große
  • 46:54 - 47:00
    Lobbys am Werk, die da in die
    entgegengesetzte Richtung agieren.
  • 47:00 - 47:02
    Frage: Danke!
    Mathias: Danke!
  • 47:02 - 47:06
    Herald: Okay, es wäre wirklich respektvoll
    gegenüber denen die es interessiert,
  • 47:06 - 47:10
    wenn ihr leise rausgeht und draußen
    anfangt zu erzählen. Danke schön.
  • 47:10 - 47:13
    Einmal aus dem Internet!
  • 47:13 - 47:17
    Signal Angel: Das Internet würde
    gerne wissen ob es mit verteilten und
  • 47:17 - 47:23
    synchronisierten Messungen möglich ist,
    von der Netzfrequenz, rauszufinden,
  • 47:23 - 47:26
    wo oder welches Kraftwerk
    ausgefallen ist, weil, naja,
  • 47:26 - 47:29
    Lichtgeschwindigkeit ist
    nicht beliebig groß, ne?
  • 47:29 - 47:34
    Mathias: Coole Frage, vor allen Dingen hat
    man ja in Umspannwerken nochmal irgendwie
  • 47:34 - 47:39
    Transformatoren die auch Effekte auf die
    Laufzeit haben. Also, fände ich einen
  • 47:39 - 47:42
    sehr coolen Gedanken. Vermutlich bräuchte
    man allerdings eine sehr detaillierte
  • 47:42 - 47:48
    Karte über Leitungslängen, wo welches
    Umspannwerk ist, wie Leitungen gerade
  • 47:48 - 47:53
    betrieben werden. Die Daten sind aber frei
    verfügbar. Also wenn jemand weiß wie,
  • 47:53 - 47:57
    dann: go! Tut es! Schickt mir
    eine Mail! Finde ich klasse!
  • 47:57 - 47:58
    Herald: Hier bitte!
  • 47:58 - 48:02
    Frage: Wie wäre es denn wenn man
    sagt man greift die Stahlindustrie, ihre
  • 48:02 - 48:06
    Induktionsschmelzanlagen, an und
    macht da mal einen Verbraucherabsturz.
  • 48:06 - 48:09
    Dass man auf einen Schlag
    viel weniger verbraucht.
  • 48:09 - 48:14
    Mathias: Ja, verhält sich ganz genauso,
    ist ein Lastabwurf. Ob ich jetzt einen
  • 48:14 - 48:18
    Erzeugungsverlust habe oder einen
    Verbrauchsverlust, die Kurve geht halt
  • 48:18 - 48:23
    stark nach unten, nach oben. Ansonsten
    alles gleich. Was nicht gleich ist, ist
  • 48:23 - 48:28
    dass es natürlich z.B. diese
    50,2Hz-Problematik gibt, wo
  • 48:28 - 48:32
    Windkraftanlagen halt abschalten. Das
    ändert sich. Ich bin im Moment mir nicht
  • 48:32 - 48:37
    ganz sicher ob es schon umgesetzt ist
    oder ob es noch kommt. Aber diese harte
  • 48:37 - 48:42
    Schaltschwelle versucht man jetzt quasi
    aus der Infrastruktur rauszunehmen.
  • 48:42 - 48:47
    Frage: D.h. einfach abschalten wenn der
    Verbrauch runtergeht, geht nicht?
  • 48:47 - 48:51
    Mathias: Also bei Windkraftanlagen wird es
    dann z.B. so sein dass sie ihre Leistung
  • 48:51 - 48:55
    einfach reduzieren. Bei
    Photovoltaik-Anlagen die du jetzt kaufst
  • 48:55 - 48:58
    ist es schon so. D.h. man hat nicht mehr
    diese harte Schaltschwelle sondern man
  • 48:58 - 49:05
    sagt halt: „Okay, es gibt eine
    graduelle Reduktion der Einspeisung“.
  • 49:05 - 49:07
    Herald: Okay, einmal links außen!
  • 49:07 - 49:12
    Frage: Ungefähr wieviel Pi-mal-Daumen in
    Prozent Abweichung bräuchte man denn damit
  • 49:12 - 49:15
    es tatsächlich zu einem Komplettausfall
    des Stromnetzes kommt? Und wenn das
  • 49:15 - 49:20
    passieren würde, wie lang dauert das dann
    um das Netz eigentlich wieder hochzufahren?
  • 49:20 - 49:23
    Mathias: Ich muss mal kurz…
    Ich weiß nicht ob ich die hier habe…
  • 49:23 - 49:26
    vereinzelt Gelächter
  • 49:26 - 49:31
    Ja! Das ist jetzt einfach mal die
    Frequenzen aufgeplottet, bei denen
  • 49:31 - 49:37
    irgendwas im Stromnetz passiert. Ist jetzt
    ein Haufen Text. Im Endeffekt, wenn ich
  • 49:37 - 49:42
    irgendwo unter – was ist das hier – 49,5
  • 49:42 - 49:48
    oder über 50,5 Hz komme,
  • 49:48 - 49:52
    passieren Dinge. Da werden entweder
    Netzsegmente abgeschmissen, also
  • 49:52 - 49:57
    gezielt ein Blackout herbeigeführt um die
    Frequenz wieder zu stabilisieren, oder
  • 49:57 - 50:04
    es werden Kraftwerke runtergefahren. Also
    diese Frequenzschranke gibt es schon.
  • 50:04 - 50:07
    Frage: Aber das heißt sozusagen das
    System wird sich auch davor schützen, dass
  • 50:07 - 50:11
    Komplett-Europa einen Stromausfall kriegt,
    indem dann sozusagen segmentweise
  • 50:11 - 50:13
    man sagt, man haut Hamburg
    mal aus dem Stromnetz raus?
  • 50:13 - 50:17
    Mathias: Gut, Hamburg wird jetzt da nicht
    weiter als… also wäre eher Rauschen,
  • 50:17 - 50:22
    vermute ich mal. Dann eher… man geht
    z.B. in Stahlschmelzen und klaut denen
  • 50:22 - 50:25
    einfach mal für 10 Minuten den Strom. Also
    da gibt es spezielle Lieferbeziehungen,
  • 50:25 - 50:30
    die das dann halt zulassen, dass man denen
    mal kurzfristig den Strom abdrehen kann.
  • 50:30 - 50:33
    Deswegen… man muss den Lastsprung
    wirklich schnell machen, damit all diese
  • 50:33 - 50:36
    Mechanismen halt keine Zeit haben,
    ihre Wirkung zu entfalten.
  • 50:36 - 50:40
    Frage: Aber selbst wenn man dann…
    Herald: Entschuldigung!
  • 50:40 - 50:45
    Frage: Danke. Wenn man so einen großen
    Lastabwurf hat, was wird dann dagegen
  • 50:45 - 50:47
    getan, wenn man diese Überfrequenz hat?
    Wenn man was abschaltet, dauert das ja
  • 50:47 - 50:52
    wahrscheinlich eine ganze Weile bis diese
    Trägheit weg ist. Also gibt es da einen
  • 50:52 - 50:56
    riesigen Verbraucher, wird irgendeine
    riesige Lampe angemacht? Oder…
  • 50:56 - 50:58
    Gelächter
  • 50:58 - 51:03
    Mathias: Also ich kenne Stadtwerke, die
    einen Wasserkocher in der Größenordnung
  • 51:03 - 51:09
    1MW bauen, um damit am Stromhandel
    teilzunehmen. Strom ist gerade…
  • 51:09 - 51:11
    also „Ich kriege jetzt gerade Geld, wenn
    ich Strom abnehme, also schalte ich hier
  • 51:11 - 51:16
    meinen Wasserkocher ein.“
    Ja. Aber im Endeffekt,
  • 51:16 - 51:19
    was man halt traditionell machen würde,
    ist, man würde die Kraftwerksleistung
  • 51:19 - 51:22
    von einem Kraftwerkspark halt einfach
    reduzieren. Das passiert auch direkt
  • 51:22 - 51:26
    in den Kraftwerken selber,
    in der Primärregelung. Ja, also,
  • 51:26 - 51:29
    im Endeffekt: die Frequenz regelt das.
  • 51:29 - 51:32
    Frage: Okay, danke.
    Herald: Hier jetzt bitte!
  • 51:32 - 51:36
    Frage: Zur 50,2Hz-Problematik: Das ist,
    soweit ich weiß, schon umgesetzt.
  • 51:36 - 51:40
    Ab einer gewissen Leistung mussten ja
    die Wechselrichter alle umgerüstet werden.
  • 51:40 - 51:44
    Einspeise-Management bei
    Windenergieanlagen wird auch gerade
  • 51:44 - 51:49
    umgesetzt. Da gibt es ja dann auch die
    schön linearen Kurven. Und Regelleistung
  • 51:49 - 51:53
    bei Windenergieanlagen habe ich jetzt vor
    ein paar Wochen auf der Seite von Amprion
  • 51:53 - 51:56
    gelesen, wird auch umgesetzt.
    Das kommt alles demnächst.
  • 51:56 - 51:58
    Herald: Das war die Frage?
    Okay, das war die Frage?
  • 51:58 - 52:00
    Frage: Ja, war nur so
    eine kleine Ergänzung.
  • 52:00 - 52:01
    Mathias: Danke.
    Herald: Bitte, hier!
  • 52:01 - 52:05
    Frage: Ist bekannt, ob es möglich
    ist, auch an den Schaltwerten
  • 52:05 - 52:10
    die Phasen lustig zu permutieren?
  • 52:10 - 52:12
    Mathias: Was meinst du
    mit ‚Phasen permutieren‘?
  • 52:12 - 52:15
    Herald: Was meinst du mit ‚lustig‘?
    Gelächter
  • 52:15 - 52:20
    Frage: Naja, ich dachte daran ob es
    möglich wäre, mit den vorhandenen
  • 52:20 - 52:27
    Schaltern im Verbundnetz mal
    die Phasen falsch aufzuschalten.
  • 52:27 - 52:29
    Mathias: Ja, also ich will nicht
    ausschließen, dass man da mechanisch
  • 52:29 - 52:32
    – was weiß ich – einen Schraubenschlüssel
    an die richtige Stelle schmeißen kann,
  • 52:32 - 52:35
    der sich dann selbst verschweißt.
    Gelächter
  • 52:35 - 52:39
    Aber das wäre, wenn, ein relativ kleiner
    und lokaler Effekt. Also da würde ich
  • 52:39 - 52:43
    jetzt nicht davon ausgehen, dass man in
    der Größenordnung irgendwas bewirkt.
  • 52:43 - 52:44
    Herald: Einmal Internet, bitte!
  • 52:44 - 52:48
    Signal Angel: Ja, das Internet würde
    gerne wissen, ob du Daten zu den
  • 52:48 - 52:52
    sogenannten ‚Earth Hours‘ hast? Also
    dieser Dinge wo sich dann Leute sagen:
  • 52:52 - 52:57
    „Okay, zwischen heute 7 und 8
    schalten wir alle das Licht aus“.
  • 52:57 - 53:01
    Mathias: Daten habe ich. Habt ihr auch,
    weil sind auf der Webseite verfügbar. Ich
  • 53:01 - 53:05
    habe sie mir nicht angekuckt. Ich habe mal
    gekuckt ob mein event detector, den ich
  • 53:05 - 53:10
    immer mal wieder drüberlaufen lasse, bei
    der Earth Hour irgendwas komisches, große
  • 53:10 - 53:15
    Frequenzsprünge oder so gesehen hat. Hatte
    keinen Impact, wo ich jetzt irgendwas zu
  • 53:15 - 53:21
    sagen könnte. Aber: nehmt die Daten,
    kuckt selber nach. Vertraut nicht mir!
  • 53:21 - 53:23
    Herald: Bitte!
  • 53:23 - 53:27
    Frage: In Österreich wird mit Benzin und
    Diesel im Jahr ungefähr 30% mehr Energie
  • 53:27 - 53:33
    umgesetzt als über das Stromnetz. Und
    wenn ich mir jetzt so vorstelle, dass man
  • 53:33 - 53:39
    versucht in den nächsten, einigen Jahren
    20% oder mehr der Fahrzeuge von Verbrenner
  • 53:39 - 53:44
    auf Elektro umzustellen, frage ich mich
    was dann im Stromnetz passiert. Hast du
  • 53:44 - 53:48
    dazu irgendwelche Modelle oder
    Überlegungen? Oder auch was dann passiert
  • 53:48 - 53:52
    wenn z.B. so ein gesteuertes Fahrzeug
    in der Nacht plötzlich ferngesteuert
  • 53:52 - 53:55
    auf ‚Laden‘ oder auf ‚Entladen‘
    geschaltet wird?
  • 53:55 - 54:00
    Mathias: Also es gibt sehr viele Leute die
    sich um genau das Thema Gedanken machen.
  • 54:00 - 54:02
    Ich bin da nicht ganz tief drin. Aber im
    Endeffekt, das Schöne an so einer
  • 54:02 - 54:06
    Batterie ist, dass sie in relativ kurzer
    Zeit sehr viel Leistung abgeben oder
  • 54:06 - 54:13
    aufnehmen kann. D.h. wenn es mir
    jetzt gelingen würde, Elektromobile,
  • 54:13 - 54:17
    Fahrzeuge im großen Maßstab zu
    manipulieren, könnte ich genau solche
  • 54:17 - 54:21
    Schwankungen natürlich auch verursachen.
    Also aus meiner Perspektive ist das jetzt
  • 54:21 - 54:27
    kein Unterschied, ob ich Smartmeter
    angreife oder Elektroautos.
  • 54:27 - 54:28
    Herald: Bitte hier rechts!
  • 54:28 - 54:32
    Frage: Ich hätte eine Frage
    zu deiner IFG-Anfrage
  • 54:32 - 54:36
    an die Bundesnetzagentur. Findet
    man den Schriftverkehr irgendwo,
  • 54:36 - 54:39
    und die Daten die du da
    bereits bekommen hast?
  • 54:39 - 54:41
    Mathias: Die Daten habe ich noch nicht
    hochgeladen, werden aber auf mein
  • 54:41 - 54:46
    Github-Ding, was auch auf der Webseite
    verlinkt ist, werde ich die hinstellen.
  • 54:46 - 54:51
    Der Schriftverkehr… ich würde mal sagen
    der ist noch nicht beendet. Ist aber auf
  • 54:51 - 54:55
    fragdenstaat.de dokumentiert. Ich verlinke
    das dann noch. Im Moment ist es,
  • 54:55 - 54:59
    glaube ich, noch nicht, aber kuck’ in
    2..3 Tagen, und dann wird es dort sein.
  • 54:59 - 55:01
    Frage: Super, danke!
    Herald: Hier, bitte!
  • 55:01 - 55:06
    Frage: Du hast gesagt, „5 Tage bis zum
    Bürgerkrieg“. Wieviel Kerzen, Ravioli,
  • 55:06 - 55:10
    und Mate hast denn du so gebunkert?
    Mathias lacht
  • 55:10 - 55:16
    Gelächter und Applaus
  • 55:16 - 55:22
    Mathias: Gar nix! lacht Kerzen, Ravioli
    und sowas funktioniert natürlich auch…
  • 55:22 - 55:25
    also, das wäre nicht genug. Weil meine
    Heizung würde nicht funktionieren.
  • 55:25 - 55:28
    Wenn ich keinen Sprit mehr im Tank hätte,
    könnte ich nicht tanken. Ich könnte auch
  • 55:28 - 55:32
    nicht zum Geldautomaten gehen. Auf der
    Bankfiliale würde man mir auch nichts
  • 55:32 - 55:34
    mehr geben, weil, wenn der Computer nicht
    funktioniert, wie will man das dann
  • 55:34 - 55:39
    verbuchen? Also, ja, meine
    Katastrophenvorsorge ist mangelhaft.
  • 55:39 - 55:43
    Vielleicht, bei dem einen oder
    anderen hier auch! lacht
  • 55:43 - 55:45
    Herald: Einmal das Internet,
    solange es das noch gibt!
  • 55:45 - 55:48
    Signal Angel: Ja, ehm… lacht
    Gelächter
  • 55:48 - 55:52
    Applaus
  • 55:52 - 55:57
    Ja, das Internet würde gerne
    wissen wie gut sich diese
  • 55:57 - 56:01
    Netzspannungsschwankungen… wie gut die
    sich als Fingerprint eignen, und ob man
  • 56:01 - 56:08
    das anhand von diesem Brummen im Audio
    z.B. rausfinden könnte, wann war das denn?
  • 56:08 - 56:12
    Mathias: Okay, es gibt jetzt zwei
    verschiedene Dinge, die ich im Kopf habe.
  • 56:12 - 56:16
    Das eine wäre halt… okay, kann ich
    anhand von Audiobrummen feststellen
  • 56:16 - 56:20
    wann genau war das, indem ich das
    Netzbrummen im Hintergrund rausfiltere
  • 56:20 - 56:25
    und versuche zu matchen. Es erscheint
    mir prinzipiell möglich. Allerdings
  • 56:25 - 56:30
    braucht man dann halt relativ hochaufgelöste
    Messdaten. Das andere, was immer mal
  • 56:30 - 56:34
    wieder durch die Medien geistert ist, dass
    man anhand von dem Hell-Dunkel-Muster
  • 56:34 - 56:39
    bei Fernsehaufnahmen in der
    Leistungsaufnahme sagen kann,
  • 56:39 - 56:43
    wann genau dieses Ding angekuckt
    wurde, oder was da läuft.
  • 56:43 - 56:48
    Das habe ich mal versucht mir anzukucken,
    ich kann das so nicht nachvollziehen.
  • 56:48 - 56:50
    Herald: Hier, bitte!
  • 56:50 - 56:54
    Frage: Ich würde gerne wissen, wie die
    Synchronisierung der Generatoren
  • 56:54 - 56:57
    funktioniert, zwischen den
    verschiedenen Kraftwerken.
  • 56:57 - 57:01
    Mathias: Mhm-mhm!
    Herald macht bedeutungsvolle Handzeichen
  • 57:01 - 57:06
    Mathias lacht
    zum Herald: Sorry, du musst mich bremsen!
  • 57:06 - 57:08
    Herald: …ist ganz spannend!
  • 57:08 - 57:14
    Auf der linken Seite siehst du im Prinzip
    so ein kleines Schaltbild von einem…
  • 57:14 - 57:18
    von einem Stromnetz; und oben diese
    runden Dinger sind Generatoren.
  • 57:18 - 57:22
    Und im Endeffekt kannst du dir das
    vorstellen, dass die über diese Leitung L1
  • 57:22 - 57:27
    miteinander gekoppelt sind, in diesem
    Beispiel. Und ich habe da jetzt meinen
  • 57:27 - 57:30
    Netzsinus, der auf der Leitung schwingt.
    Und im Endeffekt synchronisieren sich
  • 57:30 - 57:35
    diese beiden Generatoren halt auf diesen
    Netzsinus. Wenn sie das nicht wären,
  • 57:35 - 57:39
    gäbe es halt mechanisch sehr große
    Kräfte, die rückwirken. Also ich habe
  • 57:39 - 57:45
    diese elektrische Kraft die im Generator
    in eine mechanische Kraft verwandelt wird.
  • 57:45 - 57:48
    Und wenn der eine sich jetzt schneller
    dreht wie der andere dann zieht der eine
  • 57:48 - 57:52
    den anderen. Deswegen hier auf der
    rechten Seite nochmal dieses Sinnbild
  • 57:52 - 57:55
    mit zwei Lokomotiven, die über eine
    Feder miteinander gekoppelt sind.
  • 57:55 - 57:57
    Im Endeffekt, so ähnlich
    kann man sich das vorstellen.
  • 57:57 - 57:59
    Frage: Gib e’s da einen
    separaten Takt noch dazu?
  • 57:59 - 58:00
    Mathias: Nein, nein.
    Frage: Okay.
  • 58:00 - 58:03
    Mathias: Es ist einfach nur die
    Netzfrequenz, sonst gibt es da nichts.
  • 58:03 - 58:05
    Herald: Das war kompakt! Bitte!
  • 58:05 - 58:08
    Frage: Also nochmal meine zweite
    Frage von vorhin: Angenommen
  • 58:08 - 58:11
    man hat aktuell ein nicht in Betrieb
    sich befindendes Stromnetz.
  • 58:11 - 58:13
    Wie lange braucht man um
    das wieder hochzufahren?
  • 58:13 - 58:18
    Mathias: Gute Frage. Für Europa weiß
    das, glaube ich, keiner. Gelächter
  • 58:18 - 58:24
    Also diese Schwarzstart-Szenarien
    – also man hat eine spezielle Sequenz
  • 58:24 - 58:28
    wie man versucht so ein Netz wieder
    aufzubauen. Das funktioniert meistens über
  • 58:28 - 58:31
    Pumpspeicherkraftwerke, die dann zunächst
    mal eine Frequenz vorgeben. Und dann
  • 58:31 - 58:37
    synchronisiert man halt so Stück für
    Stück seine Erzeugerlandschaft dazu.
  • 58:37 - 58:41
    Genau über dieses Prinzip.
    Ob das wirklich funktioniert, wie das
  • 58:41 - 58:47
    funktioniert, wie sich Elektroautos in dem
    Kontext verhalten: keine Ahnung.
  • 58:47 - 58:49
    Herald: Okay, wir müssen ein bisschen Gas
    geben. Dann kriegen wir noch ein paar
  • 58:49 - 58:51
    Fragen hin. Bitte rechts außen!
  • 58:51 - 58:55
    Frage: Als Analogie zu den Netztopologien;
    auf der einen Seite haben wir also
  • 58:55 - 58:59
    hierarchisch geroutete Netze, auf der
    anderen Seite ver-meshte Netze. Da hast du
  • 58:59 - 59:03
    auch gesagt, du setzt auf eine
    Dezentralisierung. In der Zukunft.
  • 59:03 - 59:06
    Jetzt vor dem Hintergrund, dass
    wir zunehmend meteorologische –
  • 59:06 - 59:07
    Herald: Bitte kurz fassen!
  • 59:07 - 59:09
    Frage: …dass wir meteorologische
    Extremereignisse haben, wie im Moment
  • 59:09 - 59:14
    sie sich zwischen Grönland und Island
    zusammenbrauen: Wird dieses Argument der
  • 59:14 - 59:20
    Dezentralisierung bei den Planern ernst
    genommen? Oder wehren die sich wie üblich?
  • 59:20 - 59:24
    Mathias: Also meine Erfahrung ist, dass
    die Elektrizitätswirtschaft sehr träge
  • 59:24 - 59:29
    auf Input von außen reagiert. Egal aus
    welcher Richtung und mit welcher
  • 59:29 - 59:32
    Begründung das kommt. Insofern kann ich
    jetzt nicht sagen „Ja genau aus dieser
  • 59:32 - 59:36
    Systematik, oder genau bei diesem
    Vorschlag sind sie besonders träge“.
  • 59:36 - 59:40
    Ich empfinde das als eher eine
    Bestandssicherung, und ein
  • 59:40 - 59:43
    Bewahren des Etablierten, als ein
    „Oh wir haben hier ein Problem,
  • 59:43 - 59:46
    wir versuchen jetzt dadrauf zu reagieren“.
  • 59:46 - 59:48
    Herald: Okay, hier bitte!
  • 59:48 - 59:52
    Frage: Also zu der Geschichte mit dem
    Handel. Das sind ja prinzipiell Sachen,
  • 59:52 - 59:57
    die von den Netzbetreibern ausgehen. Da
    könnte man theoretisch ja schon vorher
  • 59:57 - 60:03
    regeln, weil, ja, man weiß ja im Vorhinein
    dass da was kommt. Gibt es dazu
  • 60:03 - 60:10
    Systeme und wäre das finanziell machbar?
  • 60:10 - 60:13
    Mathias: Also es hat sich schon sehr
    viel getan mit diesen Handelseffekten.
  • 60:13 - 60:17
    Die waren vor ein paar Jahren wesentlich
    größer. Es gibt da eine Arbeit
  • 60:17 - 60:21
    von Professor Welfonder in Stuttgart,
    wenn ich es recht in Erinnerung habe.
  • 60:21 - 60:26
    Wird was getan. Aber – großes
    Missverständnis – die Netzbetreiber
  • 60:26 - 60:28
    sind nicht diejenigen die handeln.
    Die betreiben wirklich nur das Netz.
  • 60:28 - 60:33
    Derjenige der handelt ist einmal
    der Kraftwerksbetreiber mit dem…
  • 60:33 - 60:37
    mit deinem Stromanbieter. Und die machen
    das unter sich aus. D.h. derjenige der
  • 60:37 - 60:42
    das Netz betreibt hat da überhaupt keinen
    Einfluss. Darf er auch nicht nehmen.
  • 60:42 - 60:47
    3. Energie-Rahmenpaket der EU – da ist im
    Prinzip die komplette Segmentierung oder
  • 60:47 - 60:51
    Abgrenzung dieser Marktrollen vorgesehen.
    Also es gibt da keinen Austausch.
  • 60:51 - 60:54
    Herald: Okay, wir schaffen noch ganz
    schnell 2 Fragen, danach möchte ich euch
  • 60:54 - 60:59
    bitten, unserem großartigen Vortragenden
    hier irgendwo aufzulauern.
  • 60:59 - 61:00
    Heiterkeit
    Bitte!
  • 61:00 - 61:02
    Frage: Ja,…
    Mathias: Moment!
  • 61:02 - 61:06
    Frage: …kurze Frage, wenn jemand
    bei diesem Projekt mitmachen will,
  • 61:06 - 61:11
    wo findet man Infos, und
    was kostet das ungefähr?
  • 61:11 - 61:15
    Mathias: Sehr gerne! Geht auf die
    Webseite. Ich habe einen Reiter gemacht,
  • 61:15 - 61:20
    ‚das Projekt‘. Da steht unten eine
    Liste wo ich Hilfe gebrauchen könnte.
  • 61:20 - 61:25
    Im Moment kostet das Messgerät, dadurch
    dass es ein Raspberry Pi ist und Gelumpe,
  • 61:25 - 61:28
    relativ viel. Ich glaube aber, dass man
    das wesentlich billiger machen könnte.
  • 61:28 - 61:32
    Das ist einfach… ja im Moment tut es
    und ich stecke es halt mal zusammen.
  • 61:32 - 61:35
    Ich könnte Leute gebrauchen die
    Datenanalyse machen, die wirklich Ahnung
  • 61:35 - 61:38
    von der ganzen elektrischen Materie
    haben. Da kann ich auch bestimmt noch
  • 61:38 - 61:41
    eine Menge lernen. Ich freue mich über
    Leute die Mess-Stationen betreiben.
  • 61:41 - 61:45
    Ich freue mich über Leute die
    Hard- und Software dafür tun.
  • 61:45 - 61:50
    Steht aber auf der Webseite.
    Liegt auch alles auf Github.
  • 61:50 - 61:52
    Herald: Jetzt, dein Recht
    der letzten Frage.
  • 61:52 - 61:56
    Frage: Daran anschließend, wenn man ein
    ausreichend dichtes Sensornetzwerk hat
  • 61:56 - 61:59
    könnte man ja die Leitungslänge,
    wie vorhin besprochen, ausmessen,
  • 61:59 - 62:01
    wie bei der Blitzortung?
  • 62:01 - 62:03
    Mathias: Ich habe keine Ahnung ob
    das elektrisch wirklich möglich ist,
  • 62:03 - 62:06
    im Detail. Aber ich finde den Gedanken
    extrem spannend. Den hatte ich auch
  • 62:06 - 62:11
    spontan, als das aufkam.
    Ja, lass es uns versuchen!
  • 62:11 - 62:13
    Herald: Ja…
    Mathias: Vielen Dank!
  • 62:13 - 62:16
    Herald: Ja, danke Mathias!
    Applaus
  • 62:16 - 62:22
    Abspannmusik
  • 62:22 - 62:27
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2017. Mach‘ mit und hilf uns!
Title:
Mathias Dalheimer: Wie man einen Blackout verursacht
Description:

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Video Language:
German
Duration:
01:02:28

German subtitles

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