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Catherine Mohr baut ökologisch

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    Zuerst einmal: Ich bin ein Freak.
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    Ich bin ein Biokost futternder,
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    und die CO2-Bilanz minimierender Roboterchirurgie-Freak
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    und möchte wirklich gerne ökologisch bewusst bauen,
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    aber ich bin sehr misstrauisch
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    gegen all diese gutgemeinten Artikel,
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    in denen moralisch absolut korrekte Menschen,
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    denen jedoch ganz einfach das Fachwissen fehlt,
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    mir erzählen wollen, wie das funktioniert.
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    Also muss ich es selbst herausfinden.
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    Zum Beispiel: Ist das hier schlimm?
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    Ich habe einen Klecks Bio-Joghurt
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    von fröhlichen, sich selbst verwirklichenden Kühen
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    auf meiner Arbeitsfläche verschüttet
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    und möchte nun Küchenkrepp benutzen, um es aufzuwischen.
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    Aber darf ich dafür wirklich Küchenkrepp verwenden? (Gelächter)
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    Die Antwort liefert die sogenannte "graue Energie".
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    Das ist die Menge an Energie und Wasser, die
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    in jedem Blatt Küchenkrepp steckt.
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    Jedesmal, wenn ich ein Blatt Küchenkrepp benutze,
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    benutze ich genau diese Menge
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    an virtueller Energie und Wasser.
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    Aufwischen und wegwerfen!
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    Wenn ich das nun mit einem Baumwollhandtuch vergleiche,
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    das ich ja tausendmal benutzen kann,
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    dann verbrauche ich dafür nicht sehr viel graue Energie.
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    Bis ich das joghurtverschmierte Handtuch wasche.
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    Dies hier ist die dafür verbrauchte Energie.
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    Wenn ich also mein Handtuch in eine Waschmaschine werfe,
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    stecke ich wieder Energie und Wasser
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    in das Tuch. Es sei denn,
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    ich benutze dazu eine hocheffiziente Frontlader-Waschmaschine.
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    Dann sieht das Ganze nämlich etwas besser aus.
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    Aber wie steht's mit einem recycelten Küchenkrepp,
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    das außerdem nur halb so große Blätter hat?
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    Ja, dann schneidet das Küchenkrepp besser dabei ab.
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    Ach, Scheiß-Küchenkrepp, lassen Sie uns mal einen Schwamm nehmen.
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    Ich wische es mit einem Schwamm auf, reinige diesen unter laufendem Wasser,
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    und komme somit auf viel weniger Energie, aber auf viel mehr Wasser.
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    Falls man jedoch wie ich den Wasserhahn
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    von vornherein immer schon auf "heiß" eingestellt lässt,
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    verbraucht man sogar noch mehr Energie.
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    Oder noch schlimmer: Man lässt das Wasser laufen, bis es warm ist,
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    um das Tuch auszuwaschen.
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    Jetzt ist alles möglich.
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    (Gelächter)
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    Was uns dies zeigt, ist, dass
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    manchmal gerade die Dinge, von denen man es am wenigsten erwartet,
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    z.B. die Temperatureinstellung des Wasserhahns,
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    einen größeren Einfluss haben als all die anderen Dinge,
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    die man immer zu optimieren versuchte.
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    Nun stellen Sie sich vor: Jemand, der so verdreht ist wie ich,
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    möchte ein Haus bauen.
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    (Gelächter)
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    Genau das nämlich ist es, was mein Mann und ich gerade tun.
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    Wir wollten also wissen, wie ökologisch wir sein können.
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    Es gibt Tausende von gedruckten Artikeln,
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    die uns erzählen, wie man das Ganze am besten angeht.
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    Alle aber sind in gleicher Weise unseriös,
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    indem sie uns nämlich raten, allen möglichen Kleinkram zu optimieren,
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    dabei jedoch den Wald vor lauter Bäumen vergessen.
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    Ein durchschnittliches Haus
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    hat etwa 300 MWh
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    an grauer Energie.
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    Das ist die Energie, die man benötigt, um es zu bauen.
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    Millionen und Abermillionen von Papierhandtüchern.
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    Wir wollten wissen, wieviel besser wir so etwas machen können.
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    Und so beginnen wir, wie viele Leute,
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    mit einem Haus auf einem Grundstück.
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    Ich zeige Ihnen in der oberen Bildhälfte einen typischen Hausbau
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    und unten das, was wir jeweils tun.
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    Zuerst haben wir es abgerissen.
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    Dazu benötigt man zwar einigen Energieaufwand, aber wenn man
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    es abbaut und die Einzelteile wiederverwendet,
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    kann man einen Teil dieser Energie wieder zurückgewinnen.
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    Dann haben wir ein großes Loch gegraben,
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    und einen Regenwassertank installiert,
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    um eine autarke Wasserquelle für den Garten zu haben.
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    Dann gossen wir ein massives Fundament,
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    um die Passivsolar-Technik nutzen zu können.
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    Man kann die aufgewandte Energie
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    dabei um ca. 25 Prozent reduzieren,
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    indem man selbstverdichtenden Beton benutzt.
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    Dann begannen wir mit dem Rohbau.
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    Dies hier ist der Rohbau, Holz,
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    Verbundmaterial.
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    Damit ist es nicht so leicht, die verbrauchte Energie zurückzugewinnen,
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    aber es kann eine nachhaltige Ressource sein,
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    wenn man forstwirtschaftlich zertifiziertes Schnittholz verwendet.
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    Dann machten wir eine erste Erfahrung,
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    die für uns sehr überraschend war:
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    Falls wir Aluminium-Fenster in das Haus einbauten,
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    würden wir den Energieverbrauch an dieser Stelle verdoppeln.
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    PVC ist ein bisschen besser,
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    aber immer noch nicht so gut wie das Holz, das wir wählten.
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    Dann installierten wir die Gas- Wasserrohrleitungen,
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    die Elektrik, Heizung, Lüftung und Klimatisierung,
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    und die Isolierung.
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    Sprühschaum ist ein exzellenter Isolator, er dringt in alle Spalten,
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    ist aber mit einem hohen Energieaufwand verbunden.
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    Im Vergleich dazu ist Sprüh-Cellulose oder Blue Jeans
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    eine viel günstigere Energiealternative.
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    Wir nahmen auch Strohballen
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    als Füllung für unsere Bibliothek,
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    die kommen völlig ohne jede graue Energie aus.
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    Als der Einbau der Rigipsplatten fällig war,
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    benutzten wir EcoRock-Platten mit ungefähr einem Viertel
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    der Energie einer Standard-Rigipsplatte.
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    Dann kommen noch die Endarbeiten,
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    das Hauptthema all jener Öko-Artikel.
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    Dabei fallen sie, in Relation zum Gesamtbau,
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    eigentlich kaum ins Gewicht.
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    Trotzdem konzentriert sich die ganze Presse ausgerechnet darauf.
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    Nur nicht auf den Fussboden.
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    Doch wenn Sie Teppich in Ihrem Haus verlegen,
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    macht dies immerhin ein Zehntel der grauen Energie des kompletten Hauses aus.
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    Es sei denn, Sie verbauen Beton oder Holz
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    mit weitaus kleinerem Energiegehalt.
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    Jetzt fügen wir noch die letzte Konstruktionsenergie hinzu, rechnen alles zusammen
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    und haben ein Haus mit weniger als der Hälfte
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    des Energieverbrauchs eines normalen Hauses gebaut.
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    Doch bevor wir uns
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    zu sehr auf die eigene Schulter klopfen:
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    Wir haben 151 MWh
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    Energie aufgewandt, um dieses Haus zu bauen,
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    an dessen Stelle zuvor bereits ein anderes Haus stand.
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    Es stellt sich also die Frage:
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    Wie können wir diesen Energieverbrauch ausgleichen?
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    Wenn ich den Energie-Aufwand meines neuen Hauses hochrechne
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    und ihn mit dem des alten, nicht-energiesparsamen Hauses vergleiche,
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    gleicht es sich in ungefähr sechs Jahren aus.
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    Hätte ich nun das alte Haus eventuell umgerüstet,
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    um eine höhere Energie-Effizienz zu erreichen,
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    dann würde es mehr als 20 Jahre dauern,
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    die Rentabilitätsschwelle zu erreichen.
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    Und wenn ich nicht auf Energierückgewinnung geachtet hätte,
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    hätten wir, verglichen mit dem verbesserten Haus,
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    über 50 Jahre benötigt,
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    um den Break-Even-Punkt zu erreichen.
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    Was heißt das?
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    In der Größenordnung der Energiemenge meines Hauses,
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    ist dies ungefähr äquivalent zu dem,
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    was ich in einem Jahr mit dem Auto verfahre.
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    Oder ungefähr fünfmal so viel,
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    wie wenn ich totaler Vegetarier würde.
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    Aber mein Elefant im Wohnzimmer fliegt.
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    Wirklich, ich muss von TED zu Fuß nach Hause gehen.
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    Alle Berechnungen
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    zur Energierückgewinnung finden Sie im Blog.
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    Und nicht vergessen: Es sind manchmal die Dinge, von denen man es nicht erwartet,
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    die die größten Veränderungen ausmachen.
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    Ich danke Ihnen. (Applaus)
Title:
Catherine Mohr baut ökologisch
Speaker:
Catherine Mohr
Description:

In einer kurzen, lustigen, und informativen Rede erzählt Catherine Mohr bei TED U von all den fachspezifischen Entscheidungen, die sie beim Bau ihres neuen ökologischen Hauses getroffen hat. Dabei ignoriert sie den augenblicklichen Hype und zieht stattdessen realistische Zahlen zu Rate. Was unterm Strich am meisten zählt? Jedenfalls nicht das, was man im allgemeinen so denkt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
05:52
Mega Teichi added a translation

German subtitles

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