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Wie Quinoa beim Kampf gegen Hunger und Mangelernährung helfen kann

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    Wie so viele von euch
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    mache ich, wenn ich hungrig bin,
    den Kühlschrank auf
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    und hole mir etwas zu Essen,
    wann immer ich will.
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    Die meisten von uns,
    die in einem Industriestaat leben,
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    denken darüber kaum nach.
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    Es ist aber ein Luxus, den ich
    nie erwartet hätte zu haben,
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    als ich vor 23 Jahren in Tansania
    in einem Flüchtlingslager gelebt habe.
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    Oder selbst vor sieben Jahren,
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    als ich in Ruanda,
    meinem Heimatland, lebte,
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    bevor ich in die USA gezogen bin.
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    Ich war erst sieben Jahre alt,
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    als mein Heimatland Ruanda
    den tragischen Genozid durchlebte,
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    der so viele Leben kostete
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    und wegen dem wir aus dem Land
    fliehen mussten und Flüchtlinge wurden.
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    Das Leben im Flüchtlingslager
    war kein Leben.
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    Es war Überleben.
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    Ich sah viele Menschen an Krankheiten,
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    schlechter Hygiene und Hunger sterben.
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    Essen wurde zum knappen Gut.
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    Es gab schlechte Tage.
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    Meine Familie und ich ernährten uns
    von Blättern und Gräsern aus dem Wald.
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    Es gab auch noch schlimmere Zeiten,
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    in denen wir zwei oder drei Tage lang
    gar nichts zu essen hatten
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    und nur Wasser aus dem Sumpf
    getrunken haben.
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    Nach drei Jahren im Flüchtlingslager
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    haben wir uns entschieden,
    nach Ruanda zurückzukehren.
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    Und dort gingen unsere
    Nahrungsprobleme weiter.
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    Ackerbau stellte sich als die einzige
    zuverlässige Nahrungsquelle heraus.
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    Aber unsere Ernährung
    war nicht vielfältig genug
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    und für eine ausgewogene Ernährung
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    waren wir weiterhin
    auf die Nahrungsmittelhilfe
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    des Welternährungsprogramms
    der Vereinten Nationen angewiesen.
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    Bis heute arbeiten mehr als
    70 Prozent aller Ruander im Agrarsektor.
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    Mangelernährung und Wachstumsstörungen
    sind aber weiterhin ein großes Problem.
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    Mir wurde klar, dass die Ursache für
    Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung
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    nicht darin lag, dass nicht
    genug angebaut wurde,
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    sondern darin, dass nicht
    das richtige Getreide angebaut wurde.
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    Schlussendlich habe ich Ruanda verlassen
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    und bin in die USA gezogen, um
    an einer Graduiertenschule zu studieren.
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    Dort habe ich eine mögliche Lösung
    für das Problem gefunden.
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    Diese Lösung ist Quinoa.
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    Quinoa ist in den indianischen Regionen
    Südamerikas heimisch,
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    in Ländern wie Bolivien, Peru ...
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    Und das Getreide ist dafür bekannt,
    voller Nährstoffe zu sein,
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    und es enthält alle neun
    essentiellen Aminosäuren,
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    was es zu einem kompletten Protein macht.
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    Leider wird Quinoa
    in den verschiedenen Teilen der Welt
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    nur wenig angebaut.
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    In Ruanda, zum Beispiel,
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    sind Bohnen das einzige,
    was so viele von uns in Hungerzeiten
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    am Leben gehalten hat.
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    Tatsächlich ist Ruanda
    auf der ganzen Welt
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    das Land mit dem höchsten
    Pro-Kopf-Konsum von Bohnen.
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    In diesem Teil Afrikas
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    sind Bohnen eine der wenigen Pflanzen,
    die eine sofortige Nahrungsquelle sind,
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    weil sie in jedem Wachstumsstadium
    verzehrt werden können.
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    Wir essen Bohnen, Blätter
    und grüne Bohnen vor der Erntezeit.
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    Leider können Bohnen
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    nicht mehrere Saisons hintereinander
    auf dem gleichen Feld angebaut werden.
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    Es muss einen regelmäßigen
    Fruchtwechsel geben,
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    um Krankheiten
    und Schädlinge zu vermeiden.
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    Wie bei Bohnen können Bauern
    die nährstoffreichen Quinoablätter essen.
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    Obwohl Bohnen als nahrhaft gelten,
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    hat Quinoa viel mehr Mikronährstoffe,
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    und mit Quinoa kann man viele verschiedene
    Gerichte und Getränke zubereiten,
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    mehr als mit Bohnen.
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    2015 habe ich
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    zusammen mit meinem Forschungsteam
    der Washington State University
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    zum ersten Mal Quinoa
    in Ruanda vorgestellt.
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    Wir haben 20 Arten von Quinoa
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    auf ihre Anpassungsfähigkeit in den drei
    ökologischen Zonen Ruandas getestet.
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    Und die Ergebnisse waren verblüffend.
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    Von den 20 Arten, die wir getestet haben,
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    wiesen 15 die Fähigkeit auf,
    in Ruandas Klima gut wachsen zu können.
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    Später haben wir das
    Quinoa Model Farmers Project gegründet.
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    Wir gaben Bauern die Arten
    die Potenzial zeigten,
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    um sie anzubauen und
    mit ihrer Gemeinschaft zu teilen.
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    Wir haben mit 12 Bauern angefangen
    und 3 Jahre später
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    arbeiten wir jetzt mit etwa 500 Bauern,
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    darunter auch meine Mutter,
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    die vor Ort bekannt ist als
    "die Quinoakönigin",
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    weil sie anderen Bauern dabei hilft,
    mit dem Quinoa-Anbau anzufangen.
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    Wir geben ihnen Samen,
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    zeigen ihnen, wie man Quinoa anbaut,
    und wie man sie kocht.
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    Die Bauern sind sehr kreativ
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    und denken sich ihre eigenen Rezepte aus.
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    Und wir haben bereits beachtliche
    Veränderungen in ihrem Leben gesehen,
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    wie die Erfolgsgeschichten,
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    dass viele von ihnen jetzt drei Mal am Tag
    nahrhaftes Essen haben können.
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    Ich möchte anmerken,
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    dass Quinoa anderes Getreide
    nicht vollständig ersetzen soll.
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    Wir haben Quinoa als Ergänzung eingeführt,
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    um chronische Mangelernährung mit
    einer ausgewogenen Ernährung zu bekämpfen,
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    und die allgemeine Gesundheit
    zu verbessern.
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    Wir haben mit diesem Modell
    in Ruanda angefangen,
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    es kann aber in in anderen Ländern, die
    mit Hunger und Mangelernährung kämpfen,
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    wiederholt werden.
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    Etwa einer von neun Menschen in der Welt
    leidet an chronischer Mangelernährung.
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    Wir haben eine Forschungszusammenarbeit
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    mit Institutionen in Ländern
    wie Kenia, Malawi, Uganda
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    und weiteren Ländern, die mit Hunger
    und Mangelernährung kämpfen, gegründet.
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    Und Quinoa ist nicht das einzige
    magische Getreide.
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    Es gibt etliche Getreide
    mit hoher Anpassungsfähigkeit
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    und hohem Nährwert,
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    Getreide wie Hirse, Sorghum, Fonio,
    Gerste, Hafer, um nur einige zu nennen.
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    Diese Getreidearten sind anpassungsfähig
    und reagieren gut auf Klimaänderungen.
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    Diese magischen Getreidesorten
    können in verschiedenen Teilen der Welt
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    angebaut werden und so jedem Menschen
    Zugang zu nahrhaftem Essen ermöglichen.
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    Ich weiß, wie es ist, hungrig zu sein.
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    Ich habe es selbst erlebt.
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    Und ich weiß, wie es ist,
    mangelernährt zu sein,
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    denn das habe ich auch erlebt.
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    Die Einführung von Getreide
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    mit hoher Biodiversität,
    Anpassungsfähigkeit und hohem Nährwert
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    wird eine wichtige Rolle darin spielen,
    Ernährungssicherheit,
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    Saatgut-Soveränität und
    nachhaltige Produktion in Gemeinden
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    und Ländern zu schaffen, die mit Hunger
    und Mangelernährung zu kämpfen haben.
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    Nahrhaftes Essen zu haben
    sollte kein Luxus sein.
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    Es ist notwendig, sicherzustellen, dass
    jeder Zugang zu nahrhaftem Essen hat
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    und es sich leisten kann.
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    Dies ist ein Schritt,
    um es Realität werden zu lassen.
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    Vielen Dank.
Title:
Wie Quinoa beim Kampf gegen Hunger und Mangelernährung helfen kann
Speaker:
Cedric Habiyaremye
Description:

Auf seiner Mission, eine Welt ohne Hunger zu schaffen, setzt sich der landwirtschaftliche Unternehmer Cedric Habiaremye für den Anbau von Quinoa -- und anderem vielseitigem nährstoffreichem Getreide -- in Orten ein, die mit Mangelernährung zu kämpfen haben, wie sein Heimatland Ruanda. Er stelle ein Modell vor, das Kleinbauern in Afrika hilft, ihre Felder abwechslungsreich mit nahrhaftem und einheimischem Getreide zu bestellen. Dieser Schritt soll dabei helfen, gesundes Essen für alle Menschen bezahlbar und verfügbar zu machen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
06:42

German subtitles

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