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5 Lernerfahrungen aus der Fotografie | Matthias Huber | TEDxFreiburg

  • 0:11 - 0:14
    Wir beginnen erstmal
    mit was zum Aufwärmen.
  • 0:14 - 0:16
    Wer hat schon mal ein Foto gemacht?
  • 0:16 - 0:19
    Egal, ob mit Smartphone,
    Kompaktkamera, Spiegelreflex.
  • 0:19 - 0:20
    Einmal Hände nach oben.
  • 0:20 - 0:23
    Wahnsinn! Jetzt wird es
    wirklich interessant.
  • 0:23 - 0:27
    Wer hat später mal auf dieses Foto geguckt
    und dabei was gelernt?
  • 0:27 - 0:30
    Ein Klassiker wäre hier
    z. B. Finger aus dem Objektiv.
  • 0:32 - 0:35
    Okay, immerhin. Bei mir war das
    tatsächlich häufiger der Fall.
  • 0:35 - 0:37
    Ich habe durch die Fotografie gelernt,
  • 0:37 - 0:39
    dass viele Sachen,
    die ein geiles Foto ausmachen,
  • 0:39 - 0:44
    sich auch auf mein alltägliches Leben
    "übertragen" lassen.
  • 0:44 - 0:46
    Das sind jetzt gar nicht
    die ganz abartigen Dinge.
  • 0:46 - 0:48
    Darüber sprechen wir noch.
  • 0:48 - 0:51
    Im Fall der Fotografie hat es bei mir
    einfach sprichwörtlich Klick gemacht.
  • 0:51 - 0:54
    Wann immer ich in einem anderen Bereich,
  • 0:54 - 0:59
    z. B. Fitness, Ernährung
    oder Business Probleme hatte
  • 0:59 - 1:02
    oder nicht das erwünschte
    Ergebnis erzielte, fragte ich:
  • 1:02 - 1:05
    "Wenn es um ein Foto ginge,
    würde ich es dann genauso machen?"
  • 1:05 - 1:09
    Klar, verbessern kann man immer was.
    Die Frage ist nur, wie.
  • 1:09 - 1:10
    Darum soll es heute gehen,
  • 1:10 - 1:15
    um diese Philosophien oder Leitsätze,
    die ich aus der Fotografie genommen
  • 1:15 - 1:17
    und in mein alltägliches Leben
    adoptiert habe.
  • 1:17 - 1:20
    Bei mir ist es Fotografie
    oder die Landschaftsfotografie.
  • 1:20 - 1:23
    Bei euch kann es was
    komplett anderes sein.
  • 1:23 - 1:26
    Egal, solange ihr dafür brennt,
    findet ihr da sicher Parallelen.
  • 1:26 - 1:28
    Beginnen wir direkt mit Punkt 1:
  • 1:28 - 1:31
    Wenn du außergewöhnliche Egebnisse willst,
  • 1:31 - 1:33
    musst du deine Komfortzone verlassen.
  • 1:33 - 1:36
    Außergewöhnlich, nicht gewöhnlich.
  • 1:36 - 1:41
    Wenn ich an der Kasse im Supermarkt
    zur Verkäuferin sage:
  • 1:41 - 1:44
    "Ich möchte Ihnen ein Kompliment
    machen für Ihre schönen Haare.
  • 1:44 - 1:48
    So eine tolle Frisur. Das wollte ich Ihnen
    einfach nur mitteilen."
  • 1:48 - 1:51
    Jetzt sagt sie nicht zu mir:
    "Macht 3,50 bitte."
  • 1:51 - 1:54
    Die wird sagen: "Ja, danke" oder gibt mir
    irgendwelche Rabattcoupons
  • 1:54 - 1:58
    oder erzählt abends ihrem Mann zu Hause:
  • 1:58 - 2:01
    "Heute lobte mich einer im Geschäft
    für meine Haare."
  • 2:01 - 2:03
    Irgendwas wird passieren.
  • 2:03 - 2:06
    In jedem Fall unterscheidet es mich
    von dem Kunden zuvor
  • 2:06 - 2:08
    und von dem Kunden nach mir.
  • 2:10 - 2:12
    Kommen wir langsam
    auf die Fotografie zu sprechen.
  • 2:13 - 2:16
    Wer erkennt, wo dieses Foto
    aufgenommen wurde?
  • 2:16 - 2:19
    Ihr könnt es ruhig sagen.
  • 2:21 - 2:25
    Da habe ich es gehört. Yosemite Park.
    Das ist der sog. "Tunnel View".
  • 2:25 - 2:29
    Wunderschöner Park, wilde Bären.
    Supergebiet zum Hiken und Wandern.
  • 2:29 - 2:33
    Der exakte Aufwand dieses Fotos: Null.
  • 2:33 - 2:35
    Ich machte dieses Foto
    direkt vom Parkplatz.
  • 2:35 - 2:38
    5 Meter von der asphaltierten Straße
    ist eine Haltebucht.
  • 2:38 - 2:40
    Da gehst du rein und machst das Foto.
  • 2:40 - 2:45
    Links und rechts von mir machten Dutzende
    das Foto in die gleiche Richtung.
  • 2:45 - 2:49
    Ganz nettes Bild und auf jeden Fall
    sehr schöne Landschaft,
  • 2:49 - 2:52
    aber in diesem Sinne
    nicht außergewöhnlich.
  • 2:52 - 2:55
    Ich spoiler schon mal, dieses Bild ist
    auch aus den USA.
  • 2:55 - 2:58
    Wer kann mir sagen, wo?
  • 2:58 - 3:00
    (Lachen)
  • 3:00 - 3:02
    Ich höre es noch nicht.
  • 3:04 - 3:08
    Also irgendwo hat jemand
    San Francisco gemurmelt. Genau.
  • 3:08 - 3:12
    Wieder ein sehr schönes Bild, mit dem ich
    echt tolle Erinnerungen verknüpfe.
  • 3:12 - 3:17
    Aber ist es außergewöhnlich?
    Nochmal gleiches Spiel: Wo sind wir?
  • 3:19 - 3:25
    Bitte? -- Wer auch immer
    das war: Volltreffer.
  • 3:25 - 3:26
    Damit habe ich nicht gerechnet.
  • 3:26 - 3:30
    Ich wollte sagen: "Seht ihr,
    das ist der Unterschied."
  • 3:30 - 3:32
    (Lachen)
  • 3:32 - 3:33
    Weil ...
  • 3:33 - 3:37
    (Beifall)
  • 3:39 - 3:42
    Weil bei den ersten beiden Bildern,
    da habe ich vielleicht ein ganz wenig
  • 3:42 - 3:44
    an meiner Komfortzone gekratzt.
  • 3:44 - 3:46
    Man muss früh aufstehen,
    um das gute Licht zu erwischen,
  • 3:46 - 3:49
    oder bei der Golden Gate
    ein paar Klippen runtersteigen.
  • 3:49 - 3:51
    Aber das hier ist eine
    ganz andere Hausnummer,
  • 3:51 - 3:54
    meine Komfortzone war überhaupt
    nicht mehr in Sichtweite.
  • 3:54 - 3:59
    Bei großer Hitze bin ich vollgepackt
    mit Campingequipment, Kamera-Gear,
  • 3:59 - 4:02
    Lebensmittel usw. auf 4000 Meter
    nach oben gewandert.
  • 4:02 - 4:05
    Man muss sich überlegen,
    einer der höchsten Berge der Alpen,
  • 4:05 - 4:08
    das Matterhorn, ist gerade mal 500 m
    höher. Also da geht schon was.
  • 4:08 - 4:10
    Es beginnt wie eine normale Wanderung.
  • 4:10 - 4:14
    Aber weiter oben ist schwarzer Lava-Kies.
  • 4:14 - 4:17
    Man sinkt knöcheltief ein und rutscht
    dann wieder einen Schritt zurück.
  • 4:17 - 4:21
    Wirklich anstrengend! Nach ein paar
    Stunden schaffte ich es und kam oben an.
  • 4:21 - 4:23
    Da wurde es erst richtig schlimm,
  • 4:23 - 4:25
    denn ich hatte leider
    hämmernde Kopfschmerzen.
  • 4:25 - 4:28
    Am liebsten hätte ich mich
    sofort ins Zelt gelegt und fertig.
  • 4:28 - 4:30
    Tat ich natürlich nicht, sondern?
  • 4:30 - 4:33
    Ich setzte mich draußen hin
    und wartete, stundenlang.
  • 4:33 - 4:35
    Mittlerweile war es kalt
    und Nacht geworden.
  • 4:35 - 4:38
    Hämmernde Kopfschmerzen und
    der Vulkan -- kein Funken.
  • 4:38 - 4:40
    Irgendwann erlöste er mich.
  • 4:40 - 4:43
    Die Fontäne ging und das Bild entstand.
  • 4:44 - 4:47
    Der Mann sagte es schon richtig,
    der Vulkan ist der Fuego.
  • 4:47 - 4:50
    Die Lichter im Hintergrund gehören
    zu der Stadt Antigua in Guatemala.
  • 4:50 - 4:53
    Der Vulkan ist hochaktiv --
    muss man dazusagen.
  • 4:53 - 4:55
    Der Ausbruch an sich ist also
    nicht außergewöhnlich.
  • 4:55 - 4:59
    Dafür verließ ich aber definitiv meine
    Komfortzone und ich hoffe,
  • 4:59 - 5:02
    ihr seht es wie ich,
    das Ergebnis ist außergewöhnlich.
  • 5:02 - 5:05
    Sprechen wir von "Komfortzone verlassen",
  • 5:05 - 5:08
    darf Huaylas in den
    peruanischen Anden nicht fehlen.
  • 5:08 - 5:12
    Extrem abgelegen, allein die Anfahrt
    mit den Colectivos --
  • 5:12 - 5:15
    den Bussen -- ist ein Abenteuer für sich
    und sehr spannend.
  • 5:15 - 5:17
    Eine Woche waren wir dort wandern.
  • 5:17 - 5:21
    Wir -- das war ein lokaler Guide,
    ein Eseltreiber, meine Freundin,
  • 5:21 - 5:24
    die auf dem Bild zu sehen ist,
    und ich selbst.
  • 5:24 - 5:27
    Dann natürlich die 4 Esel,
    die uns mit dem Gepäck halfen.
  • 5:27 - 5:29
    Dieses Gebiet ist sehr abgelegen.
  • 5:29 - 5:32
    Es gibt dort keinerlei Infrastruktur,
  • 5:32 - 5:36
    keine Straßen natürlich und
    auch kein Stromnetz oder so.
  • 5:36 - 5:40
    Es gibt nicht mal Mobilfunk, aber
    fließend Wasser, einige Bäche.
  • 5:40 - 5:44
    Da schöpft man das Trinkwasser
    raus und angelt Fische.
  • 5:44 - 5:46
    Alles sehr Outdoor-Abenteuer.
  • 5:46 - 5:49
    Ungünstig war: Während der Zeit,
    als ich dort war,
  • 5:49 - 5:52
    kam das Wasser leider auch heftig
    von oben. Es regnete sehr stark.
  • 5:52 - 5:55
    Wer schon mal tagelang
    im Regen wandern war,
  • 5:55 - 5:59
    im Nassen ein Zelt aufgebaut hat und
    dann in den Schlafsack gekrochen ist,
  • 5:59 - 6:02
    der weiß, es gibt Angenehmeres.
  • 6:02 - 6:04
    Hinzu kommt die Höhe.
  • 6:04 - 6:07
    Außerhalb des Himalaya gibt es
    tatsächlich kein Gebiet,
  • 6:07 - 6:10
    das eine so hohe Dichte
    an 5000ern und 6000ern hat.
  • 6:10 - 6:14
    Für einen Local, der da aufgewachsen ist,
  • 6:14 - 6:16
    ist es vielleicht auch nicht
    das Allerschönste,
  • 6:16 - 6:19
    im Regen Pass hoch,
    Pass runter zu laufen.
  • 6:19 - 6:23
    Meine Komfortzone liegt
    noch mal ganz woanders.
  • 6:23 - 6:27
    Es machte mir trotzdem nichts aus,
    denn belohnt wird man eben
  • 6:27 - 6:30
    mit einer Aussicht oder Landschaften,
  • 6:30 - 6:33
    die man nicht so oft sieht und
    die deshalb in meinem Portfolio
  • 6:33 - 6:35
    einen außergewöhnlichen
    Stellenwert einnehmen.
  • 6:35 - 6:37
    Willst du außergewöhnliche Ergebnisse,
  • 6:37 - 6:40
    musst du deine Komfortzone verlassen.
  • 6:41 - 6:46
    Punkt 2: Glaube an dich und gehe
    ein wenig Risiko ein.
  • 6:48 - 6:52
    Nehmen wir mal Fußball, Elfmeter.
    Alle gucken zu: Wer schießt?
  • 6:52 - 6:55
    Verwandelst du, bist du der große Held.
  • 6:55 - 6:57
    Haust du daneben,
    gibt es im schlimmsten Fall Prügel.
  • 6:57 - 7:01
    Oder ich jetzt hier: trockener Mund.
    "All eyes on me."
  • 7:02 - 7:05
    Aber Zweifel hat jeder hin und wieder mal,
    ist ja ganz normal.
  • 7:05 - 7:07
    Gehört auch dazu, ist ja nichts Schlimmes.
  • 7:07 - 7:10
    Nur, ich glaube, dass viele sich von
    ihren Ängsten oder Zweifeln dann
  • 7:10 - 7:13
    ein bisschen zu stark blockieren lassen.
  • 7:13 - 7:18
    Anfang des Jahres war ich für 3 Monate
    in Finnisch-Lappland unterwegs.
  • 7:18 - 7:21
    Zu der Zeit war nicht nur eisiger Winter,
    sondern auch die sog. "kaamos",
  • 7:21 - 7:23
    bei uns besser bekannt als Polarnacht.
  • 7:23 - 7:27
    Während dieser Zeit kommt die Sonne
    nicht mehr über den Horizont
  • 7:27 - 7:30
    und es bleibt deswegen
    weitestgehend dunkel.
  • 7:30 - 7:32
    Zudem ist das Gebiet sehr dünn besiedelt
  • 7:32 - 7:36
    und es gibt dort tatsächlich
    weniger Menschen als Rentiere.
  • 7:36 - 7:39
    Dementsprechend ist
    so ein Bild recht häufig.
  • 7:39 - 7:43
    Die Zeit war ein einziges Abenteuer.
    Temperaturen von bis zu -42°C.
  • 7:43 - 7:45
    Man muss sich mal vorstellen.
  • 7:45 - 7:48
    Eure Fischstäbchen daheim
    liegen bei -18 in der Gefriertruhe.
  • 7:48 - 7:50
    Es ist unglaublich kalt.
  • 7:50 - 7:53
    Schnee -- ich übertreibe
    hier nicht -- meterhoch.
  • 7:53 - 7:56
    Ohne Schneeschuhe oder Ski
    sinkst du hüfthoch ein.
  • 7:56 - 8:01
    Ich habe es probiert. Du kannst
    dich nicht fortbewegen. Es geht nicht.
  • 8:01 - 8:03
    Dafür wirst du auf
    vielfältige Weise belohnt.
  • 8:03 - 8:05
    Die Natur ist wunderschön,
    vor allem die Polarlichter.
  • 8:05 - 8:08
    Für mich sagenhaft.
    Naturschauspiel sondergleichen.
  • 8:08 - 8:11
    Viele Nächte stand ich draußen
    mit offenem Mund,
  • 8:11 - 8:14
    guckte mir die Lightshow an.
    Absolut bezaubernd.
  • 8:14 - 8:18
    Zudem bin ich ein großer Tierfreund
    und mit den Huskys und den Schlitten
  • 8:18 - 8:21
    durch diese Natur zu heizen, ist auf
    jeden Fall sehr viel anstrengender,
  • 8:21 - 8:26
    als man sich vielleicht vorstellt.
    Aber es ist so cool. Also wirklich genial.
  • 8:26 - 8:29
    Die Landschaft, ich sagte schon,
    für mich das Beste natürlich.
  • 8:29 - 8:32
    Solche Sachen wie dieses Licht
    und diese Bäume,
  • 8:32 - 8:36
    die sich unter der Last des Schnees
    verformen und Skulpturen bilden.
  • 8:36 - 8:38
    Bezaubernd.
  • 8:38 - 8:40
    Ich hatte im Vorfeld meine Bedenken.
  • 8:40 - 8:42
    3 Monate im Winter usw. ist schon was.
  • 8:42 - 8:47
    Aber ich habe an mich geglaubt
    und es hat sich definitiv gelohnt.
  • 8:47 - 8:51
    Es bleibt weiß, aber diesmal
    ist es kein Schnee, sondern Salz.
  • 8:51 - 8:54
    Das ist der Salar de Uyuni in Bolivien.
  • 8:54 - 8:56
    Ist tatsächlich ein See
    mit meterhohem Wasser,
  • 8:56 - 8:58
    aber einer dicken Salzschicht oben drauf.
  • 8:58 - 9:01
    So dick, da kann man
    mit dem Auto darauf fahren.
  • 9:01 - 9:04
    Deswegen gibt es dort auch
    viele Touranbieter, die es anbieten.
  • 9:04 - 9:08
    Wir wollten das Ganze allerdings
    auf eigene Faust machen,
  • 9:08 - 9:12
    entschieden uns gegen so eine Tour
    und fuhren mit dem eigenen Auto.
  • 9:12 - 9:16
    Im Vorfeld gab es sehr viele Leute,
    die uns davon abrieten.
  • 9:16 - 9:19
    Vor allem, weil die Salzschicht
    nicht durchgängig dick ist,
  • 9:19 - 9:24
    sondern auch dünner wird
    und es sog. Ojos gibt, Salzaugen.
  • 9:24 - 9:25
    Wenn man mit dem Auto reinfährt,
  • 9:25 - 9:28
    blubbert man vielleicht
    nicht direkt ins Wasser,
  • 9:28 - 9:32
    aber man bricht sich vielleicht die Achse
    oder hat anderweitig einen Unfall.
  • 9:32 - 9:36
    Das Gebiet ist so groß. Die meiste Zeit
    sieht man wirklich nur Weiß.
  • 9:36 - 9:39
    Da funktioniert auch kein GPS,
    es gibt da keine Straßen oder so.
  • 9:39 - 9:43
    Wir navigierten tatsächlich mit
    dem Kompass nach Himmelsrichtungen.
  • 9:43 - 9:46
    Da das Gebiet so groß ist, sind Bilder,
    die mit der Perspektive spielen,
  • 9:46 - 9:48
    äußerst beliebt.
  • 9:48 - 9:53
    Man kriegt hier ein Gespür dafür,
    wie unendlich weit sich das Ganze anfühlt.
  • 9:53 - 9:57
    In 3 Tagen und 2 Nächten überquerten
    wir dann diesen See.
  • 9:57 - 10:00
    In dieser Zeit lernten wir
    die absolute Einsamkeit kennen.
  • 10:00 - 10:05
    Da existiert kein Tier auf dem Salz,
    auch keine Lichter von irgendeiner Stadt.
  • 10:05 - 10:10
    Man hört auch keinen großen Lärm --
    ein bisschen Wind oder so.
  • 10:10 - 10:13
    Als wärst du auf einem anderen Planeten.
  • 10:13 - 10:16
    Auch hier wieder: Es gab Risiken
  • 10:16 - 10:20
    und ich würde es nicht blindlings
    ganz allgemein empfehlen.
  • 10:20 - 10:23
    Ich finde, das muss jeder für sich
    selber entscheiden
  • 10:23 - 10:25
    und sich nicht schon im Vorfeld
  • 10:25 - 10:27
    von irgendwelchen Horrorszenarien
    abschrecken lassen.
  • 10:29 - 10:33
    Während beide Beispiele gerade eben
    ein bisschen darauf abgezielt haben,
  • 10:33 - 10:36
    dass man seine Angst
    vor Misserfolgen überwinden soll,
  • 10:36 - 10:39
    geht es bei dem Bild darum, dass man
    es manchmal einfach besser weiß.
  • 10:39 - 10:44
    Dieses Bild sah ich während
    einer Mexiko-Reise auf einer Postkarte.
  • 10:44 - 10:47
    Ich fand es so schön, dass ich es
    nachfotografieren wollte.
  • 10:47 - 10:50
    Also fuhr ich in diese Stadt --
    die nennt sich Chamula.
  • 10:50 - 10:53
    Als ich ankam, war es schon dunkel.
    Der Himmel war zugezogen.
  • 10:53 - 10:55
    Es gab Wolken und den Vulkan auf dem Bild,
  • 10:55 - 10:57
    den sah ich live überhaupt nicht.
  • 10:57 - 11:00
    Also ging ich mit der Postkarte
    in ein Geschäft und fragte:
  • 11:00 - 11:04
    "Wo kann ich das Foto aufnehmen,
    gibt es da einen Aussichtspunkt?"
  • 11:04 - 11:08
    Der Mann, der Local, sagte zu mir:
    "Das ist eine Fotomontage."
  • 11:08 - 11:13
    Die Aussage verwunderte mich extrem,
    denn das war ein Local,
  • 11:13 - 11:16
    ein erwachsener Mann,
    der ein Geschäft hatte usw.
  • 11:16 - 11:19
    Aber er verstand nicht, wie sich
    die Brennweite von einem Teleobjektiv
  • 11:19 - 11:22

    z. B. auf die Tiefe im Bild auswirkt.
  • 11:22 - 11:24
    Er dachte, weil der Vulkan
    sehr weit weg ist,
  • 11:24 - 11:27
    müsste er eben ganz klein im Bild sein.
  • 11:27 - 11:29
    Für mich stand außer Frage,
    das Bild ist keine Montage.
  • 11:29 - 11:32
    Am nächsten Tag konnte ich
    diese Aufnahme auch umsetzen.
  • 11:32 - 11:36
    Aber das war wieder mal einer
    der Punkte, wo ich dachte,
  • 11:36 - 11:39
    man muss einfach an sich selber
    glauben und sich selber treu bleiben,
  • 11:39 - 11:43
    sich nicht von anderen irgendwelche
    Dinge ausquatschen lassen.
  • 11:43 - 11:49
    Punkt 3: Bleibe hartnäckig
    und glaube an dich selbst!
  • 11:51 - 11:54
    Wir haben jezt schon ein bisschen Zeit
    miteinander verbracht
  • 11:54 - 11:56
    und ihr sitzt auch schon ein bisschen.
  • 11:56 - 11:58
    Deswegen würde ich euch bitten,
  • 11:58 - 12:03
    alle, die dazu körperlich in der Lage
    sind, einmal kurz aufzustehen.
  • 12:05 - 12:08
    Sehr schön, vielen Dank.
    Ihr fragt euch: "Was möchte er denn?"
  • 12:08 - 12:11
    Ehrlich gesagt nix weiter.
    Das war es eigentlich schon.
  • 12:11 - 12:15
    Zum einen wollte ich euren Kreislauf
    nochmal kurz in Schwung bringen.
  • 12:15 - 12:18
    Bitte schön, gern geschehen.
    Zum anderen wollte ich euch noch mal
  • 12:18 - 12:21
    ins Gedächtnis rufen, dass Aufstehen
    für euch gar kein Problem ist.
  • 12:21 - 12:24
    Ihr dürft euch wieder hinsetzen,
    versteht es nicht falsch.
  • 12:24 - 12:27
    Ich meine damit nicht,
    dass ich euch verscheuchen will.
  • 12:27 - 12:31
    Aber für die meisten Menschen
    ist Aufstehen easy.
  • 12:31 - 12:33
    Aber denkt mal an Kleinkinder.
  • 12:33 - 12:36
    Bis man so elegant stehen kann
    wie wir jetzt gerade,
  • 12:36 - 12:37
    das braucht seine Zeit.
  • 12:37 - 12:42
    Das geht nicht von heute auf morgen,
    aber wenn es mal klappt, klar -- easy.
  • 12:43 - 12:46
    Dieses Bild aus dem Villnößtal in Südtirol
  • 12:46 - 12:49
    steht stellvertretend für
    sehr viele meiner Fotografien.
  • 12:49 - 12:52
    In der Landschaftsfotografie
    lernst du Geduld.
  • 12:52 - 12:55
    Es gibt so viele Faktoren, die man
    einfach nicht beeinflussen kann.
  • 12:55 - 12:59
    Wind, Wetter, Wolken, all diese Dinge.
  • 12:59 - 13:03
    Wer beim ersten Mal aufgibt,
    hat im Prinzip verloren.
  • 13:05 - 13:10
    Gleiche Situation, gleiche Location,
    gleicher Fotograf, gleiches Equipment,
  • 13:10 - 13:15
    sogar die gleiche Zeit. Alles gleich,
    nur das Ergebnis ist ein anderes.
  • 13:15 - 13:21
    Ich ging einfach an einem anderen Tag
    hin und versuchte es noch mal.
  • 13:23 - 13:26
    Cenoten sind Kalksteinhöhlen
    in Zentralamerika.
  • 13:26 - 13:29
    Diese hier befindet sich
    etwas versteckt in Mexiko.
  • 13:29 - 13:31
    Die meisten Cenoten sind
    mit Wasser gefüllt.
  • 13:31 - 13:35
    Man kann drin schwimmen und tauchen.
    Diese hier ist trocken.
  • 13:35 - 13:38
    Aber alle Cenoten haben eines gemeinsam:
  • 13:38 - 13:41
    Drin ist es dunkel, es sind Höhlen.
  • 13:41 - 13:44
    Um dort ein Foto zu machen,
    braucht man entweder einen Blitz --
  • 13:44 - 13:47
    das ist in der Landschaftsfotografie
    nicht so sinnvoll.
  • 13:47 - 13:51
    Dreht man wiederum den ISO-Wert hoch,
    verschlechtert sich die Bildqualität.
  • 13:51 - 13:54
    Oder: Man könnte ein Stativ verwenden.
  • 13:54 - 13:57
    Ich entschied mich
    für die Option 3, ein Stativ.
  • 13:57 - 14:02
    Das Problem war nur, diese Cenote
    darf man nur mit Guide betreten.
  • 14:02 - 14:06
    Stative sind dort verboten.
    Was tat ich also?
  • 14:06 - 14:10
    Ich nahm einen Guide beiseite und
    überzeugte ihn im Gespräch davon,
  • 14:10 - 14:13
    dass er nicht nur
    eine Einzelführung macht,
  • 14:13 - 14:16
    sondern tatsächlich auch noch
    beide Augen zudrückt.
  • 14:16 - 14:22
    Auch hier: Durchhaltevermögen zahlt sich
    aus und bringt einen im Endeffekt weiter.
  • 14:22 - 14:25
    Das Schöne ist: Kurz nachdem ich
    dieses Bild veröffentlicht hatte,
  • 14:25 - 14:29
    meldete sich die "National Geographic"
    bei mir und druckte das Bild.
  • 14:29 - 14:32
    Eine sehr schöne Bestätigung
    für die eigene Arbeit.
  • 14:32 - 14:35
    Da ich in der Zeit unterwegs war,
    war meine Mutter so freundlich,
  • 14:35 - 14:40
    per Skype ein Bild von
    der Ausgabe zu schicken.
  • 14:41 - 14:45
    Tikal, wahrscheinlich die geilste
    Mayastätte überhaupt.
  • 14:45 - 14:47
    Sagenhaftes Gebiet, ganz ursprünglich.
  • 14:47 - 14:52
    Dort gibt es tatsächlich noch freilebende
    Jaguare und Krokodile usw.
  • 14:52 - 14:55
    Ganz spannend. Die Sache ist,
    da darf man auch nur mit Guide rein.
  • 14:55 - 14:59
    Also buchten wir einen Guide und
    am nächsten Tag sollte er uns abholen.
  • 14:59 - 15:02
    Hat er aber nicht getan. Was also tun?
  • 15:02 - 15:05
    Wir fuhren auf eigene Faust dort hin.
  • 15:05 - 15:08
    Da kommt man an eine Schranke und
    da sind Leute, die aufpassen,
  • 15:08 - 15:11
    dass man da nicht reingeht. Was tat ich?
  • 15:11 - 15:17
    30 Minuten, länger als
    dieser Talk hier, eine halbe Stunde
  • 15:17 - 15:21
    bearbeitete und beackerte ich sie,
    dass sie uns reinlassen.
  • 15:21 - 15:25
    Nach einer halben Stunde gaben sie auf
    und ließen uns ohne Guide passieren.
  • 15:25 - 15:30
    Eigentlich ein Unding, aber auch hier:
    Hartnäckigkeit zahlt sich aus.
  • 15:33 - 15:37
    Punkt 4: Spontan sein, Chancen erkennen.
  • 15:37 - 15:41
    Die Landschaftsfotografie hat
    unterschiedliche Herangehensweisen.
  • 15:41 - 15:44
    Ich persönlich plane ein Bild
    schon im Vorfeld
  • 15:44 - 15:48
    und überlege mir genau, wie das Bild
    aussieht, bevor ich zur Location fahre.
  • 15:48 - 15:53
    Ich habe dann alles genau visualisiert
    in meinem Kopf -- in der Theorie.
  • 15:53 - 15:56
    In der Praxis sieht es häufig
    ein bisschen anders aus.
  • 15:56 - 15:59
    Deswegen muss man
    in der Fotografie spontan bleiben,
  • 15:59 - 16:01
    auf eine Situation flexibel reagieren
  • 16:01 - 16:03
    und das Beste aus dem
    machen, was man gerade hat.
  • 16:03 - 16:07
    Es gibt aber auch noch
    andere Situationen so wie diese,
  • 16:07 - 16:10
    die einem einfach über den Weg laufen.
  • 16:10 - 16:13
    Ich fuhr mit dem Auto
    und sah auf der Straße,
  • 16:13 - 16:17
    hier gehen diese Beams durch
    den Wald, verzaubern die Luft
  • 16:17 - 16:20
    und machen diesen schönen Effekt.
  • 16:20 - 16:23
    Rechts rangefahren, Bild gemacht.
    Spontanes Foto.
  • 16:23 - 16:26
    Genauso hier. Natur macht mich fertig.
  • 16:26 - 16:29
    Ich wusste gar nicht,
    dass es sowas überhaupt gibt.
  • 16:29 - 16:30
    Ein ausgetrockneter Fluss,
  • 16:30 - 16:33
    der jetzt mit grünem Gras durchzogen ist.
  • 16:33 - 16:38
    Diese Location nie gesehen oder erwartet.
    Per Zufall draufgestolpert.
  • 16:38 - 16:40
    Spontanes Foto, ungeplant.
  • 16:40 - 16:44
    Auch dieses hier, sieht man vielleicht
    häufiger, nichtsdestotrotz ist es schön:
  • 16:44 - 16:47
    Ein farbiger Himmel
    reflektiert sich im Eis.
  • 16:47 - 16:50
    Ungeplantes Foto, spontanes Bild.
  • 16:51 - 16:56
    Mein Favorit: die Sonne,
    die in der Mitte des Fitz Roy untergeht
  • 16:56 - 16:59
    und diesen krassen Halo-Effekt zaubert.
  • 16:59 - 17:03
    Als ich dieses Bild machte, war ich
    schon tagelang in diesem Gebiet unterwegs
  • 17:03 - 17:06
    und hatte den Berg aus
    allen Winkeln fotografiert.
  • 17:06 - 17:10
    Aber als ich da dann runterlief und
    diesen Effekt sah, wusste ich:
  • 17:10 - 17:14
    Das ist ein Killer-Shot.
    Ich lief dahin, machte das Bild.
  • 17:14 - 17:18
    Bis heute ist es eines meiner liebsten
    Bilder in meinem Portfolio.
  • 17:18 - 17:20
    Aus der spontanen SItuation entstanden.
  • 17:20 - 17:23
    Auch eine Sache, die mich
    die Fotografie gelehrt hat.
  • 17:23 - 17:28
    Spontane Sachen erkennen und dann
    vor allem auch, diese zu nutzen.
  • 17:28 - 17:31
    Langsam kommen wir zum Schluss.
    Das war es schon fast.
  • 17:31 - 17:33
    Ich habe noch einen
    letzten, wichtigen Punkt,
  • 17:33 - 17:36
    den ich gerne mit euch teilen möchte.
  • 17:36 - 17:40
    Punkt 5: Dankbar sein.
    Ist halt echt so.
  • 17:40 - 17:42
    Wie wunderschön die Erde ist,
  • 17:42 - 17:44
    erblickte ich erst durch
    den Sucher der Kamera.
  • 17:44 - 17:47
    Ich finde, man soll immer
    nach vorne gehen
  • 17:47 - 17:51
    und versuchen, was zu machen.
    Das ist alles wichtig.
  • 17:51 - 17:55
    Aber: Den Blick fürs Ganze
    sollte man immer irgendwie behalten.
  • 17:55 - 17:57
    Dankbar sein für das, was man hat
  • 17:57 - 18:00
    und vor allem für die,
    mit denen man es teilen darf.
  • 18:00 - 18:05
    Heute seid ihr das. Deshalb vielen Dank
    an euch fürs Zuhören. Vielen Dank.
  • 18:05 - 18:08
    (Beifall)
Title:
5 Lernerfahrungen aus der Fotografie | Matthias Huber | TEDxFreiburg
Description:

Auf der Suche nach außergewöhnlichen Landschaften reist der Fotograf Matthias Huber um die ganze Welt. Mit viel Humor und gespickt mit lustigen Anekdoten teilt er mit uns fünf auf den Alltag übertragbare Lehren, die er aus seinen zahlreichen Reisen gezogen hat.

Matthias Huber ist ein preisgekrönter Landschafts- und Abenteuerfotograf, dessen Leidenschaft das Reisen ist. Seine Arbeiten wurden bereits in Zeitschriften wie National Geographic und GEO veröffentlicht. Daneben hat er mit weltberühmten Brands wie Microsoft, Nokia und Tamron zusammengearbeitet. Aktuell liegt sein Fokus auf OUT:SNAP, einem Startup-Unternehmen für Outdoor-Fotografen.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

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Video Language:
German
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
18:09

German subtitles

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