Zeit ist Leben. Leben ist Zeit mit Begrenzung | Lothar Seiwert | TEDxHeidelberg
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0:13 - 0:19Hallo, ich bin total begeistert
und tief bewegt zugleich. -
0:19 - 0:23Begeistert, weil der erste
TEDx-Event in Heidelberg -
0:23 - 0:28und bewegt, weil ich
genau in diesem Raum -
0:28 - 0:33eine besondere Begegnung
der unheimlichen Art hatte, -
0:33 - 0:39mit einem Wesen, dem wahrscheinlich
nur wenige Menschen bisher begegnet sind, -
0:41 - 0:46und einem Gott und später
auch einer Göttin der Zeit. -
0:47 - 0:51Es fand genau hier
in der Print-Media Lounge statt. -
0:52 - 0:57Es war der 5. Juni 2014.
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0:59 - 1:02Die alten Griechen
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1:02 - 1:05hatten für alles einen Gott,
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1:05 - 1:09und weil Zeit
das wertvollste im Leben ist, -
1:09 - 1:12hatten sie sogar zwei Götter für die Zeit:
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1:12 - 1:15Kronos und Kairos.
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1:16 - 1:23Kronos war der Gott der
sequenziellen Zeit, der Pünktlichkeit. -
1:23 - 1:29Also wenn eure Züge Verspätung haben,
ist nicht die Bahn schuld, sondern Kronos. -
1:30 - 1:34Kairos, das war sein flippiger Bruder,
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1:34 - 1:37von dem gibt es auch gar keine Bilder.
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1:37 - 1:43Er wurde in der griechischen Mythologie
mit einem langen Zopf dargestellt -
1:43 - 1:48und er erschien uns Menschen
ganz unmittelbar, -
1:48 - 1:51um uns eine besondere Chance zu zeigen,
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1:51 - 1:54und da mussten wir zupacken
und ihn festhalten, -
1:54 - 1:57deshalb sagen wir heute noch
in unserem Sprachgebrauch: -
1:57 - 2:01"die Gelegenheit beim Schopfe packen".
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2:01 - 2:05Es war eine Veranstaltung
der SAP Business Lounge. -
2:05 - 2:09Ich hatte eigentlich gar keine Lust
zu dem Vortrag zu gehen. -
2:09 - 2:14Ich wollte mehr hinterher
zu der Chill-Out-Party, -
2:14 - 2:15(Lachen)
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2:15 - 2:20weil ein Vortrag in Englisch,
das ist dann wieder kompliziert, -
2:20 - 2:23aber eine innere Stimme,
und das kann nur Kairos gewesen sein, -
2:23 - 2:26sagte: "Geh dort hin",
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2:26 - 2:31und auf der Bühne
befand sich Dr. René Mur. -
2:31 - 2:35Ihr habt sie heute Nachmittag hier
über success und failure sprechen gehört. -
2:36 - 2:40Ich weiß überhaupt nicht mehr,
über was sie gesprochen hat, -
2:40 - 2:44aber ich war an der Rednerin interessiert.
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2:45 - 2:49(Lachen)
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2:49 - 2:52Ich weiß nicht mehr,
wie lange es gedauert hat; -
2:52 - 2:54manchmal haben wir Männer
eine längere Leitung. -
2:55 - 2:58Ich habe beschlossen, sie zu daten.
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2:59 - 3:02Und was macht man
heute im digitalen Zeitalter? -
3:03 - 3:08Man geht auf Google
oder Facebook, oder beides, -
3:08 - 3:13und das Profilbild auf ihrer
Facebook-Seite seht ihr hier. -
3:13 - 3:16Und was sagt uns das?
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3:17 - 3:22In jedem System gibt es einen
kybernetisch wirkungsvollsten Punkt -
3:22 - 3:27und wenn ich mich auf den konzentriere,
erziele ich mit dem, was ich tue, -
3:27 - 3:30die größte Wirkung.
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3:30 - 3:33Der kybernetisch
wirkungsvollste Punkt ist hier -
3:34 - 3:35natürlich der Hund.
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3:37 - 3:42Ich hatte damals eine Hundephobie.
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3:42 - 3:44Wie kam das?
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3:44 - 3:47Ich habe als Student
in allen Semesterferien -
3:47 - 3:51als Postzusteller auf dem Lande gejobbt.
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3:51 - 3:53Vielleicht könnt ihr euch das vorstellen,
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3:53 - 3:57in fast jedem Haus,
das einen Vorgarten hatte, -
3:57 - 3:58(Hundeknurren)
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3:58 - 4:02hat ein Hund jeden Tag auf mich gewartet,
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4:02 - 4:05und das war ganz schön herausfordernd.
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4:05 - 4:10Es gab für mich nur eine Chance,
diese boundary zu überwinden -
4:10 - 4:15und mich wieder dem Thema "Hund"
in positiver Weise zuzuwenden. -
4:16 - 4:19Dann habe ich eine Zeitschrift
abonniert: "Leben mit Hund", -
4:19 - 4:20(Lachen)
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4:20 - 4:24und habe mich hier entsprechend eingelesen
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4:25 - 4:29und einige Wochen oder Monate später
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4:29 - 4:31hatten wir diese Situation.
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4:33 - 4:36Wer ist hier in der Mitte?
Wer ist Mittelpunkt? -
4:36 - 4:38Der Hund natürlich.
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4:40 - 4:45Zwei Jahre später
hatten wir diese Situation. -
4:46 - 4:50Am 11. Juni 2016 haben wir geheiratet.
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4:50 - 4:53(Englisch) "Ich liebe dich, Schatz."
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4:53 - 5:01(Applaus)
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5:01 - 5:04Was wir daraus lernen können,
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5:04 - 5:08dass es beim Umgang
mit der Zeit nicht darauf ankommt, -
5:08 - 5:16wie ihr bei eurem Google-Mail
Eingangskorb/Account -
5:16 - 5:20die Mails optimal
nach Prioritäten sortiert, -
5:20 - 5:24sondern was ihr mit
der vorhandenen Zeit macht. -
5:24 - 5:28Für mich ist Zeit
im Grunde genommen das Kostbarste, -
5:28 - 5:31was wir haben in unserem Leben,
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5:31 - 5:37und für mich gibt es zwei boundaries
im Umgang mit der Zeit. -
5:37 - 5:43Zum einen eine äußere boundary,
die ist schlicht und einfach vorgegeben. -
5:43 - 5:45Ich habe das einmal mitgebracht;
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5:45 - 5:51das ist jetzt mein
persönlicher Lebenszeit-Zollstock. -
5:51 - 5:55Der geht hier bis ungefähr 82
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5:55 - 5:59und ich habe bereits
die 2.0 Version mitgebracht, -
5:59 - 6:02die geht bis 100,
und ich greife mal dorthin, -
6:02 - 6:05wie alt oder jung ich bin,
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6:05 - 6:08und alles was sich hier
links davon befindet, -
6:08 - 6:11ist die vergangene Zeit,
die kann ich nicht mehr ändern, -
6:11 - 6:15aber viel entscheidender ist,
was rechts davon ist. -
6:15 - 6:20Ihr seht, bei mir geht es
jetzt nur noch steil nach oben. -
6:20 - 6:26Für uns alle ist heute ein ganz
besonderer Tag, wenn ihr so wollt, -
6:26 - 6:29nämlich der erste Tag
vom Rest eures Lebens, -
6:29 - 6:33den ihr mit einem neuen
Zeitbewusstsein beginnen könnt. -
6:34 - 6:41Die andere boundary, die wir
so haben, ist die innere: -
6:41 - 6:44wie wir gegenüber Zeit eingestellt sind.
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6:44 - 6:49Ich kenne da einen Satz,
den habe ich schon so oft gehört. -
6:49 - 6:53Er trifft nur auf solche Menschen zu,
die heute Abend nicht hier sind. -
6:53 - 6:58Der lautet: "Ich hab keine Zeit."
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6:59 - 7:03Und das ist für mich
sogar eine Lüge, eine Lebenslüge. -
7:03 - 7:04Warum?
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7:04 - 7:08Wenn jemand sagt: "Ich hab keine Zeit",
bedeutet das in Wirklichkeit: -
7:08 - 7:14Ich habe dafür keine Zeit,
weil mir anderes eben wichtiger ist. -
7:14 - 7:16Benjamin Franklin,
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7:16 - 7:19zurzeit tot,
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7:19 - 7:20(Lachen)
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7:20 - 7:25hat mal diesen bekannten Satz gesagt:
"Time is money." [Zeit ist Geld.] -
7:25 - 7:29Wenn ihr mal wie ich
Telekom-Aktien gekauft habt, -
7:29 - 7:30(Lachen)
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7:30 - 7:34wobei das Geld ja nicht weg ist,
es hat nur jetzt jemand anders -
7:34 - 7:36und den such ich immer noch,
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7:36 - 7:39kann ich das wieder kriegen.
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7:39 - 7:42Dann habe ich SAP-Aktien gekauft
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7:42 - 7:44und dann ging es mir
finanziell wieder gut. -
7:46 - 7:49Ich habe mal angefangen,
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7:49 - 7:53als Cheftrainer für Time System.
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7:53 - 7:56So für die Jüngeren unter euch:
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7:56 - 8:01Das war analoge Technologie,
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8:01 - 8:08ohne Bluetooth-Schnittstelle,
ohne Thunderbolt-Einsteck-Slot, -
8:08 - 8:13null Stromverbrauch, da hat
man so hinein geschrieben, -
8:13 - 8:15wie man sich so organisiert hat.
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8:15 - 8:18Ich hab Teilnehmer
in meinen Seminaren gehabt, -
8:18 - 8:22die geglaubt hatten, mit
einem solchen Zeitplan-Tool -
8:22 - 8:23würden sie mehr Zeit haben.
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8:23 - 8:25Wisst ihr, was passiert ist?
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8:25 - 8:28Die waren hinter
genauso gestresst wie vorher, -
8:28 - 8:31nur wesentlich
professioneller organisiert. -
8:31 - 8:36Packten in den 12-Stunden-Tag
das Pensum von 15 Stunden hinein -
8:36 - 8:41oder auf Neu-Heidelbergerisch:
"still confused but on a higher level", -
8:41 - 8:43[immer noch verwirrt,
aber eine Ebene höher]. -
8:43 - 8:49Aber ihre persönliche Lebensqualität
hatte sich in keinster Weise verbessert. -
8:49 - 8:52Das war wie so ein iPad Mini.
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8:52 - 8:55Ich hatte kürzlich meinem Sohn
ein iPad geschenkt. -
8:55 - 8:56Er war ganz begeistert.
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8:56 - 8:58Er sagte: "Papa, das ist ja cool,
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8:58 - 9:02aber wie seid ihr denn früher
bloß ins Internet gekommen?" -
9:04 - 9:08Damals war das mit der Zeit
noch ganz einfach. -
9:08 - 9:12Ich habe hier eine Blumenvase,
da ist Wasser drin, -
9:12 - 9:15und das steht für die Arbeit,
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9:15 - 9:21die wir immer erledigen müssen,
oder glauben, wir müssten sie erledigen. -
9:21 - 9:26Ich habe hier zwei Gläser für die Zeit,
den Vormittag und den Nachmittag. -
9:26 - 9:30Früher haben wir unseren Tag geplant,
dann haben wir das Ganze abgearbeitet -
9:30 - 9:35und dann konnten wir uns den
angenehmen Dingen des Lebens zuwenden. -
9:35 - 9:38Funktioniert heute nicht mehr so. Warum?
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9:38 - 9:40Ihr kennt das, kaum hat man
alles weg gearbeitet, -
9:40 - 9:43schon ist wieder noch mehr Arbeit da.
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9:44 - 9:46Da kommt ein Kollege rein
oder der Chef: -
9:46 - 9:48"Hast du mal eine Minute Zeit?",
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9:48 - 9:53dauert eine Viertelstunde, halbe Stunde
und schon verrinnt wieder Zeit. -
9:53 - 9:57Jetzt kommen wir
an eine Kapazitätsgrenze, -
9:57 - 10:02nämlich die Zeitkontingente
sind erschöpft. -
10:03 - 10:04Was machen wir?
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10:04 - 10:08Ganz einfach, wir nehmen
ein weiteres Glas. -
10:08 - 10:11Dafür haben wir im deutschen
Arbeitsrecht einen Begriff, -
10:11 - 10:15den nennen wir "Mehrarbeit"
oder "Überstunden", -
10:15 - 10:17weil das geht ständig so weiter.
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10:17 - 10:18Klingelt das Telefon:
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10:18 - 10:23Kunde droht mit Auftrag,
will geschwind eine Unterlage haben. -
10:23 - 10:24Früher haben wir gesagt:
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10:24 - 10:27"Ich stecke es ihnen in die Post",
wie vorsintflutlich. -
10:27 - 10:30Heute will es der andere wann?
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10:30 - 10:34Sofort per E-Mail mit einer PDF,
noch schick designt. -
10:34 - 10:37Und wieder verrinnt wertvolle Zeit.
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10:37 - 10:40Wenn man einmal mit
den E-Mails angefangen hat, -
10:40 - 10:43ihr kennt das, ihr schickt 3-4 Mails raus,
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10:43 - 10:46was passiert, 10-20 neue kommen rein,
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10:46 - 10:48wollen auch abgearbeitet werden.
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10:48 - 10:53Dann habe ich diese Tage gelesen,
gibt es noch etwas, -
10:53 - 10:55das nennen wir "Privatleben".
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10:56 - 10:59Da ist beispielsweise der Hund krank,
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10:59 - 11:02der vierbeinige natürlich.
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11:02 - 11:08Da muss jemand beim Tierarzt
im Wartezimmer sitzen. -
11:08 - 11:11Wieder verrinnt kostbare Zeit.
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11:11 - 11:13Oder es gibt Probleme in der Schule,
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11:13 - 11:17da muss jemand zum Klassenlehrer
in die Sprechstunde gehen. -
11:17 - 11:18Wieder verrinnt Zeit.
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11:18 - 11:23Oder der Schwieger-Tiger
hat einen runden Geburtstag, -
11:23 - 11:26dann muss dann in der Regel
die Frau, ihr kennt das: -
11:26 - 11:30Geschenk besorgen, Kuchen backen,
Blumen kaufen und so weiter und so fort, -
11:30 - 11:32und wieder verrinnt Zeit.
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11:32 - 11:35Ich könnte das jetzt
beliebig lang fortsetzen. -
11:35 - 11:40Ein Kollege von mir hat sogar
aus dem Wasser auch noch Wein gemacht, -
11:40 - 11:43das ist etwa 2000 Jahre her.
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11:43 - 11:47(Lachen)
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11:47 - 11:50Das wollen wir jetzt nicht vertiefen.
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11:50 - 11:52Wir leben in einer Zeit,
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11:52 - 11:56wo die Herausforderungen immens groß sind.
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11:56 - 12:01Zum einen wird alles
immer schneller getaktet -
12:01 - 12:05und in den USA gibt es bereits
einen neuen Begriff in der Medizin, -
12:05 - 12:09der da heißt:
"hurry-sickness", Hetz-Krankheit. -
12:09 - 12:11Kennt ihr das im Sprachgebrauch?
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12:11 - 12:17"Ich fahr mal schnell zum Copyshop",
sagte die Tage eine Mitarbeiterin, -
12:17 - 12:19oder "Ich geh mal geschwind zum Bäcker."
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12:19 - 12:23Warum denn immer schnell und sofort?
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12:23 - 12:29Zum anderen ist alles immer
komplizierter und aufwendiger geworden. -
12:30 - 12:35Ich habe mal mit einem Fat-Mac angefangen,
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12:35 - 12:39512 kB Arbeitsspeicher.
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12:39 - 12:43Das Betriebssystem
könnt ihr euch ausrechnen, -
12:43 - 12:49wie überschaubar das heute ...
und heute sind neue Updates GB-groß. -
12:49 - 12:55Bei jedem Update habe ich Technikstress,
weil irgendwas ist wieder anders. -
12:55 - 13:03Wir haben diese beiden Herausforderungen
hybridmäßig kombiniert. -
13:03 - 13:06Wir sprechen da von Dynaxity.
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13:06 - 13:13Das ist eine Kreuzung
aus Dynamics und Complexity, -
13:13 - 13:16das heißt, es wird alles
schneller getaktet -
13:16 - 13:20und es wird auch alles
wesentlich komplizierter. -
13:20 - 13:26Wie kommen wir jetzt
aus dieser Falle raus? -
13:27 - 13:30Ich habe im Laufe meines Lebens
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13:30 - 13:35über 10 000 Bücher angesammelt:
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13:35 - 13:41über Erfolg, über Selbstmanagement,
über Strategie, über Marketing, -
13:41 - 13:46über Business, über Führung,
das ganze Programm. -
13:46 - 13:49Wenn man 10 000 Bücher
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13:49 - 13:54in einem einzigen Satz
zusammenfassen könnte, -
13:54 - 13:56so würde er lauten:
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13:56 - 14:02"Konzentriere dich auf
das für dich Wesentliche -
14:02 - 14:05und nicht auf das Dringende."
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14:06 - 14:08Ich kann euch eines versprechen,
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14:08 - 14:12ihr werdet zwar
ab heute Abend oder morgen -
14:12 - 14:16auch nicht mehr Zeit haben als vorher,
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14:16 - 14:22aber wenn ihr euch konsequent auf
die wirklich wichtigen Dinge fokussiert, -
14:22 - 14:27verbessert ihr eure Produktivität
garantiert um 50 %. -
14:28 - 14:32Das möchte ich euch gerne anhand
von ein paar Zahlen belegen. -
14:32 - 14:37Der Vor-Vorgänger von Hillary Clinton
oder Donald Trump, wer weiß, -
14:37 - 14:40Twight D. Eisenhower
hat der Legende nach -
14:40 - 14:46immer nach zwei Kriterien Prioritäten
gesetzt: wichtig und dringend. -
14:46 - 14:52In unserem Sprachgebrauch werden die gerne
immer in die gleiche Schublade gesteckt. -
14:54 - 14:59Wichtigkeit, zum Beispiel,
um wie viel Geld geht es hier? -
14:59 - 15:04Dringlichkeit ist allein Zeitdruck.
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15:04 - 15:08Eine Teilnehmerin hatte das
neulich sehr anschaulich definiert. -
15:08 - 15:09Sie hatte gesagt:
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15:09 - 15:15"Wenn du auf dem Örtchen sitzt
und das Papier zu Ende geht, -
15:15 - 15:20dann ist das für dich sehr dringend,
für niemanden anders aber wichtig." -
15:23 - 15:28Ein früherer CEO der AT&T
hat bei Besprechungen -
15:28 - 15:32hinter jedem Tagesordnungspunkt
schreiben lassen, -
15:32 - 15:34um wie viel Dollar es hier ging.
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15:35 - 15:40Natürlich kann man nicht
alles in Geld umrechnen, -
15:40 - 15:46aber ihr seht hier etwas Entscheidendes,
bei den weißen Zahlen seht ihr, -
15:46 - 15:53womit Führungskräfte und Mitarbeiter
im Durchschnitt ihre Zeit verbringen -
15:53 - 16:00und rechts unten stehen 50 bis 60 %,
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16:00 - 16:04werden Dinge gemacht, die überhaupt
nicht wichtig sind, aber dringend. -
16:04 - 16:08Ich habe das vorhin in der Pause
noch mal nachgerechnet und festgestellt, -
16:08 - 16:11das ist ja glatt die Hälfte.
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16:12 - 16:18Nur links oben 15 %
kümmert man sich proaktiv um Dinge, -
16:18 - 16:21die wichtig sind,
bevor sie dringend werden. -
16:21 - 16:25Das sind strategische Dinge,
Kreativität, ein Buch zu schreiben, -
16:25 - 16:30Customer Relations Management, TQM,
also Dinge, die wichtig sind, -
16:30 - 16:32bevor sie dringend werden.
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16:32 - 16:38Rechts unten nimmt uns
die Hälfte unserer Zeit weg. -
16:38 - 16:39Die meisten E-Mails gehören dazu,
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16:39 - 16:45viele E-mails, Reports,
Statistiken und ähnliches mehr, -
16:45 - 16:47der Wasserhahn tropft.
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16:47 - 16:49Ist es aber ein Wasserrohrbruch,
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16:49 - 16:55rechts oben, dann ist es
zugleich wichtig und dringend. -
16:55 - 17:02Wir neigen dazu, immer auf alles
was gerade passiert, sofort zu reagieren. -
17:02 - 17:03Warum ist das so?
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17:03 - 17:08Weil unser limbisches System
darauf konditioniert ist, -
17:08 - 17:11auf jeden Umweltreiz zu reagieren.
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17:12 - 17:15Das war mal notwendig,
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17:15 - 17:20als der T-Rex aus
dem Gebüsch gekrochen ist. -
17:20 - 17:23Da haben Sekundenbruchteile entschieden,
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17:23 - 17:25aber wenn heute euer Smartphone sagt:
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17:25 - 17:29"(Bing), du hast eine
neue Whatsapp Message", -
17:29 - 17:34ist das gleich interessant,
aber überhaupt nicht wichtig. -
17:34 - 17:40Ich habe vor einiger Zeit
bei einer Veranstaltung -
17:40 - 17:43mit Ärzten und Rettungssanitätern
dazu lernen dürfen, -
17:43 - 17:46weil die machen das nämlich ganz schlau.
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17:46 - 17:51Stellt euch vielleicht nicht zu intensiv
mal so einen Unfall vor, mit tatü tata, -
17:51 - 17:54und da schreit einer,
weil ihm das Blut runterläuft: -
17:54 - 17:56"Warum kommt denn keiner?
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17:56 - 17:58Ich bin doch privat versichert."
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17:58 - 17:59(Lachen)
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17:59 - 18:01Da sagen die: "Der ist
überhaupt nicht wichtig, -
18:01 - 18:07sondern der bewusstlos im Straßengraben
liegt, muss zuerst wiederbelebt werden. -
18:07 - 18:10Die Prioritäten-Regel lautet:
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18:10 - 18:12"Wer schreit, lebt."
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18:12 - 18:14(Lachen)
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18:14 - 18:18Wenn Montag euer Kunde schreit,
euer Chef schreit, -
18:18 - 18:22heute Abend euer Ehe-
oder Lebenspartner schreit, -
18:22 - 18:25ist das zunächst ein Überlebenssignal.
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18:25 - 18:28(Lachen)
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18:28 - 18:32Aber ist es zugleich auch wichtig?
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18:32 - 18:37Ich hatte eine Situation,
die wichtig und dringend zugleich war. -
18:37 - 18:41Ich fuhr mit dem Fahrrad zu
einem Fitnesstraining hier in Heidelberg. -
18:41 - 18:45Unfall, Krankenhaus,
und der Professor sagte: -
18:45 - 18:49"Ich muss Sie morgen
gleich als erstes operieren." -
18:49 - 18:53Ich sagte: "Geht nicht.
Ich habe da einen Vortrag in Berlin", -
18:53 - 18:56dann sagt er: "Den können Sie
mal ganz schnell vergessen -
18:56 - 18:58und einige danach auch."
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18:58 - 19:02Ihr könnt euch sicherlich denken,
wer recht behalten hat: -
19:02 - 19:04Reha, das ganze Programm
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19:04 - 19:10und dann fängt man an,
sein Leben neu zu überdenken. -
19:10 - 19:16Ich hab euch einmal
mein Leben mitgebracht, -
19:17 - 19:25das sieht vielleicht noch etwas
ungeordnet und chaotisch aus. -
19:27 - 19:29Wenn man so anfängt,
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19:29 - 19:32die Lücken zu füllen
-
19:34 - 19:37und sein Leben in den Griff zu bekommen,
-
19:37 - 19:42hat das irgendwo seine Struktur
und seine feste Ordnung, -
19:42 - 19:47und deshalb ist es wichtig,
dem auch einen Rahmen zu geben. -
19:47 - 19:53Er ist fest, er ist unverrückbar,
und die Amerikaner nennen das -
19:53 - 19:56"mission statement",
"big picture" oder "big idea". -
19:56 - 20:01Wir können es auch "Lebensvision",
"Lebensziel" nennen. -
20:01 - 20:05Ich übergebe den Rahmen
unserer charmanten Moderatorin. -
20:07 - 20:13In meinem Leben bedeuten
diese Bereiche Unterschiedliches. -
20:13 - 20:16Das Wichtigste für mich
-
20:16 - 20:17ist die Familie,
-
20:18 - 20:20die Partnerschaft,
-
20:20 - 20:22das Soziale,
-
20:23 - 20:24Freunde,
-
20:26 - 20:29die Gesundheit natürlich, mein Beruf
-
20:29 - 20:36und vielleicht hat der eine
oder andere ein kleines Geheimnis, -
20:36 - 20:38einen blind spot.
-
20:38 - 20:43Jeder hat irgendwann einmal angefangen,
-
20:43 - 20:45sein Leben zu organisieren
-
20:46 - 20:51und sich auch durch Krisen
-
20:51 - 20:55und Herausforderungen
da hin zu entwickeln. -
20:55 - 21:00Was manchmal im Leben passiert, ist,
-
21:00 - 21:03dass wir mit einem Problem
oder einer Krise, -
21:03 - 21:08oder einer Herausforderung
konfrontiert werden. -
21:09 - 21:15Da kann es passieren, dass
unser ganzes Leben durcheinander gerät. -
21:15 - 21:17Das war bei meinem Unfall der Fall.
-
21:17 - 21:20Ich konnte drei Monate nicht arbeiten,
konnte nicht Auto fahren -
21:20 - 21:27und dann ist es wichtig einmal,
die Perspektive zu verändern, -
21:28 - 21:31sein Leben irgendwie umzubauen.
-
21:32 - 21:37Ich musste alles bei mir neu organisieren.
-
21:39 - 21:40Und irgendwann
-
21:43 - 21:46war es mir gelungen,
-
21:46 - 21:50auch diese neue Herausforderung
-
21:51 - 21:54in mein Leben zu integrieren.
-
21:56 - 22:02Es gibt nicht nur Probleme oder Krisen,
sondern auch das hier, -
22:03 - 22:06vielleicht doppelt so groß wie vorher.
-
22:07 - 22:11Freuden, unerwartete Ereignisse,
-
22:11 - 22:14in meinem Fall eine Frau und einen Hund.
-
22:14 - 22:17(Lachen)
-
22:19 - 22:25Wenn es uns gelingt,
vielleicht mit etwas Geschick -
22:25 - 22:29unser Leben wieder zu organisieren,
-
22:29 - 22:32auch für diese Dinge Zeit zu finden,
-
22:32 - 22:35dann ist alles irgendwann in Balance.
-
22:36 - 22:39Das ist mir vor zwei Jahren gelungen.
-
22:40 - 22:42Das Zauberhafte daran ist,
-
22:43 - 22:47dass der Rahmen, den wir hier haben,
-
22:48 - 22:53gleichwohl noch weitere Teile
dazugekommen sind, -
22:53 - 22:56immer noch passt.
-
22:56 - 23:02(Applaus)
-
23:02 - 23:08Ich wünsche euch, dass ihr noch
viele Freuden und unerwartete Geheimnisse -
23:08 - 23:10in euer Leben integrieren könnt.
-
23:10 - 23:11Danke schön.
-
23:11 - 23:14(Applaus)
- Title:
- Zeit ist Leben. Leben ist Zeit mit Begrenzung | Lothar Seiwert | TEDxHeidelberg
- Description:
-
Unsere Lebenszeit ist das kostbarste Gut, das wir besitzen – und auch die größte Grenze. Kein einziger Tag lässt sich wiederholen. Die Arbeit verdichtet sich und Burnout wird zur neuen Volkskrankheit. Viele Menschen leiden unter ständigem Zeitdruck und Überforderung. Wir müssen unsere Grenzen oder unser Denkweise überwinden, um das hektische, komplexe Leben gleichzeitig mit Gelassenheit in Einklang zu bringen. Lothar Seiwert zeigt, wie wir das Gefühl der Unruhe und Hektik in einen gelassenen Umgang mit unserer Zeit drehen, damit wir das Beste aus ihr machen!
Prof. Dr. Lothar Seiwert, ist seit mehr als 30 Jahren Europas führender Experte für Zeit- und Lebensmanagement. Etliche seiner Bücher ("Simplify your Life", "Simplify your Time", "Die Bären-Strategie", "Ausgetickt", "Die Tiger-Strategie") sind Bestseller. Hunderttausende Menschen weltweit haben ihn in seinen Vorträgen erlebt und sind durch ihn dazu inspiriert worden, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.
- Video Language:
- German
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 23:32
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Nadine Hennig approved German subtitles for Zeit ist Leben. Leben ist Zeit mit Begrenzung | Lothar Seiwert | TEDxHeidelberg | |
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Nadine Hennig edited German subtitles for Zeit ist Leben. Leben ist Zeit mit Begrenzung | Lothar Seiwert | TEDxHeidelberg | |
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