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Wie man Zweisprachigkeit erlangt | Naja Ferjan Ramirez | TEDxLjubljana

  • 0:13 - 0:16
    Wie viele von Ihnen
    sprechen zwei Sprachen?
  • 0:18 - 0:21
    Die meisten, immerhin sind wir in Europa.
  • 0:21 - 0:23
    Nächste Frage:
  • 0:24 - 0:29
    Wie viele von Ihnen würden sagen,
    dass Sie zwei Sprachen fließend sprechen,
  • 0:29 - 0:33
    sodass Sie in beiden Sprachen
    arbeiten oder träumen könnten?
  • 0:35 - 0:36
    Nicht so viele.
  • 0:37 - 0:38
    Warum ist das so?
  • 0:39 - 0:44
    Wir sind uns wohl einig, dass es gut ist,
    zwei Sprachen fließend zu sprechen.
  • 0:45 - 0:49
    Man hat bessere Karrierechancen
    und kann mit mehr Menschen sprechen.
  • 0:50 - 0:54
    Es bringt viele kognitive
    und soziale Vorteile mit sich
  • 0:54 - 0:57
    und verzögert die Entstehung
    der Alzheimerkrankheit.
  • 0:58 - 1:01
    Warum sprechen wir dann
    nicht alle zwei Sprachen fließend?
  • 1:02 - 1:05
    Wer in der Schule
    Fremdsprachen gelernt hat,
  • 1:05 - 1:09
    erinnert sich wahrscheinlich daran,
    wie schwierig das war.
  • 1:10 - 1:12
    Ich spreche aus Erfahrung.
  • 1:13 - 1:15
    Mit etwa zehn Jahren begann ich,
    Englisch zu lernen,
  • 1:15 - 1:18
    in der Schule hier in Ljubljana.
  • 1:19 - 1:23
    Als ich etwa neun Jahre später
    zum Studieren in die USA ging,
  • 1:23 - 1:28
    dachte ich, mein Englisch wäre ganz gut,
    ich kam mit den Hausaufgaben zurecht,
  • 1:28 - 1:32
    aber ich erinnere mich auch daran,
    wie ich mit Studienfreunden aß
  • 1:32 - 1:35
    und ihren Gesprächen nicht folgen konnte,
  • 1:35 - 1:38
    oder an mein erstes Date in Amerika,
  • 1:38 - 1:41
    bei dem ich nur die Hälfte verstand.
  • 1:43 - 1:49
    Viele hier haben sicher eigene Anekdoten
    vom Fremdsprachenlernen,
  • 1:49 - 1:53
    aber die meisten dieser Geschichten
    haben etwas gemeinsam:
  • 1:54 - 1:56
    Fremdsprachen zu lernen ist schwer.
  • 1:56 - 1:59
    Es braucht viel Zeit und Mühe,
  • 2:00 - 2:03
    es scheint, dass man,
    egal wie sehr man sich bemüht,
  • 2:03 - 2:06
    ein muttersprachliches Niveau
    nur selten erlangt --
  • 2:07 - 2:08
    selbst dann,
  • 2:08 - 2:12
    wenn wir unsere Fremdsprache
    jahrelang nutzen,
  • 2:12 - 2:14
    behalten wir einen Akzent.
  • 2:16 - 2:17
    Muss es so schwer sein?
  • 2:19 - 2:20
    Ich denke nicht.
  • 2:21 - 2:24
    Heute sage ich Ihnen,
    dass das menschliche Gehirn
  • 2:24 - 2:29
    in zwei Sprachen gleichzeitig
    muttersprachliches Niveaus erreichen kann,
  • 2:29 - 2:33
    und dass das nicht schwer sein muss.
  • 2:34 - 2:39
    Was müssen wir tun,
    um Zweisprachigkeit zu erreichen?
  • 2:40 - 2:45
    Ein guter Anfang ist,
    die Gehirne derer zu untersuchen,
  • 2:45 - 2:47
    die Meister im Sprachenlernen sind.
  • 2:49 - 2:50
    Babys.
  • 2:51 - 2:53
    Babys sind genial im Sprachenlernen.
  • 2:53 - 2:55
    Auf der ganzen Welt
  • 2:55 - 2:58
    lernen Babys ihre Muttersprache
    natürlich und von alleine,
  • 2:58 - 3:02
    ohne, dass sie ihnen jemand beibringt.
  • 3:03 - 3:05
    Es wird noch besser.
  • 3:05 - 3:06
    Die Babys,
  • 3:07 - 3:12
    die zwei Sprachen hören
    und in ihnen interagieren, lernen beide
  • 3:12 - 3:15
    und können Muttersprachler
    beider Sprachen werden.
  • 3:16 - 3:18
    Sie und ich können das nicht.
  • 3:20 - 3:22
    Genauso wenig wie Computer.
  • 3:23 - 3:27
    Warum genau sind Babys
    so gut im Sprachenlernen?
  • 3:29 - 3:30
    Ich forsche
  • 3:30 - 3:34
    am Institute for Learning & Brain Sciences
    der University of Washington,
  • 3:34 - 3:35
    kurz I-LABS.
  • 3:36 - 3:40
    Ich untersuche, wie Gehirne von Babys
    zwischen null und drei Jahren
  • 3:40 - 3:41
    Sprache verarbeiten.
  • 3:42 - 3:44
    Der Fokus liegt auf Babys,
  • 3:44 - 3:47
    die zwei Sprachen gleichzeitig lernen,
    also bilinguale Babys.
  • 3:48 - 3:51
    Unser Ansatz zum Studium der Babygehirne
  • 3:51 - 3:53
    heißt Magnetenzephalographie,
  • 3:53 - 3:54
    kurz MEG.
  • 3:56 - 3:58
    Wir nennen das die Trockenhaube vom Mars.
  • 3:58 - 4:03
    Es ist wichtig zu wissen,
    dass diese Maschine sicher,
  • 4:03 - 4:08
    nichtinvasiv und leise ist,
    also sehr babyfreundlich.
  • 4:09 - 4:13
    Mit der Magnetenzephalographie
    untersuchen wir die Babygehirne.
  • 4:13 - 4:16
    Die MEG-Machine an unserem Institut
  • 4:16 - 4:20
    ist tatsächlich eine der wenigen,
    die speziell auf Babys eingestellt ist.
  • 4:21 - 4:24
    Wir haben geschulte Forschungsassistenten,
  • 4:24 - 4:27
    die die Babys beschäftigen sollen,
  • 4:27 - 4:30
    während wir ihre Gehirne untersuchen.
  • 4:30 - 4:34
    Eine Frage, die wir kürzlich
    mit der MEG untersuchten, war:
  • 4:34 - 4:38
    Was passiert im Gehirn der Babys,
    die in Haushalten aufwachsen,
  • 4:38 - 4:42
    in denen zwei Sprachen gleichzeitig
    von Muttersprachlern gesprochen werden?
  • 4:44 - 4:49
    Sind ihre Hirne anders als die von Babys,
    die nur eine Sprache hören,
  • 4:49 - 4:53
    wenn wir sie uns ansehen,
    bevor die Babys zu sprechen beginnen?
  • 4:54 - 4:56
    So haben wir das getestet:
  • 4:57 - 4:59
    Wir holten die Babys in das Labor.
  • 4:59 - 5:01
    Die Hälfte kam aus bilingualen Familien,
  • 5:01 - 5:04
    in denen die Muttersprache
    eines Elternteils Spanisch,
  • 5:04 - 5:06
    und die des anderen Englisch ist.
  • 5:06 - 5:09
    Die andere Hälfte der Babys
    kam aus Familien,
  • 5:09 - 5:11
    in denen die Muttersprache
    beider Elternteile Englisch ist,
  • 5:11 - 5:14
    zuhause also nur Englisch gesprochen wird.
  • 5:15 - 5:17
    Um die Babys für die MEG vorzubereiten,
  • 5:17 - 5:20
    benutzen wir Digitalisierstifte
    und eine Haube.
  • 5:20 - 5:25
    So können wir die Form
    des Babykopfes nachverfolgen,
  • 5:25 - 5:29
    sodass wir die Bewegungen der Babys
    durchweg beobachten können,
  • 5:29 - 5:31
    wenn der Kopf im MEG-Helm ist.
  • 5:32 - 5:34
    Dann setzten wir die Babys im MEG-Raum,
  • 5:34 - 5:37
    auf einen speziellen Hochstuhl.
  • 5:37 - 5:42
    Der Kopf kommt in den MEG-Helm
    und die Eltern sitzen neben den Babys,
  • 5:42 - 5:44
    wenn wir uns ihre Hirne ansehen.
  • 5:44 - 5:46
    Während der MEG-Studien
  • 5:46 - 5:49
    hören die Babys Sprachlaute --
  • 5:49 - 5:52
    in diesem Fall spanische und englische --
  • 5:52 - 5:55
    lassen Sie uns einmal hineinhören.
  • 5:55 - 5:57
    (Video beginnt)
  • 6:04 - 6:06
    (Video endet)
  • 6:06 - 6:09
    Manche Laute gibt es nur im Englischen,
    andere nur im Spanischen,
  • 6:09 - 6:12
    manche in beiden Sprachen.
  • 6:12 - 6:15
    Alle Babys in diesen Studien
    waren genau 11 Monate alt.
  • 6:15 - 6:17
    Zu diesem Zeitpunkt
  • 6:17 - 6:20
    sagen die meisten Babys ihre ersten Worte,
  • 6:20 - 6:22
    aber sie sprechen noch nicht wirklich.
  • 6:22 - 6:25
    Was fanden wir heraus?
  • 6:26 - 6:29
    Wir fanden heraus,
    dass die Gehirne monolingualer Babys
  • 6:29 - 6:33
    englische Laute gut verarbeiten konnten,
    also die Laute ihrer Muttersprache,
  • 6:33 - 6:36
    und dass sie spanische Laute
    nicht so gut verarbeiten konnten,
  • 6:36 - 6:39
    also Laute der Sprache,
    die sie zuvor nicht gehört hatten.
  • 6:40 - 6:42
    Wie lief es mit den bilingualen Babys?
  • 6:43 - 6:46
    Die Gehirne bilingualer Babys
  • 6:46 - 6:51
    konnten die Laute beider Sprachen,
    also englische und spanische verarbeiten.
  • 6:51 - 6:55
    Was bedeutet das,
    und warum finde ich das aufregend?
  • 6:56 - 6:59
    Das bedeutet, dass sich das Babygehirn
  • 6:59 - 7:05
    auf die Verarbeitung der Sprachen
    spezialisiert, die es umgeben.
  • 7:05 - 7:07
    Die Gehirne der Babys,
    die eine Sprache hören,
  • 7:07 - 7:09
    lernen, eine Sprache zu verarbeiten,
  • 7:09 - 7:12
    aber die Gehirne der Babys,
    die zwei Sprachen hören,
  • 7:12 - 7:14
    lernen, beide zu verarbeiten.
  • 7:16 - 7:19
    Wir haben noch eine Erkenntnis gewonnen,
    über die ich sprechen möchte.
  • 7:20 - 7:23
    Ein Teil des Gehirns
    heißt präfrontaler Kortex --
  • 7:23 - 7:26
    in diesem Schaubild ist er grün markiert.
  • 7:27 - 7:29
    Er ist genau hier, ganz vorne im Gehirn.
  • 7:30 - 7:34
    Mit diesem Teil des Gehirns
    steuern wir unsere Aufmerksamkeit,
  • 7:34 - 7:39
    wechseln zwischen Aufgaben
    und denken flexibel.
  • 7:39 - 7:43
    Wir sind uns wohl einig,
    dass all diese Dinge
  • 7:43 - 7:45
    im 21. Jahrhundert extrem wichtig sind.
  • 7:47 - 7:50
    Uns interessierten die Unterschiede
    zwischen den zwei Babygruppen
  • 7:50 - 7:53
    was die Hirnaktivität
    dieser präfrontalen Bereich betrifft.
  • 7:55 - 7:57
    Interessanterweise fanden wir heraus,
  • 7:57 - 8:01
    dass die bilingualen Babys
    eine höhere Hirnaktivität hatten,
  • 8:01 - 8:03
    stärker auf die Sprachlaute reagierten,
  • 8:03 - 8:06
    gerade in diesen präfrontalen Bereichen.
  • 8:07 - 8:09
    Warum ist das so?
  • 8:10 - 8:11
    Eine Erklärung ist,
  • 8:11 - 8:15
    dass das ständige Wechseln
    zwischen zwei Sprachen
  • 8:15 - 8:17
    das Gehirn trainiert,
  • 8:18 - 8:22
    dass es die Vernetzungen im Gehirn stärkt,
    die die Aufmerksamkeit lenken,
  • 8:22 - 8:26
    und den Bilingualen so
    einen kognitiven Boost verschafft.
  • 8:27 - 8:29
    Viele andere Studien zeigen,
  • 8:29 - 8:32
    dass zweisprachige Kinder,
    aber auch zweisprachige Erwachsene,
  • 8:32 - 8:37
    Vorteile bei Aufgaben haben,
    für die kognitive Flexibilität nötig ist,
  • 8:37 - 8:39
    aber besonders verblüffend ist,
  • 8:39 - 8:42
    dass wir diese Unterschiede
    besonders in den Hirnteilen sehen,
  • 8:42 - 8:46
    die für flexibles Denken wichtig sind,
    wenn die Babys 11 Monate alt sind,
  • 8:46 - 8:49
    und noch nicht sprechen.
  • 8:50 - 8:52
    Unsere Studien zeigen,
  • 8:52 - 8:55
    dass sich Babygehirne gleichzeitig
  • 8:55 - 8:57
    auf zwei Sprachen einstellen können,
  • 8:57 - 9:00
    und dass hiermit vielleicht
    weitere Vorteile verbunden sind,
  • 9:00 - 9:03
    die noch einfach so dazukommen.
  • 9:04 - 9:08
    Bei diesen Ergebnissen
    fragen Sie sich vielleicht:
  • 9:08 - 9:11
    Warum erziehen wir nicht
    alle Babys zweisprachig?
  • 9:11 - 9:14
    Es muss Nachteile geben,
    die ich noch nicht angesprochen habe.
  • 9:16 - 9:18
    Manche Menschen denken das.
  • 9:19 - 9:24
    Viele denken, dass Zweisprachigkeit
    das Sprachenlernen verlangsamt.
  • 9:24 - 9:26
    Das es schleppender vorangeht.
  • 9:27 - 9:29
    Die Forschungsergebnisse
    deuten nicht darauf hin.
  • 9:29 - 9:31
    Stattdessen zeigen Studien,
  • 9:31 - 9:34
    dass die Muster zweisprachigen Lernens
  • 9:34 - 9:37
    dem einsprachigen Lernen
    tatsächlich sehr ähnlich sind.
  • 9:37 - 9:43
    Zum Beispiel geben zweisprachige Babys
    ihre ersten Laute und Worte
  • 9:43 - 9:46
    im gleichen Alter von sich,
    wie monolinguale Babys.
  • 9:47 - 9:50
    Wir wissen auch, dass der Wortschatz
    von zweisprachigen Kindern,
  • 9:50 - 9:53
    wenn wir jedes Wort
    in ihren zwei Sprachen einberechnen,
  • 9:53 - 9:57
    genauso groß oder sogar größer
  • 9:57 - 9:59
    als der von einsprachigen Babys ist.
  • 10:00 - 10:04
    Oft heißt es, Zweisprachigkeit
    führe zu Verwirrung.
  • 10:05 - 10:09
    Diese Sorge kommt daher,
  • 10:09 - 10:13
    dass zweisprachige Menschen
    ihre beiden Sprachen manchmal mischen,
  • 10:13 - 10:15
    im gleichen Satz
    oder in der gleichen Situation.
  • 10:15 - 10:18
    Man nennt das Code-Switching
    oder Code-Mixing.
  • 10:19 - 10:24
    Deutet Code-Switching oder Code-Mixing
    auf Verwirrung hin?
  • 10:25 - 10:27
    Die Wissenschaft weist nicht darauf hin.
  • 10:27 - 10:32
    Die meisten Bilingualen wechseln
    zwischen Sprachen, so auch meine Familie.
  • 10:33 - 10:36
    Meine Familie ist dreisprachig,
  • 10:36 - 10:40
    und manchmal hören wir
    von unseren Kindern Sätze,
  • 10:40 - 10:42
    in denen alle drei vorkommen:
  • 10:42 - 10:44
    Slowenisch, Spanisch und Englisch.
  • 10:46 - 10:48
    Bedeutet das, unsere Kinder sind verwirrt?
  • 10:49 - 10:51
    Ich denke nicht.
  • 10:51 - 10:54
    Ich will Ihnen ein Beispiel nennen.
  • 10:56 - 10:59
    Mein vierjähriger Sohn
    sagt manchmal Sätze wie:
  • 10:59 - 11:03
    „Mom, is daddy pod tušem?"
  • 11:03 - 11:06
    Das bedeutet: Mama,
    ist Papa in der Dusche?
  • 11:06 - 11:09
    Warum sagt er solche Sätze?
  • 11:10 - 11:12
    Es gibt mehrere Gründe.
  • 11:12 - 11:14
    Erstens: weil er es kann.
  • 11:16 - 11:18
    Anders als monolinguale Menschen
  • 11:18 - 11:21
    können bilinguale Menschen
    Worte einer weiteren Sprache nutzen,
  • 11:21 - 11:22
    und manchmal tun sie das,
  • 11:22 - 11:26
    weil sie Worte einer Sprache
    besser kennen,
  • 11:26 - 11:27
    als die Worte der anderen.
  • 11:27 - 11:29
    Mein Sohn zum Beispiel
  • 11:29 - 11:33
    kennt das Wort „Dusche"
    besser auf Slowenisch als auf Englisch,
  • 11:33 - 11:35
    also benutzt er es, weil es einfacher ist.
  • 11:37 - 11:39
    Der zweite Grund,
    weshalb er solche Sätze benutzt,
  • 11:39 - 11:42
    ist, dass er weiß, dass ich sie verstehe.
  • 11:43 - 11:46
    Er benutzt slowenische Worte
    nur selten im Kindergarten,
  • 11:46 - 11:48
    weil er weiß, dass Lehrer und Freunde
  • 11:48 - 11:50
    sie nicht verstehen würden.
  • 11:52 - 11:55
    Bilinguale Kinder wissen meist sehr gut,
  • 11:55 - 11:58
    wann sie Sprachen mischen können
    und wann das nicht geht.
  • 11:58 - 11:59
    und Studien haben gezeigt,
  • 11:59 - 12:04
    dass sogar Zweijährige ihre Sprache
    an ihre Gesprächspartnern anpassen.
  • 12:05 - 12:08
    Ich möchte noch etwas
    zum Code-Mixing sagen.
  • 12:09 - 12:11
    Es heißt zwar „Mixing",
  • 12:11 - 12:15
    aber Worte verschiedener Sprachen
    werden nicht einfach vermischt.
  • 12:15 - 12:18
    Das Ganze folgt grammatikalischen Regeln.
  • 12:18 - 12:20
    Ich höre selten Sätze wie:
  • 12:21 - 12:23
    „Mom, is daddy pod tuš?"
  • 12:24 - 12:28
    Wer Slowenisch und Englisch
    fließend spricht, weiß,
  • 12:28 - 12:31
    dass ich sagen kann:
    „Daddy goes pod tuš".
  • 12:32 - 12:36
    Doch „Daddy is pod tuš" geht nicht;
    es muss „pod tušem" sein.
  • 12:37 - 12:40
    Das Verb „be", also „sein",
    wird für Zustände verwendet,
  • 12:40 - 12:43
    und im Slowenischen fordert es
    einen anderen Fall
  • 12:43 - 12:46
    als das Verb „go", also „gehen",
    welches für Bewegung verwendet wird.
  • 12:46 - 12:49
    Ganz schön kompliziert, oder?
  • 12:49 - 12:53
    Die Sache ist die:
    Code-Mixing ist nicht einfach.
  • 12:53 - 12:57
    Dafür ist viel linguistisches Wissen
    in beiden Sprachen nötig,
  • 12:57 - 13:02
    sowie die Fähigkeit, dieses Wissen
    sinnvoll zu kombinieren.
  • 13:03 - 13:05
    Es deutet also nicht auf Verwirrung hin,
  • 13:05 - 13:09
    sondern auf linguistische Gewandtheit.
  • 13:09 - 13:12
    Es ist ein ganz normales
    und erwartetes Verhalten,
  • 13:12 - 13:13
    das wir bei bilingualen Kindern sehen,
  • 13:13 - 13:17
    aber auch bei bilingualen Erwachsenen,
    die beide Sprachen fließend sprechen.
  • 13:19 - 13:22
    Zweisprachigkeit verursacht
    keine Verwirrung
  • 13:22 - 13:24
    und verlangsamt auch nicht
    das Sprachenlernen.
  • 13:25 - 13:28
    Die Wissenschaft deutet darauf hin,
    dass es viele Vorteile bringt,
  • 13:28 - 13:31
    und die Forderung nach
    zweisprachiger Bildung
  • 13:31 - 13:35
    steigt in den USA und weltweit an.
  • 13:37 - 13:39
    Die Menschen verstehen langsam,
  • 13:39 - 13:44
    dass die beste Lösung sein könnte,
    sehr jung anzufangen,
  • 13:44 - 13:45
    denn wir wissen,
  • 13:45 - 13:48
    dass das menschliche Hirn ab der Geburt
  • 13:48 - 13:50
    ebenso gut zwei Sprachen lernen kann,
  • 13:50 - 13:52
    wie eine Sprache.
  • 13:53 - 13:55
    Was sollten wir also tun?
  • 13:56 - 13:59
    Wie können wir allen Babys
    die Chance geben,
  • 13:59 - 14:03
    von Kindesbeinen an
    zwei Sprachen zu lernen.
  • 14:04 - 14:08
    In Familien wie meiner
    ist die Antwort einfach,
  • 14:08 - 14:11
    da die Eltern Muttersprachler
    von Sprachen sind,
  • 14:11 - 14:15
    die das Kind außerhalb
    von Zuhause nicht hört.
  • 14:15 - 14:17
    Aber was ist mit den anderen?
  • 14:18 - 14:22
    Als Expertin im Bereich
    kindliche Sprachentwicklung
  • 14:22 - 14:25
    höre ich oft von Eltern, die ihrem Baby
  • 14:25 - 14:29
    die Chance geben wollen,
    eine weitere Sprache zu lernen,
  • 14:29 - 14:31
    aber keine Muttersprachler
    dieser Sprache sind,
  • 14:31 - 14:35
    und sich keine Nanny leisten können,
    die die Sprache fließend spricht.
  • 14:37 - 14:38
    Manche Eltern denken,
  • 14:38 - 14:43
    dass ihr Baby eine Fremdsprache
    durch Fernsehen lernen kann.
  • 14:44 - 14:47
    Leider funktioniert das nicht.
  • 14:48 - 14:52
    Ältere Kinder können vielleicht
    durch elektronische Medien
  • 14:52 - 14:54
    ein paar fremdsprachige Worte lernen,
  • 14:54 - 14:57
    aber Babys lernen Sprachen durch Spielen,
  • 14:57 - 15:01
    durch soziale Interaktionen mit Menschen,
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    die die Zielsprache
    korrekt und sicher sprechen.
  • 15:07 - 15:10
    Die eigentliche Frage ist:
  • 15:11 - 15:15
    Können wir mit öffentlicher Bildung
    ein Umfeld schaffen,
  • 15:16 - 15:20
    durch das alle Babys von klein auf
  • 15:20 - 15:22
    Fremdsprachen lernen können?
  • 15:23 - 15:26
    Wenn wir sehr früh anfangen,
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    wie viel und welche Art
    von Kontakt mit der Sprache
  • 15:29 - 15:32
    braucht es dann, damit Kinder
    wirklich zweisprachig denken?
  • 15:34 - 15:36
    Durch Forschung wissen wir,
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    dass Babys Fremdsprachen
    überraschend schnell lernen können,
  • 15:39 - 15:42
    doch wir wissen auch,
  • 15:42 - 15:44
    dass die Art der Sprache, die sie hören,
  • 15:44 - 15:45
    entscheidend dafür ist,
  • 15:45 - 15:48
    wie viel und wie schnell sie lernen.
  • 15:49 - 15:51
    Können wir das schaffen?
  • 15:52 - 15:54
    Wir denken schon.
  • 15:55 - 15:56
    Aus der Forschung wissen wir,
  • 15:56 - 16:00
    dass es sechs Prinzipien,
    oder sechs Zutaten gibt,
  • 16:00 - 16:02
    mit denen Kinder Sprachen lernen.
  • 16:03 - 16:07
    Wir denken, dass wir mit dem richtigen,
    wissenschaftlich basierten Ansatz,
  • 16:07 - 16:09
    der diese Zutaten vereint,
  • 16:09 - 16:12
    Bildungsprogramme schaffen können,
  • 16:12 - 16:17
    durch die alle Babys Fremdsprachen
    spielerisch lernen können,
  • 16:17 - 16:20
    und zwar in öffentlichen Zentren
    für frühkindliche Bildung.
  • 16:22 - 16:26
    Seit Kurzem testen wir diese Idee
    in einer europäischen Hauptstadt,
  • 16:26 - 16:30
    in der die Regierung großes Interesse hat,
    Fremdsprachenlernen für alle Babys
  • 16:30 - 16:32
    von Geburt an zu fördern.
  • 16:33 - 16:37
    Die Ergebnisse dieser Studien sind
    sehr aufregend und vielversprechend:
  • 16:37 - 16:38
    Bleiben Sie also dran.
  • 16:40 - 16:41
    Wir glauben, dass dieser Ansatz
  • 16:41 - 16:44
    die bilinguale Bildung verändern könnte.
  • 16:45 - 16:47
    Wir hoffen, dass wir ihn ausweiten können,
  • 16:47 - 16:50
    sodass eines Tages alle Babys
    ihr ganzes Potenzial nutzen
  • 16:50 - 16:54
    und von Kindesbeinen an
    zwei Sprachen lernen können.
  • 16:54 - 16:55
    Danke.
  • 16:56 - 16:58
    (Applaus)
Title:
Wie man Zweisprachigkeit erlangt | Naja Ferjan Ramirez | TEDxLjubljana
Description:

Dr. Nja Ferjan Ramirez erforscht, wie die Gehirne von Babys und Kleinkindern Sprache verarbeiten. In Ihrem Vortrag stellt Sie die neusten Ansätze zur Erforschung der Gehirne von Kleinkindern vor und erklärt, warum all Babys das Potenzial haben, zwei Sprachen gleichzeitig zu lernen. Sie spricht über die Vorteile, die ein zweisprachiges Umfeld für die Sprach- und Gehirnentwicklung hat und auch darüber, wie Zweisprachigkeit erreicht werden kann.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
17:03

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