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rC3 Vorspannmusik
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Herald: Schönen guten Abend, es freut
mich, dass ihr eingeschaltet habt,
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sozusagen hier an diesem Lagerfeuer, an
diesem Fireside Chat, wie diese Art von
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Programmpunkt hier heißt bei unserem
Kongress. Und es ist mir wirklich Freude
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und Ehre zugleich Andreas Eschbach
irgendwie da schon zu sehen in diesem
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Fenster, weil ich bin ein Audiobuch-Junkie
und Andreas Eschbach hat mich, also er ist
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einer mit der Sachen, die mich da so
angefixt haben als damals Audiobooks so
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hoch kamen. Ich glaube, "Herr aller
Dinge", "Der Letzte seiner Art", aber was
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vor allem total geil war - also hier schon
mal eine Empfehlung - "Ausgebrannt" über
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diesen gesamten Öl-Bereich. An dieser
Stelle erst mal: Props, Props, Props. Und
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ich glaube man sieht das gerade, ich freue
mich wie zwölftausend nackte Hippies, dass
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Andreas Eschbach hier bei uns am,
sozusagen virtuellen Fireside ist und
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sozusagen an der Tonne mit uns die Hände
wärmt. Ich übergebe an die Moderation
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jinxx. Schön, ich übergebe, zack bumm und
viel Spaß und ich freue mich vor allem auf
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die Fragen, bis gleich.
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jinxx: Ja, auf die Fragen freue ich mich
auch schon gerade ganz unglaublich. Ja,
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wir haben heute hier Andreas Eschbach und
es wird jetzt gleich eine Lesung geben.
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Die wird so, grobe Richtung, eine halbe
Stunde dauern und danach haben wir ganz
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viel Zeit für eure Fragen. Das heißt, wenn
ihr möchtet, der Link zu diesem Fireside
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Chatroom - ich glaube, wir haben noch ein
bisschen Platz, da können noch ein paar
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von euch dazukommen - der sollte
eigentlich im Fahrplan stehen. Wenn nicht,
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werde ich jetzt hoffentlich gleich aus der
Regie korrigiert. Nein, sollte im Fahrplan
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stehen, gut. Und dann könnt ihr direkt
reinkommen, seid direkt live mit bei der
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Lesung dabei. Alle, die nicht mehr
reinkommen sollten, ihr könnt im Stream
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zuschauen. Und ja, jetzt sag ich erst mal
ganz herzlich willkommen Andreas, hallo!
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Andreas: Hallo, da bin ich.
lachen
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Mein Gott, so viel Vorschusslorbeeren,
hoffentlich....
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jinxx: Na, aber schon sehr verdiente
Vorschusslorbeeren. Also so "Vorschuss"
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sind die gar nicht.
lachen
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Andreas: Ja, ja, stimmt. Ich mach das
jetzt ja schon eine ganze Weile.
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jinxx: Genau. Magst du vielleicht gerade
vorher einmal kurz verraten, wie lange du
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das schon machst?
Andreas: Seit ich 12 bin. Das ist schon
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ein halbes Jahrhundert her. Arbeit.
jinxx: Also unlängst
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Andreas: Unlängst ja. Also je nachdem man
es mit Atlan vergleicht, bin ich noch ein
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ganz junger Spund. Andererseits ist der
kein Schriftsteller, sondern ein fiktiver
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Weltraumheld.
lachen
-
jinnxx: Genau. Lesen wirst du uns jetzt
gleich was aus "NSA Nationales
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Sicherheits-Amt".
Andreas: So sieht die Originalausgabe aus.
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Gibt's inzwischen auch als Taschenbuch.
Ich habe aber die Lesung als eBook
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vorbereitet, weil ich es eben gekürzt
habe, damit ich mit der halben Stunde
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auskommen.
jinxx: Ja, großartig. Na dann. Wir sind
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sehr gespannt.
Andreas: Das ist mein altes abgeschabtes,
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fast schon zehn Jahre altes Kindle. Ich
bin nämlich einer, der ungern neue Geräte
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kauft, wenn die Alten noch tun.
jinxx: Guter Punkt.
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Andreas: Also es geht um NAS, das
nationale Sicherheit-Amt, mit Bindestrich.
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Und da lese ich ein bisschen aus dem
Anfang:
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liest
Seit es Lords Charles Babbage im Jahre
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1851 gelungen ist, seine damals noch mit
Dampf und Lochkarten betriebene
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analytische Maschine fertig zu stellen,
hat die maschinelle Verarbeitung von
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Informationen rasche Fortschritte gemacht,
was wiederum die gesamte übrige technische
-
Entwicklung wesentlich beschleunigt hat.
Noch im Kaiserreich Wilhelms des Zweiten,
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wird das deutsche Netz eingerichtet. Der
Vorläufer des Weltnetzes, das auch im
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Weltkrieg 1914/17 eine bedeutende Rolle
spielt, ohne jedoch dessen für Deutschland
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nachteiligen Ausgang verhindern zu können.
In der Weimarer Republik verbreitet sich
-
das noch zu Kriegszeiten entwickelte
tragbare Telefon rasch, ebenso die Nutzung
-
der sogenannten Gemeinschaftsmedien, die
auch eine wesentliche Rolle beim Aufstieg
-
der NSDAP spielen. Als Adolf Hitler 1933
an die Macht kommt, übernimmt seine
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Regierung unter anderem auch das Nationale
Sicherheit-Amt in Weimar, das seit der
-
Kaiserzeit die Aktivitäten des Weltnetzes
überwacht und Zugriff auf alle Daten hat,
-
die Bürger des Deutschen Reichs je erzeugt
haben, seien es Kontobewegungen, Termine,
-
Elektrobriefe, Tagebucheinträge oder
Meinungsäußerungen im Deutschen Forum. Die
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Regierung Adolf Hitlers hatte das NSA,
dessen Existenz den meisten Deutschen
-
völlig unbekannt war, aus der Weimarer
Republik übernommen und sich seiner auch
-
von Anfang an bedient, es als Einrichtung
aber weitgehend unangetastet gelassen. Der
-
Leiter des NSA, August Adamek, führte
diesen im Hinblick auf den sonstigen
-
Umgestaltungswillen der Reichsregierung
erstaunlichen Umstand auf, wie er es
-
nannte. Die Magie der Buchstaben zurück.
Offenbar gingen jene, die von der Existenz
-
des NSA wussten, ohne weiteres davon aus,
die Buchstaben NS stünden für
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nationalsozialistisch, sahen mithin keinen
Handlungsbedarf. So waren die Mitarbeiter
-
des NSA unbehelligt geblieben von all den
Stürmen der Erneuerung, die über
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Deutschland hinweg brausten, und auch
weitgehend von den Belastungen, die der
-
Krieg mit sich brachte. Doch heute war der
Tag, an dem sich das alles ändern konnte.
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Man schrieb den 5. Oktober 1942. Der
Himmel war an diesem Montagmorgen so grau,
-
als habe jemand eine gewaltige Glocke aus
Blei über das Land gestülpt und die hohen
-
schmalen Fenster des NSA Gebäudes wirkten
in dem diffusen Licht wie die
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Schießscharten einer abwehrbereiten Festung.
Die Straßen der Stadt lagen verwaist,
-
abgesehen von ein paar Fahrradfahrern, die
mit eingezogenen Köpfen eilig ihres Weges
-
strampelten. Entlang der Häuserwände sah
man auf gestapelte Sandsäcke vor
-
Kellerfenstern. Eine reine
Vorsichtsmaßnahme. Endlich rollten drei
-
schwarze Mercedes Benz Limousinen des Typs
320 die Auffahrt empor und hielten vor dem
-
Portal, über dem die Hakenkreuzfahne
schlaff und feucht herab hing. SS-Männer
-
sprangen heraus. Einer von ihnen öffnete
zackig den Wagenschlag des mittleren
-
Wagens, und ein Mann stieg aus, den jeder
sofort erkannt hätte, und sei es nur
-
anhand seiner unverwechselbaren runden
Brille. Reichsführer SS Heinrich Himmler,
-
nach Adolf Hitler mächtigste Mann des
Reiches. Im selben Augenblick öffneten
-
sich beide Flügel des Portals mehr als
vier Meter hohe Cassetten, Türen aus
-
dunkler Eiche, und der stellvertretende
Leiter des Amtes, Horst Dobrischowsky,
-
trat ins Freie, um den hohen Gast zu
begrüßen. "Heil Hitler, Reichsführer!" rief
-
er, die Hand in vorbildlicher Weise zum
deutschen Gruß erhoben. "Im Namen des
-
gesamten Amtes darf ich Sie herzlich
willkommen heißen." Himmlers Rechte zuckte
-
nur kurz und nachlässig nach oben. "Schon
gut", meinte er unleidlich. Ich habe wenig
-
Zeit. Vergeuden wir Sie nicht.
holt tief Luft
-
Drinnen, der Saal war abgedunkelt. Der
Projektor warf ein scharf abgegrenztes
-
Abbild dessen auf die Leinwand, was der
Bildschirm vor Helene Bodenkamp zeigte.
-
Der Lüfter surrte, die Bogenlampe
verbreitete den Geruch nach verbranntem
-
Staub und heißer Kohle. Einige der Männer
kämpften mit Zigarettenrauch dagegen an.
-
"Unsere Arbeit", erklärte August Adamek,
"spielt sich auf zwei Ebenen ab Die erste
-
Ebene ist unmittelbar einsichtig: Wir haben
Zugriff auf alle Daten, die im Reich
-
erzeugt werden, und können diesen Zugriff
auf vielfältige Weise nutzen. Wir können
-
jeden Text lesen, den jemand verfasst,
genau wie jeden Elektrobrief, der
-
innerhalb des Reiches verschickt wird. Wir
können jeden Kontostand abfragen, jedes
-
Telefon orten. Wir können ermitteln, wer
welche Fernsehsendung oder Radiosendung
-
gesehen bzw. gehört hat und unsere
Schlüsse daraus ziehen. Selbstredend
-
können wir auch jede Diskussion mitlesen,
die im Deutschen Forum stattfindet, auch
-
diejenigen mit geschlossenem
Teilnehmerkreis und auf diese Weise
-
Personen identifizieren, die sich
irgendwann einmal in bedenklicher Weise
-
über den Führer, die Partei oder den
Nationalsozialismus geäußert haben."
-
Allgemeines Nicken. Auch Himmler nickte.
"Das Problem ist die schiere Masse an
-
Daten", fuhr Adamek fort. "Wir können zwar
jedes Dokument lesen, aber wir können
-
nicht alle Dokumente lesen. Das könnten
wir nicht einmal dann, wenn wir 1000 Mal
-
so viele Mitarbeiter hätten." Ehe Himmler
auf die Idee kommen konnte, Adamek
-
verlange einfach nur mehr Mitarbeiter, ein
Wunsch, der angesichts der Kriegssituation
-
völlig unerfüllbar gewesen wäre, fuhr er
fort: "Unsere Waffe gegen dieses Hindernis
-
sind die Computer. Wir lassen sie die
Datenbestände nach verräterischen
-
Stichworten durchforsten, setzen also
Suchfunktionen ein, die wir stetig
-
verbessern, damit sie uns möglichst
relevante Ergebnisse liefern." - "Verstehe,"
-
meinte Himmler fast jovial. "Das ist die
zweite Ebene Ihrer Arbeit, die Sie
-
erwähnten, nehme ich an." Adamek schüttelte
mit leisem Lächeln den Kopf. "Nein, sagte
-
er sanft, zu dir komme ich jetzt." Er gab
seinem Rollstuhl einen Schubs und rollte
-
bis direkt unter das helle Rechteck auf
der Leinwand. "Alles, wovon ich bisher
-
gesprochen habe, kratzt nur an der
Oberfläche", sagte er. "Die eigentliche
-
Macht des Computers liegt in der
Möglichkeit, für sich genommen scheinbar
-
harmlose Daten auf eine Weise zu
verknüpfen, die zu ungeahnten neuen
-
Einsichten führt. Das ist die zweite Ebene
unserer Arbeit und etwas, das wir besser
-
als sonst irgendjemand auf der Welt
beherrschen. Einer der Ansätze, die wir
-
entwickelt haben, wollen wir ihnen heute
präsentieren." Himmler lehnte sich zurück
-
und legte die Hände an den Fingerspitzen
zusammen. "Schön", sagte er, "dann
-
präsentieren Sie mal!" Adamek ließ sich von
der unüberhörbaren Skepsis in der Stimme
-
des Reichsführers nicht im mindesten
irritieren. Sich irritieren zu lassen, lag
-
nicht in seinem Wesen. Deswegen saß er
auch im Rollstuhl. Es war ein Skiunfall
-
gewesen. Jeder hatte ihn gewarnt, die
Piste sei gefährlich. Doch er hatte sich
-
nicht irritieren lassen. "Unser Ansatz
verdankt seine Wirksamkeit einer
-
Entscheidung des Führers, die aus unserer
Sicht ein wahrer Geniestreich war,"
-
erklärte er. "Ich spreche von der
Entscheidung, das Bargeld abzuschaffen.
-
Seit der Einziehung aller Banknoten und
Münzen zum 1. Juli 1933 ist im gesamten
-
Reich nur noch mit Geldkarte gezahlt
worden bzw. seit der Verbreitung des
-
Volkstelefons ab 1934 zunehmend auch
direkt damit der größeren Bequemlichkeit
-
wegen." - "Diese Maßnahme zielte in erster
Linie darauf ab, uns aus der
-
Zinsknechtschaft des jüdischen
Großkapitals zu befreien", korrigierte
-
Himmler und nebenbei Schwarzmarkt,
Geschäften der Korruption und ganz
-
allgemein dem Verbrechen die Grundlage zu
entziehen." Adamek nickte höflich. "Das
-
waren zweifellos die Beweggründe des
Führers, aber um die geht es mir nicht,
-
sondern um den Effekt seiner Entscheidung.
Dank dessen wissen wir nämlich genau, was
-
jeder einzelne Mensch, der innerhalb der
Grenzen des Deutschen Reiches lebt, in den
-
vergangenen neun Jahren gekauft hat und
auch, wann er es gekauft kauft hat." Auf
-
einen Wink von ihm rief Helene Bodenkamp
eine vorbereitete Tabelle auf, die nun auf
-
der Leinwand erschien. Mehrere Spalten,
die langen Nummern enthielten, gefolgt von
-
einem Tagesdatum, einer Uhrzeit, einer
Mengenangabe und einem Betrag in
-
Reichsmark. In der Praxis handelte es sich
dabei um eine zwar enorm große, aber sehr
-
einfache Tabelle. "Hier sehen wir einen
Auszug daraus, und zwar alle Einkäufe, die
-
ich selber getätigt habe. Die Nummer in
der ersten Spalte, die, wie Sie bemerken,
-
überall die gleiche ist, ist meine
Bürgernummer. Die zweite Spalte enthält
-
die Bürgernummer der Person oder die
Firmennummer der Firma, an die das Geld
-
gegangen ist. Die dritte Spalte enthält im
Falle eines simplen Einkaufs die
-
Artikelnummer, die jedem handelbaren
Gegenstand in Deutschland zugeordnet sein
-
muss, oder eine Vertragsnummer, falls es
sich um Zahlungen im Rahmen eines Vertrags
-
handelt. Ein Beispiel dafür sehen Sie in
der zweiten Zeile. Das ist die Zahlung der
-
Monatsmiete meiner Wohnung. Die letzte
Spalte vor dem Betrag enthält eventuelle
-
Mengenangaben." Wieder ein Wink an die
Programmstrickerin. Die Tabelle schrumpfte
-
zusammen, füllte sich von unten her auf.
"Nun haben wir einen weiteren Filter über
-
diese Liste gelegt, nämlich einen der
Herren, der Artikelnummer nur meiner
-
Lebensmittel-Einkäufe zeigt", erläuterte
Adamek. Himmler furchte skeptisch die
-
Stirn. "Woran erkennen Sie das?" wollte er
wissen. "Welcher Artikel ist ein
-
Lebensmittel? Die Nummern sehen alle
völlig unterschiedlich aus." - "Ja, das sieht
-
man den Artikelnummer nicht an. Die
Nummern werden fortlaufend vergeben",
-
erklärte Adamek. "Aber bei der Anlage eines
Artikels werden sämtliche erforderlichen
-
Angaben hinterlegt, und zwar in einer
anderen Tabelle. Fräulein Bodenkamp,
-
zeigen Sie doch mal den Eintrag der
Artikeltabelle zur ersten Zeile." Das Bild
-
machte einer Übersicht Platz. Man sah die
Artikelnummer. Darunter stand: Gloria
-
Kartoffeln. Kategorie: Lebensmittel,
rationiert: nein. Verweis in
-
Materialtabelle: 1 0 0 4 0 0 7. Hier
erhalten wir die Kategorie. Es handelt
-
sich um ein Lebensmittel. Wir müssen also,
wenn wir weitere Eigenschaften des
-
Artikels abfragen wollen, in die Tabelle
Lebensmittel gehen. Fräulein Bodenkampf."
-
Sie tippte ein paar Befehle ein. Dann
erschien eine neue Übersicht. Material
-
Nr.: 1 004 007, Beschreibung: Kartoffeln
allgemein, Nährwert: 77 Kalorien, Einheit:
-
100 Gramm, usw. Eine Liste von Einträgen
zu Vitaminen und dergleichen, länger als
-
der Bildschirm. "Wir sehen also die
Kartoffeln, die ich am Samstag vor zwei
-
Wochen gekauft habe, haben einen Nährwert
von 77 Kalorien pro 100 Gramm. Gekauft
-
habe ich zwei Kilogramm." - "Darf ich
fragen, wie Sie das machen", unterbrach ihn
-
Himmler, "im Rollstuhl?" Adamek neigte den
Kopf: "Nun, natürlich kaufe ich nicht
-
selber ein. Ich habe einen jungen Helfer,
der das für mich erledigt. Ich gebe ihm
-
eine Liste mit um meine Geldkarte und
überlasse ihm alles Weitere." Himmler
-
nickte knapp. "Verstehe. Fahren Sie fort."
Adamek drehte sich mit seinem Rollstuhl
-
herum und betrachtete das angezeigte Bild,
bis er den Faden wieder gefunden hatte.
-
"Wie gesagt, ich habe zwei Kilogramm
Kartoffeln gekauft, folglich einen
-
Nährwert von 1540 Kalorien erworben. Diese
Umrechnung von Lebensmittelkäufen in
-
Nährwert lassen wir nun durch ein Programm
automatisch erledigen." Auf ein Nicken in
-
Richtung der Strickerin wechselte das
Bild. Die Tabelle der Lebensmitteleinkäufe
-
erschien erneut, diesmal aber nur mit
Bürgernummer, Datum und Anzahl der
-
Kalorien. "Und das Ganze", fuhr Adamek fort,
"können wir natürlich auch monatsweise
-
aufsummieren. Fräulein Bodenkamp, wenn ich
bitten dürfte." Eine neue Liste erschien.
-
Die Überschrift lautete August Adamek,
geboren 5.5.1889, wohnhaft Weimar,
-
Junkerstraße 2. Darunter war aufgelistet:
September 1942, 73 500 Kalorien. August
-
1942, 72 100 Kalorien, Juli 1942, 68 400
Kalorien usw. "Das sind die Nährwerte, die
-
ich in den letzten Monaten gekauft und in
der Folge auch verzehrt habe", erklärte
-
Adamek. "Ungefähr zweieinhalbtausend
Kalorien pro Tag, das kommt hin." Er rollte
-
ein Stück zur Seite. "Nun fügen wir einen
letzten Schritt hinzu, damit die
-
Auswertung allgemein aussagekräftig wird.
Und zwar verknüpfen wir diese Tabelle mit
-
den Daten des Standesamtes. Auf diese
Weise erhalten wir die Kalorien pro
-
Haushalt. Teilen wir diese Zahl durch die
Anzahl der Mitglieder dieses Haushalts:
-
Vater, Mutter, Kinder, Großeltern usw.,
landen wir schließlich bei einer Liste,
-
die alle Haushalte aufführt und wie viele
Kalorien die Mitglieder dieser Haushalte
-
im Schnitt pro Monat verbrauchen." Die
Augen des Reichsführer wirkten unnatürlich
-
groß hinter seiner runden Brille. Er
nickte sehr, sehr langsam, aber er nickte,
-
schien zu begreifen, worauf das alles
hinauslief. "Im Fall meiner Person bleibt
-
das Ergebnis dasselbe, da ich allein lebe",
fuhr Adamek fort. "In den anderen Fällen wird
-
das Ergebnis niedriger liegen, z.B. wenn
Babys oder Kleinkinder zu einem Haushalt
-
gehören, die natürlich weniger essen als
Erwachsene. Aber wenn der
-
durchschnittliche Kalorienverbrauch eines
Haushalts eine gewisse Obergrenze
-
überschreitet, in Zeiten, in denen manche
Lebensmittel rationiert sind, kann das ein
-
Hinweis darauf sein, dass in dem
betreffenden Haushalt mehr Menschen leben
-
als gemeldet sind. Z.B.", fügt er hinzu.
"Menschen, die vor dem Gesetz versteckt
-
werden." Himmler hatte die Hände gefaltet,
rieb sie sich bedächtig. "Das klingt gut,
-
aber das würde ich doch gern in der Praxis
demonstriert sehen." Adamek lächelte. Seine
-
Kollegen lächelten ebenfalls. Darauf waren
sie natürlich vorbereitet. "Nichts lieber
-
als das, sagte Adamek. "Nennen Sie eine
Stadt und wir erstellen eine Liste
-
verdächtiger Haushalte. Hier. Jetzt. Vor
Ihren Augen." - "Irgendeine Stadt?" fragte
-
der Reichsführer. "Irgendeine Stadt" bestätigte
Adamek. Himmler überlegte kurz. Dann sagte
-
er: "Amsterdam". Das Lächeln auf den
Gesichtern der Männer erlosch schlagartig.
-
"Amsterdam?" vergewisserte sich Adamek.
"Ist das ein Problem?" fragte Himmler.
-
holt tief Luft
-
Zur Steigerung der Spannung muss ich jetzt
mal einen Schluck trinken. - Helene saß wie
-
gelähmt vor ihrer Tastatur. Es hatte sie
alles nicht gewusst. Sie hatte die
-
Programme geschrieben nach Vorgaben, wie
sie von Herrn Adamek, von Herrn Ledge und
-
von Herrn Dobrischowsky erhalten hatte.
Genau wie sonst auch. Wie sonst auch hatte
-
sie nicht gefragt, wozu die Auswertung
dienen sollten. Derlei Fragen standen
-
Programmstrickerinnen nicht zu. Natürlich
hatte sie sich ihre Gedanken gemacht. Aber
-
Lebensmittel, Kalorienzahlen, was hätte
sie anderes vermuten sollen, als dass es
-
um die Ernährungssituation des Volkes
ging? Darum, die Versorgungslage zu
-
untersuchen, herauszufinden, wo die
Menschen genug zu essen hatten und wo
-
nicht. Aber das, ihre Hände fühlten sich
tonnenschwer an, in ihrem Bauch zitterte
-
etwas ganz elendiglich. Der Diskussion,
die unter den Männern entbrannt war,
-
folgte sie nur mit halbem Ohr, "wurde in
Amsterdam schon bargeldlos bezahlt?" -
-
"Ja" lautete die Antwort, "mehr oder weniger
seit der Besetzung der Niederlande."
-
"Fräulein Bodenkamp", die Stimme Adamkus,
"Helene?" - "Ja", sie schreckte hoch. "Haben wir
-
Amsterdam betreffend alle benötigten
Tabellen?" - "Ja." - "Dann starten Sie die
-
Auswertungen, bitte." - "Ja", hörte sich Helene
Bodenkamp sagen. Gehorsam, wie es einer
-
deutschen Frau geziemte, und sah ihren
Händen zu, wie sie die Befehle eintippten
-
und die Ausführen-Taste drückten. Während
die Auswertung lief und die Prozentzahl
-
auf dem Schirm langsam wuchs, ihr war, als
könne sie hören, wie die Datensilos unten
-
in den Hallen ratterten und klackern und
die Lüfter der Computer anspringen, weil
-
die Recheneinheit auf Hochtouren lief.
Während also all das seinen unaufhaltsamen
-
Gang nahm erläuterte Himmler wieso
ausgerechnet Amsterdam: "Als die Wehrmacht
-
die Niederlande eingenommen hat und wir
uns die Unterlagen ansehen konnten, haben
-
wir festgestellt, dass die Stadtverwaltung
von Amsterdam schon seit längerem ein
-
Verzeichnis führt, welcher Religion die in
der Stadt wohnhaften Bürger angehören. Das
-
Ganze hatte steuerliche Gründe, aber für
uns war es natürlich ein Geschenk der
-
Vorsehung. Anders als im Altreich wurde
das Amt für Rassenkunde aufwändige
-
genealogische Untersuchungen anstellen
muss, hatten wir, was Amsterdam betraf,
-
auf einen Schlag eine komplette Liste
aller Juden zur Hand, was die notwendigen
-
Maßnahmen natürlich enorm vereinfacht hat."
- "Ja, das war ein echter Glücksfall",
-
pflichtete ihm Adamek bei. "Wir haben im
Frühsommer mit den Deportationen begonnen,"
-
fuhr Himmler fort, "aber da wir diese Liste
besitzen, wissen wir, dass wir nicht alle
-
erwischt haben. Von manchen heißt es, sie
seien ins Ausland gegangen, doch bei einem
-
Abgleich mit den Aufzeichnungen der
Grenzbehörden stellen wir fest, dass das
-
nicht stimmen kann. Mit anderen Worten,
wenn Sie nicht gerade über die Nordsee
-
davon geschwommen sind, dann sind sie noch
da, irgendwo in der Stadt untergetaucht,
-
in der Hoffnung, dass wir eines Tages
wieder verschwinden." Er ballte die Faust.
-
Eine Geste, jäh aufflammender Wut. "Aber
wir verschwinden nicht wieder. Wir sind
-
gekommen, um 1000 Jahre zu bleiben."
Atemlose Stille herrschte nach diesem
-
Ausbruch des Reichsführers. Niemand rührte
sich, niemand sagte etwas. Alle starrten
-
nur auf die Prozentzahl auf der Leinwand,
die sich langsam der 100 näherte. Dann
-
verschwand sie und eine Liste erschien.
Die ersten zwei Zeilen lauteten: Kies,
-
6710 Kalorien pro Tag und Person, van
Vieg, 5870 Kalorien pro Tag und Person.
-
"Treffer", sagt der Ledge in die Stille
hinein. Himmler stand auf. "Was heißt das?" -
-
"Diese Leute kaufen das fast Dreifache
dessen an Lebensmitteln, was sie selber
-
verzehren können", erklärte Adamek.
"Fräulein Bodenkamp, bitte die Einträge aus
-
der Haushaltstabelle." Helene war als habe
sich ein ungeheures, unsichtbares Gewicht
-
auf sie gelegt, so schwer, dass sie kaum
atmen konnte. Doch ihre Hände, diese
-
Verräterinnen, arbeiteten weiter, tippten
die Befehle mit unverminderter Flinkheit
-
ein, und die Anzeige auf der Leinwand
erweiterte sich um Informationen über die
-
Personen hinter den Familiennamen. Die
erste Zeile bezog sich auf ein kinderloses
-
Ehepaar Jan Gies und Miep Gies, Sandrojic,
Geburtsdaten, Geburtsorte, die Ehefrau kam
-
aus Österreich, Wohnort, Arbeitsstelle.
Hinter der zweiten Zeile verbarg sich
-
ebenfalls ein Ehepaar Korbanwik und
Elisabeth van Wiek, ebenfalls keine
-
Kinder. "Vier Personen, die insgesamt auf
einen Tagesschnitt von über 25 000
-
Kalorien kommen", fasste Adamek zusammen.
"Das entspricht dem Nahrungsbedarf von zehn
-
Personen und mehr. Die beiden Frauen
arbeiten in derselben Firma", stellte
-
Dobreschowsky fest. "Was ist das für eine
Firma?" fragte Adamek an Helene gewandt.
-
Wieder tanzten die Finger. Die Firma hieß
Opecta, hatte ihren Sitz in der
-
Prinzengraacht 263, betrieb Handel mit
Gewürzen und gehörte einem Johannes
-
Kleinmann und einem Viktor Kugler. "Sie
hat erst im Dezember '41 den Besitzer
-
gewechselt, also nach der Besetzung", warf
Ledge ein. "Es könnte auf ein Tarngeschäft
-
hindeuten. Wer war der Vorbesitzer?"
Helenes Hände rief die entsprechenden
-
Daten auf. "Otto Frank", Dobreschowsky
geschüttelte den Kopf, "ist das ein
-
holländischer Name? Weiter, weiter." Ihre
Hände tanzten über die Tasten, entrissen
-
den Silos immer mehr Daten. Otto Frank war
in der Tat kein Holländer, sondern ein
-
deutscher Jude. Im Februar 1934 in die
Niederlande ausgewandert. Otto Frank,
-
verrieten die Daten weiter, hatte mit
seiner Familie im Meerwe de Plein 37 gelebt,
-
war aber dort zuletzt am 5. Juli 1942
gesehen worden. Im Bericht des
-
Deportationskommandos stand vermerkt, die
Familie sei Gerüchten zufolge in die
-
Schweiz geflüchtet. "Oder auch nicht",
meinte Himmler und zog sein Telefon aus
-
der Tasche. "Schultz, wir haben gerade Hin-
weise auf U-Boote in Amsterdam gefunden.
-
Schicken Sie ein Suchkommando in
Prinzengraacht 263 und lassen Sie das
-
Anwesen von oben bis unten durchsuchen.
Ja, 2 6 3, und Suchkommandos an folgende
-
Adressen. Schreiben Sie mit!" Er las dem
Mann in Amsterdam die Adressen der
-
Ehepaare Gies und van Wiek vor sowie die
Adressen von Johannes Kleinmann und Victor
-
Kugler. "Ausführung sofort und erstatten Sie
mir unverzüglich Bericht!" Dann nahm er
-
sein Telefon vom Ohr und sagte, "jetzt
heißt es warten." Und so warteten sie,
-
saßen da, starrten ins Leere, ließen die
Zeit verstreichen. Möller zündete sich
-
eine seiner unvermeidlichen Oberstolz an.
Adamek kaute auf dem Knöchel des rechten
-
Daumens. Ledge rollte die Enden seines
Oberlippenbärtchens. Endlich, nach 100
-
Jahren, wie es Helene vorkam, klingelte
das Telefon des Reichsführers wieder. "Ja",
-
bellte er ungeduldig, lauschte. Dann sagte
er: "Nichts. Sie haben nichts gefunden,
-
nicht das Geringste." Helene sah, wie die
Männer alle die Augen aufrissen vor
-
Entsetzen. Bestimmt bemerkte niemand, dass
sie dagegen erleichtert aufatmete. "Moment",
-
sagte Ledge in die erschrockene Stille
hinein. Es überraschte ihn selber, wie
-
klar und entschieden seine Stimme klang.
"Einen Moment, bitte." Dann wandte er sich
-
an die Strickerin hin und sagte: "Ich gehe
davon aus, dass wir auch die Grund-
-
buchdaten von Amsterdam haben?" -
"Selbstverständlich." - "Zeigen sie uns
-
den Grundriss des Gebäudes." Er sah Adamek
anerkennend nicken, hörte wie er - "Ja,
-
gute Idee" - sagte. Er, sah wie
Dobreschoswky an seinem Hemdkragen zerrte,
-
sah Müller nervös nach der nächsten
Zigarette fingern, sah Kirst den Kopf
-
einziehen und er sah Himmlers Blick kalt
wie Eis. Wenn das jetzt in die Hose ging,
-
dann rettete sie nichts mehr. Der
Grundriss des Gebäudes erschien auf der
-
Leinwand. Es war mehrgeschossig und,
typisch für die Stadt Amsterdam, die
-
Häuser einst nach ihrer Fassaden Breite
besteuert hatte, sehr schmal, dafür aber
-
tief. "Sturmbannführer", rief Ledge,
"bitte beschreiben Sie uns die
-
Räumlichkeiten, die Sie in der
Prinzengraacht 263 vorgefunden haben." Der
-
Mann räusperte sich, dann beschrieb er den
Aufbau des Hauses in genau der
-
Reihenfolge, in der sie es durchsucht
hatten. Alles, was er über das Erdgeschoss
-
sagte, stimmte mit dem Grundriss überein.
Jetzt wurde es Ledge auch heiß. "Über die
-
Treppe gelangen wir in den ersten Stock,"
fuhr die schneidige Männerstimme fort.
-
"Rechter Hand, eine Tür, die in einen
Lagerraum zur Straßenseite führt, geradeaus
-
ein schmaler Flur, an dessen Ende eine Tür
in einen kleinen Raum, der zwei Fenster in
-
den Hof aufweist und als Bibliothek dient.
Ich drehe ein, um, um in den zweiten
-
Stock…" - "Halt!" Ledge spürte sein Herz
wild pochen. "Noch einmal zurück in den
-
kleinen Raum. Was sehen Sie dort genau?" -
"Egal, dies und das, eine Art Abstellraum."
-
"Keine Tür, die weiter nach hinten führt?"
- "Nein." Sie sahen es alle. Der
-
Grundriss des ersten Stocks zeigte hinter
dem kleinen Zimmer weitere Räumlichkeiten.
-
Es funktionierte. Unglaublich. Das
Hochgefühl, das Ledge auf einmal
-
durchströmte, nahm ihm fast den Atem.
"Sturmbannführer beschreiben Sie, wo genau
-
das Bücherregal steht." - "An der Wand
gegenüber der Tür." - "Überprüfen Sie, ob es
-
einen Zugang verbirgt." - "Das haben wir
schon. Es ist fest mit der Wand
-
verschraubt." - "Gehen Sie von der Annahme
aus, dass es sich um ein Täuschungsmanöver
-
handelt und überprüfen Sie es noch einmal."
- "Hm" - machte der SS-Mann - "na gut." - Man
-
hörte ihm Befehle erteilen. Dann wurde es
still, bis auf undefinierbare, weit
-
entfernte Geräusche. Endlich wurde das
Telefon wieder aufgenommen. "Sie hatten
-
recht", sagte der SS-Mann mit hörbarer
Verblüffung. "Das Regal ist schwenkbar, die
-
Verriegelung ziemlich gut versteckt.
Dahinter geht es tatsächlich weiter." Im
-
Hintergrund war Geschrei zu hören. "Es
halten sich mehrere Personen dahinter auf",
-
berichtete der SS-Mann. "Alle verhaften",
befahl Himmler mit schnarrenden Stimme.
-
"Personalien feststellen." - "Zu Befehl,
Reichsführer." Eine Weile hörte man
-
herrischer Gebrüll, das Schluchzen von
Frauen, das Weinen von Kindern, alles weit
-
fort, fast nur zu erahnen. Dann meldete
sich der Sturmbannführer wieder: "Wir haben
-
in den verborgenen Räumlichkeiten
insgesamt acht Personen vorgefunden, alles
-
Juden. Nach vorläufigen Erkenntnissen
handelt es sich um Otto Frank, seine
-
Ehefrau Edith Frank und die beiden Kinder
Margot und Anne Frank, ferner um Hermann
-
van Pelz, seine Ehefrau Auguste van Pelz
und den Sohn Peter van Pelz und Fritz
-
Pfeffer." - "Unverzüglich nach Auschwitz
überstellen", ordnete Himmler an, "alle
-
verhaften, die an dem Komplott beteiligt
waren, sie zu verstecken." - "Zu Befehl
-
Reichsführer". Himmler unterbrach die
Verbindung. "Das genügt. Alles Weitere geht
-
seinen Gang auch ohne uns." Danach schritt
er unruhig auf und ab. Offensichtlich noch
-
ganz unter dem Eindruck dessen, was sie
gerade gerade erlebt hatten. Keiner sagte
-
ein Wort. "Wir sind im Osten in einer
gefährlichen Situation", begann er
-
schließlich. "Unser Schicksal steht auf
Messers Schneide. Doch es wäre ein Fehler
-
zu glauben, es würde sich nur durch die
Zahl der Panzerdivisionen entscheiden, die
-
uns zur Verfügung stehen. Das ist nur die
äußere Seite unseres Kampfes. Dieser Krieg
-
hat aber auch eine Front im Inneren, die
genauso wichtig, genauso entscheidend ist
-
wie die Front im Osten. Und diese Front
gilt unserer Befreiung von den Juden." Er
-
steckte sein Telefon ein, sah sie der
Reihe nach an. "Ich gestehe, dass ich mit
-
Vorbehalten hergekommen bin. Ich habe
erwartet, ein unnützes Überbleibsel jener
-
elenden Republik vorzufinden, die den
endgültigen Untergang des deutschen Volkes
-
herbeigeführt hätte, wäre nicht der Führer
im entscheidenden Moment auf den Plan
-
getreten. Doch, meine Herren, es ist Ihnen
gelungen, mich zu überzeugen. Ich sehe
-
nun, dass Sie hier an einer Front kämpfen,
die der auf dem Felde an Bedeutung nicht
-
nachsteht. Ja, mir scheint, die
Grausamkeit und Schärfe der Daten
-
übertrifft die des Stahls noch bei weitem.
Was ich heute bei Ihnen gesehen habe, gibt
-
mir die Gewissheit, dass von nun an
niemand mehr vor uns sicher sein wird.
-
Nirgends. Meine Herren, Sie tragen dazu
bei, dass wir ein Reich errichten, in dem
-
abweichende schädliche Denkweisen einfach
nicht mehr existieren. Unsere Macht wird
-
absolut sein in einem nie zuvor gekannten
Sinne." atmet laut Danach geleiteten sie den
-
Reichsführer und seiner Entourage wieder
zu den Autos. Alle bis auf Adamek und
-
sahen den schwarzen Wagen nach, wie sie
wieder von dannen rollten. Kaum waren sie
-
verschwunden, entlud sich ihre Anspannung
in Gelächter und Schulterklopfen. Sie
-
hatten es geschafft. Der Plan hatte
funktioniert. Das NSA würde bleiben, was
-
es war. Auch Helene bekam Lob ab, wie gut
sie das gemacht hat und alles so schnell und
-
prompt und ohne einen einzigen Fehler. Sie
spürte, wie ihr Gesicht das Lächeln
-
produzierte, das alle von ihr erwarteten,
relativierte das Lob, wie es sich gehört.
-
Denn hatten sie nicht alle Anteil daran?
Sie tat es ganz automatisch, denn alles,
-
was sie denken konnte, war, dass sie
gerade dazu beigetragen hatte, den Mann,
-
den sie liebte, wie nichts auf der Welt,
dem sicheren Tod zu überantworten.
-
beendet Vorlesung
Andreas: So, an dieser Stelle sage ich
-
vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
jinxx: Ich glaube den frenetischen Applaus
-
müssen wir uns an der Stelle einfach
vorstellen.
-
Andreas: Den muss man noch. Es harrt noch
einer technischen Lösung. Das sehe ich
-
auch so.
jinxx: Ja, ja, ja, ich glaube, da müssen
-
wir gerade noch irgendwie diesen
Gegenkanal dann etwas einbauen.
-
Lachen
Ja, aber nicht, dass wir da dann bei 1984
-
mit diesen Halo Screens rauskommen. Andere
Baustelle.
-
Lachen
Andreas: Irgendwas ist immer.
-
Lachen
jinxx: Ja, schau mal in den Chat. Applaus.
-
Applaus. Applaus. Applaus. Sehr gut.
Großartig. Du hast jetzt genau gerade die
-
Stelle gelesen, die mir beim Lesen damals
- ist bei mir tatsächlich einen Moment
-
her, dass ich es gelesen hatte - wirklich,
echt am meisten auch wirklich dann im
-
Magen lag. Wo ich mir dachte so: alter
Schwede, ja.
-
Lachen
Ja, das illustriert dieses "Wir haben ja
-
nichts zu verbergen"...
Andreas: Ja, sind ja ganz harmlose Daten,
-
die da gesammelt werden. Genau.
jinxx: Genau, was kann so 77 Kalorien pro,
-
also für 100 Gramm Kartoffel schon groß
aussagen, ne? Ja. Und das hast du
-
natürlich schön aufbereitet, eben wie
dieses Zusammenspiel und dieses welche
-
Daten man mit welchen letztendlich
kombiniert dazu führt, dass das Ganze dann
-
halt auch ein sehr unschönes Ende nimmt.
Also in der Szene jetzt zumindest schon
-
mal. Magst du vielleicht ein bisschen
erzählen? Also ich weiß, du hast da ein
-
ganzes Teil Hintergrundwissen, ne?
Wo das so alles herkommt?
-
Andreas: Ja, ich habe mal eine IT-Firma
gehabt gehabt und wir haben uns mit
-
Datenbanksystem beschäftigt, also ich habe
noch mit DBase angefangen und mit
-
Microsoft Access und solchen Geschichten,
SQL programmiert und solche Sachen. Und
-
wir haben, es war in den, Mitte der 90er,
und ich hatte damals die Idee, einen Kurs
-
zu machen zum Thema Datenschutz. Und zwar
ich habe also Datenbankkurse gegeben, also
-
wie man Tabellen miteinander joint und
auswertet und so weiter, und hatte so die
-
Vorstellung ich mache so einen Kurs, wo
ich so Daten, also nicht in solchen
-
Datenbankkursen aber typischerweise müssen
die Leute erst mal ein paar Daten
-
eintippen und das sind dann irgendwelche
Adressen meistens und dann sollen mal alle
-
aus Stuttgart raussuchen und alle die
Müller heißen und so weiter und spielt so
-
ein bisschen rum, aber man hat nicht so
richtig, richtig Masse an Daten. Und ich
-
hab gedacht, man müsste Datenbestände
mitbringen und dann den Leuten Aufgaben
-
stellen, da wirklich was rauszufiltern an
Informationen. Und die zweite Idee war,
-
man könnte es mit so Daten machen, wie sie
in der Firma anfallen, also die Daten, wann
-
Leute kommen und gehen, also wenn die
einstempeln und ausstempeln. Das war
-
damals schon meistens elektronisch, was
die in der Kantine essen. Es war auch in
-
den Firmen, wo ich da zu tun hatte, waren
auch meistens so, dass die bloß ihren
-
Ausweis vorgezeigt haben und dann ist es
auf ihr Konto gebucht worden. Und da hätte
-
man so Sachen raussuchen können wie: wer
kommt denn immer zur gleichen Zeit? Und
-
was das wohl zu heißen hat? Haben die
Verhältnis miteinander? Wohnen die in
-
derselben Gegend oder so? Wer isst immer
die Schonkost? Was hat das zu sagen? Ist
-
er, hat er vielleicht eine Krankheit, die
er verheimlicht? Und solche Dinge. Und so
-
hab ich da so rum überlegt und wollte da
so einen Kurs machen mit Schwerpunkt
-
Datenschutz. Und den haben wir damals auch
angeboten aber das hat niemanden
-
interessiert. Also der ist, der hat nie
stattgefunden. Und die Grundüberlegung und
-
die sind dann quasi jetzt hier
eingeflossen, wie man eben aus dem
-
Abgleich von Datenbeständen gewinnen kann,
die über das Hinausgehen wofür die Daten
-
selber jeweils gedacht waren. Also man
will halt wissen, wie viele Kalorien sind
-
jetzt gekauft und wenn man jetzt alle
Einkäufe in der Liste hat, dann kann man
-
eben ermitteln, was man alles gegessen hat
im Laufe der Zeit. Und wenn dann noch
-
irgendwelche unfreundlichen Absichten
dazukommen, dann ist eben vieles möglich.
-
jinxx: Mh, und das mit den unfreundlichen
Absichten und den politischen Änderungen.
-
das kann ja relativ flink gehen. Das haben
wir ja jetzt in letzter Zeit auch
-
beobachten müssen, leider an diversen
Stellen in der Welt. Du hast dir jetzt
-
quasi ein Cross-over ausgesucht zwischen
Snowden und... trifft Nazis.
-
Andreas: Also Snowden war tatsächlich der
Auslöser diesen Roman zu schreiben. Weil
-
also als Snowden mit seinen Enthüllungen
raus gekommen ist und dann hat man ja
-
diskutiert - ah ja, die Überwachung - und
dann hab ich immer wieder Leute gehabt im
-
Bekanntenkreis oder wenn man so gechattet
hat oder so, die gesagt haben - Ja, hab
-
ich mir auch schon überlegt. Da gehe ich
auf irgendeine Seite, gucke mir
-
Wanderstiefel an und gehe das nächste Mal
bei Amazon rein. Und was bieten die mir
-
an? Wanderstiefel? Dann wissen die doch,
was ich sonst so mache. - Was
-
wahrscheinlich auch der Fall ist. Und da
hab ich gesagt: Ja, ja, das kann alles
-
sein. Aber das sind noch keine bösen
Absichten. Der hat, da hat Amazon nur die
-
Absicht, die Werbung zu fokussieren. Und
es ist eine legitime Absicht von
-
Werbetreibenden, dass man sich schon immer
so, dass sie eben möglichst versuchen,
-
auch Postwurfsendungen nicht dorthin zu
schicken, wo keine Leute wohnen, die das
-
brauchen können, was sie anzubieten haben.
Da gibt's, also das haben wir auch in
-
unserer Firmenzeit so mitgekriegt. Damals
hat es angefangen, dass man zum Beispiel
-
Deutschland nach Einkommensgebieten
klassifiziert hat. Das haben also Firmen
-
gemacht und gesagt dort wohnen arme Leute,
da braucht ihr keine Prospekte für
-
Porsches hinzuschicken, da wohnen reiche
Leute, da lohnt sich schon eher. Und diese
-
Information, die konnte man kaufen, die
kann man wahrscheinlich heute noch kaufen,
-
weil nämlich Datenschutz nur für den
gesetzlich nur für den Staat gilt und
-
nicht für Firmen. Firmen können Daten
sammeln soviel sie wollen. Und solche
-
Dinge. Und hab ich ihm gesagt: das ist
noch nicht das Schlimmste, was passieren
-
kann. Und in irgendeinem dieser Gespräche
habe ich gesagt: stellt euch einfach vor,
-
die Nazis hätten schon unsere heutige
Computerwelt zur Verfügung gehabt, was die
-
damit hätten anstellen können. Und dann
hab ich mich im Satz unterbrochen
-
unterbrochen, und hab gedacht: oh Scheiße,
das ist ja ein gutes Buch.
-
Lachen
jinxx: Ja.
-
Andreas: Und dann hab ich da bisschen
länger drüber nachgedacht und bin so an
-
dieser Auffassung hängengeblieben und
hab's dann geschrieben.
-
jinxx: Wie lange hast du gebraucht für die
Planung?
-
Andreas: Es ging ziemlich schnell für
meine Verhältnisse, weil normalerweise
-
sind meine Ideen immer sechs Jahre alt
oder noch älter. Da waren es, weiß nicht
-
2, 3 oder so, und ich..., das ging relativ
zackig. Also ich hab einen Haufen Material
-
sowieso schon gehabt. über das 3. Reich
hat man immer Bücher im Regal stehen. Ich
-
hab mir noch ein paar dazu gekauft, was
den Alltag anbelangt, um es einfach
-
fühlbar zu machen. Ich hatte ja nicht die
Absicht, tatsächlich ein Buch über das 3.
-
Reich zu schreiben. Da gibt's ja genug und
auch bessere, sondern es ist eigentlich
-
ein Buch über unsere Zeit, nur sozusagen
verdüstert. Also es sind die
-
Computerthemen im Mittelpunkt stehen und
was mit denen machen kann. Und dann..., es
-
ging erstaunlich schnell, dass als es mal
klar war, das läuft. Die Figuren waren
-
auch sehr dankbar. Also da musste ich
nicht viel. Ist ja immer so, wenn man beim
-
Schreiben, wenn es einem gelingt, eine
Figur in sich entstehen zu lassen oder in
-
dem Fall waren es zwei. Die beiden
Hauptfiguren Ledge und die Helene
-
Bodenkamp. Wenn die plastisch sind und was
wollen und Ziele haben und Probleme haben,
-
dann übernehmen die eigentlich die
Gestaltung des Romans. Also man folgt
-
denen einfach nur, horcht genau hin, was
die jetzt bewegt und was die für Probleme
-
haben. Und er geht damit. Und dann
entwickelt sich das ratzfatz.
-
jinxx: Ich bin gerade unglaublich
neugierig, wie du Figuren entwickelst.
-
Aber wir haben schon Fragen im Chat und da
finde ich eine grade ganz interessant.
-
Vielleicht auch für ganz viele, die gerade
zugehört und zugeschaut haben: "Wäre das
-
in Ordnung, den offiziellen Mitschnitt
dieser Lesung im Informatikunterricht zu
-
verwenden? Der würde sehr gut passen.
Andreas: Ja. Von mir aus, klar. So zeige
-
ich nochmal das Buch, damit's auch
Werbeeffekt hat und sind wir quitt.
-
Lachen
jinxx: Genau. Also auf jeden Fall große
-
Leseempfehlung auch. Also es ist sehr
augenöffned und auf eine sehr plakative
-
und auf der anderen Seite sehr subtile
Weise. Also ich finde, du hast das
-
gerade... beide Felder unglaublich
spannend, bedient auch.
-
Andreas: Ja, ich wollte schon plakativ
sein. Das ist. In dem Fall ist es kein
-
Vorwurf, wenn man das so sagt. Ich wollte
ich. Ich fand das Thema bei Demos schon
-
mal ein bisschen den großen Hammer
rausholen muss und ich nicht allzu subtil
-
sein darf.
Lachen
-
jinxx: Ja. Manchmal wünscht man sich den
großen Hammer sehr, ja. Eine Frage war
-
jetzt gerade, wie so eine Abfrage heute
z.B. aussehen würde. Wir haben ja jetzt
-
Mobilitätsdaten, Metadaten, Kontakte. Hast
du da gerade so ein Ding? Wie würdest du
-
das vielleicht in einem Kontext, der nicht
eben in - wo sind wir, 1942 - aussehen
-
könnte?
Andreas: Also das hab ich mir jetzt nicht
-
so im Detail überlegt, wie das jetzt, was
man jetzt da heute machen könnte, weil es
-
ja von der politischen Situation abhängt.
Also es ist ja so, wir sind momentan in
-
einer Demokratie und dürfen noch relativ
machen, was wir wollen und meinen, was wir
-
wollen. Aber das kann natürlich kippen. Es
könnte eine extrem Linke, es könnte ein
-
extrem Rechte, es könnte eine extrem
religiöse Regierung an die Macht kommen.
-
Und dann, das Problem ist, dass das dann
rückwärts wirkt, weil ja alles noch da
-
ist. Dann kann man also wenn die Rechten
dann kommen, dann gucken die alle Twitter
-
Dinger durch. Wer hat mal was gegen uns
gesagt und die andere Seite macht es
-
genauso. Und die Religiösen natürlich
auch. Also alle alle, die wissen, was Gott
-
von ihnen will oder das Schicksal oder der
Weltgeist oder so, also die, die, die die
-
Gewissheiten haben, die sind ja dann, die
werden ja dann erbarmungslos und merzen
-
dann alle, die ihnen nicht in Kram passen.
Die können die ja nicht lassen. Und das
-
ist eben das Problem, das wir erzeugen
Daten und die verschwinden nie wieder.
-
Also ich bin ja froh um alle Webseiten,
die auch wieder verschwinden und alle,
-
aber die groß, die großen Datenbestände,
da gibt's doch Zahlen, wie viel
-
Datenbestände ein durchschnittlicher
Amerikaner pro Tag erzeugt. Das sind
-
Unsummen. Da platzen sämtliche
Festplatten. Aber aber Google und Facebook
-
und Amazon, die speichern das alles ab und
die NSA garantiert auch. Und dann liegen
-
die Daten da und warten drauf missbraucht
zu werden. So wie die Religionsregister
-
für die Kirchensteuer quasi in Amsterdam.
Und das hat gar keine Computer gebraucht.
-
Es war einfach eine einfache Liste.
jinxx: Der 2. Teil der Frage ist übrigens
-
auch nochmal ganz spannend, deswegen mache
ich mir jetzt hier gerade nochmal extra,
-
es geht..., oder der Hinweis halt auf die
Programm strickerinnen, dass das Mal
-
irgendwann auch typisch weibliche Aufgaben
waren. Vielleicht auch nochmals als extra
-
Thema gerade angesprochen. Du hast das ja
im Buch auch so angelegt, dass es primär
-
eben die Frauen sind, die die Abfragen
halt dann programmieren, die sich das die
-
ganze Mechanik im Hintergrund ausdenken.
Und das sind dann die Männer, die dann
-
quasi so ja den logischen Schluss ziehen
und dann die Ausführung starten.
-
Andreas: Also die so vorgeben, wo es
hingeht und die Frauen, die machen es
-
dann. Also das hat zwei, zwei Wurzeln
diese Idee. Des eine ist es, die ist so
-
thematisch bedingt, weil ich ja um das
Ganze ein bisschen plausibler zu machen,
-
unterstelle ich ja, dass das der Charles
Babbage seine analytische Maschine gebaut
-
hat. Und sie sollte ja programmierbar sein
über Lochkarten, rein mechanisch also wäre
-
ein Wunderwerk der Mechanik geworden, so
groß wie eine Lokomotive, Dampf betrieben
-
und mit mechanischen Speichern und ganz
irres Gerät. Und der hatte ja eine
-
Bekannte, also mit der sich ausgetauschte
eben hat eben diese Ada Lovelace, die
-
sozusagen die erste Programmelemente
entwickelt hat und im Prinzip alle
-
wesentlichen Programmierelemente, die wir
kennen, also Schleifen und Verzweigungen
-
und Unterroutinen so weiter. Das hat sie
erdacht. Sie hat sogar schon weitergedacht
-
als Charles Babbage. Der wollte einfach
nur Tabellen nachrechnen für
-
Meeresströmungen und Versicherungssachen
und Bankkonten und so weiter. Und sie ist
-
schon drauf gekommen. Ja, man kann alles
in Zahlen umwandeln und dann mit den
-
Zahlen was machen. Also sie hat praktisch
die Digitalisierung vorausgedacht. Und von
-
daher war es irgendwie logisch, diese
Zweiteilung - die Männer machen die
-
Hardware und die Frauen machen die
Software - in das Buch einfließen zu
-
lassen. Ist aber auch meine persönliche
Erfahrung. Also im Studium hatte ich ein
-
paar Kommilitoninnen, das war vor allem am
Fraunhofer-Instituts, da habe ich eine
-
Zeit lang als Hiwi gearbeitet, da waren
ein paar, die auch programmiert haben, was
-
damals schon was war, wo man hingeguckt
hat - och so eine Frau, die programmiert
-
Dingsbums - und also wo mal eben so diese
üblichen Vorteile hat, die man halt in den
-
80er Jahren als..., also gehabt hat. Aber
dann habe ich genau hingeguckt. Das ist
-
eigentlich cool, was die machen. Also, die
eine hat so ein paar C-Routinen gebastelt,
-
die ich mir dann kopiert habe, habe ich
selber noch eine ganze Weile verwendet.
-
Und das Besondere war, dass Männer, wenn
die Männer programmieren, die müssen sich
-
ja immer ein bisschen produzieren und so
raushängen, dass sie was ganz Besonderes
-
sind. Also das egolose programmieren, was
gute Programme erzeugt, das fällt Frauen
-
viel leichter, weil sie sich da nicht...
ich weiß nicht warum. Auf jeden Fall ist
-
mir das aufgefallen. Als wir damals die
Firma hatten, hätte ich liebend gern
-
Frauen eingestellt. Es gab bloß keine.
Also auch die, die da im Institut waren.
-
Ja, die haben halt programmiert, weil sie
es für ihre Diplomarbeit und so gebraucht
-
haben. Und dann haben die gesagt: nee,
interessierten.. also mach ich nicht
-
weiter. Also da war nicht so diese Erotik
des Computers war da nicht ausgeprägt
-
genug, um dabei zu bleiben. Aber das ist
schade. Und deswegen hab ich gedacht da
-
tue ich jetzt, also in Anbetracht von
denen, die Frauen, die das könnten und
-
dann halt nicht wollten... hab ich... das
hat also auch eine Rolle gespielt, das in
-
das Buch reinzunehmen.
jinxx: Großartig. Also in dieser Diktion
-
"Code is Poetry" bin ich persönlich ja bei
Vogonisch gelandet, aber mehr als..
-
Andreas: Es viele nicht schätzen, das
Vogonen.
-
Lachen
jinxx: Nein, tatsächlich nicht. Wir haben
-
weitere spannende Frage: Hallo Andreas,
wie recherchierst du deine Geschichten?
-
Vor allem die, die in der Zukunft handeln.
Unabhängig davon warst du bereits aufgrund
-
deiner fundierten Vorbildung weißt. Fragst
du irgendeine Person oder mehrere, die
-
sich mit der jeweiligen Thematik auskennt?
Und wie schaffst du es, dass die Story
-
plausibel erscheint? Und das tut sie in
der Regel."
-
Andreas: Also das Recherchieren ist ein
bisschen wie die Pflichtaufgaben für die
-
Schule oder fürs Studium. Also man stellt
sich, listet sich halt auf, welche Fragen
-
offen sind, also was man nicht weiß und
dann versucht man diese Lücken zu
-
schließen. Und das erste, was man tut,
ist, dass man guckt, ob nicht irgendein
-
Buch dazu schon im Regal steht. Was
meistens der Fall ist, wenn.. man schreibt
-
ja Bücher über Themen, die irgendwie
interessant sind und die einen
-
interessieren und die interessieren einen
aus bestimmten Gründen und dann steht da
-
meistens schon was. Wenn man nichts hat,
dann guckt man mal, was es da so gibt und
-
kauft das eine oder andere Buch. Früher
hab ich die immer aus der Landesbücherei
-
in Stuttgart ausgeliehen, da hatte ich
noch nicht so viel Geld, um mir die dann
-
immer kaufen zu können. Jetzt ist die
Landesbücherei einfach zu weit weg für
-
solche Dinge. Deswegen bemühe ich denn die
Firma vom Herrn Bezos mir entsprechende
-
Bücher zu liefern. Und dann..., bei
manchen Sachen wird man im Internet eher
-
fündig. Also wenn's darum geht, ich muss
jetzt wissen, wie das Wetter am 23. April
-
1978 in New York war, dann werde ich in
einem Buch das nicht finden, aber im
-
Internet vielleicht und solche Dinge. Und
auch was Anregung anbelangt, also
-
Verschwörungstheorien und spinnerte Zeug,
das ist natürlich auch's Internet genial.
-
Wobei ich sagen muss, in letzter Zeit
lässt die Qualität der
-
Verschwörungstheorien schon arg nach.
Lachen
-
Da ist alles ausgelotet. Ja und erst, also
ich mache sozusagen erst meine
-
Hausaufgaben und erst wenn ich dann noch
Fragen habe, die ich nicht klären kann, wo
-
ich aber denk, die sind wichtig, dann
gucke ich, ob ich jemanden fragen kann
-
und...also, ich schieb das raus, weil ich
a) ein bisschen schüchtern bin bei so
-
Sachen, b) weil, ich denke, man sollte
schon erst die Hausaufgaben machen und
-
nicht irgendeinen hochkarätigen
Wissenschaftler mit irgendwelchen
-
Anfängernfragen behelligen. Und zweitens,
wenn man so jemand ist, schon mal, mai,
-
ich habe jetzt einen Nobelpreisträger an
der Leitung und frage ihn irgendwas und er
-
sagt mir dann irgendwas. Dann muss ich es
auch verwenden. Also muss ich dann in dem
-
Moment wissen, dass ich das auch wirklich
brauche und nicht. Also in der
-
Vorgeschossen kann man sowas nicht
bringen. Man hat dann so eine gewisse
-
Verpflichtung. Es ist übrigens dasselbe
wie mit dem irgendwo hinreisen, um sich
-
was anzugucken. Also Google Streetview ist
ja wie für Schriftsteller gemacht, weil
-
man sich mal einen Eindruck verschaffen
kann von einer bestimmten Gegend und da
-
irgendwas, wie es da so ungefähr aussieht.
Und das verbindet man dann mit Sachen, wo
-
man selber tatsächlich schon mal war. Aber
wenn man jetzt, sagen wie einmal, eine
-
teure Reise nach Australien macht und
nachher beschließt ma, nee, die Szene in
-
Australien streiche ich weg, das bringt
doch kein Mensch über sich. Und so
-
entstehen dann Bücher, wo man sagt - Ja,
warum musst du jetzt diese Reise in die
-
Antarktis so ausgiebig schildern? Die
hatte überhaupt keine Funktion in dem Plot
-
- Ja, weil er dort war, wahrscheinlich.
Also das ist so.. Also man muss auch bei
-
der Recherche eine gewisse Ökonomie walten
lassen. Man kann sich auch tot
-
recherchieren.
jinxx: Das ist allerdings tatsächlich
-
wahr. Also diese Ratio, Recherche, Planung
und tatsächliches Schreiben, wo bist du
-
denn da ungefähr so bei diesen Dreien?
Andreas: Ich bin. Ich tendiere dazu, zu
-
wenig zu recherchieren, weil ich einfach
drauflos schreiben will. Und da rettet
-
mich dann da das... viel Glück und das
irgendwo im Hinterkopf dann doch
-
irgendwelche Informationen sind. Aber
unterlaufen mir dann doch irgendwelche
-
Lapsüsse. Also das Schlimme ist in
"Ausgebrannt", dass ich das Dieselmotor
-
einen Vergaser unterstelle. Das ist mir
schon glaube ich 50 Mal vorgeworfen
-
worden. Und das weiter so. Ich denke: ja,
das hätt's eigentlich wissen können.
-
Lachen
Aber das schreibt man halt dann so hin, so
-
ja.
jinxx: Ich hab, in der Stadt, wo, in der
-
Nähe, wo meine Eltern wohnen, da wurde
versucht so einen Coffee Mobil anzuzünden,
-
mit Diesel. Also die Person hat auch nicht
recherchiert.
-
Lachen
Wir haben hier noch eine weitere Frage zu
-
deinem..., zum Bereich Schreibstil:
erfindest du dich immer wieder neu, oder
-
der warum ändert sich dein Schreibstil
auch immer wieder? Magst du direkt da oder
-
magst du den Rest von dem, was da jetzt
noch ganz viel in Klammern dazu kommt?
-
Andreas: Ähm, ja, jetzt weiß ich nicht.
Ich hab die bloß aus dem Augenwinkel
-
gesehen. Also erst dann. Also ich kann was
dazu sagen zu diesem, diesem Ausdruck "Er
-
erfindet sich neu". Das klingt natürlich
immer cool, wenn das irgendjemand über
-
jemanden sagt. Also Bob Dylan erfindet
sich mit jedem Album neu. Also, Bob Dylan
-
ist jetzt Kollege von mir, weil er, also
wenn man Literaturnobelpreis kriegen kann,
-
dann ist man ja Kollege. Aber das ist nix,
was man... Also man setzt sich nicht hin
-
und sagt: oh, jetzt muss ich mich Mal neu
erfinden; sondern es ist einfach so, dass
-
ich immer versucht, der Geschichte gerecht
zu werden, die mir vorschwebt. Das heißt,
-
mir fallen halt ziemlich verschiedene
Geschichten ein, weil ich... irgendwie
-
bringe ich es nicht fertig, dieselbe
Geschichte nochmal zu schreiben, weil
-
dann, das wäre mir zu langweilig. Und die
sind halt sehr unterschiedlich. Das ist so
-
irgendwie in meiner DNA drin. Wenn ich's
eine Buch hüh mach, dann ist das Nächste
-
hott. Und dann, also ich finde immer eine
neue Richtung, die 180 Grad zur vorigen
-
steht und zu allen vorherigen steht, soll
ich sagen, 20 dimensionaler Erzähleraum.
-
Aber ich habe überhaupt nicht das Gefühl,
dass sich da was ändert. Das war, sondern
-
ich habe einfach eine Idee und dann gucke
ich, wie ich die möglichst gut umsetze.
-
Und da gehört natürlich auch die
entsprechende Erzählweise dazu. Mal muss
-
man in der Ich-Form und irgendwie
nachdenklich, mal muss immer irgendwie
-
wild drauflos erzählen und manchmal muss
man ein bisschen förmlich tun. Also mein
-
Perry Rhodan, den dicken Perry Rhodan
Roman, der ist aus der Perspektive eines
-
3000 Jahre alten Engländers geschrieben,
der sich natürlich einer etwas gepflegten
-
Erzählweise bedient und ungern "ich" sagt,
sondern sagt der Verfasser dieser Zeilen
-
denkt das und so weiter, weil das gehört
dann einfach dazu, um das Ganze
-
abzurunden. Und das ist aber nicht, dass
ich jetzt anders bin als vorher. Und dann
-
ist die Geschichte ist eine andere. Oder
jetzt mein neuester Roman ist jetzt also,
-
der sozusagen auf NSA gefolgt ist, des ist
eine fantastische Geschichte um Menschen,
-
die Flügel haben und in riesen Bäumen
leben. Das hat mit, das ist sozusagen das
-
Gegenteil von Technik. Das muss man
natürlich auch anders erzählen.
-
jinxx: Stimmt. Magst du darüber gerade
noch ein bisschen was spoilern? Ein
-
bisschen.
Andreas: Hm... Mein Lektor sagt ja immer,
-
wenn mein neues Manuskript kommt.
"Andreas, das ist ja wieder mal ganz was
-
Anderes." Ja. Also es "Eines Menschen
Flügel", der handelt, spielt in ferner,
-
ferner Zukunft in einer Galaxis weit, weit
entfernt auf einem vergessenen Planeten.
-
Und da leben Menschen, die haben Flügel.
Und die wissen auch, warum sie die Flügel
-
haben, nämlich ihre Ahnen, die damals auf
diesen Planeten gekommen sind, die haben
-
ihn die genetisch eingepflanzt. Und zwar
weil sie, weil der Boden gefährlich ist an
-
fast allen Stellen, wenn man den Boden
berührt, kann es einem passieren, dass man
-
stirbt. Man weiß nicht warum. Die Ahnen
haben es auch nicht herausgefunden, woran
-
es lag. Und dann ham's schließlich gesagt:
ach komm, wir geben unseren Kindern
-
Flügel. Und seither haben die eben Flügel
und leben in den Lüften und sagen: Boden
-
interessiert uns nicht. Und..., aber nicht
bloß der Boden ist unzugänglich, der
-
Sternenhimmel auch. Also der Himmel ist
geschlossen, 'ne geschlossene Wolkendecke.
-
Wir haben auch kein kein Wort für Sonne,
sondern das ist das große Licht des Tages.
-
Und der Mond das keine lichter Nacht. Und
dann..., es fängt damit an, dass einer
-
will aber wissen, wie diese Sterne
aussehen. Man weiß, die Ahnen sind von den
-
Sternen gekommen und es müssen Lichter
sein, die da irgendwo im Dunkeln, aber das
-
kann sich niemand so richtig vorstellen,
und er will es mit eigenen Augen sehen.
-
Und ähm... und bucht [Tonstörung] in Gang,
was
-
schnauft
dramatische Folgen hat. Dramatisch genug
-
um 1 000. Manuskriptseiten zu füllen und
ich kriege jeden Tag ein Mail, weil einer
-
sagt: was, sie ist sie schon vorbei. Das
Buch ist viel zu kurz.
-
Lachen
jinxx: Großartig. Ja, unglaublich
-
gespannt. Wir haben noch eine Frage.
Andreas: Ja, nur zu.
-
jinxx: Wir haben ja noch einige.
Andreas: Ja, gut. Ich bin Opener.
-
jinxx: Wie verfährst du beim Schreiben
deiner Bücher? Sammelst du zuerst Ideen?
-
Suchst du zuerst die Charaktere oder die
Handlung? Schreibst du eine
-
Zusammenfassung oder legst du direkt los?
Andreas: Nee, direkt loslegen, weiß nicht
-
wer das macht, also ich, ich könnte ich
nicht. Nein, nein, ich sammel zuerst Ideen
-
über, meistens über einen ziemlichen
Zeitraum hinweg. Ich hab' so ein Buch, wo
-
ich so Ideen sammel. Da fällt mir ein, ah
dieses eine..., da hab ich sowas
-
angedacht. Und da würde das und das, was
mir jetzt gerade eingefallen ist, dazu
-
passen, und so weiter. Und dann schreib
ich es dazu und es sammelt dann so im
-
Laufe der Zeit Masse an und irgendwann
sind so viele Ideen auf einem Haufen, dass
-
ich nicht anders kann, als ein Buch draus
zu machen. Und dann ist es so ein hin und
-
her. Ich überleg mir die Handlung, dann
überleg ich, ah was für Figuren gehören da
-
dazu, oder umgekehrt, ich fange mit den
Figuren an und sag: ja und was passiert
-
dann? Was ist der Anfang? Was passiert am
Schluss? Welche Wendungen muss des nehmen?
-
Ich hab da so ein Schema dann oder so eine
eine Art Landkarte im Kopf wie die
-
Geschichte laufen soll. Soll, muss ich
sagen, weil man es dann tatsächlich
-
hinschreibt läuft es fast nie so, wie man
sich's vorgestellt hat. Aber man braucht,
-
ich also brauche trotzdem diesen Plan.
Also ... Gefühl ... muss ab jetzt, wie es
-
laufen wird. Läuft es anders, aber ist
dann auch okay. ... man muss manchmal
-
innehalten und Teile neu planen, weil dann
bestimmte Sachen nicht mehr realisieren
-
lassen. Und man muss manchmal auch
überlegen halt, bin ich da jetzt falsch
-
abgebogen, schreib ich mich da irgendwie
in eine Sackgasse rein, außer vielleicht
-
auch mal was ändern oder zurückgehen und
Sachen wegschmeißen. Aber grundsätzlich
-
gehe ich da schon mit. Mit solchen
Eingebungen, die mir unterwegs kommen.
-
Sonst wäre es ja bloß Malen nach Zahlen,
ist ja nix.
-
Lachen
jinxx: Und dieses Büchlein, was du da
-
hast, ist das dann eins, wo du Ideen für
eins, zwei, fünf Bücher drin hast, zwanzig
-
oder..., eins, das du immer in der Tasche
dabei hast, wenn du unterwegs bist?
-
Andreas: Nee, nee, ich hab zwar immer was
zu schreiben dabei, aber wenn ich da etwas
-
festhalte, das kommt dann sozusagen ins
offizielle Ideenbuch und das hat, ich weiß
-
nicht, also jedenfalls mehr Ideen als ich,
als Lebensjahre übrig sind, die ich...
-
Also wenn es so ein Naturgesetz, ich sage
immer, wenn es so ein Naturgesetz gäbe,
-
dass Schriftsteller erst sterben, wenn sie
keine Ideen mehr haben, dann würde ich
-
nach heutigem Stand 300 werden oder so.
schmuzeln
-
jinxx: vielleicht hätten wir dann auch
noch Aristoteles oder so kennengelernt.
-
Andreas: ja, gut möglich, oder? Alexandre
Dumas oder so.
-
jinxx: Genau die Schlegels und Schelling?
Großartig.
-
Lachen
Genau. Ich habe jetzt gerade checken
-
müssen, wann "Eines Menschen Flügel" raus
gekommen ist. Das war jetzt im Oktober
-
gerade richtig?
Andreas: Ja.
-
jinxx: Genau. Magst du auch gerade
verraten, was, woran du gerade arbeitest?
-
Andreas: An einem Jugendroman, der
nächstes Jahr rauskommt. Aber den brauche
-
ich jetzt noch nicht viel zu sagen, weil
des mache ich ungern, im Voraus jetzt.
-
Erst einmal das lesen, was da ist und
alles weitere dann später.
-
jinxx: Wenn jetzt jemand gerade neu
dazukommt zu deinen Werken, ist die Person
-
ohnehin eine Weile beschäftigt.
Andreas: Gut so. Ja.
-
Lachen
jinxx: So, jetzt muss ich gerade schauen.
-
Ah, es wurde gerade eine eine Frage
wiederholt, die ich oben übersehen habe.
-
Verzeihung: Hallo Andreas, einige deiner
Werke enden nicht unbedingt im Positiven
-
für den oder die Protagonistin. Wie fühlst
du dich damit? Das eine oder andere Ende
-
hat mich doch recht aufgewühlt
hinterlassen.
-
Andreas: Ja, das ist ja nichts Schlechtes.
Also aufgewühlt zu sein. Es kommt auf die
-
Geschichte an. Ja, das... Also ich sag
mal, Winnetou stirbt auch in Band 4 und es
-
hat deshalb aber irgendwie.... Also man
ist natürlich in dem Moment, wenn man es
-
liest, geschockt. Aber so Jahrzehnte
später sagt man ja, das ist halt so in der
-
Logik der Geschichte drin. Und ja, also
z.B. was, wo man es gerne kritisiert ist
-
bei der "Billion Dollar" oder ich sage es
mal, hätte es dem Helden am Ende auch
-
schlechter geht. Aber es ist einfach ein
Symbol dafür, dass der sozusagen von
-
diesem.... Also der erbt ja eine Billion
Dollar, was damals, als das Buch raus kam,
-
was übrigens am 11.September 2001 der Fall
war. Was damals ja noch richtig viel Geld
-
war. Und er erbt ja nicht nur das Geld, er
erbt auch die Prophezeihung, dass er damit
-
die Zukunft der Menschheit retten wird.
Und unter all dem bricht er so im Laufe
-
des Buches zusammen und da ist es einfach
so ein Symbol dafür, dass das eben nicht
-
so toll ist, wenn man 1 Billion erbt.
jinxx: Genau. Das kann auch schwierig
-
werden. Ein Perry Rhodan Fan fragt: Wann
kommt denn mal wieder ein Gastroman?
-
Andreas: Also diese Perry Rhodan Fans sind
ja unbittlich. Jetzt hab ich grad 1 000
-
Seiten Roman vorgelegt. Das sind 10
Heftromane. Also ich hab dem Wim Bandemann
-
versprochen, dass ich den Endband des
nächsten Zyklus schreibe. Das ist dann
-
Band 3199. Der ist spätestens, der kommt
dann wieder.
-
schmunzeln
jinxx: Das lassen wir einfach g'rad mal so
-
stehen.
Andreas: Ja, ich bin auch mal gespannt,
-
auf was ich mich da eingelassen hab.
jinxx: Ich scroll noch Mal ein bisschen
-
hoch, ob ich noch etwas übersehen habe.
Und tatsächlich sehe ich gerade..., es
-
wird gefragt, ob du..., ich sage jetzt
den..., weil ich das sicher sonst falsch
-
ausspreche, von Leo gelesen hast "Die drei
Sonnen" und wie gefällt es dir?
-
Andreas: Hab ich noch nicht gelesen. Muss
ich gestehen. Ich. Ich zögere noch ein
-
bisschen vor dem dicken Ding. Aber ich bin
einer der, ich habe ganz viele Werke, die
-
man gelesen haben muss noch nicht gelesen
und bin einer, der oft erst Jahre später
-
irgendwas liest, was dann alle schon fast
wieder vergessen haben. Also ich bin kein
-
Aktualitätenleser der das Neueste wenn
gleich haben muss; außer es kommt was raus
-
von dem von dem Autor, denn ich, was ich
unbedingt haben muss. Aber das sind so
-
Ausnahmen.
jinxx: Ok. Es beruhigt mich gerade ein
-
bisschen. Meine to-read Stapel wird
irgendwie auch immer höher. So was muss
-
nicht gerade ganz scrollen. Hast du
vielleicht mal Fragen in die andere
-
Richtung?
Andreas: Ich bin jetzt gerade im
-
Antwortmodus, da hab ich keine Fragen. Das
ist, dann muss ich ganz arg umschalten.
-
jinxx: Gar kein Ding. Es gibt ja einmal
ganz herzlichen Dank für all die Bücher.
-
Meine Kinder sind immer wieder sehr
vertieft, begeistert und fragen nach dem
-
Nächsten.
Andreas. Aha, gut. Das finde ich vor
-
allem... Also ich finde es toll, wenn
Kinder lesen und ich finde es toll, wenn
-
Männer lesen, übrigens. Also es ist ja so
eine Binsenweisheit der der Buchbranche,
-
dass 80% der Bücher von Frauen gelesen
werden. Bei mir sind's bei einer Studie
-
zufolge 50, also 50% Männer mit demzufolge
ausgeglichen. Und das finde ich toll. Also
-
nicht bloß für mich, sondern auch für die
Männer. Ich finde, Männer lesen viel zu
-
wenig, und vor allem zu wenig Romane und
ich kriege immer eine Gänsehaut, wenn mir
-
allein das sagt. Ich lese nichts
Erfundenes. Oder, ich les das ist alles
-
null Zeitvertreib. Also es ist einfach
nicht wahr bei Romanen. Also Romane sind
-
nicht einfach nur etwas Erfundenes. Da
gibt es gibt welche, die nur so sind, aber
-
die Guten da, die können einem was
vermitteln, was einem Sachbücher und
-
philosophische Abhandlungen nicht
vermitteln können. Man lebt bloß halb,
-
wenn man nicht liest.
jinxx: Oh, ja, das stimmt. Kapupe, du
-
wolltest die Frage stellen
Kapupe: Ja, und zwar ich habe eine Frage,
-
die liegt mir wirklich am Herzen, weil ich
bin nicht nur Audiohöhrer und manchmal
-
auch Käufer. Aber die Bücher sind gerade
jetzt, gerade bei NSA war es ja so, da ist
-
ja auch eine Botschaft mit drin, nä. Da
geht's ja auch darum... Also ich finde mit
-
solchen fiktionalen Geschichten, mit so
viel Inhalt, die kann man auch sehr gut
-
Leuten geben, um ihnen erstmal ein Thema
nahe zu bringen, was man, wenn man sehr
-
sachlich macht, eigentlich gar nicht
hinbekommt. Shot Tilt, hier lesen sie
-
nicht mehr weiter. Darum, wenn man jetzt
mal so überlegt das Verschenken von
-
Büchern und vielleicht auch nicht immer
das Copyright gerechte Verschenken von
-
Büchern. Ist das etwas, was dir als Bürger
nicht freut, wenn man sagt: das Buch von
-
dem ist so gut, ey, du musst das hören.
Ich habe es zwar leider nicht als
-
Original, aber hör' es dir an, weil ich
glaube, das ist wichtig, weil du ja sagst,
-
dafür gewinnst du auch neue Leser und das
Thema ist wichtiger als das Einhalten von
-
Copyright.
Andreas: Na, sagen wir mal so, da hab ich
-
ein gespaltenes Verhältnis dazu, weil
einerseits lebe ich natürlich davon, dass
-
Leute auch Geld dafür ausgeben. Man lebt
als Autor vom Geldbeutelpreis. Und ich
-
sage immer, das ist der wichtigste
Literaturpreis, den es gibt. Der ist
-
wichtiger als der Nobelpreis. Kein Autor
kann überleben, wenn er den
-
Geldbeutelpreis nicht erhält. Und der
Geldbeutelpreis besteht darin... Der wird
-
einem von seinen Lesern verliehen, und
zwar von jedem einzelnen. Und zwar in dem
-
Moment, wo jemand ein Buch in die Hand
nimmt und sagt: von wem ist des? Eschbach?
-
Auch von dem habe ich schon was gelesen.
Das kaufe ich. Das ist der
-
Geldbeutelpreis, weil man dann sein Geld
rausholt und den Buchhandel finanziert und
-
die Verlagswelt und am Schluss auch ein
bisschen den Autor. Also logisch, wenn man
-
das nicht erreicht, wenn die Leute sagen -
Eschbach, wer ist denn das? - obwohl sie
-
schon mal ein Buch von mir gelesen haben,
dann ist es schlecht für mich. Und, dass
-
ist dieser Aspekt. Autor muss von etwas
leben. Er lebt davon, dass er Fans hat,
-
die aufs nächste Buch warten und sagen:
Wir legen alle zusammen, dass der noch ein
-
Buch schreiben kann. Aber auf der anderen
Seite natürlich, klar, es gab auch schon
-
immer Leihbücherei. Und jeder, der Autor
ist, hat auch die Leihbücherei geplündert.
-
In seiner Jugend, hab ich auch. Ich hab
alles leer gelesen, was in Reichweite war,
-
weil es einfach nicht finanzierbar gewesen
wäre, anders. Also meine Eltern haben auch
-
keine Bücher gekauft. Es war irgendwie
nicht üblich. Es gab ein paar, die von
-
irgendwo her gekommen sind, aber Buch
kaufen, das war ne Erfindung von mir, was
-
in Buchhandlung zu gehen.
Lachen
-
Zu Zeiten, als man Taschenbücher noch für
2,80 Mark gekriegt hat, in einem
-
Jahrtausend.
Schmunzeln
-
jinxx: Aber was jetzt vielleicht die, die
Zuhörer und Zuschauer:innen nicht wissen,
-
ist, dass wir jetzt als Autor:innen ja
tatsächlich auch Geld dafür bekommen, wenn
-
die Bücher in den Bibliotheken ausgeliehen
werden.
-
Andreas: Ja
jinxx: Genau. Das heißt also, wenn jetzt,
-
da die Büchereikarte günstig ist, wäre das
tatsächlich etwas, wo ihr alle eure
-
Lieblingsautor:innen auch mit unterstützen
könnten. Andreas: Also da, also gegen
-
Büchereien hab ich natürlich nichts. Das
Darknet zahlt mir nix für Downloads; was
-
immer die dort kassieren behalten sie
schön selber. Aber die Büchereien und auch
-
so Regelungen, dass so Blindenbücher
gemacht werden, für die kriege ich auch
-
nix. Aber es ist auch okay. Wobei das
vielleicht nicht mehr so aktuell ist, seit
-
jetzt Audio Books so verfügbar sind. Aber
früher war das so. Ich habe hier im Regal
-
noch eine Blindenbuchausgabe stehen,
mordsdick so in Brailleschrift.
-
jinxx: Mh, stimmt. Noch eine weitere ganz
spannende Frage: Warst du als Informatiker
-
schon immer CCC-nah oder kamst du über die
Recherche auf Club und Kongress?
-
Andreas: Also ich weiß gar nicht, wann ich
das erste Mal vom Chaos Computer Club
-
gehört habe, aber es ist lange her. Das
war irgendwie, weiß, wo man, wenn man sich
-
für Computer interessiert hat, wo man
nicht lange drum rum gekommen ist,
-
wahrzunehmen, dass es sowas gibt. Was
natürlich an diesem clever gewählten Namen
-
liegt. Chaos Computer Club, damit kann
jeder etwas anfangen, der sich auf diese
-
Geräte einlässt. Aber sonst hab ich dann
jetzt nicht viel zu tun gehabt, außer dass
-
ich halt ab und zu später auf die Website
geguckt hab. Ich hab ja viel Material
-
geholt, als ich meinen Roman "König für
Deutschland" geschrieben hab, wo es um
-
Wahlcomputer geht und warum man nicht mit
Wahlcomputern wählen soll. Die Amerikaner
-
wissen gerade mal wieder, warum nicht,
oder begreifens nicht, und da hat der
-
Chaos Computer Club ja herrlich viel
Material zur Verfügung gestellt. Und diese
-
ganzen Demos, wie man jetzt Wahlcomputer
in innerhalb von 60 Sekunden in den
-
Schachcomputer hochgerüstet, und solche
Scherze. Da hab ich so viel rausgezogen.
-
jinxx: Das ist sehr schön zu hören. Also
ich finde ja auch, ich muss jetzt gerade
-
echt überlegen, aber wir haben glaube ich
irgendwo ein Archiv der alten
-
Datenschleudern, oder? Also, es ist auch
großartiges Lesematerial mal für
-
verregnete Tage.
Andreas: aus BTX Zeiten, als man noch
-
jedes Bit persönlich gekannt hat.
Lachen
-
jinxx: Genau.
Lachen
-
Jedes einzelne. Ich hab hier gerade noch,
das ist eine Referenz auf NSA, nochmal, im
-
Prinzip ist ja nach dem ersten Erfolg der
Geist der Rasterfahndung aus der Flasche.
-
Hast du darüber nachgedacht, wie das NS-
Regime trotz dieser überlegenen Technik
-
hätte in deiner Version der Geschichte
wieder gestoppt werden können?
-
Andreas: Ja, bin ich schon öfters gefragt
worden, hab ich mir beim Schreiben so
-
nicht überlegt, weil ich gedacht hab, nee,
das wird sich natürlich erst einmal
-
etablieren. Und ich glaube, dass
Diktaturen, wenn sie mal erfolgreich
-
installiert sind, nur von Innen heraus
verrotten können. Also das wäre dann so
-
gewesen. Hitler wäre irgendwann gestorben
und sein Nachfolger hätte es dann
-
irgendwie nicht so auf die Reihe gekriegt,
weil... das sehn wir ja in anderen rechten
-
Parteien, es ist gar nicht so einfach, so
einen Haufen von Rechten auf Linie zu
-
halten. Des hat außer ihm irgendwie
niemand hingekriegt. Nein, das halt
-
Eifersüchteleien und Marktmacht
korrumpiert einfach, das wäre dann da auch
-
so gewesen und dann irgendwie 50 Jahre
später, da wäre dann irgendwie so eine
-
Situation entstanden, da wäre dann auch
die Wirtschaft nicht mehr so funktioniert,
-
weil von Wirtschaft unter Diktatoren
einfach auch nicht so das Gelbe vom Ei
-
ist, weil die Leute halt kein Bock haben
auf Kommando zu funktionieren, und dann
-
wär halt so eine Situation ist, wo dann...
Es wäre ein ganz anderer Roman, wie man
-
dann, wied es dann wieder zerbrochen wäre,
also wie man so 'ne durch computerisierte
-
Diktatur weder stoppen könnte. Da wären
dann auch, Insider würden eine große Rolle
-
spielen, die, die dann genau die
Machtmittel, mit denen man vorher das Volk
-
unterdrückt hat, dann gegen die Regierung
wenden. War ja auch ein Roman, den ich
-
aber wahrscheinlich nicht schreiben werde.
jinxx: Da wären wir dann wieder bei der
-
Snowden Referenz, ne?
Andreas: Ja, er..., es geht mir
-
eigentlich... Mein Roman ist ja nicht ein
richtiger Alternativwelt-Roman. Die gibt's
-
auch. Also von Robert Harris und so
weiter. Und unter anderem. Also es ist
-
jetzt keine Welt, die ich wirklich
fortgesetzt denk, sondern des Buch so, wie
-
es dasteht, es ist sozusagen ein Weckruf,
der vielleicht funktioniert oder
-
vielleicht bisschen was auslöst oder auch
nicht, aber auf jeden Fall, der so dar
-
steht, aber es ist jetzt nicht eine
wirkliche Alternative, die ich jetzt
-
weiterverfolgen werde. Also es ist auch
ein, muss ich sagen, immer so "Sie
-
schreiben so in diese Nazizeit begiebt",
ist ja nicht so der Fun, so diese ganzen
-
Details und all die Recherche, wie die da
so im Detail umgegangen sind mit den
-
Leuten und was die da so alles getrieben
haben. Das ist ja echt nicht so, dass man
-
das sich gern antut. Schon schon aus dem
Grund, es ist nicht so! Aber vielleicht
-
hat da mal eine andere Idee. Also lesen
würde ich so ein Buch.
-
Lachen
jinxx: Sehr schön. Vielleicht gleich so
-
eine Anschlussfrage dazu noch: wie siehst
du die Zukunft des Datenschutzes? Werden
-
die Bürger:innen immer gläserner? Und wie
schützt du dich vor der Sammelwut der
-
Firmen?
Andreas: Werden die Bürger immer
-
gläserner? Ja, das glaub ich. Und zwar aus
dem einfachen Grunde, dass niemand etwas
-
dabei zu finden scheint. Das, also, das
seine Daten in Clouds hochzuladen und
-
Tracker zu tragen und Bewegungen
aufzeichnen sein. Ich glaube im Gegenteil,
-
dass eine Generation heranwächst, die sich
beschützt fühlt dadurch, dass sie
-
beobachtet wird. Sie sagt also, wenn ich,
wenn mein Handy ausfällt und niemand mehr
-
weiß, wo ich bin, dann bin ich verloren.
Und da bin ich nicht anonym und frei,
-
sondern dann bin ich, da ist niemand da,
der auf mich aufpasst. Also das wird grad
-
so gezüchtet. Das ist so ein Aspekt, über
den ich noch nachdenke, was sich daraus
-
noch ergeben könnte. Ich selber, also
inwieweit es möglich ist, sich zu
-
schützen, weiß ich gar nicht so. Also
wenn, man kann ja auch Leute, die jetzt
-
nur verschlüsselte Emails versenden, die
machen sich ja gerade dadurch dann auch
-
wieder verdächtig und sagen: ja, die
müssen wir mal genauer angucken. Wieso
-
müssen die verschlüsselte Emails
verschicken? Ende zu Ende und PGP und was.
-
Wieso machen die das? Da fühlen wir dem
mal genau auf den Zahn. Also wenn sie so
-
von staatlicher Seite her. Vor der
Datensammelwut von Firmen, es hat ja auch
-
den Aspekt wie viel davon ist tatsächlich
die Firma, wie viel, also wenn das was
-
Facebook sammelt, bleibt es bei Facebook
oder geht es NSA, CIA und so weiter? Wovon
-
man glaube ich ausgehen kann. Und die
dürfen das ja dann auch gar nicht sagen,
-
wenn dem so ist. Also wie kann man sich da
schützen?
-
Tonstörung
Damit ist man heutzutage schon Invalide
-
im, weil dann heißt's laden Sie die App
runter. Ja, wo soll ich die hin laden? Ich
-
hab so ein Ding nicht. Ich will nicht raus
gehen, dann bin ich offline. Wenn ich
-
durch die Stadt gehe, weiß niemand, wo ich
bin. Und ich lebe immer noch. Ja, aber das
-
brauchen Sie, um sich da und da
anzumelden. Ja, dann kann ich es nicht
-
nutzen. So Sachen, die kommen jetzt so
allmählich. Hier in Frankreich sind sie
-
auch ganz doll dabei irgendwelche, also
bei manchen Ärzten kann man sich nur über
-
eine App anmelden, sonst kriegt man da
keinen Termin. Kann ich schon mal nicht
-
hin.
Lachen
-
jinxx: Okay, ungünstig, ja.
Andreas: Aber ich hatte ein Mobiltelefon,
-
als es noch was Besonderes war Mitte der
90er, als ma noch angekuckt, uh, der muss
-
wichtig sein, wenn ich ein Handy, also...
ein Erikson war das. Hat nur 200 Gramm
-
gewogen und die Kinder haben geguckt, wenn
man in der Straßenbahn damit telefoniert
-
hat. Aber ich hab's Mitte 96 habe ich es
abgegeben und war so froh ist dieses blöde
-
Ding los zu sein, dass es bis heute
anhält. Ich telefoniere ungern, was soll
-
ich da 'ne Telefonzelle mit mir rumtragen.
jinxx: Großartig. Vollkommen verständlich.
-
Im Chat sind ein ganzes Teil Infos
aufgetaucht zum Thema: das Archiv der
-
Datenschleuder ist ds.ccc.de. Danke schön.
Und in der virtuellen...
-
Andreas: unverstandlich
jinxx: War total klar. Hätte ich auch
-
drauf kommen können. Und in der virtuellen
Stuttgarter Bibliothek der Swabian
-
Embassy. Hört. Hört. Und ein Papierarchiv
ist auch in Arbeit. Das kommt auch so nach
-
und nach. Noch 'ne schöne Frage: Schaust
du fern oder siehst so Filme oder Serien?
-
Andreas: Fernseher haben wir auch nicht.
Also paar Sachen hab ich mir auf DVD
-
besorgt. Also Game of Thrones hab ich
gesehen. Da immerhin kann ich mitreden,
-
aber Breaking Bad habe ich noch nicht
gesehen. Find's aber, ich finde es
-
interessant, was sich im Gebiete Serien
tut. Also ich verfolge Berichte über
-
Serien, weil mir das so sagt, dass Serien
endlich mal die wirklich filmische
-
Umsetzung von Romanen sind. Dass das in
Serien viel besser funktioniert einen
-
Roman zur verfilmen als in einem Film.
Weil der Film hat schon seine eigene
-
Dramaturgie, die ziemlich strikt ist und
er muss halt nach zwei Stunden fertig
-
sein. Und die Serie kann sich ziehen. Die
kann diese ganzen komplexen Handlungen in
-
einem Roman, die einen Roman erst
interessant machen, mitgehen, während
-
eigentlich die richtig guten
Literaturverfilmungen sind immer
-
Verfilmungen auf der Grundlage von
Kurzgeschichten. Und das scheint mir jetzt
-
erkannt zu haben. Das finde ich gut, aber
kauf keinen Fernseher mehr seit fast 20
-
Jahren.
jinxx: Der hat durchaus seine gute
-
Begründung, ja.
Andreas: Ja, da kann ich mehr lesen, weil
-
ich bin in so ein Fernseh-Junkie. Wenn so
ein Ding im Raum ist, also auf Lesereise
-
Immer, komme ich immer abends da nach der
Lesung ins Hotel und denke immer, nur so
-
ein bisschen Lebendigkeit, noch ein
bisschen schreiben und dann zuckt mein Arm
-
wie von selber zu dieser scheiß
Fernbedienungen und guck erst mal, was im
-
Fernsehen los ist und dann
ist der Abend gelaufen.
-
Lachen
Also gefährlich.
-
Jinxx: Works as designed. Ja.
Lachen
-
Aber, zu dem Seriending, also da hast du
ja auch wirklich viel Zeit, um Charaktere
-
aufzubauen, ne?
Andreas: auch
-
jinxx: und das ist der unglaublich
spannende Teil daran, ne?. Ja. Ist auch
-
ein super grandioses Format. Okay, ich
würde sagen, wir machen mal so langsam die
-
letzte Runde.
Andreas: Ich sehe eine Frage, was mir mehr
-
Angst macht: Missbrauch durch Firmen oder
durch staatliche Überwachung? Die
-
beantworte ich jetzt mal ganz klipp und
klar. Natürlich staatliche Überwachung.
-
Also Amazon oder Google schicken mir nicht
jemanden, der morgens um vier meine Tür
-
eintritt und mich im Schlafanzug in ein
Auto zerrt und wegfährt. Also zumindest
-
hat bisher noch nichts davon gehört. Aber
Staaten machen das ständig. Die machen das
-
jede Nacht. Irgendwo auf der Welt hat
jemand um 4 Uhr nachts rausgeholt und
-
verschleppt. So etwas findet nie wieder
was von ihnen. Die sind viel gefährlicher.
-
Staaten sind sowieso die schlimmsten
Verbrecher. Also, im 20. Jahrhundert haben
-
Staaten über 200 Millionen Leute getötet.
In Kriegen, in durchgehend Gulags, in KZs.
-
Darauf muss ich keine Hoffnung machen,
dass des nette Gebilde sind. Sie sind
-
manchmal ein bisschen zahmer, manchmal ein
bisschen nicht so fähig oder nicht so
-
bissig, aber potenziell steckt es in jedem
Staat drin.
-
jinxx: Ich glaube, ein ganz interessanter
oder ganz gefährlicher Teil ist, wo
-
Staaten oder staatliche Akteure anfangen,
Daten von Firmen einzukaufen, die sie dann
-
verwenden, um ihre Handlungen auszuführen.
Andreas: Ja.
-
jinxx: Also das haben wir ja jetzt leider
auch gesehen in letzter Zeit.
-
Andreas: Ja ja, und davor kann einen nix
schützen. Man hat früher immer so gesagt
-
hat: oh, der Staat versteht das, die
Regierenden verstehen das Internet nicht.
-
Inzwischen fangen sie eins zu verstehen
und es ist aber gar nicht so gut, wie wir
-
gedacht hab.
Lachen
-
jinxx: Das Nichtverstehen war nur fast
noch besser, naja, hatte Grenzen.
-
Lachen
Andreas: Alles hat immer 2 Seiten.
-
Irgendwas ist halt immer.
Lachen
-
jinxx: m-hm, Welches deiner Bücher wäre
der beste Stoff für eine Serie?
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Andreas: haaa, muss ich jetzt aufpassen,
was ich sage. Einige sind in Planung und
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da darf ich aber nicht drüber reden. Also
viele, viele würden sich eignen, ja.
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jinxx: Und würdest du grundsätzlich
nochmal eines deiner Bücher verfilmen
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lassen?
Andreas: Wie gesagt, es sind ständig
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Projekte im Gange. Es wird immer nur
nichts draus. Liegt aber nicht an mir.
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Also ich sträube mich nicht, weil ich mir
sage, kann nur besser werden, öhm, ja.
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Also Corona, weiß nicht, macht es
vielleicht auch nicht leichter das was
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verfilmt wird. Ich glaube, die hängen
gerade alle ziemlich in den Seilen und
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warten auf besseres Wetter.
jinxx: Das ist Leider wahr. Noch hilft
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unser Föderalismus ein wenig.
Andreas: Einer der Fälle, wo er auch seine
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Vorteile hat, ja.
Lachen
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jinxx: Es kommen noch weitere Hinweise zu
den "Drei Sonnen" und Nachfolgerinnen...
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Andreas: Ja ja, die lese ich schon noch,
ja ja.
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Lachen
Ich hab auch die Leseprobe schon gelesen
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und und hab gedacht, boar, das ist ja mal
was Cooles. Muss ich mal lesen, aber es
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dauert bei mir immer.
jinxx: Wenn's dich beruhigt, bei mir ist
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das auch noch auf dem to-read Stapel.
Also...
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Lachen
Andreas: Bei mir noch nicht mal. Bei mir
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ist es nur in der "bei Amazon zu
bestellen" Liste.
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Lachen
jinxx: Immerhin. Immerhin.
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Lachen
Andreas: Immerhin.
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jinxx: Gut. Hat noch jemand eine Frage?
Andreas: unverständlich
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jinxx: Genau. Menschen tippen gerade noch
und ich sage schon mal ein ganz, ganz
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großes Danke für die Lesung dieser sehr
magendliegenden Szene
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Lachen
und doch auch sehr plakativen Szene, die,
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glaube ich, gut darstellt, was eigentlich
das Problem ist. Ah, gucke. Wo kaufst du
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Bücher? Frankreich und deutsche Bücher Ist
ja eher schwierig.
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Andreas: Ja, das ist schwierig. Also es
ist überhaupt Frankreich und Bücher...
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Also es ist... Die sind auch schrecklich
teuer hier. Also das können wir uns in
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Deutschland gar nicht vorstellen, wie
teuer Bücher sein können. Naja. Ich
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bestellte beim Herrn Bezos.
jinxx: Ja, wobei umgekehrt klappt das
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übrigens auch nicht so gut, ne?. Wenn du
französische Bücher in Deutschland haben
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willst, dass mit diesen Amazon Accounts..
naja.
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Andreas: Muss man auch in diesen Paketen
mit dem Grinsen schicken lassen, ja.
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Lachen
Es hat Vor- und Nachteile. Man muss es
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halt auch wirklich sagen. Und als
Autor:innen um Amazon, jetzt konkret auch
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genannt, herumzukommen, ist schwierig bis
unmöglich, weil es halt auch ein großer
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Absatzmarkt letztendlich ist.
Andreas: Ja, ich meine mal ganz im Ernst
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was: Was täte man denn, wenn wenn der Herr
Jesus morgen sagt: och nee, ich mach den
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Laden zu. Da wären wir aber ganz schön
aufgeschmissen.
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jinxx: Ja, wobei wir auch jetzt gerade mit
Anfang Corona halt im Frühjahr 20 20
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gesehen hatten, dass gerade kleine
Buchhandlungen und kleine...
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Andreas: endlich mal in die Gänge kommen,
ja,
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jinxx: Genau, und wahrscheinlich würde
sich da dann auch ein ziemlicher Ruck mal
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lostreten. Also.
Andreas: Ja.
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jinxx: Es ist ja noch Hoffnung. Ganz
viele, viele Dankes kommen gerade im Chat.
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Andreas: Ja, gut. Oh, hier verspricht mir
jemand den Geldbeutelpreis. Super.
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jinxx: Perfekt.
Andreas: Habe ich noch nicht.
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jinxx: Genau vor mir, weiterhin.... Also
der Anfang des großen Dankes hatte ich ja
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gerade schon. Danke, dass du dir die Zeit
genommen hast. Auch für all die vielen
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Fragen. Danke für's Fragen an alle, die
hier im Raum waren. Genau.
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Andreas: Ja, dann wünsche ich euch noch
einen schönen Restkongress. Du hast mir
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also einen Zugangsdings geschickt. Guck
ich mal ob ich.... Ich komm bloß irgendwie
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zwischen den Jahren... Ich sag Mal, wenn
ich dazu kommen.
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jinxx: Lachen
Alles klar. Und ansonsten vielleicht,
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hoffentlich, bei einem physischen
Kongress, wann auch immer die wieder
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möglich sein können, nn persona mal.
Andreas: Ja, wobei Weihnachten ist echt
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nicht so der optimale Termin.
jinxx: Lachen
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Andreas: Weil ich bin... kurz vor
Silvester bin ich immer, sozusagen kurz
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vor dem Ende eines Romans, den ich Anfang
Januar abgeben muss. Und immer natürlich
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ein bisschen zu spät dran.
jinxx: Aber dein Lektor wartet dann ja
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schon darauf und am Ende ist es wieder zu
kurz, oder?
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Andreas: Ja, wahrscheinlich.
Lachen
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jinxx: Großartig. Dann ganz ganz
herzlichen Dank! Lindmann, derPuppe, wollt
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ihr noch kurz... winken, verabschieden?
Andreas: Keiner will.
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jinxx: Oder dieses Internetnetz ist so,
mh.
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Andreas: Ja, dieses Weltnetz hat
Herald1: Winke, winke, winke, winke
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Lachen
Herald2: Macht es gut. Vielen Dank für den
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Talk. Für den sehr langen überzogen,
fanden wir super.
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jinxx: unverstandlich hat gesagt, wir
dürfen eine Stunde länger.
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Lachen
Herald1: Im Internet ist immer Platz.
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jinxx: Darüber reden wir nochmal.
Lachen
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Alles klar. Dann ganz herzlichen Dank.
Schönen Abend.
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Andreas: Ja, gleichfalls.
Jinxx: Danke schön, und bis demnächst.
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Ciao Ciao.
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rC3 Abspannmusik
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