-
Intro Musik
-
Herald: Ihr findet das ja wahrscheinlich
alle völlig normal mit großen Datenmengen
-
umzugehen. So Typen wie ich, die
herkömmliche Journalisten sind, ich bin im
-
Hauptberuf Hörfunkjournalist, die
verzweifeln regelmäßig daran. Also wir
-
haben gelernt, damals, Leute zu fragen,
die sich mit irgendwas auskennen.
-
Jetzt ist Leute fragen,
die sich mit großen
-
Datenmengen auskennen auch nicht unbedingt
-
zielführend für unserein, dafür gibts aber
neuerdings einen relativ frischen Beruf,
-
dieser Beruf nennt sich Datenjournalist.
Datenjournalisten sind diese Menschen, die
-
aus aberwitzig großen Datenmengen
Zusammenhänge rauspopeln und diese
-
Zusammenhänge dann idealerweise auch noch
so visualisieren,
-
dass solche Noobs wie ich das dann
-
auch verstehen und hinterher
kompetent drüber reden können, oder
-
jedenfalls so aussehen können, als würden
sie kompetent drüber reden und einer der
-
so Leute wie uns sehr dabei unterstützt,
ist Datenjournalist. Das ist nämlich der
-
Michael Kreil und seinen Vortrag seht ihr
jetzt. Viel Spaß.
-
Applaus
Michael: Guten Morgen. Ihr habt gut
-
geschlafen, ich nicht, weil erstens halte
ich jetzt einen Vortrag vor vielen Leuten
-
und zum anderen werde ich mich in ein--
mit einem Thema beschäftigen, das zu sehr
-
hitzigen Debatten und Shitstorms geführt
hat und da möchte ich auch nicht im
-
Zentrum sein. Deswegen ist auch meine
erste Folie der Disclaimer. Ich würde mich
-
politisch als links einordnen. Ich
distanziere mich hiermit ausdrücklich
-
gegen jegliche Form von Rassismus,
Sexismus, Antisemitismus,
-
Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit
und allgemein gegen jede Form von
-
gruppenbezogener Menschlichkeit (Applaus)
- Menschenfeindlichkeit. Und im Rahmen
-
dieses Vortrags bin ich Wissenschaftler
und Beobachter einer hitzigen
-
Gesellschaftsdebatte und sehe mich somit
der Neutralität verpflichtet. Ich möchte
-
die Debatte beobachten und nicht Teil von
ihr sein. Es geht also nicht um meine
-
politische Position sondern um eine
neutrale Analyse von Daten. Und dafür habe
-
ich mal 150 Folien vorbereitet. Ich hab
den Übersetzungsengeln schon Bier
-
versprochen. Ähm ... genau, dann lass uns
direkt reinschmeißen. Das erste ist die
-
Methodik. Das möchte ich gerne nochmal
vorher erzählen, damit die Leute auch
-
wissen, wie es funktioniert und mir ist es
auch wichtig, dass es reproduzierbar ist.
-
Es gibt ne Twitter-API, in der man Status
und Tweets abfragen kann,
-
User abfragen kann,
welche Listen veröffentlicht wurden.
-
Man kann danach suchen,
gucken, welche Follower sie haben
-
und so weiter und so fort. Dann
setzt man sich hin und dann baut man sich
-
son Interface für die API, wenn man
sich ein bisschen Mühe gibt, packt man
-
auch noch einen Cache dazwischen. Das
heißt wenn ich Anfragen an die Twitter-API
-
stelle und eine Anfrage kommt
zweimal, dann holt er sie aus der
-
Datenbank und so weiter. Und wenn man sich
richtig Mühe gibt und vielleicht auch ein
-
paar Tage oder Wochen investiert, dann
skaliert man das in einer Art und Weise,
-
dass man nicht ein Interface hat, sondern
ganz viele und jedes Einzelne davon steht
-
für einen anderen Twitter-Nutzer. Die Idee
ist, dass ich nicht als einzelner Nutzer
-
abfrage, sondern ganz viele Nutzer können
parallel die Twitter-API abfragen. Und
-
darüber gibt es so eine Art Load-Balancer,
der guckt ob-- sozusagen, wie die Last
-
verteilt wird. Ziel der Aktion ist, die
Twitter API ist nämlich limitiert. Ich
-
kann wenn ich zum Beispiel wissen möchte,
wer wie wem folgt, darf ich pro Minute
-
durchschnittlich nur eine Anfrage stellen.
Wenn aber ich von ganz vielen Leuten die
-
Autorisierung habe, in deren Namen
Anfragen zu stellen, darf ich entsprechend
-
mehr Anfragen stellen. Das ist so eine Art
demokratischer Prozess, finde ich da drin,
-
dass die Ressourcen von Twitter aufgeteilt
werden. Umso mehr Leute mich bei meiner
-
API-Anfrage unterstützen, um so mehr
Anfragen darf ich machen und umso mehr
-
Last darf ich verursachen. Finde ich sehr
spann-- sympathisch. Mein Kollege jetzt
-
hat dann mal ein Interface aufgebaut, wo
man einen Token spenden kann. Da klickt
-
man da halt drauf und dann kriegt man--
kriegen wir sozusagen einen langen Code,
-
der uns dann ermöglicht zusätzliche
Anfragen an die API von Twitter zu
-
stellen. Großes Danke geht hier nochmal an
Logbuch Netzpolitik, insbesondere Tim und
-
Linus, und natürlich an die fast 700
Spender und Spenderinnen, die uns Tokens
-
zur Verfügung gestellt haben. Das war not-
wendig, um große Datenmengen aus Twitter
-
herauszuholen. Genau, damit kann ich dann
sozusagen ...
-
Applaus
Schon bei mir zu Hause kann ich dann über
-
Kabel Deutschland 10 Requests pro Sekunde
absetzen, mal zum Vergleich, wenn ich
-
jetzt zum Beispiel mal die Metadaten aller
330 Millionen Twitter-Accounts abfragen
-
möchte, braucht man etwa vier Tage dafür.
Das ist dann auch machbar, ohne die Tokens
-
kann es sich um Monate oder sogar um Jahre
handeln. Das mal so ein bisschen erklärt,
-
technisch, wie das im Hintergrund
funktioniert. Im Prinzip auch sehr stark
-
auf Twitter fokussiert, die Analysen.
Genau. Erstes Thema, Fake News. Fake News
-
ist ein komplexes Thema. Ich habe jetzt
mal eine Grafik übernommen von der
-
Stiftung Neue Verantwortung, ich finde die
haben da die besten Kategorisierungen
-
gemacht, was Fake News sind und was Fake
News nicht sind. Auf der linken Seite was
-
nicht Fake News sind, ist schlechte
Politik, also Fake News als politischer
-
Kampfbegriff, zum Beispiel Trump gegen die
New York Times oder so was, aber auch
-
Satire sind keine Fake News, schlechter
Journalismus, Clickbaiting oder auch
-
Zeitungsenten sollen eigentlich nicht zu
Fake News gezählt werden, Fake News sein--
-
oder sind gezielte Desinformation, falsch
verstandene Inhalte und manipulierte
-
Inhalte, also oft sieht man, dass zum
Beispiel Bilder beschnitten sind oder
-
retuschiert sind und so weiter oder völlig
frei erfundene Inhalte. Ich habe leider
-
nur ne Stunde Zeit, deswegen kann ich
mich jetzt nicht mit mehreren Fake News-
-
Wellen auseinandersetzen. Deswegen habe
ich eine herausgenommen, die ich ganz
-
typisch und eindrucksvoll fand und zwar
die Fake News über eine Reisewarnung nach
-
Schweden des Auswärtigen Amtes. Hier ist
ein Tweet von der AfD Magdeburg, die sagt:
-
„Das Auswärtige Amt - Erhöhte
Terrorwarnstufe für Schweden. Das hat
-
natürlich nichts mit irgendwas zu tun.
Hashtag AfD wählen". Direkt danach-- naja
-
nicht direkt danach, einige Stunden oder
Tage später kam ein Tweet des Auswärtigen
-
Amtes, die dann die Gegendarstellung
veröffentlicht haben: „Es gibt keine
-
Reisewarnung für Schweden. Hashtag Fake
News". Fast 2000 Tweets wurden zu diesem
-
Thema veröffentlicht und die kann ich
jetzt nun mit diesem Twitter-Framework
-
runterladen, analysieren und mir ein paar
Visualisierungen dazu ausdenken. Ich hab
-
mal die Eine gemacht, das ist jetzt ein
Zeitstrahl. Auf der x-Achse sieht man die
-
Zeit. Hier geht's vom 2. März bis zum-- 0
Uhr bis zum 9. März 0 Uhr. Oben, die
-
Roten, das sind die Fake News-Verbreiter.
Unten, das sind diejenigen, die die
-
Gegendarstellungen verbreiten. Auf dem
Zeitstrahl sind -- viel zu klein, das kann
-
man jetzt drauf nicht sehen -- der
Zeitpunkt, wann ein Tweet veröffentlicht
-
wurde und wenn er retweetet wurde,
-
kriegt er sozusagen
einen Bogen,
-
zu dem Zeitpunkt,
wohin er retweetet wurde.
-
Das hat den Vorteil,
-
dass ich nicht nur
sehe, wie viele Tweets
-
veröffentlicht wurden,
sondern auch sehen kann,
-
welchen Impact dieser Tweet hat.
-
Wenn er also, zum Beispiel
veröffentlicht wird und keiner
-
geht damit um, dann ist es halt nur ein
Punkt, aber wenn es viele Leute retweeten,
-
gibts dann halt große Bögen dazu. Das--
Den ersten Tweet, den ich finden konnte,
-
zu der Fake News, dass es eine
Reisewarnung nach Schweden gibt, war-- ist
-
bereits am 28. September veröffentlicht
worden, wurde aber nicht beachtet. Keine
-
Favs, keine Retweets, obwohl der Account
aktuell 481 Follower hat. Am--, im Februar
-
gab es dann nochmal einen Tweet dazu. Der
Account hat jetzt aber nur einen Follower
-
und der Tweet hat keine Retweets. Das
heißt also die Themen kamen schon mal
-
vorher hoch, aber sie wurden nicht
weitergetragen. Noch ein Beispiel aus dem
-
1. März 2017. Also jetzt gehen wir mal
rüber zu unserem Zeitstrahl, da gibt's
-
dann den ersten, der dazu was twittert,
einen Screenshot von einem Bot, der
-
Reisewarnungen veröffentlicht. Der Tweet
hat immerhin 6 Tweets und 6 Favs-- 6
-
Retweets und 6 Favs erreicht und hat damit
sozusagen den ersten kleinen Impact. Dann
-
steigert es sich immer mehr, dann gibt's
die Reisewarnung für Schweden mit 29
-
Retweets. Der nächste Tweet, kann ich
leider nicht mehr anzeigen, weil der
-
Account inzwischen gesperrt wurde, das ist
auch ein Phänomen, das man immer wieder
-
sieht, dass in diesem Bereich Accounts
gesperrt werden von Twitter. „Trump hatte
-
recht, Auswärtiges Amt gibt Reisewarnung
für Schweden heraus". Genau, und verweist
-
auf einen Artikel von zuerst.de. 45
Retweets und es steigert sich immer mehr.
-
„Doch nicht alles ruhig in Schweden".
Holger Ewald. „Islamterror". Und dann zum
-
Schluss die AfD Magdeburg mit--, die dann
aufspringt und dann das erste AfD-Hashtag
-
dran setzt und „Multikulturell scheint es
nicht so richtig zu laufen in Schweden".
-
Man sieht, dass es eine Steigerung gibt
von fängt an mit Reisehinweisen und endet
-
mit Islamterror. Ich springe jetzt mal
ganz weit nach vorne zu den Antworten.
-
Diejenigen, die also dann die
Gegendarstellung veröffentlichen, da
-
fing's, oder der Startschuss war da das
Auswärtige Amt, die in einem-- die dann
-
erklären, dass es sich um Fake News
handelt und relativ schnell springen dann
-
halt auch die Medien mit auf, die das
sozusagen weiterverbreiten. Und zum
-
Schluss sieht man den gesamten Zeitstrahl
nochmal und das Interessante ist dabei,
-
dass das Thema gar nicht sozusagen, dass
ne Fake News veröffentlicht wird und dann
-
schlägt die total ein und alle sind total
empört, sondern man stottert sich
-
sozusagen förmlich in die Fake News rein.
Also es fängt klein an und dann werden sie
-
nochmal weiter überspitzt und man hat eher
den Eindruck, als ob da rumexperimentiert
-
wird, bis das Netzwerk eine Resonanz
hervorruft. Ich würde persönlich
-
behaupten, Fake News sind eigentlich Meme,
die sich im Internet verbreiten. Oft
-
haben sie keine singuläre Quelle, sondern
sie bilden sich erst im Netzwerk oder
-
anders formuliert, das Kern-Phänomen an
Fake News ist nicht deren Existenz,
-
sondern, dass sie sich so gut verbreiten
können, also das Problem ist nicht die
-
Quelle, die sie erzeugt, sondern dass sie
eine so große Resonanz im Netzwerk findet.
-
Würde man also Fake-News-Quellen
verbieten, würden sie trotzdem weiterhin
-
entstehen, im Netzwerk. Und das ist halt
wichtig, da Fake News als Meme eine große
-
Reichweite haben, kann man aus ihnen
Kapital schlagen, politisches oder
-
monetäres Kapital. Und da möchte ich mal
aus dem amerikanischen Raum, zum Beispiel
-
Breitband News und-- Breitbart News und
Trump erwähnen, die monetäres Kapital oder
-
politisches Kapital daraus schlagen. Aber
zurück zu den Reisewarnungen. Man kann
-
sie nicht nur im zeitlichen Verlauf sich
anschauen, sondern man kann tiefer
-
einsteigen. Man kann halt gucken, welche
Accounts haben denn jetzt die
-
Gegendarstellungen und die Fake News
verbreitet und kann gucken, wie die sich
-
gegenseitig folgen. Und daraus baut man
dann so ein Netzwerk. Die Blauen sind die
-
Gegendarstellungensverbreiter und die
Roten sind die Fake-News-Verbreiter. Um so
-
näher sie grafisch dargestellt werden,
umso also-- folgen die sich. Also
-
sozusagen, alle Kugel stoßen sich ab und
die, die sich folgen, ziehen sich an und
-
daraus kann man halt solche komplexen
Netzwerke grafisch darstellen. Das
-
Interessante ist, dass die Fake-News-
Verbreiter sich in einer Gruppe fast
-
außerhalb befinden und eigentlich nur noch
über die Massenmedien verbunden sind mit
-
der Gesellschaft. Man sieht natürlich
auch noch Tendenzen, dass viele Fake-News-
-
Verbreiter dann mit Lügenpresse usw.
versuchen sich weiter von diesen--
-
von den Medien zu distanzieren. Aber
tatsächlich sind es zwei verschiedene
-
Gruppen, die man hier sehen kann und das
erste Mal, als ich das Bild gesehen habe,
-
habe ich gedacht: "Oh, das ist eine
Filterblase oder eine Echokammer oder
-
sowas." Das Schöne ist, weil wir mit
Twitter-APIs tiefer in die Daten rein-
-
gucken können, können wir von jedem ein--
die die Timeline rekonstruieren. Also ich
-
hab jetzt mal so schematisch dargestellt
die Gegendarsteller und die Fake-News-
-
Verbreiter und man sieht, dass von den
Fake-News-Verbreitern 89% die
-
Gegendarstellungen mitbekommen haben, aber
sie nicht weiter teilen. Und nur 45%
-
derjenigen, die die Gegendarstellung
verbreitet haben, haben
-
die tatsächliche ursprüngliche Fake News
eigentlich mitbekommen. Das Ergebnis
-
daraus ist, es gibt eine Filterblase und
zwar bekommen wir die Fake News nicht mit.
-
Gelächter
Was ist jetzt eigentlich tatsächlich
-
dieser Impact dieser Gruppe. Und dann
hab' ich ganz ganz schweres Geschütz
-
aufgefahren und habe 1,6 Millionen
Twitter-Accounts, die angegeben haben,
-
dass sie Deutsch sprechen, extrahiert und
geguckt, wie die sich gegenseitig folgen.
-
Also ähnlich wie diese Filterblasengrafik
gerade sieht man hier jetzt das gesamte
-
deutschsprachige Twitternetzwerk,
eingefärbt nach Herkunftsland. Also hier
-
unten haben wir die Schweiz und da haben
wir Österreich, wenn man ein bisschen
-
klickt, sieht man das so wer
sich dahinter befindet.
-
Und das Schöne ist, ...
-
das ist son Tool was ich gebastelt habe
Man kann das unterschiedlich einfärben.
-
Hier kann man zum Beispiel
mal das Alter des Accounts einfärben. Rot
-
sind die alten, grün sind die eher
neueren Accounts. Hier oben sind die
-
Jugendlichen, da ist viel Justin Bieber
und YouTube und Let's Play dabei. Hier
-
haben wir eine Blase, die sich mit Porn
beschäftigt (Lachen), nicht drauf klicken.
-
Hier haben wir eine Gruppe, die sich mit
Marketing beschäftigt, so würde ich das
-
mal umschreiben, größtenteils SEO und
keine Ahnung was. Und das sind die Leute,
-
die sich eigentlich mit Politik und Medien
beschäftigen und vielleicht auch die, die
-
jetzt hier auch hier im Raum auf Twitter
sind, wahrscheinlich am meisten
-
mitbekommen. Man kann aber diese Grafik
auch anders einfärben und zwar kann ich
-
mal einfärben, welche
Bundestagsabgeordneten oder Kandidaten von
-
Parteien wo sich in diesem Netzwerk
befinden und entsprechend einfärben. Und
-
man sieht zum Beispiel Gelb FDP, Schwarz,
Rot, Grün, Blau, Rot, Grün befinden sich
-
alle so in einer verteilten Gruppe und es
gibt eine sehr enge Gruppe aus Leuten, die
-
Mitglieder der AfD sind und auf Twitter
aktiv sind. Ich vergrößer das mal so ein
-
bisschen. Und jetzt verändere ich wieder
diese Färbung und zwar als erstes
-
die Fake-News-Verbreiter. Ja.
Gelächter
-
Der Witz ist.
Applaus
-
Der Witz ist, dass es nicht die AfD-
Abgeordneten selber sind, die das Fake-
-
News verbreiten, aber sie befinden sich in
einer gleichen Gruppe da drin. Man kann
-
auch einfärben nach Alter. Man sieht, dass
die Accounts dieser Gruppe eher jung sind,
-
also relativ frisch auf Twitter. Sie haben
eine sehr hohe Aktivität. Rot heißt viele
-
Tweets pro Tag veröffentlicht werden.
Und man kann von dieser Gruppe auch
-
schauen, welche typischen Begriffe sie
verwenden, um zu vergleichen, mit was das
-
restliche Twitter-Netzwerk für Begriffe
verwendet. Und die Begriffe, die am
-
häufigsten in dieser Gruppe verwendet
werden, im Vergleich zu anderen
-
Twitter-Accounts, sind Islam, Deutschland,
Migranten, Merkel, Maas, Politik,
-
Freiheitskampf, Flüchtlinge, SPD,
Netzdurchsetzungsgesetz, NPD, Antifa,
-
Zensur, PEGIDA, Syrer, Asylbewerber. Man
sieht relativ klar, dass diese Gruppe auch
-
eher monothematisch unterwegs ist. Also,
was ist das für eine Gruppe? Und ich sehe
-
wir müssen uns beeilen. Sie sind relativ
neu auf Twitter. Sie stehen der AfD nah.
-
Sie teilen oft Fake News. Sie sind auf
Twitter sehr aktiv. Und sie befassen sich
-
fast monothematisch mit Migrations- und
Asylpolitik. Und ich komme auf diese
-
Gruppe wieder zurück, denn den ersten- die
erste Theorie, die man jetzt reinwerfen
-
würde, sind Social Bots. Und da es in
diesem Vortrag auch darum geht, ist der
-
nächste Block sich mal das Thema Social
Bots genauer anzuschauen. Zu Social Bots
-
wurde eine Menge veröffentlicht, auch in
den Medien. „Warum Meinungsroboter die
-
Gefahr für die Demokratie werden.“,
„Digitale Dreckschleudern“, „Angriff der
-
Meinungsroboter“. Jeder hat da irgendwie
auch seine Meinung und seine Gefahr
-
hervorgebracht. Was sind eigentlich Social
Bots? Es gibt aus dem Büro für
-
Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen
Bundestag einen Absatz, den ich mal
-
herausgegriffen habe. Social Bots, die
Computerprogramme, die uns irgendwie in
-
den sozialen Medien manipulieren können.
„Echte Menschen, die mit dem Social Bot
-
kommunizieren, nehmen diese nicht als
durch Algorithmen ausgelöste automatische
-
Kommunikation, sondern als echte Internet-
teilnehmer wahr und sind sich der
-
Manipulation nicht bewusst." Konkret, was
diese Social Bots angeblich machen sollen
-
können, sind, sie können den Turing-Test
bestehen. Das heißt, Die Idee eines Turing
-
Tests ist, ich interagiere mit etwas und
kann hinterher sagen,
-
ob es ein Mensch,
oder ein Computer ist.
-
Und diese Social Bots sollen
jetzt magischer Weise diesen Turing-Test
-
bestehen können und können nicht nur so
tun als wären sie ein Mensch, sondern sie
-
können angeblich sogar noch unsere Meinung
beeinflussen. Naja, zumindest hat der
-
Bundestag veröffentlicht:
-
"Wirkung von Social Bots ist
unter Sachverständigen strittig."
-
Ich hab mal extra das vorgespult, wo
Linus Neumann zu sehen ist. Aber, da ich
-
ja so ein Framework habe, kann ich jetzt
auch selber mal reinschauen. Was sind denn
-
diese Social Bots? Da kommt man schnell in
so einen Teufelskreis. Wenn ich Social
-
Bots auf Twitter finden möchte, dann muss
ich sie erstmal suchen. Und dazu muss ich
-
erst mal wissen, wie sie denn eigentlich
aussehen. Und um zu wissen, wie sie
-
aussehen, muss ich sie erst mal
analysieren können und dazu brauche ich
-
erst mal welche. Also, zu sagen „Okay, da
gibts irgendwelche.", das bringt nichts.
-
Ich muss entweder eine Gruppe haben, um
sie analysieren zu können, damit ich die
-
Eigenschaften rauskriegen kann, oder
andersrum. Und diesen Teufelskreis
-
durchbrechen, gibt unterschiedliche
Möglichkeiten. Ich habe mich mal für den
-
folgenden Weg entschlossen. Ich kaufe
jetzt einfach mal Social Bots.
-
Gelächter
-
Kleine Anmerkung, Moment, Moment.
-
Es sind nicht wirklich Social Bots
im dem engeren Sinne,
-
sondern ich hab mir einfach 4.500 Bots
gekauft. Ob die jetzt tatsächlich dann
-
auch mit den Leuten sozial interagieren
usw., weiß ich ja nicht. Aber im
-
Kern hab ich mir einen Twitter-Account
Software Team Berlin geholt. Habe keinem
-
gesagt, damit ich also weiß, dass kein
realer Mensch diesem Account folgt und
-
habe dann auf Google gesucht „buy Twitter
Bots". Genau. Und dann gibt's dann 4.500
-
Follower und davon sind 100% Bots.
Das ist nur um zu gucken, welche
-
Technologien werden dann eingesetzt,
obs dann Follower Bots sind usw. Um zu
-
gucken, sehe ich dann bestimmte
Eigenschaften, die ich bei Menschen nicht
-
sehe. Also sozusagen eher eine
Trockenübung, ja. Also wieder das große
-
Twitter-Framework draufgeworfen und die
Metadaten analysiert. Und raus kommt
-
folgende Grafik: Jeder einzelne Punkt ist
eines dieser eingekauften Follower. 4.500
-
Punkte, und ich weiß 100 % Bots
dabei. Und ich versuche die nun zu
-
sortieren nach ihren Eigenschaften. Alles,
was eher wie ein Bot aussieht, ist auf der
-
linken Seite und alles ,was eher wie ein
Mensch aussieht, auf der rechten Seite.
-
Ich kann jetzt auf die einzelnen drauf
klicken; ich klicke jetzt mal auf den ganz
-
linken unteren drauf, dann hab ich einen
Asus D5B23, und habe unterschiedliche
-
Eigenschaften von dem, die ich von ihm
überprüft habe, wie zum Beispiel, ob er
-
immer noch sozusagen ein Egg ist, also ob
er noch gar kein Avatar Bild hochgeladen
-
hat, ob er weniger als 10 Follower hat,
wieviele Favs er hat, abgesetzt hat. Ob er
-
noch gar keine Beschreibungstext für sich
angegeben hat und ob er keine Zeitzone
-
angegeben hat. Also so die ganzen
Metadaten, die man halt aus Twitter
-
herausbekommt zum analysieren,
um zu gucken,
-
ob die sich denn irgendwie strukturieren
und gruppieren.
-
Man sieht auch ganz
links, das sind so ein Bisschen die sehr
-
dummen Bots. Die sind jung und teilweise
tun sie auch gar nichts, sondern folgen
-
nur Leuten. Dann gibt es einen großen und
breiten Bereich, teilweise sehr
-
realistische Bots dabei, teilweise sind es
sogar reale Accounts die verwaist sind,
-
also die seit drei Jahren inaktiv sind und
auf irgendeiner Art, also aus irgendeinem
-
Grund übernommen wurden. Wahrscheinlich
hat sich da einer mal mit Passwort
-
durchprobieren massenhaft versucht
verwaiste Accounts zu übernehmen. Und
-
die dritte, und das fand ich sehr
interessant, das sind Accounts die
-
teilweise sogar verifizierte Menschen
sind. Also ich habe jetzt mal schonmal
-
Peggy, die ist Moderatorin aus den Staaten
irgendwo, Jeff Zausch ist ein Survival
-
Spezialist und Chris Glorioso. Das sind,
das sind reale Personen, die mir gefolgt
-
sind weil ich dafür bezahlt habe, als Bot,
und das fand ich sehr merkwürdig. Ich habe
-
versucht mit den Leuten Kontakt
aufzunehmen; nicht alle haben mir
-
geantwortet. Der Grund dafür ist, dass ihr
Account gehijacked wurde und sie haben
-
dann eigentlich nur noch DMs von
irgendwelchen fremden Accounts bekommen.
-
Die haben auf DMS auch gar nicht mehr so
richtig reagiert. Ich habe auch versucht
-
herauszubekommen, auf welchem Wege das
passiert ist – ob sie sich dort irgendwie
-
einen Twitter Service eingetreten haben
der in ihrem Namen postet. Ich weiß es
-
nicht. Laut eigenen Aussagen ging es dann
aber weniger um politische Inhalte,
-
sondern Zitat, es war eher "Sex Scheisse"
die dann in ihren Twitter Timelines
-
veröffentlicht wurde. Was ich aber
spannend finde, ist wenn man so eine CDU
-
Forderung, Kennzeichnung von Social Bots.
Ja was ist denn, wenn der eigene Account
-
übernommen wurde. Also der wird dann, der
eigene Account ist mit einmal halb
-
automatisiert, ob man es will oder nicht.
Eine Fragestellung die ich dann auch
-
nochmal jetzt kurz im Vortrag hatte weil
die Daten ja jetzt 11 Monate alt sind:
-
Welche Accounts gibts denn heute noch? Und
man sieht grün, die Accounts gibt's heute
-
noch, elf, gelb sind die Accounts die in
der Zwischenzeit von Twitter gesperrt
-
wurden, und rot die Accounts die von sich
aus sich gelöscht haben. Genau. Also man
-
sieht zumindest dass da Bewegung von
Seiten Twitter passiert. Was man jetzt an
-
diesen Bots auch noch analysieren kann,
ist die Follower Netzwerke, wie die sich
-
also gegenseitig folgen. Da habe ich mal
folgende Grafik gemacht. Das sind so die
-
4.5 Tausend Bots und wem sie folgen und
von wem sie gefolgt werden. Rot
-
Trinken rot sind die Bots, 4.5 Tausend,
und blau sind die anderen Nutzer, andere
-
Accounts oder so weiter. Da kann man auch
mal ein Bisschen rein zoomen hier, sieht
-
auch ganz hübsch aus. Fast wie fliegende
Spaghetti Monster, fand ich. Die Blauen,
-
das scheinen mir Jugendliche zu sein, die
sich einfach Twitter-Bots oder Follower
-
gekauft haben, was eigentlich ganz
interessant ist dass ich dann damit
-
eigentlich die Kunden die analysieren
kann. Wobei man vorsichtig sein muss,
-
jemandem 10,000 Bots oder Follower
künstlich anzuhängen ist halt relativ
-
einfach zu machen und ist auch gar nicht
so teuer. 50,000 Bots gibt es so für 60
-
Dollar. Wie könnte man Bots noch
erkennen? Und da gibt es halt so eine
-
Tweet-App Analyse. Ich weiß nicht ob ihr
euch noch erinnern könnt, vor einigen
-
Jahren stand unter jedem Tweet noch
drunter, mit welcher App man diesen Tweet
-
veröffentlicht hat. Das steht leider jetzt
nicht mehr drunter, aber die Daten sind
-
noch in der API drin. So sieht übrigens so
eine API Antwort von Twitter aus, und da
-
steht unter anderem auch Source drin, d.h.
also mit welchem Service man das
-
veröffentlicht hat. Habe ich mal über die
Bots rüber laufen lassen. Twitter für
-
iPhone, Android, Web Client, aber auch
Facebook, die automatisch dann sozusagen
-
das heisst den Post als Tweet
veröffentlichen und Instagram. Und
-
interessant fand ich halt 350 weitere
Services, ja. So sehen die aus. Genau.
-
Also es ist ein riesen Potpourri,
Koreanisch Japanisch alles dabei. Genau.
-
Das war mir ja auch gar nicht so richtig
klar vorher, dass es eigentlich ein
-
riesiges enormes Ökosystem gibt von
Skripten die auf Twitter Sachen
-
veröffentlichen. Und wie gesagt, halt in
meiner Probe sind es allein 350. Um den
-
Leuten auch zu zeigen, was das denn jetzt
eigentlich für Services sind, die dahinter
-
stecken, habe ich mal so ein paar
herausgegriffen. Hier ist zum Beispiel
-
FeedBlitz. Das ist eigentlich ein Bot der
nichts weiter macht als einen RSS Feed in
-
Twitter zu posten. Haben wir twittbot.net,
das ist irgendwie was selber gebasteltes.
-
Der twittert aber irgendwie nur Käse, das
hat sich wahrscheinlich einer mal ein
-
Bisschen herumexperimentiert oder sowas.
Es gibt aber auch den Kim Kardashian:
-
Hollywood Service, der dir dann
wahrscheinlich die neuen Spielestände
-
veröffentlich. Interessant fand ich
auch, es gab 9 gelöschte Services, die
-
dann umbenannt wurden in "Erased" und eine
lange Nummer. Ich würde mich mal
-
interessieren ob die Nummer fortlaufend
ist, denn sie endet mit 5.6 Millionen.
-
Sind das jetzt 5.6 Millionen gelöschte
Services, oder sind insgesamt bei Twitter
-
schon 5.6 Millionen angemeldet worden. Ich
weiß es nicht. Aber wir können darüber
-
sprechen oder wir können sagen, dass auf
Twitter nicht mehr nur Menschen unterwegs
-
sind sondern halt auch Services die wir
nutzen. Genau. Bots sind auch nicht nur
-
böse. Ich habe mal ein paar
herausgegriffen. Ich weiß nicht ob jemand
-
die Rathausuhr Neukölln kennt. Applaus &
Lachen Ist der Entwickler da? Nein. Der
-
Entwickler der das Rathaus Uhrwerk
Neukölln als Service benutzt, also der
-
veröffentlicht sowas wie acht bämm bämm
bämm bämm bämm bämm bämm bämm.
-
Vor kurzem bin ich übrigens auf den
Wichser Bot gestoßen. Wenn man einen Tweet
-
veröffentlicht wo das Wort Wichser drin
vorkommt, dann retweetet der einen.
-
Spiegelonline Top benutzt den Service if
this than that, zu 100%, also nicht
-
normal SpiegelOnline sondern Top. Und ZEIT
ONLINE Digital hat sich auch einen Service
-
gebaut, ich weiß nicht ob der eingekauft
oder selbst entwickelt ist, aber der ist
-
registriert als ZEIT ONLINE. Ich fasse
zusammen: Woran könnte man Bots erkennen?
-
Ist das Profil vollständig? Ist ein Avatar
Bild und Beschreibungstext dran? Ist der
-
Account Teil eines Netzwerkes? Von welcher
App werden die Tweets abgeschickt und wie
-
sehen die anderen Metadaten des Accounts
oder der Tweets aus? Interessant ist,
-
dass das aber alles Indizien Beweise sind.
Wenn man anfängt, sich tatsächlich mal
-
hinzusetzen und zu gucken, ist das nun ein
Bot oder nicht, kommt man relativ schnell
-
ins Grübeln. Jegliche Bot Erscheinung
könnte auch gut menschlich erklärt sein
-
und andersherum. Man kann aber auch
-
rangehen, dass man jedes
menschliche Verhalten in
-
die Sphäre, das könnte und natürlich auch
ein hochintelligente KI sein schien.
-
Egal, auf jeden Fall mit diesem
Kenntnisstand sag ich mal lasst uns jetzt
-
mal Bots finden. Ich habe gesucht. Ich hab
lange lange lange gesucht und ich kürz es
-
mal ab mit: ich habe gefunden inaktive
Accounts, Service Accounts, Trolle welche
-
Teenager, Rassisten und Hater und Spam mit
links zu YouTube Polen und Bitcoin schickt
-
und so weiter. Aber was ich nicht gefunden
habe ist diese politisch aktiven Social
-
Bot Netzwerke, und dafür gibt es zwei
Erklärungen: Entweder die gibts nicht oder
-
Ich bin zu doof. Also fragen wir mal die
Profis wie machen die das denn. Und einer
-
davon ist zum Beispiel Professor Dr. Simon
Hegelich, Forschungsfeld Political Data
-
Science, Forschungsmethoden Machine
Learning plus X. Ist das VELTINS, die mit
-
plus X ist Alkohol, ne, ich weiß nicht,
keine Ahnung. Der veröffentlicht Studien
-
zum Beispiel für die Konrad-Adenauer-
Stiftung mit dem Titel "Invasion der
-
Meinungs-Roboter". Leider wird in dieser
Studie die Methodik nicht beschrieben.
-
Hegelich hatte selber damals mit Professor
Dietmar Jaresko eine Studie veröffentlicht
-
wo sie tatsächlich ein Bot-Netzwerk
gefunden haben in der Ukraine. Was sie
-
dabei identifizieren konnten ist dass
diese Accounts unter einem Service
-
"twifarm" prorussische Meldungen
veröffentlicht haben, insgesamt 1740 Bots
-
haben sie darunter gefunden. Und genau das
ist auf jeden Fall, das kann man glaube
-
ich sagen, ein Bot-Netzwerk, was dort in
der Ukraine gefunden wurde. Aber wie sieht
-
das eigentlich mit der deutschen Debatte
aus? Und dazu hab ich, vielleicht habs ich
-
auch nicht gefunden aber ich habe
zumindest keine Studie von Prof. Hegelich
-
dazu gefunden, mit einer nachprüfbaren
Methodik. Was ich aber gefunden habe ist
-
ein ZDF Bericht, ZDF Zoom "Alles nur Lüge?
Wie im Netz getäuscht wird". Professor
-
Simon Hegelich hatte hier die Aufgabe, aus
Gigabytes an Daten Social Bots zu suchen.
-
Und er hatte einen möglichen Kandidaten
gefunden, und zwar Egon Dombrowski, der
-
136 Posts am Tag veröffentlich mit ganz
klarer Tendenz zu Pegida und AfD. Nun ist
-
natürlich spannend: Ist das vielleicht ein
gesteuerter Bot? Oder handelt es sich
-
dabei um einen realen Menschen? Die
Redaktion hat ihn einfach mal
-
angeschrieben, und der potenzielle Social
Bot heißt Egon Dombrowski. Ist 50 Jahre
-
alt, berufsunfähig Rentner, lebt in Erfurt
und war in einem Gemeinderat für die SPD.
-
Und jetzt ist er auf Facebook sehr aktiv.
Medien bezeichnet er als Propaganda-
-
Presse, und er macht Werbung für die AfD
und wird laut eigener Aussage nicht von
-
der AfD oder anderen bezahlt, er macht das
aus eigener überzeugung. Gut, also der
-
Versuch, hier einen Social Bot zu finden,
ist missglückt, wir haben leider nur eine
-
reale Person gefunden. Aber es gibt auch
andere die sich damit beschäftigen,
-
beispielsweise botswatch.de, die
versuchen, parallel zu wichtigen Events in
-
Deutschland zu gucken, wie viel sich auf
Twitter nun Social Bots einmischen,
-
veröffentlichen auch das Bot-Barometer und
so weiter. Und da gibts auch einen Link
-
zur Methode wie sie das machen, und da
steht dann drin "Accounts die
-
durchschnittlich gleich oder mehr als 50
Tweets am Tag veröffentlichen". Hab ich
-
ihnen gesagt "Naja, Dombrowski schafft 136
Posts am Tag." Ich hatte, weil
-
wir die Bundestagswahl beobachtet haben
eine lange Liste von Accounts
-
zusammengestellt, die irgendwie beim
Thema Bundestagswahl mitmischten
-
und bin die einfach mal durchgegangen,
-
an welchen Tagen haben die
mehr als 50 Tweets abgesetzt und hier ist
-
mal so ein bisschen Zusammenfassung: sogar
eine CDU/CSU und FDP haben das geschafft.
-
Genau. Also, 50 Tweets am Tag und schon
ist man Social Bot, mit drunter sind
-
Medien wie Welt, die schaffen 190 am Tag,
Focus Online 97 am Tag. Auch Christopher
-
Lauer 72. Anja Schillhaneck von den
Bündnes 90 / Die Grünen im Berliner
-
Abgeordnetenhaus schafft fast die Grenze
mit 50 am Tag. Und natürlich auch die
-
Parteien vor den Bundestagswahlen, die
dann natürlich in den sozialen Netzwerken
-
besonders aktiv sind, schaffen mehr als
50, und dann noch Hipster, Aktivisten,
-
AfD-Anhänger darunter geschrieben. Also 50
Tweets am Tag als Kriterium für Social
-
Bots ist wissenschaftlich unseriös. Da
frage ich mich natürlich: Wie kommen die
-
da drauf? Und davor steht es auch: Das sei
das Social Bot-Kriterium der Oxford-
-
Universität. Das finde ich natürlich
spannend, und habe dann angefangen, die
-
ganzen Studien und wissenschaftlichen
Paper dazu durchgelesen wie deren Methode
-
ist. Und ich hab nur zwei herausgegriffen,
weil es wirklich eine Menge ist, die
-
besonders das deutlich machen. Social Bots
bei den US-Wahlen. Das ist ein Paper was
-
veröffentlicht wurde mit dem Titel "Bots
and Automation over Twitter during the
-
U.S. Election" und ich spule mal vor was
an welcher Stelle Sie das definieren. Da
-
muss ich mal kurz sagen: Sie fangen halt
an, von Social Bots zu reden. Dann heißt
-
es irgendwann "Social Bot like" und dann
steht dann so etwas wie "Heavy Automated
-
Bots". Und dann steht dann zum Schluss "we
define a high level of automation as
-
accounts that post at least 50 times a day
using one of these election-related
-
hashtags". Das heißt also, wer mehr als 50
Mal am Tag ein bestimmtes Hashtag
-
veröffentlicht, wird als social Bot
kategorisiert. Die Hashtags sind die hier.
-
Der erste Block sind die pro-Trump-
Hashtags, zweite Block die pro-Clinton-
-
Hashtags, und der dritte Block sind
Hashtags, die sich generell um die
-
amerikanische Wahl beschäftigen. Aber zu
dieser Definition von Social Bots habe ich
-
mal ein paar Fragen: Also erstens, warum
sind das 50 und nicht 30 oder 100 Tweets
-
am Tag? Und gilt das dann für alle Länder,
also kann man jetzt dieses Kriterium aus
-
Amerika eins zu eins übernehmen für
Deutschland? Und was für Accounts sind das
-
eigentlich? Ich meine wenn ich die wenn
ich die identifizieren kann, dann kann ich
-
die ja auch mal genauer anschauen, wie
viele Follower haben die? Wie viele Favs
-
und retweets haben sie? Vielleicht
veröffentlichen sie ja wahnsinnig viele
-
Tweets aber keiner liest es. Und über
welches Service posten sie? Das hatte ich
-
vorhin gezeigt, dass man das nachschauen
kann. Und klar kann ich verstehen, dass es
-
halt eine Menge Accounts sind,
aber es gibt eine
-
wissenschaftlich statistisch
saubere Methode:
-
Man nimmt einfach eine
Stichprobe, man wählt einfach mal zufällig
-
100 aus und guckt sich halt an, was das
für Accounts sind, um zu gucken, ob sie
-
tatsächlichen politischen Einfluss haben.
Dazu gibts aber in dieser Studie keine und
-
auch den anderen keine Antwort. Leider
kann ich das auch nicht überprüfen, weil
-
die Universität Oxford die Daten dazu
nicht veröffentlicht hat. Das liegt
-
teilweise an der Developer API von, oder
den Guidelines von Twitter. Das liegt aber
-
auch daran, oder gibt es einen Ausweg da
drauß: Und zwar kann man nämlich die Liste
-
der Twitter IDs veröffentlichen, das darf
man nämlich, und kann sich dann sozusagen
-
nachträglich den Tweet nochmal holen und
genauer analysieren. Zum Glück gibt es von
-
der George Washington Universität eine
Veröffentlichung "2016 United States
-
Presidential Election Tweet IDs". Da gibt
es unter anderem auch eine Liste von
-
Tweets, die den Hashtag "Election Day"
verwendet haben. Das heißt ich hab jetzt
-
leider nicht die gleiche Datenbasis wie
die Universität Oxford. Ich kann aber
-
einen kleinen Ausschnitt rausnehmen und
zwar mir nur angucken, wer hat am Wahltag
-
mehr als 100 mal eines von diesen Hashtags
verwendet plus den Hashtag "Election Day".
-
Und diejenigen, die sogar mehr als 100 Mal
am Wahltag getwittert haben sind diese 12,
-
das sind sozusagen die laut Social Both
Kriterien die die am deutlichsten als
-
Social Bots sich definieren. Und wenn ihr
jetzt mal wissen wollt, wer denn dieses
-
Social Bots wirklich sind: Nehmen wir uns
mal Zeit und gucken uns jeden einzelnen
-
von diesen 12 an. Das erste ist ein
@dreamedofdust, der 437 Tweets am Wahltag
-
veröffentlicht hat (mit diesen erwähnten
Hashtags), und was er macht: er twittert
-
Links zu reddit.com/r/The_Donald zu diesen
einzelnen Kommentaren. Und er benutzt
-
dabei If This Then That. Und bot: klares
Ja, auf jeden Fall. Was er aber dabei tut
-
ist bereits veröffentlichte Kommentare im
Reddit-Forum einfach nochmal in diesem
-
Account zu spiegeln, und ich lehne mich
mal aus dem Fenster wenn ich sage:
-
Einfluss? Kaum. Also völlig kommentarlos,
wie gesagt, spiegelt einfach nur Reddit-
-
Kommentare. Der nächste Account, ITX
News, twittert Screenshots von Texten,
-
völlig abgedrehter Verschwörungsquark,
also da ist, da sind Sachen dabei, die
-
Queen wurde von Hindus vergiftet. Und,
also wirklich, find ich völlig abgedreht.
-
Und er benutzt für seine für seine
Screenshots, die er dann veröffentlicht,
-
immer die aktuellen trending Hashtags. Er
hat vier Follower, und er ist ganz klar
-
kein Bot. Der nächste Account: Er ist
Trump-Supporter weil er Clinton furchtbar
-
findet. Er nutzt intensiv Hashtags, lebt
auf Hawaii, schläft sechs Stunden, macht
-
Mittagspause - das sieht man an den an den
Zeiten, wann er twittert. Und der ist auf
-
jeden Fall kein Bot. Der nächste.
Offensichtlich liebt er Bernie Sanders, er
-
hasst Donald Trump, Hillary Clinton, die
Demokraten (weil sie nämlich Hillary
-
Clinton aufgestellt haben statt Bernie
Sanders), Bill und Chelsea Clinton, und er
-
hasst Expedia, weil Chelsea Clinton jetzt
im Board sitzt. Aber ein Bot ist er nicht.
-
Der nächste. Der sieht mir doch sehr
fischig aus. Ich vermute mal, dass es eine
-
spanischsprachige Click-Farm ist, die
versucht, User auf Werbeseiten zu locken.
-
Die machen dann Werbung für was weiß ich,
irgendwelche Apps oder sowas, überhaupt
-
gar keine politischen Inhalte, denn sie
nutzen einfach nur Training Hashtags um
-
sich in politischen Diskussionen sozusagen
da noch nochmal ihre Links zu
-
veröffentlichen, haben einen Follower. Ob
es ein Bot ist oder nicht? Ich sag mal,
-
vermutlich nicht. Da sind halt Tippfehler
drin, das wäre eigentlich ein schlecht
-
programmierter Bot (oder besonders
schlau). Im Zweifelsfall könnt ihr ihn
-
gern als Bot definieren, aber impact hat
er keinen. Jetzt wird es ein bisschen
-
spannender. Ave Hurley ist eine Oma aus
Brooklyn, sie ist eine Künstlerin, malt
-
Bilder, macht Schmuck, verkauft sie in
einem Shop und hat vor kurzem mit dem
-
Rauchen aufgehört. An dem Wahltag hat sie
wie wild für Trump getwittert und hat ihn
-
unterstützt und hat versucht, Leute zu
überzeugen. Aber ein Bot ist sie auch
-
nicht. Dann hab ich hier noch den hier.
Der ist aus Tokio. Ich vermute es ist ein
-
Student, der twittert auf Japanisch und ab
dem Moment war ich so ein bisschen Lost in
-
Translation um herauszukriegen, was er da
möchte. Aber ich vermute, dass er Toru
-
Hashimoto und Kazuma Ieri hasst, das eine
ist ein Politiker, das andere ein
-
Internet Entrepreneur. Er hat am Wahlabend
auf einen Tweet zu Kazuma gefeuert, muss
-
man sagen, und hat da einfach die
aktuellen Trending hashtags genommen, und
-
da war natürlich auch die Election dabei,
aber ein Bot ist es nicht. Der nächste:
-
Paolo. Paolo kann 13 Tweets in drei
Sekunden schicken.
-
Gelächter
Applaus
-
Er nutzt dafür drei unbekannte
italienische Twitter-Services, einer davon
-
ist in der Zwischenzeit gesperrt. Pro
Hillary. Tweets werden so gut wie gar
-
nicht gefavt und retweetet. Ein Bot ist er
auf jeden Fall, aber einen Einfluss hat
-
er, glaube ich zumindest, keinen. Dann
haben wir noch den hier. Er liebt Jesus,
-
Die Familie, Trump, Wikileaks, Fox News,
und Waffen.
-
Gelächter
Hasst Abtreibung, Feminismus, Hillary
-
Clinton, CNN, und Obamacare. Aber ein Bot
ist es nicht. Dann haben wir auch
-
PresidentDrumf. Der ist ein Satire-
Account. Teilweise witzig, hat trotzdem
-
nur einen Follower.
Gelächter
-
Aber ein Bot ist es auch nicht. Dann haben
wir noch Maryke. Sie ist Journalistin aus
-
Südafrika, arbeitet für die französische
Presseagentur AFP, und hat über Election
-
Day live getwittert an dem Abend. Und sie
ist auch kein Bot. Dann haben wir noch ein
-
Dr. Van Nostrand. Ich habe leider kein
Bild von ihm gefunden, aber er liebt
-
Baseball, American Football, Fox News und
Trump. Er hasst Hillary und Bill Clinton,
-
CNN, Islam, Feministen, und Linke. Und er
verfolgte Trumps' Sieg live. Hat den
-
Wahltag intensiv verfolgt und begleitet,
aber ein Bot ist er auch nicht. So, und
-
das war jetzt der zwölfte von den zwölf.
Fassen wir mal zusammen. Ich habe ja mal
-
so ein kleines Tabelle gemacht,
spaltenweise pro Clinton, neutral, pro
-
Trump, und zeilenweise ist es ein Mensch,
sind wir uns nicht ganz sicher, oder ist
-
es ein Social Bot. Wir haben auf jeden
Fall ein Social Bot gefunden der pro-
-
Clinton ist, und wir haben einen Social
Bot gefunden von pro-Trump ist, ob es sich
-
tatsächlich um einen Social Bot handelt
wäre ich sehr vorsichtig denn sie haben ja
-
keine soziale Interaktion bewiesen,
sondern alles was sie gemacht haben ist
-
automatisiert Links und Nachrichten zu
veröffentlichen, und hatten auch dabei
-
nicht wirklich einen Impact weil keiner
sie retweetet oder gefavt hat. Eine große
-
Gruppe die wir gefunden haben waren pro-
Trump-Menschen, die alle, auf der pro-
-
Clinton Seite haben wir nur einen Satire-
Account gefunden. Und dazwischen im
-
neutralen Bereich einen Bernie Sanders-
Fan, eine Journalistin, einen Japaner und
-
einen Verschwörungstheoretiker. Und dann
haben wir noch hier unsure derjenige der
-
seine Links zu App-Webseiten vertreibt.
Wenn ich jetzt mal hervorhebe von denen
-
Accounts von denen ich glaube dass sie
tatsächlich an einer politischen
-
Diskussion teilgenommen haben... sind das
die hier und das sind alles Menschen. Ist
-
nur die Hälfte, aber ja. Die Studie "Bots
and Automation over Twitter during U.S.
-
Election" müsste eigentlich heißen "Highly
active Twitter users during US Election".
-
Social Bots, oder als was wir sie
bezeichnet haben, sind politisch aktive
-
Bürger, Hashtag-Spam, Medien und
Journalisten, und einige simple Bots. Auf
-
Vollständigkeit halber habe ich versucht
noch eine Studie zu finden die eine andere
-
Methodik verwendet. Und da gibt es von der
University of South California "Social
-
bots distort the 2016 U.S. Presidential
election online discussion", und was sie
-
zur Identifizierung von Social Bots
verwenden ist ein Service der nennt sich
-
BotOrNot, in der Zwischenzeit umbenannt in
Botometer. Und ich will da nicht zu tief
-
einsteigen, da gibt's auch nochmal ein
Paper dazu, aber was sie im Kern machen
-
ist im Prinzip das was ich am Anfang
gemacht habe – sie versuchen die ganzen
-
Metadaten rund um einen Account zu
kategorisieren, und dann kommt da Machine
-
Learning oben drauf, und dann wird
versucht mit einer Wahrscheinlichkeit
-
abzuschätzen ob nun ein Account nun ein
Bot ist oder nicht, und das ist die Basis
-
dieser Studie. Ich hab das mal... Unten
ist noch mal der Link dazu, falls einer da
-
selber mit spielen möchte. Vorsichtig, man
muss dazu seinen Twitter-Account
-
autorisieren und das ist dann... der im
Gegensatz zu uns keine Leserechte haben
-
möchte, sondern er möchte auch
Schreibrechte haben; für den Fall falls
-
die gehackt werden, werdet ihr also auch
irgendwie Scheiße twittern. Ich hab
-
einfach mal ein paar Accounts rein
geworfen um zu gucken wie vertrauenswürdig
-
das ist; da habe ich jetzt einfach mal
einen erdgeist und einen Frank Rieger und
-
einen Linuzifer rein geworfen. Das
Kriterium übrigens der Studie ist 50%,
-
alle die unter 50% sind,
sind Menschen, alle die über 50%
-
sind, sind Bots. Gegenübergestellt hab ich
nochmal das BMVI, das Bundesministerium
-
für Justiz und Verbraucherschutz – 55
Prozent, das BKA ist ein Social Bot.
-
Applaus
Und vielleicht liegt das an den deutschen
-
Accounts, da die Studie sich im Speziellen
mit den US-Wahlen beschäftigt haben, hab
-
ich da mal stichprobenartig ein paar rein
geworfen. Da haben wir das Wall Street
-
Journal, LA Times ist ein Bot, CNN und Fox
News ist ein Bot, realDonaldTrump ist ein
-
Bot, und der amerikanische Präsident.
Lachen
-
Applaus
Das könnt ihr ja auch alles selber
-
ausprobieren. Also wissenschaftlich ist
das alles nicht haltbar.
-
Und wen das noch nicht überzeugt,
-
Hegelich erwartet keine große
Gefahr durch Social Bots im Wahlkampf.
-
Zusammenfassung. Social Bot,
Filterblasen, Fake News. Ich versuche
-
versuch's mal vorsichtig zu formulieren:
die Forschung ist noch in den Anfängen.
-
Die Methodiken sind neu, teilweise
experimentell, und müssen noch überprüft
-
werden. Und im Speziellen müssen die
wissenschaftlichen Publikation überprüft
-
werden. Falls einer irgendwie in dem Thema
gerade arbeitet, den kann ich das ans Herz
-
legen, als Bachelor- oder Masterarbeit mal
ans Herz zu legen, diese Studien
-
tatsächlich zu überprüfen. Was ich bei
Social Bots, Filterblase und Fake News
-
gefunden habe sind exemplarisch: Egon
Dombrowski und Ave Hurley. Wir haben in
-
den Diskursen die Leute als Nazis,
bildungsfern, sozial abgehängt,
-
Mittelschicht mit Verlustängsten und jetzt
auch neu als Social Bots bezeichnet.
-
Aber was sie alle gemeinsam haben:
-
Sie haben Angst und sie sind wütend.
-
Und sie haben Vertrauensverlust
in die Institutionen.
-
Und was wir beobachten ist das neue
-
gesellschaftliche Gruppen in die sozialen
Netzwerke betreten, und sie nutzen ihr
-
Recht und die Möglichkeit ihrer
Meinungsäußerung. Und im Zweifelsfall
-
greifen sie auch auf Fake News zurück wenn
es ihre Ansichten bestätigt.
-
Was wir aber beobachten ist, dass die
sozialen Netzwerke nicht geeignet sind, um
-
gesellschaftliche Lösungen zu entwickeln.
Vielleicht gibt es irgendwann technische
-
Lösungen. Wer weiß. Vielleicht gehört es
aber in Zukunft auch zur Medienkompetenz,
-
eine gewisse Debattenkultur zu entwickeln.
Ich weiß es nicht. Das ist auf jeden Fall,
-
ich will jetzt den Begriff "Neuland" nicht
verwenden, das auf jeden Fall ein neues
-
Forschungsgebiet. Wir sehen glaube ich
dass hier eine neue Wissenschaft beginnt
-
zu entstehen. Sie steckt noch in den
Kinderschuhen, aber sie macht gerade einen
-
fundamentalen Wandel mit, von einer
ideographischen Wissenschaft, also einer
-
reinen Phänomen beschreibenden, wie
Sozialwissenschaft, Kulturwissenschaft
-
oder Politikwissenschaften, hin zu einer
nomothetischen Wissenschaft, die versucht
-
Regeln zu erkennen, Gesetze zu entdecken,
reproduzierbare Ergebnisse zu entwickeln,
-
so wie man das aus den Naturwissenschaften
kennt. Ähnliche Entwicklungen haben wir
-
auch gesehen, die Astrologie, das war die
Lehre von den Sternen, bis dann das
-
Teleskop erfunden wurde und wir nun
anfangen konnten, Gesetze in der Bewegung
-
von Planeten und Sternen zu entdecken, die
reproduzierbar sind. Und aus der
-
Astrologie wurde dann die Astronomie. Ich
sehe, dass wir in den Debatten, die jetzt
-
in den sozialen Netzwerken stattfinden,
eine neue Wissenschaft haben können die
-
sich mit diesem Thema beschäftigt. Und ich
glaube das ist nicht nur möglich ist,
-
sozusagen als Teleskop oder Mikroskop die
für die Gesellschaft, sondern dass es auch
-
notwendig ist. Und dazu ist viel Forschung
nötig und ich animiere jeden, der nicht so
-
richtig weiß ob er jetzt in dem
geisteswissenschaftlichen Bereich oder im
-
Data Science-Bereich arbeiten möchte,
diese beiden Welten miteinander zu
-
verbinden. Bachelor und Master sind,
Arbeiten sind da gut definitiv
-
prädestiniert um diese wissenschaftlichen
Ausarbeitungen zu reproduzieren. Und diese
-
Studien von der Oxford-Universität oder
von South California zu reproduzieren
-
und zu validieren. Und ich würde das gerne
unterstützen, und ich hoffe, die nächsten
-
zweieinhalb Tage noch Zeit zu finden,
Teile meines Frameworks und auch der
-
Rohdaten zu veröffentlichen. Ansonsten bin
ich die nächsten zweieinhalb Tage zu
-
erreichen: DECT Telefonnummer 360, 3600
Entschuldigung, und Twitter-Account,
-
@michaelkreil. Ich würde gerne andere
Leute, die in dem Bereich forschen oder
-
sowas zusammenbringen um zu gucken ob wir
zum Thema Social Bot da nicht mal eine
-
Wissenschaftssprache Debatte starten
können. Danke schön.
-
Applaus
Herald: Mindestens das will ich nachher
-
nochmal hören. Jetzt haben wir noch, ja,
etwas über ne Viertelstunde Zeit für
-
Fragen und Antworten. Habt ihr Fragen an
Michael Kreil? Positioniert euch bitte an
-
den Mikrophonen, ich versuche einigermaßen
ausgeglichen auszuwählen. Falls schon
-
irgendwo jemand steht, steht schon
irgendwo jemand, hebt mal die Hand? Ah, da
-
hinten. Mikrophon 4, fang an.
Mikrophon 4: Jawohl. Ich hab eine Frage
-
bezüglich State-sponsored Propaganda, also
die sind wirklich Leute, die bezahlt
-
werden von Staaten, damit die Propaganda
betreiben. Habt ihr auch in der Forschung
-
diebezüglich was rausgefunden, oder habt
ihr das überhaupt untersucht?
-
MK: Wir haben versucht, Leute zu finden,
die an den Bots, die an den politischen
-
Diskursen teilnehmen. Ob sie jetzt
tatsächlich dafür bezahlt werden oder
-
nicht ist unmöglich festzustellen. Wir
sehen aber, wenn jetzt zum Beispiel jemand
-
bei der US-Wahl was postet und dann aber
in den nächsten Monaten bis heute noch
-
ganz normales Leben auf den, in den
sozialen Netzwerken führt, und parallel
-
dann auch noch auf Facebook oder sowas,
gehen wir eher davon aus, dass es sich
-
nicht um einen bezahlten Akteur oder
Akteure handelt. Die große Frage, die ich
-
mir eigentlich auch stelle ist dabei: Was
ist der tatsächliche impact, also die
-
Unterstellung mit jemand bezahlt da
irgendwie, kann ich wirklich auf Twitter
-
durch soziale Interaktion Leute davon
überzeugen, die politische Richtung zu
-
wechseln? Das ist eine bisherige
Unterstellung, die noch nicht überprüft
-
wurde, und deswegen finde ich das
vorsichtig, bin ich da vorsichtig, sowas
-
anzunehmen.
H: Mikro 2.
-
M2: Vielen, vielen Dank für den
großartigen Vortrag, ich fand' das super
-
wichtig, anhand von dem kann man
eigentlich sehen, was sich wirklich an
-
wissenschaftlichen Methodiken verändern
muss, und von daher vielen, vielen Dank.
-
Ich habe eine Frage, ich habe mich gerade
gefragt, ob man wirklich von Fake News
-
sprechen sollte, weil offensichtlich
spiegeln diese Nachrichten ja nur, was die
-
Verbreiter und weiteren Re-tweeter der
Nachrichten hören oder sehen oder wissen
-
wollen, also das, was sie eigentlich schon
denken, wird quasi nur gespiegelt. Und ich
-
hab mich gefragt, ob es nicht irreführend
ist, dieses Wort "News", und ob man nicht
-
ein neues Wort dafür finden müsste.
MK: Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Wir
-
haben auch zum Beispiel gesehen, dass bei
der US-Wahl relativ viele Fake News aus
-
einer Stadt aus Osteuropa kommt, die aber
gar keine politische Agenda haben, sondern
-
einfach nur Geld damit verdient haben,
dass ihre Posts sich so weit verbreitet
-
haben, und damit klick-Werbung, verstanden
haben, Geld gewonnen haben. Da war
-
überhaupt kein politischer, gar kein
politisches Ziel dahinter, im Gegenteil,
-
laut eigener Aussage haben sie erst pro-
Clinton probiert, aber das hat einfach
-
nicht so gut eingeschlagen wie pro-Trump-
Sachen. Deswegen halte ich auch den
-
Begriff von Fake News dann auch nicht mehr
für angebracht.
-
H: So, aus dem Internet haben wir auch
eine Frage.
-
Signal-Engel: Ja, zuerst auch aus dem IRC
großes Lob an den Vortrag, es wurde
-
angemerkt, es sei sehr interessant, mal
den Hashtag #34c3 zu analysieren und
-
Trolle aufzudecken. Cyberrichter und Afdex
lässt fragen: Gibt es schon schlaue Bots
-
mit Einfluss, ist irgendwas über die
Interaktion untereinander bekannt, gibt es
-
bald Bot Wars?
MK: Äh. Flame-Bots, ja, äh. Das sind alles
-
theoretische Konzepte. Wenn man sich die
Studien dazu durchliest, das sind alles
-
Konzepte "es könne irgendwann mal so
sein". Ich stehe auch nicht hier und sage
-
"sowas wird nie passieren" oder sowas.
Keine Ahnung, was es für Entwicklungen mit
-
KI in den nächsten Tagen oder Monaten oder
so gibt. Aber das, was wir jetzt bisher
-
sehen konnten, waren jetzt nicht
irgendwelche KI's, die durchs Internet
-
laufen.
H: Die 3.
-
M3: Servus. Wunderbar, funktioniert. Das
erste harte Kriterium, das mir einfallen
-
würde, um Bot-Accounts von Menschen-
Accounts zu trennen wäre die posting-
-
Frequenz, und die hat jetzt hier nur
einmal Einfluss gefunden - woran liegt
-
das?
MK: Weil sie tatsächlich auch nur einmal
-
auffällig war. Also, die anderen Accounts,
also ich meine, wenn ich jetzt nen Social
-
Bot entwickle, dann wäre ich jetzt auch
schlau zu sagen okay, dann haut der jetzt
-
nicht alle halbe Sekunde nen tweet raus,
wenn ich sowas bauen würde. Aber in diesem
-
Fall ist es tatsächlich nur einmal
aufgetreten, das ein Bot sozusagen den Bug
-
hatte, das zu tun.
M3: Okay, taugt also nicht. Super, danke.
-
H: Und MIkro 1.
M1: Hallo erstmal, ja, jetzt geht's. Ich
-
wollte fragen ob, weil du ja gesagt
hattest dass bei den Social Bots ja
-
eigentlich der Einfluss sich verliert, ob
das dann wiederum heißen könnte, dass die
-
eigentliche Gefahr von Filterblasen, dass
kein Meinungsdiskurs entsteht, oder dass
-
der halt eingedämmt wird, ob das sich dann
verliert oder ob du in den Forschungen
-
gesehen hast, dass die Gefahr gar nicht so
da ist, wie sie irgendwie überall
-
propagiert wird? Ja.
MK: Also, zum Einen: Ich glaube, es gibt
-
so einen Satz, den man in den letzten 10
Jahren immer wieder gehört hat, das
-
Internet ist nicht an bestimmten Sachen
schuld, sondern das Internet macht nur
-
einfach wieder Sachen sichtbar. Und ich
glaube, dass es eine Menge Leute gibt, die
-
sich gerne an einem politischen Diskurs
beteiligen wollen und nicht die
-
Möglichkeit hatten, und jetzt nun mit den
sozialen Netzen diese Möglichkeit haben,
-
und dann als Bots klassifiziert werden.
Problem ist, dass ich deine Frage
-
vergessen habe.
-
M1: Ich wollte eigentlich nur wissen, ob
-
diese Gefahr, dass man halt sagt, der
Diskurs ist so ein bisschen eingedämmt,
-
weil jeder in seiner eigenen Blase lebt,
ob sich das nicht dadurch verliert, weil
-
du ja gesagt hattest, Social Bots sind
unwirksam so wirklich, ob das nicht dann
-
sich auch sozusagen auf das andere
übertragen lässt für unsere, für unseren
-
normane Gebrauch.
MK: Genau, also, ich, kann ich, kann ich
-
keine abschließende Meinung zu abgeben.
Ich weiß aber dass, oder man merkt es
-
halt, dass die sozialen Netze oft, oder
fast immer nicht dazu geeignet sind,
-
tatsächlich einen Diskurs zu führen,
sondern es gibt halt, es ist halt,
-
endet immer in einem Flame War, sind
sozusagen, "du bist, ihr seid die Bösen,
-
und wir sind die Guten." Aber tatsächlich
irgendwie eine Lösung zu entwickeln,
-
eignet sich nicht dafür, vielleicht ist
der Mensch auch nicht dafür gemacht.
-
Vielleicht haben Netzwerke nen, nen
bestimmten flaw, den wir halt noch nicht
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kennen, man darf ja auch nicht vergessen,
das ist eine extrem experimentelle
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Technologie. Noch nie gab es ein Netzwerk,
das weltübergreifend so vielen Menschen
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die Möglichkeit gibt, miteinander zu
kommunizieren und Diskurse zu führen.
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M1: Danke.
H: Mikro 4.
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M4: Ja, Hallo. Erstmal Kompliment für
diesen superwichtigen und sehr coolen
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Vortrag. Meine Frage: Du hattest ja jetzt
ausschließlich über Twitter gesprochen -
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habt ihr mal Analysen gefahren über andere
soziale Netze, die ja durchaus auch
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Verbreitung haben, speziell dazu, auch
nicht nur über die Anzahl der Tweets
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sondern auch über den Impact, weil die
Frage ist ja, die hattest du ja mehrfach
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aufgeworfen, was wirkt eigentlich eine
Tweet, wenn die, wenn die einen
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veröffentlichen, also ein Tweet auf 10.000
Follower könnte möglicherweise wichtiger
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sein als 10.000 Tweets mit einem Follower.
MK: Genau, da kann man sich halt Metriken
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überlegen. Normalerweise ist es für mich
halt ein Ausschlusskriterium, wenn ein
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Tweet nur, nicht gefavt wird und nicht
retweetet wird, das ist für mich, das ist
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ein Ausschlusskriterium. Was der
tatsächliche Impact ist, obs dafür ne
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Metrik gibt, weiß ich nicht. Kann man sich
überlegen, wie gesagt, neue Wissenschaft.
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Das andere ist, andere soziale Netzwerke.
Man sieht, dass auf YouTube ne Menge
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passiert. Ganz viele Leute packen im
Wohnzimmer die Kamera aus und teilen ihre
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politischen Meinungen im Wohnzimmer und
veröffentlichen das auf YouTube, es gibt
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auch dieses russische Social Network, wie
heißt das? VKan... VKan-irgendwas, ja.
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Genau, da gibt es - VKontakte, genau - da
gibt es auch, kenne ich eine Gruppe die
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sich damit beschäftigt hat, wie das da
aussieht, das ist aber ein sehr kleiner
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Teil, der große Brocken ist natürlich
Facebook, und Facebook hat zwei Probleme:
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Erstens gibt es eine Menge geschlossene
Gruppen wo viel stattfindet, da habe ich
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mal rein geguckt, sind die gleichen
Themen, es geht halt auch um Asylpolitik
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und so weiter. Und das andere Problem mit
Facebook ist, die API ist leider nicht so
-
offen. Es gibt Schwierigkeiten, da große
Mengen an Daten rauszuholen. Ich glaube
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dass Facebook in diesem Bereich wahnsinnig
viel Datenmaterial hat und Forschung dazu
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betreiben könnte, aber leider halt nur
innerhalb eines Konzerns und nicht
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innerhalb der Forschungsgemeindschaft.
M4: Okay, danke.
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H: Unser Social Bot hat auch noch eine
Frage.
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Signal: Mie lässt fragen, ob es Studien zu
dem realen Ausmaß und dem realen Impact
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von Fake News in den sozialen Medien, und
wurden die eventuell zur Legitimation des
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NetzDGs herangezogen?
MK: Habe ich akustisch nicht verstanden.
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Signal: Gibt es Studien über das reale
Ausmaß von Fake News und wurden die
-
herangezogen zur Legitimisierung des
NetzDGs?
-
MK: Soweit ich weiß ist mir, mir ist keine
Studie bekannt, aus meiner Erfahrung würde
-
ich sagen: Sie haben keinen Einfluss, weil
sie halt erstmal nicht Leute überzeugen,
-
ich glaube die Leute kommen schon mit
einer Überzeugung in die Netzwerke und
-
werden einfach nur noch weiter zusätzlich
bestätigt. Ich glaube, dass es einen
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gewissen Impact gibt mit Leuten, die
sozusagen Latent ne Sorge um
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Flüchtlingspolitik haben und dann nur noch
in einer Filterblase stecken und nur noch
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mit Flüchtlingskriminalität bombardiert
werden. Dass sie dazu dann auch neigen,
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eine Angst gegen beispielsweise Migranten
zu entwickeln. Aber eine Studie dazu ist
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mir noch nicht bekannt, wie das
tatsächlich, ob das psychologische
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Auswirkungen auf die Menschen hat.
H: Und die 2.
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Frage M2: Ja hallo, danke für den Vortrag.
Du hattest am Anfang so einen schöne
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Karte, wo verschiedene Gruppen aus dem
Twitternetzwerk aufgezeigt wurden, und
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dann hast du gezeigt, da sitzt die AfD und
dann kam der Switch und da sind die
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Fakenews. Wie hast du denn ermittelt, dass
diese Tweets Fakenews waren?
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Antwort: Also konkret, ich habe mir
Fakenews ausgesucht und hab geguckt wer
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sie auf Twitter teilt. Also andersrum, ich
hab mir sozusagen Geschichten rausgesucht,
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von denen ich weiß dass es Fakenews sind
und habe dann beispielsweise Blogpost und
-
so weiter die es verbreitet haben und
diese URL... also wer twittert im Prinzip
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Fakenews und genau, dadurch kam dann diese
Einfärbung zustande.
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H: Mikro 3.
M3: Ja ich hab noch ein Frage zu
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Antworten, also ich hab oft gehört von
Journalisten die sich beschwert haben,
-
wenn sie über ein bestimmtes Thema
berichtet haben, dass da irgendwelche Bots
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sie mit Antworten zumüllen oder sowas.
Hast du sowas beobachten können wird das
-
irgendwie als Megafon eingesetzt um dann
einfach nochmal ein bisschen mehr Bums
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oder Druck zu machen auf solche Accounts?
Gibt's das was oder ist das auch
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eigentlich alles echte Menschen die
wirklich wütend sind?
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MK: Ich sag noch nicht, dass das alles
echte Menschen sind, also ich kann mit
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einem Bot zum Beispiel immer einen Hashtag
unbenutzbar machen. Ich kann mir einen
-
Hashtag raussuchen und kann das dann mit
Bots vollmüllen, aber das ist dann
-
eigentlich mehr ein Spam oder um den
Diskurs zu stören, aber nicht wirklich
-
einen Einfluss zu haben dabei. Zu den
Journalisten, ich kenne da einige
-
Journalisten, die auf Twitter aktiv sind
und dann immer wieder mit einer großen
-
Anzahl Accounts konfrontiert werden. Ich
bin mir da auch nicht sicher,
-
ob es tatsächlich sich um Botnetzwerke
handelt, denn es sind immer wieder
-
vereinzelt Leute die unterschiedliche
Tweets machen, es ist ja schon wahnsinnig
-
schwierig 100.000 künstliche Tweets zu
erzeugen mit einer künstlichen Intelligenz
-
zu erzeugen, die aber unterschiedlich
sind. Das ist schon ein relativ hartes
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Problem, ich weiß nicht ob das bereits
gelöst ist, ich glaube nämlich nicht.
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H: Nummer 4 bitte.
M4: Eine Frage zu einem Kriterium, bei dem
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ich nicht weiß, ob es aufgetaucht ist oder
nicht, oder ob ich nur nicht aufmerksam
-
genug war. Und zwar geht es um
gleichlautende Nachrichten in Tweets zum
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Beispiel. Also ich weiß, dass bei Fakenews
teilweise ganze absatzweise Texte 1 zu 1
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kopiert werden und auch manuell sozusagen,
trotzdem kommt mir das auch als ein
-
wichtiges Kriterium vor um, wie gesagt,
einen Einflussfaktor, ist es ein Bot oder
-
nicht festzustellen. Spielt das in den
Studien irgend eine Rolle, die Du
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untersucht hast oder für Deine Arbeit?
MK: In den Studien kann ich es nicht
-
sagen, die hatten jetzt immer nur ihre
Kriterien mit den Hashtags und so weiter.
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Was in meiner Arbeit aufgefallen ist, dass
ist immer wieder, zum einen es gibt
-
natürlich Leute die sagen, ich will das
jetzt nicht retweeten sondern ich kopiere
-
den Tweet und sage sozusagen, dass das
mein Eigener ist. Aber es gibt tatsächlich
-
bestimmte Formulierungen die zu
10.000-en identisch auftauchen, aber es
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sind tatsächlich nur Textdatenbanken, die
da einfach abgespielt werden, auch nicht
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mit politischen Inhalten, sondern ... ich
weiß nicht vielleicht sind die dormant
-
oder sowas, aber keinerlei politische
Aktivität zu sehen dort.
-
H: Und die 2 bitte.
Lachen
-
M2: Ja hallo, auch nochmal vielen Dank für
den Vortrag. Eine Frage zu dem Thema
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Schweden-Reisewarnung, was am Anfang kam.
Wie viel Handarbeit war dabei die Tweets
-
quasi rauszufinden, die zu dieser Story
gehören, und wie kannst Du Dir sicher
-
sein, dass Du alle gefunden hast?
MK: Ich kann mir nicht sicher sein, dass
-
ich alle gefunden habe, insbesondere weil
immer wieder Tweets gelöscht werden oder
-
ganze Accounts. Das hat man auch gesehen,
wenn man sich die Daten mal ein halbes
-
Jahr später anschaut, oder wie viele
Accounts in der Zwischenzeit weg sind. Ich
-
kann mir nicht sicher sein, dass ich alle
Tweets gefunden habe, natürlich nicht. Was
-
man halt machen kann ist sich
durchzuhangeln. Man fängt dann an mit
-
sowas wie "Schweden Reisewarnung" und dann
sieht man die ersten, und dann kommen da
-
aber auch noch andere Begriffe zusammen
und hier finde ich nochmal einen Link auf
-
einen Blogpost und dann suche ich mal nach
dem und so weiter, und so wird die
-
Datenbank immer größer und so habe ich
glaube ich 1800 Tweets oder sowas gefunden
-
und versuch die dann so halbautomatisiert
zu kategorisieren mit Fakenews und so
-
weiter. Das ist sozusagen die Methodik,
das ist eigentlich so halbautomatisierte
-
Handarbeit.
H: Jetzt aber, Fefe.
-
Frage M1 [???]: Ich hab eine
H: Die eins ist das bitte.
-
Frage M1: Hallo, hallo. Also ich hab eine
kurze Frage und eine Bitte um weitere
-
Daten. Erstens würde ich gerne wissen, wie
viele von Deinen Rohdaten Du
-
veröffentlichen kannst und tust. Und
zweitens Dein Beispiel am Anfang mit der
-
Twitter-Timeline da ging's irgendwie um
2.000 Tweets oder 2.000 Leute und das ist
-
eine Größenordnung, die man häufiger sieht
in diesen Debatten und da frage ich mich
-
immer, ich hab mehr ungelesene Mails in
meiner Inbox, wieso interessieren mich
-
2000 Leute? Ist das irgendwie, wieso ist
das jetzt eine relevante Größenordnung?
-
Kannst du da vielleicht noch etwas dazu
sagen?
-
A: Okay, also das erste war, ob ich meine
Daten veröffentlichen kann. Es gibt
-
tatsächlich eine Guideline von Twitter,
die es mir nicht erlaubt beispielsweise
-
von einem bestimmten Account zehntausende
von Tweets zu veröffentlichen. Es gibt
-
bestimmte Sachen, die man machen darf. Da
würde ich mich halt, sonst hätte ich es
-
jetzt einfach mal so "Rechtsklick
veröffentlichen" gemacht. Ich würde es mir
-
jetzt mal nochmal genauer anschauen, was
ich machen darf und so weiter. Gerade
-
"hydrated Tweets" heißt das, also
sozusagen nicht nur Twitter-IDs zu haben,
-
sondern wirklich eine große csv-Datei oder
sowas, die man dann sich in Excel mal
-
durchklicken kann, kann glaube ich bei dem
ein oder anderen, der da frisch mit dem
-
Thema ist schon weiterhelfen. Muss ich
halt mal kucken in den nächsten Tagen. Und
-
die zweite Frage war, inwieweit
zweitausend Accounts einen Einfluss haben?
-
F: Genau, vielleicht ein bisschen Kontext
geben. Ist das irgendwie besonders viel
-
oder ist das üblich oder findest du das
eine relavante Größe? Wieso müssen wir
-
über 2.000 reden, weil mir kommt es
intuitiv nicht so viel vor, frage ich
-
mich. Bei 80 Millionen Leuten sind 2.000
Leute nicht so.
-
A: Das ist halt auch ein klassisches
wichtiges Argument. Ich meine, erstens es
-
sind nicht alle Leute in sozialen
Netzwerken, dann sind eine Menge Leute in
-
Facebook. Es ist nur ein winzig kleiner
Teil davon auf Twitter und inwieweit da
-
dann irgendwie 2.000 Leute tatsächlich
einen Impact haben auf einen politischen
-
Diskurs in Deutschand, da wird dann immer
gesagt: ja aber in den sozialen Netzwerken
-
sind aber die Aktivisten, die Journalisten
usw. und wenn die beeinflusst werden,
-
irgendwie sowas. Tatsächlich halte ich die
Twitter-Diskussion nicht für politisch,
-
gesellschaftlich relevant in Deutschland.
F: Lachen
-
H: So, eine Frage schaffen wir noch. Das
ist die 4.
-
Frage M4: Hallo! Erst kurz Danke, weil
Dein Projekt mir im Studium, mich ziemlich
-
gerettet hat, also Danke. Und dann ist mir
halt aufgefallen, gerade bei diesen Troll-
-
Armeen, keine Ahnung, diese bezahlten, ob
Du mal gekuckt hast in den Accounts, wie
-
oft sich besitmmte Sachen wiederholen? Zum
Beispiel haben die ja oft dasselbe
-
Profilbild und dann Accounts mit
fortlaufenden Nummern, wenn der erste
-
gelöscht wird oder gesperrt?
A: Dieses Phänomen sieht man auch
-
generell. Das sieht man auch bei wütenden
Bürgern, die in den sozialen Netzwerken
-
sind. Dann von beispielsweise Twitter
gesperrt werden, dann wieder rauf kommen
-
und dann packen sie sich hinter ihren
alten Usernamen einfach noch eine Zahl
-
hinten dran. Aber ob die Leute tatsächlich
bezahlt werden oder nicht, das kriege ich
-
über eine Twitter-API auch nicht heraus.
Eigentlich müsste man dann fast wie ein
-
Ethnologe sich mit den Leuten unterhalten
und kucken, was sie da für eine Agenda
-
haben. Ich finde es aber gefährlich dann
von vornherein zu sagen, die sind bezaht
-
oder sind vom Kreml gesteuert oder sind
künstliche Intelligenzen oder keine Ahnung
-
was. Das muss auf jeden Fall wieder eine
Debatte sein, die auf evidenzbasierter
-
Forschung basiert.
F: Ja ich hab die auch nur. Bin ich noch
-
da?
H: Ja.
-
F: Ich hab die auch nur zufällig gefunden,
weil ich das halt gemacht hab damals zur
-
Türkei-Wahl und es halt sehr viele
Accounts gab, die immer so türkischen Spam
-
gepostet haben, sich dann aber plötzlich
in sehr schlechtem Deutsch in deutsche
-
Debatten eingemischt hatten.
A: Super, dann sollten wir auf jeden Fall
-
mal unterhalten, ich glaube da können wir
uns gegenseitig helfen.
-
H: Unterhalten könnt ihr euch gleich neben
der Bühne, die Zeit ist nämlich jetzt
-
leider um. Vielen Dank Michael Kreil! Da
geht mehr!
-
Applaus
-
Abspannmusik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2019. Mach mit und hilf uns!
4n08o
roll back to rev. 2 with correct time stamps.
Dec 27, 2019, 2:07 PM