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Warum Bürgermeister die Welt regieren sollten

  • 0:01 - 0:04
    Die Demokratie steckt in Schwierigkeiten,
    das steht außer Frage.
  • 0:04 - 0:07
    Das liegt zum Teil
    an einem tiefen Dilemma,
  • 0:07 - 0:10
    in der sie steckt.
  • 0:10 - 0:14
    Für bestimmte Probleme ist sie
    zunehmend bedeutungslos geworden:
  • 0:14 - 0:17
    bei globalen Pandemien,
  • 0:17 - 0:19
    ein grenzüberschreitendes Problem;
  • 0:19 - 0:23
    bei HIV, ein transnationales Problem;
  • 0:23 - 0:25
    bei Wirtschaft und Immigration,
  • 0:25 - 0:28
    welche die nationalen Grenzen übersteigen;
  • 0:28 - 0:30
    wie auch Terrorismus und Krieg,
  • 0:30 - 0:32
    alles grenzüberschreitende Probleme.
  • 0:32 - 0:36
    Wir leben im 21. Jahrhundert, in einer Welt
  • 0:36 - 0:38
    mit gegenseitigen Abhängigkeiten
  • 0:38 - 0:42
    und brutalen wechselseitigen Problemen.
  • 0:42 - 0:48
    Wenn wir in der Politik und
    der Demokratie nach Lösungen suchen,
  • 0:48 - 0:51
    werden wir mit politischen
    Institutionen konfrontiert,
  • 0:51 - 0:54
    die vor 400 Jahren entworfen wurden:
  • 0:54 - 0:59
    Autonome, souveräne Nationalstaaten
  • 0:59 - 1:01
    mit Rechtssprechung und Staatsgebieten,
  • 1:01 - 1:03
    die sie voneinander trennen.
  • 1:03 - 1:06
    Jeder behauptet, die Probleme
  • 1:06 - 1:08
    des eigenen Volkes lösen zu können.
  • 1:08 - 1:11
    Eine Welt des 21. Jahrhunderts,
    mit transnationalen
  • 1:11 - 1:13
    Problemen und Herausforderungen,
  • 1:13 - 1:17
    und politische Institutionen
    des 17. Jahrhunderts.
  • 1:17 - 1:23
    Dieses Dilemma ist
    das eigentliche Problem der Demokratie.
  • 1:23 - 1:25
    Wie viele andere habe ich
    darüber nachgedacht,
  • 1:25 - 1:29
    was wir gegen
    dieses Ungleichgewicht tun können.
  • 1:29 - 1:31
    Die Herausforderungen
    des 21. Jahrhunderts
  • 1:31 - 1:35
    und die veralteten und
    zunehmend funktionsunfähigen
  • 1:35 - 1:38
    politischen Institutionen
    wie die Nationalstaaten.
  • 1:38 - 1:40
    Ich schlage vor,
  • 1:40 - 1:44
    dass wir das Thema wechseln,
  • 1:44 - 1:48
    dass wir nicht mehr über Nationen reden,
  • 1:48 - 1:49
    über Staaten mit Grenzen,
  • 1:49 - 1:53
    sondern über Städte.
  • 1:53 - 1:56
    Sie werden mir sicher zustimmen,
    dass wenn wir über Städte reden,
  • 1:56 - 2:00
    wir über die politischen Institutionen reden,
  • 2:00 - 2:03
    in denen Zivilisation und
    Kultur geboren wurden.
  • 2:03 - 2:06
    Wir reden über die Wiege der Demokratie.
  • 2:06 - 2:09
    Wir reden über die Orte,
  • 2:09 - 2:12
    an denen wir uns versammeln,
  • 2:12 - 2:16
    wo Demokratie entsteht und wir gemeinsam
  • 2:16 - 2:21
    gegen diejenigen, die uns unsere
    Freiheit nehmen wollen, protestieren.
  • 2:21 - 2:24
    Denken Sie an einige große Namen:
  • 2:24 - 2:27
    Place de la Bastille,
  • 2:27 - 2:29
    Zuccotti-Park,
  • 2:29 - 2:31
    Tahrir-Platz,
  • 2:31 - 2:35
    Taksim-Platz -- in den heutigen
    Schlagzeilen -- in Istanbul,
  • 2:35 - 2:37
    oder, genau,
  • 2:37 - 2:40
    Tian’anmen-Platz in Peking.
  • 2:40 - 2:42
    (Beifall)
  • 2:42 - 2:45
    Dies sind die öffentlichen Orte,
  • 2:45 - 2:48
    an denen wir uns als Bürger
    zu erkennen geben,
  • 2:48 - 2:52
    als Teilnehmer,
    als Menschen mit dem Recht,
  • 2:52 - 2:56
    die eigene Geschichte zu schreiben.
  • 2:56 - 2:59
    Städte sind nicht nur
    die ältesten Institutionen,
  • 2:59 - 3:01
    sie sind auch die beständigsten.
  • 3:01 - 3:03
    Wenn Sie darüber nachdenken,
  • 3:03 - 3:07
    Konstantinopel (Istanbul), ist
    viel älter als die Türkei.
  • 3:07 - 3:10
    Alexandria ist viel älter als Ägypten.
  • 3:10 - 3:14
    Rom ist viel älter als Italien.
  • 3:14 - 3:17
    Städte überdauern die Zeiten.
  • 3:17 - 3:22
    Sie sind die Orte,
    an denen wir geboren werden,
  • 3:22 - 3:26
    aufwachsen, zur Schule gehen,
    arbeiten, heiraten,
  • 3:26 - 3:31
    beten, spielen, alt werden
    und letztendlich sterben.
  • 3:31 - 3:33
    Sie sind Heimat.
  • 3:33 - 3:36
    Ganz anders als Nationalstaaten,
  • 3:36 - 3:37
    welche abstrakte Gebilde sind.
  • 3:37 - 3:41
    Wir zahlen Steuern,
    wir gehen manchmal zur Wahl.
  • 3:41 - 3:44
    Wir schauen zu, wie die Männer
    und Frauen, die wir wählen,
  • 3:44 - 3:48
    mehr oder weniger ohne uns regieren.
  • 3:48 - 3:52
    Ganz anders in der Heimat,
    in unseren Ortschaften
  • 3:52 - 3:54
    und den Städten, in denen wir leben.
  • 3:54 - 3:59
    Heutzutage lebt mehr als die
    Hälfte der Weltbevölkerung
  • 3:59 - 4:01
    in Städten.
  • 4:01 - 4:05
    In der entwickelten Welt
    sind es ungefähr 78 Prozent.
  • 4:05 - 4:07
    Heutzutage leben drei von vier Menschen
  • 4:07 - 4:11
    in städtischen Institutionen,
    städtischen Orten,
  • 4:11 - 4:12
    in Städten.
  • 4:12 - 4:15
    In Städten spielt sich das Leben ab.
  • 4:15 - 4:18
    Wir sind unsere Städte.
    Aristoteles sagte in der Antike,
  • 4:18 - 4:22
    dass der Mensch ein politisches Tier ist.
  • 4:22 - 4:25
    Ich sage, wir sind ein städtisches Tier.
  • 4:25 - 4:30
    Wir sind eine städtische Spezies,
    unsere Städte sind unser Zuhause.
  • 4:30 - 4:32
    Um auf das Dilemma zurückzukommen,
  • 4:32 - 4:34
    wenn das Dilemma ist,
    dass unsere altmodischen
  • 4:34 - 4:38
    politischen Nationalstaaten
    die Welt nicht regieren können,
  • 4:38 - 4:41
    unseren globalen Herausforderungen
    nicht gewachsen sind,
  • 4:41 - 4:43
    wie der Klimawandel,
  • 4:43 - 4:49
    dann wird es vielleicht Zeit, dass die
    Bürgermeister die Welt regieren.
  • 4:49 - 4:53
    Zeit, dass Bürgermeister und
    die Bürger, die sie vertreten,
  • 4:53 - 4:58
    sich mit den globalen
    Regierungsfragen beschäftigen.
  • 4:58 - 5:00
    "Wenn Bürgermeister
    die Welt regieren würden?"
  • 5:00 - 5:03
    Als mir dieser Satz zum ersten
    Mal in den Sinn kam,
  • 5:03 - 5:06
    wurde mir klar,
    dass sie das eigentlich schon tun.
  • 5:06 - 5:11
    Es gibt bereits internationale,
    interstädtische
  • 5:11 - 5:16
    grenzüberschreitende Institutionen
    und Städtenetzwerke,
  • 5:16 - 5:19
    in denen Städte bereits sehr unauffällig,
  • 5:19 - 5:21
    im Verborgenen, zusammenarbeiten,
  • 5:21 - 5:24
    um den Klimawandel zu bekämpfen,
    um Sicherheit zu gewährleisten.
  • 5:24 - 5:26
    Sich mit Immigration befassen.
  • 5:26 - 5:27
    All diese schwierigen und
  • 5:27 - 5:30
    voneinander abhängigen Probleme angehen.
  • 5:30 - 5:33
    Diese Institutionen haben
    merkwürdige Namen:
  • 5:33 - 5:37
    UCLG,
  • 5:37 - 5:41
    Vereinte Städte und
    Kommunalverwaltungen.
  • 5:41 - 5:43
    ICLEI,
  • 5:43 - 5:49
    Internationaler Rat
    für lokale Umweltfragen.
  • 5:49 - 5:50
    Und die Liste geht weiter:
  • 5:50 - 5:54
    Citynet in Asien; City Protocol,
    eine neue Organisation
  • 5:54 - 5:57
    aus Barcelona, welche das Web nutzt,
  • 5:57 - 6:00
    um Erfolgsrezepte
    mit anderen Ländern zu teilen.
  • 6:00 - 6:01
    Und die bekannten Einrichtungen:
  • 6:01 - 6:03
    die US-Bürgermeisterkonferenz,
  • 6:03 - 6:05
    die mexikanische
    Bürgermeisterkonferenz
  • 6:05 - 6:08
    und die europäische
    Bürgermeisterkonferenz.
  • 6:08 - 6:13
    Bürgermeister sind vor Ort.
  • 6:13 - 6:16
    Also stellt sich die Frage:
  • 6:16 - 6:18
    Wie können wir eine Welt erschaffen,
  • 6:18 - 6:21
    in der Bürgermeister
    und die Bürger, die sie vertreten,
  • 6:21 - 6:24
    eine wichtigere Rolle spielen?
  • 6:24 - 6:27
    Um zu begreifen, warum das wichtig ist,
  • 6:27 - 6:30
    muss man verstehen,
    warum Städte so besonders sind.
  • 6:30 - 6:32
    Warum Bürgermeister so anders sind
  • 6:32 - 6:34
    als Premierminister und Präsidenten.
  • 6:34 - 6:38
    Mein Ausgangspunkt ist,
    dass Bürgermeister und Premierminister
  • 6:38 - 6:42
    sich am jeweils anderen Ende
    eines politischen Spektrums befinden.
  • 6:42 - 6:45
    Um Premierminister oder Präsident zu sein,
  • 6:45 - 6:47
    braucht man eine Ideologie,
  • 6:47 - 6:49
    braucht man eine Meta-Erzählung,
  • 6:49 - 6:52
    braucht man eine Theorie darüber,
    wie Dinge funktionieren
  • 6:52 - 6:54
    und man braucht eine Partei.
  • 6:54 - 6:55
    Unabhängige Kandidaten
  • 6:55 - 6:57
    werden nicht gewählt.
  • 6:57 - 6:59
    Bei Bürgermeistern ist es genau umgekehrt.
  • 6:59 - 7:04
    Bürgermeister sind Pragmatiker;
    sie sind Problemlöser.
  • 7:04 - 7:06
    Ihr Job ist es, Probleme zu lösen
  • 7:06 - 7:08
    und wenn sie das nicht tun,
    verlieren sie ihren Job.
  • 7:08 - 7:11
    Bürgermeister Nutter aus
    Philadelphia sagte:
  • 7:11 - 7:15
    In Philadelphia könnten wir uns
    niemals das erlauben,
  • 7:15 - 7:17
    was man in Washington treibt.
  • 7:17 - 7:22
    Diese Paralyse, die Untätigkeit.
  • 7:22 - 7:26
    Warum? Weil Schlaglöcher
    gefüllt werden müssen.
  • 7:26 - 7:28
    Weil Züge fahren müssen.
  • 7:28 - 7:31
    Weil Kinder in die Schule müssen.
  • 7:31 - 7:33
    Das müssen wir tun.
  • 7:33 - 7:36
    Es geht um den Pragmatismus
  • 7:36 - 7:37
    in dem tiefgründigen, amerikanischen Sinn,
  • 7:37 - 7:39
    der Ergebnisse erzielt.
  • 7:39 - 7:46
    Washington, Peking, Paris,
    die Hauptstädte der Welt,
  • 7:46 - 7:49
    sind alles andere als pragmatisch.
  • 7:49 - 7:52
    Jedoch waschechte Bürgermeister
    müssen Pragmatiker sein.
  • 7:52 - 7:53
    Sie müssen die Dinge erledigen.
  • 7:53 - 7:57
    Sie müssen ihre Ideologie, Religion
    und Ethnizität beiseite legen
  • 7:57 - 7:59
    und ihre Städte zusammenhalten.
  • 7:59 - 8:02
    Wir haben dies schon
    vor Jahrzehnten gesehen,
  • 8:02 - 8:05
    als Teddy Kollek, der großartige
    Bürgermeister von Jerusalem
  • 8:05 - 8:07
    in den 80ern und 90ern,
  • 8:07 - 8:10
    an einem Tag in seinem Büro
  • 8:10 - 8:15
    von religiösen Anführern
    jeglicher Art belagert wurde.
  • 8:15 - 8:18
    Christliche Prälaten, Rabbis und Imame.
  • 8:18 - 8:19
    Sie stritten miteinander
  • 8:19 - 8:22
    über den Zugang zu den heiligen Orten.
  • 8:22 - 8:23
    Als das Geplänkel immer weiter ging
  • 8:23 - 8:25
    und Kollek immer länger zuhörte,
  • 8:25 - 8:29
    sagte er letztendlich:
    „Meine Herrschaften,
  • 8:29 - 8:32
    ersparen Sie mir Ihre Predigten
  • 8:32 - 8:35
    und ich werde Ihre
    Kanalisation reparieren.“
  • 8:35 - 8:36
    (Gelächter)
  • 8:36 - 8:38
    Genau das tun Bürgermeister.
  • 8:38 - 8:41
    Sie reparieren die Kanalisation,
    sie bringen Züge zum Laufen.
  • 8:41 - 8:44
    Es gibt keinen linken
    oder rechten Weg dafür.
  • 8:44 - 8:48
    Boris Johnson in London
    beschreibt sich als ‚Anarcho-Tory‘.
  • 8:48 - 8:50
    Merkwürdiger Begriff, aber
    irgendwie zutreffend.
  • 8:50 - 8:52
    Er ist libertär und ein Anarchist.
  • 8:52 - 8:54
    Er fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit
  • 8:54 - 8:57
    und ist trotzdem in mancher Hinsicht
    ein Konservativer.
  • 8:57 - 9:00
    Bloomberg in New York war ein Demokrat,
  • 9:00 - 9:01
    dann Republikaner
  • 9:01 - 9:03
    und letztendlich wurde er
    unabhängig. Er sagte:
  • 9:03 - 9:05
    Das Partei-Etikett ist hinderlich.
  • 9:05 - 9:08
    Luschkov war 20 Jahre
    Bürgermeister von Moskau.
  • 9:08 - 9:12
    Obwohl er dabei half,
    die Partei Putins zu gründen,
  • 9:12 - 9:15
    ließ er sich nicht
    durch die Partei definieren.
  • 9:15 - 9:18
    Letztendlich verlor er
    seinen Job nicht unter Breschnew,
  • 9:18 - 9:21
    nicht unter Gorbatschow,
    sondern unter Putin,
  • 9:21 - 9:25
    der einen treueren Parteianhänger wollte.
  • 9:25 - 9:29
    Bürgermeister sind also
    Pragmatiker und Problemlöser.
  • 9:29 - 9:31
    Sie packen Dinge an.
  • 9:31 - 9:32
    Zweitens: Ein Bürgermeister ist --
  • 9:32 - 9:36
    und deshalb nenne ich sie gerne "Homeboys",
  • 9:36 - 9:39
    oder die Bürgermeisterinnen: "Homies".
  • 9:39 - 9:42
    Sie kommen aus der Nachbarschaft.
  • 9:42 - 9:44
    Sie sind Nachbarschaft, man kennt sie.
  • 9:44 - 9:46
    Ed Koch lief manchmal durch New York City
  • 9:46 - 9:48
    und fragte: „Wie mache ich mich?“
  • 9:48 - 9:50
    Stellen Sie sich nur David Cameron vor,
  • 9:50 - 9:52
    wie er durch
    das Vereinigte Königreich spaziert
  • 9:52 - 9:54
    und fragt: „Wie mache ich mich?“
    Er würde die Antwort nicht mögen.
  • 9:54 - 9:57
    Oder Putin. Oder irgendein
    anderer Staatschef.
  • 9:57 - 9:59
    Koch konnte das,
    weil er die New Yorker kannte,
  • 9:59 - 10:01
    und sie kannten ihn.
  • 10:01 - 10:05
    Normalerweise kommen Bürgermeister
    aus der Gegend, die sie regieren.
  • 10:05 - 10:08
    Es ist schwierig, als dahergereister
    Politiker Bürgermeister zu werden.
  • 10:08 - 10:09
    Man kann in einem anderen
    Bundesstaat als Senator kandidieren,
  • 10:09 - 10:12
    doch für Bürgermeister ist das schwierig.
  • 10:12 - 10:15
    Aus diesem Grund genießen
    Bürgermeister, Stadträte
  • 10:15 - 10:17
    und Kommunalpolitiker
  • 10:17 - 10:19
    ein höheres Maß an Vertrauen.
  • 10:19 - 10:22
    Ein dritter Aspekt,
    in dem sich Bürgermeister
  • 10:22 - 10:24
    von nationalen Regierungs-
    Offiziellen unterscheiden:
  • 10:24 - 10:28
    In den USA kennen wir
    die erbärmlichen Zahlen:
  • 10:28 - 10:32
    18 Prozent der Amerikaner
    heißen den Kongress
  • 10:32 - 10:34
    und was er tut, gut.
  • 10:34 - 10:38
    Sogar bei einem relativ
    beliebten Präsidenten wie Obama
  • 10:38 - 10:41
    ist die Wahlbeteiligung 40, 45,
  • 10:41 - 10:42
    höchstens 50 Prozent.
  • 10:42 - 10:46
    Dem Obersten Gerichtshof
    wird nicht mehr so vertraut wie früher.
  • 10:46 - 10:49
    Doch wenn man die Frage stellt:
    Vertrauen Sie Ihrem Stadtrat?
  • 10:49 - 10:51
    Vertrauen Sie Ihrem Bürgermeister?
  • 10:51 - 10:56
    schießen die Zahlen in die Höhe
    bis zu 70, 75 oder sogar 80 Prozent.
  • 10:56 - 10:58
    Weil sie aus der Nachbarschaft sind.
  • 10:58 - 11:01
    Weil sie mit ihren Nachbarn arbeiten.
  • 11:01 - 11:05
    Weil sie, wie Bürgermeister
    Booker aus Newark,
  • 11:05 - 11:08
    aus ihrem Auto steigen,
  • 11:08 - 11:11
    um Menschen aus einem
    brennenden Gebäude zu retten --
  • 11:11 - 11:13
    das passierte Bürgermeister Booker --
  • 11:13 - 11:16
    oder bei einem Straßenraub einschreiten,
  • 11:16 - 11:17
    weil sie es mitbekommen.
  • 11:17 - 11:20
    Kein Staatschef dürfte das,
  • 11:20 - 11:22
    wegen der Sicherheitsbestimmungen
  • 11:22 - 11:24
    oder sie kommen gar nicht
    in eine solche Lage.
  • 11:24 - 11:25
    Dieser Unterschied entspringt
  • 11:25 - 11:28
    direkt aus dem Charakter der Städte selbst.
  • 11:28 - 11:34
    Städte sind zutiefst multikulturell,
  • 11:34 - 11:39
    offen, teilnehmend, demokratisch,
  • 11:39 - 11:41
    zur Zusammenarbeit fähig.
  • 11:41 - 11:44
    Wenn Staaten aufeinander treffen,
  • 11:44 - 11:48
    wie China und die USA,
    dann handeln sie etwa so.
  • 11:48 - 11:53
    Wenn Städte aufeinander eingehen,
    dann tun sie das eher so.
  • 11:53 - 11:56
    China und die USA sind,
    trotz des jüngsten
  • 11:56 - 11:59
    Gipfeltreffens in Kalifornien,
  • 11:59 - 12:04
    gefangen in Wut, Missgunst und Rivalität
  • 12:04 - 12:05
    um den ersten Platz.
  • 12:05 - 12:08
    Viele wollen die Nummer eins sein.
  • 12:08 - 12:10
    Städte machen sich darüber keine Gedanken.
  • 12:10 - 12:12
    Sie müssen zusammenarbeiten
    und sie tun es auch.
  • 12:12 - 12:16
    Sie arbeiten zum Beispiel
    gemeinsam gegen den Klimawandel.
  • 12:16 - 12:19
    Organisationen wie C40
    und die bereits erwähnte ICLEI,
  • 12:19 - 12:21
    haben schon viele Jahre
  • 12:21 - 12:23
    vor Kopenhagen miteinander gearbeitet.
  • 12:23 - 12:26
    In Kopenhagen,
    vor etwa vier oder fünf Jahren,
  • 12:26 - 12:29
    kamen 184 Nationen zusammen
    und erklärten einander,
  • 12:29 - 12:31
    warum ihre Souveränität
    es ihnen nicht erlaubt,
  • 12:31 - 12:36
    sich mit der sehr ernsten Krise
    des Klimawandels zu beschäftigen.
  • 12:36 - 12:39
    Doch dem Bürgermeister
    Kopenhagens gelang es,
  • 12:39 - 12:41
    200 Bürgermeister zusammenzurufen.
  • 12:41 - 12:44
    Sie kamen, sie blieben
    und fanden neue Wege,
  • 12:44 - 12:47
    und finden noch immer
    Wege der Zusammenarbeit.
  • 12:47 - 12:50
    Unmittelbar und durch
    Städte-Organisationen.
  • 12:50 - 12:54
    80 Prozent der Kohlenstoffemissionen
    kommen aus Städten.
  • 12:54 - 12:56
    Also sind Städte in der Position,
  • 12:56 - 12:59
    das Emissionsproblem
    oder einen Großteil davon, zu lösen.
  • 12:59 - 13:02
    Unabhängig davon, ob die Staaten,
    zu denen sie gehören,
  • 13:02 - 13:04
    Abkommen dazu vereinbaren.
  • 13:04 - 13:05
    Und sie tun es auch.
  • 13:05 - 13:08
    Los Angeles hat seinen Hafen gereinigt,
  • 13:08 - 13:10
    der 40 Prozent der Emissionen erzeugte.
  • 13:10 - 13:14
    und hat damit 20 Prozent der
    Kohlenstoffemissionen reduziert.
  • 13:14 - 13:17
    New York hat ein Sanierungsprogramm
    für Altbauten,
  • 13:17 - 13:20
    damit sie für den Winter
    besser isoliert sind
  • 13:20 - 13:22
    und im Sommer keine Energie verlieren
  • 13:22 - 13:25
    und die Klimaanlage dicht ist.
    Das hat viel ausgemacht.
  • 13:25 - 13:27
    In Bogotá hat Bürgermeister Mockus
  • 13:27 - 13:31
    in seiner Amtszeit
    ein Transportsystem bauen lassen,
  • 13:31 - 13:36
    um Energie zu sparen. Normale Busse
  • 13:36 - 13:37
    fahren praktisch wie U-Bahnen.
  • 13:37 - 13:39
    Schnellbusse mit eigenen Fahrspuren.
  • 13:39 - 13:42
    Es half der Arbeitslosigkeit, da Menschen
    nun besser durch die Stadt kamen,
  • 13:42 - 13:46
    und es hatte einen großen
    Einfluss auf das Klima
  • 13:46 - 13:47
    und viele andere Dinge.
  • 13:47 - 13:50
    Singapur baute zusammen
    mit den Hochhäusern
  • 13:50 - 13:52
    und den bemerkenswerten
    Sozialwohnungen
  • 13:52 - 13:55
    eine Insel mit Parkanlagen
  • 13:55 - 13:57
    und wenn Sie dort sind,
    sehen Sie, wie viele
  • 13:57 - 13:59
    Grünflächen und Parks es dort gibt.
  • 13:59 - 14:01
    Das machen Städte und zwar nicht alleine.
  • 14:01 - 14:03
    Sie tun es gemeinsam.
  • 14:03 - 14:06
    Sie tauschen ihre Pläne aus
  • 14:06 - 14:10
    und sie erreichen so viel
    durch den Austausch ihrer Erfolgsrezepte.
  • 14:10 - 14:12
    Viele von ihnen kennen
    Fahrradverleihsysteme.
  • 14:12 - 14:14
    Sie wurden vor 20 oder 30 Jahren
    in Lateinamerika eingeführt.
  • 14:14 - 14:17
    Es gibt sie nun in hunderten Städten
    auf der ganzen Welt.
  • 14:17 - 14:20
    Fußgängerzonen, Mautsysteme,
  • 14:20 - 14:24
    Emissionsgrenzen wie in
    den Städten Kaliforniens.
  • 14:24 - 14:26
    Es gibt so vieles, was Städte
    tun können, selbst dann,
  • 14:26 - 14:35
    wenn undurchsichtige,
    sture Nationen sich weigern zu handeln.
  • 14:35 - 14:39
    Was lernen wir daraus?
  • 14:39 - 14:43
    Politisch leben wir noch immer
  • 14:43 - 14:45
    in einer Welt mit Grenzen,
  • 14:45 - 14:47
    einer Welt mit Mauern,
  • 14:47 - 14:53
    einer Welt, in der Staaten sich
    weigern, gemeinsam zu handeln.
  • 14:53 - 14:57
    Doch unsere tagtägliche Wirklichkeit
  • 14:57 - 15:01
    ist eine Welt ohne Grenzen.
  • 15:01 - 15:03
    Eine Welt der Krankheiten ohne Grenzen
  • 15:03 - 15:06
    und Ärzte ohne Grenzen.
  • 15:06 - 15:10
    Maladies sans frontiéres,
    Médecins Sans Frontiéres.
  • 15:10 - 15:16
    Eine Welt der Wirtschaft und
    Technologie ohne Grenzen,
  • 15:16 - 15:18
    der Bildung ohne Grenzen,
  • 15:18 - 15:22
    des Terrorismus und Krieges ohne Grenzen.
  • 15:22 - 15:25
    Das ist die reale Welt und
    wenn wir keinen Weg finden,
  • 15:25 - 15:30
    um die Demokratie zu globalisieren oder
    die Globalisierung zu demokratisieren,
  • 15:30 - 15:35
    dann steigt nicht nur das Risiko,
  • 15:35 - 15:39
    dass wir bei der Bewältigung dieser
    transnationalen Probleme versagen,
  • 15:39 - 15:43
    sondern auch, dass wir
    die Demokratie selbst verlieren.
  • 15:43 - 15:47
    Gefangen in der Schachtel
    der alten Nationalstaaten,
  • 15:47 - 15:53
    nicht imstande, die globalen
    Probleme demokratisch zu lösen.
  • 15:53 - 15:56
    Wie verbleiben wir?
  • 15:56 - 15:59
    Ich sage es Ihnen.
    Der Weg zur globalen Demokratie
  • 15:59 - 16:01
    führt nicht durch die Staaten.
  • 16:01 - 16:03
    Er führt durch Städte.
  • 16:03 - 16:08
    Die Demokratie wurde
    in der antiken Polis geboren.
  • 16:08 - 16:14
    Ich glaube, sie kann in der globalen
    Kosmopolis wiedergeboren werden.
  • 16:14 - 16:18
    Auf dieser Reise
    von Polis zu Kosmopolis
  • 16:18 - 16:20
    können wir die Macht
    der Demokratie wieder entdecken
  • 16:20 - 16:22
    auf einer globalen Ebene.
  • 16:22 - 16:26
    Einen Völkerbund können wir nicht
    kreieren. Das ist gescheitert.
  • 16:26 - 16:27
    Aber einen Städtebund.
  • 16:27 - 16:31
    Keine Vereinten oder
    Un-Vereinten Nationen,
  • 16:31 - 16:33
    sondern die Vereinten Städte der Welt.
  • 16:33 - 16:37
    Wir können ein globales
    Bürgermeisterparlament gründen.
  • 16:37 - 16:41
    Das wäre eine Idee. Es ist nicht nur
    mein Konzept der zukünftigen Welt,
  • 16:41 - 16:44
    sondern wird bereits
    in Erwägung gezogen
  • 16:44 - 16:46
    in Seoul, Korea, in Amsterdam,
  • 16:46 - 16:48
    in Hamburg und in New York.
  • 16:48 - 16:51
    Bürgermeister überlegen
    bereits, wie ein solches
  • 16:51 - 16:54
    globales Bürgermeisterparlament
    umgesetzt werden kann.
  • 16:54 - 16:57
    Ich liebe diese Idee,
    denn ein Bürgermeisterparlament
  • 16:57 - 16:59
    ist ein Parlament der Bürger
  • 16:59 - 17:03
    und ein Parlament der Bürger
    ist ein Parlament von uns,
  • 17:03 - 17:07
    von Ihnen und mir.
  • 17:07 - 17:11
    Wenn es irgendwann Bürger
    ohne Grenzen gegeben hat,
  • 17:11 - 17:13
    dann sind es, denke ich,
    die Bürger von TED,
  • 17:13 - 17:17
    die sehr vielversprechende
    Bürger ohne Grenzen sind.
  • 17:17 - 17:22
    Ich bin bereit, die Hand
    auszustrecken, zu Gunsten
  • 17:22 - 17:24
    einer neuen globalen Demokratie,
  • 17:24 - 17:27
    um unsere Demokratie zurückzuerobern.
  • 17:27 - 17:29
    Und die einzige Frage ist:
  • 17:29 - 17:31
    Sind Sie es auch?
  • 17:31 - 17:33
    Vielen Dank, meine Mitbürger.
  • 17:33 - 17:44
    (Beifall)
  • 17:44 - 17:48
    Danke. (Beifall)
Title:
Warum Bürgermeister die Welt regieren sollten
Speaker:
Benjamin Barber
Description:

Oft scheint es, als wären Politiker auf Bundesebene mehr daran interessiert, die Politik festzufahren, als die Probleme der Welt zu lösen. Wer ist inzwischen tapfer und packt die Dinge an? Die Bürgermeister. Politikwissenschaftler Benjamin Barber schlägt daher vor: Geben wir ihnen mehr Kontrolle über globale Politik. Barber zeigt, wie diese „städtischen Homeboys“ drängende Probleme in ihren eigenen Revieren lösen – und vielleicht in der Welt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:05
  • Ich habe doch einiges geändert. Ich gebe deswegen das jetzt auch zurück. Bitte Differ benutzen um Unterschiede zu identifizieren.

  • Also, das war eine astreine Übersetzung&Korrektur. Bei einigen Kommas habe mich mich (wegen ihrer An- oder Abwesenheit) gewundert. Aber wer weiß, was nach der neuen deutschen Rechtschreibung so alles bei den Kommaregeln passiert ist.

    Einige Player machen aus dem – leider einen argen Mist, daher haben wir uns für -- entschieden. (Analog zu Englisch.) (In der Beschreibung und im Titel geht aber –)

    Best Practices = Erfolgsrezepte: TOLL.

    07:28: Das ist bis jetzt das einzige Mal, wo ich mich einmische (außer die Zeilenumbrüche so zu verschieben, dass Sinneinheiten auf einer Zeile stehen): Ich fände hier "in die Schule müssen" im vorherigen Straßenkontext klarer als ein allgemeines "Kinder brauchen Schule".

    08:35 -- hier auch nochmal. "Das ist was" finde ich eine sehr engl. Formulierung. Wie wär's mit "Genau das tun Bürgermeister." oder wahlweise auch "Dafür sind Bürgermeister da." (ein bisschen vom Engl. weg aber)

    08:50 -- ich hab irgendwie das Gefühl, "der Libertär" gibt's nicht. Wie wäre es mit "er ist libertär"?
    10:27 -- er sagt doch "heißen das gut" und nicht "bestimmen"?

    Das war's. Danke für so einen tollen Text!

German subtitles

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