Die umstrittenen Ursprünge der Enzyklopädie – Addison Anderson
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0:07 - 0:12Am 3. November 1749 verließ Denis Diderot
ein Gefängnis außerhalb von Paris. -
0:12 - 0:15Seine Schriften waren bereits zuvor
öffentlich verbrannt worden, -
0:15 - 0:19aber diesmal war er auf königlichen
Befehl eingesperrt worden, -
0:19 - 0:24für einen Essay über einen Philosophen,
der Gott auf dem Totenbett abschwört. -
0:24 - 0:28Um wieder frei zu kommen, versprach er,
nie wieder Derartiges zu schreiben. -
0:28 - 0:31Zurück am Schreibtisch
arbeitete er an etwas Ähnlichem, -
0:31 - 0:33nur war es viel schlimmer
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0:33 - 0:35und sehr viel größer.
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0:36 - 0:39Der Verleger André le Breton
hatte Diderot 1745 -
0:39 - 0:42mit einer Umarbeitung
der englischen "Cyclopaedia", -
0:42 - 0:45einem Universallexikon
der Künste und Wissenschaften, -
0:45 - 0:47für französische Leser beauftragt.
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0:47 - 0:50Als mittelloser Autor hatte sich
Diderot mit Übersetzungen, -
0:50 - 0:51Unterricht,
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0:51 - 0:53dem Verfassen von Predigten für Priester
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0:53 - 0:55und einem pornographischen Roman
über Wasser gehalten. -
0:55 - 0:59Le Breton stellte ihm den Mitherausgeber
Jean le Rond d'Alembert zur Seite, -
0:59 - 1:03ein mathematisches Genie, der als Baby
vor einer Kirche ausgesetzt wurde. -
1:03 - 1:05Technische Lexika wie
die Cyclopaedia gab es bereits, -
1:05 - 1:10aber niemand hatte es gewagt, ein Werk zu
drucken, das sämtliches Wissen abdeckte. -
1:10 - 1:11Also taten sie es.
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1:11 - 1:15Die beiden versammelten die hellsten
Köpfe der französischen Aufklärung, -
1:15 - 1:20um die erste Enzyklopädie,
ein systematisches Lexikon der Künste, -
1:20 - 1:23der Wissenschaften
und des Handwerks zu erstellen. -
1:23 - 1:27Die Sammlung aller wesentlichen
Fakten und Prinzipien -
1:28 - 1:30in über 70 000 Einträgen,
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1:31 - 1:32mit 20 000 000 Wörtern
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1:32 - 1:36in 35 Bänden voller
Text und Illustrationen, -
1:36 - 1:39zog drei Jahrzehnte an Forschung,
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1:39 - 1:41Schreiben,
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1:41 - 1:41Debatten,
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1:41 - 1:42Schmuggel,
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1:42 - 1:44Verrat,
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1:44 - 1:45Gesetzesbruch
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1:45 - 1:47und alphabetische Sortierung nach sich.
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1:47 - 1:49Um die Arbeit zu organisieren,
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1:49 - 1:52passte Diderot Francis Bacons
"Baum des Wissens" an ein System an, -
1:52 - 1:57das auf den drei Teilen beruhte, mit denen
sich der Verstand der Realität nähert: -
1:57 - 1:58Gedächtnis,
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1:58 - 1:59Verstand
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1:59 - 2:00und Vorstellungskraft.
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2:00 - 2:03Er betonte auch die Bedeutung von Handel,
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2:03 - 2:04Technik
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2:04 - 2:05und Handwerkskünste.
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2:05 - 2:10In Werkstätten studierte er Gerätschaften
und Techniken der Pariser Arbeiter. -
2:10 - 2:14Um einige der fast 150 mitwirkenden
Philosophen herauszustellen: -
2:14 - 2:17Jean Jacques Rousseau,
Diderots enger Freund, -
2:17 - 2:21schrieb den größten Teil des
Musikabschnitts in drei Monaten -
2:21 - 2:23und erhielt keinen Ersatz
für seine Ausgaben. -
2:23 - 2:26Sein Eintrag über Volkswirtschaft
enthält Gedanken, -
2:26 - 2:29die er später in seinem
"Gesellschaftsvertrag" ausarbeitete. -
2:30 - 2:33D'Alembert schrieb
die berühmte Einleitung, -
2:33 - 2:35eine Kernaussage
der französischen Aufklärung, -
2:35 - 2:37die den Gedanken verfocht,
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2:37 - 2:40das unabhängige logische Urteil
sei der Weg zum Fortschritt. -
2:40 - 2:43Louis de Jaucourt verfasste
ein Viertel der Enzyklopädie, -
2:43 - 2:4518 000 Artikel
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2:45 - 2:47mit 5 000 000 Wörtern,
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2:47 - 2:48und wurde nicht bezahlt.
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2:48 - 2:51Louis hatte 20 Jahre lang
ein Buch über Anatomie geschrieben -
2:51 - 2:54und wollte es in Amsterdam
unzensiert veröffentlichen, -
2:54 - 2:55aber das Schiff ging unter.
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2:55 - 2:57Voltaire steuerte mehrere Artikel bei,
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2:57 - 2:59u. a. über Geschichte,
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2:59 - 3:00Eleganz
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3:00 - 3:01und Feuer.
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3:01 - 3:05Diderots Einträge sind manchmal
leicht ideologisch gefärbt. -
3:05 - 3:09Unter "Herrschaftsgewalt" nahm er das
Gottesgnadentum der Könige auseinander. -
3:09 - 3:11Unter "Bürger" behauptete er,
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3:11 - 3:15ein Staat ohne großes Wohlstandsgefälle
sei am stabilsten. -
3:15 - 3:20Das ist keine Überraschung von jemandem,
der Gedichte über die Menschheit schrieb, -
3:20 - 3:23die ihre Könige mit den
Eingeweiden eines Priesters erwürgt. -
3:23 - 3:28Diderots Meisterwerk begeisterte den König
und die Kirchenobrigkeit nicht gerade. -
3:28 - 3:30Bei der Veröffentlichung
der ersten beiden Bände -
3:30 - 3:34verbot Ludwig XV. das gesamte Werk, aber
erfreute sich an seinem eigenen Exemplar. -
3:34 - 3:37Papst Clemens XIII. befahl,
die Bände zu verbrennen. -
3:37 - 3:39Sie waren "gefährlich",
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3:39 - 3:40"verwerflich"
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3:40 - 3:42sowie "in französischer Sprache"
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3:42 - 3:45und "sehr verführerisch" verfasst.
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3:45 - 3:47Er exkommunizierte Leser
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3:47 - 3:49und wollte Diderot
sofort verhaften lassen. -
3:49 - 3:52Aber Diderot war seiner Verhaftung
immer einen Schritt voraus -
3:52 - 3:55und schmuggelte Abzüge für
die Publikation aus Frankreich heraus. -
3:55 - 3:59Er bekam Hilfe von Verbündeten
aus dem französischen Regime, -
3:59 - 4:02darunter die Mätresse des Königs,
Madame de Pompadour, -
4:02 - 4:05und der königliche Bibliothekar
und Zensor, Malesherbes. -
4:05 - 4:08Er warnte Diderot vor
drohenden Durchsuchungen -
4:08 - 4:11und versteckte sogar Diderots
Schriften im Haus seines Vaters. -
4:11 - 4:14Dennoch durchlebte Diderot
schwierige Jahre. -
4:14 - 4:16D'Alembert schied aus.
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4:16 - 4:19Rousseau beendete die Freundschaft
wegen einer Zeile in einem Stück. -
4:19 - 4:23Sein Verleger bearbeitete sogar
heimlich einige Abzüge, -
4:23 - 4:26um sie zu entschärfen.
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4:26 - 4:30Die unzensierten Seiten tauchten
1933 in Russland wieder auf, -
4:30 - 4:32lange nachdem Diderot das Werk
für beendet erklärt hatte -
4:32 - 4:35und beim Mittagessen gestorben war.
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4:35 - 4:38Die Enzyklopädie, die er
hinterließ, ist vielseitig: -
4:38 - 4:41ein Meilenstein der Aufklärung,
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4:41 - 4:44ein Zeugnis der
Herrschaftskrise Frankreichs -
4:44 - 4:48und ein Beweis, dass die Volksmeinung
von der Kanzel und der Kirchenbank -
4:48 - 4:51ins Café, in den Salon
und zur Presse wanderten. -
4:51 - 4:53Sie enthält sogar Rezepte.
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4:53 - 4:55Sie ist auch unbändig menschlich,
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4:55 - 5:00was man an Diderots Eintrag
über die Pflanze Aguaxima sehen kann. -
5:00 - 5:05Lies am besten selbst, schön laut
und mit einem französischen Akzent.
- Title:
- Die umstrittenen Ursprünge der Enzyklopädie – Addison Anderson
- Description:
-
Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/the-controversial-origins-of-the-encyclopedia-addison-anderson
Die erste Enzyklopädie umfasste 70 000 Einträge und über 20 000 000 Wörter. Ihre Erstellung dauerte drei Jahrzehnte und sie bestand aus 35 Bänden. Sie wurde von Ludwig XV. und Papst Clemens XIII. verboten. Aber warum war diese Enzyklopädie so umstritten und wer hat sie eigentlich verfasst? Addison Anderson berichtet über die umstrittenen Ursprünge der ersten Enzyklopädie.
Lektion von Addison Anderson, Animation von Patrick Smith.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 05:21
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Nadine Hennig commented on German subtitles for The controversial origins of the Encyclopedia - Addison Anderson | |
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Beatrice Hermanns commented on German subtitles for The controversial origins of the Encyclopedia - Addison Anderson |
Beatrice Hermanns
Hallo,
Danke für die Korrekturen und Hinweise.
Ich habe nochmal über die "Kopiergebühren" nachgedacht. Der Begriff ist sicherlich zu modern und missverständlich; "Abschriftgebühr" wäre eigentlich der treffendere Begriff, aber klingt altmodisch und bürokratisch in meinen Ohren. "Abschreibegebühren" finde ich einen guten Kompromiss.
Oder man könnte umformulieren:
"und wurde nie für die Abschrift bezahlt."
Was meint Ihr?
LG Beatrice
Nadine Hennig
Hallo ihr beiden! ich finde die Idee von Beatrice gut. Was meinst du, Johanna? Und was machen wir mit den "Abzügen"? Hatten wir das schon geklärt? Lg, Nadine
Retired user
Hi! Habe jetzt bestätigt und die Stelle mit den "Abbzügen" vergessen. "Abschriften" wäre sicher treffender.
Lg, Johanna