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Carl Honore lobt die Langsamkeit

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    Ich möchte mit einer Beobachtung starten.
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    Wenn ich letztes Jahr eines gelernt habe, dann dies:
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    Die größte Ironie
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    beim Veröffentlichen eines Buchs über Langsamkeit ist,
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    dass man es wahnsinnig schnell vermarkten muss.
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    Mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit damit,
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    von Stadt zu Stadt, von Studio zu Studio
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    und von Interview zu Interview zu rennen,
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    um das Buch in winzigen Häppchen zu präsentieren.
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    Heutzutage wollen nämlich alle lernen,
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    wie man langsamer werden kann,
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    aber sie wollen wissen, wie man ganz schnell langsamer wird. Neulich...
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    Neulich zum Beispiel hab ich einen Beitrag auf CNN gemacht,
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    wo ich mehr Zeit in der Maske verbrachte als auf Sendung.
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    Und das ist doch -- das ist doch nicht weiter überraschend, oder?
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    Denn das ist ja eigentlich die Welt, in der wir, in der wir jetzt leben,
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    eine Welt, die im Zeitraffer feststeckt.
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    Eine Welt, besessen von Schnelligkeit
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    und besessen davon, alles schneller zu tun und
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    immer mehr in immer weniger Zeit zu quetschen.
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    Jeder Augenblick am Tag ist wie
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    ein Wettlauf gegen die Zeit.
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    Ich leihe mir mal einen Spruch von Carrie Fisher,
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    den hab ich auch in meinem Profil stehen, aber ich erwähne ihn nochmal:
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    "Heutzutage dauert selbst sofortige Befriedigung zu lange."
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    Und...
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    denken Sie mal drüber nach, was wir unternehmen, um Dinge zu verbessern.
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    Wir machen sie schneller, nicht wahr? Früher gab es Wahltasten, heute gibt es Schnellwahltasten.
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    Früher haben wir gelesen, heute lernen wir Schnelllesen. Früher gab es Walking, heute gibt es Speed-Walking.
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    Und natürlich, früher hatte man Dates, heute gibt es Speed-Dating.
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    Und selbst Dinge, die von Natur aus langsam sind --
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    wir versuchen sie zu beschleunigen. Letztens...
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    Letztens war ich in New York und lief an einem Fitnessclub vorbei.
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    Da hing ein Plakat im Fenster für einen neuen Kurs, ein Abendkurs.
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    Und es war, Sie ahnen es wohl schon, ein Kurs für Speed-Yoga.
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    Die perfekte Lösung für Berufstätige mit wenig Zeit,
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    die zwar, na ja, die Sonne grüßen wollen,
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    aber dafür nur ungefähr 20 Minuten opfern wollen.
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    Das sind zwar etwas extreme Beispiele,
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    sie sind amüsant und man lacht darüber.
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    Aber die Sache ist ziemlich ernst.
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    Während wir kopfüber durch unser Leben sprinten,
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    verlieren wir oft den Blick für den Schaden,
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    den dieser rasante Lebensstil verursacht.
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    Wir sind so in diesem Schnelligkeits-Kult eingewickelt,
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    dass wir nicht sehen, welchen Preis wir dafür
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    in jedem Aspekt unseres Lebens zahlen.
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    Bei der Gesundheit, der Ernährung, der Arbeit,
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    unseren Beziehungen, der Umwelt und der Gemeinschaft.
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    Und manchmal brauchen wir einen...
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    einen Weckruf, nicht wahr,
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    um uns zu zeigen, dass wir durchs Leben rasen,
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    statt es zu leben. Dass wir
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    schnell leben, statt gut zu leben.
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    Und ich glaube, für viele Menschen kommt diese Warnung
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    in Form einer Krankheit.
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    Zum Beispiel als Burn-out-Syndrom, oder wenn der Körper einfach sagt,
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    "Ich schaff's nicht mehr" und aufgibt.
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    Oder vielleicht geht eine Beziehung in die Brüche,
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    weil wir nicht genug Zeit hatten, oder die Geduld
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    oder die Ruhe,
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    um bei der anderen Person zu sein und ihr zuzuhören.
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    Mein Weckruf kam, als ich anfing,
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    meinem Sohn Gutenachtgeschichten vorzulesen.
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    Ich stellte fest, dass ich am Ende des Tages
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    in sein Zimmer ging und einfach nicht runterfahren konnte.
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    Ich las ihm "Der Kater mit Hut" im Schnelldurchgang vor.
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    Ich ließ hier eine Zeile aus,
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    da einen Absatz, manchmal eine ganze Seite
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    und natürlich kennt mein Sohn das Buch in- und auswendig und wir stritten uns.
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    Und was eigentlich der entspannendste, innigste,
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    der zärtlichste Moment am Tag sein sollte,
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    wenn ein Vater seinem Sohn etwas vorliest,
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    wurde zu einem Willenskampf der Gladiatoren.
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    Ein Aufeinanderprallen seiner und meiner Geschwindigkeit,
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    oder eher, meiner Schnelligkeit und seiner Langsamkeit.
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    Und so lief es einige Zeit,
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    bis ich mich dabei erwischte, wie ich einen Zeitungsartikel
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    mit Zeitspartipps für schnelle Leute überflog.
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    Da gab es einen Hinweis zu einer Buchreihe namens
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    "Gutenachtgeschichten in 1 Minute".
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    Mittlerweile erschreckt mich der Titel,
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    aber im ersten Moment reagierte ich etwas anders.
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    Ich dachte:
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    "Halleluja -- was für eine tolle Idee!
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    Genau das habe ich gesucht, um das Insbettgehen zu verkürzen."
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    Aber zum Glück ging mir ein Licht auf
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    und mein zweiter Gedanke war ein ganz anderer.
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    Mit etwas Abstand dachte ich,
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    "Whoa -- ist es wirklich so weit gekommen?
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    Bin ich denn so sehr in Eile, dass ich bereit bin,
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    meinen Sohn abends mit ein paar Silben abzuspeisen?"
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    Und ich - ich legte die Zeitung beiseite --
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    -- ich stieg gerade in ein Flugzeug -- und dann saß ich da
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    und tat etwas, das ich schon lange nicht mehr getan hatte -- nämlich gar nichts.
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    Ich dachte nur nach, lange und gründlich.
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    Und als ich aus dem Flugzeug stieg, hatte ich beschlossen, dass ich daran etwas ändern möchte.
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    Ich wollte diesen Schnelligkeits-Kult untersuchen
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    und seine Auswirkungen auf mich und alle anderen. Und...
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    Und ich hatte 2 Fragen vor Augen.
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    Erstens, wie sind wir so schnell geworden?
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    Und zweitens, ist es möglich,
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    oder überhaupt wünschenswert, langsamer zu werden?
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    Wenn Sie mal darüber nachdenken,
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    wie die Welt so schnell wurde, fallen einem die üblichen Verdächtigen ein.
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    Man denkt an Verstädterung,
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    Konsumdenken, den Arbeitsplatz, Technik.
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    Aber ich glaube, wenn man sich ansieht, was hinter diesen Dingen steht,
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    kommt man zu dem, was vielleicht der eigentliche Grund ist,
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    der Kern der Frage,
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    nämlich wie wir über Zeit denken.
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    In anderen Kulturen ist Zeit zyklisch.
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    Sie bewegt sich in großen,
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    gemütlichen Kreisen.
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    Sie erneuert und belebt sich ständig selbst.
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    Aber im Westen ist die Zeit linear.
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    Sie ist eine begrenzte Ressource,
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    die immerzu versickert.
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    Entweder man nutzt sie oder man verliert sie.
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    Zeit ist Geld, hat Benjamin Franklin gesagt.
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    Und ich würde sagen, psychologisch gesehen
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    passiert nun dies: Eine Gleichung wird aufgestellt.
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    Zeit ist knapp, also was tun wir?
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    Na ja, wir beschleunigen, oder nicht?
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    Wir versuchen immer mehr in immer weniger Zeit zu tun.
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    Jeden Augenblick am Tag verwandeln wir
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    in ein Rennen zur Ziellinie.
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    Eine Ziellinie, die wir übrigens nie erreichen,
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    aber es ist dennoch eine Ziellinie.
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    Und ich denke, die Frage ist,
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    kann man sich von diesen Gedanken befreien?
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    Zum Glück ist die Antwort: Ja. Denn...
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    Denn als ich mich umsah, entdeckte ich, dass es eine
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    weltweite Gegenbewegung zu diesem Kult gibt,
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    der uns sagt, schneller ist besser und vielbeschäftigt ist am besten.
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    Auf der anderen Seite der Welt tun Leute das Undenkbare.
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    Sie werden langsamer und es zeigt sich,
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    dass zwar der gängige Gedanke vorherrscht, dass wer langsamer wird, überfahren wird,
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    aber eigentlich das Gegenteil wahr ist.
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    Wenn wir im richtigen Moment langsamer werden,
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    werden wir in allem, was wir tun, besser.
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    Wir essen besser, haben besseren Sex, sind besser im Sport,
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    arbeiten besser, ja, wir leben besser.
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    Und in diesem Hexenkessel
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    voller Momente, Plätze und der Verlangsamung
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    liegt, was viele als die
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    internationale Entschleunigungsbewegung bezeichnen.
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    Nun, entschuldigen Sie diesen kleinen Widerspruch,
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    aber ich möchte ganz schnell einen kurzen Überblick darüber geben,
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    was die Entschleunigungsbewegung ausmacht. Einige von Ihnen
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    haben vielleicht schon von der Slow-Food-Bewegung gehört.
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    Sie begann in Italien und ist nun eine weltweite Bewegung
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    mit 100.000 Mitgliedern
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    in 50 Ländern.
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    Sie hat eine sehr einfache und verständliche Botschaft:
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    Unser Essen bereitet uns mehr Spaß
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    und ist gesünder, wenn wir es
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    in angemessenem Tempo anbauen, kochen und konsumieren.
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    Ich glaube, die explosionsartige Zunahme von
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    ökologischer Landwirtschaft und Wochenmärkten
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    sind weitere Beispiele dafür,
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    dass die Menschen verzweifelt davon weg wollen
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    ihre Nahrung nach industriellem Zeitplan
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    zu essen, zu kochen und anzubauen.
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    Sie wollen zurück zu einem langsameren Rhythmus.
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    Und aus der Slow-Food-Bewegung hat sich in Italien
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    eine Slow-Cities-Bewegung entwickelt,
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    die sich in Europa und darüber hinaus ausgebreitet hat.
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    Und dabei haben Städte begonnen
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    zu überdenken, wie urbane Strukturen angelegt sein sollten,
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    damit die Leute ermutigt werden, langsamer zu werden,
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    an Rosen zu riechen und Beziehungen zueinander aufzubauen.
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    Zum Beispiel schränken sie den Verkehr ein oder
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    stellen Bänke auf oder schaffen Grünflächen.
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    Diese Veränderungen sind am Ende mehr als die Summe ihrer Teile,
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    denn wenn eine Slow City offiziell eine Slow City wird,
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    ist das wie eine philosophische Erklärung.
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    Sie verkündet dem Rest der Welt und den Anwohnern der Stadt,
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    dass wir glauben, im 21. Jahrhundert
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    spielt Langsamkeit eine wichtige Rolle.
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    In der Medizin sind viele Leute desillusioniert
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    von einer Mentalität der schnellen Heilung,
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    die man in der Schulmedizin findet.
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    Und Millionen von ihnen überall auf der Welt wenden sich
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    ergänzenden und alternativen Heilmethoden zu,
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    die meist eine langsamere, sanftere,
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    ganzheitliche Form der Heilung anstreben.
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    Natürlich wird noch viel über diese komplementären Therapien diskutiert,
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    und ich persönlich bezweifle, dass Kaffee-Darmspülungen
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    zum allgemeinen Trend werden.
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    Aber andere Behandlungen wie
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    Akupunktur und Massagen, oder einfach Entspannung,
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    haben eindeutig etwas Gutes an sich.
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    Selbst erstklassige medizinische Fakultäten überall
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    untersuchen diese Methoden, um herauszufinden,
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    wie sie funktionieren und was wir von ihnen lernen können.
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    Sex. Es gibt 'ne Menge schnellen Sex, oder?
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    Ich kam --
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    ähm, das war jetzt keine Absicht --
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    ich war auf dem Weg, und sagen wir ziemlich langsam, nach Oxford,
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    und lief an einem Kiosk vorbei.
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    Auf dem Cover eines Männer-Magazins stand,
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    "Wie Sie ihren Partner in 30 Sekunden zum Orgasmus bringen."
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    Wie Sie sehen, selbst beim Sex
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    wird heutzutage die Zeit gestoppt.
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    Also,
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    ich mag Quickies wie jeder andere auch,
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    aber ich finde, man kann viel profitieren
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    von langsamem Sex -- von Langsamkeit im Schlafzimmer.
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    Wissen Sie, wenn man sich mal auf diese tieferen,
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    psychologischen, emotionalen und spirituellen Momente einlässt,
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    wird dieser Spannungsaufbau Ihnen bessere Orgasmen bescheren.
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    Sagen wir so, Sie bekommen mehr für Ihr Geld.
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    Die Pointer Sisters waren etwas wortgewandter,
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    als sie den Liebhaber mit der langsamen Hand lobten.
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    Nun, wir haben alle Sting ausgelacht
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    als er vor ein paar Jahren tantrisch wurde,
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    aber mittlerweile findet man Paare jeden Alters,
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    die zu Workshops strömen, oder vielleicht
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    in ihren Schlafzimmern neue Wege finden,
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    um abzubremsen und besseren Sex zu haben.
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    Und natürlich haben die Italiener -- die scheinen immer zu wissen,
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    wo das Vergnügen zu finden ist --
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    eine offizielle Slow-Sex-Bewegung gestartet.
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    Am Arbeitsplatz --
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    überall auf der Welt --
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    mit Ausnahme von Amerika --
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    sind die Arbeitszeiten zurück gegangen.
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    In Europa zum Beispiel.
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    Die Menschen sehen, dass ihre Lebensqualität steigt,
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    desto weniger sie arbeiten. Und noch dazu
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    steigt auch ihre Produktivität.
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    Nun, klar gibt es Probleme
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    mit der 35-Stundenwoche in Frankreich --
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    zu viel, zu früh, zu starr.
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    Aber andere europäische Länder, vor allem die Nordischen,
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    zeigen, dass es möglich ist
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    eine klasse Wirtschaft zu haben,
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    ohne ein Arbeitstier zu sein.
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    Und Norwegen, Schweden,
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    Dänemark und Finnland sind unter den
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    sechs wettbewerbsfähigsten Nationen der Welt
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    und arbeiten Stunden, bei denen der durchschnittliche Amerikaner
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    vor Neid weinen würde.
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    Und wenn man sich das mal auf einer anderen Ebene ansieht,
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    sieht man auch auf der Ebene kleinerer Firmen,
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    dass immer mehr von ihnen erkennen,
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    dass sie ihren Mitarbeitern erlauben müssen,
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    weniger zu arbeiten oder mal zu entspannen --
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    mittags Pause zu machen, sich in einen stillen Raum zurückzuziehen,
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    das Blackberry auszumachen -- Sie da hinten --
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    oder das Handy,
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    um am Tag oder am Wochenende Zeit zum Auftanken zu haben
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    und dem Gehirn zu ermöglichen,
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    in den Kreativ-Modus einzutauchen.
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    Aber heutzutage gibt es nicht nur
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    überarbeitete Erwachsene, nicht wahr? Auch Kinder sind betroffen.
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    Ich bin 37 und meine Kindheit endete Mitte der 80er,
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    und wenn ich mir die Kinder von heute angucke,
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    bin ich erstaunt, wie sie damit umgehen, mit mehr Hausaufgaben,
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    mehr Nachhilfe, mehr Hobbies,
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    als wir uns hätten vorstellen können.
  • 10:43 - 10:45
    Einige der ergreifendsten E-Mails,
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    die ich auf meiner Website bekomme,
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    sind übrigens von Jugendlichen
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    am Rande des Burnouts, die mich bitten,
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    ihren Eltern zu schreiben,
  • 10:54 - 10:57
    ihnen dabei zu helfen, das Tempo rauszunehmen und
  • 10:57 - 11:00
    sie aus dem Laufrad zu befreien.
  • 11:00 - 11:02
    Aber zum Glück reagieren auch die Eltern darauf.
  • 11:02 - 11:04
    Zum Beispiel gibt es Städte in den USA,
  • 11:04 - 11:07
    die sich zusammengetan haben, um an bestimmten Tagen des Monats
  • 11:07 - 11:09
    außerunterrichtliche Aktivitäten zu verbannen, damit die Leute
  • 11:09 - 11:12
    entlastet werden, Zeit mit der Familie verbringen und Tempo rausnehmen.
  • 11:13 - 11:16
    Hausaufgaben sind auch so eine Sache.
  • 11:17 - 11:19
    Weltweit werden in Schulen Hausaufgaben verbannt,
  • 11:19 - 11:22
    wo sie sich früher stapelten,
  • 11:22 - 11:24
    und man erkennt, weniger kann mehr sein.
  • 11:24 - 11:26
    Zum Beispiel in Schottland, wo eine
  • 11:26 - 11:28
    erfolgsorientierte Privatschule mit Schulgebühren
  • 11:28 - 11:30
    alle Hausaufgaben
  • 11:30 - 11:32
    für alle Kinder unter 13 verbannte.
  • 11:32 - 11:34
    Die super-erfolgreichen Eltern flippten aus und meinten,
  • 11:34 - 11:36
    "Was soll das -- unsere Kinder fallen zurück" -- und der Direktor sagte,
  • 11:36 - 11:39
    "Nein, Ihre Kinder brauchen Erholung am Ende des Tages."
  • 11:39 - 11:42
    Letzten Monat gab es Zensuren
  • 11:42 - 11:45
    und die Noten in Mathe waren im Durchschnitt
  • 11:45 - 11:47
    um 20 % besser als im letzten Jahr.
  • 11:47 - 11:49
    Es es ist schon sehr bezeichnend, dass
  • 11:49 - 11:52
    die Elite-Unis, die oft als Grund angegeben werden,
  • 11:52 - 11:54
    warum die Leute ihre Kinder so anstacheln,
  • 11:54 - 11:57
    bemerken, dass den Studenten, die zu ihnen kommen,
  • 11:57 - 12:00
    etwas fehlt. Diese Kinder haben tolle Noten,
  • 12:00 - 12:03
    ihre Lebensläufe sind überfüllt mit Aktivitäten, die einem
  • 12:03 - 12:05
    die Tränen in die Augen treiben.
  • 12:05 - 12:07
    Aber es fehlt ihnen an Freude,
  • 12:07 - 12:09
    an der Fähigkeit, kreativ und um Ecken zu denken --
  • 12:09 - 12:12
    sie wissen nicht, wie man träumt. Also verbreiten diese Top-Universitäten,
  • 12:12 - 12:14
    wie Oxford und Cambridge, die Botschaft,
  • 12:14 - 12:17
    dass Eltern und Schüler ein bisschen auf die Bremse treten müssen.
  • 12:17 - 12:20
    In Harvard verschicken sie Briefe
  • 12:20 - 12:23
    an Studienanfänger
  • 12:23 - 12:26
    und erklären ihnen, dass sie mehr vom Leben und von Harvard haben,
  • 12:26 - 12:28
    wenn sie auf die Bremse treten. Wenn sie weniger tun,
  • 12:28 - 12:31
    aber den Dingen die Zeit geben, die sie brauchen,
  • 12:31 - 12:33
    um sie zu genießen und zu würdigen.
  • 12:33 - 12:35
    Selbst wenn sie gar nichts tun.
  • 12:35 - 12:37
    Der Brief heißt -- ziemlich eindeutig --
  • 12:37 - 12:40
    "Mach langsamer!" -- mit Ausrufezeichen am Ende.
  • 12:40 - 12:43
    Es scheint also, egal, wo man hinblickt, dieselbe Botschaft vorzuherrschen.
  • 12:43 - 12:45
    Weniger ist sehr oft mehr,
  • 12:45 - 12:48
    langsamer ist sehr oft besser.
  • 12:48 - 12:50
    Aber dennoch,
  • 12:50 - 12:52
    es ist nicht leicht, langsamer zu machen.
  • 12:52 - 12:54
    Sie haben vielleicht gehört, dass ich einen Strafzettel für schnelles Fahren
  • 12:54 - 12:56
    bekam, während ich über die Vorteile der Langsamkeit recherchierte.
  • 12:56 - 12:58
    Und das war auch so. Aber das ist nicht alles.
  • 12:58 - 13:00
    Genau genommen war ich damals auf dem Weg
  • 13:00 - 13:02
    zu einem Abendessen von Slow Food.
  • 13:02 - 13:05
    Und wem das nicht reicht, den Strafzettel bekam ich in Italien.
  • 13:05 - 13:08
    Und wenn Sie schon mal auf einer italienischen Autobahn gefahren sind,
  • 13:08 - 13:10
    wissen Sie, wie schnell ich gefahren sein muss.
  • 13:10 - 13:13
    (Lachen)
  • 13:13 - 13:15
    Aber warum ist es so schwer?
  • 13:15 - 13:17
    Ich denke, es gibt mehrere Gründe.
  • 13:17 - 13:20
    Zum einen -- Tempo macht Spaß -- es ist sexy.
  • 13:20 - 13:23
    Es ist ein einziger Adrenalinschub. Das will man nicht aufgeben.
  • 13:23 - 13:25
    Die metaphysische Dimension dahinter ist,
  • 13:25 - 13:27
    dass wir uns durch Schnelligkeit
  • 13:27 - 13:29
    von den großen, wichtigen Fragen abschotten wollen.
  • 13:29 - 13:31
    Wir erfüllen unseren Geist mit Ablenkungen, wir sind immer beschäftigt,
  • 13:31 - 13:33
    damit wir nicht fragen müssen,
  • 13:33 - 13:36
    geht es mir gut? Bin ich glücklich? Wachsen meine Kinder gut auf?
  • 13:36 - 13:39
    Treffen die Politiker für mich richtige Entscheidungen?
  • 13:40 - 13:42
    Ein weiterer Grund -- und meines Erachtens vielleicht der wichtigste --
  • 13:42 - 13:45
    warum langsam sein so schwer ist, ist das kulturelle Tabu,
  • 13:45 - 13:48
    das wir der Langsamkeit verpasst haben.
  • 13:48 - 13:50
    Langsam ist ein dreckiges Wort in unserer Kultur.
  • 13:50 - 13:52
    Es ist gleichbedeutend mit faul, nichtstuend,
  • 13:52 - 13:54
    jemandem, der aufgibt.
  • 13:54 - 13:56
    "Er ist ein bisschen langsam" ist gleichbedeutend
  • 13:56 - 13:59
    mit -- dumm sein.
  • 13:59 - 14:01
    Der Zweck der Entschleunigungsbewegung,
  • 14:01 - 14:03
    oder ihr Hauptziel, ist dieses Tabu anzugehen
  • 14:03 - 14:06
    und klarzustellen, dass, ja,
  • 14:06 - 14:08
    manchmal ist langsam nicht die Antwort,
  • 14:08 - 14:10
    es gibt "schlechte Langsamkeit".
  • 14:10 - 14:12
    Ich stand letztens auf der M25 im Stau,
  • 14:12 - 14:14
    einem Straßenring um London,
  • 14:14 - 14:16
    und verbrachte dort 3 ½ Stunden. Und wissen Sie was,
  • 14:16 - 14:18
    das ist schlechte Langsamkeit.
  • 14:18 - 14:20
    Aber die neue Idee,
  • 14:20 - 14:22
    die revolutionäre Idee der Entschleunigungsbewegung ist,
  • 14:22 - 14:24
    dass es auch so etwas wie "gute Langsamkeit" gibt.
  • 14:24 - 14:26
    Gute Langsamkeit ist, in Ruhe mit der Familie
  • 14:26 - 14:29
    zu essen, ohne Fernseher im Hintergrund.
  • 14:29 - 14:32
    Oder im Büro ein Problem von allen Seiten zu betrachten,
  • 14:32 - 14:34
    um auf der Arbeit
  • 14:34 - 14:36
    die beste Entscheidung zu treffen.
  • 14:36 - 14:38
    Oder einfach nur sich die Zeit zu nehmen
  • 14:38 - 14:40
    langsamer zu machen
  • 14:40 - 14:42
    und das Leben zu genießen.
  • 14:42 - 14:45
    Was ich enorm aufbauend empfand,
  • 14:45 - 14:48
    bei all dem was seit der Veröffentlichung
  • 14:48 - 14:51
    passiert ist, ist die Reaktion auf das Buch.
  • 14:51 - 14:53
    Ich wusste, als das Buch über Langsamkeit herauskam,
  • 14:53 - 14:55
    würde es von der New-Age-Brigade begrüßt werden.
  • 14:55 - 14:58
    Aber es wurde auch mit viel Genuss
  • 14:58 - 15:00
    von den Unternehmen angenommen, Sie wissen schon,
  • 15:00 - 15:02
    von der Wirtschaftspresse, aber auch
  • 15:02 - 15:04
    von großen Unternehmen und Organisationen.
  • 15:04 - 15:07
    Die Menschen an der Spitze, Menschen wie Sie,
  • 15:07 - 15:09
    erkennen jetzt, dass zu viel
  • 15:09 - 15:11
    Schnelligkeit im System ist.
  • 15:11 - 15:14
    Alle sind zu beschäftigt und es wird Zeit,
  • 15:14 - 15:18
    die verlorene Kunst des Gänge-Wechselns wiederzufinden.
  • 15:18 - 15:20
    Ermutigend ist,
  • 15:20 - 15:22
    dass dies nicht nur in den entwickelten Ländern geschieht.
  • 15:22 - 15:25
    Auch in den Entwicklungsländern,
  • 15:25 - 15:27
    in Ländern, die auf dem Sprung sind, zu den
  • 15:27 - 15:29
    entwickelten Ländern zu gehören -- China, Brasilien,
  • 15:29 - 15:31
    Thailand, Polen und so weiter --
  • 15:31 - 15:34
    diese Länder nehmen die Entschleunigungsbewegung an.
  • 15:34 - 15:37
    Viele Menschen dort diskutieren
  • 15:37 - 15:39
    in den Medien, auf den Straßen.
  • 15:39 - 15:41
    Sie schauen sich den Westen an und denken,
  • 15:41 - 15:44
    "Wir mögen diesen Teil an euch,
  • 15:44 - 15:46
    aber wir sind uns nicht so sicher hierüber."
  • 15:46 - 15:48
    Und wenn man sich das alles anschaut,
  • 15:48 - 15:51
    könnte man sagen, dass es möglich ist?
  • 15:51 - 15:54
    Das ist die wichtigste Frage, die sich uns heute stellt. Ist es möglich,
  • 15:54 - 15:56
    langsamer zu werden? Und ich...
  • 15:56 - 15:58
    Und ich bin glücklich sagen zu können,
  • 15:58 - 16:00
    die Antwort ist ein lautes JA.
  • 16:00 - 16:03
    Ich präsentiere mich als Ausstellungsstück A,
  • 16:03 - 16:06
    eine Art erneuerter und sanierter
  • 16:06 - 16:08
    Schnelligkeitssüchtiger.
  • 16:08 - 16:10
    Ich liebe Schnelligkeit noch immer. Ich lebe in London,
  • 16:10 - 16:12
    und ich arbeite als Journalist,
  • 16:12 - 16:14
    ich genieße den Kick und die Geschäftigkeit,
  • 16:14 - 16:16
    den Adrenalinstoß, den beides verursacht.
  • 16:16 - 16:18
    Ich spiele Squash und Eishockey,
  • 16:18 - 16:21
    zwei sehr schnell Sportarten und ich würde sie für nichts auf der Welt aufgeben.
  • 16:22 - 16:25
    Aber im letzten Jahr habe ich Bekanntschaft mit
  • 16:25 - 16:27
    meiner inneren Schildkröte gemacht.
  • 16:27 - 16:28
    (Lachen)
  • 16:28 - 16:30
    Und was das bedeutet, ist dass
  • 16:30 - 16:33
    ich mich nicht - nicht mehr
  • 16:33 - 16:36
    ganz umsonst überlade.
  • 16:36 - 16:39
    Meine Grundeinstellung ist nicht mehr
  • 16:39 - 16:41
    die eines Temposüchtigen.
  • 16:42 - 16:44
    Ich höre nicht mehr
  • 16:44 - 16:46
    den geflügelten Wagen der Zeit nahen,
  • 16:46 - 16:48
    zumindest nicht mehr so oft wie vorher.
  • 16:48 - 16:51
    Gerade eben höre ich ihn aber doch, ich habe nämlich nicht mehr viel Zeit, sehe ich.
  • 16:52 - 16:54
    Und das Gute daran ist,
  • 16:54 - 16:57
    ich fühle mich glücklicher, gesünder,
  • 16:57 - 17:00
    und produktiver als jemals zuvor.
  • 17:00 - 17:02
    Ich habe das Gefühl -- ich lebe mein Leben
  • 17:02 - 17:05
    statt durch es zu rasen.
  • 17:06 - 17:08
    Vielleicht ist der wichtigste
  • 17:08 - 17:10
    Maßstab dieses Erfolgs, dass
  • 17:10 - 17:13
    meine Beziehungen viel tiefer,
  • 17:13 - 17:15
    reichhaltiger und stärker sind.
  • 17:15 - 17:18
    Und für mich sind der, sagen wir der Lackmustest dafür,
  • 17:18 - 17:20
    ob es auch funktioniert und was es bedeutet,
  • 17:20 - 17:23
    immer die Gutenachtgeschichten, denn da
  • 17:23 - 17:26
    begann die Reise. Und auch hier sind
  • 17:26 - 17:28
    die Neuigkeiten rosig.
  • 17:28 - 17:30
    Am Abend gehe ich ins Zimmer meines Sohnes.
  • 17:30 - 17:32
    Ich trage keine Uhr, mein PC ist aus,
  • 17:32 - 17:34
    ich höre nicht die ankommenden E-Mails,
  • 17:34 - 17:37
    ich passe mich seinem Tempo an -- und wir lesen.
  • 17:38 - 17:41
    Da Kinder ihr eigenes Tempo und innere Uhr haben,
  • 17:41 - 17:43
    brauchen sie mehr als einen 10-Minuten-Termin,
  • 17:43 - 17:45
    wo sie ihre Probleme vortragen können.
  • 17:45 - 17:48
    Man muss sich ihrem Rhythmus anpassen.
  • 17:48 - 17:50
    Manchmal, nachdem wir 10 Minuten gelesen haben,
  • 17:50 - 17:52
    erzählt mein Sohn auf einmal,
  • 17:52 - 17:54
    "Auf dem Spielplatz hat mich etwas geärgert."
  • 17:54 - 17:57
    Und dann unterhalten wir uns einfach darüber.
  • 17:57 - 18:00
    Ich stelle fest, das Gutenachtgeschichten
  • 18:00 - 18:02
    wie eine verabscheute Aufgabe
  • 18:02 - 18:05
    auf meiner Aufgabenliste waren, es grauste mir vor ihnen,
  • 18:05 - 18:07
    weil sie so langsam waren und ich schnell fertig sein wollte.
  • 18:07 - 18:09
    Jetzt sind sie eine Belohnung am Abend,
  • 18:09 - 18:11
    etwas, das ich wirklich sehr schätze.
  • 18:11 - 18:13
    Ich habe auch ein Hollywood-Ende
  • 18:13 - 18:15
    für meinen Vortrag,
  • 18:15 - 18:17
    das geht wie folgt:
  • 18:17 - 18:20
    Vor ein paar Monaten wollte ich los
  • 18:20 - 18:23
    zu einer Lesereise und meine Taschen waren gepackt.
  • 18:23 - 18:26
    Ich wartete an der Haustür auf mein Taxi
  • 18:26 - 18:28
    und mein Sohn kam die Treppe herunter und
  • 18:28 - 18:30
    er brachte mir eine Karte, die er gebastelt hatte.
  • 18:30 - 18:32
    Er hatte 2 Karten zusammengetackert
  • 18:32 - 18:35
    und einen Aufkleber von seiner Lieblingsfigur
  • 18:35 - 18:37
    Tim von "Tim und Struppi" vorne aufgeklebt.
  • 18:37 - 18:39
    Er sagte
  • 18:39 - 18:41
    oder gab mir die Karte -- und ich las
  • 18:41 - 18:43
    "Für Papa, dein Benjamin".
  • 18:43 - 18:46
    Und ich fragte, "Oh, das ist sehr lieb,
  • 18:46 - 18:49
    soll sie mir Glück bringen für die Lesereise?"
  • 18:49 - 18:51
    Und er sagte, "Nein, nein Papa, die Karte ist
  • 18:51 - 18:53
    für den besten Geschichtenvorleser auf der Welt".
  • 18:53 - 18:56
    Und ich dachte nur, "Ja, dieses Entschleunigen funktioniert wirklich..."
  • 18:56 - 18:57
    Vielen Dank.
Title:
Carl Honore lobt die Langsamkeit
Speaker:
Carl Honoré
Description:

Journalist Carl Honore glaubt, der Fokus des Westens auf Schnelligkeit nagt an Gesundheit, Produktivität und Lebensqualität. Aber die Gegenbewegung lässt nicht auf sich warten: Jeden Tag entscheiden sich mehr Menschen dafür, die Bremse in ihren allzu modernen Leben zu ziehen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:57
Sarah Stosno added a translation

German subtitles

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