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rC3 Vorspannmusik
-
Herald: Tja. Dann springen wir doch mal
gleich rein. Hallo Theresa, herzlich
-
willkommen!
-
Theresa: Hi. Servus! Freue mich sehr, dass
ich da sein kann.
-
Herald: Freut mich auch. Also probieren
wir dieses neue Format mal aus und ich
-
hoffe auf viele, viele, viele Fragen. Aber
erst mal bist du dran. Du wolltest was
-
vorlesen, oder?
Theresa: Genau. Dann starten wir einfach
-
gleich rein, oder?
Herald: Gleich rein ins kalte Wasser.
-
Theresa: Okay. Also. Hi. Servus. Ich bin
Theresa Hannig. Ich lese euch jetzt ein
-
bisschen was vor. Und zwar zwei
verschiedene Dinge: Erstens lese ich euch
-
was aus meinem aktuellen Buch. Ist schon
eine Weile her 2019 erschienen. "Die
-
Unvollkommenen", heißt es. Ich sehe das
hier spiegelverkehrt, das ist auch so ein
-
bisschen... Aber nur eine ganz kurze
Lesung, 15 Minuten nur mal kurz
-
reinschnuppern und dann mache ich noch
was, wo ich mich sehr darauf freue. Ich
-
lese auch ein bisschen was aus meinem
übernächsten Roman, der da kommt. Der
-
heißt "Pantopia", und da lese ich euch
auch ungefähr eine Viertelstunde was vor.
-
Eine richtig schöne Sneak Peak Preview
könnt ihr da lesen, denn das Buch kommt ja
-
erst 2022 raus. Genau. Und da kriegt ihr
jetzt schon mal einen ganz kleinen
-
Vorgeschmack. In diesem Sinne: Ich fange
an mit "Die Unvollkommenen". Dann schnauf
-
ich einmal durch. Trinke einen Schluck und
dann geht's weiter. So schauen wir mal.
-
Los geht's.
beginnt zu lesen
-
Du träumst, Lila. Sie legt den Kopf zur
Seite. Nur widerstrebend gehorchen die
-
Muskeln und Sehnen ihres Nackens. Links
neben ihr leuchtet schwach ein rotes
-
Licht.
"Lila, du träumst".
-
Ihre Augenlider sind so schwer. Wie kann
man im Traum so müde sein? Natürlich muss
-
das ein Traum sein oder sie selbst ist ein
Traum, so unwirklich. Ist sie Mensch oder
-
Tänzer? Real oder nur ein Gedanke? Wie
lange ist sie schon hier? Und warum? Sanft
-
streichen Finger an ihrer Schulter vorbei,
so zart, das muss ein liebender Mensch
-
sein oder ein Seidenschal oder unendlich
dünne Spinnfäden. Vielleicht wird es ein
-
Netz, vielleicht ein Kokon. Sie wusch sich
das Gesicht mit eiskaltem Wasser und
-
betrachtete dann ihr Spiegelbild, das sie
absolut scharf sehen konnte, obwohl sie
-
keine Brille trug. Die haben meine Augen
optimiert, dachte sie. Abgesehen davon
-
wirkte sie blass, die Ohren waren zu groß,
die Wangen eingesunken, die Mundpartie
-
zeigte Falten, die ihr früher nie
aufgefallen waren. Jemand hatte ihr die
-
Haare bis auf wenige Millimeter
abgeschoren. Sie beugte sich so nah wie
-
möglich an den Spiegel heran und
inspizierte ihren Kopf, ihr Gesicht. Dabei
-
zog sie die unteren Augenlider nach vorn,
überprüfte die Innenseiten ihrer Lippen
-
und bohrte versuchsweise in den Ohren. Sie
strich sich über den kurzen Schopf, der
-
sich wie Samt an ihre Finger schmiegte.
Ein ungewohntes Gefühl. Dann setzte sie
-
sich auf die Toilette und urinierte. Als
sie fertig war, sah sie zwischen ihren
-
Beinen hindurch, fühlte in sich hinein.
Alles wie immer. Ich bin noch ein Mensch,
-
dachte sie.
Stimme rufend "Lilaaa..."
-
Lila rollt den Kopf auf die andere Seite,
sieht den dunklen Schatten an sich
-
vorüberziehen. Ein praller Körper. Acht
Beine. Dann wieder diese Berührung, der
-
feine Faden, der sie zusammen schnürt. Ihr
Herzschlag beschleunigt sich. Eine kleine,
-
traurige Hoffnung blühte in ihrem Bauch.
Wenn mich der Stachel trifft, denkt sie,
-
dann wirkt das Gift ganz schnell. Angst
und Hoffnung. Lila wagt nicht zu
-
unterscheiden.
Stimme: "Lila! Du träumst!"
-
sagt das rote Licht wieder,
Stimme: "Spinnen haben keinen Stachel."
-
Wenige Sekunden später fiel eine Tür ins
Schloss. Lila blinzelte vorsichtig und
-
fand sich an einem Hoteltresen wieder.
Frau: "Jeder an seinen Platz. Herzlich
-
willkommen in der Villa Baltic!",
sagte eine freundlich lächelnde Frau. Lila
-
blickte sich um, doch außer ihr wartete
niemand sonst im Foyer.
-
Frau: "Ja, ich meine Sie, Frau Richter."
Die Frau, offenbar eine Rezeptionistin,
-
nickte ihr aufmunternd zu.
Lila: "Wo bin ich?"
-
Frau: "Sie befinden sich im Internat
Kühlungsborn in der Villa Baltic."
-
Lila: "Warum?"
Frau: "Dies ist Teil Ihrer Haftstrafe.
-
Aber machen Sie sich keine Sorgen. Bei uns
hat sich noch jeder wohlgefühlt. Am
-
besten, Sie kommen erst einmal an. Im
Augenblick werden Sie sich vielleicht doch
-
nicht an alles erinnern. Aber keine Angst,
Ihre kognitiven Fähigkeiten werden
-
innerhalb der nächsten zwei bis drei Tage
vollständig wiederhergestellt sein."
-
Lila: "Wieso wiederhergestellt? Was...
seufzt Ich... Ich weiß überhaupt
-
nichts."
Frau: "Sie wurden am 10. Oktober 2052
-
wegen Hochverrats schuldig gesprochen und
zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach fünf
-
Jahren in der Verwahrung erhalten Sie nun
erstmalig die Chance auf Bewährung im
-
Internat. Deshalb sind Sie jetzt hier."
Lila: "Ich bin im Internat?"
-
Frau: "Ja."
Lila: "In der Villa Baltic in
-
Kühlungsborn?"
Frau: "Exakt."
-
Lila sah aus dem Fenster, wo zwei perfekte
Streifen blau vom Horizont getrennt
-
wurden. Das alles kam mir so unwirklich
vor, so unpassend.
-
Lila: "Was soll ich hier machen? Also als
Bewährung?"
-
Frau: "Nichts."
Lila: "Wie, nichts?"
-
Frau: "Sie sollen gar nichts machen.
Das heißt, Sie sollen keine
-
staatsgefährdende Straftaten mehr planen.
Das würde uns schon reichen. Ansonsten
-
verlangen wir nichts von Ihnen."
Lila: "Aber. Aber. Wie soll ich mich denn
-
bewähren, damit ich wieder frei komme?"
Frau: "Sie kommen nicht wieder frei."
-
Lila sah die Aufnahme einer
Überwachungskamera. Sie zeigte eine Halle,
-
in der Dutzende Menschen auf schmalen
Feldbetten schliefen. Sie alle trugen
-
Schlafmasken und waren auf
unterschiedliche Arten verkabelt. Von
-
weißen Apparaten, die am Kopfende eines
jeden Bettes standen, führten Schläuche in
-
Mund und Nase. Außerdem Zugänge in Hals
und Armbeuge, Katheter für Urin und Kot.
-
Plötzlich kam Bewegung in eine der
Schlafenden, das Bett unter ihr schien
-
sich in seine Einzelteile zu zerlegen. Aus
der Liegefläche wuchsen Stützen, die die
-
darin fixierten Arme und Beine der
Schlafenden hoben und senkten, streckten
-
und beugten. Der ganze Körper wurde
aufgerichtet, dann wieder zurückgelegt und
-
zur Seite gedreht. Die Füße wurden immer
wieder vor und zurück geschoben, als wäre
-
es die Schlafende selbst, die wie auf
einem Ergo-Trainer strampelte und nicht
-
die Maschine, die den bewusstlosen Körper
bewegte. Nach ein paar Minuten schrumpfte
-
die Liege wieder in sich zusammen und sah
aus wie ein ganz normales Bett. Bei
-
genauem Hinsehen jedoch bebte und zitterte
die darauf liegende Gestalt. Nie blieb sie
-
ganz still. Das Videobild zoomte näher,
bis das Gesicht, das zum großen Teil von
-
der Schlafmaske verdeckt wurde, zu
erkennen war. Lila sprang auf, die Hand
-
auf den Mund gepresst.
Lila: "Das bin ja ich!", rief sie.
-
Frau: "Richtig. Das ist die Verwahrung, in
der Sie die letzten fünf Jahre verbracht
-
haben."
Ein Aufzug neben dem Hoteltresen öffnete
-
sich und Lila wurde von der Rezeptionistin
hineingeschoben. Im 4. Stock verließen sie
-
den Fahrstuhl und gingen einen langen Flur
mit rotem Teppichboden entlang, bis die
-
Rezeptionistin unvermittelt stehenblieb.
Frau: "Zimmer 451 ihr neues Zuhause."
-
Alles in Lila sträubte sich, durch diese
Tür zu gehen. Warnungen ihrer Eltern
-
ertönten in ihrem Kopf, nicht mit Fremden
mitzugehen, und dieses Zimmer war sicher
-
sehr fremd.
Frau: "Bitte treten Sie ein."
-
Lila: "Ich. Ich möchte nicht",
presste Lila hervor. Es war, als würde sie
-
gegen einen unsichtbaren Widerstand
ankämpfen, der ihre Zunge lähmte.
-
Frau: "Das ist unmaßgeblich. Bitte treten
Sie jetzt ein",
-
sagte die Rezeptionistin, und ihr Tonfall
deutete an, dass dies die letzte
-
freundliche Aufforderung sein würde. Lila
blickte den Gang entlang nach rechts. Wenn
-
sie jetzt los rannte, könnte sie
vielleicht noch den Aufzug erreichen, nach
-
unten fahren und weglaufen.
Frau: "Sie sollten sich keine Illusionen
-
machen",
sagte die Rezeptionistin, als hätte sie
-
Lilas Gedanken gelesen.
Frau: "Sie können diesen Ort nicht
-
verlassen. Vergessen Sie nicht, dass Sie
auf Bewährung im Internat sind. Sollten
-
Sie negativ auffallen, indem Sie
unkooperativ sind, werden Sie sofort
-
wieder in Verwahrung genommen. Wissen Sie,
für mich als Kustos spielt Zeit keine
-
Rolle. Aber für Sie wäre jeder weitere Tag
in der Verwahrung unwiederbringlich
-
verlorene Lebenszeit und das ohne die
geringste Erinnerung."
-
Lila presste die Lippen aufeinander, zwang
sich zur äußerlichen Ruhe.
-
Lila: "Welchen Tag haben wir heute?"
Frau: " Heute ist Freitag, der 12. Oktober
-
2057.."
Sie rechnete nach. In zwei Monaten würde
-
sie 38 Jahre alt werden. Vor ihrem
geistigen Auge flogen einst mögliche
-
Lebensentwürfe vorbei. Karriere, Familie,
Kinder. Alles für immer außer Reichweite.
-
Sie konnte es noch nicht glauben, nicht
fühlen. Sie war doch noch jung gewesen.
-
Vor kurzem. Die Vorstellung, tatenlos an
ein Bett gefesselt und zum Schlafen
-
gezwungen zu sein, bis nur genug Zeit
verstrichen war, ließ sie innerlich
-
erbeben.
Lila: "Ich werde keinen Ärger machen",
-
sagte sie leise.
Frau: "Ich wusste, sie würden
-
kooperieren",
sagte die Rezeptionistin fröhlich und
-
klatschte zweimal in die Hände. Die
Gefängniszelle entpuppte sich als
-
Apartment mit mehreren Räumen, großzügigem
Kingsize Bett und einem luxuriösen
-
Badezimmer. Erschöpft kroch Lila unter
die schwere Daunendecke und kuschelte sich
-
in ein riesiges weißes Kopfkissen. Ein
Knistern brachte sie dazu, sich zur Seite
-
zu drehen und nach dem Begrüßungs-Bonbon
zu fischen, auf das sie sich wohl gerade
-
gelegt hatte. Eine Sekunde lang starrte
sie auf den schmalen Blister in ihrer
-
Hand. Dann schleuderte sie ihn quer durch
den Raum. Sie sank zurück und zog die
-
Bettdecke bis über den Kopf, damit sie die
Tablette Etherdomol, die für den schnellen
-
und unkomplizierten Suizid gedacht war,
nicht mehr sehen musste.
-
Ein Klopfen ließ sie erwachen. Sie musste
-
nur kurz eingenickt sein, denn sie hatte
diesen dumpfen Geschmack im Mund, der
-
immer nur dann entstand, wenn sie
wegdöste. Niemals jedoch nach einer
-
durchschlafenden Nacht. Die Tür öffnete
sich und eine großgewachsene Gestalt
-
betrat das Zimmer. Es war Samson Freitag.
Lila wollte aufspringen, fliehen oder die
-
Tür zuschlagen. Doch sie war wie erstarrt.
Samson: "Schön, dich endlich
-
wiederzusehen!", sagte er mit sanfter
Stimme.
-
Lila: "Du weißt ganz genau, dass ich dich
bei der ersten Gelegenheit umbringen
-
werde",
zischte sie und äugte nach irgendetwas,
-
das sie als Waffe verwenden konnte.
Samson: "Ja, das ist mir klar. Keine
-
Sorge, bis dahin ist noch Zeit. Wollen wir
ins Wohnzimmer gehen?"
-
Lila: "Habe ich eine Wahl?"
Samson: "Du hast immer eine Wahl."
-
Lila: "Dann...",
die Worte versiegten in ihrem Hals. Was
-
wollte sie? Wollte sie das Samson sofort
ihr Gefängnis verließ? Nein, denn von ihm
-
konnte sie Antworten erhalten. Aber sie
hasste es, ihn fragen zu müssen. Wütend
-
stieß sie die Luft aus.
Samson: "Dann gehen wir ins Wohnzimmer",
-
souffliert er ihre Gedanken.
Lila: "Ja, dann gehen wir ins Wohnzimmer",
-
knurrte sie. Während Lila sich vorstellte,
wie sie Samson mit einem Winkelschleifer
-
den Kopf abtrennte, schlenderte dieser ins
Wohnzimmer und setzte sich grinsend auf
-
die Couch. Als wäre dies seine Wohnung und
sie nur zu Gast.
-
Samson: "Setz dich",
sagte er und klopfte auf das Polster neben
-
sich.
Lila: "Ich steh lieber",
-
blaffte sie und verschränkte die Arme.
Samson: "Wie du willst. Wie ich sehe,
-
geht's dir gut?"
Lila: "Gut. Ich fasse es nicht. Ich wurde
-
fünf Jahre ins Koma gelegt. Ohne Anwalt,
ohne Revisionsmöglichkeit. Von wegen
-
Rechtsstaat ist das. Menschenverachtend
ist das."
-
Samson: "Es bringt nichts, ausfallend zu
werden, Lila. Du bist die Hochverräterin,
-
nicht ich. Bei allem wurden die guten
Gesetze eingehalten."
-
Lila: "Die guten Gesetze, dass ich nicht
lache. Klar kann man alles nach Recht und
-
Gesetz machen, wenn man die Gesetze nach
Belieben verändern kann. Aber es ist und
-
bleibt Unrecht."
Samson äußerlich regungslos. Er war eine
-
Maschine, die zuverlässig arbeitete. Nur
seine silbernen Augen schienen für einen
-
Moment zu flackern.
Samson: "Du hast also gar nichts gelernt,
-
was? Hast nicht gesehen, wie gut es allen
in meinem Land geht, selbst den
-
Straftätern. Hast nicht gesehen, wie gütig
und gnädig ich selbst den schlimmsten
-
Verbrechern gegenüber bin und wie ich
unser Land gegen die Barbarei der
-
Außenwelt schütze. Dann will ich es dir
zeigen."
-
Er stand auf und machte einen Schritt auf
Lila zu, die instinktiv zurückwich. Doch
-
es gab keinen Fluchtweg. Mit einer
erstaunlich sanften Bewegung nahm er ihre
-
Hand in seine. In diesem Augenblick ergoss
sich vor Lilas Augen eine Flut von
-
Bildern, Nachrichten und
Videoaufzeichnungen, von unzähligen
-
Kameras und Linsen, die gleichzeitig zwei
Perspektiven zeigten. Das Leben in der
-
Bundesrepublik Europa und das der Menschen
außerhalb. Innerhalb der Grenzen schien
-
alles wie immer. Gut besuchte
Fußgängerzonen, Leute beim Sport,
-
produktive Handwerksbetriebe, saubere
Energiekraftwerke. Kurz der perfekte
-
Imagefilm für einen anstehenden Wahlkampf.
Die zweite Perspektive zeigte Krieg und
-
Zerstörung. Bombenexplosionen, schwelende
Häuser, Roboter mit automatischen Waffen,
-
die durch die feindlichen Linien pflügten.
Dann Bilder von Überschwemmungen,
-
Erdbeben, ausgemergelte Kinder,
Massengräber, brennende Menschen.
-
Lila: "Hör auf!"
schrie Lila und riss sich mit aller Kraft
-
von ihm los.
Lila: "Für wie dumm hältst du mich? So ein
-
Blöder zusammengeschnittener Film zeigt
doch nicht die Wirklichkeit."
-
Samson: "Es sind Live-Bilder."
Lila: "Ach, Quatsch. Das ist nur
-
Manipulation. Du willst mich..."
Weiter kam sie nicht, denn er packte sie
-
abermals bei der Hand und sagte mit
plötzlich kalter Stimme,
-
Samson: "Schau hin",
und wieder kamen die Bilder, doch diesmal
-
ohne die heile Welt. Es half nichts, die
Augen zu schließen. Es half nichts, sich
-
wegzudrücken. Die Bilder waren in ihrem
Kopf. Es war, als sei sie Teil dieser
-
Welt, als bewege sie sich mitten im Chaos,
mitten im Krieg. Und da verstand sie, dass
-
sie durch die Augen eines Roboters sah.
Trümmer flogen an ihr vorbei, heiße
-
brennende Splitter. Sie blickte auf das
Wrack eines umgestürzten Wagens mit dem
-
alten spanischen EU-Kennzeichen. Dann
wechselte die Perspektive und sie befand
-
sich in einem anderen Roboter an dem Ort
mit den brennenden Leichen. Im Hintergrund
-
erhob sich der Big Ben. Immer wieder
wechselten die Szenen und die Menschen, die
-
unterschiedlichen Sprachen, schrien und
wimmerte, China, Südafrika, Brasilien. Es
-
schien, als ob die ganze Welt brannte, als
ob es keinen friedlichen Fleck mehr auf
-
der Erde gab. Endlich verblassten die
Bilder und Lila fand sich im Wohnzimmer
-
wieder.
Lila: "Was ist passiert?" flüsterte sie.
-
Samson: "Nichts Besonderes. Die Menschen
kämpfen ums Überleben. Wie schon seit
-
Jahrtausenden."
Lila: "Ist denn überall Krieg? Das kann
-
doch gar nicht sein."
Samson: "Kein Krieg. Das ist der Alltag."
-
Lila: "Was?"
Samson: "Wundert es dich? Der Klimawandel
-
hat sich doch lange angekündigt. Jetzt
haben wir Wirbelstürme, Dürren und
-
Überschwemmungen, die ganze Länder
unbewohnbar gemacht haben. Große Teile von
-
Bangladesch sind von der Landkarte
verschwunden, genau wie die Philippinen
-
und ein Teil der ostchinesischen Küste.
Auch Shanghai haben wir verloren. Halb
-
Mexiko ist ein Katastrophengebiet. Was
meinst du, haben die Abermillionen
-
Bewohner gemacht? Sind Sie einfach still
mit untergegangen? Nein, natürlich nicht.
-
Sie sind geflohen. Doch niemand will diese
Flüchtlinge bei sich haben, niemand kann
-
für sie sorgen. Die Verteilungskämpfe...
Es hat das große Hauen und Stechen
-
begonnen? Die Welt zerfleischt sich gerade
selbst. Nur wir nicht. Denn wir haben
-
unseren Weg gefunden, Lila, wir bewahren
den Frieden."
-
Lila wusste nicht mehr, was sie sagen
sollte, vielleicht war das alles
-
Manipulation, vielleicht sprach er die
Wahrheit, machte es ein Unterschied?
-
Samson: "Sei nicht traurig, Lila, du
kannst das Schicksal der Menschen nicht
-
ändern, sie sind wie sie sind. Sei
glücklich, dass du hier bist. Sei froh,
-
dass ich über dich und all die anderen
wache. Dein Kampf ist vorbei, verstanden?
-
Es gibt keine Revolution mehr. Das hier
ist das Ende der Politik, das Ende der
-
Geschichte, das Ende der Zeit. Ich habe
das Optimum erreicht. Danach kommt nichts
-
mehr auf dieser Welt. Ich weiß, wie alles
enden wird."
-
Lila: "Erspar mir diesen Scheiß!",
schrie sie. Die Wut tat gut, denn sie
-
verdrängte Lilas Hoffnungslosigkeit.
Lila: "Sag mir lieber, warum du hier bist.
-
Als Herrscher von Ewigkeit zu Ewigkeit
solltest du doch echt Besseres zu tun
-
haben, als mir das Elend der Welt
reinzureiben."
-
Samson: "Als ich dich das letzte Mal
getroffen habe, warst du wesentlich
-
liebenswürdiger. "
Lila: "Ja. Ich weiß auch nicht, woran das
-
liegt. Vielleicht an den fünf Jahren Koma,
in die du mich geschickt hast."
-
Ein Speicheltropfen landete auf Samsons
Wange. Er strich ihn mit der Hand fort und
-
Lila hatte einen Augenblick lang wieder
das Bild vor sich, wie sie ihn bei ihrer
-
letzten Begegnung vorgefunden hatte. Wie
klein und hilflos er vor ihr gekniet
-
hatte, ein menschlicher Geist, der nicht
wusste, was mit ihm geschah.
-
Samson: "In Ordnung, lassen wir die
Spielchen",
-
sagte Samson mit kalter Stimme.
Samson: "Ich will dir ein Angebot machen."
-
Lesung endet
Theresa: Und welches Angebot das ist, das
-
verrate ich jetzt nicht. Denn das müsst
ihr schon selber herausfinden. Wenn's euch
-
denn interessiert könnt ihr an dieser
Stelle gerne weiterlesen. Genau das war
-
jetzt ein kurzer Ausschnitt aus "Die
Unvollkommenen"
-
Und jetzt geht's gleich weiter, denn wir
-
haben ja keine Zeit. Ihr kennt das ja.
trinkt einen Schluck
-
Ich lese jetzt aus meinem bald, naja bald
in zwei Jahren, in anderthalb Jahren,
-
2022, so heißt's, erscheinenden Roman
"PANTOPIA" und das wird etwas ganz
-
anderes, denn es wird diesmal eine Utopie.
Ich dachte mir schreib ich mal einfach,
-
wie's gut ausgeht und nicht immer nur wie
alles schlecht ausgeht und was alles
-
schlimm ist, sondern hier eine Idee von
mir, wie wir alles hinkriegen könnten.
-
Aber natürlich verrate es nicht wie das
funktioniert, sondern ich verrate jetzt,
-
ich lese das letzte Kapitel des ersten
Teils. Ein kleiner Cliffhanger. Genau. Und
-
wenn ihr Fragen habt, könnt ihr das
gleich machen. Das muss ich hier noch
-
meine Fenster richtig sortieren. Und dann
lese ich auch schon los.
-
beginnt zu lesen
Patrizia sah aus dem Fenster auf die
-
Skyline von München. Die Stadt hatte in
den letzten Jahren langsam dem
-
Siedlungsdruck nachgegeben und zwei große
neue Wolkenkratzer errichtet, deren
-
Fassadenbeleuchtung den Himmel bunt
färbte. Sie dachte an ihr neues
-
Appartement und daran, dass die
Gewinnbeteiligung von Einback, ihr
-
innerhalb von zwei Tagen so viel Geld auf
das Konto scheffelte, wie die ganze
-
Wohnung gekostet hatte. Zwei Tage.
Hunderttausende Euro. Wie viele Euro pro
-
Minute pro Sekunde bezahlt mit Geld,
dessen wahre Herkunft sie lieber nicht
-
wissen wollte. Es war so einfach gewesen,
die Investitionsregeln in den Code zu
-
implementieren. Ein paar Zeilen, nur
einige kleine Veränderungen, nichts,
-
worüber man sich unnötig Gedanken machen
musste. Sie hatte gedacht, sie hatte
-
gedacht, sie würde es ganz locker
wegstecken. Ganz professionell. Aber als
-
sie ein paar Wochen nach dem Go Live zum
ersten Mal ihren Kontostand gecheckt hatte
-
und im Radio gleichzeitig über neue
Waffenlieferungen von Rheinmetall an
-
Saudi-Arabien berichtet worden war, da
hatte es sie doch gepackt, das schlechte
-
Gewissen. Sie war jetzt eine Profiteuren
des Unglücks vieler Menschen. Sie
-
erschauderte und trat einen Schritt vom
Fenster zurück. Doch das kalte Glas war
-
nicht für die Gänsehaut verantwortlich,
die über ihre Arme kroch. Die Kälte kam
-
von innen. Natürlich war es nur für den
guten Zweck, nur für eine kurze Zeit,
-
damit sie sich freikaufen konnten. Doch je
länger Phase eins, wie sie es genannt
-
hatte, dauerte, desto schwerer fiel es
ihr, das Vorgehen weiterhin zu
-
rechtfertigen. Hoffentlich würde es nicht
mehr lange dauern. Hoffentlich kamen sie
-
bald. Sie blickte auf die Uhr, die über
der Tür hing, ein Designer Stück, ein
-
Unikat. Je nach Tagesform beruhigte sie
das Ticken, oder es trieb sie in den
-
Wahnsinn. Zeit verging immer, auch wenn
man nicht hinhört. Endlich klingelte das
-
Telefon. Es war Henry, der draußen
unterwegs war und rauchte. Natürlich hätte
-
er auf dem Balkon rauchen können, aber
seine Beine verlangten nach Bewegung.
-
Henry: "Wie geht es dir?", fragt er.
Patrizia: "Wie soll es mir schon gehen?
-
Ich komme mir vor wie ein Bond Bösewicht."
Henry: "Du bist ein Bond Bösewicht. Hast
-
du die Zeitung gelesen?"
Patrizia: "Natürlich."
-
Henry "Die SZ hat meinen Namen zweimal
falsch geschrieben, deinen aber immer
-
richtig. Männer sind einfach die besseren
Menschen",
-
sagte er. Aber Patrizia stand nicht der
Sinn nach Scherzen. Sie hatte ein flaues
-
Gefühl im Magen. Was, wenn sie sich
verkalkuliert hatten? Was, wenn wirklich
-
alles ans Licht kam und nicht nur die
Informationen, die nötig waren, um das
-
Spiel zu beenden? Na, endlich sah sie es.
Fünf schwarze Limousinen, übergroß und
-
gepanzert, kamen von der Triegalski-Allee
und sausten in Kolonne zum
-
Verwaltungsgebäude von Digit. Patrizia
trat auf den Balkon, wo ihr eisiger Wind
-
entgegen schlug. Von hier oben konnte sie
sehen, wie drei dunkel gekleidete Frauen
-
und zwei Männer in Anzügen aus dem
mittleren Wagen ausstiegen. Patrizia
-
atmete tief durch.
Henry: "Es wird alles gut gehen",
-
sagte Henry, durch das Telefon konnte sie
die Glut knistern hören. Hoffentlich nur
-
eine Zigarette und kein Joint. Dachte sie.
Aber es waren nur flüchtige Gedanken. Sie
-
wusste, dass sie sich auf ihn verlassen
konnte. Die fünf düsteren Gestalten
-
verschwanden im Haupteingang von Digit.
Patrizia zählte die Minuten, bis endlich
-
jemand bei ihr an die Tür klopfte.
Patrizia: "Showtime."
-
Sie traf Henry in Seemanns Büro. Er roch
nach kaltem Rauch und Pfefferminzbonbons.
-
Eine vertraute Mischung, die Patrizia
Sicherheit gab. Sie nickten einander zu,
-
sprachen aber kein Wort. Alles Wichtige
war bereits gesagt. Wer wusste schon, ob
-
Seemann nicht auch eine versteckte
Überwachungskamera in seinem Arbeitszimmer
-
besaß? Patrizia erinnerte sich daran, wie
sie das erste Mal hier gesessen hatte. Ihr
-
erster Tag bei Digit. Sie war furchtbar
aufgeregt gewesen und hatte frühmorgens
-
eine Ewigkeit damit verbracht, das
passende Outfit anzuziehen und sich zu
-
schminken. Heute trug sie ihre neue Hose,
die neuen Schuhe und den Schmuck, den sie
-
gestern erst gekauft hatte. Überhaupt war
alles neu. Mit dem plötzlichen Geldsegen
-
war es wesentlich einfacher geworden,
passende Kleidung zu finden. Zuerst hatte
-
sie nur neue Schuhe gekauft, dann ein
Hosenanzug, dann einen zweiten, einen Mantel,
-
neue Blusen, goldene Ohrringe, eine Kette,
Tücher, noch mehr Schuhe. Und plötzlich
-
war es ganz normal geworden, nach einem
langen Arbeitstag, an dem sie nichts
-
anderes getan hatte, als Produktivität zu
simulieren und Kinvys Umzug zu planen, zum
-
Shoppen zu gehen. Vorbei waren die
Nachtschichten und die endlosen Tage.
-
Kinvy funktionierte zuverlässig wie ein
Uhrwerk und investierte in die
-
vielversprechendsten Aktien und
Wertpapiere, die der Markt zu bieten
-
hatte. Um Digit keinen Verdacht schöpfen
zu lassen, programmierten Patrizia und
-
Henry täglich unbedeutende Funktionen und
Erweiterungen, die in einen abgesprochenen
-
Bereich des Programms integriert wurden,
der ignoriert werden konnte. Es war alles
-
nur Show und diese Show sollte nun nach
knapp acht Monaten vorbei sein. Es sollte
-
alles mit einem großen Knall enden und ihr
und Henry die Möglichkeit geben, Digit mit
-
Einback zu verlassen. Zu diesem Zweck
hatten sie heute morgen eine finale Kopie
-
der letzten Version von Kinvy erstellt und
den Code anschließend mit einem Chaos
-
Algorithmus versehen, der in 10 Stunden
ablaufen würde, sollte sie nicht
-
eingreifen. Danach würde ein
Zufallsgenerator Code Schnipsel von Kinvy
-
löschen, wiederherstellen, verschieben und
verändern, sodass jegliche Reproduktion
-
nach der Deaktivierung unmöglich gemacht
wurde. Für etwaige Inspektoren oder
-
Gutachter würde es so aussehen, als sei
durch die Deaktivierung oder durch einen
-
Hardware-Fehler ein irreparabler Schaden
am Code entstanden. Niemand würde das
-
ursprüngliche Programm wiederherstellen
können. Auch in der Dokumentation hatte
-
sie alles, was auf eine spätere Entstehung
von Einback hinweisen könnte, sukzessive
-
gelöscht. Sie hatte genug Zeit gehabt, um
alles vorzubereiten. Nichts durfte
-
schiefgehen. Als jemand eintrat und sich
ohne eine Begrüßung auf den Sessel vor
-
seinem übergroßen Schreibtisch fallen
ließ, öffnete sich der Vorhang zum letzten
-
Akt und damit auch die finale Frage, ob
ihr Plan aufgegangen war. Seemanns Gesicht
-
war eine Maske. Man merkte ihm deutlich
an, dass er versuchte, seine Gefühle zu
-
verbergen, aber es sah nach harter Arbeit
aus. Patrizia hatte sich für diesen
-
Augenblick gewappnet und ihn unzählige
Male in ihrem Kopf durchgespielt. Sie
-
hatte Seemann in den letzten Monaten so
gut es ging, gemieden. Und doch war sie
-
nun schockiert darüber, wie sehr es sie
verletzte, was sie ihm antat, antun
-
musste. Auf dem großen Schreibtisch
platzierte Seemann zwei Dinge, ein DIN A4
-
Blatt und eine Zeitung. Er legte seine
großen Hände darauf und sagte dann mit
-
leiser, vor Anspannung bebender Stimme.
Seemann: "Ich habe gerade von der PR-
-
Abteilung die Zeitung von morgen
bekommen."
-
Er hob sie hoch und ließ sie dann wieder
fallen.
-
Seemann: "Es ist ein großer Artikel über
Kinvy darin."
-
Henry: "Oh, das klingt doch nicht
schlecht. Wie können wir helfen?",
-
fragte Henry mit Unschuldsmiene. Und
wieder staunte Patrizia, wie er sich so
-
vollkommen unter Kontrolle haben konnte.
Seemann lachte bitter, ballte die Hände zu
-
Fäusten und bewegte sich etwas nach vorne.
Semann: "Ja, Sie können mir helfen, Herr
-
Scheweg. Sie können mir sagen, was zum
Teufel Sie sich dabei gedacht haben."
-
Die Stimme war ein tonloses Zischen. Seine
Nase bebte, als würde er gleich anfangen
-
zu fauchen. Doch Henry tat weiterhin so,
als wisse er von nichts.
-
Henry: "Was meinen Sie, ist etwas nicht in
Ordnung?"
-
Seemann: "Doch alles ist in Ordnung.
Tatsächlich funktioniert alles sogar
-
einwandfrei. Schauen Sie sich das an!"
Er nahm das Blatt Papier und drehte es
-
herum. Zu sehen war eine Grafik, auf der
die Investitionsgewinne der letzten Monate
-
zu sehen waren. Patrizia kannte die Kurve
auswendig.
-
Seemann: "Hier hat Kinvy investiert. Hier
hat Digit sehr viel Geld verdient. Und
-
wissen Sie was? Auch ich habe viel Geld
verdient, denn ich habe auch Anteile an
-
Digit. Ich habe Aktien, genau wie Sie. Und
sehen Sie, in welchem Bereich wir in den
-
letzten Monaten am meisten Geld verdient
haben? Oncomedics. Das ist ein Pharma-
-
Unternehmen, das mit seinen
Krebsmedikamente sehr gute Geschäfte
-
macht. Vor allem, nachdem der Vorstand
beschlossen hat, die Preise um das
-
Hundertfache zu erhöhen. Einige
Versicherungen bezahlen diese Preise nicht
-
mehr, aber das ist ein Oncomedics egal.
Sie steigern trotzdem ihren Gewinn. Und so
-
verdienen wir alle."
Er zeigte eins noch Patrizia und Henry.
-
Seemann: "... Sie und Sie und ich gerade
eine Menge Geld."
-
Patrizia schluckte. Ihr Herz pochte hart
und schmerzhaft in ihrer Brust. Ja, ja!
-
Wollte sie schreien. Das ist scheiße und
ich weiß es. Aber es ging nicht anders.
-
Äußerlich blieb sie vollkommen ruhig.
Seemanns Augen bohrten sich durch sie
-
hindurch wie Stahl. Er nahm den Zettel,
zerknüllte ihn kraftvoll mit einer Hand,
-
dass seine Fingerknöchel knackten, dann
warf er ihn neben sich auf den Boden.
-
Seemann: "Das ist das eine",
sagte er und Patrizia hörte, wie seine
-
Stimme bebte. Doch er fing sich wieder,
presste beide Handflächen auf die
-
Tischplatte und fixierte dann wieder
Patrizia, die sich am liebsten in
-
ihrem Stuhl verkrochen hätte.
Seemann: "Das andere ist, dass die
-
Rekordergebnisse, die mit dieser
Schweinerei eingefahren werden, eine ganze
-
Menge Leute stutzig gemacht haben sagt
Ihnen der Name Korrektiv etwas?"
-
Patrizia; "Ist das nicht so einen
Journalisten Joint-Venture?",
-
fragte Patrizia. Sie hatte diese Frage zu
Hause vor dem Spiegel geübt, dutzende
-
Male. Sie war sich deshalb sicher, dass
sie glaubhaft klang. Natürlich wusste sie,
-
wovon Seemann sprach. Seemannn:
"Ganz genau. Das Korrektiv
-
hat sich kürzlich die
Investitionsstrategien und die gehandelten
-
Papiere von Kinvy angesehen und ich kann
Ihnen sagen, die Ergebnisse sind
-
erschreckend."
Henry: "Wie so erschreckend? Die
-
Ergebnisse sind gut, steht doch alles im
monatlichen Bericht", warf Henri ein.
-
Seemann: "Natürlich sind die Ergebnisse
gut!",
-
schrie Seemann und sprang auf. Sein
Gesicht hatte jetzt eine unnatürlich rote
-
Färbung angenommen und seine Augen
glänzten wie die eines verwundeten Tiers.
-
Seemann: "Weil Ihr verdammtes Programm nur
in die übelsten Papiere investiert.
-
Hier!",
er griff nach der Zeitung und schlug die
-
entsprechende Seite auf. Patrizia wusste
nur zu gut, worauf er hinaus wollte, doch
-
sie schwieg, während Seemann mit dem
Finger an bestimmten Textstellen entlang
-
fuhr, Oncomedics, Turing War Machines,
Lockheed Martin Racing Company,
-
Rheinmetall AG, Heckler & Koch, Krauss-
Maffei, Kinvy ist ein verdammter Alptraum.
-
Ihre Software investiert ausschließlich in
Rüstungsunternehmen, die in aktuelle
-
Krisengebiete liefern. Und wenn die Kacke
richtig am Dampfen ist, dann werden
-
schnell doch ein paar Aktien von Nestlé
oder Bayer gekauft. Je nachdem, ob eine
-
Hungersnot oder eine Epidemie ansteht.
Ihr Programm kauft und verkauft Aktien in
-
Abhängigkeit von Kriegserklärungen und
Attentaten. Hier, schauen Sie sich das
-
an!"
Er sprang zu einem anderen Abschnitt des
-
Artikels, überflog ihn kurz und sagte,
Seemann: "Keine halbe Stunde, nachdem sich
-
dieser Terrorist in Lagos in die Luft
gesprengt hat, kauft Kinvy 23.000 Aktien
-
der Immobilienfirma Kedu. Und dann, eine
Woche später, bekommt sie den Auftrag für
-
den Wiederaufbau des ganzen Stadtviertels
in Höhe von 4 Milliarden US-Dollar. Woher
-
wusste Kinvy davon? Wie bekommt es seine
Informationen? Hört es die Kanäle
-
irgendwelcher Terrororganisationen oder
korrupter Politiker ab? Hier, noch so eine
-
Sache: Flugzeugabsturz einer Boeing 737
über Venezuela. 20 Sekunden. Nur 20
-
Sekunden nach dem Absturz. Und ich meine
hier nicht nach der Meldung des Absturzes,
-
sondern 20 Sekunden nach dem verdammten
Absturz wettet Kinvy 100 Millionen Euro
-
auf den fallenden Kurs von Boeing. Was ist
das? Makaber ist gar kann Ausdruck. Das
-
ist sowas von ehrlos und widerwärtig."
Er begann zu lachen und ballte
-
gleichzeitig die Fäuste. Ein wilder
Ausdruck tanzt in seinem Gesicht. Hätte er
-
jetzt eine Waffe gehabt, Patrizia war sich
sicher, er hätte versucht, sie beide
-
umzubringen.
Seemann: "Wissen Sie wie der Titel des
-
Artikels lauten wird den Korrektiv morgen
über Digit und Kinvy in verschiedenen
-
Zeitungen veröffentlichen wird?"
Er hielt ihnen die Seite hin.
-
Seemann: "Die Zöllner des Teufels: Wie
seelenlose Algorithmen den Tod von
-
Menschen zum Geschäft machen - Können Sie
sich vorstellen, wie die Öffentlichkeit,
-
wie die sozialen Medien reagieren werden,
wenn sie das jetzt gedruckt sehen? Die
-
werden uns lynchen. Der Ruf von Digit als
zuverlässigen, nachhaltigen Unternehmen
-
ist vollkommen ruiniert. Und das nur, weil
Sie dachten, Sie verschaffen sich einen
-
Vorteil dadurch in schmutzige Geschäfte zu
investieren."
-
Henry: " Nichts davon ist illegal", sagte
Henry bestimmt.
-
Seemann: "Ist mir doch egal. Sie können
auch keinen Ferkel auf einem
-
Kindergeburtstag die Eier abschneiden,
nur weil es legal ist. Scheiße ist das!"
-
Henry: "Die Investitionsoptionen waren von
Anfang an bekannt."
-
Seemann: " Ja, das mag schon sein, Herr
Scheweg."
-
Seemann spuckte das Wort aus wie einen
Fluch.
-
Seemann: "Aber dann verraten Sie mir mal,
worum Sie von den tausenden Wertpapieren
-
nicht ein einziges Mal in solide Anleihen
investiert haben, obwohl das verdammt noch
-
mal genauso möglich und genauso rentabel
gewesen wäre. Wieso hat Ihr teuflisches
-
Programm nur in die Scheiße investiert,
die sonst keiner haben will?"
-
Patrizia: " Vielleicht war es ein Bug?",
sagte Patrizia vorsichtig und biss sich
-
schmerzhaft auf die Lippen, um nicht
hysterisch kichern zu müssen. Sie konnte
-
nicht glauben, dass der Plan gerade voll
und ganz aufging und dass es so leicht
-
war, Seemann zu verraten. Henry warf ihr
einen kurzen, aber heftigen Blick zu und
-
sie biss noch fester, damit ihr Lachen
endgültig erstarb. Glücklicherweise war
-
Seemann so in Rage, dass er den
Blickwechsel nicht verfolgt hatte.
-
Seemann: "Verarschen Sie mich nicht, Frau
Jung. Das passt nicht zu Ihnen. Ich werde
-
Kinvy sofort deaktivieren. Ihr Projekt ist
tot!"
-
Er atmete schwer, senkte einen Moment den
Kopf und fuhr dann bedrohlich leise fort,
-
Seemann: "Von Ihnen, gerade von Ihnen
beiden hätte ich so etwas nie im Leben
-
erwartet. Es ist ein PR-Desaster, ja. Das
kostet mich meinen Job, ja. Kann man
-
nichts machen. Aber menschlich. Sagen Sie
mal, menschlich, wie können Sie das
-
ertragen? Wie können Sie auch nur eine
Sekunde in dieser Haut stecken im Wissen,
-
schlimmer, böser und gemeiner,
menschenverachtender zu sein als alles,
-
was diese Finanzwelt bisher zu bieten
hatte. Ich bin nicht nur enttäuscht,
-
wissen Sie, ich verachte Sie. Ich will nie
wieder etwas von ihnen hören oder sehen.
-
Sie ekeln mich an. Machen Sie, dass Sie
verschwinden."
-
Patrizia: "Herr Seemann, ich wollte Ihnen
noch...",
-
hörte Patrizia sich sagen, er hatte recht,
sie ertrug es nicht, ihn so zu verlassen,
-
doch Henry packte sie unsanft am Arm und
zog sie auf die Beine.
-
Henry: "Komm, wir gehen",
sagte er und zerrte sie mit sich. Patrizia
-
stolperte hinter ihm her durch die Tür,
wandte sich noch einmal um und sah, wie
-
Seemann ihr hinterher starrte. In seinen
Augen funkelte Hass und Abscheu. Und noch
-
etwas. Ihr Kopf schwirrte. Sie sah den
Gang nicht durch den Henry sie schleifte,
-
hörte nicht das Summen des Aufzugs und
ihre Schritte auf dem Asphalt. Willenlos
-
stieg sie mit ihm in das große schwarze
Taxi, das vor der Tür wartete. Die
-
Fahrerkabine war durch eine graue
Plastikwand vom Rest des Wagens
-
abgetrennt. Die Tür verriegelte und
schloss sich um sie wie ein dunkler Kokon.
-
Henry stieg auf der anderen Seite ein.
Henry: "Hast du alles?",
-
fragte er atemlos. Seine Stimme war
überdreht, fast schrill. Ihre Hand glitt
-
in die Hosentasche zu dem schmalen USB-
Stick, von dem jetzt alles abhing.
-
Patrizia: "Ja!",
antwortete ihr Mund ganz automatisch.
-
Henry: "Sicher?"
Patrizia: "Ja!"
-
Sie hat es tausendmal durchdacht,
tausendmal geplant. Alles war so einfach
-
gelaufen. Niemand hatte Verdacht
geschöpft. Es war ein Wahnsinn.
-
Henry: "Okay."
Er beugte sich nach vorne und klopfte
-
zweimal an die Trennwand. Der Wagen setzte
sich langsam in Bewegung.
-
Henry: "Wir liegen gut in der Zeit. Der
Flieger geht in zwei Stunden. Oh Mann,
-
wenn wir der Luft sind, trinke ich erst
mal einen Schnaps."
-
Patrizia fühlte sich wie in einem Traum.
Sie sah immer noch Seemann vor sich. Sein
-
von Hass verzerrtes Gesicht und seine
Augen, diese strahlend grünen Augen, die
-
jetzt anders waren, für immer verändert.
Und dann wusste sie, warum. Sie hatte ihn
-
gebrochen.
beendet Lesung
-
Theresa: Und damit war ich jetzt auf, denn
das müsst ihr irgendwann selber lesen,
-
wenn ihr wollt. Und ich bin ja noch, es
ist ja noch nicht veröffentlicht. Da muss
-
ja noch ordentlich viel Arbeit
reingesteckt werden.
-
Herald: Wie weit bist du denn damit?
Theresa: Ich bin jetzt fertig und die
-
Beta-LeserInnen haben da jetzt gerade
sehr viel Spaß hoffentlich damit.
-
Herald: Nein, nein. Wie weit bist du mit
dem Buch, meinte ich.
-
Theresa: Ja, ja, fertig.
Herald: Also schon fertig? Aber das wird
-
erst so spät veröffentlicht?
Theresa: Ja, das dauert immer alles leider
-
ziemlich lang bei den Verlagen. Aber, mai,
ich habe ja noch ein bisschen Zeit...
-
Herald: Sehr interessant.
Theresa: ... zu korrigieren und noch Fehler
-
auszubügeln, wenn einer oder eine von den
Beta-LeserInnen etwas findet. Genau.
-
Herald: So, dann hab ich jetzt mal... Okay,
machen wir das Ganze doch heute mal ein
-
bisschen nach dem Chaos Way. Ich glaub ich
ändere gerade mal ein bisschen das Format
-
und gib mal jedem, der hier im
BigBlueButton ist, das Recht mit hinein zu
-
springen und mit uns zu reden.
Währenddessen hab ich noch eine Frage an
-
dich. Warum liest du die Hörbücher nicht?
Das ist so viel besser.
-
Theresa: lacht Danke für das Kompliment.
Ja, ich übe das ja ganz viel und ich habe
-
tatsächlich mit einer Freundin von mir,
die Schauspielerin, die hat mich so ein
-
bisschen getrimmt, weil..., also wir haben
die Lesung zusammen gemacht und wir haben
-
beschlossen, dass wir das als Show
irgendwie machen müssen und dass das
-
schon, was man das schon g'scheit machen
muss. Und mir macht das Spaß. Da bin ich
-
halt auch ein bisschen ne Rampensau und
lese dann halt so. Aber ich bin halt keine
-
professionelle Sprecherinnen. Ich bin
jetzt schon total heiser. Also ich kann
-
das nicht lang durchhalten.
Herald: Ja, gut. Aber das macht mir über
-
einen längeren Zeitraum. Das geht dann ja,
oder? Und ich habe ja auch gehört, du bist
-
auch häufiger mal in Podcasts unterwegs?
Theresa: Ja, in letzter Zeit war echt
-
erstaunlich viel los. Also wo war ich
jetzt letztens bei der Landnerdschaft?
-
Sehr cool, kann ich nur empfehlen. Nicht
nur bei dem einen Podcast....
-
Moderator : Sehr guter Podcast, ja.
Theresa: ... hat total Spaß gemacht. Im
-
Januar ist noch was wie mit der Claudia.
Und ich glaube es kommen noch mehr Sachen.
-
Also irgendwie passiert zurzeit ganz viel
und man merkt es mir an. Ich rede ganz
-
gerne und Frank hat mir auch alle
möglichen Fragen stellen, und ich versuche
-
immer zu antworten. Also, ja, mir macht
das Spaß.
-
Herald: So, ihr alle könnt ihr gerne noch
mit reinspringen und ich bitte euch sogar
-
darum mehr als das. Ich meine, ihr seid
hier im BigBlueButton aus dem Grund, ne?
-
Sonst hättet ihr euch auch den Stream
angucken können. Eine Frage aus dem Netz
-
Warum ist der Chef der
Investitionsabteilung die moralische
-
Person in dieser Geschichte oder gibt es
da noch einen Plottwist?
-
Theresa: Ach, es gibt so viele Plottwist.
Das ist jetzt. Also es ist der..., also
-
ein bisschen was kann ich natürlich schon
verraten. Die Patrizia und Henry sind
-
Softwareentwickler, die einen Trading Bot
entwickeln für diese Firma Digit und in
-
diesem Trading Bot ist eine künstliche
Intelligenz, also spielt in der nahen
-
Zukunft und diese künstliche Intelligenz
erwacht. Und sie müssen diese Intelligenz
-
quasi fortschaffen von dieser Firma. Und
das Problem ist dieser Seemann, der
-
Vorgesetzte ist, es ist echt ein netter Typ
und hat Sie die ganze Zeit unterstützt und
-
das hilft aber nicht. Sie müssen ihn halt
trotzdem quasi mit verarschen, damit sie
-
raus können aus dieser Firma. Und das wird
sehr schwierig. Auch ein großes
-
moralisches Problem, auch wie sie da
rauskommen. Und das wird sich natürlich im
-
Laufe der Geschichte noch entwickeln und
wird immer wieder thematisiert. Und am
-
Ende ist es ja eine Utopie. Das heißt, auf
so einem Weg eine Firma zu verlassen, ist
-
auch nicht unbedingt die feine englische
Art.
-
Herald: Nja, also mich wundert, dass es
noch zu einer Utopie wird und da freue ich
-
mich drauf. Da freu ich mich drauf. Hat
jetzt gerade eher etwas dystopisch
-
angefangen.
Theresa: Ja, ich weiß, aber das ist es
-
halt so eine dramatische Szene und ich mag
die selber so gerne und deshalb lese ich
-
sie auch so gern, obwohl sie eigentlich so
ein kleiner Cliffhanger am Ende des ersten
-
Teils ist. Aber irgendwie finde ich das
gefällt mir voll die Figurenkonstellation,
-
das mag ich. Genau und eine Utopie, weil
jetzt hab ich ja in zwei Romanen jetzt
-
schon die Welt zerstört, mehr oder
weniger, ein dritter Roman kommt ja auch,
-
der mit Science Fiction gar nichts zu tun
hat. Der kommt sogar in zwei Monaten raus.
-
Aber dann hab ich jetzt heute nicht
gelesen, weil es ist so ein Mystery
-
Thriller. Das hat irgendwie gar nichts mit
Tech und so zu tun. Deshalb bin ich wieder
-
auf die anderen geschwenkt und ich dachte
mir jetzt halt; wie gesagt, ich hab die
-
Welt so oft zerstört oder alles war
schlimm, und jetzt wollte ich mal einfach
-
was gutes machen. Corona war so kacke,
und dann dachte ich mir, ich hab die Macht
-
in meiner eigenen Welt, alles gut werden
zu lassen. Und es war so schön. Und ich
-
habe so gerne so viel Zeit in dieser Welt
verbracht. Es fast ein bisschen schade,
-
dass ich jetzt fertig bin mit Schreiben,
weil ich einfach. Also vielleicht schreibe
-
ich noch ein Kapitel, einfach nur, weil
ich da gerne wieder rein will. Und dann
-
kannst du ...
Herald: Wie wär's mit nem zweiten Teil?
-
Theresa: Nee, nee, nee, nee, nee, keine
zweiten Teile. Die Geschichten sollen so
-
abgeschlossen sein, wie sie sind.
Herald: Aber ist "Die Vollkommenen" nicht
-
ein zweiter Teil von "die Optimierer",
oder spielt das nur in der gleichen Welt?
-
Theresa: Es spielt nur in der gleichen
Welt. Also sagen wir es mal so. Die Idee
-
zu den "Unvollkommenen" hatte ich schon
eine ganze Weile und ich hatte da auch
-
schon rum geschrieben. Und zwar ging es
einfach um dieses Prinzip eines
-
schmarotzenden Gottes. Das war so mein
Thema, das, was mich da, worum es ging.
-
Und dann kam der Verlag und meinte Ja,
Theresa willst du nicht eine Fortsetzung
-
schreiben? - Ich so: joa, kann ich so
machen. Und dann habe ich mir halt so
-
überlegt, muss ich das jetzt aufhören, das
Projekt? Was mache für eine Story? Und
-
dann hat sich das alles so ineinander
verwurschtelt, dass sich am Ende das
-
natürlich sehr gut ergeben hat, dass
Samson diese Gottheit ist und dass es am
-
Ende halt gepasst hat, wie es immer so
ist. Als Autorin, das genieße ich oft, als
-
hätte man es von Anfang an geplant, lösen
sich oft ganz viele Handlungsstränge und
-
Rätsel und sowas, was man am Anfang nur so
angedacht hat, löst sich immer in
-
Wohlgefallen auf. Ist voll super. Und so
gesehen hat es dann total gepasst. Man
-
kann die "Unvollkommenen" also eigentlich
unabhängig lesen, aber wenn man schon
-
liest macht schon Sinn, glaub ich. "Die
Optimierer" vorher zu lesen, weil man
-
sonst halt den ersten Teil gespoilert hat.
Herald: Noch eine Frage aus dem Internet.
-
Hast du bei deinen Sci-Fi-Geschichten
nicht eigentlich Angst, dass wenn das so
-
ein langer Veröffentlichungsprozess ist,
dass deine Geschichten von der Realität
-
überholt werden?
Theresa: Ja, habe ich echt. Aber das Coole
-
ist, also "Optimierer" spielt ja etwa
2052, "Unvollkommene" 57, also da hab ich
-
ein bisschen Zeit und was die technische
Entwicklung betrifft, einige Dinge sind ja
-
schon aktuell, was Überwachung oder
Technik betrifft. Andere Sachen sind so
-
weit abgehoben, dass es kein Problem ist.
Aber jetzt bei dem Neuen, was ich gerade
-
geschrieben habe. Also "Pantopia", was ich
eigentlich das ganze Jahr über geschrieben
-
habe, da musste ich super viel ändern,
weil in meiner Zukunft ja Corona noch
-
nicht vorkam. Und jetzt aber eine Zukunft
ohne, das Corona stattgefunden hat, geht
-
ja gar nicht. Das heißt, man muss da
retoure die Vergangenheit ändern, damit die
-
Zukunft wieder Sinn macht. Und das war
eine Sache. Und das andere war natürlich,
-
wenn in der Zwischenzeit von jetzt bis zur
Veröffentlichung des Buches irgendjemand
-
anders die Welt rettet. Dann habe ich
natürlich ...Scheiße...
-
Herald: lacht Alternative Realität.
Theresa: Also eigentlich ist es ein Win-
-
Win. Entweder man anders rettet die Welt
oder ich rette's in meinem Buch. Wenn jemand
-
jetzt eine ähnliche Idee hat, das jetzt
schnell schreibt und rausbringt, dann wär
-
ich natürlich sauer. Aber ich hab den
Titel ja schon veröffentlicht. Jetzt hab
-
ich hier öffentlich drüber gesprochen.
Also ich hab da schon einen Claim drauf.
-
Ich schreibe, meine Geschichte, versucht
es nicht so schnell zu veröffentlichen ist
-
meins.
Herald: Eine sehr private, schon gar
-
psychologische Frage aus dem IRC. Sind die
Bücher hinter dem Regal nach Farben
-
sortiert? lacht
Therase: Ja, sind sie. Und zwar wegen
-
dieser Stream Geschichte. Ich hatte jetzt
dieses Jahr, wie ihr alle auch
-
wahrscheinlich, viel mehr Streams als
früher und es sah so Kraut und Rübig aus.
-
Und dann habe ich so ewig umsortiert und
das war immer kacke aus. Und nun dachte
-
ich mir komm, ich weiß eh wie die Bücher
ausschauen, nach denen ich suche und dann
-
mache ich es halt nach Farben. Aber mir
fällt wieder auf, ich hab sie nicht hübsch
-
genug gemacht, denn eigentlich gehören die
ja auch alle hier so mit 'nem Lineal auf
-
gleicher Ebene, aber das mache ich mal
nicht, da bin ich mal zu faul.
-
Herald: Also mir kommt deine gesamte
Sci-Fi-Welt, die aus den "Unvollkommenen"
-
und die "Optimierer" sehr sehr deutsch
vor? Ich komme nicht auf die Idee, das
-
ganze in so einen europäischen Kontext zu
setzen. Vor allen Dingen weil es ja auch
-
meistens um Berlin und so weiter geht.
Theresa: München, in München
-
Herald: War das München? Ja, München,
Berlin, oder?
-
Theresa: Ich weiß gar nicht, ob in
Berlin...
-
Herald: War das nicht die Villa? War, die
nicht in Berlin?
-
Theresa: Ach ne, die Villa Baltic, die es
in Kühlungsborn. Gibt's übrigens wirklich
-
könnt ihr googlen.
Herald: Jaja, Ich weiß, die gibt's
-
wirklich.
Theresa: Ja ja, die schaut auch echt krass
-
aus. Also deshalb wollte ich sie auch
haben.
-
Herald: Ja aber, ich finde deine Welt ist
so, naja, wenn man sich so diese typisch
-
deutsche Seele, die man ja auch gerade
wieder einmal erlebt, so ein bisschen in
-
die Zukunft vorstellt, dann trifft das
ziemlich gut. Ungefähr so würden wir es,
-
glaube ich machen mit den Optimieren.
beide lachen
-
Theresa: Ich hab für mich noch nie den
Begriff typisch deutsche Seele gehört. Da
-
müsste ich mal kurz drüber nachdenken.
Herald: Ja, wahrscheinlich ist das auch
-
nur aus dem Arsch gezogen gerade.
Theresa: Ja. Also sagen wir es mal so. Ich
-
hatte, wenn man, wenn man so anfängt oder
Science Fiction schreibt. Also erstens
-
wird einem als Frau ja immer nahelegt,
ein männliches Pseudonym zu nehmen und
-
dann aus Coolness Gründen soll das alles
immer in New York oder in London oder weiß
-
der Fuchs wo spielen. Und da dachte ich
mir, ich habe gar kein Bock, da zu
-
recherchieren, wie es in London und New
York jetzt wirklich, wirklich ausschaut.
-
Und Straßenname hier und Tralala, da. Mach
ich halt das Setting da, wo ich mich eh
-
auskenne in München. Und das Coole ist ja,
dass für alle, die jetzt nicht aus Bayern
-
oder München kommen, ist es ja dann
genauso cool oder weit weg. Also das macht
-
eigentlich keinen Unterschied. Und ich
fühl mich da eigentlich ganz wohl. Also
-
eigentlich alle Geschichten spielen mehr
oder weniger hier. Pantopia spielt auch
-
viel hier in München. Und das wurde mir...
Manchen gefällt es sehr gut, andere fanden
-
immer, dieses Lokalkolorit fanden sie so
ein bisschen doof, aber irgendwie...
-
Herald: Gerade das finde ich cool.
Normalerweise hast du ja auch genau das
-
irgendwelche Cyber Storys spielen in
London, in Amerika, eine in Australien,
-
die ich jetzt kenne. Ansonsten hast du
irgendwie immer so diese, diese weit weg
-
so technisch vorkommende Welt und keiner
überlegt sich darüber: wie würde das hier
-
eigentlich aussehen?
Theresa: Genau. Ich fand es irgendwie
-
witzig. Ich finde es, Ich finde es schön,
dass so die Realität dann so in so eine
-
Fiktion reinzuziehen. Das macht Spass.
Herald: Das finde ich cool. Twitter fragt:
-
Zimmer 451, das ist kein Zufall, oder?
Theresa: Natürlich nicht.
-
Moderator lachen
Theresa: Das, ich mache das ganz viel.
-
Also wenn ihr da Bock drauf habt, Ich
versteck wahnsinnig viele Dinge in den
-
Texten. Das geht sogar soweit ich wusste,
dass es Leute drüber lachen. Ich hab ja
-
gerade bei den "Optimierern" ganz viel
Platon auch drin. Und oft wird dann halt
-
genau die Stelle zitiert von meinem Buch,
was jemand besonders gut fand, was halt
-
eins zu eins Platon ist oder dass ich halt
ein zwei Wörter ausgetauscht hab. Und das
-
ist dann ein Zitat aus meinem Buch. Ich
denke, ja okay, ich lass es mal so stehen,
-
weil ist ja gemeinfrei. Kann man ja
machen. Aber ich hab... mir macht das
-
total Spaß, so ganz viele Sachen zu
verstecken. Ich meine 471, jetzt krieg
-
ich's selber gar nicht mehr hin, 471 oder?
Herald: 451 Fahrenheit.
-
Theresa: 451? Da geht's schon los. Ich
muss natürlich auch immer googlen, sonst
-
vergesse ich das alles. Das ist ja sehr
offensichtlich. Das sticht ja gleich ins
-
Auge. Aber viele andere Dinge sind so
unterschwellig. Und die, die tja.
-
Herald: Das sind deine Easter Eggs, die du
so versteckst, ja?
-
Theresa: Die sind meine Easter Eggs und
ich glaube, es gibt noch ein Easter Egg,
-
was noch niemand gefunden hat bisher in
den "Unvollkommenen", im Dialog zwischen
-
Lila und Samson auf der Terrasse. Da bin
ich mal gespannt.
-
Theresa: Wenn mir das einer sagt worum es
-
da geht, der kriegt ein signiertes
Exemplar.
-
Herald: Das ist jetzt,
Theresa: Ja, ich kann natürlich nicht so
-
viel Hinweise geben, aber ja, sagt mir mal
alle Easter Eggs die ihr da findet in der
-
Terrassen Szene. Wer das hat der kriegt
ein Exemplar. Und äh, Props.
-
Herald: MXKI komm doch zu uns rein. An
alle, die ihr noch hier im Chat seid, kommt
-
einfach mit uns hier rein und setzt euch
dazu und fangt an zu schnacken. Wir haben
-
noch so ungefähr 10 Minuten. Die Frage, ob
es das Buch als Hörbuch gibt oder geben
-
wird, die stellt sicher ja nicht. Die
Frage von mir ist: liest du's dann bitte
-
endlich selber?
Theresa: "Pantopia" meinst du? Woah, ich
-
glaub's ehrlich gesagt nicht. Das ist
echt. Das ist ein ganz dicker Schinken im
-
Augenblick. Es wird noch ordentlich
zusammengestrichen. Mein Lektor hat da
-
schon einiges angedroht. Aber ich hab da
eher so andere Favoriten, die ich gerne
-
hätte. Mal gucken, ob das überhaupt als
Hörbuch rauskommt. Ich hoff's natürlich,
-
aber das ist jetzt noch viel zu früh.
Herald: Eigentlich müsstest du eine
-
Regieanweisung schreiben, weil du hast so
viel mehr Emotionen in dem Buch, also in
-
dem, was du gerade gelesen hast.
Theresa: Also nur kurz zur Info. Wie
-
gesagt, ich hab ne Freundin, die ist
Schauspielerin, mit der mach ich auch...
-
wir haben auch zwei szenische Lesungen
gemacht. Sowohl von den "Optimieren"
-
gibt's sie als auch von den
"Unvollkommenen". "Optimierer" kann man
-
sogar frei bei YouTube angucken und ich
werde von dem dritten Buch, was jetzt
-
rauskommt. Ich hab den Titel ganz gesagt,
das heißt König und Meister, dieser
-
Mystery Thriller, der jetzt nix mit
Technik zu tun hat, aber auch in München
-
spielt, von dem werden wir
höchstwahrscheinlich eine
-
Theaterproduktion machen.
Herald: Oh wie geil.
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Theresa: Also nicht nur typische Lesung,
sondern richtig Theater. Haben wir nur
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leider nicht geschafft, weil Corona, keine
Ahnung. Wird noch gemacht. Sind wir beide
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total scharf drauf und wird dann
hoffentlich auch irgendwie im September
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oder so passieren. Und dann werden wir
schauen, dass wir davon natürlich auch
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zumindest mal nen Teaser online stellen.
Und sonst könnt ihr dann alle hier zu mir
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ins Theater tingeln und euch das dann
anschauen.
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Herald: Noch eine Frage von PhiliVerse: Ist
die Firma Digit im zweiten Buch BlackRock
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nachempfunden?
Theresa: Nein.
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Herald: Klare, kurze, schnelle Antwort,
Ja, wenn sonst keiner Fragen hat, dann
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fange ich mit meinem typischen
Interviewprogramm an. Wie bist du dazu
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gekommen Autorin zu werden?
Theresa: Wie wahrscheinlich die meisten
-
anderen auch. Ich war das immer schon. Ich
wollte das immer schon, habe immer schon
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geschrieben und immer nur für die
Schublade. Und irgendwann hab ich dann
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gemerkt, jetzt muss ich mir doch irgendwie
Gedanken um echten Job machen, das wird
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alles nichts. Schriftsteller ist ein
Traum, aber das wird nix. Und hab dann
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lange nichts mehr geschrieben. Und dann
irgendwann hab ich wieder was geschrieben,
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"Die Optimierer" und hab damit eben einen
Preis gewonnen vom Lübbe Verlag, den
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Stefan Lübbe Preis. Und das war eben der
Verlagsvertrag. Und daraufhin bin ich
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jetzt so, hab ich mir gedacht, Okay, wenn
das Universum mir sagt, ich soll jetzt
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doch Autorin sein, dann mach ich das mal
und jetzt bin ich's. Und ja, ist der geilste
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Job der Welt. Also kann ich es nur jedem
empfehlen, der gerne schreibt, es auch
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wirklich zu machen.
Herald: Welche anderen Künstler haben,
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oder Autoren haben einen Einfluss bei dir
auf deinen Humor?
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Theresa: Auf meinen Humor?
Herald: Nee, da kommt die ganze Zeit ein
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sehr unterschwelliger Humor, der mir schon
manchmal Adam sich anmutet.
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Theresa: Ja natürlich, der ist doch
irgendwie... Gibt's hier irgendjemanden,
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der diesen Stream guckt, der nicht Douglas
Adams gelesen hat? Ich kann's mir kaum
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vorstellen.
Herald: Ich kann mir vorstellen, dass
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viele es nicht gelesen haben. Aber jeder
weiß, was 42 ist.
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Theresa: Genau. Also ja, die üblichen
Verdächtigen. Ich hab ja auch, also ich
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muss ja zu meiner Schande gestehen
hauptsächlich bisher immer auch nur
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männliche Autoren gelesen. Ich versuchte
es ja gerade zu ändern. Seit zwei Jahren
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bin ich da so bisschen, auf einem anderen
Trip, mehr Frauen zu lesen.
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Herald: Du weißt es nicht.
Theresa: Bitte, was?
-
Herald: Du weißt es nicht.
Theresa: Was denn?
-
Herald: Ob es nur männliche Autoren waren.
Theresa: Doch, doch, doch. Es waren
-
hauptsächlich männliche Autoren.
Herald: Also wenn es nur der männliche
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Name war, meine ich.
Theresa: Also Douglas Adams und Terry
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Pratchett natürlich...
Herald: ja, okay
-
Theresa: ...sind natürlich die absoluten
Könige, was Humor betrifft in dieser
-
Richtung. Und ja, was steht denn hier noch
so? Stephen
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King habe ich auch gelesen. Also bis vor
ein paar Jahren totaler Standard, was man
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so halt an den ganzen Mainstream Sachen
liest. Es ist echt ganz schlimm. Ich hatte
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ja da so ein Erweckungserlebnis, mehr oder
weniger, ich hatte vor vor zwei Jahren ein
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Talk auf der Frankfurter Buchmesse, wo es
um Ursula Le Guin ging, die ich voher nicht
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gelesen hatte und nichts von ihr kannte
und dann in Vorbereitung eben das gelesen
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habe. Und da sind mir die Augen
übergegangen. Also erstmal großartige
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Autorin. Und danach hat für mich seitdem
das Thema Frauen in der Science-Fiction,
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die man denn dann noch lesen kann oder
sollte. Und ja, da arbeite ich gerade noch
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dran.
Herald: Der ist absolut großartig. Auf
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jeden Fall. Reicht das Einkommen, was du
über die Autorenschaft hast, um dich als
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Autor weiter am Leben zu erhalten, oder
musst du noch Nebenjobs machen?
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Theresa: Jein. Also die Honorare, die wir
als AutorInnen kriegen, reichen
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normalerweise nicht zum Leben. Das ist
schon echt eine krasse Sache, wenn man
-
sich überlegt, wie viel Geld da fließt und
wie wenig bei den Autoren ankommt. Das'
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mir auch ein großes Anliegen, dass wir in
da Zukunft ein bisschen was dran ändern.
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Wie das geht, wissen wir noch nicht genau;
also von den Honoraren für die Bücher
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allein nicht. Was ich jetzt immer mehr
mache und ich bin ja auch erst seid 4
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Jahren eigentlich in dem Business .. ja
seit 4 Jahren. Ich mache ziemlich viele
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Lesungen - bis auf Corona - cooler Weise
eignet sich oder mein Buch "Die
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Optimierer" oder wurde da sehr gut
angenommen an den Schulen. Das heißt, ich
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gehe zu Schulen und lese da und diskutiere
mit den Schülern eben über die Themen. Was
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jetzt auch in letzter Zeit mehr geworden
ist, sind die Vorträge und das läppert
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sich dann irgendwann. Also es ist so eine
Mischkalkulation. Es ist jetzt schwierig,
-
aber es geht. Und ich hoffe natürlich,
dass das jedes Jahr ein bisschen besser
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wird.
Herald: Verstehe. Hättest du daran
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gedacht, vielleicht mal sowas wie ein
Patreon zu machen oder Stady oder so
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irgendeinen Dienst, wo dich deine Fans
direkt unterstützen können?
-
Theresa: Ja, aber dazu, hört sich das ein
bisschen blöd, aber dazu läuft's noch zu
-
gut. Und ich kenne AutorInnen
KollegInnen von mir, die da echt immer
-
nahe am Limit sind und wo ich mir denke,
dann sollen die lieber das Programm
-
machen. Sie können das dann besser
gebrauchen, weil bei mir läuft's
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eigentlich okay und dann passt es auch.
Herald: Kann ich vollkommen
-
nachvollziehen, kann ich vollkommen verstehen.
Frage aus von Twitter: Hat die KI von
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"Pantopia" eine Persönlichkeit?
Theresa: Was glaubt ihr denn?
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schmunzelndes Lachen Ich muss jetzt echt
aufpassen, dass ich nicht zu viel erzähle.
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Weil eigentlich sollte ich ja gar nichts
erzählen. Aber. Also eine Sache auf jeden
-
Fall. Diese Geschichte ist mir, dass ist
so meine Geschichte. Die ist so, geht mir
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so nah. Und ich bin da so drin. Und ich
freue mich so krass drauf, wenn es endlich
-
rauskommt und finde es Wahnsinn, dass es
noch über ein Jahr dauert, bis sie
-
rauskommt. Und leide da täglich daran. Ich
denke mir: noch 400 Tage? Also ihr freut
-
euch. Falls euch die Sachen gefallen, die
ich bisher geschrieben hab, dann wird euch
-
das aufgefallen. Weil mir gefällt das so
gut und ich finde es ganz toll. Und ja,
-
Gott, jetzt hör' ich auf mit dem
Werbeblock, ist ja schrecklich.
-
Herald: Ne, mach ruhig mehr Werbeblock,
mehr Werbeblock für dich. Ich meine, dafür
-
ist das Ganze ja auch gedacht.
Theresa: Kauft meine Bücher!
-
Herald: Ja, kauft ihre Bücher und kauft
die Hörbücher und was auch immer. Ach so,
-
da hab ich eine Standardfrage an jeden
Autor. Und ich habe bisher eigentlich
-
immer die gleiche Antwort bekommen. Auf
welchem Weg bleibt am meisten bei dir
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hängen, wenn man deine Bücher kauft?
Theresa: Hä?
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Herald: Ja, ob ich ein E-Book kaufe, ob
ich ein gedrucktes Buch kaufe...
-
Theresa: Ach so.
Herald: .. ob ich das ganze rippe und dir
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nen Scheck schicke.
Theresa: Das ist tatsächlich
-
unterschiedlich. Ich glaube, wenn du als
Nicht-Abo-Kunde über Audible kaufst, dann.
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Herald: Als Nicht-Abo-Kunde über Audible,
aha.
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Theresa: Weil, wenn du Abo-Kunde bist,
dann kaufst du es immer nur für ein
-
Guthaben und dann ist es immer das
Gleiche. Und wenn du das Abo nicht hast,
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kostet es glaube ich 5 Euro mehr.
Irgendwie so?
-
Herald: Ja genau. Genau. Ja, also letzte
Chance, wir haben noch drei Minuten, die
-
wir füllen können. Also von daher, wer
jetzt noch irgendwie mal mit Theresa
-
sprechen möchte, der hat jetzt doch die
Chance. Ansonsten. Muss ich gleich den
-
Fireside Chat schließen.
Theresa: Dann habe ich Feierabend.
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Herald: Ja, dann kommen man gleich wieder
rüber wechseln zur nächsten Lesung, ne?
-
Theresa: Ja, da ist ja noch was. Da bin
ich ja mal gespannt, wie der Marc-Uwe das
-
so macht, ne?
Herald: Ja, ne?. Also ich sehe hier
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eigentlich nur: Vielen, vielen Dank! Und
die Leute sind sehr, sehr glücklich mit
-
der Vorlesung an sich.
Theresa: Cool.
-
Herald: Von daher. Hattest du einen Grund,
keine Bücher von Autorinnen zu lesen oder
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lag es am mangelnden Angebot?
Theresa: Das ist so eine, das ist so ganz
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krass, das ist so ein Automatismus. Ihr
müsst euch das mal angucken. Es gibt da so
-
ein Projekt von Janina George, das heißt
"Frauen zählen". Da wird einfach
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aufgezählt, wie viele Bücher von Männern
erscheinen, von Frauen, wie viele
-
rezensiert werden, wie viele im Radio,
Zeitschriften, Medien vorkommen, wo die
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Auslagen sind. Und da siehst du halt,
dass, also gerade in der Science Fiction
-
sind es halt zwei Drittel aller Bücher
werden besprochen, die von Männern
-
geschrieben wurden und obwohl zumindest in
Deutschland es mehr Autorinnen gibt als
-
Autoren, ist nicht im Science Fiction
Bereich sondern generell. Also es ist
-
einfach ein total krasser Male Bias, dass
du Frauen in der Literatur oft überhaupt
-
nicht siehst, obwohl sie da sind. Und
deshalb, jetzt mache ich noch den letzten
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Werbeblock, wenn ihr deutsche Science-
Fiction AutorInnen lesen wollt, aber
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nicht wisst, wo ihr anfangen soll, dann
schaut man der Wikipedia. Da gibt's ne
-
Liste deutschsprachiger Science Fiction
Autorinnen und da findet ihr eine ganze
-
Menge Frauen und die haben ziemlich viel
coole Sachen geschrieben und da könnt ihr
-
euch mal reinlesen. Das wäre so meine
Empfehlung.
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Herald: Empfiehl uns doch mal ein Buch
aus der Richtung.
-
Theresa: Ein Buch aus der Richtung wäre
z.B. Roma Nova von der Judith Vogt. Das
-
fand ich ganz, ganz toll. Und dann neu ist
auch Wasteland von ihr und ihrem Mann
-
zusammen geschrieben, von Christian Vogt,
auch eine super Sache. Aber wie gesagt,
-
ich bin noch am Aufholen, was die anderen
betrifft. Was ist... bin ich wieder bei den
-
englischen Autorinnen gelandet. Hier,
Margaret Atwood, "Oryx und Crake", z.B.
-
fand ich unfassbar gut. Ja, was die
Deutschen betrifft, dann schick mir
-
nochmal ein Tweet. Wer ist denn die
nächste Autorin, die Deutsche, die ich
-
lesen sollte? Genau. Dauert aber noch ein
bisschen. Im Augenblick höre ich mir
-
gerade Obama an. Und der redet ja so lang.
lacht
-
Herald: Ja lang und man muss oft lang
drüber nachdenken, ne?
-
Theresa: Ja, aber...
Herald: Dann mal zum Abschluss meine
-
letzte Frage: Was macht man als Autorin
mehr? Lesen oder schreiben?
-
Theresa: Schreiben. Nee, moment, nee, du
liest ja... also zählt meine eigenen
-
Sachen lesen auch?
Herald: Nein.
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Theresa: ... weil ich lese sie immer
wieder.
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Herald: Das ist aber was anderes. Also ich
mein andere Literatur lesen, sich einlesen
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in irgendwas. Sowas meinte ich.
Theresa: Schwierig, weil ich aktiv
-
vielmehr das Gefühl hab zu schreiben. Aber
ich lese ja auch in meiner Freizeit immer
-
zwischen drin mal. Bleiben wir bei einem
fifty fifty.
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Moderator lacht
Herald: Schöner Kompromiss am Schluss. Ich
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danke dir, dass du hier warst.
Theresa: Jaaa, ich danke euch auch.
-
Herald: Ich euch allen, dass ihr
zugeschaut habt. Und jetzt die
-
allerletzten Worte, bevor ihr danach alle
in Saal RC1 springt und dort Marc-Uwe
-
Kling zuhört. Die letzten Worte von
Theresa Hannig.
-
Theresa: Ja, vielen Dank fürs Zuhören,
fürs Zuschauen. Mir hat's super viel Spaß
-
gemacht. Das war die letzte Lesung 2020.
Das Jahr geht endlich vorbei. Hoffen wir,
-
dass 21 besser wird. Ich wünsche euch
alles Gute, viel Gesundheit. Wir sehen uns
-
im neuen Jahr. Macht's gut. Ciao.
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Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!