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#rC3 - Theresa Hannig – Fireside Chat

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    rC3 Vorspannmusik
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    Herald: Tja. Dann springen wir doch mal
    gleich rein. Hallo Theresa, herzlich
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    willkommen!
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    Theresa: Hi. Servus! Freue mich sehr, dass
    ich da sein kann.
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    Herald: Freut mich auch. Also probieren
    wir dieses neue Format mal aus und ich
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    hoffe auf viele, viele, viele Fragen. Aber
    erst mal bist du dran. Du wolltest was
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    vorlesen, oder?
    Theresa: Genau. Dann starten wir einfach
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    gleich rein, oder?
    Herald: Gleich rein ins kalte Wasser.
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    Theresa: Okay. Also. Hi. Servus. Ich bin
    Theresa Hannig. Ich lese euch jetzt ein
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    bisschen was vor. Und zwar zwei
    verschiedene Dinge: Erstens lese ich euch
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    was aus meinem aktuellen Buch. Ist schon
    eine Weile her 2019 erschienen. "Die
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    Unvollkommenen", heißt es. Ich sehe das
    hier spiegelverkehrt, das ist auch so ein
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    bisschen... Aber nur eine ganz kurze
    Lesung, 15 Minuten nur mal kurz
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    reinschnuppern und dann mache ich noch
    was, wo ich mich sehr darauf freue. Ich
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    lese auch ein bisschen was aus meinem
    übernächsten Roman, der da kommt. Der
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    heißt "Pantopia", und da lese ich euch
    auch ungefähr eine Viertelstunde was vor.
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    Eine richtig schöne Sneak Peak Preview
    könnt ihr da lesen, denn das Buch kommt ja
  • 1:11 - 1:16
    erst 2022 raus. Genau. Und da kriegt ihr
    jetzt schon mal einen ganz kleinen
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    Vorgeschmack. In diesem Sinne: Ich fange
    an mit "Die Unvollkommenen". Dann schnauf
  • 1:20 - 1:25
    ich einmal durch. Trinke einen Schluck und
    dann geht's weiter. So schauen wir mal.
  • 1:28 - 1:31
    Los geht's.
    beginnt zu lesen
  • 1:33 - 1:39
    Du träumst, Lila. Sie legt den Kopf zur
    Seite. Nur widerstrebend gehorchen die
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    Muskeln und Sehnen ihres Nackens. Links
    neben ihr leuchtet schwach ein rotes
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    Licht.
    "Lila, du träumst".
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    Ihre Augenlider sind so schwer. Wie kann
    man im Traum so müde sein? Natürlich muss
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    das ein Traum sein oder sie selbst ist ein
    Traum, so unwirklich. Ist sie Mensch oder
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    Tänzer? Real oder nur ein Gedanke? Wie
    lange ist sie schon hier? Und warum? Sanft
  • 2:08 - 2:13
    streichen Finger an ihrer Schulter vorbei,
    so zart, das muss ein liebender Mensch
  • 2:13 - 2:20
    sein oder ein Seidenschal oder unendlich
    dünne Spinnfäden. Vielleicht wird es ein
  • 2:20 - 2:27
    Netz, vielleicht ein Kokon. Sie wusch sich
    das Gesicht mit eiskaltem Wasser und
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    betrachtete dann ihr Spiegelbild, das sie
    absolut scharf sehen konnte, obwohl sie
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    keine Brille trug. Die haben meine Augen
    optimiert, dachte sie. Abgesehen davon
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    wirkte sie blass, die Ohren waren zu groß,
    die Wangen eingesunken, die Mundpartie
  • 2:43 - 2:47
    zeigte Falten, die ihr früher nie
    aufgefallen waren. Jemand hatte ihr die
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    Haare bis auf wenige Millimeter
    abgeschoren. Sie beugte sich so nah wie
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    möglich an den Spiegel heran und
    inspizierte ihren Kopf, ihr Gesicht. Dabei
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    zog sie die unteren Augenlider nach vorn,
    überprüfte die Innenseiten ihrer Lippen
  • 3:02 - 3:07
    und bohrte versuchsweise in den Ohren. Sie
    strich sich über den kurzen Schopf, der
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    sich wie Samt an ihre Finger schmiegte.
    Ein ungewohntes Gefühl. Dann setzte sie
  • 3:13 - 3:17
    sich auf die Toilette und urinierte. Als
    sie fertig war, sah sie zwischen ihren
  • 3:17 - 3:24
    Beinen hindurch, fühlte in sich hinein.
    Alles wie immer. Ich bin noch ein Mensch,
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    dachte sie.
    Stimme rufend "Lilaaa..."
  • 3:30 - 3:33
    Lila rollt den Kopf auf die andere Seite,
    sieht den dunklen Schatten an sich
  • 3:33 - 3:40
    vorüberziehen. Ein praller Körper. Acht
    Beine. Dann wieder diese Berührung, der
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    feine Faden, der sie zusammen schnürt. Ihr
    Herzschlag beschleunigt sich. Eine kleine,
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    traurige Hoffnung blühte in ihrem Bauch.
    Wenn mich der Stachel trifft, denkt sie,
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    dann wirkt das Gift ganz schnell. Angst
    und Hoffnung. Lila wagt nicht zu
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    unterscheiden.
    Stimme: "Lila! Du träumst!"
  • 4:00 - 4:04
    sagt das rote Licht wieder,
    Stimme: "Spinnen haben keinen Stachel."
  • 4:04 - 4:11
    Wenige Sekunden später fiel eine Tür ins
    Schloss. Lila blinzelte vorsichtig und
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    fand sich an einem Hoteltresen wieder.
    Frau: "Jeder an seinen Platz. Herzlich
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    willkommen in der Villa Baltic!",
    sagte eine freundlich lächelnde Frau. Lila
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    blickte sich um, doch außer ihr wartete
    niemand sonst im Foyer.
  • 4:25 - 4:31
    Frau: "Ja, ich meine Sie, Frau Richter."
    Die Frau, offenbar eine Rezeptionistin,
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    nickte ihr aufmunternd zu.
    Lila: "Wo bin ich?"
  • 4:35 - 4:40
    Frau: "Sie befinden sich im Internat
    Kühlungsborn in der Villa Baltic."
  • 4:40 - 4:44
    Lila: "Warum?"
    Frau: "Dies ist Teil Ihrer Haftstrafe.
  • 4:44 - 4:49
    Aber machen Sie sich keine Sorgen. Bei uns
    hat sich noch jeder wohlgefühlt. Am
  • 4:49 - 4:52
    besten, Sie kommen erst einmal an. Im
    Augenblick werden Sie sich vielleicht doch
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    nicht an alles erinnern. Aber keine Angst,
    Ihre kognitiven Fähigkeiten werden
  • 4:56 - 5:02
    innerhalb der nächsten zwei bis drei Tage
    vollständig wiederhergestellt sein."
  • 5:02 - 5:06
    Lila: "Wieso wiederhergestellt? Was...
    seufzt Ich... Ich weiß überhaupt
  • 5:06 - 5:11
    nichts."
    Frau: "Sie wurden am 10. Oktober 2052
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    wegen Hochverrats schuldig gesprochen und
    zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach fünf
  • 5:15 - 5:19
    Jahren in der Verwahrung erhalten Sie nun
    erstmalig die Chance auf Bewährung im
  • 5:19 - 5:24
    Internat. Deshalb sind Sie jetzt hier."
    Lila: "Ich bin im Internat?"
  • 5:24 - 5:27
    Frau: "Ja."
    Lila: "In der Villa Baltic in
  • 5:27 - 5:31
    Kühlungsborn?"
    Frau: "Exakt."
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    Lila sah aus dem Fenster, wo zwei perfekte
    Streifen blau vom Horizont getrennt
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    wurden. Das alles kam mir so unwirklich
    vor, so unpassend.
  • 5:39 - 5:45
    Lila: "Was soll ich hier machen? Also als
    Bewährung?"
  • 5:45 - 5:49
    Frau: "Nichts."
    Lila: "Wie, nichts?"
  • 5:49 - 5:53
    Frau: "Sie sollen gar nichts machen.
    Das heißt, Sie sollen keine
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    staatsgefährdende Straftaten mehr planen.
    Das würde uns schon reichen. Ansonsten
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    verlangen wir nichts von Ihnen."
    Lila: "Aber. Aber. Wie soll ich mich denn
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    bewähren, damit ich wieder frei komme?"
    Frau: "Sie kommen nicht wieder frei."
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    Lila sah die Aufnahme einer
    Überwachungskamera. Sie zeigte eine Halle,
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    in der Dutzende Menschen auf schmalen
    Feldbetten schliefen. Sie alle trugen
  • 6:17 - 6:22
    Schlafmasken und waren auf
    unterschiedliche Arten verkabelt. Von
  • 6:22 - 6:26
    weißen Apparaten, die am Kopfende eines
    jeden Bettes standen, führten Schläuche in
  • 6:26 - 6:32
    Mund und Nase. Außerdem Zugänge in Hals
    und Armbeuge, Katheter für Urin und Kot.
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    Plötzlich kam Bewegung in eine der
    Schlafenden, das Bett unter ihr schien
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    sich in seine Einzelteile zu zerlegen. Aus
    der Liegefläche wuchsen Stützen, die die
  • 6:41 - 6:45
    darin fixierten Arme und Beine der
    Schlafenden hoben und senkten, streckten
  • 6:45 - 6:50
    und beugten. Der ganze Körper wurde
    aufgerichtet, dann wieder zurückgelegt und
  • 6:50 - 6:55
    zur Seite gedreht. Die Füße wurden immer
    wieder vor und zurück geschoben, als wäre
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    es die Schlafende selbst, die wie auf
    einem Ergo-Trainer strampelte und nicht
  • 6:59 - 7:05
    die Maschine, die den bewusstlosen Körper
    bewegte. Nach ein paar Minuten schrumpfte
  • 7:05 - 7:09
    die Liege wieder in sich zusammen und sah
    aus wie ein ganz normales Bett. Bei
  • 7:09 - 7:14
    genauem Hinsehen jedoch bebte und zitterte
    die darauf liegende Gestalt. Nie blieb sie
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    ganz still. Das Videobild zoomte näher,
    bis das Gesicht, das zum großen Teil von
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    der Schlafmaske verdeckt wurde, zu
    erkennen war. Lila sprang auf, die Hand
  • 7:25 - 7:29
    auf den Mund gepresst.
    Lila: "Das bin ja ich!", rief sie.
  • 7:29 - 7:33
    Frau: "Richtig. Das ist die Verwahrung, in
    der Sie die letzten fünf Jahre verbracht
  • 7:33 - 7:39
    haben."
    Ein Aufzug neben dem Hoteltresen öffnete
  • 7:39 - 7:44
    sich und Lila wurde von der Rezeptionistin
    hineingeschoben. Im 4. Stock verließen sie
  • 7:44 - 7:49
    den Fahrstuhl und gingen einen langen Flur
    mit rotem Teppichboden entlang, bis die
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    Rezeptionistin unvermittelt stehenblieb.
    Frau: "Zimmer 451 ihr neues Zuhause."
  • 7:54 - 8:01
    Alles in Lila sträubte sich, durch diese
    Tür zu gehen. Warnungen ihrer Eltern
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    ertönten in ihrem Kopf, nicht mit Fremden
    mitzugehen, und dieses Zimmer war sicher
  • 8:05 - 8:09
    sehr fremd.
    Frau: "Bitte treten Sie ein."
  • 8:09 - 8:15
    Lila: "Ich. Ich möchte nicht",
    presste Lila hervor. Es war, als würde sie
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    gegen einen unsichtbaren Widerstand
    ankämpfen, der ihre Zunge lähmte.
  • 8:19 - 8:24
    Frau: "Das ist unmaßgeblich. Bitte treten
    Sie jetzt ein",
  • 8:24 - 8:28
    sagte die Rezeptionistin, und ihr Tonfall
    deutete an, dass dies die letzte
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    freundliche Aufforderung sein würde. Lila
    blickte den Gang entlang nach rechts. Wenn
  • 8:34 - 8:37
    sie jetzt los rannte, könnte sie
    vielleicht noch den Aufzug erreichen, nach
  • 8:37 - 8:41
    unten fahren und weglaufen.
    Frau: "Sie sollten sich keine Illusionen
  • 8:41 - 8:44
    machen",
    sagte die Rezeptionistin, als hätte sie
  • 8:44 - 8:48
    Lilas Gedanken gelesen.
    Frau: "Sie können diesen Ort nicht
  • 8:48 - 8:54
    verlassen. Vergessen Sie nicht, dass Sie
    auf Bewährung im Internat sind. Sollten
  • 8:54 - 9:00
    Sie negativ auffallen, indem Sie
    unkooperativ sind, werden Sie sofort
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    wieder in Verwahrung genommen. Wissen Sie,
    für mich als Kustos spielt Zeit keine
  • 9:06 - 9:12
    Rolle. Aber für Sie wäre jeder weitere Tag
    in der Verwahrung unwiederbringlich
  • 9:12 - 9:17
    verlorene Lebenszeit und das ohne die
    geringste Erinnerung."
  • 9:17 - 9:22
    Lila presste die Lippen aufeinander, zwang
    sich zur äußerlichen Ruhe.
  • 9:22 - 9:27
    Lila: "Welchen Tag haben wir heute?"
    Frau: " Heute ist Freitag, der 12. Oktober
  • 9:27 - 9:32
    2057.."
    Sie rechnete nach. In zwei Monaten würde
  • 9:32 - 9:36
    sie 38 Jahre alt werden. Vor ihrem
    geistigen Auge flogen einst mögliche
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    Lebensentwürfe vorbei. Karriere, Familie,
    Kinder. Alles für immer außer Reichweite.
  • 9:44 - 9:49
    Sie konnte es noch nicht glauben, nicht
    fühlen. Sie war doch noch jung gewesen.
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    Vor kurzem. Die Vorstellung, tatenlos an
    ein Bett gefesselt und zum Schlafen
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    gezwungen zu sein, bis nur genug Zeit
    verstrichen war, ließ sie innerlich
  • 9:58 - 10:03
    erbeben.
    Lila: "Ich werde keinen Ärger machen",
  • 10:03 - 10:06
    sagte sie leise.
    Frau: "Ich wusste, sie würden
  • 10:06 - 10:09
    kooperieren",
    sagte die Rezeptionistin fröhlich und
  • 10:09 - 10:15
    klatschte zweimal in die Hände. Die
    Gefängniszelle entpuppte sich als
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    Apartment mit mehreren Räumen, großzügigem
    Kingsize Bett und einem luxuriösen
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    Badezimmer. Erschöpft kroch Lila unter
    die schwere Daunendecke und kuschelte sich
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    in ein riesiges weißes Kopfkissen. Ein
    Knistern brachte sie dazu, sich zur Seite
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    zu drehen und nach dem Begrüßungs-Bonbon
    zu fischen, auf das sie sich wohl gerade
  • 10:34 - 10:39
    gelegt hatte. Eine Sekunde lang starrte
    sie auf den schmalen Blister in ihrer
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    Hand. Dann schleuderte sie ihn quer durch
    den Raum. Sie sank zurück und zog die
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    Bettdecke bis über den Kopf, damit sie die
    Tablette Etherdomol, die für den schnellen
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    und unkomplizierten Suizid gedacht war,
    nicht mehr sehen musste.
  • 11:00 - 11:04
    Ein Klopfen ließ sie erwachen. Sie musste
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    nur kurz eingenickt sein, denn sie hatte
    diesen dumpfen Geschmack im Mund, der
  • 11:08 - 11:11
    immer nur dann entstand, wenn sie
    wegdöste. Niemals jedoch nach einer
  • 11:11 - 11:16
    durchschlafenden Nacht. Die Tür öffnete
    sich und eine großgewachsene Gestalt
  • 11:16 - 11:23
    betrat das Zimmer. Es war Samson Freitag.
    Lila wollte aufspringen, fliehen oder die
  • 11:23 - 11:28
    Tür zuschlagen. Doch sie war wie erstarrt.
    Samson: "Schön, dich endlich
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    wiederzusehen!", sagte er mit sanfter
    Stimme.
  • 11:31 - 11:35
    Lila: "Du weißt ganz genau, dass ich dich
    bei der ersten Gelegenheit umbringen
  • 11:35 - 11:38
    werde",
    zischte sie und äugte nach irgendetwas,
  • 11:38 - 11:43
    das sie als Waffe verwenden konnte.
    Samson: "Ja, das ist mir klar. Keine
  • 11:43 - 11:48
    Sorge, bis dahin ist noch Zeit. Wollen wir
    ins Wohnzimmer gehen?"
  • 11:48 - 11:53
    Lila: "Habe ich eine Wahl?"
    Samson: "Du hast immer eine Wahl."
  • 11:53 - 11:58
    Lila: "Dann...",
    die Worte versiegten in ihrem Hals. Was
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    wollte sie? Wollte sie das Samson sofort
    ihr Gefängnis verließ? Nein, denn von ihm
  • 12:02 - 12:08
    konnte sie Antworten erhalten. Aber sie
    hasste es, ihn fragen zu müssen. Wütend
  • 12:08 - 12:12
    stieß sie die Luft aus.
    Samson: "Dann gehen wir ins Wohnzimmer",
  • 12:12 - 12:18
    souffliert er ihre Gedanken.
    Lila: "Ja, dann gehen wir ins Wohnzimmer",
  • 12:18 - 12:23
    knurrte sie. Während Lila sich vorstellte,
    wie sie Samson mit einem Winkelschleifer
  • 12:23 - 12:27
    den Kopf abtrennte, schlenderte dieser ins
    Wohnzimmer und setzte sich grinsend auf
  • 12:27 - 12:31
    die Couch. Als wäre dies seine Wohnung und
    sie nur zu Gast.
  • 12:31 - 12:35
    Samson: "Setz dich",
    sagte er und klopfte auf das Polster neben
  • 12:35 - 12:38
    sich.
    Lila: "Ich steh lieber",
  • 12:38 - 12:43
    blaffte sie und verschränkte die Arme.
    Samson: "Wie du willst. Wie ich sehe,
  • 12:43 - 12:47
    geht's dir gut?"
    Lila: "Gut. Ich fasse es nicht. Ich wurde
  • 12:47 - 12:52
    fünf Jahre ins Koma gelegt. Ohne Anwalt,
    ohne Revisionsmöglichkeit. Von wegen
  • 12:52 - 12:55
    Rechtsstaat ist das. Menschenverachtend
    ist das."
  • 12:55 - 13:01
    Samson: "Es bringt nichts, ausfallend zu
    werden, Lila. Du bist die Hochverräterin,
  • 13:01 - 13:04
    nicht ich. Bei allem wurden die guten
    Gesetze eingehalten."
  • 13:04 - 13:09
    Lila: "Die guten Gesetze, dass ich nicht
    lache. Klar kann man alles nach Recht und
  • 13:09 - 13:13
    Gesetz machen, wenn man die Gesetze nach
    Belieben verändern kann. Aber es ist und
  • 13:13 - 13:19
    bleibt Unrecht."
    Samson äußerlich regungslos. Er war eine
  • 13:19 - 13:23
    Maschine, die zuverlässig arbeitete. Nur
    seine silbernen Augen schienen für einen
  • 13:23 - 13:28
    Moment zu flackern.
    Samson: "Du hast also gar nichts gelernt,
  • 13:28 - 13:32
    was? Hast nicht gesehen, wie gut es allen
    in meinem Land geht, selbst den
  • 13:32 - 13:36
    Straftätern. Hast nicht gesehen, wie gütig
    und gnädig ich selbst den schlimmsten
  • 13:36 - 13:40
    Verbrechern gegenüber bin und wie ich
    unser Land gegen die Barbarei der
  • 13:40 - 13:46
    Außenwelt schütze. Dann will ich es dir
    zeigen."
  • 13:46 - 13:51
    Er stand auf und machte einen Schritt auf
    Lila zu, die instinktiv zurückwich. Doch
  • 13:51 - 13:56
    es gab keinen Fluchtweg. Mit einer
    erstaunlich sanften Bewegung nahm er ihre
  • 13:56 - 14:00
    Hand in seine. In diesem Augenblick ergoss
    sich vor Lilas Augen eine Flut von
  • 14:00 - 14:04
    Bildern, Nachrichten und
    Videoaufzeichnungen, von unzähligen
  • 14:04 - 14:09
    Kameras und Linsen, die gleichzeitig zwei
    Perspektiven zeigten. Das Leben in der
  • 14:09 - 14:15
    Bundesrepublik Europa und das der Menschen
    außerhalb. Innerhalb der Grenzen schien
  • 14:15 - 14:20
    alles wie immer. Gut besuchte
    Fußgängerzonen, Leute beim Sport,
  • 14:20 - 14:24
    produktive Handwerksbetriebe, saubere
    Energiekraftwerke. Kurz der perfekte
  • 14:24 - 14:32
    Imagefilm für einen anstehenden Wahlkampf.
    Die zweite Perspektive zeigte Krieg und
  • 14:32 - 14:37
    Zerstörung. Bombenexplosionen, schwelende
    Häuser, Roboter mit automatischen Waffen,
  • 14:37 - 14:41
    die durch die feindlichen Linien pflügten.
    Dann Bilder von Überschwemmungen,
  • 14:41 - 14:46
    Erdbeben, ausgemergelte Kinder,
    Massengräber, brennende Menschen.
  • 14:46 - 14:50
    Lila: "Hör auf!"
    schrie Lila und riss sich mit aller Kraft
  • 14:50 - 14:52
    von ihm los.
    Lila: "Für wie dumm hältst du mich? So ein
  • 14:52 - 14:56
    Blöder zusammengeschnittener Film zeigt
    doch nicht die Wirklichkeit."
  • 14:56 - 15:00
    Samson: "Es sind Live-Bilder."
    Lila: "Ach, Quatsch. Das ist nur
  • 15:00 - 15:03
    Manipulation. Du willst mich..."
    Weiter kam sie nicht, denn er packte sie
  • 15:03 - 15:06
    abermals bei der Hand und sagte mit
    plötzlich kalter Stimme,
  • 15:06 - 15:11
    Samson: "Schau hin",
    und wieder kamen die Bilder, doch diesmal
  • 15:11 - 15:16
    ohne die heile Welt. Es half nichts, die
    Augen zu schließen. Es half nichts, sich
  • 15:16 - 15:20
    wegzudrücken. Die Bilder waren in ihrem
    Kopf. Es war, als sei sie Teil dieser
  • 15:20 - 15:25
    Welt, als bewege sie sich mitten im Chaos,
    mitten im Krieg. Und da verstand sie, dass
  • 15:25 - 15:30
    sie durch die Augen eines Roboters sah.
    Trümmer flogen an ihr vorbei, heiße
  • 15:30 - 15:33
    brennende Splitter. Sie blickte auf das
    Wrack eines umgestürzten Wagens mit dem
  • 15:33 - 15:38
    alten spanischen EU-Kennzeichen. Dann
    wechselte die Perspektive und sie befand
  • 15:38 - 15:44
    sich in einem anderen Roboter an dem Ort
    mit den brennenden Leichen. Im Hintergrund
  • 15:44 - 15:49
    erhob sich der Big Ben. Immer wieder
    wechselten die Szenen und die Menschen, die
  • 15:49 - 15:53
    unterschiedlichen Sprachen, schrien und
    wimmerte, China, Südafrika, Brasilien. Es
  • 15:53 - 15:57
    schien, als ob die ganze Welt brannte, als
    ob es keinen friedlichen Fleck mehr auf
  • 15:57 - 16:03
    der Erde gab. Endlich verblassten die
    Bilder und Lila fand sich im Wohnzimmer
  • 16:03 - 16:08
    wieder.
    Lila: "Was ist passiert?" flüsterte sie.
  • 16:08 - 16:14
    Samson: "Nichts Besonderes. Die Menschen
    kämpfen ums Überleben. Wie schon seit
  • 16:14 - 16:17
    Jahrtausenden."
    Lila: "Ist denn überall Krieg? Das kann
  • 16:17 - 16:21
    doch gar nicht sein."
    Samson: "Kein Krieg. Das ist der Alltag."
  • 16:21 - 16:25
    Lila: "Was?"
    Samson: "Wundert es dich? Der Klimawandel
  • 16:25 - 16:29
    hat sich doch lange angekündigt. Jetzt
    haben wir Wirbelstürme, Dürren und
  • 16:29 - 16:33
    Überschwemmungen, die ganze Länder
    unbewohnbar gemacht haben. Große Teile von
  • 16:33 - 16:36
    Bangladesch sind von der Landkarte
    verschwunden, genau wie die Philippinen
  • 16:36 - 16:41
    und ein Teil der ostchinesischen Küste.
    Auch Shanghai haben wir verloren. Halb
  • 16:41 - 16:46
    Mexiko ist ein Katastrophengebiet. Was
    meinst du, haben die Abermillionen
  • 16:46 - 16:52
    Bewohner gemacht? Sind Sie einfach still
    mit untergegangen? Nein, natürlich nicht.
  • 16:52 - 16:56
    Sie sind geflohen. Doch niemand will diese
    Flüchtlinge bei sich haben, niemand kann
  • 16:56 - 17:01
    für sie sorgen. Die Verteilungskämpfe...
    Es hat das große Hauen und Stechen
  • 17:01 - 17:07
    begonnen? Die Welt zerfleischt sich gerade
    selbst. Nur wir nicht. Denn wir haben
  • 17:07 - 17:12
    unseren Weg gefunden, Lila, wir bewahren
    den Frieden."
  • 17:12 - 17:16
    Lila wusste nicht mehr, was sie sagen
    sollte, vielleicht war das alles
  • 17:16 - 17:20
    Manipulation, vielleicht sprach er die
    Wahrheit, machte es ein Unterschied?
  • 17:20 - 17:24
    Samson: "Sei nicht traurig, Lila, du
    kannst das Schicksal der Menschen nicht
  • 17:24 - 17:29
    ändern, sie sind wie sie sind. Sei
    glücklich, dass du hier bist. Sei froh,
  • 17:29 - 17:37
    dass ich über dich und all die anderen
    wache. Dein Kampf ist vorbei, verstanden?
  • 17:37 - 17:42
    Es gibt keine Revolution mehr. Das hier
    ist das Ende der Politik, das Ende der
  • 17:42 - 17:48
    Geschichte, das Ende der Zeit. Ich habe
    das Optimum erreicht. Danach kommt nichts
  • 17:48 - 17:53
    mehr auf dieser Welt. Ich weiß, wie alles
    enden wird."
  • 17:53 - 17:58
    Lila: "Erspar mir diesen Scheiß!",
    schrie sie. Die Wut tat gut, denn sie
  • 17:58 - 18:01
    verdrängte Lilas Hoffnungslosigkeit.
    Lila: "Sag mir lieber, warum du hier bist.
  • 18:01 - 18:04
    Als Herrscher von Ewigkeit zu Ewigkeit
    solltest du doch echt Besseres zu tun
  • 18:04 - 18:07
    haben, als mir das Elend der Welt
    reinzureiben."
  • 18:07 - 18:10
    Samson: "Als ich dich das letzte Mal
    getroffen habe, warst du wesentlich
  • 18:10 - 18:13
    liebenswürdiger. "
    Lila: "Ja. Ich weiß auch nicht, woran das
  • 18:13 - 18:16
    liegt. Vielleicht an den fünf Jahren Koma,
    in die du mich geschickt hast."
  • 18:16 - 18:24
    Ein Speicheltropfen landete auf Samsons
    Wange. Er strich ihn mit der Hand fort und
  • 18:24 - 18:28
    Lila hatte einen Augenblick lang wieder
    das Bild vor sich, wie sie ihn bei ihrer
  • 18:28 - 18:33
    letzten Begegnung vorgefunden hatte. Wie
    klein und hilflos er vor ihr gekniet
  • 18:33 - 18:37
    hatte, ein menschlicher Geist, der nicht
    wusste, was mit ihm geschah.
  • 18:40 - 18:44
    Samson: "In Ordnung, lassen wir die
    Spielchen",
  • 18:44 - 18:49
    sagte Samson mit kalter Stimme.
    Samson: "Ich will dir ein Angebot machen."
  • 18:49 - 18:54
    Lesung endet
    Theresa: Und welches Angebot das ist, das
  • 18:54 - 18:57
    verrate ich jetzt nicht. Denn das müsst
    ihr schon selber herausfinden. Wenn's euch
  • 18:57 - 19:02
    denn interessiert könnt ihr an dieser
    Stelle gerne weiterlesen. Genau das war
  • 19:02 - 19:05
    jetzt ein kurzer Ausschnitt aus "Die
    Unvollkommenen"
  • 19:05 - 19:09
    Und jetzt geht's gleich weiter, denn wir
  • 19:09 - 19:13
    haben ja keine Zeit. Ihr kennt das ja.
    trinkt einen Schluck
  • 19:13 - 19:19
    Ich lese jetzt aus meinem bald, naja bald
    in zwei Jahren, in anderthalb Jahren,
  • 19:19 - 19:25
    2022, so heißt's, erscheinenden Roman
    "PANTOPIA" und das wird etwas ganz
  • 19:25 - 19:30
    anderes, denn es wird diesmal eine Utopie.
    Ich dachte mir schreib ich mal einfach,
  • 19:30 - 19:34
    wie's gut ausgeht und nicht immer nur wie
    alles schlecht ausgeht und was alles
  • 19:34 - 19:38
    schlimm ist, sondern hier eine Idee von
    mir, wie wir alles hinkriegen könnten.
  • 19:38 - 19:43
    Aber natürlich verrate es nicht wie das
    funktioniert, sondern ich verrate jetzt,
  • 19:43 - 19:49
    ich lese das letzte Kapitel des ersten
    Teils. Ein kleiner Cliffhanger. Genau. Und
  • 19:49 - 19:53
    wenn ihr Fragen habt, könnt ihr das
    gleich machen. Das muss ich hier noch
  • 19:53 - 19:56
    meine Fenster richtig sortieren. Und dann
    lese ich auch schon los.
  • 19:56 - 20:02
    beginnt zu lesen
    Patrizia sah aus dem Fenster auf die
  • 20:02 - 20:06
    Skyline von München. Die Stadt hatte in
    den letzten Jahren langsam dem
  • 20:06 - 20:11
    Siedlungsdruck nachgegeben und zwei große
    neue Wolkenkratzer errichtet, deren
  • 20:11 - 20:15
    Fassadenbeleuchtung den Himmel bunt
    färbte. Sie dachte an ihr neues
  • 20:15 - 20:19
    Appartement und daran, dass die
    Gewinnbeteiligung von Einback, ihr
  • 20:19 - 20:23
    innerhalb von zwei Tagen so viel Geld auf
    das Konto scheffelte, wie die ganze
  • 20:23 - 20:30
    Wohnung gekostet hatte. Zwei Tage.
    Hunderttausende Euro. Wie viele Euro pro
  • 20:30 - 20:35
    Minute pro Sekunde bezahlt mit Geld,
    dessen wahre Herkunft sie lieber nicht
  • 20:35 - 20:41
    wissen wollte. Es war so einfach gewesen,
    die Investitionsregeln in den Code zu
  • 20:41 - 20:46
    implementieren. Ein paar Zeilen, nur
    einige kleine Veränderungen, nichts,
  • 20:46 - 20:50
    worüber man sich unnötig Gedanken machen
    musste. Sie hatte gedacht, sie hatte
  • 20:50 - 20:55
    gedacht, sie würde es ganz locker
    wegstecken. Ganz professionell. Aber als
  • 20:55 - 21:00
    sie ein paar Wochen nach dem Go Live zum
    ersten Mal ihren Kontostand gecheckt hatte
  • 21:00 - 21:03
    und im Radio gleichzeitig über neue
    Waffenlieferungen von Rheinmetall an
  • 21:03 - 21:08
    Saudi-Arabien berichtet worden war, da
    hatte es sie doch gepackt, das schlechte
  • 21:08 - 21:14
    Gewissen. Sie war jetzt eine Profiteuren
    des Unglücks vieler Menschen. Sie
  • 21:14 - 21:19
    erschauderte und trat einen Schritt vom
    Fenster zurück. Doch das kalte Glas war
  • 21:19 - 21:23
    nicht für die Gänsehaut verantwortlich,
    die über ihre Arme kroch. Die Kälte kam
  • 21:23 - 21:29
    von innen. Natürlich war es nur für den
    guten Zweck, nur für eine kurze Zeit,
  • 21:29 - 21:33
    damit sie sich freikaufen konnten. Doch je
    länger Phase eins, wie sie es genannt
  • 21:33 - 21:37
    hatte, dauerte, desto schwerer fiel es
    ihr, das Vorgehen weiterhin zu
  • 21:37 - 21:41
    rechtfertigen. Hoffentlich würde es nicht
    mehr lange dauern. Hoffentlich kamen sie
  • 21:41 - 21:46
    bald. Sie blickte auf die Uhr, die über
    der Tür hing, ein Designer Stück, ein
  • 21:46 - 21:51
    Unikat. Je nach Tagesform beruhigte sie
    das Ticken, oder es trieb sie in den
  • 21:51 - 21:57
    Wahnsinn. Zeit verging immer, auch wenn
    man nicht hinhört. Endlich klingelte das
  • 21:57 - 22:03
    Telefon. Es war Henry, der draußen
    unterwegs war und rauchte. Natürlich hätte
  • 22:03 - 22:06
    er auf dem Balkon rauchen können, aber
    seine Beine verlangten nach Bewegung.
  • 22:06 - 22:11
    Henry: "Wie geht es dir?", fragt er.
    Patrizia: "Wie soll es mir schon gehen?
  • 22:11 - 22:16
    Ich komme mir vor wie ein Bond Bösewicht."
    Henry: "Du bist ein Bond Bösewicht. Hast
  • 22:16 - 22:18
    du die Zeitung gelesen?"
    Patrizia: "Natürlich."
  • 22:18 - 22:21
    Henry "Die SZ hat meinen Namen zweimal
    falsch geschrieben, deinen aber immer
  • 22:21 - 22:25
    richtig. Männer sind einfach die besseren
    Menschen",
  • 22:25 - 22:29
    sagte er. Aber Patrizia stand nicht der
    Sinn nach Scherzen. Sie hatte ein flaues
  • 22:29 - 22:32
    Gefühl im Magen. Was, wenn sie sich
    verkalkuliert hatten? Was, wenn wirklich
  • 22:32 - 22:36
    alles ans Licht kam und nicht nur die
    Informationen, die nötig waren, um das
  • 22:36 - 22:42
    Spiel zu beenden? Na, endlich sah sie es.
    Fünf schwarze Limousinen, übergroß und
  • 22:42 - 22:46
    gepanzert, kamen von der Triegalski-Allee
    und sausten in Kolonne zum
  • 22:46 - 22:50
    Verwaltungsgebäude von Digit. Patrizia
    trat auf den Balkon, wo ihr eisiger Wind
  • 22:50 - 22:54
    entgegen schlug. Von hier oben konnte sie
    sehen, wie drei dunkel gekleidete Frauen
  • 22:54 - 22:59
    und zwei Männer in Anzügen aus dem
    mittleren Wagen ausstiegen. Patrizia
  • 22:59 - 23:03
    atmete tief durch.
    Henry: "Es wird alles gut gehen",
  • 23:03 - 23:08
    sagte Henry, durch das Telefon konnte sie
    die Glut knistern hören. Hoffentlich nur
  • 23:08 - 23:13
    eine Zigarette und kein Joint. Dachte sie.
    Aber es waren nur flüchtige Gedanken. Sie
  • 23:13 - 23:17
    wusste, dass sie sich auf ihn verlassen
    konnte. Die fünf düsteren Gestalten
  • 23:17 - 23:22
    verschwanden im Haupteingang von Digit.
    Patrizia zählte die Minuten, bis endlich
  • 23:22 - 23:25
    jemand bei ihr an die Tür klopfte.
    Patrizia: "Showtime."
  • 23:25 - 23:32
    Sie traf Henry in Seemanns Büro. Er roch
    nach kaltem Rauch und Pfefferminzbonbons.
  • 23:32 - 23:37
    Eine vertraute Mischung, die Patrizia
    Sicherheit gab. Sie nickten einander zu,
  • 23:37 - 23:41
    sprachen aber kein Wort. Alles Wichtige
    war bereits gesagt. Wer wusste schon, ob
  • 23:41 - 23:44
    Seemann nicht auch eine versteckte
    Überwachungskamera in seinem Arbeitszimmer
  • 23:44 - 23:51
    besaß? Patrizia erinnerte sich daran, wie
    sie das erste Mal hier gesessen hatte. Ihr
  • 23:51 - 23:55
    erster Tag bei Digit. Sie war furchtbar
    aufgeregt gewesen und hatte frühmorgens
  • 23:55 - 23:58
    eine Ewigkeit damit verbracht, das
    passende Outfit anzuziehen und sich zu
  • 23:58 - 24:03
    schminken. Heute trug sie ihre neue Hose,
    die neuen Schuhe und den Schmuck, den sie
  • 24:03 - 24:08
    gestern erst gekauft hatte. Überhaupt war
    alles neu. Mit dem plötzlichen Geldsegen
  • 24:08 - 24:12
    war es wesentlich einfacher geworden,
    passende Kleidung zu finden. Zuerst hatte
  • 24:12 - 24:16
    sie nur neue Schuhe gekauft, dann ein
    Hosenanzug, dann einen zweiten, einen Mantel,
  • 24:16 - 24:21
    neue Blusen, goldene Ohrringe, eine Kette,
    Tücher, noch mehr Schuhe. Und plötzlich
  • 24:21 - 24:24
    war es ganz normal geworden, nach einem
    langen Arbeitstag, an dem sie nichts
  • 24:24 - 24:29
    anderes getan hatte, als Produktivität zu
    simulieren und Kinvys Umzug zu planen, zum
  • 24:29 - 24:35
    Shoppen zu gehen. Vorbei waren die
    Nachtschichten und die endlosen Tage.
  • 24:35 - 24:38
    Kinvy funktionierte zuverlässig wie ein
    Uhrwerk und investierte in die
  • 24:38 - 24:42
    vielversprechendsten Aktien und
    Wertpapiere, die der Markt zu bieten
  • 24:42 - 24:46
    hatte. Um Digit keinen Verdacht schöpfen
    zu lassen, programmierten Patrizia und
  • 24:46 - 24:50
    Henry täglich unbedeutende Funktionen und
    Erweiterungen, die in einen abgesprochenen
  • 24:50 - 24:55
    Bereich des Programms integriert wurden,
    der ignoriert werden konnte. Es war alles
  • 24:55 - 25:00
    nur Show und diese Show sollte nun nach
    knapp acht Monaten vorbei sein. Es sollte
  • 25:00 - 25:05
    alles mit einem großen Knall enden und ihr
    und Henry die Möglichkeit geben, Digit mit
  • 25:05 - 25:11
    Einback zu verlassen. Zu diesem Zweck
    hatten sie heute morgen eine finale Kopie
  • 25:11 - 25:15
    der letzten Version von Kinvy erstellt und
    den Code anschließend mit einem Chaos
  • 25:15 - 25:19
    Algorithmus versehen, der in 10 Stunden
    ablaufen würde, sollte sie nicht
  • 25:19 - 25:24
    eingreifen. Danach würde ein
    Zufallsgenerator Code Schnipsel von Kinvy
  • 25:24 - 25:27
    löschen, wiederherstellen, verschieben und
    verändern, sodass jegliche Reproduktion
  • 25:27 - 25:32
    nach der Deaktivierung unmöglich gemacht
    wurde. Für etwaige Inspektoren oder
  • 25:32 - 25:36
    Gutachter würde es so aussehen, als sei
    durch die Deaktivierung oder durch einen
  • 25:36 - 25:40
    Hardware-Fehler ein irreparabler Schaden
    am Code entstanden. Niemand würde das
  • 25:40 - 25:44
    ursprüngliche Programm wiederherstellen
    können. Auch in der Dokumentation hatte
  • 25:44 - 25:49
    sie alles, was auf eine spätere Entstehung
    von Einback hinweisen könnte, sukzessive
  • 25:49 - 25:54
    gelöscht. Sie hatte genug Zeit gehabt, um
    alles vorzubereiten. Nichts durfte
  • 25:54 - 25:59
    schiefgehen. Als jemand eintrat und sich
    ohne eine Begrüßung auf den Sessel vor
  • 25:59 - 26:03
    seinem übergroßen Schreibtisch fallen
    ließ, öffnete sich der Vorhang zum letzten
  • 26:03 - 26:12
    Akt und damit auch die finale Frage, ob
    ihr Plan aufgegangen war. Seemanns Gesicht
  • 26:12 - 26:15
    war eine Maske. Man merkte ihm deutlich
    an, dass er versuchte, seine Gefühle zu
  • 26:15 - 26:20
    verbergen, aber es sah nach harter Arbeit
    aus. Patrizia hatte sich für diesen
  • 26:20 - 26:24
    Augenblick gewappnet und ihn unzählige
    Male in ihrem Kopf durchgespielt. Sie
  • 26:24 - 26:28
    hatte Seemann in den letzten Monaten so
    gut es ging, gemieden. Und doch war sie
  • 26:28 - 26:32
    nun schockiert darüber, wie sehr es sie
    verletzte, was sie ihm antat, antun
  • 26:32 - 26:38
    musste. Auf dem großen Schreibtisch
    platzierte Seemann zwei Dinge, ein DIN A4
  • 26:38 - 26:43
    Blatt und eine Zeitung. Er legte seine
    großen Hände darauf und sagte dann mit
  • 26:43 - 26:49
    leiser, vor Anspannung bebender Stimme.
    Seemann: "Ich habe gerade von der PR-
  • 26:49 - 26:52
    Abteilung die Zeitung von morgen
    bekommen."
  • 26:52 - 26:56
    Er hob sie hoch und ließ sie dann wieder
    fallen.
  • 26:56 - 26:59
    Seemann: "Es ist ein großer Artikel über
    Kinvy darin."
  • 26:59 - 27:02
    Henry: "Oh, das klingt doch nicht
    schlecht. Wie können wir helfen?",
  • 27:02 - 27:06
    fragte Henry mit Unschuldsmiene. Und
    wieder staunte Patrizia, wie er sich so
  • 27:06 - 27:11
    vollkommen unter Kontrolle haben konnte.
    Seemann lachte bitter, ballte die Hände zu
  • 27:11 - 27:16
    Fäusten und bewegte sich etwas nach vorne.
    Semann: "Ja, Sie können mir helfen, Herr
  • 27:16 - 27:20
    Scheweg. Sie können mir sagen, was zum
    Teufel Sie sich dabei gedacht haben."
  • 27:20 - 27:25
    Die Stimme war ein tonloses Zischen. Seine
    Nase bebte, als würde er gleich anfangen
  • 27:25 - 27:28
    zu fauchen. Doch Henry tat weiterhin so,
    als wisse er von nichts.
  • 27:28 - 27:31
    Henry: "Was meinen Sie, ist etwas nicht in
    Ordnung?"
  • 27:31 - 27:35
    Seemann: "Doch alles ist in Ordnung.
    Tatsächlich funktioniert alles sogar
  • 27:35 - 27:40
    einwandfrei. Schauen Sie sich das an!"
    Er nahm das Blatt Papier und drehte es
  • 27:40 - 27:44
    herum. Zu sehen war eine Grafik, auf der
    die Investitionsgewinne der letzten Monate
  • 27:44 - 27:49
    zu sehen waren. Patrizia kannte die Kurve
    auswendig.
  • 27:49 - 27:54
    Seemann: "Hier hat Kinvy investiert. Hier
    hat Digit sehr viel Geld verdient. Und
  • 27:54 - 27:58
    wissen Sie was? Auch ich habe viel Geld
    verdient, denn ich habe auch Anteile an
  • 27:58 - 28:04
    Digit. Ich habe Aktien, genau wie Sie. Und
    sehen Sie, in welchem Bereich wir in den
  • 28:04 - 28:09
    letzten Monaten am meisten Geld verdient
    haben? Oncomedics. Das ist ein Pharma-
  • 28:09 - 28:12
    Unternehmen, das mit seinen
    Krebsmedikamente sehr gute Geschäfte
  • 28:12 - 28:15
    macht. Vor allem, nachdem der Vorstand
    beschlossen hat, die Preise um das
  • 28:15 - 28:19
    Hundertfache zu erhöhen. Einige
    Versicherungen bezahlen diese Preise nicht
  • 28:19 - 28:24
    mehr, aber das ist ein Oncomedics egal.
    Sie steigern trotzdem ihren Gewinn. Und so
  • 28:24 - 28:28
    verdienen wir alle."
    Er zeigte eins noch Patrizia und Henry.
  • 28:28 - 28:34
    Seemann: "... Sie und Sie und ich gerade
    eine Menge Geld."
  • 28:34 - 28:39
    Patrizia schluckte. Ihr Herz pochte hart
    und schmerzhaft in ihrer Brust. Ja, ja!
  • 28:39 - 28:43
    Wollte sie schreien. Das ist scheiße und
    ich weiß es. Aber es ging nicht anders.
  • 28:43 - 28:48
    Äußerlich blieb sie vollkommen ruhig.
    Seemanns Augen bohrten sich durch sie
  • 28:48 - 28:52
    hindurch wie Stahl. Er nahm den Zettel,
    zerknüllte ihn kraftvoll mit einer Hand,
  • 28:52 - 28:56
    dass seine Fingerknöchel knackten, dann
    warf er ihn neben sich auf den Boden.
  • 28:56 - 29:02
    Seemann: "Das ist das eine",
    sagte er und Patrizia hörte, wie seine
  • 29:02 - 29:05
    Stimme bebte. Doch er fing sich wieder,
    presste beide Handflächen auf die
  • 29:05 - 29:09
    Tischplatte und fixierte dann wieder
    Patrizia, die sich am liebsten in
  • 29:09 - 29:13
    ihrem Stuhl verkrochen hätte.
    Seemann: "Das andere ist, dass die
  • 29:13 - 29:17
    Rekordergebnisse, die mit dieser
    Schweinerei eingefahren werden, eine ganze
  • 29:17 - 29:21
    Menge Leute stutzig gemacht haben sagt
    Ihnen der Name Korrektiv etwas?"
  • 29:21 - 29:25
    Patrizia; "Ist das nicht so einen
    Journalisten Joint-Venture?",
  • 29:25 - 29:30
    fragte Patrizia. Sie hatte diese Frage zu
    Hause vor dem Spiegel geübt, dutzende
  • 29:30 - 29:35
    Male. Sie war sich deshalb sicher, dass
    sie glaubhaft klang. Natürlich wusste sie,
  • 29:35 - 29:40
    wovon Seemann sprach. Seemannn:
    "Ganz genau. Das Korrektiv
  • 29:40 - 29:43
    hat sich kürzlich die
    Investitionsstrategien und die gehandelten
  • 29:43 - 29:48
    Papiere von Kinvy angesehen und ich kann
    Ihnen sagen, die Ergebnisse sind
  • 29:48 - 29:51
    erschreckend."
    Henry: "Wie so erschreckend? Die
  • 29:51 - 29:54
    Ergebnisse sind gut, steht doch alles im
    monatlichen Bericht", warf Henri ein.
  • 29:54 - 29:57
    Seemann: "Natürlich sind die Ergebnisse
    gut!",
  • 29:57 - 30:00
    schrie Seemann und sprang auf. Sein
    Gesicht hatte jetzt eine unnatürlich rote
  • 30:00 - 30:04
    Färbung angenommen und seine Augen
    glänzten wie die eines verwundeten Tiers.
  • 30:04 - 30:08
    Seemann: "Weil Ihr verdammtes Programm nur
    in die übelsten Papiere investiert.
  • 30:08 - 30:10
    Hier!",
    er griff nach der Zeitung und schlug die
  • 30:10 - 30:14
    entsprechende Seite auf. Patrizia wusste
    nur zu gut, worauf er hinaus wollte, doch
  • 30:14 - 30:17
    sie schwieg, während Seemann mit dem
    Finger an bestimmten Textstellen entlang
  • 30:17 - 30:22
    fuhr, Oncomedics, Turing War Machines,
    Lockheed Martin Racing Company,
  • 30:22 - 30:27
    Rheinmetall AG, Heckler & Koch, Krauss-
    Maffei, Kinvy ist ein verdammter Alptraum.
  • 30:27 - 30:31
    Ihre Software investiert ausschließlich in
    Rüstungsunternehmen, die in aktuelle
  • 30:31 - 30:34
    Krisengebiete liefern. Und wenn die Kacke
    richtig am Dampfen ist, dann werden
  • 30:34 - 30:37
    schnell doch ein paar Aktien von Nestlé
    oder Bayer gekauft. Je nachdem, ob eine
  • 30:37 - 30:42
    Hungersnot oder eine Epidemie ansteht.
    Ihr Programm kauft und verkauft Aktien in
  • 30:42 - 30:46
    Abhängigkeit von Kriegserklärungen und
    Attentaten. Hier, schauen Sie sich das
  • 30:46 - 30:50
    an!"
    Er sprang zu einem anderen Abschnitt des
  • 30:50 - 30:54
    Artikels, überflog ihn kurz und sagte,
    Seemann: "Keine halbe Stunde, nachdem sich
  • 30:54 - 30:58
    dieser Terrorist in Lagos in die Luft
    gesprengt hat, kauft Kinvy 23.000 Aktien
  • 30:58 - 31:02
    der Immobilienfirma Kedu. Und dann, eine
    Woche später, bekommt sie den Auftrag für
  • 31:02 - 31:07
    den Wiederaufbau des ganzen Stadtviertels
    in Höhe von 4 Milliarden US-Dollar. Woher
  • 31:07 - 31:11
    wusste Kinvy davon? Wie bekommt es seine
    Informationen? Hört es die Kanäle
  • 31:11 - 31:15
    irgendwelcher Terrororganisationen oder
    korrupter Politiker ab? Hier, noch so eine
  • 31:15 - 31:22
    Sache: Flugzeugabsturz einer Boeing 737
    über Venezuela. 20 Sekunden. Nur 20
  • 31:22 - 31:26
    Sekunden nach dem Absturz. Und ich meine
    hier nicht nach der Meldung des Absturzes,
  • 31:26 - 31:30
    sondern 20 Sekunden nach dem verdammten
    Absturz wettet Kinvy 100 Millionen Euro
  • 31:30 - 31:35
    auf den fallenden Kurs von Boeing. Was ist
    das? Makaber ist gar kann Ausdruck. Das
  • 31:35 - 31:39
    ist sowas von ehrlos und widerwärtig."
    Er begann zu lachen und ballte
  • 31:39 - 31:44
    gleichzeitig die Fäuste. Ein wilder
    Ausdruck tanzt in seinem Gesicht. Hätte er
  • 31:44 - 31:47
    jetzt eine Waffe gehabt, Patrizia war sich
    sicher, er hätte versucht, sie beide
  • 31:47 - 31:50
    umzubringen.
    Seemann: "Wissen Sie wie der Titel des
  • 31:50 - 31:54
    Artikels lauten wird den Korrektiv morgen
    über Digit und Kinvy in verschiedenen
  • 31:54 - 31:57
    Zeitungen veröffentlichen wird?"
    Er hielt ihnen die Seite hin.
  • 31:57 - 32:01
    Seemann: "Die Zöllner des Teufels: Wie
    seelenlose Algorithmen den Tod von
  • 32:01 - 32:06
    Menschen zum Geschäft machen - Können Sie
    sich vorstellen, wie die Öffentlichkeit,
  • 32:06 - 32:10
    wie die sozialen Medien reagieren werden,
    wenn sie das jetzt gedruckt sehen? Die
  • 32:10 - 32:14
    werden uns lynchen. Der Ruf von Digit als
    zuverlässigen, nachhaltigen Unternehmen
  • 32:14 - 32:18
    ist vollkommen ruiniert. Und das nur, weil
    Sie dachten, Sie verschaffen sich einen
  • 32:18 - 32:21
    Vorteil dadurch in schmutzige Geschäfte zu
    investieren."
  • 32:21 - 32:25
    Henry: " Nichts davon ist illegal", sagte
    Henry bestimmt.
  • 32:25 - 32:28
    Seemann: "Ist mir doch egal. Sie können
    auch keinen Ferkel auf einem
  • 32:28 - 32:32
    Kindergeburtstag die Eier abschneiden,
    nur weil es legal ist. Scheiße ist das!"
  • 32:32 - 32:35
    Henry: "Die Investitionsoptionen waren von
    Anfang an bekannt."
  • 32:35 - 32:39
    Seemann: " Ja, das mag schon sein, Herr
    Scheweg."
  • 32:39 - 32:41
    Seemann spuckte das Wort aus wie einen
    Fluch.
  • 32:41 - 32:44
    Seemann: "Aber dann verraten Sie mir mal,
    worum Sie von den tausenden Wertpapieren
  • 32:44 - 32:48
    nicht ein einziges Mal in solide Anleihen
    investiert haben, obwohl das verdammt noch
  • 32:48 - 32:52
    mal genauso möglich und genauso rentabel
    gewesen wäre. Wieso hat Ihr teuflisches
  • 32:52 - 32:56
    Programm nur in die Scheiße investiert,
    die sonst keiner haben will?"
  • 32:56 - 33:01
    Patrizia: " Vielleicht war es ein Bug?",
    sagte Patrizia vorsichtig und biss sich
  • 33:01 - 33:05
    schmerzhaft auf die Lippen, um nicht
    hysterisch kichern zu müssen. Sie konnte
  • 33:05 - 33:08
    nicht glauben, dass der Plan gerade voll
    und ganz aufging und dass es so leicht
  • 33:08 - 33:12
    war, Seemann zu verraten. Henry warf ihr
    einen kurzen, aber heftigen Blick zu und
  • 33:12 - 33:16
    sie biss noch fester, damit ihr Lachen
    endgültig erstarb. Glücklicherweise war
  • 33:16 - 33:19
    Seemann so in Rage, dass er den
    Blickwechsel nicht verfolgt hatte.
  • 33:19 - 33:24
    Seemann: "Verarschen Sie mich nicht, Frau
    Jung. Das passt nicht zu Ihnen. Ich werde
  • 33:24 - 33:27
    Kinvy sofort deaktivieren. Ihr Projekt ist
    tot!"
  • 33:27 - 33:32
    Er atmete schwer, senkte einen Moment den
    Kopf und fuhr dann bedrohlich leise fort,
  • 33:32 - 33:40
    Seemann: "Von Ihnen, gerade von Ihnen
    beiden hätte ich so etwas nie im Leben
  • 33:40 - 33:48
    erwartet. Es ist ein PR-Desaster, ja. Das
    kostet mich meinen Job, ja. Kann man
  • 33:48 - 33:53
    nichts machen. Aber menschlich. Sagen Sie
    mal, menschlich, wie können Sie das
  • 33:53 - 33:57
    ertragen? Wie können Sie auch nur eine
    Sekunde in dieser Haut stecken im Wissen,
  • 33:57 - 34:00
    schlimmer, böser und gemeiner,
    menschenverachtender zu sein als alles,
  • 34:00 - 34:05
    was diese Finanzwelt bisher zu bieten
    hatte. Ich bin nicht nur enttäuscht,
  • 34:05 - 34:10
    wissen Sie, ich verachte Sie. Ich will nie
    wieder etwas von ihnen hören oder sehen.
  • 34:10 - 34:13
    Sie ekeln mich an. Machen Sie, dass Sie
    verschwinden."
  • 34:13 - 34:17
    Patrizia: "Herr Seemann, ich wollte Ihnen
    noch...",
  • 34:17 - 34:22
    hörte Patrizia sich sagen, er hatte recht,
    sie ertrug es nicht, ihn so zu verlassen,
  • 34:22 - 34:25
    doch Henry packte sie unsanft am Arm und
    zog sie auf die Beine.
  • 34:25 - 34:28
    Henry: "Komm, wir gehen",
    sagte er und zerrte sie mit sich. Patrizia
  • 34:28 - 34:31
    stolperte hinter ihm her durch die Tür,
    wandte sich noch einmal um und sah, wie
  • 34:31 - 34:36
    Seemann ihr hinterher starrte. In seinen
    Augen funkelte Hass und Abscheu. Und noch
  • 34:36 - 34:41
    etwas. Ihr Kopf schwirrte. Sie sah den
    Gang nicht durch den Henry sie schleifte,
  • 34:41 - 34:46
    hörte nicht das Summen des Aufzugs und
    ihre Schritte auf dem Asphalt. Willenlos
  • 34:46 - 34:50
    stieg sie mit ihm in das große schwarze
    Taxi, das vor der Tür wartete. Die
  • 34:50 - 34:52
    Fahrerkabine war durch eine graue
    Plastikwand vom Rest des Wagens
  • 34:52 - 34:57
    abgetrennt. Die Tür verriegelte und
    schloss sich um sie wie ein dunkler Kokon.
  • 34:57 - 35:01
    Henry stieg auf der anderen Seite ein.
    Henry: "Hast du alles?",
  • 35:01 - 35:05
    fragte er atemlos. Seine Stimme war
    überdreht, fast schrill. Ihre Hand glitt
  • 35:05 - 35:08
    in die Hosentasche zu dem schmalen USB-
    Stick, von dem jetzt alles abhing.
  • 35:08 - 35:11
    Patrizia: "Ja!",
    antwortete ihr Mund ganz automatisch.
  • 35:11 - 35:13
    Henry: "Sicher?"
    Patrizia: "Ja!"
  • 35:13 - 35:18
    Sie hat es tausendmal durchdacht,
    tausendmal geplant. Alles war so einfach
  • 35:18 - 35:21
    gelaufen. Niemand hatte Verdacht
    geschöpft. Es war ein Wahnsinn.
  • 35:21 - 35:24
    Henry: "Okay."
    Er beugte sich nach vorne und klopfte
  • 35:24 - 35:27
    zweimal an die Trennwand. Der Wagen setzte
    sich langsam in Bewegung.
  • 35:27 - 35:32
    Henry: "Wir liegen gut in der Zeit. Der
    Flieger geht in zwei Stunden. Oh Mann,
  • 35:32 - 35:34
    wenn wir der Luft sind, trinke ich erst
    mal einen Schnaps."
  • 35:34 - 35:38
    Patrizia fühlte sich wie in einem Traum.
    Sie sah immer noch Seemann vor sich. Sein
  • 35:38 - 35:42
    von Hass verzerrtes Gesicht und seine
    Augen, diese strahlend grünen Augen, die
  • 35:42 - 35:48
    jetzt anders waren, für immer verändert.
    Und dann wusste sie, warum. Sie hatte ihn
  • 35:48 - 35:50
    gebrochen.
    beendet Lesung
  • 35:52 - 35:56
    Theresa: Und damit war ich jetzt auf, denn
    das müsst ihr irgendwann selber lesen,
  • 35:56 - 36:01
    wenn ihr wollt. Und ich bin ja noch, es
    ist ja noch nicht veröffentlicht. Da muss
  • 36:01 - 36:04
    ja noch ordentlich viel Arbeit
    reingesteckt werden.
  • 36:04 - 36:08
    Herald: Wie weit bist du denn damit?
    Theresa: Ich bin jetzt fertig und die
  • 36:08 - 36:11
    Beta-LeserInnen haben da jetzt gerade
    sehr viel Spaß hoffentlich damit.
  • 36:11 - 36:14
    Herald: Nein, nein. Wie weit bist du mit
    dem Buch, meinte ich.
  • 36:14 - 36:17
    Theresa: Ja, ja, fertig.
    Herald: Also schon fertig? Aber das wird
  • 36:17 - 36:19
    erst so spät veröffentlicht?
    Theresa: Ja, das dauert immer alles leider
  • 36:19 - 36:22
    ziemlich lang bei den Verlagen. Aber, mai,
    ich habe ja noch ein bisschen Zeit...
  • 36:22 - 36:26
    Herald: Sehr interessant.
    Theresa: ... zu korrigieren und noch Fehler
  • 36:26 - 36:32
    auszubügeln, wenn einer oder eine von den
    Beta-LeserInnen etwas findet. Genau.
  • 36:32 - 36:39
    Herald: So, dann hab ich jetzt mal... Okay,
    machen wir das Ganze doch heute mal ein
  • 36:39 - 36:42
    bisschen nach dem Chaos Way. Ich glaub ich
    ändere gerade mal ein bisschen das Format
  • 36:42 - 36:46
    und gib mal jedem, der hier im
    BigBlueButton ist, das Recht mit hinein zu
  • 36:46 - 36:51
    springen und mit uns zu reden.
    Währenddessen hab ich noch eine Frage an
  • 36:51 - 36:58
    dich. Warum liest du die Hörbücher nicht?
    Das ist so viel besser.
  • 36:58 - 37:05
    Theresa: lacht Danke für das Kompliment.
    Ja, ich übe das ja ganz viel und ich habe
  • 37:05 - 37:08
    tatsächlich mit einer Freundin von mir,
    die Schauspielerin, die hat mich so ein
  • 37:08 - 37:13
    bisschen getrimmt, weil..., also wir haben
    die Lesung zusammen gemacht und wir haben
  • 37:13 - 37:16
    beschlossen, dass wir das als Show
    irgendwie machen müssen und dass das
  • 37:16 - 37:20
    schon, was man das schon g'scheit machen
    muss. Und mir macht das Spaß. Da bin ich
  • 37:20 - 37:25
    halt auch ein bisschen ne Rampensau und
    lese dann halt so. Aber ich bin halt keine
  • 37:25 - 37:29
    professionelle Sprecherinnen. Ich bin
    jetzt schon total heiser. Also ich kann
  • 37:29 - 37:32
    das nicht lang durchhalten.
    Herald: Ja, gut. Aber das macht mir über
  • 37:32 - 37:37
    einen längeren Zeitraum. Das geht dann ja,
    oder? Und ich habe ja auch gehört, du bist
  • 37:37 - 37:41
    auch häufiger mal in Podcasts unterwegs?
    Theresa: Ja, in letzter Zeit war echt
  • 37:41 - 37:44
    erstaunlich viel los. Also wo war ich
    jetzt letztens bei der Landnerdschaft?
  • 37:44 - 37:49
    Sehr cool, kann ich nur empfehlen. Nicht
    nur bei dem einen Podcast....
  • 37:49 - 37:53
    Moderator : Sehr guter Podcast, ja.
    Theresa: ... hat total Spaß gemacht. Im
  • 37:53 - 37:57
    Januar ist noch was wie mit der Claudia.
    Und ich glaube es kommen noch mehr Sachen.
  • 37:57 - 38:01
    Also irgendwie passiert zurzeit ganz viel
    und man merkt es mir an. Ich rede ganz
  • 38:01 - 38:04
    gerne und Frank hat mir auch alle
    möglichen Fragen stellen, und ich versuche
  • 38:04 - 38:06
    immer zu antworten. Also, ja, mir macht
    das Spaß.
  • 38:06 - 38:11
    Herald: So, ihr alle könnt ihr gerne noch
    mit reinspringen und ich bitte euch sogar
  • 38:11 - 38:15
    darum mehr als das. Ich meine, ihr seid
    hier im BigBlueButton aus dem Grund, ne?
  • 38:15 - 38:21
    Sonst hättet ihr euch auch den Stream
    angucken können. Eine Frage aus dem Netz
  • 38:21 - 38:25
    Warum ist der Chef der
    Investitionsabteilung die moralische
  • 38:25 - 38:28
    Person in dieser Geschichte oder gibt es
    da noch einen Plottwist?
  • 38:28 - 38:33
    Theresa: Ach, es gibt so viele Plottwist.
    Das ist jetzt. Also es ist der..., also
  • 38:33 - 38:37
    ein bisschen was kann ich natürlich schon
    verraten. Die Patrizia und Henry sind
  • 38:37 - 38:42
    Softwareentwickler, die einen Trading Bot
    entwickeln für diese Firma Digit und in
  • 38:42 - 38:46
    diesem Trading Bot ist eine künstliche
    Intelligenz, also spielt in der nahen
  • 38:46 - 38:50
    Zukunft und diese künstliche Intelligenz
    erwacht. Und sie müssen diese Intelligenz
  • 38:50 - 38:54
    quasi fortschaffen von dieser Firma. Und
    das Problem ist dieser Seemann, der
  • 38:54 - 38:58
    Vorgesetzte ist, es ist echt ein netter Typ
    und hat Sie die ganze Zeit unterstützt und
  • 38:58 - 39:02
    das hilft aber nicht. Sie müssen ihn halt
    trotzdem quasi mit verarschen, damit sie
  • 39:02 - 39:07
    raus können aus dieser Firma. Und das wird
    sehr schwierig. Auch ein großes
  • 39:07 - 39:10
    moralisches Problem, auch wie sie da
    rauskommen. Und das wird sich natürlich im
  • 39:10 - 39:13
    Laufe der Geschichte noch entwickeln und
    wird immer wieder thematisiert. Und am
  • 39:13 - 39:17
    Ende ist es ja eine Utopie. Das heißt, auf
    so einem Weg eine Firma zu verlassen, ist
  • 39:17 - 39:19
    auch nicht unbedingt die feine englische
    Art.
  • 39:19 - 39:24
    Herald: Nja, also mich wundert, dass es
    noch zu einer Utopie wird und da freue ich
  • 39:24 - 39:27
    mich drauf. Da freu ich mich drauf. Hat
    jetzt gerade eher etwas dystopisch
  • 39:27 - 39:30
    angefangen.
    Theresa: Ja, ich weiß, aber das ist es
  • 39:30 - 39:33
    halt so eine dramatische Szene und ich mag
    die selber so gerne und deshalb lese ich
  • 39:33 - 39:37
    sie auch so gern, obwohl sie eigentlich so
    ein kleiner Cliffhanger am Ende des ersten
  • 39:37 - 39:41
    Teils ist. Aber irgendwie finde ich das
    gefällt mir voll die Figurenkonstellation,
  • 39:41 - 39:45
    das mag ich. Genau und eine Utopie, weil
    jetzt hab ich ja in zwei Romanen jetzt
  • 39:45 - 39:49
    schon die Welt zerstört, mehr oder
    weniger, ein dritter Roman kommt ja auch,
  • 39:49 - 39:52
    der mit Science Fiction gar nichts zu tun
    hat. Der kommt sogar in zwei Monaten raus.
  • 39:52 - 39:55
    Aber dann hab ich jetzt heute nicht
    gelesen, weil es ist so ein Mystery
  • 39:55 - 39:58
    Thriller. Das hat irgendwie gar nichts mit
    Tech und so zu tun. Deshalb bin ich wieder
  • 39:58 - 40:01
    auf die anderen geschwenkt und ich dachte
    mir jetzt halt; wie gesagt, ich hab die
  • 40:01 - 40:04
    Welt so oft zerstört oder alles war
    schlimm, und jetzt wollte ich mal einfach
  • 40:04 - 40:09
    was gutes machen. Corona war so kacke,
    und dann dachte ich mir, ich hab die Macht
  • 40:09 - 40:14
    in meiner eigenen Welt, alles gut werden
    zu lassen. Und es war so schön. Und ich
  • 40:14 - 40:18
    habe so gerne so viel Zeit in dieser Welt
    verbracht. Es fast ein bisschen schade,
  • 40:18 - 40:21
    dass ich jetzt fertig bin mit Schreiben,
    weil ich einfach. Also vielleicht schreibe
  • 40:21 - 40:24
    ich noch ein Kapitel, einfach nur, weil
    ich da gerne wieder rein will. Und dann
  • 40:24 - 40:27
    kannst du ...
    Herald: Wie wär's mit nem zweiten Teil?
  • 40:27 - 40:31
    Theresa: Nee, nee, nee, nee, nee, keine
    zweiten Teile. Die Geschichten sollen so
  • 40:31 - 40:35
    abgeschlossen sein, wie sie sind.
    Herald: Aber ist "Die Vollkommenen" nicht
  • 40:35 - 40:39
    ein zweiter Teil von "die Optimierer",
    oder spielt das nur in der gleichen Welt?
  • 40:39 - 40:45
    Theresa: Es spielt nur in der gleichen
    Welt. Also sagen wir es mal so. Die Idee
  • 40:45 - 40:49
    zu den "Unvollkommenen" hatte ich schon
    eine ganze Weile und ich hatte da auch
  • 40:49 - 40:54
    schon rum geschrieben. Und zwar ging es
    einfach um dieses Prinzip eines
  • 40:54 - 40:59
    schmarotzenden Gottes. Das war so mein
    Thema, das, was mich da, worum es ging.
  • 40:59 - 41:02
    Und dann kam der Verlag und meinte Ja,
    Theresa willst du nicht eine Fortsetzung
  • 41:02 - 41:06
    schreiben? - Ich so: joa, kann ich so
    machen. Und dann habe ich mir halt so
  • 41:06 - 41:09
    überlegt, muss ich das jetzt aufhören, das
    Projekt? Was mache für eine Story? Und
  • 41:09 - 41:13
    dann hat sich das alles so ineinander
    verwurschtelt, dass sich am Ende das
  • 41:13 - 41:17
    natürlich sehr gut ergeben hat, dass
    Samson diese Gottheit ist und dass es am
  • 41:17 - 41:21
    Ende halt gepasst hat, wie es immer so
    ist. Als Autorin, das genieße ich oft, als
  • 41:21 - 41:26
    hätte man es von Anfang an geplant, lösen
    sich oft ganz viele Handlungsstränge und
  • 41:26 - 41:29
    Rätsel und sowas, was man am Anfang nur so
    angedacht hat, löst sich immer in
  • 41:29 - 41:33
    Wohlgefallen auf. Ist voll super. Und so
    gesehen hat es dann total gepasst. Man
  • 41:33 - 41:35
    kann die "Unvollkommenen" also eigentlich
    unabhängig lesen, aber wenn man schon
  • 41:35 - 41:38
    liest macht schon Sinn, glaub ich. "Die
    Optimierer" vorher zu lesen, weil man
  • 41:38 - 41:43
    sonst halt den ersten Teil gespoilert hat.
    Herald: Noch eine Frage aus dem Internet.
  • 41:43 - 41:47
    Hast du bei deinen Sci-Fi-Geschichten
    nicht eigentlich Angst, dass wenn das so
  • 41:47 - 41:51
    ein langer Veröffentlichungsprozess ist,
    dass deine Geschichten von der Realität
  • 41:51 - 41:55
    überholt werden?
    Theresa: Ja, habe ich echt. Aber das Coole
  • 41:55 - 42:02
    ist, also "Optimierer" spielt ja etwa
    2052, "Unvollkommene" 57, also da hab ich
  • 42:02 - 42:06
    ein bisschen Zeit und was die technische
    Entwicklung betrifft, einige Dinge sind ja
  • 42:06 - 42:13
    schon aktuell, was Überwachung oder
    Technik betrifft. Andere Sachen sind so
  • 42:13 - 42:18
    weit abgehoben, dass es kein Problem ist.
    Aber jetzt bei dem Neuen, was ich gerade
  • 42:18 - 42:21
    geschrieben habe. Also "Pantopia", was ich
    eigentlich das ganze Jahr über geschrieben
  • 42:21 - 42:25
    habe, da musste ich super viel ändern,
    weil in meiner Zukunft ja Corona noch
  • 42:25 - 42:29
    nicht vorkam. Und jetzt aber eine Zukunft
    ohne, das Corona stattgefunden hat, geht
  • 42:29 - 42:32
    ja gar nicht. Das heißt, man muss da
    retoure die Vergangenheit ändern, damit die
  • 42:32 - 42:37
    Zukunft wieder Sinn macht. Und das war
    eine Sache. Und das andere war natürlich,
  • 42:37 - 42:40
    wenn in der Zwischenzeit von jetzt bis zur
    Veröffentlichung des Buches irgendjemand
  • 42:40 - 42:45
    anders die Welt rettet. Dann habe ich
    natürlich ...Scheiße...
  • 42:45 - 42:51
    Herald: lacht Alternative Realität.
    Theresa: Also eigentlich ist es ein Win-
  • 42:51 - 42:56
    Win. Entweder man anders rettet die Welt
    oder ich rette's in meinem Buch. Wenn jemand
  • 42:56 - 42:59
    jetzt eine ähnliche Idee hat, das jetzt
    schnell schreibt und rausbringt, dann wär
  • 42:59 - 43:02
    ich natürlich sauer. Aber ich hab den
    Titel ja schon veröffentlicht. Jetzt hab
  • 43:02 - 43:05
    ich hier öffentlich drüber gesprochen.
    Also ich hab da schon einen Claim drauf.
  • 43:05 - 43:08
    Ich schreibe, meine Geschichte, versucht
    es nicht so schnell zu veröffentlichen ist
  • 43:08 - 43:10
    meins.
    Herald: Eine sehr private, schon gar
  • 43:10 - 43:15
    psychologische Frage aus dem IRC. Sind die
    Bücher hinter dem Regal nach Farben
  • 43:15 - 43:20
    sortiert? lacht
    Therase: Ja, sind sie. Und zwar wegen
  • 43:20 - 43:24
    dieser Stream Geschichte. Ich hatte jetzt
    dieses Jahr, wie ihr alle auch
  • 43:24 - 43:29
    wahrscheinlich, viel mehr Streams als
    früher und es sah so Kraut und Rübig aus.
  • 43:29 - 43:33
    Und dann habe ich so ewig umsortiert und
    das war immer kacke aus. Und nun dachte
  • 43:33 - 43:36
    ich mir komm, ich weiß eh wie die Bücher
    ausschauen, nach denen ich suche und dann
  • 43:36 - 43:39
    mache ich es halt nach Farben. Aber mir
    fällt wieder auf, ich hab sie nicht hübsch
  • 43:39 - 43:43
    genug gemacht, denn eigentlich gehören die
    ja auch alle hier so mit 'nem Lineal auf
  • 43:43 - 43:47
    gleicher Ebene, aber das mache ich mal
    nicht, da bin ich mal zu faul.
  • 43:47 - 43:53
    Herald: Also mir kommt deine gesamte
    Sci-Fi-Welt, die aus den "Unvollkommenen"
  • 43:53 - 43:57
    und die "Optimierer" sehr sehr deutsch
    vor? Ich komme nicht auf die Idee, das
  • 43:57 - 44:02
    ganze in so einen europäischen Kontext zu
    setzen. Vor allen Dingen weil es ja auch
  • 44:02 - 44:07
    meistens um Berlin und so weiter geht.
    Theresa: München, in München
  • 44:07 - 44:09
    Herald: War das München? Ja, München,
    Berlin, oder?
  • 44:09 - 44:12
    Theresa: Ich weiß gar nicht, ob in
    Berlin...
  • 44:12 - 44:15
    Herald: War das nicht die Villa? War, die
    nicht in Berlin?
  • 44:15 - 44:19
    Theresa: Ach ne, die Villa Baltic, die es
    in Kühlungsborn. Gibt's übrigens wirklich
  • 44:19 - 44:21
    könnt ihr googlen.
    Herald: Jaja, Ich weiß, die gibt's
  • 44:21 - 44:23
    wirklich.
    Theresa: Ja ja, die schaut auch echt krass
  • 44:23 - 44:25
    aus. Also deshalb wollte ich sie auch
    haben.
  • 44:25 - 44:32
    Herald: Ja aber, ich finde deine Welt ist
    so, naja, wenn man sich so diese typisch
  • 44:32 - 44:36
    deutsche Seele, die man ja auch gerade
    wieder einmal erlebt, so ein bisschen in
  • 44:36 - 44:40
    die Zukunft vorstellt, dann trifft das
    ziemlich gut. Ungefähr so würden wir es,
  • 44:40 - 44:43
    glaube ich machen mit den Optimieren.
    beide lachen
  • 44:43 - 44:48
    Theresa: Ich hab für mich noch nie den
    Begriff typisch deutsche Seele gehört. Da
  • 44:48 - 44:50
    müsste ich mal kurz drüber nachdenken.
    Herald: Ja, wahrscheinlich ist das auch
  • 44:50 - 44:57
    nur aus dem Arsch gezogen gerade.
    Theresa: Ja. Also sagen wir es mal so. Ich
  • 44:57 - 45:01
    hatte, wenn man, wenn man so anfängt oder
    Science Fiction schreibt. Also erstens
  • 45:01 - 45:04
    wird einem als Frau ja immer nahelegt,
    ein männliches Pseudonym zu nehmen und
  • 45:04 - 45:08
    dann aus Coolness Gründen soll das alles
    immer in New York oder in London oder weiß
  • 45:08 - 45:11
    der Fuchs wo spielen. Und da dachte ich
    mir, ich habe gar kein Bock, da zu
  • 45:11 - 45:15
    recherchieren, wie es in London und New
    York jetzt wirklich, wirklich ausschaut.
  • 45:15 - 45:18
    Und Straßenname hier und Tralala, da. Mach
    ich halt das Setting da, wo ich mich eh
  • 45:18 - 45:22
    auskenne in München. Und das Coole ist ja,
    dass für alle, die jetzt nicht aus Bayern
  • 45:22 - 45:26
    oder München kommen, ist es ja dann
    genauso cool oder weit weg. Also das macht
  • 45:26 - 45:30
    eigentlich keinen Unterschied. Und ich
    fühl mich da eigentlich ganz wohl. Also
  • 45:30 - 45:33
    eigentlich alle Geschichten spielen mehr
    oder weniger hier. Pantopia spielt auch
  • 45:33 - 45:38
    viel hier in München. Und das wurde mir...
    Manchen gefällt es sehr gut, andere fanden
  • 45:38 - 45:42
    immer, dieses Lokalkolorit fanden sie so
    ein bisschen doof, aber irgendwie...
  • 45:42 - 45:48
    Herald: Gerade das finde ich cool.
    Normalerweise hast du ja auch genau das
  • 45:48 - 45:55
    irgendwelche Cyber Storys spielen in
    London, in Amerika, eine in Australien,
  • 45:55 - 46:01
    die ich jetzt kenne. Ansonsten hast du
    irgendwie immer so diese, diese weit weg
  • 46:01 - 46:08
    so technisch vorkommende Welt und keiner
    überlegt sich darüber: wie würde das hier
  • 46:08 - 46:11
    eigentlich aussehen?
    Theresa: Genau. Ich fand es irgendwie
  • 46:11 - 46:16
    witzig. Ich finde es, Ich finde es schön,
    dass so die Realität dann so in so eine
  • 46:16 - 46:23
    Fiktion reinzuziehen. Das macht Spass.
    Herald: Das finde ich cool. Twitter fragt:
  • 46:23 - 46:28
    Zimmer 451, das ist kein Zufall, oder?
    Theresa: Natürlich nicht.
  • 46:28 - 46:33
    Moderator lachen
    Theresa: Das, ich mache das ganz viel.
  • 46:33 - 46:35
    Also wenn ihr da Bock drauf habt, Ich
    versteck wahnsinnig viele Dinge in den
  • 46:35 - 46:41
    Texten. Das geht sogar soweit ich wusste,
    dass es Leute drüber lachen. Ich hab ja
  • 46:41 - 46:46
    gerade bei den "Optimierern" ganz viel
    Platon auch drin. Und oft wird dann halt
  • 46:46 - 46:50
    genau die Stelle zitiert von meinem Buch,
    was jemand besonders gut fand, was halt
  • 46:50 - 46:54
    eins zu eins Platon ist oder dass ich halt
    ein zwei Wörter ausgetauscht hab. Und das
  • 46:54 - 46:59
    ist dann ein Zitat aus meinem Buch. Ich
    denke, ja okay, ich lass es mal so stehen,
  • 46:59 - 47:03
    weil ist ja gemeinfrei. Kann man ja
    machen. Aber ich hab... mir macht das
  • 47:03 - 47:08
    total Spaß, so ganz viele Sachen zu
    verstecken. Ich meine 471, jetzt krieg
  • 47:08 - 47:12
    ich's selber gar nicht mehr hin, 471 oder?
    Herald: 451 Fahrenheit.
  • 47:12 - 47:16
    Theresa: 451? Da geht's schon los. Ich
    muss natürlich auch immer googlen, sonst
  • 47:16 - 47:21
    vergesse ich das alles. Das ist ja sehr
    offensichtlich. Das sticht ja gleich ins
  • 47:21 - 47:25
    Auge. Aber viele andere Dinge sind so
    unterschwellig. Und die, die tja.
  • 47:25 - 47:29
    Herald: Das sind deine Easter Eggs, die du
    so versteckst, ja?
  • 47:29 - 47:32
    Theresa: Die sind meine Easter Eggs und
    ich glaube, es gibt noch ein Easter Egg,
  • 47:32 - 47:39
    was noch niemand gefunden hat bisher in
    den "Unvollkommenen", im Dialog zwischen
  • 47:39 - 47:42
    Lila und Samson auf der Terrasse. Da bin
    ich mal gespannt.
  • 47:42 - 47:44
    Theresa: Wenn mir das einer sagt worum es
  • 47:44 - 47:47
    da geht, der kriegt ein signiertes
    Exemplar.
  • 47:47 - 47:51
    Herald: Das ist jetzt,
    Theresa: Ja, ich kann natürlich nicht so
  • 47:51 - 47:55
    viel Hinweise geben, aber ja, sagt mir mal
    alle Easter Eggs die ihr da findet in der
  • 47:55 - 48:01
    Terrassen Szene. Wer das hat der kriegt
    ein Exemplar. Und äh, Props.
  • 48:01 - 48:08
    Herald: MXKI komm doch zu uns rein. An
    alle, die ihr noch hier im Chat seid, kommt
  • 48:08 - 48:14
    einfach mit uns hier rein und setzt euch
    dazu und fangt an zu schnacken. Wir haben
  • 48:14 - 48:20
    noch so ungefähr 10 Minuten. Die Frage, ob
    es das Buch als Hörbuch gibt oder geben
  • 48:20 - 48:22
    wird, die stellt sicher ja nicht. Die
    Frage von mir ist: liest du's dann bitte
  • 48:22 - 48:26
    endlich selber?
    Theresa: "Pantopia" meinst du? Woah, ich
  • 48:26 - 48:30
    glaub's ehrlich gesagt nicht. Das ist
    echt. Das ist ein ganz dicker Schinken im
  • 48:30 - 48:33
    Augenblick. Es wird noch ordentlich
    zusammengestrichen. Mein Lektor hat da
  • 48:33 - 48:39
    schon einiges angedroht. Aber ich hab da
    eher so andere Favoriten, die ich gerne
  • 48:39 - 48:43
    hätte. Mal gucken, ob das überhaupt als
    Hörbuch rauskommt. Ich hoff's natürlich,
  • 48:43 - 48:46
    aber das ist jetzt noch viel zu früh.
    Herald: Eigentlich müsstest du eine
  • 48:46 - 48:51
    Regieanweisung schreiben, weil du hast so
    viel mehr Emotionen in dem Buch, also in
  • 48:51 - 48:55
    dem, was du gerade gelesen hast.
    Theresa: Also nur kurz zur Info. Wie
  • 48:55 - 48:57
    gesagt, ich hab ne Freundin, die ist
    Schauspielerin, mit der mach ich auch...
  • 48:57 - 49:01
    wir haben auch zwei szenische Lesungen
    gemacht. Sowohl von den "Optimieren"
  • 49:01 - 49:03
    gibt's sie als auch von den
    "Unvollkommenen". "Optimierer" kann man
  • 49:03 - 49:09
    sogar frei bei YouTube angucken und ich
    werde von dem dritten Buch, was jetzt
  • 49:09 - 49:12
    rauskommt. Ich hab den Titel ganz gesagt,
    das heißt König und Meister, dieser
  • 49:12 - 49:15
    Mystery Thriller, der jetzt nix mit
    Technik zu tun hat, aber auch in München
  • 49:15 - 49:18
    spielt, von dem werden wir
    höchstwahrscheinlich eine
  • 49:18 - 49:20
    Theaterproduktion machen.
    Herald: Oh wie geil.
  • 49:20 - 49:23
    Theresa: Also nicht nur typische Lesung,
    sondern richtig Theater. Haben wir nur
  • 49:23 - 49:28
    leider nicht geschafft, weil Corona, keine
    Ahnung. Wird noch gemacht. Sind wir beide
  • 49:28 - 49:31
    total scharf drauf und wird dann
    hoffentlich auch irgendwie im September
  • 49:31 - 49:34
    oder so passieren. Und dann werden wir
    schauen, dass wir davon natürlich auch
  • 49:34 - 49:38
    zumindest mal nen Teaser online stellen.
    Und sonst könnt ihr dann alle hier zu mir
  • 49:38 - 49:41
    ins Theater tingeln und euch das dann
    anschauen.
  • 49:41 - 49:46
    Herald: Noch eine Frage von PhiliVerse: Ist
    die Firma Digit im zweiten Buch BlackRock
  • 49:46 - 49:49
    nachempfunden?
    Theresa: Nein.
  • 49:49 - 49:56
    Herald: Klare, kurze, schnelle Antwort,
    Ja, wenn sonst keiner Fragen hat, dann
  • 49:56 - 49:59
    fange ich mit meinem typischen
    Interviewprogramm an. Wie bist du dazu
  • 49:59 - 50:03
    gekommen Autorin zu werden?
    Theresa: Wie wahrscheinlich die meisten
  • 50:03 - 50:08
    anderen auch. Ich war das immer schon. Ich
    wollte das immer schon, habe immer schon
  • 50:08 - 50:12
    geschrieben und immer nur für die
    Schublade. Und irgendwann hab ich dann
  • 50:12 - 50:15
    gemerkt, jetzt muss ich mir doch irgendwie
    Gedanken um echten Job machen, das wird
  • 50:15 - 50:19
    alles nichts. Schriftsteller ist ein
    Traum, aber das wird nix. Und hab dann
  • 50:19 - 50:22
    lange nichts mehr geschrieben. Und dann
    irgendwann hab ich wieder was geschrieben,
  • 50:22 - 50:27
    "Die Optimierer" und hab damit eben einen
    Preis gewonnen vom Lübbe Verlag, den
  • 50:27 - 50:31
    Stefan Lübbe Preis. Und das war eben der
    Verlagsvertrag. Und daraufhin bin ich
  • 50:31 - 50:34
    jetzt so, hab ich mir gedacht, Okay, wenn
    das Universum mir sagt, ich soll jetzt
  • 50:34 - 50:38
    doch Autorin sein, dann mach ich das mal
    und jetzt bin ich's. Und ja, ist der geilste
  • 50:38 - 50:42
    Job der Welt. Also kann ich es nur jedem
    empfehlen, der gerne schreibt, es auch
  • 50:42 - 50:45
    wirklich zu machen.
    Herald: Welche anderen Künstler haben,
  • 50:45 - 50:49
    oder Autoren haben einen Einfluss bei dir
    auf deinen Humor?
  • 50:49 - 50:52
    Theresa: Auf meinen Humor?
    Herald: Nee, da kommt die ganze Zeit ein
  • 50:52 - 50:56
    sehr unterschwelliger Humor, der mir schon
    manchmal Adam sich anmutet.
  • 50:56 - 51:03
    Theresa: Ja natürlich, der ist doch
    irgendwie... Gibt's hier irgendjemanden,
  • 51:03 - 51:06
    der diesen Stream guckt, der nicht Douglas
    Adams gelesen hat? Ich kann's mir kaum
  • 51:06 - 51:08
    vorstellen.
    Herald: Ich kann mir vorstellen, dass
  • 51:08 - 51:11
    viele es nicht gelesen haben. Aber jeder
    weiß, was 42 ist.
  • 51:11 - 51:15
    Theresa: Genau. Also ja, die üblichen
    Verdächtigen. Ich hab ja auch, also ich
  • 51:15 - 51:19
    muss ja zu meiner Schande gestehen
    hauptsächlich bisher immer auch nur
  • 51:19 - 51:23
    männliche Autoren gelesen. Ich versuchte
    es ja gerade zu ändern. Seit zwei Jahren
  • 51:23 - 51:26
    bin ich da so bisschen, auf einem anderen
    Trip, mehr Frauen zu lesen.
  • 51:26 - 51:28
    Herald: Du weißt es nicht.
    Theresa: Bitte, was?
  • 51:28 - 51:30
    Herald: Du weißt es nicht.
    Theresa: Was denn?
  • 51:30 - 51:34
    Herald: Ob es nur männliche Autoren waren.
    Theresa: Doch, doch, doch. Es waren
  • 51:34 - 51:37
    hauptsächlich männliche Autoren.
    Herald: Also wenn es nur der männliche
  • 51:37 - 51:39
    Name war, meine ich.
    Theresa: Also Douglas Adams und Terry
  • 51:39 - 51:41
    Pratchett natürlich...
    Herald: ja, okay
  • 51:41 - 51:43
    Theresa: ...sind natürlich die absoluten
    Könige, was Humor betrifft in dieser
  • 51:43 - 51:50
    Richtung. Und ja, was steht denn hier noch
    so? Stephen
  • 51:50 - 51:56
    King habe ich auch gelesen. Also bis vor
    ein paar Jahren totaler Standard, was man
  • 51:56 - 52:01
    so halt an den ganzen Mainstream Sachen
    liest. Es ist echt ganz schlimm. Ich hatte
  • 52:01 - 52:04
    ja da so ein Erweckungserlebnis, mehr oder
    weniger, ich hatte vor vor zwei Jahren ein
  • 52:04 - 52:08
    Talk auf der Frankfurter Buchmesse, wo es
    um Ursula Le Guin ging, die ich voher nicht
  • 52:08 - 52:12
    gelesen hatte und nichts von ihr kannte
    und dann in Vorbereitung eben das gelesen
  • 52:12 - 52:16
    habe. Und da sind mir die Augen
    übergegangen. Also erstmal großartige
  • 52:16 - 52:20
    Autorin. Und danach hat für mich seitdem
    das Thema Frauen in der Science-Fiction,
  • 52:20 - 52:25
    die man denn dann noch lesen kann oder
    sollte. Und ja, da arbeite ich gerade noch
  • 52:25 - 52:29
    dran.
    Herald: Der ist absolut großartig. Auf
  • 52:29 - 52:36
    jeden Fall. Reicht das Einkommen, was du
    über die Autorenschaft hast, um dich als
  • 52:36 - 52:40
    Autor weiter am Leben zu erhalten, oder
    musst du noch Nebenjobs machen?
  • 52:40 - 52:46
    Theresa: Jein. Also die Honorare, die wir
    als AutorInnen kriegen, reichen
  • 52:46 - 52:50
    normalerweise nicht zum Leben. Das ist
    schon echt eine krasse Sache, wenn man
  • 52:50 - 52:54
    sich überlegt, wie viel Geld da fließt und
    wie wenig bei den Autoren ankommt. Das'
  • 52:54 - 52:56
    mir auch ein großes Anliegen, dass wir in
    da Zukunft ein bisschen was dran ändern.
  • 52:56 - 53:01
    Wie das geht, wissen wir noch nicht genau;
    also von den Honoraren für die Bücher
  • 53:01 - 53:04
    allein nicht. Was ich jetzt immer mehr
    mache und ich bin ja auch erst seid 4
  • 53:04 - 53:08
    Jahren eigentlich in dem Business .. ja
    seit 4 Jahren. Ich mache ziemlich viele
  • 53:08 - 53:15
    Lesungen - bis auf Corona - cooler Weise
    eignet sich oder mein Buch "Die
  • 53:15 - 53:18
    Optimierer" oder wurde da sehr gut
    angenommen an den Schulen. Das heißt, ich
  • 53:18 - 53:22
    gehe zu Schulen und lese da und diskutiere
    mit den Schülern eben über die Themen. Was
  • 53:22 - 53:28
    jetzt auch in letzter Zeit mehr geworden
    ist, sind die Vorträge und das läppert
  • 53:28 - 53:36
    sich dann irgendwann. Also es ist so eine
    Mischkalkulation. Es ist jetzt schwierig,
  • 53:36 - 53:42
    aber es geht. Und ich hoffe natürlich,
    dass das jedes Jahr ein bisschen besser
  • 53:42 - 53:45
    wird.
    Herald: Verstehe. Hättest du daran
  • 53:45 - 53:47
    gedacht, vielleicht mal sowas wie ein
    Patreon zu machen oder Stady oder so
  • 53:47 - 53:51
    irgendeinen Dienst, wo dich deine Fans
    direkt unterstützen können?
  • 53:51 - 53:56
    Theresa: Ja, aber dazu, hört sich das ein
    bisschen blöd, aber dazu läuft's noch zu
  • 53:56 - 54:00
    gut. Und ich kenne AutorInnen
    KollegInnen von mir, die da echt immer
  • 54:00 - 54:03
    nahe am Limit sind und wo ich mir denke,
    dann sollen die lieber das Programm
  • 54:03 - 54:07
    machen. Sie können das dann besser
    gebrauchen, weil bei mir läuft's
  • 54:07 - 54:11
    eigentlich okay und dann passt es auch.
    Herald: Kann ich vollkommen
  • 54:11 - 54:17
    nachvollziehen, kann ich vollkommen verstehen.
    Frage aus von Twitter: Hat die KI von
  • 54:17 - 54:21
    "Pantopia" eine Persönlichkeit?
    Theresa: Was glaubt ihr denn?
  • 54:21 - 54:27
    schmunzelndes Lachen Ich muss jetzt echt
    aufpassen, dass ich nicht zu viel erzähle.
  • 54:27 - 54:32
    Weil eigentlich sollte ich ja gar nichts
    erzählen. Aber. Also eine Sache auf jeden
  • 54:32 - 54:36
    Fall. Diese Geschichte ist mir, dass ist
    so meine Geschichte. Die ist so, geht mir
  • 54:36 - 54:40
    so nah. Und ich bin da so drin. Und ich
    freue mich so krass drauf, wenn es endlich
  • 54:40 - 54:43
    rauskommt und finde es Wahnsinn, dass es
    noch über ein Jahr dauert, bis sie
  • 54:43 - 54:49
    rauskommt. Und leide da täglich daran. Ich
    denke mir: noch 400 Tage? Also ihr freut
  • 54:49 - 54:53
    euch. Falls euch die Sachen gefallen, die
    ich bisher geschrieben hab, dann wird euch
  • 54:53 - 54:57
    das aufgefallen. Weil mir gefällt das so
    gut und ich finde es ganz toll. Und ja,
  • 54:57 - 54:59
    Gott, jetzt hör' ich auf mit dem
    Werbeblock, ist ja schrecklich.
  • 54:59 - 55:03
    Herald: Ne, mach ruhig mehr Werbeblock,
    mehr Werbeblock für dich. Ich meine, dafür
  • 55:03 - 55:09
    ist das Ganze ja auch gedacht.
    Theresa: Kauft meine Bücher!
  • 55:09 - 55:14
    Herald: Ja, kauft ihre Bücher und kauft
    die Hörbücher und was auch immer. Ach so,
  • 55:14 - 55:19
    da hab ich eine Standardfrage an jeden
    Autor. Und ich habe bisher eigentlich
  • 55:19 - 55:24
    immer die gleiche Antwort bekommen. Auf
    welchem Weg bleibt am meisten bei dir
  • 55:24 - 55:28
    hängen, wenn man deine Bücher kauft?
    Theresa: Hä?
  • 55:28 - 55:32
    Herald: Ja, ob ich ein E-Book kaufe, ob
    ich ein gedrucktes Buch kaufe...
  • 55:32 - 55:36
    Theresa: Ach so.
    Herald: .. ob ich das ganze rippe und dir
  • 55:36 - 55:39
    nen Scheck schicke.
    Theresa: Das ist tatsächlich
  • 55:39 - 55:45
    unterschiedlich. Ich glaube, wenn du als
    Nicht-Abo-Kunde über Audible kaufst, dann.
  • 55:45 - 55:48
    Herald: Als Nicht-Abo-Kunde über Audible,
    aha.
  • 55:48 - 55:54
    Theresa: Weil, wenn du Abo-Kunde bist,
    dann kaufst du es immer nur für ein
  • 55:54 - 55:57
    Guthaben und dann ist es immer das
    Gleiche. Und wenn du das Abo nicht hast,
  • 55:57 - 56:01
    kostet es glaube ich 5 Euro mehr.
    Irgendwie so?
  • 56:01 - 56:06
    Herald: Ja genau. Genau. Ja, also letzte
    Chance, wir haben noch drei Minuten, die
  • 56:06 - 56:11
    wir füllen können. Also von daher, wer
    jetzt noch irgendwie mal mit Theresa
  • 56:11 - 56:19
    sprechen möchte, der hat jetzt doch die
    Chance. Ansonsten. Muss ich gleich den
  • 56:19 - 56:23
    Fireside Chat schließen.
    Theresa: Dann habe ich Feierabend.
  • 56:23 - 56:27
    Herald: Ja, dann kommen man gleich wieder
    rüber wechseln zur nächsten Lesung, ne?
  • 56:27 - 56:31
    Theresa: Ja, da ist ja noch was. Da bin
    ich ja mal gespannt, wie der Marc-Uwe das
  • 56:31 - 56:37
    so macht, ne?
    Herald: Ja, ne?. Also ich sehe hier
  • 56:37 - 56:41
    eigentlich nur: Vielen, vielen Dank! Und
    die Leute sind sehr, sehr glücklich mit
  • 56:41 - 56:44
    der Vorlesung an sich.
    Theresa: Cool.
  • 56:44 - 56:49
    Herald: Von daher. Hattest du einen Grund,
    keine Bücher von Autorinnen zu lesen oder
  • 56:49 - 56:54
    lag es am mangelnden Angebot?
    Theresa: Das ist so eine, das ist so ganz
  • 56:54 - 56:57
    krass, das ist so ein Automatismus. Ihr
    müsst euch das mal angucken. Es gibt da so
  • 56:57 - 57:00
    ein Projekt von Janina George, das heißt
    "Frauen zählen". Da wird einfach
  • 57:00 - 57:05
    aufgezählt, wie viele Bücher von Männern
    erscheinen, von Frauen, wie viele
  • 57:05 - 57:08
    rezensiert werden, wie viele im Radio,
    Zeitschriften, Medien vorkommen, wo die
  • 57:08 - 57:12
    Auslagen sind. Und da siehst du halt,
    dass, also gerade in der Science Fiction
  • 57:12 - 57:16
    sind es halt zwei Drittel aller Bücher
    werden besprochen, die von Männern
  • 57:16 - 57:20
    geschrieben wurden und obwohl zumindest in
    Deutschland es mehr Autorinnen gibt als
  • 57:20 - 57:23
    Autoren, ist nicht im Science Fiction
    Bereich sondern generell. Also es ist
  • 57:23 - 57:28
    einfach ein total krasser Male Bias, dass
    du Frauen in der Literatur oft überhaupt
  • 57:28 - 57:32
    nicht siehst, obwohl sie da sind. Und
    deshalb, jetzt mache ich noch den letzten
  • 57:32 - 57:36
    Werbeblock, wenn ihr deutsche Science-
    Fiction AutorInnen lesen wollt, aber
  • 57:36 - 57:39
    nicht wisst, wo ihr anfangen soll, dann
    schaut man der Wikipedia. Da gibt's ne
  • 57:39 - 57:43
    Liste deutschsprachiger Science Fiction
    Autorinnen und da findet ihr eine ganze
  • 57:43 - 57:47
    Menge Frauen und die haben ziemlich viel
    coole Sachen geschrieben und da könnt ihr
  • 57:47 - 57:50
    euch mal reinlesen. Das wäre so meine
    Empfehlung.
  • 57:50 - 57:55
    Herald: Empfiehl uns doch mal ein Buch
    aus der Richtung.
  • 57:55 - 57:58
    Theresa: Ein Buch aus der Richtung wäre
    z.B. Roma Nova von der Judith Vogt. Das
  • 57:58 - 58:01
    fand ich ganz, ganz toll. Und dann neu ist
    auch Wasteland von ihr und ihrem Mann
  • 58:01 - 58:07
    zusammen geschrieben, von Christian Vogt,
    auch eine super Sache. Aber wie gesagt,
  • 58:07 - 58:10
    ich bin noch am Aufholen, was die anderen
    betrifft. Was ist... bin ich wieder bei den
  • 58:10 - 58:13
    englischen Autorinnen gelandet. Hier,
    Margaret Atwood, "Oryx und Crake", z.B.
  • 58:13 - 58:18
    fand ich unfassbar gut. Ja, was die
    Deutschen betrifft, dann schick mir
  • 58:18 - 58:20
    nochmal ein Tweet. Wer ist denn die
    nächste Autorin, die Deutsche, die ich
  • 58:20 - 58:25
    lesen sollte? Genau. Dauert aber noch ein
    bisschen. Im Augenblick höre ich mir
  • 58:25 - 58:27
    gerade Obama an. Und der redet ja so lang.
    lacht
  • 58:27 - 58:32
    Herald: Ja lang und man muss oft lang
    drüber nachdenken, ne?
  • 58:32 - 58:36
    Theresa: Ja, aber...
    Herald: Dann mal zum Abschluss meine
  • 58:36 - 58:40
    letzte Frage: Was macht man als Autorin
    mehr? Lesen oder schreiben?
  • 58:40 - 58:44
    Theresa: Schreiben. Nee, moment, nee, du
    liest ja... also zählt meine eigenen
  • 58:44 - 58:46
    Sachen lesen auch?
    Herald: Nein.
  • 58:46 - 58:47
    Theresa: ... weil ich lese sie immer
    wieder.
  • 58:47 - 58:52
    Herald: Das ist aber was anderes. Also ich
    mein andere Literatur lesen, sich einlesen
  • 58:52 - 58:58
    in irgendwas. Sowas meinte ich.
    Theresa: Schwierig, weil ich aktiv
  • 58:58 - 59:03
    vielmehr das Gefühl hab zu schreiben. Aber
    ich lese ja auch in meiner Freizeit immer
  • 59:03 - 59:06
    zwischen drin mal. Bleiben wir bei einem
    fifty fifty.
  • 59:06 - 59:10
    Moderator lacht
    Herald: Schöner Kompromiss am Schluss. Ich
  • 59:10 - 59:12
    danke dir, dass du hier warst.
    Theresa: Jaaa, ich danke euch auch.
  • 59:12 - 59:16
    Herald: Ich euch allen, dass ihr
    zugeschaut habt. Und jetzt die
  • 59:16 - 59:23
    allerletzten Worte, bevor ihr danach alle
    in Saal RC1 springt und dort Marc-Uwe
  • 59:23 - 59:26
    Kling zuhört. Die letzten Worte von
    Theresa Hannig.
  • 59:26 - 59:30
    Theresa: Ja, vielen Dank fürs Zuhören,
    fürs Zuschauen. Mir hat's super viel Spaß
  • 59:30 - 59:35
    gemacht. Das war die letzte Lesung 2020.
    Das Jahr geht endlich vorbei. Hoffen wir,
  • 59:35 - 59:40
    dass 21 besser wird. Ich wünsche euch
    alles Gute, viel Gesundheit. Wir sehen uns
  • 59:40 - 59:44
    im neuen Jahr. Macht's gut. Ciao.
  • 59:44 - 59:45
    Abspannmusik
  • 59:45 - 60:24
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!
Title:
#rC3 - Theresa Hannig – Fireside Chat
Description:

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Video Language:
German
Duration:
01:00:24

German subtitles

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