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Kary Mullis' zukünftige Therapie bei Killer-Infektionen

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    Es ist etwa vier, fünf Jahre her,
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    als ich in Philadelphia auf einer Bühne saß
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    mit einem Beutel wie diesem hier.
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    Ich holte damals ein Molekül aus diesem Beutel
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    und sagte: "Sie werden dieses Molekül nicht besonders gut kennen.
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    Aber Ihr Körper kennt es dafür umso besser."
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    Damals dachte ich noch, dass unser Körper dieses Molekül nicht mag.
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    Denn wir sind ausgesprochen immun dagegen. Es heißt Alpha-Gal-Epitop.
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    Und die Tatsache, dass die Herzklappen von Schweinen viele davon besitzen,
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    ist der Grund dafür, dass sich eine Schweineherzklappe nicht so leicht in einen Menschen transplantieren lässt.
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    In Wahrheit hasst unser Körper diese Moleküle aber gar nicht.
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    Er hat sie zum Fressen gern. Er isst sie auf.
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    Die Zellen unseres Immunsystems sind immer hungrig.
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    Und wenn ein Antikörper an einem dieser Dinger auf der Zelle klebt,
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    so bedeutet das: "Dies ist Nahrung."
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    Ich dachte darüber nach und sagte mir: "Wir haben
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    diese Immunreaktion auf dieses lächerliche Molekül,
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    das sich nicht in uns, aber in vielen anderen Lebewesen befindet.
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    Doch wir können diese Moleküle nicht loswerden.
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    Denn jeder, der bisher versuchte Herzklappen zu transplantieren,
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    stellte fest, dass wir diese Immunität nicht loswurden.
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    Ich fragte mich, warum wir uns das nicht zunutze machten.
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    Was wäre, wenn ich dieses Molekül
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    an einer Bakterie befestigen könnte,
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    die für mich pathogen wäre und gerade in meine Lunge eingedrungen wäre?
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    Dann könnte ich doch direkt eine Immunreaktion
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    anzapfen, die bereits vorhanden wäre.
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    Und ich müsste nicht erst 5 oder 6 Tage auf ihre Entwicklung warten.
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    Das Immunsystem würde sofort die Bakterie angreifen, auf der dieses Molekül sitzt.
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    Es wäre ungefähr dasselbe wie das, was passiert, wenn du
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    wegen eines Verkehrsdelikts in L.A. angehalten wirst und dir dabei
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    der Polizist eine Packung Marihuana hinten in deinen Wagen fallen lässt
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    und dich dann wegen Marihuanabesitzes anklagt.
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    Also wie diese sehr schnelle, sehr wirksame Art, die Leute aus dem Verkehr zu ziehen.
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    (Lachen)
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    Man kann also eine Bakterie nehmen,
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    die überhaupts nichts von alledem macht,
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    wenn man aber dieses Molekül an sie dranhängt,
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    ist dafür gesorgt, dass sie aus dem Verkehr gezogen wird.
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    Für bestimmte Bakterien haben wir nämlich
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    keine wirksamen Mittel mehr, das zu tun.
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    Unsere Antibiotika gehen dem Ende zu.
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    Meines Erachtens geht sogar die ganze Welt dem Ende zu.
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    Wahrscheinlich spielt das in 50 Jahren, wenn es
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    Streptokokken und ähnliches Zeug in Hülle und Fülle geben wird,
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    sowieso keine Rolle mehr, weil es uns dann nicht mehr gibt. Falls aber doch -
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    (Lachen)
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    brauchen wir etwas gegen diese Bakterien.
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    Deshalb habe ich, zusammen mit ein paar Mitarbeitern,
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    begonnen, mit diesem Molekül zu arbeiten
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    und versucht, es an Dingen zu befestigen, die selbst
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    wiederum an bestimmte Zielgebiete gebunden waren,
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    nämlich an Bakterien, die wir nicht mögen.
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    Und jetzt fühle ich mich wie George Bush.
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    So nach dem Motto: "Auftrag erledigt."
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    Könnte also sein, dass ich gerade etwas Dummes mache, so wie er damals.
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    Im Grunde aber müssen wir jetzt das tun, worüber ich soeben gesprochen habe.
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    Es tötet Bakterien. Es frisst sie auf.
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    Dies Ding lässt sich festkleben, so wie dies kleine grüne Dreieck hier oben,
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    das dies hier jetzt gerade symbolsiert.
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    Man kann es an etwas hängen, das sich DNA-Aptamer nennt.
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    Und dieser DNA-Aptamer lässt sich wiederum an dem
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    spezifischen Ziel befestigen, das man dafür ausgesucht hat.
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    Man findet also ein kleines Merkmal auf einem Bakterium, das man nicht mag,
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    z.B. einen Staphylokokkus. Den hasse ich ganz besonders,
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    weil er letztes Jahr einen meiner Freunde und Kollegen getötet hat.
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    Er reagiert nicht auf Antibiotica. Deshalb mag ich es nicht.
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    Dann mache ich einen Aptamer, an dem dies Molekül befestigt wird.
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    Und der wird wissen, wie man den Staph in deinem Körper findet,
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    und wird dein Immunsystem alarmieren, ihn anzugreifen.
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    Hier sehen Sie, was geschah. Sehen Sie hier oben
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    die Linie mit den kleinen Punkten?
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    Das ist ein Haufen Mäuse, die von befreundeten
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    Wissenschaftlern in Texas auf dem
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    Luftwaffenstützpunkt bei Brooks mit Anthrax vergiftet wurden.
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    Außerdem waren sie mit einem Mittel behandelt worden, das wir eigens
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    hergestellt hatten, um genau dieses Anthrax anzugreifen
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    und das Immunsystem darauf aufmerksam zu machen.
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    Wie Sie sehen, lebten sie alle noch.
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    Das ist eine Überlebensquote von 100 Prozent.
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    Und sie lebten sogar noch 14 Tage länger
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    oder sogar 28 Tage, bis wir sie töteten
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    und sezierten und herausfanden, was falsch gelaufen war.
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    Warum waren sie nicht gestorben?
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    Sie starben nicht, weil sie kein Anthrax mehr hatten.
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    Wir haben es tatsächlich geschafft.
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    Auftrag ausgeführt!
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    (Applaus)
Title:
Kary Mullis' zukünftige Therapie bei Killer-Infektionen
Speaker:
Kary Mullis
Description:

Resistente Bakterien töten, und das sogar in den besten Krankenhäusern. Aber jetzt werden sich besonders hartnäckige Krankheitserreger wie Staphylokokken und Anthrax auf eine Überraschung gefasst machen müssen: Chemie-Nobelpreisträger Kary Mullis, der mitansehen musste, wie einer seiner Freunde starb, als selbst starke Antibiotika versagten, spricht über eine besonders vielversprechende Radikalkur.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
04:14
Wolf Ruschke added a translation

German subtitles

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