Der Unterschied zwischen "nicht rassistisch" und "antirassistisch"
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0:00 - 0:02Cloe Shasha: Willkommen, Ibram,
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0:02 - 0:04vielen Dank, dass Sie hier sind.
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0:07 - 0:10Ibram X. Kendi:
Danke, Cloe und Whitney, -
0:11 - 0:14und danke an alle,
die bei diesem Gespräch dabei sind. -
0:14 - 0:16Vor ein paar Wochen,
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0:16 - 0:22am selben Tag, an dem wir
vom brutalen Mord an George Floyd hörten, -
0:22 - 0:27hörten wir auch von einer
weißen Frau im Central Park. -
0:28 - 0:31Sie hatte ihren Hund nicht angeleint
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0:31 - 0:36und ein schwarzer Mann sagte ihr,
dass sie ihn anleinen müsse. -
0:37 - 0:40Daraufhin drohte sie dem Schwarzen,
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0:41 - 0:46rief die Polizei und behauptete,
ihr Leben sei in Gefahr. -
0:47 - 0:50Als wir in einem Video davon erfuhren,
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0:50 - 0:53waren viele Amerikaner natürlich empört,
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0:53 - 0:55und diese Frau, Amy Cooper,
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0:55 - 0:58kam schließlich im landesweiten Fernsehen
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0:58 - 1:02und sagte wie unzählige andere Amerikaner,
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1:02 - 1:05die rassistisch gehandelt hatten:
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1:06 - 1:08"Ich bin keine Rassistin."
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1:08 - 1:10Und ich sage "unzählige Amerikaner",
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1:10 - 1:14denn wenn man über die Geschichte
von Amerikanern nachdenkt, -
1:14 - 1:19die rassistische Ideen äußern,
rassistische Politik unterstützen, -
1:19 - 1:22geht es wirklich
um die Geschichte von Leuten, -
1:22 - 1:24die behaupten, keine Rassisten zu sein.
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1:24 - 1:26Denn jeder behauptet,
kein Rassist zu sein, -
1:26 - 1:30egal, ob wir von den Amy Coopers
dieser Welt sprechen, -
1:30 - 1:32ob wir von Donald Trump sprechen.
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1:32 - 1:36Gleich nach seiner Äußerung
über das überwiegend schwarze Baltimore, -
1:36 - 1:40es sei ein rattenverseuchtes Loch,
in dem kein Mensch leben wolle, -
1:40 - 1:42und auf die Reaktion darauf,
er sei Rassist, -
1:42 - 1:46sagte er: "Ich bin die am wenigsten
rassistische Person der Welt." -
1:46 - 1:49Das Wesen des Rassismus
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1:49 - 1:51bestand immer aus Leugnung,
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1:51 - 1:57und die Aussage lautete stets:
"Ich bin kein Rassist." -
1:57 - 2:00Deshalb möchte ich
mit meiner Arbeit bewirken, -
2:00 - 2:06dass Amerikaner das Konzept "kein Rassist"
aus dem Vokabular streichen und begreifen, -
2:06 - 2:10dass wir entweder Rassisten
oder Antirassisten sind. -
2:10 - 2:14Wir äußern Vorstellungen, die nahelegen,
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2:14 - 2:17dass ethnische Gruppen
besser oder schlechter als andere, -
2:18 - 2:20überlegen oder unterlegen sind.
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2:20 - 2:23Wir handeln entweder rassistisch
oder antirassistisch. -
2:23 - 2:29Wir bekunden die Vorstellung,
ethnische Gruppen seien gleichgestellt -- -
2:29 - 2:32trotz kultureller
oder ethnischer Unterschiede. -
2:32 - 2:35Entweder unterstützen wir Politik,
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2:35 - 2:38die zu ethnischer Ungleichheit
und Unrecht führt, -
2:38 - 2:42wie in Louisville,
wo Breonna Taylor ermordet wurde, -
2:42 - 2:46oder wir unterstützen
und forcieren Politik, -
2:46 - 2:50die zu Recht und Gleichheit
für alle führt. -
2:50 - 2:53Daher sollte es uns sehr klar sein,
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2:53 - 2:56ob wir rassistische Vorstellungen äußern,
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2:56 - 3:00ob wir rassistische Politik unterstützen,
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3:00 - 3:02und wir sollten zugeben,
wenn wir es tun, -
3:02 - 3:07denn Antirassist zu sein heißt,
rassistische Äußerungen zuzugeben, -
3:08 - 3:10zu sagen: "Wissen Sie was?
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3:10 - 3:14Damals im Central Park
handelte ich tatsächlich rassistisch. -
3:14 - 3:16Aber ich werde mich ändern.
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3:16 - 3:18Ich werde mich bemühen,
Antirassist zu sein." -
3:18 - 3:20Rassist zu sein heißt,
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3:20 - 3:22ständig die ethnischen Ungleichheiten
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3:22 - 3:26in der gesamten amerikanischen
Gesellschaft zu leugnen, -
3:26 - 3:31ständig die rassistischen Vorstellungen
in den amerikanischen Köpfen zu leugnen. -
3:31 - 3:35Daher will ich eine gerechte
und gleiche Gesellschaft aufbauen, -
3:35 - 3:38und die einzige Möglichkeit,
damit zu beginnen, -
3:38 - 3:41ist, unseren Rassismus zuzugeben
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3:41 - 3:44und eine antirassistische Welt aufzubauen.
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3:44 - 3:46Danke.
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3:50 - 3:52CS: Vielen Dank.
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3:54 - 3:56Ihr Buch "Wie werde ich Antirassist"
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3:56 - 4:00ist angesichts der Vorkommnisse
ein Bestseller geworden. -
4:00 - 4:02Darin sprechen Sie darüber,
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4:02 - 4:08dass Rassismus und Antirassismus
die einzigen Gegensätze sind, -
4:08 - 4:12mit denen man Rassismus betrachten kann.
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4:12 - 4:17Könnten Sie etwas mehr über die Grundsätze
von Antirassismus sprechen -- -
4:17 - 4:22für Menschen, die nicht wissen,
wie sie Antirassisten sein können? -
4:22 - 4:26IXK: Natürlich. In meinem Vortrag
habe ich erwähnt, -
4:26 - 4:32dass das Wesen des Rassismus Leugnung ist.
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4:32 - 4:36Das wahre Wesen des
Antirassismus ist Bekennen, -
4:36 - 4:41die Erkenntnis, dass das Aufwachsen
in dieser Gesellschaft -
4:41 - 4:44irgendwann im Leben wohl dazu führt,
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4:44 - 4:48rassistische Vorstellungen
zu verinnerlichen, -
4:48 - 4:54Vorstellungen von besseren
und schlechteren ethnischen Gruppen. -
4:54 - 4:56Denn wir glauben an
die ethnische Hierarchie, -
4:56 - 4:59weil Amerikanern
systematisch vermittelt wurde, -
5:00 - 5:03dass Schwarze gefährlicher sind,
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5:03 - 5:05dass Schwarze eher kriminell sind.
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5:05 - 5:07Wir leben in einer Gesellschaft,
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5:07 - 5:11in der Schwarze 40 Prozent
der Gefängnisinsassen stellen. -
5:12 - 5:14Das erscheint den Leuten normal.
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5:14 - 5:16Wir leben in einer Gesellschaft,
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5:16 - 5:18wo in einer Stadt wie Minneapolis
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5:18 - 5:21Schwarze 20 Prozent
der Bevölkerung stellen, -
5:21 - 5:26aber mehr als 60 Prozent
Opfer von Polizeischießereien sind. -
5:26 - 5:27Das erscheint normal.
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5:27 - 5:30Also bedeutet Antirassismus, zu glauben,
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5:30 - 5:32dass Schwarze oder
andere ethnische Gruppen -
5:32 - 5:35nicht andersartig oder minderwertig sind.
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5:35 - 5:37Es gibt nichts Gefährliches
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5:37 - 5:40an Schwarzen oder
anderen ethnischen Gruppen. -
5:40 - 5:44Wenn wir diese ethnische Ungleichheit
um uns herum sehen, -
5:44 - 5:49betrachten wir sie als anormal
und beginnen zu verstehen: -
5:49 - 5:51Welche Politik steckt dahinter,
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5:51 - 5:54dass so viele Schwarze
von der Polizei umgebracht werden? -
5:54 - 5:56Welche Politik steckt dahinter,
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5:56 - 6:01dass sich unverhältnismäßig
viele Latinos mit COVID anstecken? -
6:01 - 6:03Was kann ich dazu beitragen,
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6:03 - 6:07um diese Politik zu kippen
und antirassistischer zu gestalten? -
6:08 - 6:13Whitney Pennington Rodgers:
Offenbar machen Sie einen Unterschied -
6:13 - 6:16zwischen nicht rassistisch
und antirassistisch. -
6:16 - 6:20Könnten Sie das etwas genauer erklären?
Was ist dieser Unterschied? -
6:22 - 6:24IXK: Ganz einfach gesagt:
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6:24 - 6:29Ein Nicht-Rassist ist ein Rassist,
der seinen Rassismus verleugnet, -
6:29 - 6:32und ein Antirassist ist jemand,
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6:32 - 6:36der bereit ist, zuzugeben,
dass er manchmal rassistisch handelt -
6:36 - 6:38und der bereit ist,
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6:39 - 6:44die sozialen Ungleichheiten
und Rassenprobleme unserer Gesellschaft -
6:44 - 6:48zu erkennen und in Frage zu stellen,
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6:48 - 6:50indem er die Politik infrage stellt.
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6:50 - 6:55Ich sage das, weil sogar
Sklavenhalter und Sklavenhändler -
6:55 - 7:00ihre Vorstellungen nicht als rassistisch
in unserem Sinne betrachteten. -
7:00 - 7:04Sie sagten Dinge wie: "Schwarze
sind die verfluchten Nachfahren Hams -
7:04 - 7:08und auf ewig zur Versklavung verflucht."
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7:08 - 7:11Das heißt nicht: "Ich bin kein Rassist."
Das heißt: "Gottes Gesetz." -
7:11 - 7:13Sie sagten Dinge wie:
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7:13 - 7:18"Laut Wissenschaft,
Ethnologie, Naturgeschichte -
7:18 - 7:21sind Schwarze von Natur aus
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7:21 - 7:24zu Sklaverei und
Unterwürfigkeit veranlagt. -
7:24 - 7:26Das ist Naturgesetz. Ich bin kein Rassist.
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7:26 - 7:30Ich tue nur, was die Natur mir vorgibt."
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7:30 - 7:34Daher reicht dieses Konstrukt
des Nicht-Rassistisch-Seins -
7:34 - 7:36und der Leugnung des eigenen Rassismus
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7:36 - 7:39zurück bis zu den Anfängen dieses Landes.
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7:42 - 7:43CS: Ja.
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7:43 - 7:48Und warum, glauben Sie, ist es für einige
heute so schwer zu akzeptieren, -
7:48 - 7:51dass Neutralität nicht ausreicht,
wenn es um Rassismus geht? -
7:52 - 7:56IXK: Vermutlich, weil es viel Mühe kostet,
antirassistisch zu sein. -
7:57 - 7:59Man muss sehr verletzlich sein.
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7:59 - 8:03Man muss willens sein, zuzugeben,
dass man unrecht hatte. -
8:03 - 8:05Man muss willens sein, zuzugeben,
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8:05 - 8:09dass man, wenn man
etwa als Weißer mehr hat, -
8:10 - 8:12nicht unbedingt mehr ist.
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8:12 - 8:13Man muss zugeben,
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8:13 - 8:16dass man zwar vielleicht
im Leben viel gearbeitet hat, -
8:16 - 8:21aber auch bestimmte Vorteile
und daher Chancen hatte, -
8:21 - 8:23die andere Menschen nicht hatten.
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8:23 - 8:25Man muss all das zugeben,
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8:25 - 8:27und es ist sehr schwer für Menschen,
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8:27 - 8:31öffentlich oder sogar privat
Selbstkritik zu üben. -
8:32 - 8:34Vermutlich liegt es auch daran --
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8:34 - 8:36damit hätte ich wohl anfangen sollen --,
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8:36 - 8:39wie man "rassistisch" definiert.
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8:39 - 8:41Denn Menschen tendieren dazu,
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8:41 - 8:45"rassistisch" als feste Kategorie,
als Identität zu definieren. -
8:46 - 8:49Das ist für eine Person wesentlich.
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8:49 - 8:52Man wird zum Rassisten.
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8:52 - 8:55Deshalb --
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8:55 - 8:59Rassisten werden auch mit schlechten,
bösen Menschen assoziiert. -
8:59 - 9:03Man assoziiert einen Rassisten
mit einem Ku-Klux-Klan-Mitglied. -
9:03 - 9:06Und sie sagen:
"Ich bin nicht im Ku-Klux-Klan, -
9:06 - 9:08ich bin kein schlechter Mensch,
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9:08 - 9:13ich habe Gutes im Leben getan --
auch für Menschen anderer Hautfarbe. -
9:14 - 9:16Deshalb kann ich kein Rassist sein.
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9:16 - 9:18Das bin nicht ich.
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9:18 - 9:21Aber so sollten wir
Rassismus nicht definieren. -
9:21 - 9:24"Rassist" ist ein deskripives Wort.
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9:24 - 9:29Es beschreibt, was jemand
zu jeder Zeit sagt oder tut. -
9:29 - 9:33Wenn jemand eine
rassistische Vorstellung äußert, -
9:34 - 9:38ist er in dem Moment Rassist,
wenn er sagt, dass Schwarze faul sind. -
9:38 - 9:42Wenn er gleich danach
die Kulturen der Einheimischen würdigt, -
9:42 - 9:44ist er Antirassist.
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9:47 - 9:51WPR: Wir kommen gleich
zu einigen Fragen unserer Community. -
9:51 - 9:56Ich denke, viele Menschen, die Ihre
Vorstellung von Antirassismus hören, -
9:56 - 10:00haben den Eindruck,
dass das nur Weiße betrifft. -
10:00 - 10:03Könnten Sie etwas dazu sagen,
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10:03 - 10:09wie sich Schwarze und andere
nicht-weiße ethnische Minderheiten -
10:09 - 10:13beim Antirassismus einbringen
und darüber nachdenken können? -
10:13 - 10:15IXK: Natürlich.
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10:15 - 10:19Wenn weiße Amerikaner gewöhnlich sagen:
"Ich bin kein Rassist", -
10:19 - 10:21sagen nicht-weiße Menschen häufig:
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10:21 - 10:25"Ich kann kein Rassist sein,
denn ich bin nicht weiß." -
10:25 - 10:30Und manche nicht-weiße Menschen sagen,
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10:30 - 10:34dass sie keine Rassisten sein können,
weil sie keine Macht haben. -
10:36 - 10:42In erster Linie arbeite ich
gegen die Vorstellung, -
10:42 - 10:45dass nicht-weiße Menschen
keine Macht haben. -
10:45 - 10:47Es gibt nichts Entmachtenderes,
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10:47 - 10:51das man als nicht-weiße Person
sagen oder denken kann, -
10:52 - 10:53als dass man keine Macht hat.
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10:53 - 10:57Nicht-weiße Menschen nutzen
seit Langem die elementarste Macht, -
10:57 - 11:00die jeder Mensch hat,
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11:00 - 11:03und das ist die Macht,
sich gegen die Politik zu wehren -- -
11:04 - 11:07die Macht, sich gegen rassistische Politik
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11:07 - 11:10und eine rassistische
Gesellschaft zu wehren. -
11:10 - 11:13Aber wenn man als
nicht-weiße Person glaubt, -
11:14 - 11:19dass Menschen, die aus Honduras
und El Salvador hierher kommen, -
11:20 - 11:22in dieses Land einfallen,
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11:22 - 11:23wenn man glaubt,
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11:23 - 11:27dass diese einwandernden Latinos
Tiere und Vergewaltiger sind, -
11:27 - 11:31dann wird man, ob als Schwarzer,
Asiat oder Einheimischer, -
11:31 - 11:33sich sicher nicht bemühen,
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11:34 - 11:37für lateinamerikanische
Immigranten einzustehen, -
11:37 - 11:40anzuerkennen, dass Einwanderer
aus Lateinamerika -
11:40 - 11:45diesem Land genauso viel geben
wie jede andere Personengruppe. -
11:45 - 11:49Man wird sie als Menschen betrachten,
die "einem den Job wegnehmen". -
11:49 - 11:53Somit wird man rassistische
Rhetorik unterstützen, -
11:53 - 11:55rassistische Politik unterstützen,
-
11:55 - 12:00und das, obwohl man sich damit
vermutlich selbst schadet. -
12:01 - 12:03Mit anderen Worten: Wenn man schwarz ist,
-
12:03 - 12:06schadet man wohl Einwanderern
aus Haiti und Nigeria, -
12:06 - 12:10wenn man Asiat ist,
Einwanderern aus Indien. -
12:10 - 12:15Deshalb denke ich, ist es sogar
für Nicht-Weiße essentiell, zu erkennen, -
12:15 - 12:17dass sie die Macht haben,
sich zu widersetzen. -
12:17 - 12:23Und wenn Nicht-Weiße in anderen
Nicht-Weißen ein Problem sehen, -
12:23 - 12:26werden sie das Problem
nicht als Rassismus erkennen. -
12:26 - 12:30Jeder, der Rassismus
nicht als das Problem sieht, -
12:31 - 12:34handelt nicht antirassistisch.
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12:38 - 12:42CS: Sie haben das am Anfang
des Gesprächs angerissen. -
12:42 - 12:46Aber Sie sprechen davon,
dass aufgrund von Rassismus -
12:46 - 12:48schwarze und nicht-weiße
Communitys in Amerika -
12:48 - 12:51systemisch benachteiligt werden,
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12:51 - 12:55wodurch es dort sehr viel
mehr Todesfälle durch COVID-19 gibt. -
12:55 - 12:59Trotzdem geben die Medien oft
nicht-weißen Menschen die Schuld -
12:59 - 13:01für ihre Krankheitsanfälligkeit.
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13:01 - 13:04Angesichts dessen bin ich gespannt:
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13:04 - 13:07Was ist die Beziehung
zwischen Antirassismus -
13:07 - 13:09und der Möglichkeit
für systemischen Wandel? -
13:11 - 13:15IXK: Es ist wohl eine direkte Beziehung.
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13:15 - 13:17Denn wenn man ...
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13:19 - 13:23... an rassistische Vorstellungen
glaubt und sie verinnerlicht, -
13:23 - 13:26wird man nicht glauben,
dass Wandel notwendig ist, -
13:26 - 13:30weil man ethnische Ungleichheit
für normal hält. -
13:30 - 13:33Oder man glaubt nicht
an einen möglichen Wandel. -
13:33 - 13:35Anders gesagt, man glaubt:
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13:35 - 13:41Der Grund, weshalb so viele Schwarze
von der Polizei umgebracht -
13:41 - 13:46oder so viele Latinos infiziert werden,
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13:46 - 13:50ist, dass etwas mit ihnen nicht stimmt
und sich das nicht ändern lässt. -
13:50 - 13:53Deshalb sieht man nicht
die geringste Notwendigkeit -
13:53 - 13:56für einen systemischen Strukturwandel,
-
13:56 - 14:00geschweige denn für das eigene Engagement
für systemischen Strukturwandel. -
14:00 - 14:05Also bedeutet Antirassismus
die Erkenntnis, -
14:05 - 14:10dass es nur zwei Gründe
für ethnische Ungleichheit gibt: -
14:10 - 14:13Entweder stimmt etwas
mit den Menschen nicht -
14:13 - 14:16oder mit der Macht und der Politik.
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14:16 - 14:20Menschengruppen tragen
gemeinhin keine Schuld. -
14:20 - 14:24Ich spreche hier von Gruppen,
nicht von Einzelpersonen. -
14:24 - 14:27Es gibt sicher einzelne Schwarze,
-
14:27 - 14:30die das Coronavirus
nicht ernst genommen haben -
14:30 - 14:32und sich deshalb angesteckt haben.
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14:32 - 14:35Aber es gibt auch Weiße,
die das Virus nicht ernst genommen haben. -
14:35 - 14:38Studien haben gezeigt,
-
14:38 - 14:43dass Schwarze das Coronavirus
vermutlich ernster nahmen als Weiße. -
14:44 - 14:46Wir sprechen hier nicht von Einzelnen,
-
14:46 - 14:49und sollten sicher
keine Gruppen herausheben. -
14:49 - 14:53Wir sollten sicher nicht
das individuelle Verhalten -
14:53 - 14:56von Latinos oder Schwarzen betrachten
-
14:56 - 14:59und behaupten, sie verträten die Gruppe.
-
14:59 - 15:01Das ist an sich schon rassistisch.
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15:01 - 15:05Deshalb spreche ich von Gruppen,
und wenn man Gruppen für ebenbürtig hält, -
15:05 - 15:08ist die einzige Alternative bzw. Erklärung
-
15:08 - 15:14für den Fortbestand von Ungleichheit
und Unrecht -- Macht und Politik. -
15:14 - 15:20Zeit in Umgestaltung und Anfechtung
von Macht und Politik zu investieren, -
15:20 - 15:23bedeutet hier, antirassistisch zu handeln.
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15:26 - 15:29WPR: Wir erhalten einige Fragen
aus dem Publikum. -
15:30 - 15:33Die erste Frage stammt
von einem Mitglied der Community: -
15:33 - 15:38"Ein Privileg der Weißen ist es,
keine schwierigen Gespräche zu führen. -
15:38 - 15:41Glauben Sie,
dass sich das gerade ändert?" -
15:43 - 15:47IXK: Das hoffe ich, denn ich glaube,
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15:48 - 15:52dass auch weiße Amerikaner
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15:53 - 15:58gleichzeitig ihre
Privilegien erkennen müssen. -
15:59 - 16:04Privilegien, die ihnen zufielen,
weil sie weiß sind. -
16:05 - 16:08Die einzige Art, wie sie das tun können,
-
16:08 - 16:11ist, solche Gespräche
anzustoßen und zu führen. -
16:11 - 16:13Aber sie sollten auch zugeben:
-
16:13 - 16:16"Ja, wir haben mehr."
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16:16 - 16:20Wegen der rassistischen Politik
haben weiße Amerikaner mehr. -
16:20 - 16:23Doch sollten sich weiße Amerikaner fragen,
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16:23 - 16:27besonders, wenn sie diese Gespräche
untereinander führen: -
16:27 - 16:33Wenn die Gesellschaft gerechter wäre,
-
16:33 - 16:35hätten wir auch dann mehr?
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16:35 - 16:37Denn ich frage mich:
-
16:38 - 16:41Weiße Amerikaner haben mehr
aufgrund von Rassismus, -
16:41 - 16:45aber es gibt andere Gruppen
in anderen westlichen Demokratien, -
16:45 - 16:47die mehr haben als weiße Amerikaner.
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16:48 - 16:49Also stellt sich die Frage:
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16:49 - 16:53Warum gibt es in anderen Ländern
kostenlose medizinische Versorgung? -
16:53 - 16:56Warum gibt es bezahlte Elternzeit?
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16:56 - 16:59Warum gibt es ein starkes
soziales Sicherungsnetz? -
16:59 - 17:01Warum haben wir das nicht?
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17:01 - 17:05Einer der Hauptgründe,
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17:05 - 17:09warum es das hier
nicht gibt, ist Rassismus. -
17:09 - 17:14Einer der Hauptgründe,
warum Donald Trump Präsident der USA ist, -
17:14 - 17:16ist Rassismus.
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17:16 - 17:22Ich verlange von weißen Amerikanern
nicht wirklich Altruismus, -
17:22 - 17:23um antirassistisch zu sein.
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17:23 - 17:28Eigentlich fordern wir von den Menschen
intelligentes Eigeninteresse. -
17:28 - 17:34Jene 4, eher 5 Millionen
arme Weiße im Jahr 1860, -
17:34 - 17:38deren Armut das direkte Ergebnis
-
17:38 - 17:42des Reichtums von wenigen Tausend
weißen Sklavenhalterfamilien war -- -
17:42 - 17:47um die Sklaverei zu bekämpfen,
forderten wir von ihnen keinen Altruismus. -
17:47 - 17:51Nein, sie sollten vielmehr
aus Eigeninteresse handeln. -
17:51 - 17:55Jene Millionen weiße Amerikaner,
-
17:55 - 17:58die durch die Pandemie
ihren Job verloren haben, -
17:58 - 18:01von ihnen fordern wir keinen Altruismus.
-
18:01 - 18:03Wir fordern sie auf, zu begreifen,
-
18:03 - 18:07dass es ihnen mit einer anderen Regierung,
mit anderen Prioritäten -
18:08 - 18:10jetzt viel besser gehen würde.
-
18:14 - 18:17Entschuldigung, damit will ich
gar nicht erst anfangen. -
18:17 - 18:19CS: Nein, wir sind Ihnen dankbar. Danke.
-
18:20 - 18:22Ich möchte hier anknüpfen.
-
18:23 - 18:27Die Proteste und die Bewegung
haben offenbar Fortschritte gebracht: -
18:27 - 18:30die Beseitigung von Südstaaten-Denkmälern
-
18:30 - 18:34oder das Versprechen des Stadtrats
von Minneapolis, die Polizei aufzulösen. -
18:34 - 18:38Aber was betrachten Sie
in diesem Kampf um Gerechtigkeit -
18:38 - 18:40als höchste Priorität
auf politischer Ebene? -
18:40 - 18:44Können wir von anderen
Ländern etwas lernen? -
18:46 - 18:50IXK: Ich glaube nicht unbedingt,
-
18:50 - 18:55dass es eine besondere
politische Priorität gibt. -
18:56 - 19:00Wenn ich gezwungen wäre, zu antworten,
-
19:00 - 19:03würde ich zwei nennen.
-
19:03 - 19:08Das ist zum einen hochwertige
medizinische Versorgung für alle. -
19:08 - 19:11Wenn ich "hochwertig" sage,
-
19:11 - 19:15spreche ich nicht nur von
allgemeiner medizinischer Grundversorgung, -
19:15 - 19:17ich spreche von einem
flächendeckenden Plan. -
19:17 - 19:22In dessen Rahmen sollte auch
das ländlich geprägte Südwest-Georgia, -
19:22 - 19:25wo die Menschen vorwiegend schwarz sind
-
19:26 - 19:30und es wegen COVID mit die höchsten
Todesraten im Land gibt -- -
19:30 - 19:32jene Gebiete in Südwest-Georgia
-
19:32 - 19:35sollten auch Zugang
zu einem Gesundheitswesen -
19:35 - 19:40von so hoher Qualität wie Menschen
in Atlanta oder New York City haben. -
19:40 - 19:45Außerdem sollte das Gesundheitswesen
kostenlos zur Verfügung stehen. -
19:46 - 19:50So viele Amerikaner sterben dieses Jahr
natürlich nicht nur an COVID, -
19:50 - 19:53sondern auch an Herzleiden und Krebs,
-
19:53 - 19:57den vor COVID häufigsten
Todesursachen von Amerikanern. -
19:57 - 20:00Und die große Mehrheit ist schwarz.
-
20:00 - 20:01Das würde ich nennen
-
20:01 - 20:05und zum zweiten: Reparationen.
-
20:05 - 20:08Viele Amerikaner behaupten,
-
20:09 - 20:13dass sie an ethnische Gleichheit glauben
-
20:13 - 20:16und dass sie sie verwirklichen wollen.
-
20:16 - 20:22Vielen Amerikanern ist klar,
wie wichtig die wirtschaftliche Existenz -
20:23 - 20:27für jedermann in diesem Land,
in diesem Wirtschaftssystem ist. -
20:27 - 20:33Aber viele Amerikaner befürworten
Reparationen nicht oder lehnen sie ab. -
20:33 - 20:36Deshalb haben wir eine Situation,
-
20:36 - 20:40in der weiße Amerikaner,
soweit ich informiert bin, -
20:40 - 20:44ein zehnmal höheres mittleres
Vermögen haben als schwarze. -
20:44 - 20:47Laut einer kürzlich erstellten Studie
-
20:47 - 20:49wird bis 2053 --
-
20:50 - 20:53zwischen jetzt und 2053 --
-
20:53 - 20:56das mittlere Vermögen von Weißen wachsen,
-
20:56 - 21:00und das war vor der aktuellen Rezession.
-
21:00 - 21:03Dagegen wird erwartet,
-
21:03 - 21:07dass das mittlere Vermögen
von Schwarzen stagniert. -
21:07 - 21:11Aufgrund der aktuellen Rezession
kann sich das noch 10 Jahre so fortsetzen. -
21:11 - 21:14So haben wir nicht nur
eine ethnische Vermögenskluft, -
21:14 - 21:17sondern eine, die weiter anwächst.
-
21:17 - 21:20Das sage ich Amerikanern, die behaupten,
-
21:20 - 21:23für ethnische Gleichheit zu stehen,
-
21:23 - 21:27die Bedeutung von wirtschaftlicher
Existenz zu begreifen -
21:27 - 21:31und auch zu wissen,
dass Vermögen vererbt wird -- -
21:32 - 21:35und das meiste Vermögen wird vererbt.
-
21:35 - 21:38Wenn man an unser Erbe denkt,
-
21:38 - 21:41denkt man an die Vergangenheit
und die vergangene Politik, -
21:41 - 21:44die viele Amerikaner
für rassistisch halten, -
21:44 - 21:47ob es um Sklaverei
oder sogar Redlining geht. -
21:47 - 21:51Wie könnten wir diese wachsende
ethnische Vermögenskluft -
21:51 - 21:52zumindest ein wenig schließen
-
21:52 - 21:56außer mit einem groß angelegten
Reparationsprogramm? -
21:58 - 22:04WPR: Im Zusammenhang mit Vermögenskluft
und Vermögensungleichheit in diesem Land -
22:04 - 22:07haben wir eine Frage
von Communitymitglied Dana Perls: -
22:07 - 22:09"Wie sollen liberale weiße Organisationen
-
22:09 - 22:13effektiv das Problem des Rassismus
am Arbeitsplatz angehen, -
22:13 - 22:17besonders dort, wo sich Leute
bei Rassismus nicht einmischen -
22:17 - 22:20oder Alibi-Aussagen machen,
ohne der Sache nachzugehen?" -
22:21 - 22:22IXK: Natürlich.
-
22:22 - 22:24Ich möchte einige Vorschläge machen.
-
22:24 - 22:29Zum einen verpflichtet sich
seit mehreren Jahrzehnten -
22:29 - 22:34jeder Arbeitsplatz öffentlich
-
22:34 - 22:37zur Wahrung der Diversität.
-
22:37 - 22:40Es gibt dort in der Regel
Diversitäts-Erklärungen. -
22:40 - 22:44Ich würde prinzipiell diese Erklärungen
zerreißen und neue schreiben, -
22:44 - 22:48nämlich Erklärungen,
die sich dem Antirassismus verpflichten. -
22:48 - 22:53Darin würde man klarstellen,
was eine rassistische Vorstellung ist, -
22:53 - 22:56was eine antirassistische Vorstellung ist,
-
22:56 - 23:00was rassistische Politik ist,
und was antirassistische Politik ist. -
23:00 - 23:03Als Arbeitgeber würde man darlegen,
-
23:03 - 23:08dass man sich einer
antirassistischen Kultur verpflichtet -
23:09 - 23:15und eine Institution ist, die auf
antirassistischen Prinzipien basiert. -
23:15 - 23:19So kann jeder die Vorstellungen
aller Beteiligten -
23:19 - 23:24und die Prinzipien dieses Arbeitsplatzes
anhand solcher Dokumente messen -
23:24 - 23:29Ich denke, das kann den Prozess
des Wandels anstoßen. -
23:29 - 23:32Ich denke auch, es ist entscheidend,
-
23:32 - 23:39dass am Arbeitsplatz nicht nur
das Personal diversifiziert wird, -
23:39 - 23:42sondern auch die Führungsebene.
-
23:44 - 23:47Ich denke, auch das ist
absolut entscheidend. -
23:50 - 23:53CS: Wir erhalten weitere
Fragen aus dem Publikum. -
23:53 - 23:57Hier ist eine von Melissa Mahoney.
-
23:57 - 24:03Sie fragt: "Donald Trump macht offenbar
"Black Lives Matter" zu einem Parteithema. -
24:04 - 24:06Er verspottet etwa Mitt Romney,
-
24:06 - 24:08weil er an einem friedlichen
Protest teilnahm. -
24:08 - 24:11Wie lässt sich das
von Parteipolitik trennen?" -
24:14 - 24:20IXK: Wenn man sagt, das Leben
schwarzer Menschen -
24:20 - 24:23sei ein Manifest der Demokraten,
-
24:23 - 24:26behauptet man gleichzeitig,
-
24:26 - 24:30dass Republikaner das Leben
schwarzer Menschen nicht wertschätzen. -
24:30 - 24:35Wenn das im Kern
Donald Trumps Aussage ist, -
24:35 - 24:37wenn er behauptet,
-
24:37 - 24:42es sei problematisch, für das Leben
schwarzer Menschen zu demonstrieren, -
24:43 - 24:44was ist dann die Lösung?
-
24:44 - 24:47Die Lösung ist, nicht zu demonstrieren.
Und die Alternative? -
24:47 - 24:50Nicht für das Leben
von Schwarzen zu demonstrieren, -
24:50 - 24:52sich nicht darum zu scheren,
-
24:52 - 24:56wenn Schwarze durch Polizeigewalt
oder COVID umkommen. -
24:56 - 25:03Meiner Meinung nach machen wir es
zu einem unparteiischen Thema, -
25:03 - 25:04indem wir zurückschlagen
-
25:04 - 25:06oder angemessen argumentieren.
-
25:06 - 25:09Sicher werden Republikaner behaupten,
-
25:09 - 25:11dass sie das nicht sagen,
-
25:11 - 25:12aber es ist sehr einfach:
-
25:12 - 25:16Entweder man glaubt, das Leben
von Schwarzen zählt, oder nicht. -
25:16 - 25:18Und wenn man es glaubt,
-
25:18 - 25:20weil man an Menschenrechte glaubt,
-
25:20 - 25:25dann glaubt man an das Menschenrecht
von Schwarzen und anderen, zu leben -
25:25 - 25:31und sich nicht vor Polizeigewalt
und dem Staat fürchten zu müssen, -
25:32 - 25:36nicht fürchten zu müssen, dass ein
friedlicher Protest aufgelöst wird, -
25:36 - 25:39weil irgendein Politiker
eine Wahlkampf-Chance sieht. -
25:40 - 25:43Dann wird man politische
Regeln einführen, die das beweisen. -
25:43 - 25:44Oder auch nicht.
-
25:47 - 25:49WPR: Ich möchte fragen
-
25:49 - 25:52wie man über Antirassismus reflektieren
-
25:52 - 25:56und ihn ins eigene Leben integrieren kann.
-
25:56 - 26:00Ich vermute, dass viele
heute zuhören und denken: -
26:00 - 26:02"Ich muss sehr darauf achten,
-
26:02 - 26:07wie meine Worte und Taten
wahrgenommen werden. -
26:07 - 26:10Welche Absicht wird hinter
meinen Worten gesehen?" -
26:10 - 26:13Das kann ermüdend werden.
-
26:13 - 26:15Das schließt an diese
Vorstellung von Politik an. -
26:15 - 26:17Ich bin gespannt.
-
26:17 - 26:22Man muss auf dem mühsamen Weg
zum Antirassismus viel nachdenken. -
26:22 - 26:26Wie reagieren Sie,
was antworten Sie denen, -
26:26 - 26:32die sich angesichts mentaler Erschöpfung
durch ständiges Nachdenken Sorgen machen, -
26:32 - 26:36wie das eigene Handeln andere verletzen
oder ihnen schaden könnte? -
26:38 - 26:44IXK: Ich denke, Teil der Sorge
wegen mentaler Erschöpfung -
26:45 - 26:47ist die Vorstellung,
-
26:48 - 26:51dass man keine Fehler machen will.
-
26:51 - 26:57Ich glaube, antirassistisch zu sein
-
26:57 - 26:59bedeutet, Fehler zu machen
-
26:59 - 27:03und zu erkennen,
wann man einen Fehler macht. -
27:04 - 27:09Für uns ist entscheidend,
klare Definitionen zu haben, -
27:09 - 27:14damit wir unsere Worte
und Taten einschätzen können. -
27:15 - 27:17Wenn wir einen Fehler machen,
geben wir ihn zu: -
27:17 - 27:20"Das war eine rassistische Vorstellung."
-
27:20 - 27:24"Ich habe rassistische Politik
unterstützt, aber das ändert sich." -
27:24 - 27:28Außerdem sollten wir auch erkennen,
-
27:29 - 27:34dass wir in vieler Hinsicht süchtig sind.
-
27:34 - 27:38Mit "wir" meine ich Einzelne
und mit Sicherheit das Land, -
27:39 - 27:41das süchtig nach Rassismus ist.
-
27:41 - 27:44Das ist einer der Gründe,
-
27:45 - 27:48warum so viele Menschen leugnen.
-
27:48 - 27:50Man leugnet meistens seine Sucht.
-
27:52 - 27:56Aber wenn man begreift,
dass man süchtig ist -- -
27:57 - 27:59jeder, der süchtig ist --,
-
27:59 - 28:02spricht man mit Freunden
und Familienmitgliedern, -
28:02 - 28:06die einen Entzug von einer
Drogensucht durchmachen. -
28:06 - 28:09Sie sagen nicht einfach,
dass sie geheilt sind, -
28:10 - 28:13dass sie nicht ständig
daran denken müssen. -
28:14 - 28:17Jemand im Alkoholentzug wird sagen:
-
28:17 - 28:21"Es ist ein täglicher Prozess
-
28:21 - 28:26und ich gehe ihn jeden Tag,
jeden Moment neu an. -
28:27 - 28:30Ja, es ist schwer,
-
28:31 - 28:34mich davor zu bewahren,
-
28:34 - 28:38in meine Sucht zurückzufallen,
-
28:38 - 28:41aber zur selben Zeit
ist es erlösend und befreiend, -
28:42 - 28:45weil mich die Sucht
nicht länger im Griff hat. -
28:45 - 28:51Ich muss wegen der Sucht
anderen Menschen nicht mehr wehtun." -
28:51 - 28:52Das ist entscheidend.
-
28:52 - 28:57Wir denken zu oft darüber nach,
wie wir uns fühlen, -
28:57 - 29:02und weniger darüber, wie sich andere
durch unser Handeln und Denken fühlen. -
29:02 - 29:07Dazu hat das George-Floyd-Video
die Amerikaner gezwungen: -
29:07 - 29:10wirklich zu sehen und zu hören,
-
29:11 - 29:15wie sich jemand
aufgrund von Rassismus fühlt. -
29:20 - 29:23CS: Wir haben noch eine Frage
aus dem Publikum. -
29:23 - 29:25Sie lautet:
-
29:25 - 29:27"Können Sie etwas zur Intersektionalität
-
29:27 - 29:31zwischen der Arbeit mit Antirassismus,
Feminismus und Schwulenrechten sagen? -
29:32 - 29:36Wie korreliert die Antirassismus-Arbeit
mit diesen Menschenrechtsfragen? -
29:38 - 29:39IXK: Natürlich.
-
29:39 - 29:43Ich definiere einen rassistischen Gedanken
-
29:44 - 29:47als Vorstellung, die nahelegt,
-
29:47 - 29:51dass eine ethnische Gruppe einer anderen
überlegen oder unterlegen ist. -
29:52 - 29:57Und ich benutze den Begriff
ethnische Gruppe und nicht Rasse. -
29:57 - 30:00denn jede Rasse ist eine Sammlung
-
30:00 - 30:04rassisch determinierter
intersektionaler Gruppen. -
30:04 - 30:07Es gibt also schwarze Frauen
und schwarze Männer, -
30:07 - 30:12schwarze Heterosexuelle
und schwarze Schwule, -
30:12 - 30:18genauso wie Latinas,
weiße Frauen und asiatische Männer. -
30:18 - 30:21Es ist wesentlich, zu verstehen,
-
30:21 - 30:25dass rassistische Vorstellungen
-
30:25 - 30:28nicht nur beispielsweise
auf Schwarze abzielen. -
30:28 - 30:33Es gibt heute rassistische Vorstellungen
im Hinblick auf schwarze Frauen, -
30:33 - 30:38auf schwarze Lesben und
schwarze Transgender-Frauen. -
30:38 - 30:44Oft überschneiden sich
diese rassistischen Vorstellungen -
30:44 - 30:47mit anderen Arten der Engstirnigkeit,
-
30:47 - 30:49die auch auf diese Gruppen abzielen.
-
30:49 - 30:52Hier ein Beispiel über schwarze Frauen:
-
30:52 - 30:56Eine der ältesten rassistischen
Vorstellungen über schwarze Frauen war, -
30:56 - 31:01sie seien minderwertig
oder sogar gar keine Frauen -
31:02 - 31:04und sie seien schlechter als weiße Frauen,
-
31:04 - 31:07die die Krönung der Weiblichkeit sind.
-
31:08 - 31:11Diese Vorstellung überschneidet sich
-
31:11 - 31:14mit der sexistischen Vorstellung,
-
31:14 - 31:16dass Frauen schwach sind;
-
31:16 - 31:21je schwächer eine Frau ist,
umso weiblicher ist sie, -
31:22 - 31:27und je stärker eine Frau ist,
desto männlicher ist sie. -
31:27 - 31:30Diese zwei Vorstellungen
überschneiden sich. -
31:30 - 31:35Sie entwürdigen ständig schwarze Frauen
-
31:35 - 31:40als "stark, schwarz und männlich"
-
31:41 - 31:45und als minderwertig
gegenüber der schwachen weißen Frau. -
31:46 - 31:52Man kann diese Konstrukte der
schwachen, superweiblichen weißen Frau -
31:52 - 31:55und der starken, hypermännlichen
schwarzen Frau nur verstehen, -
31:55 - 31:58wenn man sexistische
Vorstellungen begreift -
31:58 - 32:01und wenn man sexistische
Vorstellungen ablehnt. -
32:01 - 32:03Ich möchte kurz anmerken:
-
32:03 - 32:07Dasselbe gilt für die Überschneidung
von Rassismus und Homophobie. -
32:07 - 32:11Von schwarzen Schwulen wird angenommen,
-
32:11 - 32:13dass sie hypersexueller sind,
-
32:13 - 32:16weil die Vorstellung existiert,
-
32:16 - 32:19dass Schwule hypersexueller sind
als Heterosexuelle. -
32:19 - 32:22So werden schwarze Schwule
-
32:22 - 32:24als hypersexueller bezeichnet
-
32:24 - 32:28als weiße Schwule
und schwarze Heterosexuelle. -
32:28 - 32:32Das kann man nicht wirklich
wahrnehmen, verstehen und ablehnen, -
32:32 - 32:36wenn man nicht auch Homophobie
ablehnt, versteht und anficht. -
32:39 - 32:40WPR: Zum Thema Anfechtung
-
32:40 - 32:44haben wir eine Frage von
Maryam Mohit aus der Community: -
32:44 - 32:48"Wie sehen Sie den Zusammenhang
von Cancel Culture und Rassismus? -
32:48 - 32:51Wenn also etwa jemand bereits
etwas Rassistisches getan hat -
32:51 - 32:53und es ans Licht kommt?"
-
32:54 - 32:56Wie reagiert man darauf?
-
32:56 - 32:57IXK: Wow.
-
32:57 - 32:59Das ist sehr komplex.
-
33:00 - 33:06Ich ermutige die Leute natürlich,
-
33:06 - 33:07sich zu ändern,
-
33:07 - 33:12zuzugeben, wann sie
rassistisch gehandelt haben. -
33:13 - 33:17Als Gemeinschaft müssen wir
-
33:17 - 33:19das Menschen natürlich ermöglichen.
-
33:19 - 33:25Wenn jemand rassistisches Handeln zugibt,
-
33:25 - 33:29können wir ihn natürlich
nicht gleich ausschließen. -
33:29 - 33:33Aber ich denke auch,
dass es Menschen gibt, -
33:34 - 33:37die etwas Ungeheuerliches tun
-
33:37 - 33:42und absolut nicht begreifen wollen,
-
33:42 - 33:48wie ungeheuerlich ihr Handeln ist.
-
33:48 - 33:53An einem bestimmten Punkt steht also
nicht nur die entsetzliche, grausame Tat, -
33:54 - 34:00sondern darüber hinaus die Weigerung,
sie überhaupt zuzugeben. -
34:01 - 34:07In diesem Fall kann ich verstehen,
warum man sie ausschließen will. -
34:07 - 34:14Ich glaube, wir brauchen andererseits
-
34:14 - 34:17eine Art Konsequenz,
-
34:17 - 34:20eine öffentliche, kulturelle Konsequenz,
-
34:20 - 34:26wenn jemand sich rassistisch verhält,
besonders in sehr schweren Fällen. -
34:26 - 34:30Viele Leute haben sich entschieden:
"Ich schließe solche Typen aus." -
34:30 - 34:32Ich will sie nicht gleich kritisieren,
-
34:32 - 34:35doch ich denke, wir sollten unterscheiden
-
34:35 - 34:42zwischen denen,
die sich weigern, sich zu ändern, -
34:42 - 34:45und denen, die einen Fehler machen,
-
34:45 - 34:48ihn erkennen und sich wirklich
bemühen, sich zu ändern. -
34:53 - 34:54CS: Ich glaube,
-
34:54 - 34:57es ist ein Anliegen vieler Aktivisten,
-
34:57 - 35:01dass die Triebkraft der
Black-Lives-Matter-Bewegung hoch bleibt, -
35:01 - 35:03damit antirassistischer Wandel geschieht.
-
35:03 - 35:06Das gilt auch für das,
was Sie gerade gesagt haben. -
35:07 - 35:10Ich bin auf Ihre Meinung gespannt:
-
35:10 - 35:12Wenn die Proteste abflauen
-
35:12 - 35:16und Spenden-Kampagnen
weniger Erfolge erzielen -- -
35:16 - 35:18wie können wir garantieren,
-
35:18 - 35:21dass die Antirassismus-Debatte
im Fokus bleibt? -
35:23 - 35:24IXK: Natürlich.
-
35:26 - 35:29Eines der letzten Kapitel des Buchs
"Wie man Antirassist wird" -
35:29 - 35:32heißt "Scheitern".
-
35:33 - 35:37Ich schrieb über das, was ich
"Eintreten für Gefühle" nenne. -
35:37 - 35:43Es betrifft Menschen, die sich
wegen der Ereignisse schlecht fühlen -- -
35:44 - 35:46was George Floyd passiert ist
-
35:46 - 35:50und was Ahmaud Arbery
oder Breonna Taylor passiert ist. -
35:50 - 35:55Sie haben Probleme mit diesem Land
und dem Weg, den es eingeschlagen hat. -
35:56 - 35:59Um sich besser zu fühlen,
-
36:00 - 36:03gehen sie zu Demonstrationen.
-
36:03 - 36:06Um sich besser zu fühlen,
-
36:06 - 36:09spenden sie an bestimmte Organisationen.
-
36:09 - 36:13Um sich besser zu fühlen,
lesen sie Bücher. -
36:13 - 36:18Das tun viele Amerikaner --
-
36:19 - 36:23und wenn sich Menschen
dann besser fühlen, -
36:23 - 36:25so etwa durch die Teilnahme
-
36:26 - 36:32an Lesegruppen, Demonstrationen
oder Spendenkampagnen, -
36:33 - 36:37dann wird sich außer ihren
eigenen Gefühlen nichts ändern. -
36:37 - 36:40Deshalb müssen wir
über unsere Gefühle hinausgehen. -
36:40 - 36:44Menschen sollten sich zwar
durchaus unwohl in ihrer Haut fühlen, -
36:44 - 36:47aber wir sollten unsere Gefühle darüber,
-
36:47 - 36:51wie sehr uns die Ereignisse belasten,
-
36:52 - 36:56im Kampf dafür einsetzen,
antirassistische Macht und Politik -
36:56 - 37:00zu etablieren und zu realisieren.
-
37:00 - 37:03Anders gesagt: Unsere Gefühle
sollten uns antreiben. -
37:03 - 37:05Sie sollten dabei nicht
der letzte Schluss sein. -
37:05 - 37:08Es sollte nicht darum gehen,
dass wir uns besser fühlen. -
37:08 - 37:11Es sollte darum gehen, das Land zu ändern,
-
37:11 - 37:15und darauf müssen wir weiterhin
unseren Blick richten. -
37:15 - 37:17Denn sonst lassen wir uns,
-
37:17 - 37:20wenn alles vorbei ist
und wir uns besser fühlen, -
37:20 - 37:25in derselben Situation
vom nächsten Video schockieren -
37:26 - 37:27und fühlen uns schlecht --
-
37:27 - 37:30dann setzt sich der Kreislauf fort.
-
37:32 - 37:34WPR: Wenn wir darüber nachdenken,
-
37:34 - 37:36was wir ändern können
-
37:36 - 37:40und wie wir das System, die Regierungen,
-
37:40 - 37:43die Polizei verbessern könnten --
-
37:43 - 37:46gibt es Vorbilder in anderen Ländern?
-
37:46 - 37:49Die Geschichte der Vereinigten Staaten
-
37:49 - 37:53ist hinsichtlich Rasse
und Unterdrückung einzigartig. -
37:53 - 37:57Aber wenn man sich andere Länder
und Kulturen ansieht: -
37:57 - 37:58Gibt es Vorlagen,
-
37:58 - 38:02die als Beispiel dienen
und die wir umsetzen könnten? -
38:06 - 38:07IXK: Es gibt sehr viele.
-
38:09 - 38:13Es gibt Länder, in denen
Polizisten keine Waffen tragen. -
38:15 - 38:16Es gibt Länder
-
38:17 - 38:22mit mehr Einwohnern
als in den Vereinigten Staaten, -
38:23 - 38:25aber weniger Strafgefangenen.
-
38:25 - 38:27Es gibt Länder,
-
38:27 - 38:32die Gewaltkriminalität nicht
mit mehr Polizei und Gefängnis bekämpfen, -
38:33 - 38:36sondern mit mehr Jobs und mehr Chancen.
-
38:36 - 38:38Denn dort weiß und sieht man:
-
38:38 - 38:42In den Communities mit der
höchsten Gewaltkriminalitäts-Rate -
38:42 - 38:48herrschen gewöhnlich hohe Armut
und hohe Langzeitarbeitslosigkeit. -
38:49 - 38:51Ich glaube --
-
38:51 - 38:54Und dann bieten andere Länder
-
38:54 - 38:58natürlich umfangreiche
soziale Sicherungssysteme, -
38:59 - 39:02so dass die Menschen
nicht aus Armut kriminell werden, -
39:03 - 39:06nicht aus Verzweiflung kriminell werden.
-
39:07 - 39:12Deshalb halte ich es
für entscheidend wichtig für uns, -
39:12 - 39:14in allererster Linie zu überlegen:
-
39:14 - 39:17Wenn die Menschen
im Grund nicht böse sind, -
39:18 - 39:22wie können wir dann
Polizeigewalt reduzieren? -
39:22 - 39:27Wie können wir ethnische Ungleichheiten
im Gesundheitsbereich reduzieren? -
39:27 - 39:31Welche Politik können wir ändern?
Welche Politik hat funktioniert? -
39:31 - 39:34Diese Art von Fragen müssen wir stellen,
-
39:34 - 39:37denn die Menschen
sind im Grund nicht böse. -
39:40 - 39:43CS: Sie schreiben
in Ihrem "Atlantic"-Artikel -
39:43 - 39:45"Who Gets to Be Afraid in America":
-
39:45 - 39:49"Es sollte nicht zählen, was ich bin --
ein Schwarzer --, sondern, wer ich bin." -
39:49 - 39:52Damit drücken Sie in etwa aus,
-
39:52 - 39:55dass das anderswo
vielleicht eher möglich ist. -
39:55 - 39:57Meine Frage lautet:
-
39:57 - 40:02Wie sieht es in einem anderen Land aus,
wo es wichtig ist, wer man ist? -
40:04 - 40:08IXK: Für mich als schwarzen
Amerikaner sieht es so aus, -
40:08 - 40:14dass die Leute mich nicht
als gefährlich betrachten -
40:14 - 40:17und dadurch meine Existenz gefährden.
-
40:18 - 40:23Dadurch kann ich mich
in diesem Land bewegen und glauben, -
40:24 - 40:29dass man sich nicht wegen
wegen meiner Hautfarbe vor mir fürchtet. -
40:29 - 40:30Ich kann glauben,
-
40:30 - 40:35dass ich den Job nicht bekommen habe,
weil das Gespräch nicht gut lief -- -
40:35 - 40:37nicht wegen meiner Hautfarbe.
-
40:37 - 40:39Ich kann --
-
40:39 - 40:42ein Land mit ethnischer Gleichheit,
-
40:42 - 40:44ein Land mit ethnischer Gerechtigkeit,
-
40:44 - 40:48ein Land mit Chancen für alle,
-
40:49 - 40:54ein Land, in dem afroamerikanische Kultur
und uramerikanische Kultur, -
40:54 - 40:59die Kultur mexikanische Amerikaner
-
40:59 - 41:03und koreanische Amerikaner
gleichermaßen wertgeschätzt werden -
41:03 - 41:08und in dem sich niemand an die weiße
amerikanische Kultur anpassen muss. -
41:08 - 41:13Ein Land, wo es keine
Standard-Berufskleidung gibt, -
41:13 - 41:15wo man nicht lernen muss,
-
41:15 - 41:18wie man Englisch spricht,
um Amerikaner zu sein. -
41:18 - 41:24Dann hätten wir nicht nur
Gleichheit und Gerechtigkeit für alle, -
41:24 - 41:28sondern wir hätten einen Weg gefunden,
-
41:28 - 41:31Unterschiede wertzuschätzen,
-
41:31 - 41:37alle ethnischen und kulturellen
Unterschiede wertzuschätzen, -
41:37 - 41:39die es in den USA gibt.
-
41:39 - 41:42Das könnte unser Land groß machen --
-
41:43 - 41:46indem wir tatsächlich ein Land werden,
-
41:46 - 41:50wo man herumreisen,
-
41:50 - 41:55von anderen Kulturen aus aller Welt lernen
und sie wertschätzen könnte, -
41:55 - 41:58wo man durch die Begegnung
mit anderen Menschen -
41:58 - 42:00sogar die eigene Kultur versteht.
-
42:01 - 42:05Es gibt so viel Schönheit hier
zwischen all dem Schmerz -- -
42:05 - 42:07und ich will sie ablösen,
-
42:07 - 42:10will sie beseitigen,
-
42:11 - 42:14all die Schorfe der rassistischen Politik,
-
42:14 - 42:18damit die Menschen heilen
und wir echte Schönheit sehen können. -
42:20 - 42:23WPR: Wenn Sie über
den Zeitpunkt nachdenken: -
42:23 - 42:28Wann gelangen wir auf der Skala des
Fortschritts zu dieser wahren Schönheit? -
42:30 - 42:32IXK: Was mich betrifft,
-
42:32 - 42:37so sehe ich immer Fortschritt
und Widerstand in Demonstrationen. -
42:37 - 42:40Ich weiß, allein weil Menschen
-
42:40 - 42:45auf Marktplätzen und an Rathäusern
ihre Stimmen erheben -
42:45 - 42:48und fortlaufenden
systemischen Wandel fordern, -
42:48 - 42:50ist dieser Wandel hier.
-
42:50 - 42:52Sie erheben ihre Stimme --
-
42:52 - 42:55in kleinen und in großen Städten,
-
42:55 - 42:58an Orten, die wir alle kennen,
-
42:58 - 43:01und Orten, die wir kennenlernen sollten.
-
43:01 - 43:03Sie fordern den Wandel, sie haben genug.
-
43:03 - 43:06Wir leben in einer Zeit,
-
43:06 - 43:08in der uns eine virale Pandemie bedroht,
-
43:08 - 43:11eine ethnischen Pandemie
innerhalb der viralen, -
43:11 - 43:16bei der sich unverhältnismäßig viele
Nicht-Weiße infizieren und sterben; -
43:16 - 43:18sogar eine wirtschaftlichen Pandemie,
-
43:18 - 43:23durch die über 40 Millionen Amerikaner
ihre Arbeit verloren haben; -
43:24 - 43:28und sicher eine Pandemie
der Polizeigewalt -- -
43:28 - 43:30gegen die die Menschen dann demonstrieren
-
43:30 - 43:34und dabei genau diese
Polizeigewalt erleiden. -
43:34 - 43:37Die Menschen sehen, hier gibt es
ein grundlegendes Problem, -
43:37 - 43:40ein Problem, das lösbar ist.
-
43:40 - 43:43Man kann ein anderes Amerika erschaffen;
-
43:43 - 43:46das fordern die Menschen
und das ist immer der Anfang. -
43:46 - 43:49Diesen Anfang erleben wir gerade.
-
43:52 - 43:55CS: Die nächste Publikumsfrage
passt hier gut dazu: -
43:56 - 43:58"Was gibt Ihnen gerade Hoffnung?"
-
44:01 - 44:07IXK: Widerstand gegen Rassismus
hat mir immer Hoffnung gegeben. -
44:07 - 44:10Auch wenn, sagen wir, vor sechs Monaten
-
44:10 - 44:17nicht jeden Abend überall im Land
gegen Rassismus demonstriert wurde. -
44:17 - 44:22Aber ich baue auf die
Geschichte von Protesten. -
44:22 - 44:26Widerstand gibt mir immer Hoffnung,
-
44:26 - 44:31weil es immer um Widerstand geht
und weil er natürlich stürmisch ist. -
44:31 - 44:34Aber auf der anderen Seite
ist meist ein Regenbogen. -
44:34 - 44:38Doch ich schöpfe auch Hoffnung
aus der Philosphie, -
44:38 - 44:42weil ich weiß, dass wir
für die Umsetzung von Wandel -
44:42 - 44:43an Wandel glauben müssen.
-
44:44 - 44:47Wer etwas verändern will,
darf nicht zynisch sein. -
44:47 - 44:49Das ist unmöglich.
-
44:49 - 44:51Deshalb muss ich an Wandel glauben,
-
44:52 - 44:54um ihn umzusetzen.
-
44:58 - 45:00WPR: Wir haben eine weitere Frage,
-
45:00 - 45:03die einige bereits angesprochene Themen
-
45:03 - 45:06zum notwendigen strukturellen
Wandel aufgreift. -
45:06 - 45:11Maryam Mohit fragt: "Wie wichtig ist es,
um die Politik des Wandels anzustoßen, -
45:12 - 45:15auf allen Ebenen lauthals
Leute in Ämter zu wählen, -
45:15 - 45:17die diesen Wandel umsetzen können?"
-
45:20 - 45:22IXK: Ich denke, das gehört dazu.
-
45:22 - 45:27Auf jeden Fall sollten wir,
angefangen bei Schulbehörden -
45:27 - 45:32bis hin zum Präsidenten
der Vereinigten Staaten, -
45:32 - 45:39Leute in Ämter wählen, die sich
für antirassistische Politik einsetzen, -
45:39 - 45:43um für Gleichheit
und Gerechtigkeit zu sorgen. -
45:44 - 45:47Das halte ich
für entscheidend wichtig. -
45:48 - 45:50Aber ich denke nicht,
-
45:51 - 45:56dass wir uns nur darauf konzentrieren
-
45:56 - 45:58oder nur das tun sollten.
-
45:58 - 46:01Es gibt Institutionen,
-
46:02 - 46:06es gibt Wohnviertel,
die umgestaltet werden müssen, -
46:06 - 46:10sich aber zu einem gewissen Grad
außerhalb der Zuständigkeit -
46:10 - 46:14von gewählten politischen
Entscheidungsträgern befinden. -
46:14 - 46:18Es gibt Verwaltungspersonal,
Firmenchefs und Vorsitzende, -
46:19 - 46:25die die Macht haben, in ihrem Umfeld,
in ihrer Institution Wandel zu bewirken -- -
46:25 - 46:27da sollte unser Fokus liegen.
-
46:27 - 46:30Noch ein letztes Wort zu Wahlen:
-
46:30 - 46:34Ich schrieb zu Jahresbeginn
eine Artikelreihe für "The Atlantic", -
46:34 - 46:37die die Amerikaner zum Nachdenken
-
46:37 - 46:41über die sogenannten
"anderen Wechselwähler" anregen sollte. -
46:41 - 46:46Nicht die üblichen Wechselwähler
zwischen Republikanern und Demokraten, -
46:46 - 46:49die überwiegend älter und weiß sind,
-
46:49 - 46:54sondern solche, die einmal
die Demokraten wählen -
46:54 - 46:56und dann gar nicht zur Wahl gehen.
-
46:56 - 46:59Diese Leute sind normalerweise jünger
-
46:59 - 47:01und normalerweise nicht weiß,
-
47:01 - 47:03es sind meistens junge Nicht-Weiße,
-
47:03 - 47:06meistens junge Schwarze
und Lateinamerikaner. -
47:07 - 47:10Wir sollten diese Leute,
-
47:10 - 47:13diese jungen Schwarzen und Latino-Wähler,
-
47:13 - 47:18die sich überlegen, ob sie
als Wechselwähler agieren, -
47:18 - 47:21genauso betrachten wie die Leute,
-
47:21 - 47:27die sich überlegen, ob sie für Trump
oder Biden als Präsidenten stimmen. -
47:27 - 47:30Beide als Wechselwähler zu betrachten,
-
47:30 - 47:35bedeutet, beide so zu betrachten,
dass wir sie überzeugen müssen. -
47:36 - 47:37Sie sind kein Wahlvieh.
-
47:37 - 47:39Wir sollten sie nicht einfach verwerfen.
-
47:40 - 47:42Wir müssen sie ermutigen und überzeugen.
-
47:42 - 47:47Wir müssen es für diese anderen
Wechselwähler leicher machen, zu wählen. -
47:48 - 47:52Für junge Nicht-Weiße ist es aufgrund
der Regelungen zur Wähler-Verhinderung -
47:52 - 47:55meistens am schwersten, zu wählen.
-
47:58 - 47:59CS: Danke, Ibram.
-
47:59 - 48:02Wir werden dieses Interview nun beenden.
-
48:02 - 48:05Aber ich möchte Sie bitten,
etwas vorzulesen, -
48:05 - 48:08was Sie vor kurzem
auf Instagram geschrieben haben, -
48:08 - 48:12einen wunderschönen Text
zu einem Foto Ihrer Tochter. -
48:12 - 48:16Ich bitte Sie, ihn mit uns zu teilen
und uns zu erklären, -
48:16 - 48:19wie wir uns diese Perspektive
selbst aneignen können. -
48:21 - 48:23IXK: Natürlich.
-
48:23 - 48:27Ich habe ein Bild meiner
vierjährigen Tochter Imani eingestellt -
48:27 - 48:29und darunter geschrieben:
-
48:29 - 48:33"Ich liebe, und weil ich liebe,
leiste ich Widerstand. -
48:34 - 48:36Es gibt viele Theorien darüber,
-
48:36 - 48:39was die wachsenden Proteste
gegen Rassismus antreibt, -
48:39 - 48:41öffentlich und privat.
-
48:42 - 48:44Ich möchte eine weitere anbieten: Liebe.
-
48:45 - 48:46Wir lieben.
-
48:46 - 48:50Wir wissen, unsere Nächsten,
besonders unsere schwarzen Nächsten, -
48:50 - 48:54sind angesichts rassistische
Gewalt in Gefahr. -
48:54 - 48:57Ich werde ständig gefragt,
was mich antreibt. -
48:58 - 49:00Es ist dasselbe: Liebe.
-
49:00 - 49:02Liebe zu diesem kleinen Mädchen,
-
49:02 - 49:05Liebe zu allen kleinen
und großen Menschen, -
49:05 - 49:10denen ich ein erfülltes Leben
in der Fülle ihres Menschseins wünsche, -
49:10 - 49:12ungehindert von rassistischer Politik,
-
49:12 - 49:15nicht gedemütigt
von rassistischen Vorstellungen, -
49:15 - 49:17nicht terrorisiert
von rassistischer Gewalt. -
49:17 - 49:20Lasst uns antirassistisch sein.
-
49:20 - 49:22Lasst uns Leben schützen.
-
49:22 - 49:26Lasst uns die Menschenrechte verteidigen,
um in vollem Maße zu leben, -
49:26 - 49:28weil wir lieben."
-
49:29 - 49:32Cloe, ich wollte nur betonen:
-
49:33 - 49:38Das Herzstück des Antirassismus ist Liebe,
-
49:38 - 49:40Liebe zum eigenen Land,
-
49:40 - 49:43Liebe zur eigenen Menschlichkeit,
-
49:43 - 49:47Liebe zu den Verwandten,
zu Familie und Freunden, -
49:47 - 49:50und natürlich Liebe zu sich selbst.
-
49:50 - 49:53Für mich bedeutet Lieben Handeln.
-
49:54 - 49:56Für mich bedeutet Liebe,
-
49:56 - 49:59anderen, auch mir selbst, dabei zu helfen,
-
49:59 - 50:04ständig in eine bessere Version
meiner Identität -
50:04 - 50:07bzw. ihrer angestrebten Identität
hineinzuwachsen. -
50:08 - 50:11Dieses Land und die Menschheit
zu lieben bedeutet, -
50:11 - 50:13die Menschen aktiv dazu zu bewegen,
-
50:13 - 50:15sich selbst zu optimieren.
-
50:15 - 50:18Doch wir können uns nicht optimieren,
-
50:18 - 50:21wir können keine
bessere Menschheit schaffen, -
50:21 - 50:24solange wir noch die Fesseln
des Rassismus tragen. -
50:26 - 50:29WPR: Das ist wunderschön.
-
50:29 - 50:31Ich schätze Ihren Beitrag sehr, Ibram.
-
50:31 - 50:35Hier wird sehr deutlich,
dass es keine einfache Lösung gibt. -
50:35 - 50:38Es gibt keine provisorische Lösung,
-
50:38 - 50:42die alles verschwinden lässt
und uns die Arbeit abnimmt. -
50:42 - 50:46Ich weiß Ihre Ehrlichkeit und Besonnenheit
-
50:46 - 50:49im heutigen Gespräch wirklich zu schätzen.
-
50:50 - 50:52IXK: Gern geschehen.
-
50:52 - 50:54Danke, dass Sie heute
mit mir gesprochen haben. -
50:56 - 50:57CS: Ganz herzlichen Dank, Ibram.
-
50:57 - 51:00Wir sind dankbar, dass Sie hier waren.
-
51:00 - 51:01IXK: Vielen Dank.
- Title:
- Der Unterschied zwischen "nicht rassistisch" und "antirassistisch"
- Speaker:
- Ibram X. Kendi
- Description:
-
"Nicht rassistisch" zu sein, gibt es nicht, sagt Autor und Historiker Ibram X. Kendi. In diesem grundlegenden Gespräch erläutert er das umgestaltende Konzept des Antirassismus, damit wir die Vorurteile in der Politik, am Arbeitsplatz und in persönlichen Überzeugungen klarer erkennen, für sie Verantwortung übernehmen und sie verwerfen. Erfahren Sie, wie man diese Erkenntnis aktiv nutzen kann, um Ungerechtigkeit und Ungleichheit in der Welt zu beseitigen und sie durch Liebe zu ersetzen. (Dieses virtuelle Interview, moderiert von der TED-Kuratorin für Zeitgeschehen, Whitney Pennington Rodgers, und der Kuratorin für Sprechertraining, Cloe Shasha, wurde am 9. Juni 2020 aufgezeichnet.)
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 51:14
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