-
(Gong)
-
Wie lasse ich meine Wut heraus,
wenn ich wütend bin?
-
Wenn ich wütend bin,
-
wie lasse ich dann meine Wut heraus?
-
Wie lasse ich meine Wut heraus?
-
Denkst du, dass deine Wut von
außen herein gekommen ist,
-
und jetzt möchtest du sie
wieder heraus lassen?
-
Bist du sicher, dass die Wut
von außen kommt?
-
Das ist eine Gegenfrage.
-
(Gelächter)
-
In Plum Village lernen wir
-
wie wir mit unserer Wut umgehen,
-
wie wir uns um unsere Wut kümmern.
-
Wut ist nicht angenehm.
-
Sie ist wie Schlamm.
-
Aber ohne den Schlamm
-
können wir keine Lotusblumen
gedeihen lassen.
-
Der Schlamm ist also in
gewisser Weise nützlich...
-
also ist deine Wut auch
irgendwie nützlich.
-
Also solltest du sie vielleicht
nicht heraus lassen.
-
Du solltest sie nicht wegwerfen.
-
Wenn du weißt, wie du deine Wut
-
nutzen kannst,
-
kannst du den Lotus des Friedens
gedeihen lassen,
-
den Lotus der Freude und
des Vergebens.
-
Das ist eine sehr tiefgründige
Lehre in Plum Village.
-
Wir haben das gelernt.
-
Wut steigt "auf" --
-
nicht von außen, sondern von innen.
-
Weil wir nicht verstehen,
-
können wir nicht lieben.
-
Und wenn wir genauer hinsehen,
-
wenn wir genau hinhören,
-
werden wir verstehen können.
-
Und wenn wir verstehen,
-
ist da Liebe.
-
Und wenn da Liebe ist,
-
verwandelt sich Wut einfach.
-
Du musst Wut nicht nehmen
-
und wegwerfen.
-
Wut ist nämlich etwas,
das du nutzen kannst.
-
Und wenn du diese Wut
aufrecht erhältst,
-
mit Verständnis, mit Mitgefühl,
-
dann wird Wut zu etwas wie Liebe...
-
wie Mitgefühl.
-
Ich gebe dir ein Beispiel.
-
Jemand anders hat zu dir
heute morgen
-
etwas Gemeines gesagt.
-
Er hat dir etwas Gemeines getan
oder zu dir gesagt,
-
und du hast gelitten.
-
Und Wut steigt auf.
-
Und gewöhnlich,
-
wenn du kein guter Übender bist,
-
willst du diesen Jungen
oder das Mädchen schlagen,
-
um ihn oder sie zu bestrafen.
-
Und das ist Wut "in" uns.
-
Und diese Wut ist eine Art Schlamm
-
um alles zu verschmieren.
-
Wir müssen uns also bewusst sein, dass
-
wir diesen Schlamm der Wut
unter Kontrolle bringen müssen
-
und nicht zulassen dürfen,
dass dieser Schlamm uns
-
oder den Anderen verschmiert.
-
Du möchtest also vielleicht einatmen,
-
ruhig, aufmerksam,
-
und dir diesen Jungen
oder das Mädchen ansehen.
-
Und was siehst du
-
in ihm oder ihr?
-
Du siehst, dass Gewalt in ihm ist.
-
Da ist Wut, Leiden in ihm
-
oder in ihr.
-
Wenn dieser Junge oder dieses
Mädchen glücklich wäre,
-
hätte er oder sie nicht so etwas
-
Gemeines gesagt.
-
Er oder sie hätte so etwas
Gewalttätiges nicht getan.
-
Er hat das Glück aber nicht in sich.
-
Deshalb leidet er.
-
Und wenn er so leidet,
-
möchte er sein Leiden loswerden,
-
indem er etwas Gemeines zu dir sagt,
-
oder dir etwas Unfreundliches antut.
-
Und er denkt, dass er so
-
weniger leidet.
-
Das ist nicht sehr intelligent.
-
Wenn du also hinschaust
und siehst, dass
-
der Junge unglücklich ist,
-
dass Wut oder Gewalt
in ihm ist,
-
und er weiß nicht, wie er mit
-
der Gewalt und Unzufriedenheit
in ihm umgehen soll,
-
ist das der Grund,
warum er leidet.
-
Und wenn er so leidet,
-
ist es ganz natürlich,
wenn er Menschen
-
um ihn herum so leiden lässt.
-
Wenn du also die Wut
in ihm oder ihr siehst,
-
und du diese Wut
-
verstehst...
-
bist du nicht mehr wütend auf ihn.
-
Armer kleiner Junge.
Armes kleines Mädchen.
-
Sie leiden.
-
Ich möchte sie nicht bestrafen,
-
damit sie noch mehr leiden.
-
Ich möchte, dass er weniger leidet.
-
Und du lächelst ihn an.
-
Du sagst: "Lieber Freund,
ich weiß, dass du leidest."
-
"Ich bin dir nicht böse,"
-
"auch wenn du so etwas zu mir"
-
"gesagt hast."
-
"Selbst wenn du mir so etwas
angetan hast."
-
"Weil du sehr leidest."
-
"Ich gebe dir keine Schuld."
-
"Ich bin dir nicht böse."
-
"Ich atme ein und aus."
-
"Ich verstehe dich."
-
"Deshalb bin ich dir nicht böse."
-
"Ich leide nicht."
-
Du bist ein guter Übender.
-
Und er wird erstaunt sein.
-
Andere Menschen reagieren anders.
-
Sie schlagen ihn oder sagen etwas
-
sehr Gemeines zu ihm.
-
Aber du tust das nicht.
-
Du reagierst ganz anders,
-
mit Sanftheit,
mit liebender Güte,
-
... du lächelst.
-
Und er wird erstaunt sein.
-
Und eines Tages wird er dich fragen:
-
"Wie machst du das?!"
-
"Wenn jemand etwas"
-
"Brutales, Gemeines gesagt hat,"
-
"und so etwas Brutales getan hat"
-
"und du kannst dabei ruhig bleiben,"
-
"friedlich bleiben."
-
"Wieso?!"
-
Und du sagst ihm,
du sagst ihr
-
wie du ins Plum Village gekommen bist
-
und diese Art von aufmerksamem
Atmen gelernt hast,
-
und die Wut in dir selbst
zu erkennen,
-
und Wut in dir und
-
im Anderen zu erkennen.
-
Du kommst also als sehr
junger Mensch hierher,
-
und wir lernen all diese
wunderbaren Dinge.
-
Und du kannst das vielleicht mit
-
deinen Freunden teilen,
-
wenn du wieder in die Schule gehst.
-
Das ist auch eine sehr gute Frage.
-
(Gong)
-
(Gong)
