Geschichte vs. Sigmund Freud - Todd Dufresne

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Er arbeitete um die Wende zum 20. Jahrhundert in Wien und begann seine Karriere als Neurologe, bevor er Pionierarbeit für die Psychoanalyse leistete, und sein Einfluss übertrifft den aller anderen Psychologen im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Aber hatte Sigmund Freud Recht in Bezug auf die menschliche Natur? Und waren seine Methoden wissenschaftlich korrekt? Todd Dufresne stellt diese umstrittene Figur der Geschichte vor Gericht.

Lektion von Todd Dufresne, unter der Leitung von Brett Underhill.

Er arbeitete um die Wende
zum 20. Jahrhundert in Wien

und begann seine Karriere als Neurologe,

bevor er Pionier der Psychoanalyse wurde.

Er vermutete, dass Menschen
durch unbewusste Wünsche

und verdrängte Erinnerungen motiviert sind

und ihre Probleme

durch Bewusstmachen dieser Motivationen
in Gesprächstherapie gelöst werden können.

In der öffentlichen Meinung überragt sein
Einfluss den aller anderen Psychologen.

Aber hatte Sigmund Freud Recht
hinsichtlich der menschlichen Natur?

Und hatten seine Methoden
eine wissenschaftliche Basis?

Ruhe, Ruhe. Heute haben wir
im Zeugenstand ... Papa?

Ähm, nein, Euer Ehren.

Das ist Dr. Sigmund Freud,

einer der innovativsten Denker
in der Geschichte der Psychologie.

Ein Egomane, der pseudowissenschaftliche
Theorien propagierte.

Nun, was stimmt?

Er griff Themen auf, die die Medizin
nicht ansprechen wollte.

In Freuds Privatpraxis
wurden Frauen behandelt,

die unter der damals
so genannten "Hysterie" litten,

und deren Beschwerden überhaupt nicht
ernst genommen wurden.

Von den Frauen mit Depressionen,
die er anfangs behandelte,

bis hin zu Veteranen
des Ersten Weltkriegs mit PTBS:

Freuds Sprechtherapie funktionierte.

Er gab ihnen öffentliche Sichtbarkeit, was
das medizinische Establishment dazu zwang,

anzuerkennen, dass
ihre psychischen Störungen echt waren.

Er half sicherlich nicht
allen seinen Patienten.

Freud war überzeugt, dass unser Verhalten
von unbewussten Trieben

und verdrängten Erinnerungen geprägt ist.

Er erfand grundlose, unbewusste
oder irrationale Triebkräfte

hinter dem Verhalten
von Traumapatienten --

und verursachte echten Schaden.

Wie das?

Er stellte einige seiner berühmtesten
Fallstudien falsch dar und behauptete,

seine Behandlung habe Patienten geheilt,
obwohl es ihnen schlechter ging.

Spätere Therapeuten wurden
von seinen Theorien beeinflusst

und überredeten ihre Patienten dazu,
angeblich verdrängte Erinnerungen

an Kindesmissbrauch "wieder zu finden",
die nie stattgefunden hatten.

Leben und Familien wurden
auseinander gerissen.

Man kann Freud keine Schuld für spätere
Fehlanwendungen seiner Arbeit geben --

das wäre Projektion.

Viele seiner Ideen waren auch
ohne Fehlanwendung schädlich.

Er betrachtete Homosexualität
als Entwicklungsdefizit.

Er prägte den Begriff Penisneid --

wonach Frauen ein Leben lang von
einem Mangel an Penissen verfolgt werden.

Freud war ein Produkt seiner Ära.

Ja, einige Details waren fehlerhaft,

aber er schuf einen neuen Raum
für zukünftige Wissenschaftler,

um forschen, untersuchen
und darauf aufbauen zu können.

Aus seiner Arbeit an der Psychoanalyse,
gingen moderne Therapietechniken hervor,

auf die heute Millionen
von Menschen angewiesen sind.

Heute weiß jeder,
dass es ein Unbewusstes gibt.

Diese Idee wurde von Freud
bekannt gemacht.

Psychologen glauben heute nur noch
an ein "kognitives Unbewusstes",

was bedeutet, dass einem nicht alles,
das im Moment geschieht, bewusst ist.

Freud ging mit dieser Idee viel zu weit,
als er allem tiefere Bedeutung zuschrieb.

Er konstruierte seine Theorien auf
wissenschaftlichen Ideen, die schon damals

und nicht nur nach
heutigen Maßstäben überholt waren --

er dachte beispielsweise,
dass die individuelle Psychologie

aus der biologischen Vererbung von
Ereignissen in der Antike abgeleitet ist.

Und ich meine Antike --
wie die Eiszeit oder der Tod des Moses.

Freud und seine Mitstreiter glaubten
tatsächlich, dass prähistorische Traumata

anhaltende Auswirkungen
auf die menschliche Psychologie hatten.

Die Phase kalter Gleichgültigkeit
gegenüber Sexualität während der Pubertät

sei buchstäblich ein Echo der Eiszeit.

Wie können wir ihn mit solchen
phantastischen Überzeugungen ernst nehmen?

Jeder bekannte Denker
aus vergangenen Jahrhunderten hatte Ideen,

die nach heutigen Maßstäben
fantastisch erscheinen,

aber wir können ihren Einfluss
auf dieser Grundlage nicht ignorieren.

Freud war ein Innovator, der Ideen
aus vielen Bereichen miteinander verband.

Seine Konzepte wurden
zu alltäglichen Begriffen,

die prägen, wie wir eigene Erfahrungen
verstehen und darüber sprechen.

Der Ödipus-Komplex? Ich und Es?
Abwehrmechanismen? Todeswünsche?

Alles Freud.

Aber Freud präsentierte sich
nicht als Sozialtheoretiker,

er bestand darauf,
dass seine Arbeit wissenschaftlich sei.

Wollen Sie damit sagen, dass er ...
unangenehme Tatsachen verdrängt hat?

Freuds Theorien waren unumstößlich.

Warten Sie, Sie sagen also,
dass er Recht hatte?

Nein, seine Ideen waren so formuliert,
dass sie nicht empirisch belegbar waren.

Freud glaubte nicht einmal unbedingt an
die Psychoanalyse, die er praktizierte.

Er war pessimistisch in Bezug
auf die Wirkung der Therapie.

Was! Ich glaube, ich muss mich hinlegen!

Viele von Sigmund Freuds Ideen halten
der modernen Wissenschaft nicht stand,

und seine klinischen Praktiken entsprechen
nicht den heutigen ethischen Standards.

Gleichzeitig löste er eine Revolution
in Psychologie und Gesellschaft aus

und schuf ein Vokabular
um über Emotionen zu reden.

Freud hatte seine Fehler.

Aber ist ein Denker dafür verantwortlich,
wie nachfolgende Generationen

seine Ideen umsetzen?

Verdienen sie Schuld,
Anerkennung oder Vergebung,

wenn wir die Geschichte
vor Gericht stellen?