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Das Vergnügen hat oftmals einen Preis,
kommt mit ein wenig Schmerzen.
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Lucas Cranach der Ältere
erinnert uns daran
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in seinem Gemälde
"Venus mit Amor als Honigdieb".
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Wir sehen Amor, der
nach einer Honigwabe griff
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und dabei von einer Menge
Bienen gestochen wurde.
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Er blickt in Schmerzen
hoch zu Venus, seiner Mutter,
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als flehe er um ihre Sympathie.
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Sie scheint ihm jedoch keinerlei
Aufmerksamkeit zu schenken.
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Stattdessen blickt sie uns an
wie eine sinnliche Verführerin.
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Die Erotik des Bildes ist
nicht zu verneinen;
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ihr Körper, ihr Blick auf uns,
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die Art, wie sie ihre Beine zwischen
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diesen Ast positioniert, die Art, wie sie
hinauf greift zu den Äpfeln des Baums,
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was uns an Eva und Eden erinnert.
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Es ist also ein Gemisch.
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Einerseits ist da der Bezug zur Antike.
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Da ist Venus, die Göttin
der Liebe und der Schönheit.
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Da ist ihr Sohn Amor.
Das sind klassische Referenzen.
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Oben hat man eine
Übersetzung aus dem Latein,
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die von der Beziehung spricht
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zwischen Schmerz und Vergnügen.
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Dennoch ist dieses Bild dramatisch
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mit dem dunklen Wald zur linken
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und Mode, die an jene des
sächsischen Hofs erinnert.
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Cranach war Hofmaler des Kurfürsts,
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dem Herrscher über Sachsen.
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Der hat auch dieses Bild beauftragt.
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Somit trägt die Frau hier, Venus,
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obwohl sie die heidnische Göttin
der Liebe ist,
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den Kopfschmuck und die Halsketten
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von Aristokratinnen vom
Sächsischen Hof.
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Es ist ein wenig vampirhaft,
wenn diese nackte Frau
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sowohl Schmuck, als auch
diese verrückte Kopfbedeckung trägt.
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Und ansonsten vollkommen nackt ist.
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Ja. Sie ist so verführerisch gemalt,
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dass er uns mit moralischen Fragen
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nach unserer Lust konfrontiert.
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Ob das Vergnügen den Schmerz wert ist.
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Genau.
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Zur linken haben wir also
einen deutschen Wald mit
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Hirsch und Reh und zur rechten
in die Tiefe eine Landschaft
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mit einer liebevollen Spiegelung im Fluss.
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Im Wasser sieht man zwei Schwane
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und die Spiegelung eines Hauses
mit einem roten Dach.
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Dahinter sind wundervolle Klippen
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und da ist ein Schloss an der Spitze.
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Da ist ein Haus mit einem
Kragdach zur rechten.
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Und das Schloss beim Fluss.
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Mit der wundervollen
Spiegelung im stillen Gewässer.
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Das ist ein aristokratisches Bild.
Ein Bild von Schlössern an Flüssen.
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Es fühlt sich auf viele Arten deutsch an.
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Der Wald, die Flüsse, die Schlösser.
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Und dennoch haben wir im Vordergrund
diesen wundervollen
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klassischen literarischen Verweis.
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Es ist nicht nur sexuell, sondern
auch sehr spielerisch.
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Vergessen wir nicht das jammernde Kind.