WEBVTT 00:00:04.374 --> 00:00:07.968 Das Vergnügen hat oftmals einen Preis, kommt mit ein wenig Schmerzen. 00:00:07.968 --> 00:00:10.778 Lucas Cranach der Ältere erinnert uns daran 00:00:10.778 --> 00:00:13.489 in seinem Gemälde "Venus mit Amor als Honigdieb". 00:00:13.489 --> 00:00:16.107 Wir sehen Amor, der nach einer Honigwabe griff 00:00:16.107 --> 00:00:19.121 und dabei von einer Menge Bienen gestochen wurde. 00:00:19.121 --> 00:00:22.262 Er blickt in Schmerzen hoch zu Venus, seiner Mutter, 00:00:22.262 --> 00:00:24.275 als flehe er um ihre Sympathie. 00:00:24.275 --> 00:00:27.356 Sie scheint ihm jedoch keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. 00:00:27.356 --> 00:00:31.168 Stattdessen blickt sie uns an wie eine sinnliche Verführerin. 00:00:31.168 --> 00:00:34.630 Die Erotik des Bildes ist nicht zu verneinen; 00:00:34.630 --> 00:00:37.372 ihr Körper, ihr Blick auf uns, 00:00:37.372 --> 00:00:40.108 die Art, wie sie ihre Beine zwischen 00:00:40.108 --> 00:00:45.285 diesen Ast positioniert, die Art, wie sie hinauf greift zu den Äpfeln des Baums, 00:00:45.285 --> 00:00:47.997 was uns an Eva und Eden erinnert. 00:00:47.997 --> 00:00:49.749 Es ist also ein Gemisch. 00:00:49.749 --> 00:00:52.685 Einerseits ist da der Bezug zur Antike. 00:00:52.685 --> 00:00:55.063 Da ist Venus, die Göttin der Liebe und der Schönheit. 00:00:55.063 --> 00:00:58.230 Da ist ihr Sohn Amor. Das sind klassische Referenzen. 00:00:58.230 --> 00:01:01.932 Oben hat man eine Übersetzung aus dem Latein, 00:01:01.932 --> 00:01:04.498 die von der Beziehung spricht 00:01:04.498 --> 00:01:06.336 zwischen Schmerz und Vergnügen. 00:01:06.336 --> 00:01:09.268 Dennoch ist dieses Bild dramatisch 00:01:09.268 --> 00:01:11.530 mit dem dunklen Wald zur linken 00:01:11.530 --> 00:01:14.784 und Mode, die an jene des sächsischen Hofs erinnert. 00:01:14.784 --> 00:01:17.680 Cranach war Hofmaler des Kurfürsts, 00:01:17.680 --> 00:01:19.509 dem Herrscher über Sachsen. 00:01:19.509 --> 00:01:20.896 Der hat auch dieses Bild beauftragt. 00:01:20.896 --> 00:01:22.690 Somit trägt die Frau hier, Venus, 00:01:22.690 --> 00:01:25.817 obwohl sie die heidnische Göttin der Liebe ist, 00:01:25.817 --> 00:01:28.104 den Kopfschmuck und die Halsketten 00:01:28.104 --> 00:01:31.674 von Aristokratinnen vom Sächsischen Hof. 00:01:31.674 --> 00:01:35.683 Es ist ein wenig vampirhaft, wenn diese nackte Frau 00:01:35.683 --> 00:01:38.776 sowohl Schmuck, als auch diese verrückte Kopfbedeckung trägt. 00:01:38.776 --> 00:01:40.771 Und ansonsten vollkommen nackt ist. 00:01:40.771 --> 00:01:43.598 Ja. Sie ist so verführerisch gemalt, 00:01:43.598 --> 00:01:48.191 dass er uns mit moralischen Fragen 00:01:48.191 --> 00:01:49.874 nach unserer Lust konfrontiert. 00:01:49.874 --> 00:01:51.819 Ob das Vergnügen den Schmerz wert ist. 00:01:51.819 --> 00:01:53.040 Genau. 00:01:53.040 --> 00:01:56.404 Zur linken haben wir also einen deutschen Wald mit 00:01:56.404 --> 00:02:00.178 Hirsch und Reh und zur rechten in die Tiefe eine Landschaft 00:02:00.178 --> 00:02:03.005 mit einer liebevollen Spiegelung im Fluss. 00:02:03.005 --> 00:02:06.971 Im Wasser sieht man zwei Schwane 00:02:06.971 --> 00:02:08.905 und die Spiegelung eines Hauses mit einem roten Dach. 00:02:08.905 --> 00:02:11.971 Dahinter sind wundervolle Klippen 00:02:11.971 --> 00:02:14.400 und da ist ein Schloss an der Spitze. 00:02:14.400 --> 00:02:16.594 Da ist ein Haus mit einem Kragdach zur rechten. 00:02:16.594 --> 00:02:18.780 Und das Schloss beim Fluss. 00:02:18.780 --> 00:02:21.250 Mit der wundervollen Spiegelung im stillen Gewässer. 00:02:21.250 --> 00:02:26.474 Das ist ein aristokratisches Bild. Ein Bild von Schlössern an Flüssen. 00:02:26.474 --> 00:02:29.548 Es fühlt sich auf viele Arten deutsch an. 00:02:29.548 --> 00:02:32.199 Der Wald, die Flüsse, die Schlösser. 00:02:32.199 --> 00:02:35.151 Und dennoch haben wir im Vordergrund diesen wundervollen 00:02:35.151 --> 00:02:37.333 klassischen literarischen Verweis. 00:02:37.333 --> 00:02:40.583 Es ist nicht nur sexuell, sondern auch sehr spielerisch. 00:02:40.583 --> 00:02:43.067 Vergessen wir nicht das jammernde Kind.