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Wikipaka Intro Musik
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F: Hallo und willkommen zu meinem Talk, wie
man zum System Ingenieur wird. Der Talk
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basiert auf der Erkenntnis, dass große
Teile der Infrastruktur, die wir heute
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haben, das World Wide Web, die Cloud und
Internet of Things und alles auf Open-
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Source-Software basieren. Insofern ist es
absolut möglich, sich die Kenntnisse,
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mit der man solche Infrastruktur betreibt,
zu Hause durch Basteln am Computer
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beizubringen. Der Talk ist zwei Teilen:
Zuerst will ich euch erzählen, warum ich
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denke, dass man System Ingenieur werden
will. Und der zweite Teil ist, wie ich
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denke oder wie ich vorschlage, dass man
das angeht, wie man zum System Ingenieur
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wird, generell der Pfad dahin. Zur
Begriffsklärung. Erstens, wenn ich sage
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System Ingenieur, dann meine ich auch
immer System Ingenieurin. Wie im regulären
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Ausdruck oben im Titel angedeutet. Aber
ich werde wahrscheinlich trotzdem den Talk
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über weiter System Ingenieur sagen. Aber
bitte fühlt euch doch alle angesprochen
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dabei. Wikipedia sagt: Der System
Ingenieur ist für die Analyse der
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Kundenanforderungen, der Architektur und
des Designs von komplexen integrierten
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Systemen verantwortlich. Das klingt jetzt
erstmal relativ langweilig, aber was ich mit
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dem Wort meine, der Bezeichnung, ist ein System
Ingenieur baut und betreibt Infrastruktur.
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D.h. Netzwerke, also Internet, WiFi, VPN-
Tunnel und sowas. Und er betreibt Dienste,
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also z.B. Mail-Server oder Webserver,
Datenbankserver oder Chat-Server, all
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dieses. Und das erfordert natürlich auch
immer, die darunterliegende Hardware zu
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betreiben. Es gibt auch andere Worte:
Systemadministrator, Systemoperator,
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Systemarchitect. Das ist aber zumindest,
was diesen Talk angeht, eigentlich alles
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erstmal genau dasselbe. Mein Name ist
Folkert und ich bin Systemingenieur, hab
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lange Zeit in Hongkong gewohnt, jetzt in
Berlin und hab in meinem Leben schon ne
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ganze Menge Infrastruktur mit aufgebaut:
Webportale, Payment Processing, Dienste
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wie Kreditkartenabrechnung und sowas,
Musikfestival, für Musikfestivals hab ich
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Netzwerke gebaut. Hier rechts im Bild
sieht man mich mit 800 Meter
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Glasfaserkabel auf den Schultern. Das hat
sehr viel Spaß gemacht. Und im Augenblick
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arbeite ich in der Bio-IT-Branche,
Genforschung, Gentechnik. Die brauchen
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auch erstaunlich viel Infrastruktur dort.
Zum Teil 1: Warum man System Ingenieur
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werden will? Meiner Meinung nach alles
gibt's vier gute Gründe dafür. Es
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erschafft eine bestimmte Jobsicherheit, es
gibt extrem viel Autonomie. Es hilft
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einem, die Daten zu schützen und es hat
eine bestimmte ethische Komponente. Zur
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Jobsicherheit. Es gibt sehr viele Computer
mittlerweile, überall auf der Welt. Und es
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gibt sehr viele Menschen, die wollen, dass
diese Computer bestimmte Dinge tun. Aber
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die Menschen können meistens den Computern
nicht selber genau sagen, was genau sie
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denn von ihnen wollen. Das heißt, es
werden immer Menschen gebraucht, die das
-
übersetzen. Es wird immer, solange es
Computer gibt und überall wo es Computer
-
gibt, wird es jemanden geben, der gerne
hätte, das diese Computer bestimmte Sachen
-
machen, aber nicht genau weiß, wie er das
den Computern sagen kann. Und da kommt
-
halt der System Ingenieur ins Spiel. Das
ist genau die Rolle, die Position, in der
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man sich da findet. Das heißt, solange es
Computer gibt und überall, wo es Computer
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gibt, ist man in einer ganz guten
Position, wenn man der Lage ist, diese
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menschlichen Anforderungen zu übersetzen,
den Computern zu sagen, was sie zu machen
-
haben. Der zweite Teil, warum man System
Ingenieur werden will, ist die Autonomie
-
ein ganz wichtiger Punkt. Egal was man
jetzt von Bitcoin oder Wikileaks oder Silk
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Road hält, aber: Diese Services haben oder
sind noch dabei, die Welt zu verändern.
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Die haben ganz klar messbare Effekte auf
die Gesellschaft und auf die Welt um uns
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herum. Und diese Netze und Dienste
erfordern Infrastruktur. Auf irgendwelchen
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Computern müssen die Dienste ja laufen.
Diese Infrastruktur erzeugt ein
-
Abhängigkeit. Wenn ein Dienst auf Amazon
läuft oder auf Google, dann ist der
-
Betreiber dieses Dienstes von Amazon oder
Google abhängig. Das heißt, man kann halt
-
bestimmte Sachen nicht machen, wenn
Amazon/Google das so nicht wollen, weil
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man in Konkurrenz zu denen steht oder
vielleicht politisch gegen die
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argumentieren will oder so.. Wenn man
seine eigene Infrastruktur hat, schafft
-
das Unabhängigkeit, dann kannst du erstmal
machen, was du willst. Du bist nicht
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direkt von nem Infrastruktur Betreiber
abhängig. Und je nachdem, zu welchem Level
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man das führt, wie viel der eigenen
Infrastruktur man selber betreibt, kann
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man immer noch ein erstaunliches Maß an
Unabhängigkeit erreichen. Und das ist
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schon ein erstaunlicher und erstaunlich
wichtiger Aspekt. Genauso wichtig ist der
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Datenschutz. Alle Netzwerkdienste erzeugen
Nutzerdaten, per Definition. Der Schutz
-
dieser Daten, die Vertraulichkeit, dass
niemand die Daten sieht, der nicht soll,
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erfordert, dass du der Infrastruktur
vertraust, auf der die Dienste laufen. Und
-
damit du deiner Infrastruktur vertrauen
kannst, musst du den Menschen vertrauen,
-
die den Zugang zu den Maschinen haben.
Damit fängt das alles an. Wer physischen
-
Zugang zu einer Maschine hat, hat
wahrscheinlich auch Zugang zu den Daten,
-
man kann dann noch mit Krypto ein bisschen
was dagegen machen und so. Aber
-
schlussendlich kannst du einem System nur
vertrauen, wenn du das selber aufgesetzt
-
hast. Das heißt, es muss ein System sein,
das du schon mal angefasst hast, wo nur
-
du physisch oder nur deine Vertrauten
physischen Zugang zu haben und nicht
-
irgendein Cloudserver. Ansonsten ist das
mit dem Datenschutz schwer. Und der
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vielleicht wichtigste Punkt: Es gibt eine
ethische Dimension, weswegen bestimmte
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Leute System Ingenieur werden sollten.
Jedes System betrifft direkt oder indirekt
-
Menschen. Das kann sein, dass die Menschen
direkt den Service nutzen, weil es halt
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Gmail ist oder Facebook und der Menschen
direkt damit interagieren. Aber auch
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Systeme, die jetzt für die
Supermarktbelieferung oder den Bus-
-
Fahrplan zuständig sind, haben direkte
oder indirekte Auswirkungen auf die
-
Gesellschaft und auf Menschen um uns
herum. Insofern ist da eine große
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Verantwortung, diese Systeme zu betreiben,
je nach System. Und kein System ist
-
ethisch komplett neutral. Systeme sind
immer Ausdruck von bestimmten Willen, von
-
Menschen, die irgendwas erreichen wollen,
bestimmte Ziele haben. Diese Ziele sind
-
entweder gut oder schlecht oder halt
eigennützig oder altruistisch, haben aber
-
auf jeden Fall bestimmte ethische
Qualität. Und die Systeme machen nur, was
-
System Ingenieure ihnen sagen, das ist
wichtig zu erkennen. Die Leute, die das
-
System besitzen, die dafür das Geld
ausgegeben haben, die können dem System
-
schlussendlich nicht sagen, was es zu tun
hat. Das kann nur der Mensch, der sich
-
wirklich mit der Technologie auskennt. Das ist der
System Ingenieur. System Ingenieure machen
-
hoffentlich nicht alles, was man ihnen
sagt. Weil Systeme so mächtig sind, so
-
viel Einfluss auf Menschen haben, ist es
wichtig, dass die Leute, die
-
schlussendlich sagen, was das System zu
machen hat und was nicht, schlaue und
-
nette Menschen sind, die sich über
Gesellschaft Gedanken machen usw.. Man
-
darf das halt nicht irgendwelchen
Langweilern und Spießern überlassen, das
-
ganze Thema. Die DAP Bewegung in Jamaika
hat schon vor langer Zeit rausgefunden:
-
"The only good system is a sound system",
und das, denke ich, sollte als Warnung für
-
alle System Ingenieure gelten. So viel zum
ersten Teil. Wie gesagt, es gibt da vier,
-
meiner Meinung nach wichtige Gründe,
weswegen ein System Ingenieur so wichtig
-
ist: Zur eigenen Jobsicherheit ist das
sehr hilfreich. Es gibt dir ein
-
erstaunliches Maß an Autonomie. Es ist
notwendig, um deine Daten zu schützen,
-
deine Nutzerdaten zu schützen. Und es hat
eine ethische Komponente, weil man nicht
-
irgendwelche Leute an den Maschinen sitzen
lassen will, schlussendlich. Dann kommen
-
wir zu Teil 2. Wie wird man System
Ingenieur? Es ist eine komplexe Welt und
-
es gibt sehr viel Technologie, sehr viele
Stacks, verschiedene Hardware und
-
Softwaresysteme und Dienste und Anbieter.
Und es ist schon sehr, sehr schwer, das zu
-
navigieren. Und die Idee ist: Mach so viel
wie möglich selbst, mach es dir dabei
-
nicht zu einfach und lerne die Kultur der
entsprechenden Software. Was ich damit
-
meine: Du solltest alle Dienste... also in
deinem Leben benutzt du eine ganze Menge
-
Dienste schon, sowieso. Du hast eine
Mailadresse wahrscheinlich, du benutzt ein
-
oder mehrere Chat-Services du
hast vielleicht eine eigene Website und
-
nutzt vielleicht sowas wie GitHub oder
GitLab, um dein SourceCode mit anderen
-
Menschen zu teilen. Und als System
Ingenieur will man das eigentlich alles
-
selber machen. Wenn man selber die Dienste
betreibt, die man auch benutzt, soviel das
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möglich ist, hat man automatisch in seinem
Leben die Infrastruktur und die
-
Kenntnisse, die einem zum System Ingenieur
machen. D. h. das Ziel sollte sein, wenn
-
du System Ingenieur werden willst, das
Ziel sollte sein, alle Dienste, die du
-
nutzt, so viel wie möglich, selber zu
betreiben. Und das kann man heutzutage
-
sehr gut machen, es gibt sehr viele schöne
kleine Single Board Computers - Raspberry
-
PI kennt ihr alle. Es gibt von PC Engines
die APU Serie, ist auch nicht viel größer.
-
Das kostet auch alles nicht so viel Geld.
Das sind Systeme, Computer, mit denen man
-
schon sehr viel machen kann. Was dann auch
gar nicht so anders ist, als wie das im
-
Datenzentren für für globale Infrastruktur
auch aussieht. Also was ich meine ist:
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Wenn du deine eigene Website haben willst,
hast du ja verschiedene Optionen. Du
-
kannst entweder dir eine Website bei
WordPress klicken und dann lernst du halt
-
WordPress, sonst nicht viel. Du kannst
aber auch dir ein Cloudserver klicken, bei
-
Amazon oder DigitalOcean, vorkonfiguriert.
Da ist dann der Webserver schon dabei und
-
die Datenbank und die Zertifikate
funktionieren schon und alles. Das ist
-
schon ein bisschen besser als WordPress,
weil dann lernst du immer noch, wie du
-
dich auf diesen Server connecten kannst,
mit SSH, und du lernst ein bisschen was
-
über die Konfiguration, weil du ja z.B.
den Namen, den Inhalt einer Website
-
durchaus noch anpassen musst. Aber das
meiste wurde halt schon fertig gemacht. Du
-
kannst deswegen auch einfach den Raspberry
PI kaufen, darauf Linux installieren und
-
dann dieses Linux so konfigurieren, dass
dein Website drauf läuft. Das heißt, du
-
installierst dann... musst erst einmal
verstehen, wie du Linux oft dem
-
Raspberry Pi installierst. Dann musst du
verstehen, wie du dich überhaupt da drauf
-
verbindest. Und dann musst du den
Webserver und die Zertifikate und die
-
Datenbank alles installieren und
konfigurieren. Das ist natürlich deutlich
-
mehr Arbeit. Aber wenn du das gemacht
hast, dann läuft dein Webserver auf deinem
-
Raspberry PI. Das heißt deine eigene
Infrastruktur. Und du hast auch
-
verstanden, wie du das nochmal machen
kannst. Oder anderes Beispiel. Jeder hat
-
ja ein Home Router zu Hause, der über DSL
im Internet hängt und über den sich dann
-
alle deine Telefone und Fernseher und
Laptops ins Internet verbinden. Und da
-
gibt es auch wieder verschiedene Optionen.
Du kannst dir entweder eine Fritzbox
-
kaufen und dann die Fritzbox-Software
benutzen und dann kannst du halt Fritzbox.
-
Das ist auch nicht schlecht, das ist alles
recht stabil gemacht und bisschen was
-
lernt man ja schon noch übers Netzwerk,
wenn man sich damit beschäftigt. Man kann
-
allerdings auch sagen, man installiert
OpenWRT auf der Fritzbox. OpenWRT ist ein
-
Open Source Netzwerk Stack, der für solche
Home Router entwickelt ist. Wenn man das
-
macht, lernt man OpenWRT und nicht die
Fritzbox. Und ebenfalls eine Menge über
-
TCP/IP Netzwerke. Und das hat dann den
Vorteil, dass OpenWRT auch auf anderer
-
Hardware läuft, nicht nur auf Fritzbox,
sondern auch auf LinkSys oder Netgear oder
-
anderen Routern. Ist halt Open-Source-
Software. Das heißt, du kannst es auch in
-
zukünftigen Projekten kommerziell oder für
gemeinnützige Sachen verwenden. Oder du
-
kaufst dir einen dieser PC Engine APU2 und
installierst da BSD drauf und
-
konfigurierst dein Netzwerk einfach
selber. Dann lernst du halt, wie du dich
-
überhaupt mit der seriellen Konsole auf
die APU connectest. Weil die haben keinen
-
Monitor und keine Tastatur. Du lernst, wie
du BSD installierst. Du lernst, wie du
-
Interfaces konfiguriert ist und ein Wifi
Access Point. Du lernst, wie die Firewall
-
funktioniert und dein DHCP-Server und dein
DNS Server und auch noch den ganzen Kram
-
über Netzwerk, d.h. auch wieder nicht so
einfach wie die Fritzbox. Dauert deutlich
-
länger. Aber wenn du das machst und danach
betreibst und auch am Laufen hältst, dann
-
haste halt eine ganze Menge Sachen
gelernt, die wohl über die Fritzbox nie
-
hättest lernen müssen, weil das alles
schon automatisch von Hause aus
-
funktioniert. Der zweite wichtige Punkt
ist: Mach es dir nicht zu einfach. Wenn du
-
irgendwas konfigurierst, nicht immer den
einfachsten Weg wählen, sondern den Weg,
-
wo du am meisten lernst und verstehst. Das
heißt spezifisch: Text ist immer besser.
-
Benutz die Kommandozeile statt dem
grafischen Benutzerinterface, weil das
-
später die Automatisierung erleichtert.
Und die Kommandozeile hat auch viel mehr
-
Optionen als die GUI meistens. Das ist
auch einfacher, in der Kommandozeile
-
Fehlermeldungen zu sehen und die dann zu
googeln. Und Web-GUIs sind generell...
-
gehen auch sehr häufig kaputt, irgendwann
ist dann die Java Version out of date und
-
dann funktioniert die Web GUI gar nicht
mehr. Eine weitere Challenge wäre: Wenn du
-
einen Raspberry PI auf dem Tisch stehen
hast, versuch den einfach ohne Tastatur
-
und Monitor zu betreiben, sondern einfach
nur über Text. Über die serielle Konsole
-
oder über SSH. Aber halt einfach mal so
tun, als hättest du gar kein Tastatur und
-
Bildschirm für den Raspberry PI. Das ist
dann so ähnlich, wie wenn der schon im
-
Datencenter steht. Andere Sache sind
Config files. Viel Software kannst du
-
einfach ohne viel zu machen installieren,
weil es Konfigurationsassistenten gibt.
-
Man wird dann immer gefragt oder
aufgefordert, einfach eine Datei aus dem
-
Internet zu laden, die dann direkt mit
Bash auszuführen und danach ist dein Jitsi
-
Server fertig konfiguriert oder so. Da
lernst du aber auch nichts bei. Guck dir
-
lieber die Config-Files an, selber, und
setzt da die Optionen, die du willst. Das
-
erleichtert dir die Wiederverwendung. Wenn
du einmal ein Config File verstanden hast,
-
kannst du dasselbe als Vorlage nehmen für
alle zukünftigen Projekte, wo du dieselbe
-
Komponente wieder brauchst. Config files
haben auch wieder deutlich mehr Optionen
-
als solche Konfigurationsassistenten. Das
heißt, du kannst viel mehr tweaken, viel
-
mehr customizen und ebenfalls wieder
einfacher da auf Google oder Stack
-
Overflow Beispiele für zu finden, weil du
halt nach den Texten im Config file suchen
-
kannst. Und wenn du das alles so machst,
wenn du die Kommandozeile benutzt und
-
Config files, wirst du feststellen, dass
manche Sachen dauern und manche Sachen
-
gehen relativ schnell. Und das Ziel sollte
immerzu immer sein, dass du alles
-
automatisiert, was zu viel Zeit kostet
oder zu viel Aufmerksamkeit. Das heißt, du
-
solltest die Kommandos, die du machst,
solltest du versuchen, zu skripten. Und es
-
gibt auch Toolings, so z.B. Ansible und
Saltstack, das dir dabei hilft. Du willst
-
prinzipiell vermeiden, dass du dieselbe
Sache immer wieder selber händisch machen
-
musst. Du willst prinzipiell alles nur
einmal machen und danach ist es
-
automatisiert und du kannst es, ohne dich
darum zu kümmern, jederzeit nochmal
-
ausführen. Genauso sollte es dir wichtig
sein, dass du skalieren kannst, dass es
-
egal ist, ob du einen Computer hast oder
ganz viele, auf der deine Website laufen
-
soll oder egal ist, ob du einen Benutzer
hast oder ganz viele, die da Zugriff haben
-
sollen. Das ist jetzt erst einmal, wenn du
deine eigenen Dienste für dich selber
-
betreibst, nicht notwendig, da ist die
Automatisierung eher hinderlich, weil es
-
geht schneller, das einfach einmal selbst
zu machen und deinen eigenen Nutzer für
-
dich selbst anzulegen , auf deinem eigenen
Raspberry PI, das geht schneller, wenn du
-
es nicht automatisch machst und nicht
skalierbar. Aber wenn du das alles von
-
Anfang an schon auf Automatisierung und
Skalierung auslegst, dann kannst du halt
-
auch ohne weiteres was für andere Menschen
machen mit anderen Systemen später. Der
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dritte wichtige Punkt ist eine Erkenntnis,
die mir leider viel zu spät gekommen ist.
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Das ist etwas, was ich viel lieber früher
verstanden hätte, weil es doch sehr viel
-
hilft. Es gibt sehr viel Software,
erstaunlich viele Textstacks, Zertifikat
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Authorities und Monitoring Systeme und
Datenbanken und Betriebssysteme,
-
Hypervisors und Webservers, verschiedene
Arten von Tooling und Containerisation. Das ist
-
alles sehr verwirrend, aber es ist so
wichtig zu erkennen: All diese Software
-
ist von Menschen, Gruppen von Menschen
geschaffen, und diese Gruppen von Menschen
-
haben ihre eigene Kultur und ihre eigene
Sprache, d.h. sie haben spezifische Art
-
und Weise, wie sie abstrakte Konzepte
wählen, und sie haben eine spezifische
-
Wahl von Namen in ihrem Projekt und
natürlich eine unterschiedliche Art von
-
Syntax, weil die Raute bei Python etwas
anderes ist als die Raute bei C++. Und
-
wenn man jetzt die Sprache und die Kultur
versteht, dann versteht man die Software
-
dahinter deutlich einfacher. Also z.B.
jede Komponente, jedes Betriebssystem,
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OpenBSD oder Ubuntu oder Tooling wie
Docker oder Git oder Ansible oder halt
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auch sowas der TCP/IP Standard, haben alle
ihr eigenes Vokabular, ihre eigene
-
Terminologie, mit der sie daherkommen. Und
die Wörter sind begrenzt. Es gibt nicht so
-
viel verschiedene Wörter im Englischen,
dass jedes Tool seinen eigenen Wörter hat,
-
die sonst nirgends verwendet wurden. Das
Problem ist: Manchmal benutzen die Tools
-
dieselben Wörter und meinen auch
prinzipiell oder bedeuten auch prinzipiell
-
dasselbe. Manchmal benutzen sie
unterschiedliche Wörter. Prinzipiell aber
-
für dieselbe Sache. Und manchmal benutzen
sie auch dasselbe Wort, meinen aber
-
komplett unterschiedliche Sachen damit.
Also z.B. Docker pull ist schon dasselbe
-
wie git pull. Du ziehst dir halt ein
Docker Image oder ein Git Repository
-
update von dem Server, wo du das
ursprünglich her hast - oder git tags und
-
docker tags sind prinzipiell dasselbe. Du
machst halt einen Namen, du gibt's einen
-
Namen für einen Docker Image Layer oder
ein Git Commit, einen menschen-lesbaren
-
Namen. Das ist schon vergleichbar. Ansible
tags wiederum sind etwas komplett anderes,
-
das hat überhaupt nichts damit zu tun, das
sind eher sowas wie Gruppen oder Rollen,
-
die du in Ansible als Tag beschreibst. Hat
aber denselben Namen wie docker tag und
-
git tag, deswegen recht verwirrend.
Anderes Beispiel ist die TCP/IP. Gibt's
-
das Konzept von einem Port als Teil der
Netzwerk Adresse einer TCP Verbindung. Das
-
hat aber nichts mit einem OpenBSD Port zu
tun. Ein OpenBSD Port ist eher sowas wie
-
ein Ubuntu Package. Heißt aber nicht
Package, sondern Port. Aber Port ist nicht
-
dasselbe wie bei TCP/IP. Insofern alles
sehr verwirrend und die beste Art und
-
Weise, das zu navigieren, meiner Meinung
nach, ist zu verstehen, dass das alles
-
Gruppen von Menschen sind und innerhalb
dieser Kultur Port dann was anderes
-
bedeutet, als in der anderen Kultur und
uns sehr viel hilft zu verstehen, aus
-
welcher Kultur Menschen kommen, um zu
verstehen, was Sie jetzt gerade meinen,
-
wenn Sie Port sagen. Das waren meine drei
Vorschläge, wie man generell es angehen
-
sollte, wenn man System Ingenieur werden
will. Man sollte seine eigenen Dienste
-
hosten und möglichst viel davon selber
machen. Man sollte es sich nicht so
-
einfach machen, sondern halt alles
automatisieren und skalieren. Und man
-
sollte sich mit der Kultur beschäftigen,
damit man einfacher versteht und zuordnen
-
kann, was einzelne Projekte meinen. Aber
wenn man das alles macht, dann kommt man
-
auch, dann ist man eigentlich schon fast
da. Wenn dein Website auf Raspberry Pi
-
läuft und du deine Website automatisch auf
viele verschiedene, mehrere Raspberry Pis
-
ausrollen kannst, dann ist das nicht so
viel anders, als das im Datencenter auch
-
läuft, da läuft auch nur Unix. Und wenn
das Tooling stimmt, wenn deine Scripte
-
stimmen und deine Prozesse, dann ist der
Vorgang, das auf RaspberryPi zu machen,
-
sehr ähnlich zu dem, wie du das halt in
einem Datencenter machst. Egal ob es dann
-
ein Server ist oder viele oder ein Rack
oder viele. Das ist dasselbe Problem wie
-
von einem auf mehrere Raspberry Pis zu
gehen. Das ist alles nur Unix und was man
-
zu Hause mit Raspberry PI macht oder mit
APU, kann man sehr gut verwenden -
-
dieselben Skills, dieselben Techniken - um
Datencenter-Server zu betreuen. Soviel zu
-
meinen Talk. Wir machen jetzt glaub ich
noch eine kurze Fragerunde. Dankesehr.
-
Herald: Hi Folkert, schön, dich hier quasi
live im Studio begrüßen zu können. Vielen
-
Dank für deinen Vortrag. Da hab ich ja
gleich fast selbst Lust gekriegt, auch
-
noch Systemingenieurin zu werden. Was
denkst du denn? Was braucht man da so für
-
Fähigkeiten, Kenntnisse, Interessen?
Folkert: Gute Frage, war ich nicht darauf
-
vorbereitet. Ich würde prinzipiell sagen,
Spaß und Faszination an Computern hilft
-
natürlich. Das ist aber für viele andere
Sachen auch der Fall. Bei mir war es eher
-
so, ich bin da auch automatisch
reingekommen, weil ich halt immer ein
-
Computer vor mir hatte, mit dem es dann
irgendwas zu machen gab. Also auch wenn
-
ich mich über irgendetwas anderes
informieren wollte oder irgendetwas
-
anderes machen wollte, war immer der
Computer noch dazwischen, zwischen mir und
-
dem Ding. Und dann hab ich erstmal mich
immer um den Computer gekümmert und den er
-
erst mal richtig konfiguriert, dass er
genau das macht, was man will. Insofern
-
ist es weniger eine Fähigkeit als vielmehr
die Unfähigkeit, den Computer zu
-
vergessen, sondern halt immer das
Bedürfnis, da immer weiter weiter zu
-
drehen und alles noch ein bisschen
besser, noch ein bisschen idealer zu
-
machen, die am meisten hilft, denke ich.
H: Verstehe. Da gibt's direkt auch
-
eine Anschlussfrage, von unseren
ZuschauerInnen. Wie geht man denn wohl am
-
besten tiefer in die Materie, wenn man
sich schon so ein bisschen mit Sachen
-
beschäftigt hat? Was ist dann wohl ein
guter Ansatz, um da ein bisschen tiefer
-
einzusteigen dann? F: Gute Frage, also
prinzipiell immer Leute, andere Leute.
-
Hoffentlich. Also idealerweise Leute im
selben Alter mit demselben
-
Erfahrungsstand, die also quasi auf
demselben Level sind, mit denen man dann
-
gegenseitig lernt und fordert und so. Also
generell eine Gruppe zu finden, die
-
dieselben Interessen hat, ist denke ich
das Wichtigste. Das macht dann meistens
-
Spaß und bringt auch am meisten und dafür
ist natürlich der Remote Chaos Congress
-
eine sehr gute Sache oder der Chaos
Treff, der CCC bei euch in der Nähe
-
oder, was auch immer, der Hackerspace,
aber generell halt ähnlich gesinnte
-
Menschen, die da auch die genau dieselben
Interessen haben und auf dem selben Level
-
sind, dass man zusammen lernt. Und
natürlich dann auch noch genug Leute, die
-
das auch schon alles ein bisschen länger
machen, die ebenfalls z.B. auf dem
-
Kongress ansprechbar und aufzufinden sind
und die sich auch, denke ich, immer
-
freuen, Fragen zu beantworten, gerade von
jüngeren Leuten, die vielleicht gern auch
-
dieselben Sachen lernen würden.
H: Dann haben wir noch eine Wording-
-
Frage: Ist Software-IngenieurIn das
gleiche wie DevOps oder gibt es da noch
-
Unterschiede?
F: Gute Frage. Das DevOps hab ich
-
und Full Stack Engineer - oder Full Stack
Developer, gibts ja beides - sind beide in
-
letzter Zeit... sieht man die häufiger in
irgendwelchen Job anzeigen? Prinzipiell
-
dasselbe, aber DevOps ist ein bisschen...
also DevOps, das sind meiner subjektiven
-
Auffassung nach auch immer Leute, die dann
gleichzeitig noch die Website
-
programmieren, aber trotzdem irgendwie für
die Server-Konfiguration zuständig sind.
-
Das heißt, du muss halt programmieren und
administrieren gleichzeitig. Das sind aber
-
eigentlich ganz unterschiedliche Sachen.
Insofern würde ich mich selber nicht als
-
DevOps bezeichnen. Auf der anderen Seite
könnte ich jetzt auch jederzeit
-
irgendeinem Jobangebot, wo DevOps drauf
steht, mich einfach melden, weil die
-
Hälfte von dem Job auf jeden Fall
irgendwie mit System Engineering zu tun
-
hat. Insofern: Kommt immer drauf an, wer
das Wort wie verwendet. Meistens ist es
-
nur eine Ausrede vom zukünftigen
Arbeitgeber, dass sie halt nur eine Person
-
bezahlen wollen für zwei oder drei Jobs.
Deswegen nennen sie das dann DevOps oder
-
FullStack.
H: Das klingt nicht so richtig
-
attraktiv. Zum Job-Einstieg gibt's auch
noch eine Frage: Hast du Tipps, wie man
-
das mit Praktika am besten angeht? Wen man
da wo am besten anquatscht? Irgendwelche
-
Erfolgstipps?
F: Nee, leider, leider nichts
-
Konkretes, aber ich sag mal, das ist eine
gute Frage, die man vielleicht auch im
-
Rahmen des Kongresses nochmal irgendwie
klären kann, weil es in der Tat auch in
-
meinem direkten Freundeskreis und bei
Wikipaka genug Leute gibt, die sehr viel
-
Spaß an sowas haben und auch die
Infrastruktur haben, wo man dann Praktikas
-
anbieten könnte, ohne jetzt etwas
versprechen zu wollen. Aber das ist schon
-
da. Da arbeiten Leute schon dran. Insofern
am besten mit Wikipaka in Verbindung
-
setzen, würde ich sagen. Oder halt mich
ansprechen oder irgendwen auf dem
-
Kongress.
H: Vielleicht ja bei uns in der 2D
-
Welt. Wir haben ja auch die WikipakaWG
abgebildet. Vielleicht findet man dich da
-
ja nochmal.
F: Ja, ich werd auf jeden Fall da
-
auch rumhängen.
H: Ich hab noch eine Frage aus dem
-
Publikum und ich hoffe, dass ich das jetzt
richtig ausspreche. Was hältst du von
-
Kubernetes und Konsorten? Ist das die
Zukunft oder eher sowas mittelfristig
-
gehyptes?
F: Das kann durchaus beides
-
gleichzeitig sein. Also generell, also
Containerization ist auf jeden Fall eine
-
praktische Sache, das sind ja prinzipiell
ein ähnliches Konzept wie Jails, also
-
Chroot-Jails unter Linux oder Jails unter
BSD. Und Container machen das ganze
-
Konzept noch ein bisschen einfacher.
Insofern das bleibt auf jeden Fall. Ob das
-
jetzt Docker ist oder Kubernetes, wird man
sehen. Ich hoffe eher auf Kubernetes.
-
Generell ist diese Technologie halt das
einzige, wie man wirklich so Scharen von
-
Microservices über verschiedene Computer
einfach deployen kann. Also wenn ihr jetzt
-
nicht Erlang programmiert oder so, sondern
halt so einen typischen Linux und nginx
-
und LAMP und PHP und Python Stack hat,
dann braucht man schon irgendein
-
Containersystem, um mehrere Services, die
zueinander abhängig sind, zu deployen.
-
Insofern sollte man sich Container auf
jeden Fall anschauen. Aber halt vielleicht
-
nicht nur Docker, sondern Kubernetes auch
auf jeden Fall.
-
H: Eine Frage habe ich noch. Was
hältst du davon, sich alle RFCs
-
runterzuladen und einfach mal drauf
loszulernen?
-
F: Das hätte ich eigentlich sagen
wollen, das ist eine gute Frage, danke! Da
-
hätte ich fast im Vortrag eine extra Folie
für gemacht. Das Schöne an der Technologie
-
ist: A, es ist alles OpenSource oder sehr
sehr sehr sehr viel. Das heißt, man kann
-
den Source Code durchlesen und die
Kommentare und so. Und die Protokolle sind
-
halt per Definition offen. Also das
allermeiste. Und in der Tat gibt's das bei
-
IETF als RFC im schönen Text Format zum
runterladen und durchlesen und das hab ich
-
auch gemacht irgendwann. Nicht als erstes.
Dann ist es doch sehr verwirrend und
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einschüchternd. Aber irgendwann ist man
auf einem Level, wo man keine Bücher mehr
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lesen will, sondern halt direkt die
Spezifikationen, wo das alles herkommt.
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Und da das... vielleicht nicht alle lesen,
sind ein bisschen viele mittlerweile aber
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so ein paar, also IPv4 und so. Auf jeden
Fall zu empfehlen. Das muss man mal
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gemacht haben. H: Okay. Ich habe jetzt aus
dem Publikum keine weiteren Fragen und ich
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hab auch keine mehr - meine Frage hast du
schon beantwortet. Es gibt aber die
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Möglichkeit, wenn es noch weitere Fragen
gibt, das auch noch in einem weiteren
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BigBlueButton mit dir zu besprechen, falls
man dich nicht in der 2D Welt suchen
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möchte. Da postet bestimmt mein Kollege
Stefan gleich mal den Link für in den
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Chat. Das heißt, alle, die jetzt noch
Fragen haben, können die gerne da
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loswerden. Und ich würde sagen, wir
verabschieden uns hier. Danke Folkert.
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F: Dankeschön! Danke auch, schönen
Congress!
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Abpspannmusik
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