Ein Grundeinkommen für alle!
-
0:08 - 0:13Es hat mir eine
würdevolle Existenz ermöglicht. -
0:13 - 0:17Früher war ich abhängig von meinem Mann.
-
0:17 - 0:23Aber durch das Grundeinkommen
hat sich das geändert. -
0:23 - 0:28Wenn ich gute Kleidung herstelle,
dann verkaufe ich sie -
0:28 - 0:33und ich fühle mich gut dadurch.
Dann habe ich auch etwas dafür getan. -
0:47 - 0:50Guten Abend, willkommen bei Panorama.
-
0:50 - 0:53Vergessen Sie alles, was Sie bisher
über Arbeit und Einkommen dachten, -
0:53 - 0:55wir schlagen eine
neue Seite auf -
0:55 - 1:01und machen einen anderen Vorschlag:
Das Grundeinkommen für alle. -
1:01 - 1:05Was wäre, und das ist kein Witz,
-
1:05 - 1:09was wäre, wenn in unserem Land
jeder Bürger ab 18 Jahren monatlich -
1:09 - 1:131500 Euro vom Staat bekommen würde?
-
1:13 - 1:16Wer mehr Geld möchte, kann neben
dem Grundeinkommen noch arbeiten, -
1:16 - 1:20wem der Betrag reicht, der kann
andere schöne Dinge unternehmen. -
1:20 - 1:22Wir streichen jedoch alle Zahlungen
-
1:22 - 1:25wie Sozialhilfe, Rente,
Arbeitslosenhilfe usw. -
1:25 - 1:29Einfach 1500 Euro pro Monat für jeden.
-
1:29 - 1:32Völlig bedingungslos und
bis ans Ende Ihrer Tage. -
1:32 - 1:35Wahnsinn, denken Sie jetzt wahrscheinlich.
-
1:35 - 1:36Dann bleiben Sie auf jeden Fall dran.
-
1:36 - 1:39Sie können dann sehen,
dass die Schweizer ein Referendum -
1:39 - 1:44über das Grundeinkommen geplant haben
und dass es in der Praxis bereits besteht. -
1:44 - 1:47Unter anderem in einem Dorf in Namibia.
-
1:47 - 1:51Reportagen von Alina Kneepkens
und Jozef Devillé. -
1:56 - 2:01Unser Land steht still, wir brechen
Weltrekorde, wenn es um Staus geht, -
2:01 - 2:05einer von zehn belgischen Arbeitnehmers
sitzt zu Hause mit einem Burnout -
2:05 - 2:07und nirgendwo anders als in Belgien
-
2:07 - 2:10schlucken so viele Leute
Antidepressiva und Schlafmittel. -
2:10 - 2:13Wir arbeiten uns kaputt,
aber eine Regierung nach der anderen -
2:13 - 2:15fragt nach stets größeren Anstrengungen,
-
2:15 - 2:17denn wir müssen noch härter arbeiten
-
2:17 - 2:19und der Staat muss sparen.
-
2:19 - 2:22Die Regierung will auf jeden Fall
ihr Haushaltsziel erreichen. -
2:22 - 2:24Hier wären eher Maßnahmen angesagt
-
2:24 - 2:26zur Neuordnung des Haushalts.
-
2:26 - 2:29Und jetzt müssen wir erst einmal sparen.
-
2:29 - 2:31Flandern hat kein Geld und
der Bund auch nicht. -
2:31 - 2:34Der Kraftaufwand ist groß und
wird noch größer werden. -
2:34 - 2:36Das ist die Wahl, die wir treffen.
-
2:36 - 2:40Es herrscht das Gefühl, dass viele
nicht mehr mitkommen -
2:40 - 2:43und dass auch die Mittelschicht
allmählich ausgesaugt wird. -
2:43 - 2:48Die Unruhe bei der arbeitenden
belgischen Bevölkerung ist groß. -
2:49 - 2:52Oft hören wir,
dass es keine Alternative gibt, -
2:52 - 2:54wir können nicht anders als sparen.
-
2:55 - 3:01Eine Idee, um die Verteilung von
staatlichen Zuschüssen zu reformieren, -
3:01 - 3:05scheint sowohl die politisch linke als
auch rechte Seite anzusprechen. -
3:05 - 3:10Es geht um eine Mindestzahlung
bekannt als garantiertes Grundeinkommen. -
3:10 - 3:14Wie würde die Welt aussehen,
wenn jeder ein Einkommen hätte, -
3:14 - 3:17selbst wenn er keine Arbeit fände?
-
3:17 - 3:20Eine Utopie in der
Jedermann bezahlt wird? -
3:20 - 3:24Die Schweiz ersetzt womöglich
ihre bisherige Armutspolitik -
3:24 - 3:26durch ein bedingungsloses Grundeinkommen.
-
3:27 - 3:31Ein bedingungsloses Grundeinkommen,
was ist das? -
3:31 - 3:35Genau das, was der Begriff umschreibt,
dass jeder ab 18 Jahren, -
3:35 - 3:37unabhängig von Geschlecht oder
heutigem Gehalt, -
3:37 - 3:40von der Regierung
ein Grundeinkommen erhält. -
3:40 - 3:43Unabhängig, ob man einen Job hat,
-
3:43 - 3:46studiert oder zu Hause bleibt,
um für die Kinder zu sorgen, -
3:46 - 3:51jeder bekommt dasselbe, um für
seine Grundbedürfnisse sorgen zu können. -
3:51 - 3:55Neben dem Grundeinkommen darf jeder so
viel arbeiten und verdienen, wie er will. -
3:55 - 3:58In Belgien arbeiten seit den 80er Jahren
-
3:58 - 4:01verschiedene Menschen
am Grundeinkommen. -
4:01 - 4:04Damals gründete Philippe Van Parijs
eine Arbeitsgruppe -
4:04 - 4:07unter anderem zusammen mit
Guy Standing und Roland Duchâtelet. -
4:07 - 4:09Duchâtelet kennen wir noch von Vivant,
-
4:09 - 4:13heute aber vor allem als Eigentümer
verschiedener Fußballvereine. -
4:13 - 4:15Francine Mestrum ist eine der wenigen,
-
4:15 - 4:18aber sehr entschiedenen Gegner.
-
4:18 - 4:23Psychiater Dirk de Wachter und Sarah van
Liefferinghe von der Piratenpartei -
4:23 - 4:27sehen die Vorteile im Wohlbefinden
des Menschen. -
4:27 - 4:29Wir sehen sehr viele
Menschen gefangen -
4:29 - 4:34in der Tretmühle von mehr arbeiten,
härter arbeiten, länger arbeiten, -
4:34 - 4:39damit wir mehr konsumieren können
und damit die Wirtschaft wächst. -
4:39 - 4:43Aber wir und viele andere fühlen,
dass uns dieses Modell frustriert, -
4:43 - 4:45dass es uns erschöpft und
emotional auslaugt. -
4:45 - 4:49Vielen Menschen wird die Arbeit zu viel,
-
4:49 - 4:56es wird zu schwierig, sie kommen zu mir:
"Doktor, hilf mir, ich kann nicht mehr". -
4:56 - 5:02Und helfen als Arzt bedeutet, ein Attest
über Arbeitsunfähigkeit ausstellen. -
5:02 - 5:04In den letzten 10 Jahren
ist die Zahl derer, -
5:04 - 5:07die langfristig arbeitsunfähig sind
-
5:07 - 5:09um 50 % gestiegen. Wir müssen da
-
5:09 - 5:12mal ganz grundsätzlich drüber nachdenken
-
5:12 - 5:15und das Grundeinkommen ist eines der
grundsätzlichen Dinge, -
5:15 - 5:19welches hier einen Anstoß geben kann.
-
5:20 - 5:24Wir müssen jetzt ein
Grundeinkommen einführen. -
5:24 - 5:30Denn durch die Globalisierung, die in den
80er Jahren angefangen hat, -
5:30 - 5:35hat sich das Arbeitsangebot in der Welt,
-
5:35 - 5:42die Anzahl der Menschen auf dem globalen
Arbeitsmarkt vervierfacht. -
5:42 - 5:48In den vergangenen 30 Jahren kann man
also von einem Abwärtstrend -
5:48 - 5:50unser tatsächlichen Löhne sprechen.
-
5:54 - 5:57Der britische Ökonom Guy Standing
-
5:57 - 6:00hat das bisher größte Experiment zum Thema
Grundeinkommen geleitet. -
6:00 - 6:06In Indien erhielten 20.000 Menschen zwei
Jahre lang ein echtes Grundeinkommen. -
6:06 - 6:08Über die verblüffenden Resultate
-
6:08 - 6:11berichtet er in der ganzen Welt.
-
6:11 - 6:13Kürzlich war er noch zu Gast in Brüssel
-
6:13 - 6:16auf Einladung des ehemaligen
EU-Beauftragten -
6:16 - 6:20für Arbeit und Soziales, Laszlo Andor.
-
6:21 - 6:23Vielen Dank.
-
6:23 - 6:28Das Schlimmste wäre ein Zurückfallen in
alte Standards. -
6:28 - 6:32Professor Standing war lange bei der
Internationalen Arbeitsorganisation tätig. -
6:32 - 6:34Heute erzählt er in seinen Büchern
-
6:34 - 6:37über die wachsende Unterschicht in
unserer Mitte -
6:37 - 6:40und was er mit seiner Wortneuschöpfung
das Prekariat nennt. -
6:40 - 6:47Das Prekariat besteht aus vielen
Millionen Menschen, -
6:47 - 6:51die unsicheren Arbeitsverhältnissen
ausgesetzt sind. -
6:51 - 6:56Ohne zu wissen, wohin es geht. Sie bauen
keine berufliche Zukunft auf. -
6:56 - 6:58Es ist ein Trend seit den 80er Jahren,
-
6:58 - 7:00seit Thatcher und Reagan
-
7:00 - 7:04und nach 30 Jahren 'Geiz ist gut'
-
7:04 - 7:06wird es jetzt Zeit für etwas anderes.
-
7:06 - 7:08Andere Modelle, jetzt!
-
7:10 - 7:13Investiert in Menschen statt Waffen/
Michel, marche arrière ou à la guerre -
7:13 - 7:15SCHWEIGEN und ARBEITEN!
-
7:17 - 7:19Spart nicht an unserer Zukunft!
-
7:19 - 7:22Härter? Schneller? Länger?
Wie Maschinen? -
7:24 - 7:28Und diese Unsicherheit verursacht
sehr viel Stress. -
7:28 - 7:33Das Prekariat geht oft gebückt
unter der Androhung -
7:33 - 7:36einer unaufhaltsamen Schuldenlast.
-
7:36 - 7:40Ein Missgeschick und
sie stehen auf der Straße. -
7:40 - 7:45Wir sind heute, den Ländern nach,
zwei- bis dreimal reicher -
7:45 - 7:49pro Kopf als in den glorreichen
60er Jahren -
7:49 - 7:51und wir haben es immer noch
zu tun mit einer -
7:51 - 7:53enormen Arbeitslosigkeit.
-
7:53 - 7:55Menschen, die Angst haben um ihren Job
-
7:55 - 7:58und wir sind zwei- bis dreimal reicher.
-
7:58 - 8:00Das ist doch total aberwitzig, was wir
hier machen. -
8:00 - 8:04Armut löst man mit einem Einkommen,
-
8:04 - 8:08also muss man armen Menschen eine
Unterstützung geben, die hoch genug ist, -
8:08 - 8:10was heute jedoch nicht der Fall ist.
-
8:10 - 8:14Und da haben die Befürworter des
Grundeinkommens völlig recht, -
8:14 - 8:17arme Menschen brauchen ein Einkommen,
-
8:17 - 8:19von dem sie würdig leben können.
-
8:21 - 8:24Um mit eigenen Augen zu sehen,
was ein Grundeinkommen -
8:24 - 8:28mit Menschen in Armut macht,
sind wir nach Namibia gereist, -
8:28 - 8:30ein Land voll großer Gegensätze.
-
8:30 - 8:34Die gigantischen Einkünfte
aus dem Diamantexport -
8:34 - 8:37stehen in krassem Gegensatz
zu der gefährlichen Situation, -
8:37 - 8:40der Menschen in Armut ausgesetzt sind.
-
8:40 - 8:44Otjivero ist eine arme Siedlung
in der Wüste, -
8:44 - 8:46deren Bewohner wirklich gar nichts hatten.
-
8:48 - 8:52Wir waren arm in Otjivero.
Bettelarm. -
8:52 - 8:57Aber durch das Grundeinkommen hatten wir
genug, um zu essen und zu schlafen. -
8:57 - 9:01Otjivero wurde im Jahr 2009 ausgewählt
für ein Experiment, -
9:01 - 9:06bei dem alle 930 Einwohner
jeden Monat 100 namibische Dollar bekamen, -
9:06 - 9:09ungefähr 7 Euro pro Person.
-
9:09 - 9:12Bedingungslos, die Menschen
hatten selbst die Freiheit, -
9:12 - 9:14um zu beschließen, was sie
mit dem Geld machen. -
9:14 - 9:21Es gab vor allem Häuser aus Plastik
und Kartons, -
9:21 - 9:26in denen die Menschen wohnten.
Und durch das Grundeinkommen -
9:26 - 9:32sah man 6 Monate bis ein Jahr später,
-
9:32 - 9:37wie sich das Gesicht von
Otjivero veränderte. -
9:38 - 9:42Der namibische Kirchenrat, verschiedener
Gewerkschaften und NGO's -
9:42 - 9:46sorgten für das Kapital dieses
außergewöhnlichen Projekts. -
9:46 - 9:49Priester Wilfred Diergaart
und Bischof Zephania Kameeta -
9:49 - 9:54suchten Otjivero als ideale Siedlung
für dieses Experiment aus. -
9:54 - 9:56Dieses Stück Niemandsland
in der Wüste -
9:56 - 9:59wird durch unterschiedliche ethnische
Gruppen bevölkert. -
9:59 - 10:02Die Wissenschaftler Claudia und
Dirk Haarmann -
10:02 - 10:05haben vor Ort gründlich recherchiert
-
10:05 - 10:07und in Zusammenarbeit mit der
Universität Kapstadt -
10:07 - 10:09die Ergebnisse analysiert.
-
10:09 - 10:14Am Anfang erschienen 100 namibische Dollar
kein großer Betrag. -
10:14 - 10:18Wir dachten, er würde Menschen helfen bei
der Nahrungssicherung -
10:18 - 10:23und im Umgang mit dem täglichen
Leben in Armut. -
10:23 - 10:26Aber die Resultate waren überraschend.
-
10:26 - 10:32Die Unterernährung im Dorf sank
von 42 auf 10 Prozent. -
10:32 - 10:34Es gab genug zu essen.
-
10:34 - 10:38Aber die Menschen kamen auch in Bewegung
-
10:38 - 10:41und nahmen ihr Leben in die eigenen Hände.
-
10:41 - 10:44Es wurde ein Prozess des selbstständig
Werdens in Gang gesetzt. -
10:46 - 10:49Durch das Grundeinkommen
blühte mein Geschäft auf. -
10:49 - 10:53Ich bin Möbelbauer.
Ich mache Skulpturen und solche Sachen. -
10:54 - 10:58Wir dachten darüber nach, wie wir unser
Leben verbessern könnten. -
10:58 - 11:04Marie-Rose hat als Friseurin angefangen.
Sie verkauft auch Brot und Kekse. -
11:05 - 11:08Das ist mein Job.
-
11:08 - 11:09Sie bezahlt mich dafür.
-
11:11 - 11:14Kaufkraft heißt das,
denn sobald man Menschen Geld gibt, -
11:14 - 11:16können sie es auch ausgeben.
-
11:18 - 11:22Die größte Erfolgsgeschichte, die ich
gesehen habe, -
11:22 - 11:25war die Errichtung einer Bäckerei
-
11:25 - 11:28mit den Einkünften aus dem Basiseinkommen.
-
11:28 - 11:29Ich heiße Frida.
-
11:29 - 11:34Die Bäckerei ist jetzt autark.
-
11:34 - 11:40Wenn man jemandem Geld gibt,
warum sollte er dann faul werden? -
11:40 - 11:44Ich bin nicht faul, ich habe wieder
Hoffnung bekommen -
11:44 - 11:48und jeden Tag eine Beschäftigung.
-
11:48 - 11:53Wenn man jemandem Geld gibt, kann er
selbst entscheiden, was er damit tut. -
11:53 - 11:58Die Regierung gab uns nur Maismehl,
-
11:58 - 12:00aber nicht jeder isst Brei.
-
12:00 - 12:04Woher will man wissen, ob jeder
Maismehl essen möchte? -
12:04 - 12:06Nicht jeder isst das.
-
12:07 - 12:11Man gibt ihnen Geld und sie beschließen
selbst, was sie damit kaufen. -
12:11 - 12:17Und das ist die Art und Weise, wie ein
Erwachsener etwas über das Leben lernt. -
12:17 - 12:21Es ist eine Erwachsenenpolitik im
Gegensatz zu einer bevormundenden Politik. -
12:22 - 12:26Aber warum benötigen wir ein
Grundeinkommen in Belgien, -
12:26 - 12:29wo wir doch schon so ein ausgebreitetes
Unterstützungssystem haben? -
12:29 - 12:34Naja, nur wenn man der König ist, bekommt
man einfach so Geld, bedingungslos. -
12:34 - 12:38Belgien hat in der Tat ein sehr gutes
soziales Auffangnetz, -
12:38 - 12:41aber es ist auch äußerst kompliziert.
-
12:41 - 12:44Wenn man in Teilzeit arbeitet,
was teilweise möglich ist, -
12:44 - 12:48ist das weniger Geld als bei der
Unterstützung im Krankheitsfall. -
12:48 - 12:50Dafür wird man also bestraft.
-
12:50 - 12:53Das ist besonders kontraproduktiv.
-
12:53 - 12:57Das macht Menschen abhängig,
das nimmt auch jede Motivation weg, -
12:57 - 13:00mit einem niedrig bezahlten Job,
verdient man weniger, -
13:00 - 13:02als wenn man eine Unterstützung erhält.
-
13:02 - 13:05Von daher ist eines der Hauptargumente
-
13:05 - 13:07im belgischen und europäischen Kontext,
-
13:07 - 13:11dass das heutige System eine Art Absturz
in die Armut, -
13:11 - 13:15einen Absturz in die Arbeitslosigkeit
verursacht, durch den Umstand, -
13:15 - 13:18dass die Auszahlungen an Bedingungen
geknüpft sind. -
13:18 - 13:21Wir haben es so weit gebracht,
dass wir Menschen bezahlen, -
13:21 - 13:24um zu kontrollieren, was eine nicht
arbeitende Person macht. -
13:24 - 13:25Das ist doch eigentlich wahnwitzig.
-
13:25 - 13:31Mit einem Grundeinkommen braucht man
keinen großen Beamtenapparat mehr. -
13:31 - 13:35Im Moment kostet das Umverteilen von Geld
sehr viel Geld, -
13:35 - 13:39für Menschen, die damit eigentlich
unnötigerweise beschäftigt sind. -
13:39 - 13:41Oder die darum zumindest
ersetzbar sind. -
13:41 - 13:44Man könnte also die Umverteilung viel
effizienter machen, -
13:44 - 13:46einfach durch ein Grundeinkommen.
-
13:47 - 13:50Und die Menschen müssten nicht betrügen.
-
13:50 - 13:53Es gäbe gar nichts zu betrügen.
-
14:00 - 14:04Wenn niemand betrügen kann, um
ein Grundeinkommen zu bekommen, -
14:04 - 14:08muss auch niemand kontrolliert werden.
-
14:08 - 14:10Einer der Hauptbereiche
-
14:10 - 14:13unseres Sozialsystems wäre so überflüssig.
-
14:14 - 14:18Wer war da noch auf der Suche nach
Einsparungsmöglichkeiten? -
14:24 - 14:28Das Grundeinkommen ist eine Idee, die
nicht tot zu kriegen ist. -
14:28 - 14:32Es hat schon mit Thomas Payne
1975 angefangen. -
14:32 - 14:34Aber auch 1848 in Brüssel
-
14:34 - 14:39schrieb der belgische Liberale Joseph
Charlier darüber in diesem Haus. -
14:45 - 14:47Der Vorschlag ist ein Vorschlag
-
14:47 - 14:49zu einem echten bedingungslosem
Grundeinkommen. -
14:49 - 14:51Bescheiden, aber wirklich bedingungslos.
-
14:52 - 14:57"Nur der Mensch, dessen materielle
Bedürfnisse abgesichert sind, -
14:57 - 14:58ist unabhängig.
-
14:58 - 15:05Wer abhängig ist von anderen zur Sicherung
seiner Grundbedürfnisse, ist ein Sklave." -
15:05 - 15:12Vielleicht noch ein letzter Abschnitt,
der das Bestreben gut ausdrückt. -
15:12 - 15:19"Die Antwort auf das soziale Problem
ist so einfach wie bereichernd." -
15:20 - 15:23Dass eine einfache Idee, große
Folgen haben kann, -
15:23 - 15:28beweist auch dieses belgische Phänomen.
-
15:28 - 15:31Danke. Gracias. Grazie.
-
15:31 - 15:36Ach ja, mit 2000 Euro pro Monat bist du
für den Rest deines Lebens unbesorgt. -
15:36 - 15:38"Win for Life"
Sie dürfen unbesorgt sein. -
15:38 - 15:412010 hab ich das Gewinnerlos gezogen
-
15:41 - 15:45und ich konnte es erst gar nicht fassen.
-
15:45 - 15:49Aber wenn man dann das Los bei ihr
in die Maschine steckt -
15:49 - 15:52und die Musik geht plötzlich los
dann denkt man plötzlich: -
15:52 - 15:54"Es ist wirklich wahr."
-
15:54 - 15:56Dann sagte sie:
"Oh, Sie haben Glück, -
15:56 - 15:59denn der Betrag wird immer am
ersten des Monats ausbezahlt, -
15:59 - 16:03von übermorgen an bekommen
Sie also jeden Monat 2000 Euro -
16:03 - 16:05auf Ihr Konto überwiesen.
-
16:05 - 16:07Für den Rest Ihres Lebens."
-
16:07 - 16:09Wir nennen unsere Gewinnerin Anja.
-
16:09 - 16:11Sie ist besorgt wegen des Stigmas,
-
16:11 - 16:14dass sie nun für den Rest ihres
Lebens faul rumhängt. -
16:14 - 16:19Eigentlich arbeite ich mehr als
ich früher gearbeitet habe, -
16:19 - 16:21seit ich "Win for Life" habe.
-
16:21 - 16:23Aber auch, weil ich es gerne mache.
-
16:23 - 16:28Was ich als Selbstständige mache,
fühlt sich für mich nicht an wie arbeiten, -
16:28 - 16:32weil ich es gerne mache, aber hätte ich
"Win for Life" nicht gewonnen, -
16:32 - 16:37hätte ich nie die Chance bekommen,
zu tun, was mir Spaß macht. -
16:37 - 16:39Das ist großartig.
-
16:39 - 16:40Diese Frau macht das mit Freude.
-
16:40 - 16:43Sie ist frei und das ist
der eigentliche Punkt. -
16:43 - 16:46Ein Grundeinkommen ist
ein Freiheitsabkommen, aber -
16:46 - 16:49die Menschen das verstehen noch nicht.
-
16:49 - 16:53Und wenn man sieht wie viel kollektives
Glück verschwendet wird, -
16:53 - 16:56dadurch, dass man sich
weigert darüber nachzudenken, -
16:56 - 16:57das ist unglaublich.
-
16:57 - 17:03In meinem Vollzeitjob stehe ich
auch nicht mehr so unter Druck -
17:03 - 17:05wie früher.
-
17:05 - 17:09Viele Menschen denken: "Ich muss den
Job hier behalten, -
17:09 - 17:11denn das ist alles, was ich habe."
-
17:11 - 17:15Und bei mir ist das so: "Wenn ich den Job
verliere, ist das keine Katastrophe." -
17:15 - 17:19Was mir als Unternehmer
auch aufgefallen ist, -
17:19 - 17:21Menschen, die etwas gerne tun,
-
17:21 - 17:25die machen das dann auch sehr gut
und die sind produktiver als Menschen, -
17:25 - 17:28die widerstrebend an die Arbeit gehen.
-
17:28 - 17:32Das ist auch die eigentliche Funktion des
bedingungslosen Grundeinkommens -
17:32 - 17:37im Sinne des Humankapitals aller
Menschen. -
17:37 - 17:42Ich hätte niemals meine eigene
Firma gegründet ohne "Win for Life" -
17:42 - 17:47aus Angst zu scheitern oder
bankrott zu gehen. -
17:47 - 17:51Anja hatte vor ihrem Gewinn von
"Win for Life" auch mehr Sorgen. -
17:51 - 17:54Stell dir mal vor, mein Föhn ist kaputt.
-
17:54 - 18:00Zum Beispiel in Bezug auf die Sicherheit
des baufälligen Hauses, in dem sie wohnte -
18:00 - 18:02und sie konnte auch nicht mit Hilfe
von zu Hause rechnen, -
18:02 - 18:05um eine solidere Wohnung zu kaufen.
-
18:05 - 18:11Auch hätte ich nie davon geträumt,
in so einem schönen Haus zu wohnen. -
18:11 - 18:13Aber das war dann kein Problem mehr,
-
18:13 - 18:15die Bank sah uns plötzlich gerne,
-
18:15 - 18:18mit so einem Extra-Einkommen
von 2000 Euro. -
18:18 - 18:22Im Fall von "Win for Life" ist es
auch wirklich für das ganze Leben. -
18:22 - 18:28Aber das große Problem hierbei ist,
dass es einen enormen Unterschied macht, -
18:28 - 18:34ob es um 10 Menschen, 100 Menschen, 1000
Menschen oder 11 Millionen Menschen geht. -
18:34 - 18:37Doch was geht da im Kopf
von diesen 11 Millionen Belgiern vor, -
18:37 - 18:41wenn wir ihnen einfach so
völlig bedingungslos -
18:41 - 18:43die Möglichkeit bieten, 2000 Euro
im Monat zu erhalten. -
18:43 - 18:45Würden sie aufhören mit arbeiten?
-
18:46 - 18:50Zweitausend ist eine ordentliche Summe.
-
18:50 - 18:55Ich würde vermutlich nicht sofort weniger
arbeiten, meine Frau eventuell schon. -
18:55 - 19:00Man kann auf einmal öfter in
den Urlaub fahren. Einen Kurzurlaub. -
19:00 - 19:02Das würde das Leben angenehmer und
einfacher machen. -
19:02 - 19:04Vielleicht noch unser Haus umbauen?
-
19:04 - 19:08Ich würde auch sparen. Ich würde es nicht
sofort ausgeben für extravagante Dinge. -
19:08 - 19:11Dann muss man nicht mehr für
jemand anders arbeiten. -
19:11 - 19:15Ich würde einen Laden oder so etwas
eröffnen und dann kündigen. -
19:15 - 19:19Alles Mögliche, einen Laden oder
ein Restaurant, alles Mögliche. -
19:19 - 19:23Ich sag Ihnen ganz geradeheraus, ich würde
es für gute Zwecke benutzen. -
19:23 - 19:27Kleine Projekte für Menschen, die auch mal
was machen wollen -
19:27 - 19:29oder für Minderbemittelte.
-
19:29 - 19:32Waisenkinder, mit denen hab ich auch
viel Mitleid. -
19:32 - 19:34Darf ich jetzt frei rubbeln?
-
19:34 - 19:38Diese Reaktionen bestätigen
die Erwartungen -
19:38 - 19:41des gesellschaftlichen Effekts eines
Grundeinkommens. -
19:41 - 19:43Es lässt einen nachdenken über Freizeit,
-
19:43 - 19:46es macht selbstständiger und keiner
denkt ans faul herumhängen. -
19:45 - 19:47Leider nicht.
-
19:48 - 19:49Schade.
-
19:50 - 19:52Aber was denken sie über
-
19:52 - 19:56die Einführung eines Grundeinkommens
für alle Belgier? -
19:56 - 20:00Keine schlechte Idee, aber ich glaub
nicht, dass es machbar ist. -
20:00 - 20:01Machbar ist das nicht.
-
20:01 - 20:03Ich bin sensibel in Bezug auf Freiheit.
-
20:03 - 20:07Das wäre ein fantastisches System,
wenn es das für jeden gäbe. -
20:07 - 20:11Und wenn jeder daneben selbst entscheiden
kann, was er will. -
20:10 - 20:12Sofort. Ich stimme dafür.
-
20:12 - 20:16Wenn es jedem gut geht, gibt es auch
kein Elend. -
20:16 - 20:21Woher nehmen sie in erster Instanz
das Geld, denk ich dann. -
20:21 - 20:26Ich kann nicht so lang rubbeln,
ich muss noch Kartoffeln kaufen. -
20:29 - 20:33Wenn es ein Land gibt, mit genug
Geld für ein Grundeinkommen, -
20:33 - 20:35dann ist es die Schweiz.
-
20:35 - 20:38Die Bürger im Land der Banken
stimmen im Jahr 2016 ab -
20:38 - 20:42über ein Grundeinkommen
für jeden Schweizer. -
20:42 - 20:44Eine Künstlergruppe
-
20:44 - 20:47nennt sich selbst
"Generation Basic Income". -
20:47 - 20:50Sie sammelten mehr als 100.000
Unterschriften -
20:50 - 20:52und verpflichteten die Regierung
zu einer Volksabstimmung -
20:52 - 20:55basierend auf dem Schweizer System der
direkten Demokratie. -
20:55 - 20:58Für den Fall, dass mit "ja" gestimmt wird,
-
20:58 - 21:00ist die Schweizer Regierung
-
21:00 - 21:02durch das Grundgesetz verpflichtet,
das System -
21:02 - 21:04dann auch einzuführen.
-
21:04 - 21:08Damit ist die Schweiz international
-
21:08 - 21:12am dichtesten an der
Realisierung dieser Utopie. -
21:14 - 21:16Daniel Häni ist Unternehmer und der Mann
-
21:16 - 21:19hinter "Unternehmen Mitte" in Basel.
-
21:19 - 21:21Einer großen Kaffeebar in einem
ehemaligen Bankgebäude, -
21:21 - 21:25in dem jeder willkommen ist,
ohne die Verpflichtung zum Verzehr. -
21:26 - 21:30So eine Volksabstimmung ist ein
politischer Vorgang, aber -
21:30 - 21:33dabei kommt ja auch ein Produkt heraus,
-
21:33 - 21:40nämlich dass Menschen sich Fragen stellen.
Und dann denken sie nach -
21:40 - 21:43und dann entsteht Bewusstsein.
-
21:43 - 21:47Und in dem Kontext, haben wir auch
diese Geldausschüttung gemacht in Bern. -
21:54 - 21:58Das bedingungslose Grundeinkommen ist ja
eine Idee, die in einer Situation kommt, -
21:58 - 22:03wo alles da ist, in Hülle und Fülle.
-
22:04 - 22:07Dies sind tatsächlich 8 Millionen
Schweizer Franken. -
22:07 - 22:12Mit dieser Aktion erregte "Generation
Basic Income" internationales Aufsehen. -
22:12 - 22:16Und dann stand man vor diesem Geldhaufen
und musste sich fragen: -
22:16 - 22:18"Ja, was fehlt eigentlich,
wenn alles da ist?" -
22:20 - 22:23Die Schweizer mögen vielleicht so wie es
immer heißt "neutral sein", -
22:23 - 22:25Enno Schmidt sagt ganz entschieden:
-
22:25 - 22:29Ein Grundeinkommen ist sogar in einem
reichen Land wie der Schweiz -
22:29 - 22:31möglich und notwendig.
-
22:33 - 22:37Ob jetzt bei der Abstimmung die Mehrheit
"ja" oder die Mehrheit "nein" sagt, -
22:37 - 22:41das ist uns natürlich sehr wichtig.
Natürlich wollen wir gewinnen. -
22:41 - 22:45Aber um zu verstehen, was Demokratie ist,
muss man sagen, -
22:45 - 22:48auch wenn die Mehrheit das Grundeinkommen
jetzt ablehnt, -
22:48 - 22:52dann ist das nichts anderes als das sich
zeigt, wo es steht. Und das ist gut. -
22:55 - 22:59Enno und Co haben noch einen langen Weg
vor sich mit ihrer Kampagne, -
22:59 - 23:02denn die Menschen auf der Straße, die
zweifeln noch. -
23:02 - 23:07Ich weiß es wirklich nicht momentan.
Es ist immer noch eine Abwägung. -
23:08 - 23:10Ich hab mir zu wenig Gedanken darüber
gemacht bisher, -
23:10 - 23:16um sagen zu können, okay, das ist so gut
oder es ist eher in die Richtung gut. -
23:16 - 23:18Ich bin wirklich unentschieden.
-
23:18 - 23:23Im Zusammenhang mit dem
Grundeinkommen wird die Diskussion -
23:23 - 23:27darüber, was man wirklich machen möchte
in Gang gesetzt, oder? -
23:27 - 23:33Ich würde wirklich mal mir die Zeit nehmen
darüber nachzudenken, -
23:33 - 23:37ob das was ich mache, wirklich das ist,
was meinen eigenen Werten entspricht. -
23:37 - 23:39Grundeinkommen ist eine Entwicklung.
-
23:39 - 23:44Realistisch betrachtet ist das was wir
jetzt machen Teil dieser Geschichte. -
23:44 - 23:49Es ist nötig, dass sich viele Menschen
mit dem Grundeinkommen auseinandersetzen -
23:49 - 23:53und das entwickelt schon die Kräfte, die
du auch brauchst für das Grundeinkommen. -
23:53 - 23:56Das kannst du sehen, wenn du das
Grundeinkommen denkst. -
23:56 - 23:59Viele Menschen haben nicht die Kraft
selber zu denken, -
23:59 - 24:03fallen immer wieder auf den Rücken, das
eine Argument dagegen, fertig aus. -
24:03 - 24:07Das muss entwickelt werden, also
Selbstständigkeit muss entwickelt werden, -
24:07 - 24:10andere Kräfte, die sich nicht
immer abstützen müssen. -
24:10 - 24:13Und dann bist du schon beim Leben
mit dem Grundeinkommen. -
24:13 - 24:18Gut, liebe Schweizer, so außergewöhnlich
seid ihr nun auch wieder nicht. -
24:18 - 24:21Auch in Europa können Bürger eine
Initiative starten. -
24:21 - 24:23Die europäische Bürgerinitiative
-
24:23 - 24:27ist eine Initiative der
Europäischen Kommission. -
24:27 - 24:30Christina Lambrecht von der belgischen
Initiative für das Grundeinkommen -
24:30 - 24:32erklärt, wie das funktioniert.
-
24:32 - 24:37Wir haben einen Text geschrieben
zum Grundeinkommen, -
24:37 - 24:39den haben wir der Kommission vorgetragen
-
24:39 - 24:41und sie haben gesagt:
"Okay, macht mal." -
24:42 - 24:46Zuerst müssen wir die Minimalhürde von
sieben Ländern überwinden. -
24:46 - 24:5115 Länder haben sich der Kampagne schon
angeschlossen und sammeln Unterschriften. -
24:50 - 24:55In Belgien brauchten wir 16.500
Unterschriften, -
24:55 - 24:57wir haben 19500 können sammeln.
-
24:57 - 25:00Als ich mich an das Ministerium wandte,
-
25:00 - 25:03haben sie zu mir sehr freundlich gesagt:
-
25:03 - 25:06"Gute Frau, wir können damit im
Augenblick nichts anfangen. -
25:06 - 25:09Im Moment stecken alle
im Wahlkampffieber. -
25:09 - 25:12Und die heutige Innenministerin",
-
25:12 - 25:16ich nenne ihren Namen mal nicht,
das wäre nicht so nett, -
25:16 - 25:18"die legt das einfach in die Schublade
-
25:18 - 25:20und da wird nicht mehr
nach geguckt." -
25:20 - 25:25Ich hab also bei mir zu Hause 19500
Unterschriften von all den Belgiern -
25:25 - 25:29aus Nord und Süd, die unsere
Initiative unterstützt haben -
25:29 - 25:32und deren Anliegen nicht gehört wird:
-
25:32 - 25:37"Schaut, wir möchten, dass die
EU Kommission diese Idee behandelt." -
25:37 - 25:40Gut, dann zurück in die Schweiz.
-
25:40 - 25:43Genau das Land, welches nicht
zur EU gehört -
25:43 - 25:48und in dem eine nationale Bürgerinitiative
sehr wohl verbindlich ist. -
25:59 - 26:02Tumasch ist biologischer Landwirt
-
26:02 - 26:05in dem wunderschönen
Gebirgsgebiet Unterengadin. -
26:07 - 26:10Kannst du dir vorstellen, was passieren
würde, wenn es -
26:10 - 26:15ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe?
Was ist deine Haltung dazu? -
26:15 - 26:20Ich würde gewisse Freiheiten genießen,
die ich jetzt halt nicht habe. -
26:20 - 26:26Es gibt auch Auflagen
bei diesem Grundeinkommen. -
26:27 - 26:33Aber ich wäre trotzdem hier und denke
es würde noch besser laufen. -
26:33 - 26:37Was zum Beispiel?
Ich finde das die einzige Chance -
26:37 - 26:41für unser gestörtes Verhältnis,
-
26:41 - 26:47besser gesagt,
unser gestörtes Finanzsystem. -
26:47 - 26:54Es ist wirklich ein soziales Problem,
das einer Lösung bedarf -
26:54 - 26:59und zur Zeit gibt es nichts Besseres als
ein bedingungsloses Einkommen, denke ich. -
27:00 - 27:03In der Schweiz ist diese Idee am Reifen,
-
27:03 - 27:05aber wie sieht das bei uns aus?
-
27:05 - 27:08Wir träumen zwar von
einer besseren Zukunft, -
27:08 - 27:10aber unser tägliches Tun und Lassen
-
27:10 - 27:12wird noch beherrscht durch
festgefahrene Ideen. -
27:12 - 27:15Das Konzept der Arbeitswoche
-
27:15 - 27:17ist ein verfehltes Konzept.
-
27:17 - 27:20Das Konzept der Rente ab einem
bestimmtem Alter -
27:20 - 27:22ist eigentlich auch
ein verfehltes Konzept. -
27:23 - 27:27Und dann gibt es da noch die Roboter, die
werden immer besser in ihrer Arbeit -
27:27 - 27:29und sie bekommen keine Burnouts.
-
27:29 - 27:32Roboter übernehmen schon einen großen
Teil unserer Arbeit -
27:32 - 27:35und dieser Anteil wird in Zukunft
noch um 47 % steigen. -
27:37 - 27:41Wir können es uns eigentlich erlauben,
jedem Geld zu geben -
27:41 - 27:43und die, die arbeiten wollen,
kriegen ein bisschen mehr -
27:43 - 27:45und die, die nicht arbeiten wollen,
-
27:45 - 27:47die arbeiten nicht und machen,
was sie wollen. -
27:47 - 27:50Die Gesellschaft ist im Grunde reich
genug, um das zu tun. -
27:50 - 27:53Mit einem Grundeinkommen
bekommt wirklich jeder -
27:53 - 27:56das erste Mal in der Menschheitsgeschichte
-
27:56 - 27:59die Wahl, welche Art von Arbeit
er verrichten möchte. -
28:01 - 28:04Endlich der flexible Arbeitsmarkt, nach
dem man schon lange strebt. -
28:05 - 28:11Also wenn man sagt "Arbeitsmarkt", sowieso
ein Unwort, da Menschen keine Ware sind. -
28:11 - 28:16Aber wenn man sagt "Arbeitsmarkt', macht
das Grundeinkommen endlich einen Markt. -
28:16 - 28:21Denn ein Markt besteht daraus, dass jeder
"ja" oder "nein" sagen. Also auch "nein". -
28:21 - 28:24Mit einem Grundeinkommen für alle
-
28:24 - 28:29wendet man sich natürlich radikal
gegen den herrschenden Status Quo. -
28:29 - 28:32Freiheit hat Vorrang und die, die viel
arbeiten möchten, dürfen das -
28:32 - 28:35und die, die nicht arbeiten möchten,
dürfen das auch. -
28:35 - 28:36Power to the people.
-
28:36 - 28:38Wer sollte da etwas gegen haben können?
-
28:42 - 28:47Wenn Menschen die Wahl habe, sind sie in
der Lage eigene Entscheidungen zu treffen, -
28:47 - 28:51und können verantwortungsvolle,
demokratische Bürger werden. -
28:51 - 28:57Das ist nicht immer im Interesse der
Wirtschaft oder der Politik. -
28:57 - 29:01Das Grundeinkommen würde Arbeitnehmern
die Möglichkeit geben, -
29:01 - 29:03"nein" zu sagen zu unattraktiven Jobs.
-
29:03 - 29:07Bei einer kürzlich geführten Debatte
über das Grundeinkommen -
29:07 - 29:09kommt man auch schnell
auf diesen Aspekt. -
29:09 - 29:12Das Grundeinkommen ist eine Grundlage,
eine Basis, -
29:12 - 29:15auf der man stehen kann,
sein Leben aufbauen, -
29:15 - 29:18kein Netz in dem man unter Umständen
gefangen bleiben kann. -
29:18 - 29:21Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt,
-
29:21 - 29:24sieht man, dass es nicht nur gerecht ist,
-
29:24 - 29:26sondern auch besser für die Wirtschaft
-
29:26 - 29:29und für die Gesundheit
unserer Gesellschaft. -
29:29 - 29:31Was ich eben schon gesagt habe
und worüber -
29:31 - 29:32wir auch einig sind,
denke ich, -
29:32 - 29:35der Arbeitsmarkt verändert sich merklich,
-
29:35 - 29:41aber deswegen ein Grundeinkommen
einführen, das ist völlig sinnlos. -
29:41 - 29:44Francine Mestrum bleibt gegen
ein Grundeinkommen -
29:44 - 29:47auf Grund des liberalen Gedankens dahinter
-
29:47 - 29:52und dem möglichen Zusammenbruch
des heutigen sozialen Schutzes. -
29:52 - 29:55Da warten Tausende Menschen,
-
29:55 - 29:58die alle jegliche Arbeit annehmen.
-
29:58 - 30:02Es gibt also nicht den Hauch einer Chance,
dass Arbeitgeber sagen: -
30:02 - 30:04"Wir bezahlen euch trotzdem."
-
30:04 - 30:08"Oh, Sie möchten diese Arbeit nicht
machen? Dann kriegen Sie mehr." -
30:08 - 30:11Die Chance ist gleich null.
-
30:11 - 30:13Aber was kann dann passieren?
-
30:13 - 30:17Was wohl passieren kann, also, woran
meine Organisation arbeitet -
30:17 - 30:20und was wir versuchen zu verteidigen,
-
30:20 - 30:23ist die Reform des sozialen
Auffangsystems. -
30:23 - 30:27Wir haben 100 Jahre lang gearbeitet
an einem System -
30:27 - 30:31des sozialen Schutzes an das Rechte
verbunden sind. -
30:31 - 30:38Und nochmals, das System arbeitet
im Moment nicht gut genug. -
30:38 - 30:41Das bedeutet, wir müssen es verbessern,
-
30:41 - 30:43aber wir dürfen uns nicht
von ihm verabschieden, -
30:43 - 30:45das Recht haben wir nicht.
-
30:45 - 30:49Ich glaube nicht, dass es Sinn hat,
überall ein bisschen rumzuschrauben, -
30:49 - 30:52und erst ein bisschen mehr
Kindergeld auszuzahlen -
30:52 - 30:55und dann wieder ein bisschen weniger.
-
30:55 - 30:58Das hat keinen Sinn mehr,
wir müssen radikal umdenken. -
30:59 - 31:02Jugendliche trauen sich nicht mehr,
bestehende Systeme zu hinterfragen -
31:02 - 31:05und das finden wir auch bestätigt
bei dieser Debatte. -
31:05 - 31:08Genau wie die meisten,
die hierher gekommen sind, -
31:08 - 31:12habe ich gute Argumente dafür
und dagegen gehört. -
31:12 - 31:15Ein Freund von mir fing vor ein oder
zwei Jahren damit an -
31:15 - 31:17und ich war sofort dagegen.
-
31:17 - 31:21Ich dachte, dass ist so eine typisch linke
Utopie, -
31:21 - 31:24kein realistischer Mensch kann
für so etwas sein. -
31:24 - 31:26Aber inzwischen hab ich da soviel drüber
gelesen, -
31:26 - 31:28dass ich jetzt dafür bin.
-
31:28 - 31:31Ich sehe eine junge Generation Menschen
-
31:31 - 31:33und diese junge Generation, muss in
den kommenden Jahren -
31:33 - 31:35ihre Stimme erheben.
-
31:35 - 31:38Eine junge Generation Menschen, die
ganz anders nachdenken -
31:38 - 31:40über Arbeit und Zusammenleben.
-
31:40 - 31:43Nimm mich mal als Beispiel,
ich war arbeitslos, -
31:43 - 31:45ich hab studiert, ich bin arbeitslos
-
31:45 - 31:47Diplom und immer noch arbeitslos,
-
31:47 - 31:49Ausbildung abgeschlossen,
immer noch arbeitslos, -
31:49 - 31:52kostenpflichtige Ausbildung gemacht,
immer noch arbeitslos. -
31:52 - 31:54Wenn jemand anders an meiner Stelle wäre,
-
31:54 - 31:57der würde sagen, lass mal,
ich häng jetzt einfach ab. -
31:57 - 32:01Jugendliche denken nicht so, wie die
vorherige Generation, -
32:01 - 32:04für sie ist die Welt etwas Neues
und sie entdecken sie gerade. -
32:04 - 32:07Ich glaube, dass die Jugendlichen auch
viel stärker -
32:07 - 32:10Wohlstand voraussetzen.
-
32:10 - 32:13Ich finde es echt gut, dass auch mal
nachgedacht wird, -
32:13 - 32:17über die sozialen Rechte von Menschen
-
32:17 - 32:19und heutzutage wird vor allem auf
die Pflichten gewiesen. -
32:19 - 32:23Heutzutage wird vor allem nachgedacht
über aktivieren, aktivieren. -
32:23 - 32:25In der Tat muss jeder
einen Beitrag leisten, -
32:25 - 32:27aber jeder hat auch Rechte.
-
32:27 - 32:30Und das Grundeinkommen betont
dieses Recht, das finde ich gut. -
32:30 - 32:34Dann möchte Ihnen eben die Frage stellen,
was Sie innerhalb so eines Systems machen, -
32:34 - 32:40in dem zum Beispiel jemand,
-
32:40 - 32:42der sagen wir mal deprimiert ist,
-
32:42 - 32:46an einem Abend als verspielt,
er verliert alles. -
32:46 - 32:51Taschen leer. Was machen Sie mit so
jemandem? -
32:51 - 32:54Du hast deine Chance gehabt, Pech gehabt?
-
32:54 - 32:56Jetzt kannst du im Rinnstein krepieren,
oder was? -
32:56 - 33:02In einem allgemeingültigen System, weißt
du, dass ich es bekomme und andersherum. -
33:02 - 33:05Das bedeutet, ich kann zu Dir sagen:
-
33:05 - 33:09Pass auf, Du bekommst dein Grundeinkommen.
Mach was draus. -
33:09 - 33:11Und du kannst das gleiche zu mir sagen.
-
33:11 - 33:17Wenn Sie mit den Menschen in Otjivero
sprechen, werden sie Ihnen sagen: -
33:17 - 33:20"Wir fühlen uns wie eine große Familie."
-
33:21 - 33:28Sie sagten, früher interessierten sich
die Menschen nicht füreinander. -
33:28 - 33:36Selbst wenn es Streit gab bei einem der
Nachbarn, schaute niemand nach. -
33:36 - 33:41Aber jetzt sind wir zusammengewachsen
zu einer großen Familie. -
33:46 - 33:51Das Grundeinkommen verstärkt also das
Gemeinschaftsgefühl, -
33:51 - 33:52aber was ist mit Inflation?
-
33:52 - 33:54Als gesunde, konsumierende Belgier,
-
33:54 - 33:56wollen wir doch wissen,
ob unser Brot -
33:56 - 33:59nicht auf einmal dreimal so teuer wird?
-
34:00 - 34:05Es hat möglicherweise einen senkenden
Effekt auf die Preise. -
34:05 - 34:10Wenn man für ein Grundeinkommen sorgt und
das zu mehr Nachfrage führt -
34:10 - 34:16nach regionalen Lebensmitteln oder
Dienstleistungen, was passiert dann? -
34:16 - 34:19Sie entstehen, denn die Menschen
haben einen größeren Anreiz, -
34:19 - 34:23das Angebot zu vergrößern.
-
34:23 - 34:30Geld zirkuliert und verbessert die
wirtschaftliche Lage des Landes. -
34:30 - 34:35Und so auch die in den so genannten
ländlichen Gebieten. -
34:35 - 34:40Auf diese Weise stärkt man die regionale
Wirtschaft und kreiert mehr Jobs, -
34:40 - 34:44so dass weniger Import notwendig wird.
-
34:44 - 34:46Das Geld verschwindet nicht,
-
34:46 - 34:54so wie Diamanten, die exportiert werden.
-
34:54 - 34:56Es bleibt hier.
-
34:56 - 34:58Das führt dazu, dass das Geld
sich vermehrt, -
34:58 - 35:02denn die Produktion erhöht sich,
ebenso das Steuereinkommen. -
35:02 - 35:08Ein Grundeinkommen kann also für
Wachstumspotential sorgen. -
35:08 - 35:11Ich denke nicht, dass wir noch mehr
Pilotprojekte brauchen, -
35:11 - 35:14um zu beweisen, was wir hiermit
erreichen können. -
35:14 - 35:21Otjivero ist ein gutes Beispiel dafür, wie
Namibia sich entwickeln kann. -
35:21 - 35:25Ja, Namibia kann dieses Vorbild sein.
-
35:25 - 35:30Wenn die Obrigkeit genug Mut und
politischen Willen zeigen, -
35:30 - 35:34kann Namibia ein Vorbild für
die Welt sein. -
35:34 - 35:39Menschen sagen auf einmal:
Wir haben jahrelang gedacht, -
35:39 - 35:43ein Grundeinkommen in Afrika,
das ist völlig unmöglich. -
35:43 - 35:46Wir haben Kalkulationen innerhalb
einer großen Koalition gemacht -
35:46 - 35:53und festgestellt, dass es möglich ist ein
landesweites Grundeinkommen einzuführen. -
36:12 - 36:15Und in Belgien?
-
36:15 - 36:17Ist das in Belgien zu bezahlen?
-
36:17 - 36:21Es ist nicht zu bezahlen.
-
36:21 - 36:23Unsinn, es gibt genug Wohlstand auf
dieser Welt. -
36:23 - 36:27Jeder weiß inzwischen, dass die 85
reichsten Menschen der Welt -
36:27 - 36:30genauso viel besitzen, wie die 3,5
Milliarden ärmsten. -
36:30 - 36:32Man kann mit dem Grundeinkommen
gewisse Posten -
36:32 - 36:34streichen im sozialen Haushalt.
-
36:34 - 36:37Sozialhilfe zum Beispiel fällt weg.
-
36:37 - 36:39Ich hab die Berechnungen angestellt,
-
36:39 - 36:42man kann so ungefähr 12 bis 13 Milliarden
einsparen. -
36:42 - 36:4712 bis 13 Milliarden, das reicht
also nicht. -
36:47 - 36:51Und ich fordere alle Befürworter des
Grundeinkommens auf, -
36:51 - 36:53eine detaillierte,
-
36:53 - 36:58sorgfältig unterbaute Berechnung des
Grundeinkommens vorzulegen. -
36:58 - 37:01Gut, Frau Mestrum,
das hier sind Pierre Catelin, -
37:01 - 37:04Ismaël Daoud and Axelle De Brandt.
-
37:04 - 37:07Axelle und Pierre sind Therapeuten
und arbeiten an einem Buch -
37:07 - 37:10über ihr Modell "Revenue de Base XXL".
-
37:10 - 37:14Ismaël ist Ingenieur und arbeitete in
seiner Freizeit 6 Monate lang -
37:14 - 37:15an einem Berechnungsmodell.
-
37:15 - 37:20In seiner Freizeit, denn wir haben
vorläufig noch kein Grundeinkommen, -
37:20 - 37:23um freie und innovative Bürger
sein zu können. -
37:24 - 37:29Das Grundeinkommen nach dem Modell
von Pierre und Axelle ist sehr großzügig. -
37:29 - 37:33Ich dachte erst:
Nein, das ist unmöglich. -
37:33 - 37:40Aber ich war doch neugierig genug,
um alles zu berechnen. -
37:44 - 37:47Wenn je darüber abgestimmt wird,
wird das hier passieren. -
37:47 - 37:53Die Abgeordneten würden dann weniger
Macht haben. Das fragt Mut. -
38:00 - 38:04Wir befinden uns hier im Abgeordnetenhaus,
dem föderalen Parlament von Belgien. -
38:04 - 38:09Vor einiger Zeit wurde hier für eine
sechste Staatsreform gestimmt, -
38:09 - 38:12wodurch mehr Befugnisse
übertragen wurden -
38:12 - 38:14auf Regionen und Gemeinden.
-
38:14 - 38:17Aber der Bürger wurde vergessen.
-
38:17 - 38:22Sie müssen mehr Befugnisse auf den Bürger
übertragen. -
38:22 - 38:26Dafür brauchen wir eine siebte
Staatsreform. -
38:27 - 38:32Berufsmäßig bin ich schon eine ganze
Zeit damit beschäftigt, -
38:32 - 38:36Menschen zu helfen, ihr Leben
in Ordnung zu bringen. -
38:36 - 38:40Und sie sagen häufig zu mir,
-
38:40 - 38:44dass sie dafür mehr Geld und
mehr Zeit nötig hätten. -
38:43 - 38:46Die Berechnung sieht folgendermaßen aus
-
38:46 - 38:50in Milliarden Franken.
-
38:50 - 38:54187 Milliarden Euro brauchen wir
für ein Grundeinkommen -
38:54 - 38:58von 1500 Euro für jeden
Erwachsenen, lebenslang. -
38:58 - 39:02Auch für jedes Kind 200 Euro
-
39:02 - 39:06und alle möglichen Privatversicherungen
für jeden bezahlt durch den Staat. -
39:06 - 39:09Wir haben es nachgerechnet und es scheint
als ob die Zahlen stimmen. -
39:09 - 39:12Aber ist das nicht alles ein bisschen
zu großzügig? -
39:13 - 39:17Wenn die Summen niedriger angesetzt
werden, -
39:17 - 39:21kann das System sein Potential
nicht entfalten, -
39:21 - 39:23mehr Freiheit zu kreieren.
-
39:23 - 39:28Zuerst sind da die Staatsausgaben,
die unnötig werden, -
39:28 - 39:32denn die werden ersetzt.
-
39:32 - 39:37Der Staat muss keine 41 Milliarden Euro
mehr aufbringen für die Renten, -
39:37 - 39:41denn das Grundeinkommen
ist eine Art Rente. -
39:41 - 39:44Auch Arbeitslosenunterstützung wird
überflüssig, -
39:44 - 39:47da es in diesem System keine
Arbeitslosigkeit gibt. -
39:47 - 39:50Ob man arbeitet oder nicht,
man bekommt 1500 Euro pro Monat. -
39:51 - 39:53Eine ganze Reihe Ausgaben wie
Unterstützungen -
39:53 - 39:55und Pensionen können ersetzt werden,
-
39:55 - 39:58wodurch wir so ungefähr 71 Milliarden
sparen würde, -
39:58 - 40:02aber wir müssen noch
116,7 Milliarden aufbringen. -
40:02 - 40:05Durch eine stramme Einsparungen
des staatlichen Verwaltungsapparates -
40:05 - 40:10findet Ismaël nochmals
gute 25 Milliarden. -
40:10 - 40:15Der dritte Teil der Gesamtdeckung findet
durch eine Steuerverschiebung statt. -
40:15 - 40:20Man konzentriert sich auf diejenigen, die
zur Zeit wenig Steuer bezahlen müssen. -
40:20 - 40:24Die Kapitalsteuer liegt in Belgien bei
ungefähr 6 Prozent, -
40:24 - 40:28die Einkommenssteuer bei 43 Prozent.
Das ist ein großer Unterschied. -
40:28 - 40:34Die Idee ist, die Kapitalsteuer für
bewegliche und unbeweglicher Güter -
40:34 - 40:40zu erhöhen. Dadurch kann man die
Einkommenssteuer senken. -
40:40 - 40:44So kommt man zu einem
ausgeglichenerem Steuersystem, -
40:44 - 40:47in dem die Menschen nicht
betrügen müssen, -
40:47 - 40:50da sie für ihr Gefühl einen
Beitrag leisten. -
40:50 - 40:54Wir empfinden das als
einen noblen Beitrag. -
40:54 - 40:57Einen Beitrag, der viel Raum
schafft in der Gesellschaft. -
40:57 - 41:00Wenn Menschen den Begriff "Beitrag" hören,
-
41:00 - 41:04denken sie häufig an Abzockerei.
Das ist nicht das Ziel. -
41:04 - 41:08Wir brauchen ein differenziertes
Mehrwertsteuersystem, -
41:08 - 41:12höher für Luxusgüter, niedriger
für Güter des alltäglichen Lebens. -
41:12 - 41:17Aber die Einkünfte aus der Mehrwertsteuer
betragen ungefähr 25 Prozent. -
41:17 - 41:21Das bringt uns noch einmal
16 Milliarden Euro ein. -
41:21 - 41:25Durch eine durchschnittliche Erhöhung
der Mehrwertsteuer auf 25 % -
41:25 - 41:30und andere Verschiebungen bei Abgaben und
Steuern kommen wir auf 95,4 Milliarden. -
41:30 - 41:32So erhalten wir eine positive Bilanz.
-
41:32 - 41:37Dieses Modell beschert dem Staat einen
Gewinn von mehr als 4 Milliarden Euro. -
41:38 - 41:41Dass die Kaufkraft ansteigen kann,
sehen wir in Namibia. -
41:41 - 41:43Aber eine genaue Vorhersage der Kaufkraft
-
41:43 - 41:45ist mit diesem statischen Modell
nicht möglich. -
41:45 - 41:47Aber diese Menschen berücksichtigen
-
41:47 - 41:50auch bleibende Einkünfte und
Kosten des Staates. -
41:50 - 41:54Die Einführung eines Grundeinkommens
beträgt 0 Euro -
41:54 - 41:58vorausgesetzt, einige staatliche Betriebe
privatisiert werden. -
41:58 - 42:02Lieber Pierre, Ismaël und Axelle, seid ihr
euch dieses Modells wirklich sicher? -
42:02 - 42:04Ja. - Ja. - Absolut. Ja
-
42:04 - 42:06Tatsächlich wird gespart,
-
42:06 - 42:09ohne, dass Dienstleistungen
leiden müssen. -
42:09 - 42:12Denn dieses System ist viel einfacher.
-
42:12 - 42:16Man macht eigentlich reinen Tisch.
-
42:16 - 42:21Es gibt keine politischen Vernunftgründe
oder Ideologien. -
42:21 - 42:24Nochmals, warum sollte man das machen?
-
42:24 - 42:27Warum sollte man einem reichen
Menschen ein Grundeinkommen geben? -
42:27 - 42:30Könnte mir jemand diese Frage
bitte mal erklären. -
42:30 - 42:35Das Grundeinkommen ist für alle.
Das ist ja entscheidend. -
42:35 - 42:41Manche Menschen merken gar nicht, dass
sie gerne die Reichen ausgrenzen. -
42:41 - 42:44Das ist aber auch ein Ausgrenzen
von Menschen. -
42:44 - 42:49Grundeinkommen ist für alle, weil es gar
nicht ausgrenzt. Es ist kein Klassenkampf. -
42:49 - 42:51Es ist eben der Mensch gemeint.
-
42:50 - 42:53Das Problem ist auch geregelt.
-
42:53 - 42:56[Applaus]
-
42:56 - 42:59Politiker haben Angst, wenn sie
Menschen zu viel Selbstbestimmung geben, -
42:59 - 43:04dass diese dann Bedingungen stellen
und mündige Bürger werden. -
43:04 - 43:06Ich denke, da haben Politiker Angst vor,
-
43:06 - 43:10denn in Otjivero war der Prozess
des mündig Werdens gut beobachten. -
43:10 - 43:15Menschen können ihre Geschichte erzählen.
Sie haben sogar zum Präsidenten gesagt: -
43:15 - 43:17"Wenn Sie noch Zweifel haben über
das Grundeinkommen, -
43:17 - 43:20warum kommen Sie dann nicht nach
Otjivero und sprechen mit uns." -
43:20 - 43:25Dass in der Politik nicht darüber geredet
wird, ist eigentlich gar nicht so. -
43:25 - 43:32Ich weiß, viele Politiker in Deutschland,
der Schweiz und Kanada sprechen darüber. -
43:32 - 43:35Es ist auch sehr nah daran, dass es
politisches Programm wird. -
43:35 - 43:38Ein Problem mit dem Grundeinkommen ist,
-
43:38 - 43:45dass man innerhalb aller Parteien,
sowohl Gegner als auch Befürworter findet. -
43:45 - 43:51Manchmal sehr emotionsgeladene
Gegner und Befürworter. -
43:51 - 43:53Das macht es natürlich schwieriger, um
voran zu kommen, -
43:53 - 43:56da es schwierig für eine Partei ist,
genug Einigkeit zu finden -
43:56 - 43:59innerhalb der Partei,
um diese Idee zu verteidigen. -
43:59 - 44:01Für mich beweist das auch,
dass es ein Thema -
44:01 - 44:04der Zukunft ist und
nicht der Vergangenheit, -
44:04 - 44:07denn die heutige links-rechts Polarisation
ist ein Irrglaube. -
44:07 - 44:12Die ist im 19. Jahrhundert entstanden aus
unserem parlamentarischen System . -
44:12 - 44:18Die einzige belgische Partei, die das
Grundeinkommen in ihrem Programm hat, -
44:18 - 44:20ist die Piratenpartei.
-
44:28 - 44:31"Grundeinkommen jetzt",
das ist ihre Botschaft. -
44:31 - 44:35Es wird nicht diskutiert über andere
wirtschaftliche Paradigmen -
44:35 - 44:38oder eine andere Art den
Wohlfahrtsstaat aufzubauen, -
44:38 - 44:40denn alle stecken fest in
"so ist es jetzt" -
44:40 - 44:42und "wir trauen uns da nicht raus",
-
44:42 - 44:44weil wir unsere Wähler
an uns binden müssen -
44:44 - 44:47und zufrieden stellen und die glauben
da nicht dran. -
44:47 - 44:52Und jede neue Partei, sicher wenn sie mit
frischen und guten Ideen kommt, -
44:52 - 44:55die ist gefährlicher als so ein daher
gelaufener Idiot, -
44:55 - 44:58der einfach nur Unsinn erzählt.
-
44:58 - 45:01Wir waren eine sehr gefährliche Partei
im Hinblick auf -
45:01 - 45:04unser starkes Image.
-
45:04 - 45:07Wir hatten uns sehr gut
vorbereitet. -
45:07 - 45:12Duchatelet machte in den 90ern einen
deutlichen Vorschlag zum Grundeinkommen -
45:12 - 45:14mit seiner Partei Vivant.
-
45:14 - 45:16Wir haben auch relativ viele
Stimmen bekommen. -
45:16 - 45:20Wir hatten eine von vierzig Stimmen 1999
für eine Partei, -
45:20 - 45:22die kaum im Fernsehen gewesen ist.
-
45:22 - 45:24Das ist enorm.
-
45:24 - 45:27Und dann, nach den Wahlen
hat man hier in Belgien -
45:27 - 45:29sofort die Sperrklausel eingeführt,
-
45:29 - 45:33um sicher zu sein, dass wir beim nächsten
Mal nicht doch reinkommen. -
45:53 - 45:57Für den Profit der Reichen
müssen die Arbeitnehmer weichen. -
45:57 - 46:01Es wird dringend notwendig
-
46:01 - 46:05eine neue progressive Politik
der Umverteilung -
46:05 - 46:08und ein neues System der
Einkommensverteilung einzuführen, -
46:08 - 46:11in dem Menschen ein Recht auf
eine Grundsicherung haben, -
46:11 - 46:14um in der modernen Gesellschaft als
menschliches Wesen leben zu können. -
46:14 - 46:17Wenn das Grundeinkommen keinen
Teil davon ausmacht -
46:17 - 46:19von dieser progressiven Politik,
-
46:19 - 46:25dann denke ich, dass wir uns wirklich
ernste Sorgen machen müssen, was passiert. -
46:24 - 46:29Und darum sind diese Utopie, dieser Traum
wichtig, um den Menschen Hoffnung zu geben -
46:29 - 46:31und um Menschen die
Botschaft zu vermitteln: -
46:31 - 46:34Es ist nicht falsch, hoffnungsvoll und
optimistisch zu sein. -
46:34 - 46:37"Empört euch. Engagiert euch",
-
46:37 - 46:40sagt er [Stéphane Hessel] selbst
und da gebe ich ihm Recht. -
46:40 - 46:45Denk nach über dein eigenes Dasein, deine
Welt, deinen Job und dein Leben -
46:45 - 46:49und versuche von da aus etwas
in der Welt zu bewegen. -
46:49 - 46:52Und warte nicht darauf, bis der eine
oder andere große Politiker verkündet: -
46:52 - 46:54"So ist es richtig".
-
46:54 - 46:59Wenn wir unserer Gesellschaft erlauben
ständig ungleicher zu werden -
46:59 - 47:04und anfälliger für die Verunsicherung
großen Gruppen von Menschen, -
47:04 - 47:06dann wird es beängstigend.
-
47:30 - 47:34Eine Gesellschaft mit weniger
unsicheren und wütenden Menschen, -
47:34 - 47:38kann ein Grundeinkommen da wirklich
für sorgen? -
47:38 - 47:41Das Grundeinkommen ruft auch viele neue
Fragen auf. -
47:41 - 47:43Denn was tun wir dann mit Immigration,
-
47:43 - 47:46wenn es nur in Belgien ein Grundeinkommen
gibt? -
47:46 - 47:49Müsste die Einführung nicht sofort
europaweit -
47:49 - 47:52oder sogar weltweit geprüft werden?
-
47:52 - 47:55Oder sprechen wir dann wirklich
über eine echte Utopie? -
47:55 - 48:02Ja, ich sage Ihnen, es ist undenkbar, es
nicht zu tun. -
48:02 - 48:09Es ist undenkbar, denn 8 % der Menschen
produzieren eigentlich alles Notwendige. -
48:09 - 48:15Und die restlichen 92 % müssen wir für
die unbedingt Arbeit erfinden -
48:15 - 48:19innerhalb einer Administration, um Ihnen
Geld geben zu können? -
48:19 - 48:20Nein, gib einfach allen Geld.
-
48:20 - 48:26Menschen haben Angst vor dem System
des Grundeinkommens. -
48:26 - 48:33Denn es stoppt nicht bei 100 namibischen
Dollar für die Armen. -
48:33 - 48:35Aber es wirft sehr viele Fragen auf.
-
48:35 - 48:40Fest steht,
dass bei jeder neuen Idee -
48:40 - 48:44oder bei jeder, die sich mit einem alten
Problem befasst, -
48:44 - 48:49Offenheit die größte Herausforderung ist.
-
49:23 - 49:27Das hier ist mein Leben. Nicht nur mein
Job, sondern mein Leben. -
49:59 - 50:03Das ist doch wirklich Gesprächsstoff
für eines der Familienessen, -
50:03 - 50:05die auf Sie warten.
-
50:05 - 50:07Wenn Sie noch zusätzliche
Argumente suchen, -
50:07 - 50:10auf unserer Facebook-Seite
finden Sie mehr Informationen -
50:10 - 50:14über das Berechnungsmodell von
Ismaël, Pierre und Axelle. -
50:14 - 50:17Und für diejenigen, die das Grundeinkommen
eine lächerliche Idee finden, -
50:17 - 50:23so war das auch mit dem Stimmrecht
für Frauen vor nicht allzu langer Zeit. -
50:23 - 50:27Lassen Sie mich Ihnen noch einen
angenehmen Jahresabschluss zu wünschen -
50:27 - 50:30und ein neues Jahr mit einigen
angenehmen Überraschungen. -
50:30 - 50:34Ich begrüße Sie gerne zu einer neuen Folge
von Panorama am Donnerstag, den 8. Januar. -
50:34 - 50:36Danke für's Zuschauen!
- Title:
- Ein Grundeinkommen für alle!
- Description:
-
Panorama: Ein Grundeinkommen für alle!
Stellen Sie sich vor, jeder bekommt monatlich 1500 Euro überwiesen. Völlig unverbindlich, ob man nun arbeitet oder nicht. Bevor Sie in Hohngelächter ausbrechen: Die Abschaffung der Sklaverei, Kinderarbeit und selbst die Errichtung der EU waren einmal ähnlich absurd erscheinende Ideen. Das meist gehörte Gegenargument, dass es es nicht finanzierbar sei, brachte Panorama zum Nachdenken. Was macht so ein Gratisguthaben mit einem Menschenleben? - Video Language:
- Dutch
- Duration:
- 50:42
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