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Depressionen, unser gemeinsames Geheimnis

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    "Ich fühlt' Begräbnis im Gehirn
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    und Trauergäste -- her und hin --
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    die trampelten und trampelten
    in meinem Kopfe schwer, bis ich fühlte,
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    dass ich wieder zu Sinnen kam.
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    Und sobald sie alle saßen,
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    ertönt eine Andacht, trommelgleich,
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    sie hörte nicht auf zu schlagen, schlagen,
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    und schlug das Hirn mir weich.
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    Ich hörte sie heben eine Kiste
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    und über meine Seele knarzen
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    wieder mit den gleichen Bleistiefeln,
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    dann begann der Raum zu klingen,
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    als wäre der Himmel eine Glocke
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    und die Existenz ein Ohr,
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    und ich und die Stille
    eine sonderbare Rasse,
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    ruiniert, einsam, hier.
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    Genau dann bricht
    eine Planke in der Vernunft
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    und ich fiel immer tiefer
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    und treffe bei jedem Fall
    auf eine andere Welt
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    und hörte damit auf, zu wissen."
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    Wir kennen Depressionen durch Metaphern.
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    Emily Dickinson konnte es
    durch Sprache vermitteln,
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    Goya mittels eines Bildes.
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    Die Intention von Kunst ist zur Hälfte,
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    solche ikonischen Zustände zu beschreiben.
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    Ich selbst hielt mich immer für taff,
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    für einen der Menschen,
    der überleben würde,
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    wenn er in ein Konzentrationslager
    geschickt würde.
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    1991 erlitt ich zahlreiche Verluste.
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    Meine Mutter starb,
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    meine Beziehung endete,
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    ich zog, nach einigen Jahren im Ausland,
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    in die USA zurück,
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    und ich überstand all
    diese Erfahrungen unversehrt.
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    Aber 1994, drei Jahre später,
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    verlor ich das Interesse
    an fast allen Dingen.
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    Ich wollte nichts mehr
    von den Dingen machen,
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    die ich zuvor tun wollte,
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    und ich wusste nicht warum.
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    Das Gegenteil von Depressionen
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    ist nicht Glück, sondern Vitalität,
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    und gerade die Vitalität
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    schien in diesem Moment
    aus mir heraus zu sickern.
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    Alles, was zu tun war,
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    schien zu viel Arbeit.
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    Wenn ich nach Hause kam
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    und das rote Licht meines
    Anrufbeantworters blinken sah,
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    war ich nicht begeistert
    von meinen Freunden zu hören,
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    sondern dachte:
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    "Das sind viele Leute,
    die ich zurückrufen muss."
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    Oder ich entschied zu Mittag zu essen,
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    und dann dachte ich, dass ich
    dafür das Essen rausholen
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    und es auf einen Teller tun muss,
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    es schneiden und kauen
    und schlucken muss,
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    und das fühlte sich für mich
    wie ein Kreuzweg an.
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    Wenn über Depressionen diskutiert wird,
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    wird oft übersehen,
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    dass man weiß, dass es lächerlich ist.
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    Man weiß, dass es lächerlich ist,
    während man es erlebt.
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    Man weiß, dass die meisten Menschen
    es schaffen,
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    ihre Nachrichten abzuhören,
    Mittag zu essen,
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    sich selbst dazu zu bringen, zu duschen
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    und aus dem Haus zu gehen,
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    und das es keine große Sache ist,
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    aber dennoch ist man in ihren Fängen
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    und unfähig, einen Weg
    drum herum zu finden.
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    Ich begann immer weniger zu tun,
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    immer weniger zu denken
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    und weniger zu fühlen.
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    Es war eine Art Nichtigkeit.
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    Und dann setzte die Angst ein.
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    Wenn man mir gesagt hätte,
  • 3:15 - 3:16
    dass ich in den nächsten Monaten
    depressiv sein würde,
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    hätte ich gesagt: "Solange es
    im November vorbei ist, schaffe ich das."
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    Aber wenn man mir gesagt hätte:
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    "Sie haben den nächsten Monat
    akute Angstzustände",
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    würde ich eher mein Handgelenk
    aufschlitzen, als das durchzustehen.
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    Ich hatte ständig dieses Gefühl,
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    das man hat, wenn man läuft
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    und rutscht oder stolpert
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    und der Boden auf einen zukommt,
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    aber anstatt dass es eine
    halbe Sekunde anhält, wie normalerweise,
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    hielt es sechs Monate an.
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    Es ist ein Gefühl der ständigen Angst,
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    ohne dass man überhaupt weiß,
    wovor man Angst hat.
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    Und an diesem Punkt begann ich zu denken,
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    dass es einfach zu schmerzhaft ist,
    am Leben zu sein,
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    und dass der einzige Grund,
    sich nicht umzubringen,
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    darin bestand, anderen Menschen
    nicht weh zu tun.
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    Eines Tages wachte ich schließlich auf
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    und dachte, ich hätte
    vielleicht einen Schlaganfall,
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    weil ich komplett gelähmt im Bett lag,
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    das Telefon ansah und dachte:
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    "Etwas stimmt nicht
    und ich sollte Hilfe holen."
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    Ich konnte meinen Arm nicht ausstrecken
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    und das Telefon abheben und wählen.
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    Nachdem ich volle 4 Stunden
    dagelegen und es angestarrt hatte,
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    klingelte endlich das Telefon,
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    und irgendwie schaffte ich es
    dranzugehen.
  • 4:22 - 4:24
    Es war mein Vater
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    und ich sagte: "Ich habe
    ernsthafte Probleme.
  • 4:27 - 4:30
    Wir müssen etwas tun."
  • 4:30 - 4:33
    Am nächsten Tag fing ich
    mit den Medikamenten
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    und der Therapie an.
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    Und ich begann auch
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    mir diese furchtbare Frage zu stellen:
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    Wenn ich nicht die starke Person bin,
  • 4:41 - 4:44
    die ein Konzentrationslager
    überstanden hätte,
  • 4:44 - 4:46
    wer bin ich dann?
  • 4:46 - 4:48
    Und wenn ich Medikamente nehmen muss,
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    machen die Medikamente
    mich mehr zu mir selbst
  • 4:51 - 4:54
    oder machen sie mich zu jemand anderem?
  • 4:54 - 4:55
    Und was halte ich davon,
  • 4:55 - 4:58
    wenn sie mich zu einem anderen machen?
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    Es gab zwei Vorteile für mich,
    als ich den Kampf aufnahm.
  • 5:01 - 5:04
    Erstens wusste ich, objektiv gesprochen,
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    dass ich ein schönes Leben hatte
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    und wenn ich nur gesund würde,
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    wäre dort etwas am anderen Ende,
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    das lebenswert war.
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    Darüber hinaus hatte ich
    Zugang zu guter Behandlung.
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    Aber trotzdem kämpfte ich mich raus
    und wurde rückfällig,
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    kämpfte mich raus
    und wurde rückfällig,
  • 5:20 - 5:23
    kämpfte mich raus
    und wurde rückfällig,
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    und schließlich verstand ich,
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    dass ich auf ewig in medizinischer
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    und therapeutischer Behandlung
    bleiben müsste.
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    Ich überlegte: "Ist es ein chemisches
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    oder ein psychologisches Problem?
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    Und muss es auf chemische oder
    auf philosophische Weise geheilt werden?"
  • 5:37 - 5:40
    Ich konnte die Frage,
    welches davon es war, nicht beantworten.
  • 5:40 - 5:42
    Und dann verstand ich schließlich,
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    dass wir in keinem Bereich
    fortgeschritten genug sind,
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    um die Dinge ganz zu erklären.
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    Die chemische und psychologische Behandlung
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    haben beide eine Funktion,
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    und ich verstand auch,
    dass Depressionen etwas sind,
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    das so tief in uns verwurzelt ist,
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    dass man sie nicht
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    von unserem Charakter und
    unserer Persönlichkeit trennen kann.
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    Unsere derzeitigen Behandlungsmethoden
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    für Depressionen sind fürchterlich.
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    Sie sind nicht besonders effektiv.
  • 6:08 - 6:10
    Sie sind extrem teuer.
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    Sie haben unzählige Nebenwirkungen.
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    Sie sind ein Desaster.
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    Aber ich bin so dankbar,
    dass ich zur heutigen Zeit lebe
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    und nicht vor 50 Jahren,
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    als beinahe gar nichts
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    getan werden konnte.
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    Ich hoffe, dass in 50 Jahren
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    die Menschen von meinen Therapien hören
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    und entsetzt sein werden,
    dass irgendjemand
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    so eine primitive Wissenschaft erduldete.
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    Depressionen sind das Manko der Liebe.
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    Wäre man mit jemandem verheiratet
    und würde denken:
  • 6:39 - 6:42
    "Wenn meine Frau stirbt,
    finde ich eine andere",
  • 6:42 - 6:45
    wäre es nicht die Liebe,
    wie wir sie kennen.
  • 6:45 - 6:47
    Es gibt keine Liebe,
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    ohne das Vorgefühl von Verlust,
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    und dieses Schreckgespenst
    der Verzweiflung
  • 6:52 - 6:56
    kann der Antrieb für Vertrautheit sein.
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    Es gibt drei Dinge,
    die Menschen gerne verwechseln:
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    Depressionen, Trauer und Traurigkeit.
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    Trauer ist ausdrücklich reaktiv.
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    Wenn Sie einen Verlust erleiden und
    sich unglaublich unglücklich fühlen,
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    und dann, 6 Monate später,
  • 7:11 - 7:12
    sind Sie immer noch zutiefst traurig,
  • 7:12 - 7:14
    aber Sie funktionieren
    ein bisschen besser,
  • 7:14 - 7:16
    ist es wahrscheinlich Trauer,
  • 7:16 - 7:18
    und es wird sich wahrscheinlich
    letztendlich
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    in gewissem Maße von alleine lösen.
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    Wenn Sie einen
    katastrophalen Verlust erleiden
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    und sich schrecklich fühlen,
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    und nach 6 Monaten kaum
    funktionieren können,
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    dann sind es vielleicht Depressionen,
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    die von den katastrophalen Umständen
    ausgelöst wurden.
  • 7:31 - 7:35
    Der Verlauf erzählt uns eine Menge.
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    Die Menschen denken,
    Depressionen wären einfach Traurigkeit.
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    Es ist viel zu viel Traurigkeit,
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    viel zu viel Trauer
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    aus einem viel zu nichtigen Grund.
  • 7:45 - 7:48
    Ich machte mich daran,
    Depressionen zu verstehen
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    und Menschen zu interviewen,
    die das erlebt hatten.
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    Ich entdeckte, dass es Menschen gibt,
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    die, oberflächlich betrachtet,
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    relativ leichte Depressionen haben,
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    die aber davon dennoch
    völlig ausgeschaltet sind.
  • 8:01 - 8:03
    Und es gibt andere Menschen, die,
  • 8:03 - 8:04
    so wie es klingt,
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    furchtbar schwere Depressionen haben,
  • 8:07 - 8:09
    und dennoch
    zwischen ihren depressiven Episoden
  • 8:09 - 8:12
    ein schönes Leben hatten.
  • 8:12 - 8:14
    Ich versuchte also herauszufinden,
  • 8:14 - 8:16
    warum manche Menschen
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    widerstandsfähiger sind als andere.
  • 8:18 - 8:20
    Was sind die Mechanismen,
  • 8:20 - 8:22
    die es Menschen ermöglichen,
    zu überleben?
  • 8:22 - 8:25
    Ich ging also los und interviewte einen
    an Depressionen erkrankten Menschen
  • 8:25 - 8:27
    nach dem anderen.
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    Einer der ersten Menschen,
    die ich interviewte,
  • 8:29 - 8:31
    beschrieb Depressionen
  • 8:31 - 8:34
    als eine andere Art Tod,
  • 8:34 - 8:36
    und es war gut,
    dass ich das so früh hörte,
  • 8:36 - 8:37
    denn es erinnerte mich daran,
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    dass diese Art Tod
  • 8:39 - 8:41
    zum wirklichen Tod führen kann,
  • 8:41 - 8:43
    und daran, dass es eine
    ernst zunehmende Sache ist.
  • 8:43 - 8:46
    Es ist die am weitesten
    verbreitete Behinderung
  • 8:46 - 8:49
    und täglich sterben Menschen daran.
  • 8:49 - 8:51
    Einer der Menschen,
    mit dem ich sprach
  • 8:51 - 8:53
    als ich das zu verstehen versuchte,
  • 8:53 - 8:55
    war eine geliebte Freundin,
  • 8:55 - 8:57
    die ich schon seit vielen Jahren kannte,
  • 8:57 - 8:59
    und die eine psychotische Episode
  • 8:59 - 9:01
    in ihrem ersten Jahr
    am College gehabt hatte,
  • 9:01 - 9:04
    und dann in eine entsetzliche
    Depression verfallen war.
  • 9:04 - 9:06
    Sie hatte eine bipolare Störung
  • 9:06 - 9:08
    oder manische Depression,
    wie es damals hieß.
  • 9:08 - 9:10
    Über viele Jahre hinweg
  • 9:10 - 9:12
    ging es ihr mit Lithium sehr gut
  • 9:12 - 9:13
    und schließlich
  • 9:13 - 9:15
    wurde das Lithium abgesetzt,
  • 9:15 - 9:17
    um zu sehen, wie sie ohne klar käme.
  • 9:17 - 9:19
    Sie hatte eine weitere Psychose,
  • 9:19 - 9:21
    und verfiel dann
    in die schwerste Depression,
  • 9:21 - 9:23
    die ich jemals sah.
  • 9:23 - 9:26
    Sie saß Tag für Tag
  • 9:26 - 9:29
    mehr oder weniger katatonisch und
    im Grunde bewegungslos
  • 9:29 - 9:32
    in der Wohnung ihrer Eltern.
  • 9:32 - 9:35
    Als ich sie Jahre später
    über diese Erfahrung befragte --
  • 9:35 - 9:38
    sie ist die Dichterin und
    Psychotherapeutin Maggie Robbins --
  • 9:38 - 9:42
    sagte sie:
  • 9:42 - 9:45
    "Ich sang immer wieder
    'Where Have All The Flowers Gone',
  • 9:45 - 9:48
    um meinen Geist zu beschäftigen.
  • 9:48 - 9:51
    Ich sang, um die Dinge auszulöschen,
    die mein Verstand mir sagte,
  • 9:51 - 9:56
    Dinge wie 'Du bist nichts.
    Du bist ein Niemand.
  • 9:56 - 9:59
    Du verdienst es nicht mal zu leben.'
  • 9:59 - 10:01
    Und da fing ich wirklich an,
    daran zu denken,
  • 10:01 - 10:03
    mich umzubringen."
  • 10:03 - 10:05
    Während der Depressionen
    merkt man nicht,
  • 10:05 - 10:07
    dass man einen grauen Schleier
    angelegt hat
  • 10:07 - 10:09
    und die Welt durch diesen Schleier
  • 10:09 - 10:11
    von schlechter Laune sieht.
  • 10:11 - 10:14
    Man denkt, dass der
    Schleier entfernt wurde,
  • 10:14 - 10:16
    der Schleier des Glücks,
  • 10:16 - 10:18
    und dass man jetzt erst richtig sieht.
  • 10:18 - 10:21
    Es ist einfacher Schizophrenen
    zu helfen, die etwas Fremdes
  • 10:21 - 10:23
    in sich selbst wahrnehmen,
  • 10:23 - 10:25
    das ausgetrieben werden muss.
  • 10:25 - 10:27
    Aber mit Depressiven ist es schwierig,
  • 10:27 - 10:31
    denn wir denken,
    dass wir die Wahrheit sehen.
  • 10:31 - 10:34
    Aber die Wahrheit lügt.
  • 10:34 - 10:36
    Ich war von diesem Satz besessen:
  • 10:36 - 10:38
    "Aber die Wahrheit lügt."
  • 10:38 - 10:41
    Aber ich stellte fest, als ich mit
    depressiven Menschen sprach,
  • 10:41 - 10:43
    dass sie viele wahnhafte
    Wahrnehmungen haben.
  • 10:43 - 10:45
    Menschen sagen etwa: "Niemand liebt mich."
  • 10:45 - 10:47
    Und man sagt: "Ich liebe dich,
  • 10:47 - 10:49
    deine Frau liebt dich,
    deine Mutter liebt dich."
  • 10:49 - 10:51
    Man kann das ziemlich schnell beantworten,
  • 10:51 - 10:53
    zumindest bei den meisten Menschen.
  • 10:53 - 10:55
    Aber depressive Menschen
    werden auch sagen:
  • 10:55 - 10:57
    "Egal, was wir machen,
  • 10:57 - 10:59
    am Ende werden wir alle sterben."
  • 10:59 - 11:01
    Oder sie werden sagen: "Es kann
    keine wahre Gemeinschaft
  • 11:01 - 11:03
    zwischen zwei Menschen geben.
  • 11:03 - 11:06
    Jeder von uns ist in seinem
    eigenen Körper gefangen."
  • 11:06 - 11:07
    Worauf man sagen muss:
  • 11:07 - 11:09
    "Das ist wahr,
  • 11:09 - 11:11
    aber ich denke wir sollten
    uns jetzt darauf konzentrieren,
  • 11:11 - 11:12
    was es zum Frühstück geben soll."
  • 11:12 - 11:15
    (Gelächter)
  • 11:15 - 11:16
    Die meiste Zeit
  • 11:16 - 11:19
    bringen sie nicht die Krankheit,
    sondern Einsicht zum Ausdruck.
  • 11:19 - 11:22
    Und man beginnt zu denken:
    Das wirklich Außergewöhnliche ist,
  • 11:22 - 11:25
    dass die meisten von uns
    diese existenziellen Fragen kennen
  • 11:25 - 11:27
    und sie uns nicht besonders beschäftigen.
  • 11:27 - 11:29
    Es gab eine Studie,
    die ich besonders mochte,
  • 11:29 - 11:31
    in der eine Gruppe depressiver
  • 11:31 - 11:33
    und eine Gruppe nicht-depressiver Menschen
  • 11:33 - 11:35
    gebeten wurden, eine Stunde lang
    ein Videospiel zu spielen,
  • 11:35 - 11:37
    und am Ende dieser Stunde
  • 11:37 - 11:39
    wurden sie gefragt,
    wie viele kleine Monster
  • 11:39 - 11:41
    sie meinten getötet zu haben.
  • 11:41 - 11:43
    Die depressive Gruppe war meist,
  • 11:43 - 11:45
    mit Abweichungen
    von ungefähr 10 Prozent, korrekt
  • 11:45 - 11:47
    und die nicht-depressiven Menschen
  • 11:47 - 11:50
    schätzten zwischen 15 und 20 Mal mehr
  • 11:50 - 11:52
    kleine Monster -- (Gelächter) --
  • 11:52 - 11:56
    als sie tatsächlich getötet hatten.
  • 11:56 - 11:59
    Als ich beschloss, über meine Depressionen
    zu schreiben, sagten viele Menschen,
  • 11:59 - 12:01
    dass es sehr schwierig sein müsse,
  • 12:01 - 12:04
    sich öffentlich dazu zu bekennen,
    es die Leute wissen zu lassen.
  • 12:04 - 12:06
    Sie sagten: "Reden die
    Leute anders mit Ihnen?"
  • 12:06 - 12:08
    Und ich sagte: "Ja, Menschen
    reden anders mit mir.
  • 12:08 - 12:10
    Sie reden insofern anders mit mir,
  • 12:10 - 12:13
    dass sie anfangen, mir von
    ihrer Erfahrung zu erzählen
  • 12:13 - 12:15
    oder der Erfahrung ihrer Schwester,
  • 12:15 - 12:16
    oder der Erfahrung eines Freundes.
  • 12:16 - 12:19
    Die Dinge sind anders,
    denn jetzt weiß ich,
  • 12:19 - 12:21
    dass Depressionen
    ein Familiengeheimnis sind,
  • 12:21 - 12:24
    das jeder hat.
  • 12:24 - 12:27
    Vor ein paar Jahren
    ging ich zu einer Konferenz
  • 12:27 - 12:30
    und am Freitag dieser 3-tägigen Konferenz
  • 12:30 - 12:33
    nahm eine der Teilnehmerinnen
    mich zur Seite und sie sagte zu mir:
  • 12:33 - 12:36
    "Ich leide an Depressionen
  • 12:36 - 12:39
    und ich schäme mich ein bisschen dafür,
  • 12:39 - 12:41
    aber ich nehme diese Medikamente
  • 12:41 - 12:44
    und ich möchte Sie fragen,
    was Sie darüber denken?"
  • 12:44 - 12:47
    Und ich bemühte mich, so weit ich konnte,
    ihr einen Rat zu geben.
  • 12:47 - 12:48
    Und dann sagte sie: "Wissen Sie,
  • 12:48 - 12:51
    mein Mann würde das nie verstehen.
  • 12:51 - 12:54
    Er ist wirklich ein Typ, für den das
    keinen Sinn ergeben würde.
  • 12:54 - 12:57
    Also, das sollte unter uns bleiben."
  • 12:57 - 12:59
    Und ich sagte: "Ja, das ist in Ordnung."
  • 12:59 - 13:01
    Am Sonntag derselben Konferenz
  • 13:01 - 13:04
    nahm mich ihr Ehemann zur Seite
  • 13:04 - 13:05
    und sagte zu mir:
    "Meine Frau würde denken,
  • 13:05 - 13:08
    dass ich kein ganzer Kerl wäre,
    wenn sie das wüsste.
  • 13:08 - 13:10
    Aber ich habe mit Depressionen zu kämpfen
  • 13:10 - 13:12
    und ich nehme einige Medikamente,
  • 13:12 - 13:14
    und frage ich mich, was Sie denken."
  • 13:14 - 13:16
    Sie versteckten
  • 13:16 - 13:18
    die gleichen Medikamente
    an zwei verschiedenen Orten
  • 13:18 - 13:20
    im selben Schlafzimmer.
  • 13:20 - 13:22
    Ich sagte, dass ich denke,
  • 13:22 - 13:24
    dass die Kommunikation in der Ehe
  • 13:24 - 13:26
    einige ihrer Probleme auslösen könnte.
  • 13:26 - 13:30
    (Gelächter)
  • 13:30 - 13:32
    Aber mir wurde auch schlagartig bewusst,
  • 13:32 - 13:34
    wie belastend
  • 13:34 - 13:36
    so eine wechselseitige Heimlichkeit ist.
  • 13:36 - 13:38
    Depressionen sind so ermüdend.
  • 13:38 - 13:41
    Sie verbrauchen so viel Zeit und Energie,
  • 13:41 - 13:42
    und darüber zu schweigen
  • 13:42 - 13:45
    verschlimmert die Depressionen noch.
  • 13:45 - 13:47
    Und dann dachte ich
    über all die Arten nach,
  • 13:47 - 13:49
    wie Menschen sich selbst verbessern.
  • 13:49 - 13:51
    Ich begann als konservativer Mediziner.
  • 13:51 - 13:54
    Ich dachte, dass es ein paar
    Therapie-Arten gab, die funktionierten,
  • 13:54 - 13:55
    und es war klar, welche das waren --
  • 13:55 - 13:57
    es gab Medikamente,
  • 13:57 - 13:58
    es gab bestimmte Psychotherapien,
  • 13:58 - 14:01
    es gab möglicherweise
    die Elektroschockbehandlung
  • 14:01 - 14:04
    und dass alles andere Nonsens wäre.
  • 14:04 - 14:05
    Aber dann entdeckte ich etwas.
  • 14:05 - 14:07
    Wenn man einen Hirntumor hat
  • 14:07 - 14:09
    und man sagt, dass es einem besser geht,
  • 14:09 - 14:12
    wenn man jeden Morgen 20 Minuten
    auf dem Kopf steht,
  • 14:12 - 14:13
    wird man sich besser fühlen,
  • 14:13 - 14:15
    aber man hat immer noch einen Hirntumor,
  • 14:15 - 14:17
    und man wird wahrscheinlich
    immer noch daran sterben.
  • 14:17 - 14:20
    Aber wenn man Depressionen hat
  • 14:20 - 14:22
    und zwanzig Minuten Kopfstand
    am Tag dazu führen,
  • 14:22 - 14:24
    dass man sich besser fühlt,
    dann funktioniert es,
  • 14:24 - 14:26
    denn bei Depressionen
    sind die Gefühle erkrankt
  • 14:26 - 14:28
    und wenn man sich besser fühlt,
  • 14:28 - 14:31
    dann ist man praktisch
    nicht mehr depressiv.
  • 14:31 - 14:33
    So wurde ich toleranter
  • 14:33 - 14:36
    gegenüber der weiten Welt
    alternativer Behandlungen.
  • 14:36 - 14:38
    Und ich erhalte Briefe,
    hunderte von Briefen,
  • 14:38 - 14:41
    von Menschen, die mir schreiben,
    was ihnen geholfen hat.
  • 14:41 - 14:43
    Jemand fragte mich heute hinter der Bühne
  • 14:43 - 14:44
    nach Meditation.
  • 14:44 - 14:47
    Mein Favorit unter den erhaltenen Briefen
  • 14:47 - 14:48
    war einer, der von einer Frau kam,
  • 14:48 - 14:51
    die schrieb und sagte, sie hätte es
    mit einer Therapie versucht,
  • 14:51 - 14:53
    sie hätte Medikamente versucht,
    sie hatte so ziemlich alles ausprobiert.
  • 14:53 - 14:56
    Sie hatte eine Lösung gefunden und
    hoffte, ich würde es der Welt erzählen,
  • 14:56 - 15:00
    nämlich kleine Dinge aus Garn zu machen.
  • 15:00 - 15:03
    (Gelächter)
  • 15:03 - 15:06
    Sie schickte mir ein paar davon.
    (Gelächter)
  • 15:06 - 15:10
    Und ich trage sie gerade nicht.
  • 15:10 - 15:12
    Ich schlug ihr vor, dass sie auch
  • 15:12 - 15:16
    Zwangsstörungen im DSM nachschlagen
    sollte.
  • 15:16 - 15:20
    Dennoch schaute ich mir
    alternative Behandlungen an,
  • 15:20 - 15:22
    und sah andere Behandlungen
    in neuem Licht.
  • 15:22 - 15:25
    Ich unterzog mich einem
    Stammes-Exorzismus im Senegal,
  • 15:25 - 15:27
    der ziemlich viel Schafsbockblut
    erforderte.
  • 15:27 - 15:29
    Ich werde jetzt nicht ins Detail gehen,
  • 15:29 - 15:31
    aber ein paar Jahre darauf
    war ich in Ruanda
  • 15:31 - 15:33
    und arbeitete dort an
    einem anderen Projekt,
  • 15:33 - 15:36
    und ich beschrieb meine Erfahrung jemandem
  • 15:36 - 15:38
    und er sagte: "Weißt du,
  • 15:38 - 15:40
    das ist Westafrika,
    und wir sind in Ostafrika,
  • 15:40 - 15:41
    und unsere Rituale sind
    irgendwie sehr verschieden,
  • 15:41 - 15:43
    aber wir haben einige Rituale,
    die mit dem von dir beschriebenen,
  • 15:43 - 15:45
    etwas gemeinsam haben."
  • 15:45 - 15:47
    Und ich sagte: "Oh." Und er sagte: "Ja,
  • 15:47 - 15:50
    aber wir hatten viel Ärger mit
    Psychotherapeuten aus dem Westen,
  • 15:50 - 15:52
    besonders mit denjenigen,
    die direkt nach dem Genozid kamen."
  • 15:52 - 15:55
    Ich fragte: "Welche Probleme gab es?"
  • 15:55 - 15:56
    Er erklärte:
  • 15:56 - 15:59
    "Nun ja, sie taten etwas sehr Bizarres.
  • 15:59 - 16:01
    Sie sprachen nicht
    im Sonnenschein mit den Leuten,
  • 16:01 - 16:03
    wo man beginnt, sich besser zu fühlen.
  • 16:03 - 16:06
    Sie bezogen weder Trommeln noch Musik
    ein, um das Blut in Wallung zu bringen.
  • 16:06 - 16:08
    Sie involvierten
    nicht die gesamte Gemeinschaft.
  • 16:08 - 16:09
    Sie externalisieren die Depressionen nicht
  • 16:09 - 16:11
    als einen eindringenden Geist.
  • 16:11 - 16:13
    Stattdessen führten sie die Menschen
  • 16:13 - 16:16
    einzeln in schäbige, kleine Räume
  • 16:16 - 16:17
    und ließen sie eine Stunde lang
  • 16:17 - 16:20
    über schlimme Dinge reden,
    die ihnen passiert waren."
  • 16:20 - 16:25
    (Gelächter) (Applaus)
  • 16:25 - 16:27
    Er sagte: "Wir mussten sie bitten,
    das Land zu verlassen."
  • 16:27 - 16:30
    (Gelächter)
  • 16:30 - 16:33
    Um Ihnen das andere Ende der alternativen
    Behandlungen zu veranschaulichen,
  • 16:33 - 16:35
    lassen Sie mich Ihnen
    von Frank Russakoff erzählen.
  • 16:35 - 16:38
    Frank Russakoff hatte
    die schlimmsten Depressionen,
  • 16:38 - 16:41
    die ich wohl je bei
    einem Mann gesehen habe.
  • 16:41 - 16:43
    Er war ständig depressiv.
  • 16:43 - 16:45
    Als ich ihn traf war er an einem Punkt,
  • 16:45 - 16:48
    wo er jeden Monat eine
    Elektroschock-Behandlung bekam.
  • 16:48 - 16:51
    Dann fühlte er sich eine Woche lang
    etwas desorientiert
  • 16:51 - 16:53
    und dann eine Woche lang okay.
  • 16:53 - 16:54
    Dann ging es eine Woche lang abwärts.
  • 16:54 - 16:57
    Und dann bekam er eine
    weitere Elektroschock-Behandlung.
  • 16:57 - 16:58
    Als ich ihn traf, sagte er zu mir:
  • 16:58 - 17:01
    "Es ist unerträglich,
    meine Wochen so zu durchleben.
  • 17:01 - 17:02
    Ich kann so nicht weiter machen,
  • 17:02 - 17:05
    und ich habe entschieden,
    dass ich es beende,
  • 17:05 - 17:06
    wenn es mir nicht besser geht.
  • 17:06 - 17:09
    Aber," sagte er mir,
    "ich habe von einem Plan
  • 17:09 - 17:11
    bei Mass General gehört,
    ein Verfahren namens
  • 17:11 - 17:13
    Zingulotomie, eine Hirnchirurgie,
  • 17:13 - 17:16
    und ich probiere das aus."
  • 17:16 - 17:18
    Und ich erinnere mich,
    mich an diesem Punkt gewundert zu haben,
  • 17:18 - 17:19
    dass jemand,
  • 17:19 - 17:22
    der wirklich so viele schlechte
    Erfahrungen gehabt hatte
  • 17:22 - 17:24
    mit so vielen verschiedenen Behandlungen,
  • 17:24 - 17:27
    sich genug Optimismus bewahrt hatte,
  • 17:27 - 17:30
    um noch eine Behandlung mitzumachen.
  • 17:30 - 17:32
    Die Zingulotomie wurde durchgeführt
  • 17:32 - 17:34
    und es war ein Erfolg auf der ganzen Linie.
  • 17:34 - 17:35
    Wir sind Freunde geworden.
  • 17:35 - 17:39
    Er hat eine wunderbare Frau
    und zwei hübsche Kinder.
  • 17:39 - 17:42
    Er schrieb mir an Weihnachten
    nach der Operation einen Brief
  • 17:42 - 17:43
    und sagte:
  • 17:43 - 17:46
    "Mein Vater schickte mir
    dieses Jahr zwei Geschenke.
  • 17:46 - 17:48
    Erstens einen motorisierten CD-Ständer
    von 'The Sharper Image',
  • 17:48 - 17:50
    den ich nicht wirklich brauche,
  • 17:50 - 17:52
    aber ich weiß, dass er
    ihn mir geschenkt hat,
  • 17:52 - 17:53
    um die Tatsache zu feiern,
    dass ich eigenständig lebte
  • 17:53 - 17:55
    und eine Arbeit habe,
    die ich anscheinend liebe.
  • 17:55 - 17:57
    Und das andere Geschenk
  • 17:57 - 17:59
    war ein Foto von meiner Großmutter,
  • 17:59 - 18:01
    die Selbstmord beging.
  • 18:01 - 18:04
    Als ich es auspackte, begann ich zu weinen,
  • 18:04 - 18:06
    und meine Mutter kam rüber und sagte:
  • 18:06 - 18:09
    'Weinst du wegen Verwandten,
    die du nie kanntest?'
  • 18:09 - 18:13
    Und ich sagte: 'Sie hatte
    die gleiche Krankheit wie ich.'
  • 18:13 - 18:16
    Während ich dir das schreibe,
    weine ich nicht.
  • 18:16 - 18:19
    Ich bin nicht besonders traurig,
    sondern eher überwältigt.
  • 18:19 - 18:21
    Wahrscheinlich, weil ich mich
    hätte umbringen können,
  • 18:21 - 18:23
    aber meine Eltern halfen mir
    weiterzumachen,
  • 18:23 - 18:25
    genauso wie die Ärzte,
  • 18:25 - 18:27
    und ich ließ mich operieren.
  • 18:27 - 18:30
    Ich bin am Leben und dankbar.
  • 18:30 - 18:32
    Wir leben zur richtigen Zeit,
  • 18:32 - 18:36
    auch wenn es sich nicht immer so anfühlt."
  • 18:36 - 18:38
    Mich beeindruckte die Tatsache,
    dass Depressionen
  • 18:38 - 18:39
    gemeinhin als modernes,
    westliches Phänomen
  • 18:39 - 18:43
    der Mittelklasse wahrgenommen wird.
  • 18:43 - 18:45
    Ich schaute mir an,
  • 18:45 - 18:47
    wie sie in vielfältigen Kontexten
    funktionierte,
  • 18:47 - 18:49
    und eine Sache, die mich
    am meisten interessierte,
  • 18:49 - 18:51
    waren Depressionen unter den Mittellosen.
  • 18:51 - 18:53
    Daher machte ich mich auf,
    um zu betrachten,
  • 18:53 - 18:55
    was für arme Menschen
    mit Depressionen getan wurde.
  • 18:55 - 18:57
    Und ich fand heraus, dass arme Menschen
  • 18:57 - 19:00
    bei Depressionen meistens
    nicht behandelt werden.
  • 19:00 - 19:03
    Depressionen sind das Resultat
    einer genetischen Anfälligkeit,
  • 19:03 - 19:06
    die vermutlich gleichmäßig
    in der Bevölkerung verteilt ist,
  • 19:06 - 19:08
    und von Auslösern,
  • 19:08 - 19:10
    die wahrscheinlich bei verarmten Menschen
  • 19:10 - 19:12
    viel extremer sind.
  • 19:12 - 19:14
    Dennoch zeigt sich, dass man,
  • 19:14 - 19:16
    wenn man ein wirklich schönes Leben hat,
    sich aber die ganze Zeit schlecht fühlt,
  • 19:16 - 19:18
    denkt: "Warum fühle ich mich so?
  • 19:18 - 19:20
    Ich muss Depressionen haben."
  • 19:20 - 19:22
    Und man sucht eine Behandlung dafür.
  • 19:22 - 19:24
    Aber wenn man ein total
    furchtbares Leben hat
  • 19:24 - 19:26
    und sich andauernd schlecht fühlt,
  • 19:26 - 19:29
    steht dieses Gefühl im Einklang
    mit dem eigenen Leben,
  • 19:29 - 19:30
    und man kommt nicht darauf, zu denken:
  • 19:30 - 19:32
    "Vielleicht ist das behandelbar."
  • 19:32 - 19:35
    Daher haben wir in diesem Land
  • 19:35 - 19:38
    eine Depressions-Epidemie
    unter verarmten Menschen,
  • 19:38 - 19:41
    die nicht aufgegriffen und behandelt wird
  • 19:41 - 19:43
    und die nicht angesprochen wird,
  • 19:43 - 19:45
    und das ist eine Tragödie großen Ausmaßes.
  • 19:45 - 19:47
    Ich fand also ein Wissenschaftlerin,
  • 19:47 - 19:48
    die ein Forschungsprojekt
  • 19:48 - 19:50
    in den Slums außerhalb
    von Washington D.C. durchführte,
  • 19:50 - 19:53
    wo sie Frauen aufnahm, die wegen anderer
    Gesundheitsprobleme gekommen waren
  • 19:53 - 19:55
    und Depressionen bei ihnen diagnostizierte,
  • 19:55 - 19:58
    und dann ein Versuchsprotokoll
    bereitstellte.
  • 19:58 - 20:00
    Eine von ihnen, Lolly, kam herein,
  • 20:00 - 20:03
    und sie sagte folgendes,
    als sie hereinkam.
  • 20:03 - 20:06
    Übrigens eine Frau,
  • 20:06 - 20:08
    die sieben Kinder hat. Sie sagte:
  • 20:08 - 20:11
    "Ich hatte einen Job,
    aber ich musste ihn aufgeben,
  • 20:11 - 20:13
    weil ich nicht aus dem Haus gehen konnte.
  • 20:13 - 20:15
    Ich habe meinen Kindern nichts zu sagen.
  • 20:15 - 20:18
    Morgens kann ich es nicht erwarten,
    dass sie verschwinden,
  • 20:18 - 20:21
    und dann lege ich mich ins Bett und
    ziehe die Decke über meinen Kopf,
  • 20:21 - 20:23
    und wenn sie um 3 Uhr nach Haus kommen,
  • 20:23 - 20:24
    kommt das so schnell."
  • 20:24 - 20:27
    Sie sagte: "Ich habe viel Tylenol genommen,
  • 20:27 - 20:29
    alles was mich mehr schlafen lässt.
  • 20:29 - 20:33
    Mein Mann sagte mir ständig,
    dass ich dumm und hässlich bin.
  • 20:33 - 20:37
    Ich wünschte,
    ich könnte den Schmerz stoppen."
  • 20:37 - 20:39
    Sie wurde in diese experimentelle
    Versuchsreihe aufgenommen
  • 20:39 - 20:42
    und als ich sie sechs Monate
    später interviewte,
  • 20:42 - 20:46
    hatte sie einen Job in der Kinderbetreuung
    für die US-Marine aufgenommen,
  • 20:46 - 20:50
    hatte ihren Mann, der sie immer
    beleidigt hatte, verlassen,
  • 20:50 - 20:52
    und sie sagte zu mir:
  • 20:52 - 20:54
    "Meine Kinder sind jetzt
    so viel glücklicher."
  • 20:54 - 20:56
    Sie sagte: "Es gibt einen Raum
    in meiner neuen Wohnung
  • 20:56 - 20:59
    für die Jungs und einen Raum
    für die Mädchen,
  • 20:59 - 21:01
    aber abends sind sie alle auf meinem Bett
  • 21:01 - 21:04
    und wir machen die Hausaufgaben zusammen.
  • 21:04 - 21:06
    Einer von ihnen will Priester
  • 21:06 - 21:07
    und einer will Feuerwehrmann werden,
  • 21:07 - 21:10
    und eines der Mädchen sagt,
    dass sie Anwältin werden wird.
  • 21:10 - 21:12
    Sie weinen nicht mehr, so wie früher
  • 21:12 - 21:15
    und sie streiten sich nicht mehr wie zuvor.
  • 21:15 - 21:19
    Alles, was ich jetzt brauche,
    sind meine Kinder.
  • 21:19 - 21:21
    Dinge verändern sich,
  • 21:21 - 21:26
    die Art, wie ich mich anziehe,
    wie ich mich fühle und wie ich handle.
  • 21:26 - 21:29
    Ich kann jetzt rausgehen,
    ohne mich zu fürchten,
  • 21:29 - 21:33
    und ich glaube nicht, dass diese schlechten
    Gefühle zurückkommen werden,
  • 21:33 - 21:36
    und wenn Dr. Miranda nicht gewesen wäre,
  • 21:36 - 21:40
    wäre ich immer noch zu Hause
    mit der Decke über meinem Kopf,
  • 21:40 - 21:42
    wenn ich überhaupt noch am Leben wäre.
  • 21:42 - 21:46
    Ich bat Gott, mir einen Engel zu schicken
  • 21:46 - 21:50
    und er erhörte meine Gebete."
  • 21:50 - 21:53
    Mich haben diese Erfahrungen
    wirklich bewegt,
  • 21:53 - 21:56
    und ich entschied,
    dass ich darüber schreiben wollte,
  • 21:56 - 21:57
    nicht nur in einem Buch,
    an dem ich arbeitete,
  • 21:57 - 21:59
    sondern auch in einem Artikel,
  • 21:59 - 22:01
    und so bekam ich vom New York
    Times Magazine einen Auftrag,
  • 22:01 - 22:03
    über Depressionen unter Mittellosen
    zu schreiben.
  • 22:03 - 22:04
    Ich reichte meine Geschichte ein
  • 22:04 - 22:06
    und meine Redakteurin rief mich an
    und sagte:
  • 22:06 - 22:08
    "Das können wir wirklich
    nicht veröffentlichen."
  • 22:08 - 22:10
    Ich fragte: "Warum nicht?"
  • 22:10 - 22:12
    Und sie sagte:
    "Es ist einfach zu weit hergeholt.
  • 22:12 - 22:16
    Diese Menschen stehen auf der
    untersten Gesellschaftsstufe
  • 22:16 - 22:17
    und dann erhalten sie
    ein paar Monate Behandlung,
  • 22:17 - 22:20
    und sind dann praktisch in der Lage
    Morgan Stanley zu leiten?
  • 22:20 - 22:22
    Das ist einfach zu unglaubwürdig."
  • 22:22 - 22:24
    Sie sagte: "Ich habe von so etwas
    noch nie gehört."
  • 22:24 - 22:27
    Ich erwiderte: "Die Tatsache,
    dass Sie noch nie davon gehört haben,
  • 22:27 - 22:30
    ist ein Hinweis darauf,
    dass es Nachrichten sind."
  • 22:30 - 22:36
    (Gelächter) (Applaus)
  • 22:37 - 22:40
    "Und Sie sind ein Nachrichtenmagazin."
  • 22:40 - 22:42
    Nach einem gewissen Maß
    an Verhandlungen,
  • 22:42 - 22:43
    stimmten sie zu.
  • 22:43 - 22:45
    Aber ich denke, dass vieles von dem,
    was sie sagten,
  • 22:45 - 22:47
    auf merkwürdige Weise
    mit der Abneigung verbunden war,
  • 22:47 - 22:49
    die Menschen immer noch haben,
  • 22:49 - 22:51
    gegenüber der Idee von Behandlung,
  • 22:51 - 22:52
    der Vorstellung, dass es
    ein ausbeuterischer Akt wäre,
  • 22:52 - 22:55
    wenn wir losziehen würden und Menschen
    in notleidenden Gemeinden
  • 22:55 - 22:57
    behandeln würden,
  • 22:57 - 22:59
    denn wir würden sie ändern.
  • 22:59 - 23:01
    Es gibt dieses falsche moralische Gebot,
  • 23:01 - 23:02
    das es überall zu geben scheint,
  • 23:02 - 23:05
    dass die Behandlung von Depressionen,
  • 23:05 - 23:07
    die medizinische Behandlung
    und so weiter, ein Trick seien,
  • 23:07 - 23:09
    und dass es nicht natürlich ist.
  • 23:09 - 23:12
    Ich denke, dass das
    äußerst fehlgeleitet ist.
  • 23:12 - 23:16
    Es wäre natürlich, dass
    den Menschen die Zähne ausfallen,
  • 23:16 - 23:19
    aber es gibt niemanden, der
    sich gegen Zahnpasta ausspricht,
  • 23:19 - 23:21
    zumindest nicht in meinen Kreisen.
  • 23:21 - 23:24
    Und dann sagen Menschen:
    "Sind Depressionen
  • 23:24 - 23:26
    nicht ein Teil dessen,
    was Menschen erleben sollen?
  • 23:26 - 23:28
    Haben wir uns nicht dazu entwickelt,
    Depressionen zu haben?
  • 23:28 - 23:29
    Ist das nicht Teil unserer
    Persönlichkeit?"
  • 23:29 - 23:32
    Dazu würde ich sagen,
    Stimmung ist anpassungsfähig.
  • 23:32 - 23:36
    In der Lage zu sein,
    Traurigkeit und Furcht,
  • 23:36 - 23:37
    Freunde und Vergnügen
  • 23:37 - 23:39
    und all die anderen Stimmungen,
    die wir haben, zu fühlen,
  • 23:39 - 23:41
    ist unglaublich wertvoll.
  • 23:41 - 23:44
    Und schwere Depressionen
    sind etwas, das auftritt,
  • 23:44 - 23:46
    wenn dieses System zerbricht.
  • 23:46 - 23:48
    Es ist schlecht angepasst.
  • 23:48 - 23:50
    Menschen kommen zu mir und sagen:
  • 23:50 - 23:52
    "Ich denke,
    wenn ich nur ein Jahr durchhalte,
  • 23:52 - 23:54
    komme ich da irgendwie durch."
  • 23:54 - 23:57
    Und ich sage ihnen immer:
    "Sie können da durchkommen,
  • 23:57 - 23:59
    aber Sie werden nie mehr 37 sein.
  • 23:59 - 24:02
    Das Leben ist kurz
    und das ist ein ganzes Jahr,
  • 24:02 - 24:04
    das Sie aufgeben wollen.
  • 24:04 - 24:06
    Überdenken Sie das."
  • 24:06 - 24:08
    Es ist eine sonderbare Armut
    der englischen Sprache,
  • 24:08 - 24:10
    und auch vieler anderer Sprachen,
  • 24:10 - 24:13
    dass wir dasselbe Wort,
    Depressionen, nutzen,
  • 24:13 - 24:14
    um zu beschreiben, wie Kinder sich fühlen,
  • 24:14 - 24:16
    wenn es an ihrem Geburtstag regnet,
  • 24:16 - 24:19
    und um zu beschreiben, wie sich jemand fühlt,
  • 24:19 - 24:21
    eine Minute, bevor er Selbstmord begeht.
  • 24:21 - 24:24
    Ich wurde gefragt: "Ist es
    mit normaler Traurigkeit vergleichbar?"
  • 24:24 - 24:27
    Ich erklärte, dass es gewissermaßen
    mit normaler Traurigkeit vergleichbar ist.
  • 24:27 - 24:30
    Es gibt ein bestimmtes Maß an Verbindung,
  • 24:30 - 24:32
    aber es ist die gleiche Art von Verbindung
  • 24:32 - 24:34
    zwischen einem Eisenzaun
    außerhalb des Hauses,
  • 24:34 - 24:35
    der ein paar Rostflecken hat,
  • 24:35 - 24:38
    die man abschleifen
    und überstreichen muss,
  • 24:38 - 24:41
    und dem, was passiert,
    wenn man das Haus 100 Jahre verlässt
  • 24:41 - 24:44
    und es durchrostet,
    bis es nur noch ein Haufen
  • 24:44 - 24:45
    von orangefarbenem Staub ist.
  • 24:45 - 24:47
    Es ist dieser orangefarbene Staubfleck,
  • 24:47 - 24:49
    dieses orangefarbene Staubproblem,
  • 24:49 - 24:52
    das wir angehen wollen.
  • 24:52 - 24:54
    Die Menschen sagen jetzt also:
  • 24:54 - 24:57
    "Du nimmst jetzt diese Happy Pills.
    Fühlst du dich glücklich?"
  • 24:57 - 24:59
    Das tue ich nicht.
  • 24:59 - 25:01
    Aber ich bin nicht traurig,
    dass ich zu Mittag essen muss,
  • 25:01 - 25:04
    und ich bin nicht traurig
    über meinen Anrufbeantworter,
  • 25:04 - 25:07
    und ich bin nicht traurig,
    wenn ich duschen muss.
  • 25:07 - 25:10
    Ich fühle tatsächlich mehr,
  • 25:10 - 25:12
    weil ich Traurigkeit
    ohne Nichtigkeit fühlen kann.
  • 25:12 - 25:17
    Ich bin traurig über
    berufliche Enttäuschungen,
  • 25:17 - 25:19
    über beschädigte Beziehungen,
  • 25:19 - 25:21
    über Klimaerwärmung.
  • 25:21 - 25:24
    Über diese Dinge bin ich jetzt traurig.
  • 25:24 - 25:27
    Ich frage mich - was ist das Fazit?
  • 25:27 - 25:29
    Wie haben das die Menschen,
    die ein besseres Leben haben,
  • 25:29 - 25:32
    sogar mit schwereren Depressionen
    durchgestanden?
  • 25:32 - 25:34
    Was ist der Mechanismus von Resilienz?
  • 25:34 - 25:37
    Mit der Zeit fand ich heraus,
  • 25:37 - 25:39
    dass die Menschen,
    die ihre Erfahrungen leugnen,
  • 25:39 - 25:42
    die sagen: "Ich war vor langer Zeit depressiv
  • 25:42 - 25:43
    und ich will nie mehr darüber sprechen
  • 25:43 - 25:44
    und ich werde nicht mehr daran denken,
  • 25:44 - 25:46
    ich werde einfach mit
    meinem Leben weitermachen.",
  • 25:46 - 25:48
    ironischerweise die Menschen sind,
  • 25:48 - 25:51
    die nahezu von dem,
    was sie haben, unterjocht werden.
  • 25:51 - 25:54
    Depressionen auszusperren,
    verstärken sie nur.
  • 25:54 - 25:57
    Wenn man sich vor ihnen versteckt,
    wachsen sie.
  • 25:57 - 26:00
    Und die Menschen, denen es besser geht,
  • 26:00 - 26:02
    sind diejenigen,
    die die Tatsache tolerieren,
  • 26:02 - 26:04
    dass sie dieses Problem haben.
  • 26:04 - 26:06
    Diejenigen, die ihre Depressionen
    tolerieren können,
  • 26:06 - 26:08
    sind diejenigen, die Resilienz erlangen.
  • 26:08 - 26:10
    Daher sagte Frank Russakoff zu mir:
  • 26:10 - 26:12
    "Wenn ich es nochmal durchleben müsste,
  • 26:12 - 26:14
    würde ich es wahrscheinlich
    nicht so machen,
  • 26:14 - 26:16
    aber auf sonderbare Weise bin ich dankbar,
  • 26:16 - 26:17
    dass ich das erlebt habe.
  • 26:17 - 26:21
    Ich bin froh, 40 Mal in der Klinik
    gewesen zu sein.
  • 26:21 - 26:24
    Es lehrte mich so viel über Liebe,
  • 26:24 - 26:26
    und meine Beziehung zu meinen Eltern
    und meinen Ärzten
  • 26:26 - 26:31
    war so wichtig für mich,
    und sie wird es immer sein."
  • 26:31 - 26:33
    Und Maggie Robbins sagte:
  • 26:33 - 26:36
    "Ich half ehrenamtlich in einer AIDS-Klinik,
  • 26:36 - 26:39
    und ich redete und redete und redete,
  • 26:39 - 26:41
    und die Menschen,
    mit denen ich zu tun hatte,
  • 26:41 - 26:43
    waren nicht sehr empfänglich,
    und ich dachte:
  • 26:43 - 26:47
    'Das ist nicht sehr freundlich
    oder hilfreich von ihnen.'
  • 26:47 - 26:48
    Und dann erkannte ich,
  • 26:48 - 26:50
    dass sie nicht mehr machen würden
  • 26:50 - 26:53
    als diese paar Minuten Small Talk.
  • 26:53 - 26:55
    Es wäre einfach eine Gelegenheit,
  • 26:55 - 26:58
    wo ich kein AIDS hatte
    und nicht sterben würde,
  • 26:58 - 27:01
    aber die Tatsache tolerieren konnte,
    dass sie es hatten
  • 27:01 - 27:02
    und das sie sterben würden.
  • 27:02 - 27:06
    Unsere Bedürfnisse
    sind unser größtes Kapital.
  • 27:06 - 27:08
    Es zeigt sich, dass ich gelernt habe,
  • 27:08 - 27:12
    alles zu geben, was ich brauche."
  • 27:12 - 27:14
    Die eigenen Depressionen zu schätzen,
  • 27:14 - 27:16
    verhindert keinen Rückfall,
  • 27:16 - 27:19
    aber es kann die Aussicht auf einen Rückfall
  • 27:19 - 27:23
    und sogar den Rückfall selbst
    leicht erträglicher machen.
  • 27:23 - 27:25
    Es geht nicht so sehr darum,
  • 27:25 - 27:27
    einen tieferen Sinn zu finden
    und zu entscheiden,
  • 27:27 - 27:29
    dass Ihre Depressionen
    eine wichtige Rolle spielen.
  • 27:29 - 27:31
    Es geht darum, diese Bedeutung zu suchen,
  • 27:31 - 27:33
    wenn sie erneut kommen, und zu denken:
  • 27:33 - 27:35
    "Das wird die Hölle,
  • 27:35 - 27:37
    aber dadurch werde ich etwas lernen."
  • 27:37 - 27:40
    Ich habe während meiner
    eigenen Depressionen gelernt,
  • 27:40 - 27:42
    wir stark eine Emotion sein kann,
  • 27:42 - 27:45
    wie sie wahrhaftiger sein kann als Fakten,
  • 27:45 - 27:48
    und ich merkte, dass diese Erfahrung
  • 27:48 - 27:51
    mir erlaubte, positive Emotionen
  • 27:51 - 27:54
    intensiver zu erleben.
  • 27:54 - 27:58
    Das Gegenteil von Depressionen
    ist nicht Glück,
  • 27:58 - 27:59
    sondern Vitalität,
  • 27:59 - 28:02
    und heute ist mein Leben vital,
  • 28:02 - 28:05
    sogar an den Tagen,
    an denen ich traurig bin.
  • 28:05 - 28:08
    Ich fühlte dieses Begräbnis
    in meinem Gehirn
  • 28:08 - 28:10
    und saß neben dem Koloss
  • 28:10 - 28:12
    am Rande der Welt,
  • 28:12 - 28:14
    und ich bemerkte
  • 28:14 - 28:16
    etwas in mir selbst,
  • 28:16 - 28:18
    das ich eine Seele nennen müsste,
  • 28:18 - 28:22
    was ich bis zu dem Tag
    vor 20 Jahren nie formuliert hatte,
  • 28:22 - 28:27
    als die Hölle mir einen
    Überraschungsbesuch abstattete.
  • 28:27 - 28:31
    Obwohl ich es hasste, depressiv zu sein
  • 28:31 - 28:33
    und es hassen würde,
    wieder depressiv zu werden,
  • 28:33 - 28:36
    habe ich einen Weg gefunden,
    meine Depressionen zu lieben.
  • 28:36 - 28:38
    Ich liebe sie,
    weil sie mich gezwungen hat,
  • 28:38 - 28:41
    Freude zu finden
    und mich an sie zu klammern.
  • 28:41 - 28:44
    Ich liebe sie,
    denn ich entscheide täglich,
  • 28:44 - 28:46
    manchmal spielerisch,
  • 28:46 - 28:48
    und manchmal entgegen
    der Vernunft des Augenblicks,
  • 28:48 - 28:51
    mich an die Gründe zu leben
    zu klammern.
  • 28:51 - 28:55
    Ich denke, das ist
    eine sehr privilegierte Begeisterung.
  • 28:55 - 28:59
    Vielen Dank.
  • 28:59 - 29:02
    (Applaus)
Title:
Depressionen, unser gemeinsames Geheimnis
Speaker:
Andrew Solomon
Description:

"Das Gegenteil von Depressionen ist nicht Glück, sondern Vitalität, und genau diese Vitalität sickert in diesem Moment aus mir heraus." In einem gleichermaßen wortgewandten wie niederschmetternden Vortrag bringt der Schriftsteller Andrew Solomon Sie in die dunkelsten Ecken seiner Psyche, während seines jahrelangen Kampfes gegen Depressionen. Das führte ihn zu einer Reise durch die Welt, um andere mit Depressionen zu interviewen, die ihm die Augen öffnete -- nur um zu seiner Überraschung festzustellen, dass je mehr er erzählte, umso mehr wollten ihm die Menschen ihre eigenen Geschichten erzählen. (Aufgenommen bei TEDxMet.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
29:21
  • 8:37 Ich bin mir nicht ganz sicher mit "langsamere Art des Todes". ich weiß, dass er das im Englischen so sagt, aber ich würde im Deutschen eher sagen "als eine andere Art Tod"

  • Hallo ihr beiden. Ein ganz schön langer Vortrag, aber sehr interessant. Gute Übersetzung und guter Review. Nur ein Hinweis an die Reviewerin: Wenn so etwas wie ein Gedicht o. Ä. vorkommt, dann bitte die Übersetzerin kontaktieren und fragen, ob sie die Übersetzung des Gedichtes gefunden oder es selbst übersetzt hat. Da ich bei diesem Talk wusste, dass das Deutsche eine offizielle Übersetzung war, habe ich die Änderungen wieder rückgängig gemacht. Also bitte erst fragen. Lg, Nadine

  • Hei Nadine :)

    Oh, das tut mir Leid. Ich hatte die Version, die ursprünglich da war nicht online gefunden, sondern eben die Version, durch die ich es ersetzt hatte. War keine böse Absicht dahinter ;)

    Liebe Grüße,

    Sabrina

German subtitles

Revisions