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Meine Arbeit mit Transgender-Teenagern

  • 0:01 - 0:04
    Ich möchte, dass Sie alle
  • 0:04 - 0:09
    an das dritte Wort denken,
  • 0:09 - 0:12
    das jemals über Sie gesagt wurde,
  • 0:12 - 0:15
    oder wenn Sie bei einer Entbindung waren,
  • 0:15 - 0:20
    über die Person, die Sie entbunden haben.
  • 0:20 - 0:22
    Sagen Sie es leise für sich
  • 0:22 - 0:24
    oder sagen Sie es laut.
  • 0:24 - 0:30
    Die ersten beiden waren:
    "Gratuliere, ein ..."
  • 0:32 - 0:34
    Das zeigt Ihnen,
  • 0:34 - 0:36
    dass ich auch mit Situationen zu tun habe,
  • 0:36 - 0:39
    wo es nicht feststeht, ob es
    ein Junge oder ein Mädchen ist,
  • 0:39 - 0:42
    die gemischte Antwort war also passend.
  • 0:42 - 0:44
    Natürlich kommt die Antwort heutzutage
  • 0:44 - 0:47
    oft nicht bei der Geburt
    sondern beim Ultraschall,
  • 0:47 - 0:50
    außer die werdenden Eltern möchten
  • 0:50 - 0:54
    überrascht werden,
    so wie es bei uns der Fall war.
  • 0:54 - 0:56
    Denken Sie einmal alle darüber nach,
  • 0:56 - 1:01
    was zu dieser Aussage führt,
  • 1:01 - 1:03
    zu diesem dritten Wort.
  • 1:03 - 1:05
    Denn das dritte Wort
  • 1:05 - 1:13
    ist eine Beschreibung des Geschlechts,
  • 1:13 - 1:15
    und damit meine ich
  • 1:15 - 1:20
    basierend auf einer
    Beschreibung der Genitalien.
  • 1:20 - 1:23
    Als pädiatrischer Endokrinologe
  • 1:23 - 1:26
    war ich sehr, sehr stark involviert,
  • 1:26 - 1:27
    und bin es zum Teil noch immer,
  • 1:27 - 1:30
    in Fälle, bei denen
  • 1:30 - 1:33
    es Diskrepanzen gibt,
  • 1:33 - 1:35
    bei den externen
  • 1:35 - 1:39
    oder zwischen den externen
    und internen Genitalien,
  • 1:39 - 1:44
    und wo wir buchstäblich
    herausfinden müssen,
  • 1:44 - 1:48
    welche Geschlechtsbeschreibung zutrifft.
  • 1:48 - 1:51
    Aber zum Zeitpunkt
    der Geburt gibt es nichts,
  • 1:51 - 1:54
    was definierbar wäre,
  • 1:54 - 1:58
    was einen Menschen definieren würde,
  • 1:58 - 2:00
    und wenn ich von Definition spreche,
  • 2:00 - 2:06
    dann meine ich die sexuelle Orientierung.
  • 2:06 - 2:12
    Wir sagen nicht: "Gratuliere,
    ein schwuler Junge."
  • 2:12 - 2:14
    "Ein lesbisches Mädchen."
  • 2:14 - 2:18
    Diese Situationen
    definieren sich nicht wirklich
  • 2:18 - 2:22
    vor dem zweiten Lebens-Jahrzehnt.
  • 2:22 - 2:27
    Und sie definieren
    auch nicht die Geschlechtsidentität,
  • 2:27 - 2:30
    die, im Unterschied
    zum anatomischen Geschlecht,
  • 2:30 - 2:34
    das Selbstverständnis beschreibt.
  • 2:34 - 2:36
    Sieht man sich
  • 2:36 - 2:39
    als ein Mann oder eine Frau
  • 2:39 - 2:45
    oder irgendwo dazwischen
    entlang des Spektrums?
  • 2:45 - 2:50
    Das zeigt sich manchmal
  • 2:50 - 2:53
    innerhalb der ersten zehn Jahre,
  • 2:53 - 2:56
    aber es kann für Eltern
    sehr verwirrend sein,
  • 2:56 - 2:59
    denn es ist durchaus normal,
  • 2:59 - 3:06
    dass Kinder sich auf spielerische Art
    gegengeschlechtlich Verhalten.
  • 3:06 - 3:08
    Es gibt sogar Studien, die zeigen,
  • 3:08 - 3:11
    dass bis zu 80 Prozent der Kinder,
  • 3:11 - 3:13
    die sich so verhalten,
  • 3:13 - 3:18
    nicht am Wunsch festhalten,
  • 3:18 - 3:20
    dem anderen Geschlecht anzugehören,
  • 3:20 - 3:24
    sobald die Pubertät beginnt.
  • 3:24 - 3:30
    Mit dem Einsetzen der Pubertät,
  • 3:30 - 3:34
    das bedeutet im Alter
    von 10 bis 12 bei Mädchen,
  • 3:34 - 3:37
    12 bis 14 bei Jungen,
  • 3:37 - 3:39
    mit der Entwicklung der Brust,
  • 3:39 - 3:43
    oder dem Anstieg der Keimdrüsen
    um das Zwei- bis Dreifache,
  • 3:43 - 3:46
    bei genetischen Männern,
  • 3:46 - 3:49
    an diesem Punkt sind jene Kinder,
  • 3:49 - 3:53
    die sich im völlig falschen Körper fühlen,
  • 3:53 - 3:57
    mit ziemlicher Sicherheit Transgender,
  • 3:57 - 4:04
    und es ist extrem unwahrscheinlich,
    dass sich diese Gefühle ändern,
  • 4:04 - 4:09
    auch wenn man es noch so sehr
    mit Reparativtherapie
  • 4:09 - 4:13
    oder anderen schädlichen Dingen versucht.
  • 4:13 - 4:15
    Das ist relativ selten,
  • 4:15 - 4:19
    daher hatte ich relativ wenig
    persönliche Erfahrung damit,
  • 4:19 - 4:21
    und meine Erfahrung
    war nur deshalb eher typisch,
  • 4:21 - 4:24
    weil ich eine Praxis für Jugendliche hatte.
  • 4:24 - 4:25
    Ich behandelte jemanden im Alter von 24,
  • 4:25 - 4:28
    hatte in Harvard studiert, genetisch weiblich,
  • 4:28 - 4:30
    der in Harvard das Zimmer mit drei
    männlichen Mitbewohnern geteilt hatte,
  • 4:30 - 4:31
    die über die ganze Geschichte
    Bescheid wussten,
  • 4:31 - 4:35
    ein Registrar, der seinen Namen
  • 4:35 - 4:37
    auf allen Teilnahmelisten
    immer als männlich anführte,
  • 4:37 - 4:42
    und der nach seinem Abschluss
    zu mir kam und sagte: "Helfen Sie mir.
  • 4:42 - 4:44
    Ich weiß, dass Sie sich
    mit Endokrinologie auskennen."
  • 4:44 - 4:46
    Und ich habe tatsächlich
    viele Leute behandelt,
  • 4:46 - 4:47
    die ohne Gonaden geboren wurden.
  • 4:47 - 4:49
    Das war keine große Wissenschaft.
  • 4:49 - 4:51
    Aber ich habe einen Deal mit ihm gemacht:
  • 4:51 - 4:54
    Ich behandle dich,
    wenn du mir etwas beibringst.
  • 4:54 - 4:57
    Und das hat er getan.
  • 4:57 - 4:59
    Und was ich alles gelernt habe,
  • 4:59 - 5:00
    indem ich mich um all die Mitglieder
  • 5:00 - 5:03
    seiner Selbsthilfegruppe kümmerte.
  • 5:03 - 5:06
    Und dann war ich sehr verwirrt,
  • 5:06 - 5:08
    denn ich dachte, es wäre
    in diesem Alter relativ leicht,
  • 5:08 - 5:10
    den Leuten einfach Hormone zu geben,
  • 5:10 - 5:14
    je nachdem, welches Geschlecht
    sie für sich bestätigten.
  • 5:14 - 5:18
    Aber dann heiratete mein Patient,
  • 5:18 - 5:20
    er heiratete eine Frau,
  • 5:20 - 5:22
    die als Mann geboren worden war,
  • 5:22 - 5:26
    als Mann geheiratet hatte,
    zwei Kinder hatte,
  • 5:26 - 5:31
    und sich dann einer Umwandlung
    zur Frau unterzog.
  • 5:31 - 5:36
    Und diese wunderbare Frau
  • 5:36 - 5:40
    war nun mit meinem
    männlichen Patienten liiert,
  • 5:40 - 5:43
    hatte ihn sogar legal geheiratet,
  • 5:43 - 5:45
    weil sie als Mann und Frau auftauchten,
    und wer konnte das schon wissen?
  • 5:45 - 5:48
    Oder? (Lachen)
  • 5:48 - 5:51
    Und während ich darüber nachdachte,
  • 5:51 - 5:54
    ob ihn das schwul macht,
  • 5:54 - 5:56
    oder ob es ihn heterosexuell macht,
  • 5:56 - 5:58
    verwechselte ich dabei
    die sexuelle Orientierung
  • 5:58 - 6:01
    mit der geschlechtlichen Identität.
  • 6:01 - 6:04
    Und mein Patient sagte zu mir:
  • 6:04 - 6:05
    "Schau, es ist so.
  • 6:05 - 6:09
    Wenn man an Folgendes denkt,
    dann kann man es verstehen:
  • 6:09 - 6:12
    Sexuelle Orientierung ist,
    mit wem du ins Bett gehst,
  • 6:12 - 6:18
    Geschlechtsidentität ist,
    als was du ins Bett gehst."
  • 6:18 - 6:20
    Und ich habe danach
    von den vielen Erwachsenen gelernt --
  • 6:20 - 6:23
    ich habe mich um etwa
    200 Erwachsene gekümmert --
  • 6:23 - 6:25
    Ich habe von ihnen gelernt,
  • 6:25 - 6:27
    dass, wenn ich nicht nachschaute
    und einen Blick darauf warf,
  • 6:27 - 6:29
    wer ihre Partner im Warteraum waren,
  • 6:29 - 6:32
    ich niemals erraten könnte,
  • 6:32 - 6:33
    außer durch Zufall,
  • 6:33 - 6:36
    ob sie homo oder hetero oder bi waren,
  • 6:36 - 6:40
    oder asexuell
    in ihrem bestätigten Geschlecht.
  • 6:40 - 6:41
    Mit anderen Worten,
  • 6:41 - 6:44
    das eine hat mit dem anderen
  • 6:44 - 6:45
    überhaupt nichts zu tun.
  • 6:45 - 6:48
    Und die Daten bestätigen das.
  • 6:48 - 6:52
    Während ich mich um
    die 200 Erwachsenen gekümmert habe,
  • 6:52 - 6:55
    fand ich das extrem schmerzhaft.
  • 6:55 - 6:58
    Diese Menschen waren -- viele von ihnen
  • 6:58 - 7:02
    mussten so viel von ihrem Leben aufgeben.
  • 7:02 - 7:04
    Manchmal wurden sie
    von ihren Eltern abgelehnt,
  • 7:04 - 7:07
    von ihren Geschwistern,
    den eigenen Kindern,
  • 7:07 - 7:09
    und der geschiedene Partner
    verbot ihnen dann,
  • 7:09 - 7:13
    die eigenen Kinder zu sehen.
  • 7:13 - 7:16
    Es war so furchtbar,
    warum haben sie es also getan,
  • 7:16 - 7:18
    im Alter von 40 oder 50?
  • 7:18 - 7:23
    Weil sie fühlten, dass sie sich
    selbst bestätigen mussten,
  • 7:23 - 7:25
    ansonsten würden sie sich umbringen.
  • 7:25 - 7:28
    Und tatsächlich ist die Selbstmordrate
  • 7:28 - 7:31
    bei unbehandelten Transgender-Personen
  • 7:31 - 7:35
    unter den höchsten der Welt.
  • 7:35 - 7:37
    Was kann man also tun?
  • 7:37 - 7:40
    Meine Neugier brachte mich zu einer Konferenz
  • 7:40 - 7:43
    in Holland, wo sie Experten dafür sind,
  • 7:43 - 7:47
    und ich sah etwas
    wirklich Außergewöhnliches.
  • 7:47 - 7:50
    Man behandelte Jugendliche,
  • 7:50 - 7:53
    nachdem sie den intensivsten
  • 7:53 - 7:56
    psychometrischen Tests in Bezug auf ihre
    Geschlechtsidentität unterzogen wurden.
  • 7:56 - 7:57
    Und die Behandlung erfolgte
    durch die Unterdrückung
  • 7:57 - 8:00
    der Pubertät, die sie nicht wollten.
  • 8:00 - 8:03
    Denn im Grunde sehen Kinder
    ziemlich ähnlich aus,
  • 8:03 - 8:05
    beide Geschlechter, bis sie
    in die Pubertät kommen.
  • 8:05 - 8:08
    Ab diesem Zeitpunkt, wenn man fühlt,
    dass man das falsche Geschlecht hat,
  • 8:08 - 8:12
    fühlt man sich wie Pinocchio,
    der in einen Esel verwandelt wird.
  • 8:12 - 8:14
    Die Fantasie, die man hatte,
    dass sich der Körper mit der Pubertät
  • 8:14 - 8:17
    in das verwandelt, was man sich wünscht,
  • 8:17 - 8:22
    wird eliminiert durch die Pubertät,
    die man tatsächlich bekommt.
  • 8:22 - 8:25
    Und sie zerbrechen daran.
  • 8:25 - 8:27
    Indem also die Pubertät verzögert wird --
  • 8:27 - 8:30
    Warum verzögert? Man kann ihnen
    in diesem Alter nicht einfach
  • 8:30 - 8:32
    die entgegengesetzten Hormone geben.
  • 8:32 - 8:34
    Das beeinträchtigt das Wachstum,
  • 8:34 - 8:36
    und glauben Sie wirklich,
    dass ein sinnvolles Gespräch
  • 8:36 - 8:39
    über die Auswirkungen dieser Behandlung
    auf die Fruchtbarkeit
  • 8:39 - 8:43
    mit einem zehnjährigen Mädchen,
    einem zwölfjährigen Jungen möglich ist?
  • 8:43 - 8:45
    Man gewinnt dadurch also
    vier oder fünf Jahre Zeit
  • 8:45 - 8:47
    für den diagnostischen Prozess,
  • 8:47 - 8:50
    damit sie sich entscheiden können,
  • 8:50 - 8:52
    damit sie mehr und mehr
    Tests machen können,
  • 8:52 - 8:55
    und damit sie leben können,
    ohne das Gefühl zu haben,
  • 8:55 - 8:56
    dass ihre Körper ihnen davonlaufen.
  • 8:56 - 9:00
    Und dann, in einem Programm
    namens 12-16-18,
  • 9:00 - 9:05
    mit etwa 12 bekommen sie
    die Hormonblocker,
  • 9:05 - 9:08
    und mit 16 werden sie nochmals getestet
  • 9:08 - 9:10
    und neu eingestuft.
  • 9:10 - 9:13
    Die Hormonblocker sind reversibel,
  • 9:13 - 9:16
    aber wenn man ihnen die Hormone
    des anderen Geschlechts gibt,
  • 9:16 - 9:19
    dann bekommen sie Brüste
    und Gesichtsbehaarung
  • 9:19 - 9:21
    und eine neue Stimme, je nachdem,
    was verwendet wird.
  • 9:21 - 9:23
    Und das sind bleibende Auswirkungen,
  • 9:23 - 9:25
    oder man muss sie chirurgisch entfernen,
  • 9:25 - 9:26
    oder durch Elektrolyse,
  • 9:26 - 9:29
    und die Stimme kann man
    niemals wirklich beeinflussen.
  • 9:29 - 9:33
    Es geht also um sehr viel,
    und das im Alter von 15 oder 16.
  • 9:33 - 9:36
    Und dann mit 18 können sie sich
    einer Operation unterziehen,
  • 9:36 - 9:41
    und obwohl es keine gute Umwandlung
    weiblicher Genitalien zu männlichen gibt,
  • 9:41 - 9:45
    hat die Umwandlung von männlich zu
    weiblich sogar Gynäkologen getäuscht.
  • 9:45 - 9:48
    So gut kann man das machen.
  • 9:48 - 9:52
    Ich habe mir angesehen,
    wie es den Patienten geht,
  • 9:52 - 9:55
    und ich habe Patienten gesehen,
    die ausgesehen haben wie jeder andere,
  • 9:55 - 9:57
    außer, dass bei ihnen
    die Pubertät verzögert war.
  • 9:57 - 9:59
    Aber sobald sie Hormone bekamen,
  • 9:59 - 10:02
    in Übereinstimmung
    mit dem bestätigten Geschlecht,
  • 10:02 - 10:04
    sehen sie wunderschön aus.
  • 10:04 - 10:08
    Sie sehen normal aus.
    Sie waren normal groß.
  • 10:08 - 10:10
    Man könnte sie in einer Menschenmenge
  • 10:10 - 10:13
    niemals unterscheiden.
  • 10:13 - 10:15
    An diesem Punkt habe ich
    mich entschieden, das zu machen.
  • 10:15 - 10:18
    Das ist wirklich,
  • 10:18 - 10:19
    wo die pädiatrisch-endokrine
    Ebene beginnt,
  • 10:19 - 10:21
    denn wenn man Kinder
  • 10:21 - 10:24
    im Alter von 10-12, 12-14 behandelt,
  • 10:24 - 10:27
    dann ist das pädiatrische Endokrinologie.
  • 10:27 - 10:31
    Ich habe also mit Kindern gearbeitet,
  • 10:31 - 10:34
    und diese Behandlung wurde zum Standard,
  • 10:34 - 10:37
    und die Kinderklinik stand dahinter.
  • 10:37 - 10:41
    Weil ich ihnen die Kinder
    davor und danach gezeigt habe,
  • 10:41 - 10:42
    Menschen, die nie behandelt wurden,
  • 10:42 - 10:45
    und Menschen,
    die behandelt werden wollten,
  • 10:45 - 10:48
    und Bilder aus Holland,
  • 10:48 - 10:49
    kamen sie zu mir und sagten:
  • 10:49 - 10:51
    "Sie müssen etwas für diese Kindern tun."
  • 10:51 - 10:55
    Wo waren diese Kinder davor?
  • 10:55 - 10:58
    Sie waren dort draußen und haben gelitten.
  • 10:58 - 11:04
    2007 haben wir also ein Programm gestartet.
  • 11:04 - 11:06
    Es war das erste Programm dieser Art --
  • 11:06 - 11:09
    in Wirklichkeit ist es
    die holländische Art --
  • 11:09 - 11:11
    in Nordamerika.
  • 11:11 - 11:15
    Seit damals hatten wir 160 Patienten.
  • 11:15 - 11:18
    Kamen sie aus Afghanistan? Nein.
  • 11:18 - 11:22
    75 Prozent von ihnen kamen
  • 11:22 - 11:27
    aus einem Umkreis
    von 150 Meilen um Boston.
  • 11:27 - 11:30
    Und einige kamen aus England.
  • 11:30 - 11:34
    Jackie ist in den Midlands,
    in England, misshandelt worden.
  • 11:34 - 11:36
    Hier ist sie 12 Jahre alt,
  • 11:36 - 11:37
    sie lebte als Mädchen,
  • 11:37 - 11:39
    aber sie wurde verprügelt.
  • 11:39 - 11:40
    Es war eine Horror-Show.
  • 11:40 - 11:42
    Sie musste zu Hause unterrichtet werden.
  • 11:42 - 11:45
    Und die Briten kamen deshalb,
  • 11:45 - 11:49
    weil dort niemand unter 16 Jahren
  • 11:49 - 11:51
    mit irgendetwas behandelt wurde,
  • 11:51 - 11:52
    was bedeutete, dass man die Kinder
  • 11:52 - 11:56
    einem erwachsenen Körper überließ,
    ganz egal, was dann passierte,
  • 11:56 - 11:58
    auch wenn sie ausreichend getestet wurden.
  • 11:58 - 12:00
    Jackie, und das kam noch dazu,
  • 12:00 - 12:03
    hatte durch ihr Skelett die Veranlagung,
  • 12:03 - 12:07
    an die 2 Meter groß zu werden.
  • 12:07 - 12:09
    Und dabei war sie gerade
  • 12:09 - 12:11
    in eine männliche Pubertät gekommen.
  • 12:11 - 12:14
    Ich bin ein wenig innovativ vorgegangen,
  • 12:14 - 12:16
    weil ich mich mit Hormonen auskenne
  • 12:16 - 12:18
    und weiß, dass Östrogen
    viel wirkungsvoller ist,
  • 12:18 - 12:22
    um die Wachstumsfuge
    der Epiphyse zu schließen
  • 12:22 - 12:25
    und das Wachstum zu stoppen,
    als Testosteron.
  • 12:25 - 12:28
    Wir haben also ihr Testosteron
  • 12:28 - 12:30
    mit einem entsprechenden
    Hormon unterdrückt
  • 12:30 - 12:35
    und ihr Östrogen erhöht,
    und das nicht mit 16, sondern mit 13.
  • 12:35 - 12:38
    Das ist sie mit 16, hier links.
  • 12:38 - 12:40
    Und an ihrem 16. Geburtstag
    flog sie nach Thailand,
  • 12:40 - 12:42
    für eine genitalangleichende Operation.
  • 12:42 - 12:44
    Jetzt machen sie das mit 18.
  • 12:44 - 12:47
    Und sie wurde nur 1,80 cm groß,
  • 12:47 - 12:50
    und noch dazu hatte sie
    eine normale Brustgröße,
  • 12:50 - 12:53
    denn durch die Unterdrückung
    von Testosteron
  • 12:53 - 12:54
    haben alle unsere Patienten
  • 12:54 - 12:56
    eine normale Brustgröße
  • 12:56 - 13:00
    wenn sie im richtigen Alter
    zu uns kommen, nicht zu spät.
  • 13:00 - 13:03
    Und hier ganz rechts, das ist sie.
  • 13:03 - 13:04
    Sie ist an die Öffentlichkeit gegangen,
  • 13:04 - 13:07
    Semifinalistin bei der Wahl
    zur Miss England.
  • 13:09 - 13:12
    Die Jury hat diskutiert,
    ob sie das machen können?
  • 13:12 - 13:14
    Können sie wirklich --
  • 13:14 - 13:16
    Und man hat mir erzählt,
    dass einer von ihnen gescherzt hat:
  • 13:16 - 13:18
    "Aber sie hat mehr natürliches Selbst
  • 13:18 - 13:20
    als die Hälfte
    der anderen Teilnehmerinnen".
  • 13:20 - 13:22
    (Lachen)
  • 13:22 - 13:26
    Einiges wurde vielleicht
    etwas neu geordnet,
  • 13:26 - 13:30
    aber es ist allein ihre DNA.
  • 13:30 - 13:33
    Aus ihr wurde eine
    bemerkenswerte Rednerin.
  • 13:33 - 13:37
    Man hat ihr Modelverträge angeboten,
  • 13:37 - 13:39
    und sie hat dann im Spaß zu mir gesagt:
  • 13:39 - 13:41
    "Vielleicht hätte ich eine bessere Chance
  • 13:41 - 13:44
    als Model gehabt, wenn ich
    zwei Meter groß gewesen wäre."
  • 13:44 - 13:48
    Stellen Sie sich vor. (Lachen)
  • 13:48 - 13:52
    Ich denke, dieses Bild sagt alles.
  • 13:52 - 13:53
    Es sagt wirklich alles.
  • 13:53 - 13:57
    Das sind Nicole und ihr Bruder Jonas,
  • 13:57 - 14:00
    eineiige Zwillingsjungen,
  • 14:00 - 14:03
    nachgewiesen eineiig,
  • 14:03 - 14:05
    bei denen sich Nicole
    bereits mit drei Jahren
  • 14:05 - 14:07
    als Mädchen bestätigt hatte.
  • 14:07 - 14:10
    Mit sieben änderten sie ihren Namen,
  • 14:10 - 14:13
    und zu mir kamen sie ganz am Anfang
  • 14:13 - 14:15
    der männlichen Pubertät.
  • 14:15 - 14:16
    Wenn man sich Jonas mit 14 anschaut,
  • 14:16 - 14:18
    kann man sehen,
    dass die männliche Pubertät
  • 14:18 - 14:21
    in seiner Familie sehr früh eintritt,
  • 14:21 - 14:23
    denn er sieht eher aus wie 16,
  • 14:23 - 14:25
    aber das zeigt erst recht,
  • 14:25 - 14:26
    warum man sich der Situation des Patienten
  • 14:26 - 14:28
    bewusst sein muss.
  • 14:28 - 14:32
    Nicole hat hier die Pubertät unterdrückt
  • 14:32 - 14:36
    und bei Jonas geht es einfach weiter --
    biologische Kontrolle.
  • 14:36 - 14:38
    So würde Nicole aussehen,
  • 14:38 - 14:40
    wenn wir nicht tun würden, was wir tun.
  • 14:40 - 14:42
    Er hat einen sehr auffälligen Adamsapfel.
  • 14:42 - 14:46
    Er hat kantige Gesichtsknochen,
    einen Schnurrbart,
  • 14:46 - 14:47
    und man sieht, dass es
    einen Größenunterschied gibt,
  • 14:47 - 14:49
    denn er hatte einen Wachstumsschub,
  • 14:49 - 14:51
    den sie nicht bekommen wird.
  • 14:51 - 14:53
    Jetzt bekommt Nicole Östrogen.
  • 14:53 - 14:56
    Sie hat schon einige Rundungen.
  • 14:56 - 14:59
    Die Familie hat letzten Frühling
    das Weiße Haus besucht,
  • 14:59 - 15:02
    wegen ihres Engagements
  • 15:02 - 15:05
    im Einsatz gegen Diskriminierung.
  • 15:05 - 15:08
    Es gab einen Gesetzesentwurf in Maine,
  • 15:08 - 15:10
    der es Transgender-Personen
    verboten hätte,
  • 15:10 - 15:12
    öffentliche Toiletten zu benutzen.
  • 15:12 - 15:15
    Es sah so aus, als würde
    das Gesetz beschlossen werden,
  • 15:15 - 15:17
    und das wäre ein Problem gewesen,
  • 15:17 - 15:20
    aber Nicole hat persönlich
    alle Gesetzgeber in Maine besucht
  • 15:20 - 15:22
    und gesagt: "Ich kann es schaffen.
  • 15:22 - 15:24
    Wenn sie mich sehen, werden sie verstehen,
  • 15:24 - 15:26
    warum ich auf der Damentoilette
    keine Bedrohung bin,
  • 15:26 - 15:29
    aber auf der Männertoilette
    bedroht werden kann."
  • 15:29 - 15:32
    Und sie haben es wirklich verstanden.
  • 15:32 - 15:35
    Wie geht es nun weiter?
  • 15:35 - 15:37
    Es liegt noch einiges vor uns
  • 15:37 - 15:39
    in Bezug auf Anti-Diskriminierung.
  • 15:39 - 15:40
    Nur 17 Bundesstaaten haben
  • 15:40 - 15:43
    ein Anti-Diskriminierungsgesetz
  • 15:43 - 15:45
    gegen Diskriminierung beim Wohnen,
  • 15:45 - 15:48
    bei der Arbeit,
    bei öffentlichen Unterkünften,
  • 15:48 - 15:52
    nur 17 Bundesstaaten,
    und fünf davon liegen in New England.
  • 15:52 - 15:53
    Wir brauchen weniger teure Medikamente.
  • 15:53 - 15:55
    Sie kosten ein Vermögen.
  • 15:55 - 15:57
    Und wir müssen diese Diagnose
  • 15:57 - 15:59
    aus dem DSM entfernen.
  • 15:59 - 16:02
    Es ist genauso wenig
    eine psychische Krankheit
  • 16:02 - 16:03
    wie schwul oder lesbisch zu sein,
  • 16:03 - 16:06
    und davon verabschiedete man sich 1973,
  • 16:06 - 16:08
    und die ganze Welt hat sich verändert.
  • 16:08 - 16:11
    Und das ist auch keine Budget-Belastung.
  • 16:11 - 16:13
    Es ist nicht so verbreitet.
  • 16:13 - 16:18
    Aber die Risiken, nichts
    für diese Menschen zu tun,
  • 16:18 - 16:22
    setzen sie nicht nur der Gefahr aus,
  • 16:22 - 16:24
    ihr Leben durch Suizid zu verlieren,
  • 16:24 - 16:27
    es sagt auch etwas darüber aus,
  • 16:27 - 16:31
    ob wir wirklich eine Gemeinschaft
    ohne Ausgrenzungen sind.
  • 16:31 - 16:33
    Vielen Dank.
  • 16:33 - 16:36
    (Applaus)
Title:
Meine Arbeit mit Transgender-Teenagern
Speaker:
Norman Spack
Description:

Für beinahe jeden ist die Pubertät eine schwierige Zeit, aber für Transgender-Teenager kann sie zum Albtraum werden, da sie über Nacht in Körper hineinwachsen, in denen sie sich nicht wohl fühlen. In einem bewegenden Vortrag erzählt der Endokrinologe Norman Spack eine persönliche Geschichte davon, wie er zu einem der wenigen Ärzte in den USA wurde, der Minderjährige mit Hormonersatztherapie behandelt. Durch die Verzögerung der Pubertät gibt Spack den Trans-Teens die Zeit, die sie brauchen. (Gefilmt bei TEDxBeaconStreet.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:53
  • 08:08 (Ich frage mich, in welcher Geschichte Pinocchio zum Esel wird?)

    Großartige Übersetzung!

  • Das habe ich mich auch gefragt :)
    Danke!

German subtitles

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