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Ein kühner Plan, um 1,6 Millionen indischen Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen

  • 0:02 - 0:05
    Die heutige Welt hat viele Probleme.
  • 0:05 - 0:10
    Sie sind sehr kompliziert,
    verwickelt und schwierig.
  • 0:10 - 0:13
    Aber wir können etwas tun.
  • 0:13 - 0:18
    Ich bin überzeugt, die Bildung
    von Mädchen ist quasi der Königsweg,
  • 0:19 - 0:23
    um einige der weltweit
    schwierigsten Probleme zu lösen.
  • 0:23 - 0:25
    Sie müssen mir das nicht glauben.
  • 0:25 - 0:29
    Laut Weltbank ist die Bildung von Mädchen
  • 0:29 - 0:32
    eine der besten Investitionen,
    die ein Land tätigen kann.
  • 0:32 - 0:34
    Sie hat positive Auswirkungen
  • 0:34 - 0:38
    auf 9 der 17 Ziele
    für nachhaltige Entwicklung.
  • 0:38 - 0:42
    Alles, von Gesundheit
    über Ernährung und Erwerbstätigkeit,
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    wird durch die Bildung von Mädchen
    positiv beeinflusst.
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    KlimaforscherInnen stufen derzeit
    die Bildung von Mädchen
  • 0:53 - 0:56
    auf Platz 6 von 80 Maßnahmen ein,
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    um den Klimawandel umzukehren.
  • 0:59 - 1:04
    Das ist eine höhere Platzierung
    als bei Solaranlagen und Elektroautos.
  • 1:06 - 1:10
    Mädchen mit Bildung
    haben kleinere Familien.
  • 1:10 - 1:14
    Das führt zu einem Bevölkerungsrückgang,
  • 1:14 - 1:17
    was die Kohlenstoffemissionen
    erheblich reduziert.
  • 1:18 - 1:22
    Dieses Problem werden wir
    ohnehin einmal lösen müssen.
  • 1:23 - 1:27
    Denn eine gebildete Mutter wird
    mit mehr als doppelter Wahrscheinlichkeit
  • 1:27 - 1:29
    ihre Kinder in die Schule schicken.
  • 1:29 - 1:31
    Wenn das also einmal geschieht,
  • 1:31 - 1:35
    lässt sich die Lücke bezüglich Gender
    und Alphabetisierung schließen.
  • 1:35 - 1:37
    Ich arbeite in Indien,
  • 1:37 - 1:40
    wo bei der Grundschulbildung für alle
  • 1:40 - 1:43
    erheblicher Fortschritt gemacht wurde.
  • 1:43 - 1:47
    Dennoch gibt es noch 4 Millionen Mädchen,
    die nicht zur Schule gehen,
  • 1:47 - 1:49
    eine der höchsten Zahlen weltweit.
  • 1:50 - 1:56
    Die Gründe sind Armut
    sowie soziale und kulturelle Faktoren.
  • 1:56 - 1:59
    Aber da gibt es auch Einstellungen,
    die weit tiefer gehen.
  • 2:00 - 2:04
    Ich lernte ein Mädchen
    namens Naraaz Nath kennen.
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    "Naraaz" bedeutet "wütend".
  • 2:06 - 2:08
    Ich fragte: "Warum heißt du 'Wütend'?"
  • 2:08 - 2:13
    Sie sagte: "Weil alle so wütend waren,
    dass ein Mädchen geboren wurde."
  • 2:14 - 2:18
    Ein anderes Mädchen hieß Antim Bala,
    also "das letzte Mädchen",
  • 2:19 - 2:20
    weil alle hofften,
  • 2:20 - 2:23
    sie wäre das letzte Mädchen,
    das geboren würde.
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    Ein Mädchen hieß Aachuki,
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    also "jemand, der gekommen ist".
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    Nicht gewollt, aber gekommen.
  • 2:32 - 2:35
    Diese Einstellung hindert Mädchen daran,
  • 2:35 - 2:37
    in die Schule zu gehen
    oder sie zu beenden.
  • 2:37 - 2:40
    Es ist die Denkweise,
    dass eine Ziege ein Gewinn ist
  • 2:40 - 2:43
    und ein Mädchen eine Belastung.
  • 2:45 - 2:48
    Meine Organisation "Educate Girls"
    möchte das ändern.
  • 2:48 - 2:53
    Wir arbeiten in sehr problematischen,
    abgelegenen Dörfern.
  • 2:54 - 2:56
    Wie machen wir das?
  • 2:56 - 3:01
    Wir suchen zunächst junge, passionierte,
    gebildete Jugendliche in diesen Dörfern,
  • 3:02 - 3:04
    Männer und Frauen.
  • 3:04 - 3:06
    Das ist das "Balika-Team".
  • 3:06 - 3:08
    "Balika" heißt "kleines Mädchen",
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    es ist also unser Team für kleine Mädchen.
  • 3:11 - 3:14
    Wir werben also Freiwillige
    für die Gemeinde an,
  • 3:14 - 3:18
    bilden sie aus, betreuen sie,
    nehmen sie an die Hand.
  • 3:18 - 3:20
    So fängt unsere Arbeit an.
  • 3:20 - 3:21
    Der erste Schritt ist,
  • 3:21 - 3:26
    jedes Mädchen zu finden,
    das nicht zur Schule geht.
  • 3:27 - 3:30
    Wir tun das auf etwas
    andere Art, per Hightech --
  • 3:30 - 3:32
    zumindest in meinen Augen.
  • 3:32 - 3:35
    Alle aktiven Mitarbeiter
    haben ein Smartphone
  • 3:35 - 3:38
    mit einer "Educate-Girls"-App.
  • 3:38 - 3:41
    Diese App hat alles, was das Team braucht:
  • 3:41 - 3:46
    digitale Karten der Gegend,
    wo die Studie gemacht werden soll,
  • 3:46 - 3:49
    die Studie selbst mit allen Fragen,
  • 3:49 - 3:52
    kleine Anleitungen
    zur Durchführung der Studie,
  • 3:52 - 3:56
    sodass die Daten, die wir bekommen,
    zeitnah und hochwertig sind.
  • 3:57 - 4:01
    So ausgestattet, gehen Teams
    und Freiwillige von Tür zu Tür,
  • 4:02 - 4:05
    zu jedem einzelnen Haus,
    um jedes Mädchen zu finden,
  • 4:05 - 4:08
    das nie in der Schule war
    oder sie abgebrochen hat.
  • 4:08 - 4:14
    Aufgrund der Daten und Technologien
    finden wir schnell heraus,
  • 4:13 - 4:16
    wer die Mädchen sind
    und wo wir sie finden.
  • 4:16 - 4:18
    Da jedes Dorf einen Geo-Tag hat,
  • 4:18 - 4:22
    können wir die Informationen
    sehr schnell ausbauen.
  • 4:23 - 4:25
    Sobald wir wissen, wo die Mädchen sind,
  • 4:25 - 4:28
    beginnen wir damit,
    sie zurück in die Schule zu bringen.
  • 4:29 - 4:32
    So mobilisieren wir die Gemeinde:
  • 4:32 - 4:35
    zunächst mit Versammlungen im Dorf
    und in der Nachbarschaft,
  • 4:35 - 4:39
    dann mit Einzelberatungen
    von Eltern und Familien,
  • 4:39 - 4:42
    um die Mädchen wieder
    in die Schule zu bringen.
  • 4:42 - 4:46
    Das kann zwischen einigen Wochen
    und einigen Monaten dauern.
  • 4:48 - 4:50
    Wenn wir die Mädchen im Schulsystem haben,
  • 4:50 - 4:52
    arbeiten wir mit den Schulen,
  • 4:52 - 4:55
    um deren grundlegende
    Infrastruktur zu sichern,
  • 4:55 - 4:57
    damit die Mädchen bleiben können.
  • 4:57 - 5:00
    Dazu gehören getrennte Toiletten,
  • 5:00 - 5:04
    Trinkwasser und andere Dinge,
    um sie an der Schule zu halten.
  • 5:05 - 5:09
    Aber all das wäre sinnlos,
    wenn die Kinder nicht lernen würden.
  • 5:09 - 5:12
    Deshalb betreiben wir ein Lernprogramm,
  • 5:12 - 5:15
    ein ausgesprochen wichtiges
    ergänzendes Lernprogramm,
  • 5:16 - 5:20
    denn die meisten Kinder
    sind Lernende der ersten Generation:
  • 5:20 - 5:23
    Niemand daheim kann
    bei den Hausaufgaben helfen
  • 5:23 - 5:25
    oder die Ausbildung unterstützen.
  • 5:25 - 5:27
    Die Eltern sind Analphabeten.
  • 5:27 - 5:28
    Es ist also extrem wichtig,
  • 5:28 - 5:33
    das Lernen im Klassenzimmer
    zu unterstützen.
  • 5:33 - 5:35
    Das ist im Grunde unser Modell:
  • 5:35 - 5:37
    Wir suchen die Mädchen,
    bringen sie zur Schule
  • 5:37 - 5:40
    und garantieren,
    dass sie bleiben und lernen.
  • 5:40 - 5:42
    Wir wissen, dass das Modell funktioniert,
  • 5:42 - 5:47
    weil eine kürzlich durchgeführte
    stichprobenartige Bewertung
  • 5:47 - 5:49
    seine Effizienz bestätigt hat.
  • 5:51 - 5:55
    Laut Gutachten konnte "Educate Girls"
    über einen Zeitraum von 3 Jahren
  • 5:55 - 6:01
    92 Prozent der nicht beschulten Mädchen
    wieder in die Schule bringen.
  • 6:01 - 6:05
    (Applaus)
  • 6:08 - 6:11
    Auch der Lernzuwachs unserer Kinder
  • 6:11 - 6:14
    stieg im Vergleich
    zu Kontrollschulen deutlich an --
  • 6:14 - 6:19
    für den Durchschnittsschüler war es
    wie ein zusätzliches Schuljahr.
  • 6:20 - 6:21
    Das ist enorm,
  • 6:21 - 6:24
    wenn man an Dorfkinder denkt,
  • 6:24 - 6:27
    die zum ersten Mal in eine Schule gehen.
  • 6:27 - 6:29
    Es ist also ein funktionierendes Modell.
  • 6:29 - 6:31
    Wir wissen, es ist skalierbar,
  • 6:31 - 6:35
    da wir bereits in 13.000 Dörfern
    erfolgreich arbeiten.
  • 6:35 - 6:37
    Wir wissen, es ist intelligent,
  • 6:37 - 6:39
    da wir Daten und Technologie nutzen.
  • 6:39 - 6:42
    Wir wissen, es ist
    nachhaltig und systemisch,
  • 6:42 - 6:45
    weil wir mit der Gemeinde
    zusammenarbeiten,
  • 6:45 - 6:47
    es wird sogar von ihr geleitet.
  • 6:47 - 6:50
    Wir arbeiten auch mit der Regierung,
  • 6:50 - 6:52
    es entsteht also kein
    paralleles Trägersystem.
  • 6:53 - 6:58
    Wegen der innovativen Zusammenarbeit
    mit Gemeinden und Regierung
  • 6:58 - 7:00
    und des intelligenten Modells
  • 7:01 - 7:04
    haben wir heute diesen
    großen, kühnen Traum:
  • 7:05 - 7:09
    Wir wollen in den nächsten 5 Jahren
    40 Prozent des Problems beheben,
  • 7:09 - 7:12
    dass Mädchen in Indien
    nicht zur Schule gehen.
  • 7:13 - 7:19
    (Applaus)
  • 7:19 - 7:22
    Sie denken vielleicht:
  • 7:22 - 7:25
    Wie stellt sie sich das vor?
  • 7:25 - 7:27
    Denn Indien ist nicht klein,
  • 7:27 - 7:32
    es ist ein riesiges Land
    mit über einer Milliarde Menschen.
  • 7:33 - 7:36
    Es gibt 650.000 Dörfer.
  • 7:37 - 7:39
    Wie kann ich mir sicher sein,
  • 7:39 - 7:43
    dass eine kleine Organisation
    40 Prozent des Problems lösen wird?
  • 7:44 - 7:47
    Weil wir etwas Entscheidendes
    begriffen haben,
  • 7:47 - 7:51
    und zwar aufgrund unseres Vorgehens
    mit Daten und Technologie:
  • 7:53 - 7:55
    In 5 Prozent der indischen Dörfer
  • 7:55 - 7:58
    leben 40 Prozent der Mädchen,
    die nicht zur Schule gehen.
  • 7:58 - 8:01
    Das ist ein großes Puzzlestück.
  • 8:01 - 8:04
    Es bedeutet, dass ich nicht
    im ganzen Land arbeiten muss.
  • 8:04 - 8:07
    Ich muss in diesen 5 Prozent arbeiten,
  • 8:07 - 8:10
    ungefähr in 35.000 Dörfern,
  • 8:10 - 8:13
    um einen großen Teil
    des Problems lösen zu können.
  • 8:14 - 8:15
    Das ist wirklich wichtig,
  • 8:15 - 8:21
    denn die Dörfer belastet nicht nur ein
    hoher Anteil nicht beschulter Mädchen,
  • 8:21 - 8:23
    sondern es gibt weitere
    verwandte Indikatoren:
  • 8:24 - 8:26
    Mangelernährung, Wachstumsstörungen,
  • 8:26 - 8:30
    Armut, Säuglingssterblichkeit, Kinderehe.
  • 8:31 - 8:33
    Daran konzentriert zu arbeiten,
  • 8:33 - 8:37
    kann tatsächlich einen großen Effekt
    auf all diese Faktoren haben.
  • 8:38 - 8:43
    Wir könnten also 1,6 Millionen Mädchen
    wieder in die Schule bringen.
  • 8:45 - 8:50
    (Applaus)
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    Ich mache das seit über zehn Jahren
  • 8:55 - 8:59
    und mir hat noch nie ein Mädchen gesagt:
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    "Ich will zu Hause bleiben."
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    "Ich will Rinder hüten."
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    "Ich will auf die Geschwister aufpassen."
  • 9:06 - 9:08
    "Ich möchte eine Kinderbraut sein."
  • 9:08 - 9:12
    Jedes Mädchen, das ich treffe,
    möchte zur Schule gehen.
  • 9:13 - 9:15
    Dieses Ziel wollen wir erreichen.
  • 9:15 - 9:19
    Wir wollen diese 1,6 Millionen
    Träume verwirklichen.
  • 9:20 - 9:22
    Dazu braucht es nicht viel.
  • 9:22 - 9:26
    Ein Mädchen an der Schule anzumelden,
    kostet uns etwa 20 Dollar.
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    Lernerfolgsgarantie und Lernprogramm
    kosten weitere 40 Dollar.
  • 9:31 - 9:34
    Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln.
  • 9:34 - 9:38
    Denn Mädchen sind wirklich
    unser größter Trumpf.
  • 9:38 - 9:41
    Ich bin Safeena Husain
    und ich bilde Mädchen aus.
  • 9:41 - 9:42
    Vielen Dank.
  • 9:42 - 9:46
    (Applaus)
Title:
Ein kühner Plan, um 1,6 Millionen indischen Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen
Speaker:
Safeena Husain
Description:

"Die Bildung von Mädchen ist quasi der Königsweg, um einige der weltweit größten Probleme zu lösen", sagt die soziale Unternehmerin Safeena Husain. In einer zukunftsweisenden Rede spricht sie von ihrem Plan, 1,6 Millionen Mädchen in den nächsten fünf Jahren in Schulen einzuschreiben: Sie kombiniert moderne Strategien mit persönlichem Engagement für die Gemeinschaft, um neue Bildungswege für Mädchen in Indien zu schaffen. (Dieser ambitionierte Plan ist Teil des "Audacious Project", einer TED-Initiative, um globale Veränderungen zu anzustoßen und zu finanzieren.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
09:59

German subtitles

Revisions