Bevölkerungspyramiden: Wirkungsvolle Vorhersager unserer Zukunft – Kim Presshoff

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/population-pyramids-powerful-predictors-of-the-future-kim-preshoff

Bevölkerungsstatistiken sind wie Kristallkugeln – durch deren genaue Analyse lässt sich die Zukunft eines Landes bestimmen (und Erkenntnisse über deren Vergangenheit gewinnen). Kim Preshoff erklärt uns anhand von drei Beispielen, wie ein visuelles Tool, genannt Bevölkerungspyramide, Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern helfen kann, Statistiken zu verstehen.

Lektion von Kim Preshoff, Animation von TED-Ed.

Russland, das Land mit
dem weltweit größten Staatsgebiet,

hat ungefähr die gleiche
Gesamtbevölkerung wie Nigeria,

das ca. 1/16 so groß ist.

Aber diese Ähnlichkeiten
werden nicht lange bestehen.

Die Bevölkerung eines
der Länder wächst rasend,

während die des anderen langsam abnimmt.

Was sagt das über die beiden Länder aus?

Bevölkerungsstatistiken sind
eine der wichtigsten Daten,

mit denen Sozial- und
Politikwissenschaftler arbeiten.

Um die Situation eines Landes zu verstehen

und akkurate Vorhersagen zu treffen,

bedarf es jedoch nicht nur des Wissens
über die Anzahl der Gesamtbevölkerung,

sondern auch über
die internen Charakteristika,

wie Alter und Geschlechterverteilung.

Wie können wir den Überblick
über alle Daten behalten,

sodass es immer noch verständlich bleibt?

Durch Visualisierungen sind komplexe Daten
einfacher zu interpretieren.

Demographen verwenden
Bevölkerungspyramiden

als eine Darstellungsmöglichkeit

der internen Verteilung der Bevölkerung.

Hierbei sind die Daten
nach Geschlechtern getrennt:

Frauen auf der einen Seite
und Männer auf der anderen.

Die Bevölkerungszahlen werden,

beginnend mit 0-4,

im 5-Jahres-Intervall angezeigt

und reichen bis 100 und darüber hinaus.

Diese Intervalle sind
in Gruppen zusammengefasst:

Prä-reproduktiv (0-14),

reporduktiv (15-44),

und post-reproduktiv (45 und größer).

Solche Bevölkerungspyramiden
können wirkungsvolle Vorhersager

für zukünftige Bevölkerungstrends sein.

Ruandas Bevölkerungspyramide
zeigt zum Beispiel an,

dass es ein schnell wachsendes Land ist,

wobei sich der Großteil der Bevölkerung
in den jungen Altersgruppen

am unteren Ende befindet.

Diese Zahl wird in den
nächsten Jahren rapide ansteigen.

Sobald die heutigen Kinder
das reproduktionsfähige Alter erreichen

und selbst Kinder haben,

wird sich die Gesamtbevölkerung
in den nächsten Jahrzehnten

mit großer Sicherheit verdoppeln.

Für das zweite Beispiel
nehmen wir Kanada,

wo der Großteil der Bevölkerung
in der Mitte des Graphen sitzt.

Da es weniger Menschen in den
prä-reproduktiven Altersgruppen,

als in den reproduktiven gibt,

wird die Bevölkerung langsamer wachsen,

da die Anzahl an Menschen,

die ihre reproduktiven Jahre
erreichen, sinken wird.

Zu guter letzt sehen wir uns Japan an.

Da sich die Mehrheit der Bevölkerung

in den post-reproduktiven Jahren befindet

und die Anzahl der Leute
verringert sich mit jedem Altersinterval,

das bedeutet,
die Bevölkerung verringert sich

bei der momentanen Reproduktionsrate,

da immer weniger Menschen
das reproduktionsfähige Alter erreichen.

Vergleicht man diese
3 Bevölkerungspyramiden

und betrachtet sie nebeneinander,

zeigen sich 3 unterschiedliche Ebenen
des demographischen Wandels,

bei denen eine
vorindustrielle Gesellschaft

in eine Industriegesellschaft

oder post-industrielle
Gesellschaft übergeht.

Länder, die erst kürzlich mit
der Industrialisierung begannen,

zeigen typischerweise
einen Anstieg an Lebenserwartung,

und einen Rückgang der Kindersterblichkeit

als Folge der Verbesserungen

von Medizin, Hygiene
und der Lebensmittelversorgung.

Die Geburtenrate bleibt konstant

und führt zu einem Bevölkerungsboom.

Entwicklungsländer,
die im Industrialisierungsprozess

einen Schritt weiter sind, verzeichnen
einen Rückgang in der Geburtenrate.

Faktoren dafür sind

bessere Bildung und mehr Möglichkeiten
für Frauen abseits der Kindererziehung

und die Tendenz zum urbanen Leben,

wo Großfamilien ökonomisch
von Nachteil sind.

Letztendlich erreichen Länder
ein Industrialisierungsniveau,

wo sowohl die Geburtenrate als auch
die Sterblichkeitsrate sehr gering liegt,

die Bevölkerung somit konstant bleibt,
oder sogar abnimmt.

Werfen wir einen Blick auf die
vorhergesagten Bevölkerungspyramiden

der drei Länder im Jahre 2050.

Was sagen diese über die erwartete
Veränderung der Bevölkerung

in den Ländern aus

und welche Faktoren könnten die Form
der Pyramiden in der Zukunft ändern?

Eine Bevölkerungspyramide ist nicht nur

als Vorhersager für die Zukunft
eines Landes nützlich,

sondern auch als Zeugnis
der Vergangenheit.

Russlands Bevölkerungspyramide

zeugt noch immer von
den Wunden des 2. Weltkrieges,

was die geringe Anzahl an älteren Männern
im Vergleich zu älteren Frauen erklärt,

aber auch den relativ
raschen Bevölkerungswachstum,

als die Soldaten vom Krieg zurückkehrten

und das normale Leben wieder anlief.

Chinas Bevölkerungspyramide

reflektiert die Einführung
der Ein-Kind-Politik

vor ca. 35 Jahren,

die einen Bevölkerungsboom,
wie den in Ruanda, verhinderte.

Gleichzeitig führte dies jedoch
zu Geschlechts-selektiven Abtreibungen,

mit mehr Jungen als Mädchen.

Zum Schluss noch die
Bevölkerungspyramide der USA,

die den Babyboom
nach dem 2. Weltkrieg zeigt.

Wie man sieht, erzählen uns
Bevölkerungspyramiden wesentlich mehr

über ein Land

als nur eine Reihe von Zahlen.

In einem einfachen Bild sehen wir,
was in der Vergangenheit geschah

und wo dies hinführt.

Heute, in einer immer
stärker vernetzten Welt,

in der wir Problemen
wie Nahrungssicherung,

Umweltgefahren und wirtschaftlichen
Kluften ausgesetzt sind,

ist es für Wissenschaftler
und Politiker immer wichtiger,

ein breites und
vielschichtiges Verständnis

über Bevölkerungen zu haben

sowie auch über die Faktoren,
die diese beeinflussen.