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Diese Bakterien fressen Plastik

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    Plastik: Sie kennen es,
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    Sie lieben es vielleicht nicht,
    aber nutzen es wahrscheinlich täglich.
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    Forscher vermuten, dass es 2050
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    mehr Plastik als Fische
    im Meer geben wird.
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    Trotz all unserer Bemühungen
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    werden nur 9 Prozent
    unseres Plastiks recycelt.
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    Schlimmer noch,
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    Plastik ist sehr hart und langlebig.
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    Forscher vermuten,
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    dass 500 - 5.000 Jahre
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    zu seinem kompletten Abbau
    benötigt werden.
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    Es gibt gefährliche Schadstoffe ab:
    in die Meere, den Boden,
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    die Nahrung, das Wasser und an uns.
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    Wie sind wir bei so
    viel Plastikmüll gelandet?
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    Ganz einfach:
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    Es ist billig, langlebig,
    anpassungsfähig und überall.
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    Die gute Nachricht ist:
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    Es gibt noch etwas
    mit diesen Eigenschaften.
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    Meine Forschung zeigt,
    dass es uns sogar helfen kann
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    bei unserem Plastikproblem.
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    Ich spreche von Bakterien.
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    Sie sind mikroskopisch klein,
    für das bloße Auge unsichtbar
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    und leben überall,
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    in jeder Umgebung:
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    in unsrem Darm, unserer Haut, in der Erde,
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    in bis zu 350 Grad Celsius heißen
    Spalten auf dem Meeresgrund.
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    Bakterien leben überall,
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    in verschiedensten, extremen Umgebungen.
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    Daher sind sie kreativ
    bei der Wahl ihrer Nahrungsquellen.
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    Und es gibt sehr viele von ihnen.
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    Forscher schätzen, dass es
    etwa 5 Quintillionen --
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    eine 5 mit 30 Nullen -- auf der Erde gibt.
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    Wenn man nun bedenkt, dass wir jährlich
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    300 Millionen Tonnen Plastik
    neu produzieren,
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    scheint mir diese Zahl
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    mit der der Bakterien vergleichbar.
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    Als mir das klar wurde
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    und ich lernte,
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    wie kreativ Bakterien
    bei der Nahrungssuche sind,
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    begann ich zu überlegen:
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    Könnten sie in unserer
    plastikverseuchten Umwelt
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    gelernt haben, Plastik zu fressen?
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    Vor einigen Jahren
    beschloss ich, dem nachzugehen.
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    Es ist praktisch für mich,
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    dass ich aus einer der verschmutztesten
    Städte der USA komme,
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    Houston, Texas.
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    (lacht)
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    Allein in meiner Heimatstadt
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    gibt es 7 EPA-Superfund-Zonen,
    die vom Staat saniert werden.
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    Diese Zonen sind so verschmutzt,
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    dass die Regierung ihre Sanierung
    zu einer nationalen Prioriät erklärt hat.
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    Ich sah mich dort also um
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    und sammelte Bodenproben,
    in denen es vor Bakterien nur so wimmelte.
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    Ich begann, an dem Protokoll
    herumzubasteln --
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    was Wissenschaftlersprache für Rezept ist.
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    Ich wollte ein kohlenstofffreies Medium,
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    also eine nahrungslose Umgebung schaffen.
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    Eine Umgebung ohne
    den üblichen Kohlenstoff,
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    Nahrung, die Bakterien, wie wir auch,
    zum Überleben brauchen.
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    In dieser Umgebung
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    würde ich meinen Bakterien
    nur eine einzige Kohlenstoffverbindung
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    als Nahrung anbieten:
    Polyethylenterephthalat,
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    oder PET-Plastik.
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    PET ist das weltweit
    am häufigsten produzierte Plastik.
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    Es wird verwendet für Verpackungen
    von Nahrung und Getränken,
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    das berüchtigste Beispiel
    wären Plastik-Wasserflaschen,
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    von denen wir gerade eine Million
    pro Minute benutzen.
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    Ich würde also meine Bakterien
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    auf eine PET-Diät setzen
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    und sehen, ob einige von ihnen
    überleben oder sogar wachsen.
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    Dieses Experiment würde zeigen,
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    welche Bakterien sich an ihre
    plastikverseuchte Umwelt angepasst haben
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    und die unglaubliche Fähigkeit
    entwickelt haben, PET-Plastik zu fressen.
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    Auf diese Weise
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    würde ich das Bakterium finden,
    das genau das getan hatte:
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    das gelernt hatte, PET-Plastik zu fressen.
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    Wie machen diese Bakterien das?
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    Das ist ziemlich einfach.
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    So wie unsere Verdauung Kohlenstoff
    in kleine Stücke aus Zucker aufbricht,
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    die wir als Energiequelle nutzen,
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    funktioniert das auch
    bei meinen Bakterien.
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    Aber meine Bakterien können
    diesen Verdauungsprozess
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    mit hartem, langlebigen PET durchführen.
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    Dazu benutzen sie ein besondere Variante
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    von etwas, das Enzym genannt wird.
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    Enzyme kommen in allen Lebewesen vor.
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    Es gibt verschiedene Arten von Enzymen,
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    aber sie alle unterstützen
    Stoffwecheslprozesse,
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    auch die Umwandlung
    von Nahrung in Energie.
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    Wir Menschen besitzen das Enzym Amylase,
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    das dabei hilft, komplexe Stärken wie Brot
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    in kleine Stücke Zucker umzuwandeln,
    die wir als Energiequelle nutzen.
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    Meine Bakterien haben ein Enzym,
    das Lipase genannt wird.
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    Dieses kann hartes, langlebiges PET
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    in kleine Zuckerstücke aufbrechen,
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    die meinen Bakterien
    als Energiequelle dienen.
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    Im Grunde wird aus dem harten,
    langlebigen, umweltverschmutzenden PET
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    eine schmackhafte Mahlzeit
    für meine Bakterien.
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    Klingt ziemlich cool, oder?
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    Und angesichts des Ausmaßes
    unseres gegenwärtigen Plastikproblems
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    doch auch sehr nützlich.
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    Die Zahlen, die ich
    zur Menge des Plastikabfalls
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    auf unsere Planeten genannt habe,
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    sind entmutigend.
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    Sie sind erschreckend.
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    Und sie zeigen,
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    dass Reduzieren, Wiederverwertung
    und Recycling wichtig sind,
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    aber nicht genug,
    um dieses Problem zu lösen.
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    Genau da könnten Bakterien uns helfen.
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    Ich verstehe, dass die Vorstellung
    von Bakterien als Helfer
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    manche Menschen nervös macht.
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    Schließlich ist Plastik überall,
    und diese Bakterien fressen Plastik.
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    Besteht nicht das Risiko,
    dass sie in die Umwelt gelangen
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    und dort Unheil anrichten?
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    Kurz gesagt: Nein.
    Ich sage Ihnen auch, warum.
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    Diese Bakterien sind
    schon in unserer Umwelt.
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    Meine Bakterien sind keine
    genetisch veränderten Frankenviecher.
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    Sie sind natürlich vorkommende Bakterien,
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    die sich an die plastikverschmutzte
    Umwelt angepasst haben
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    und die krasse Fähigkeit
    entwickelt haben, PET zu fressen.
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    Dass Bakterien Plastik fressen,
    ist also ein natürlicher Prozess.
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    Aber ein sehr langsamer.
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    Und es liegt noch viel Arbeit vor uns,
    um herauszufinden,
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    wie er schneller und damit nutzbar
    gemacht werden kann.
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    In meiner Forschung versuche ich,
    genau das herauszufinden;
  • 7:35 - 7:39
    momentan durch eine Vorbehandlung
    mit UV-Strahlung,
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    wobei wir im Grunde
    PET mit Sonnenlicht bestrahlen.
  • 7:44 - 7:49
    Das hat den gleichen Effekt
    wie ein Fleischklopfer bei einem Steak:
  • 7:49 - 7:53
    Die festen, schwer aufzubrechenden
    Verbindungen in PET
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    werden weicher und leichter zu kauen
    für meine Bakterien.
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    Mein Ziel ist die Schaffung
    eine geschlossenen,
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    industriell nutzbaren,
    kohlenstofffreien Systems
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    -- ähnlich einem Komposthaufen --
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    wo Bakterien in einem
    geschlossenen System gedeihen können
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    mit PET-Abfall
    als einziger Nahrungsquelle.
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    Stellen Sie sich vor, eines Tages
    Ihren Plastikmüll
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    in Abfalleimern zu entsorgen,
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    die in einer bakteriengestützten
    Müllverwertungsanlge landen werden,
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    Ich glaube, mit ein wenig harter Arbeit
    können wir das erreichen.
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    Plastikfressende Bakterien
    sind kein Allheilmittel.
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    Aber angesichts der Zahlen ist klar,
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    dass wir bei unserem Problem
    etwas Hilfe gebrauchen könnten.
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    Denn wir haben ein drängendes
    Plastikmüllproblem.
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    Und Bakterien könnten ein wichtiger
    Teil der Lösung sein.
  • 8:56 - 8:57
    Danke.
  • 8:57 - 9:00
    (Applaus)
Title:
Diese Bakterien fressen Plastik
Speaker:
Morgan Vague
Description:

Wir Menschen produzieren jedes Jahr 300 Millionen Tonnen neues Plastik, und trotz all unserer Bemühungen werden davon weniger als 10 Prozent recycelt. Gibt es einen besseren Weg, mit diesen Müllmengen umzugehen? Die Mikrobiologin Morgan Vague untersucht Bakterien, die durch kreative Anpassung die Fähigkeit entwickelt haben, Plastik zu fressen. Sie könnten uns helfen, unser wachsendes Problem der Umweltverschmutzung zu lösen.

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English
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closed TED
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