34C3 - All Computers Are Beschlagnahmt
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0:00 - 0:1134C3 Vorspannmusik
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0:14 - 0:23Herald: Unsere nächste Speakerin, die
Kristin Pietrzyk, die tut wat. -
0:23 - 0:30Die macht wat, gegen rechts zum Beispiel.
Die sacht gleich wat
Applaus
und wenn man zu Ihr kommt, denk -
0:30 - 0:33und wenn man zu ihr
kommt, denk ich, hört sie auch gut zu. -
0:37 - 0:40Als Rechtsanwältin ist sie überwiegend
eben -
0:40 - 0:46gegen Rechts unterwegs, vertritt
Aktivisten aus der linken Szene und wird -
0:46 - 0:51uns jetzt ein bisschen mehr erzählen zu
den Geschehnissen rund um das Verbot von -
0:51 - 1:02linksunten.indymedia.org. Und ja ... also
... Hört auch mal gut zu jetzt. Und -
1:02 - 1:08danach: Sacht wat und tut wat. Viel Saß
und ein Riesenapplaus an Kristin. -
1:08 - 1:17Applaus
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1:19 - 1:20Kristin: Hallo. Ich bin ja schon
-
1:20 - 1:26vorgestellt worden. Das erspare ich mir
dann, das nochmal zu wiederholen. Ich -
1:26 - 1:29danke für die Möglichkeit, hier sprechen
zu dürfen zum Verbot von -
1:29 - 1:34linksunten.indymedia.org. Ich bin
Rechtsanwältin. Ich muss ein paar Sachen -
1:34 - 1:38vorweg schicken. Erstens: Rechtsanwälte
oder Juristen an sich sprechen gerne in -
1:38 - 1:42Abkürzungen. Das werde ich auch tun. Ich
werde einmal das ausgesprochen ... Also -
1:42 - 1:48zum Beispiel wenn ich BMI sage, dann meine
ich das Bundesministerium des Innern. Aber -
1:48 - 1:52um uns Zeit zu sparen, werde ich
Abkürzungen dann verwenden. Aber ich werde -
1:52 - 1:58es einmal vollumfänglich aussprechen
vorher immer. Und ich stehe hier zwar -
1:58 - 2:04allein, aber ich stehe hier
stellvertretend für ein sehr engagiertes -
2:04 - 2:08Anwaltsteam, was sich mit dem Verbot von
linksunten beschäftigt. Ein Kollege heißt -
2:07 - 2:13genauso wie dieser Saal hier. Damit hab
ich mir jetzt einen Schnaps verdient bei -
2:13 - 2:18ihm. lacht
Applaus -
2:21 - 2:26Und ich will so einen ... vielleicht so
einen Aktualitäts- und so einen -
2:26 - 2:31Technikdisclaimer vorwegschicken. Der
Vortrag basiert auf den Erkenntnissen zum -
2:31 - 2:37Verbot, die wir bis dato haben. Das kann
in drei Monaten ganz anders aussehen. Da -
2:37 - 2:41können sich Fakten ändern. Da können
Erkenntnislagen anders sein. Also wenn Ihr -
2:41 - 2:44euch das später nochmal anschaut: Einfach
das ein bisschen mit beachten. *räuspert -
2:44 - 2:49sich* Pardon. Und nicht einfach sagen:
„Das stand doch aber jetzt in der taz -
2:49 - 2:54irgendwie ganz anders.“ Und Technik: Ich
bin Geisteswissenschaftlerin. Bitte fragt -
2:54 - 3:00mich nichts zu Technik. Das ist alles
angehörtes, anggelesenes Wissen. Ich bitte -
3:00 - 3:04das einfach zu entschuldigen und an die
richtigen Personen, die euch diese Fragen -
3:04 - 3:09wirklich qualifiziert beantworten können,
zu richten. Linksunten war eine -
3:09 - 3:15linksradikale Open-Posting-Plattform.
Warum war? Sie ist verboten wurden. Und -
3:15 - 3:22eins möchte ich ganz deutlich vorwegnehmen
und klarstellen. Linksunten war - und ich -
3:22 - 3:27sage bewusst „war“, weil es das nicht mehr
gibt - ein Pressemedium und wurde von der -
3:27 - 3:31Pressefreiheit auch geschützt, von dem
Grundrecht der Pressefreiheit. Das hat das -
3:31 - 3:36Bundesverfassungsgericht bereits 1988, wo
von ... Indymedia noch gar nicht zu -
3:36 - 3:40reden war, schon so entschieden. Zwar
nicht auf Indymedia bezogen, aber auf -
3:40 - 3:49Pressedienstleister, die Presseerzeugnisse
vertreiben. Und dass das so ist und das -
3:49 - 3:54eigentlich Ihr alle hier in diesem Saal
meine Sorge um den Rechtsstaat, der dieses -
3:54 - 4:05Verbot durchgeführt hat, teilen solltet,
soll euch dieser Vortrag zeigen. Es gibt -
4:05 - 4:10einen Unterschied zwischen Vereinen und
Vereinigungen. Vereinigungen sind ein -
4:10 - 4:14loser Zusammenschluss. Vereine gründen
sich, geben sich eine Satzung, lassen sich -
4:14 - 4:18eintragen mit mindestens sieben
Mitgliedern ins Vereinsregister des -
4:18 - 4:25zuständigen Amtsgerichts. Das ist ein
bürokratischer Akt, dem eine bewusste -
4:25 - 4:29Entscheidung, sich dem unterwerfen zu
wollen, vorangeht. Viele hier in diesem -
4:29 - 4:35Raum werden sich vielleicht noch erinnern,
dass es auch beim CCC diesen -
4:35 - 4:42bürokratischen Akt gab. Und zwar begründet
im Jahr 1986. Denn in diesem Jahr -
4:42 - 4:46passierte etwas, was die Aktivitäten von
vielleicht vielen hier im Raum maßgeblich -
4:46 - 4:51beeinflusst hat. Nämlich das Zweite
Wirtschaftskriminalität-Gesetz. -
4:51 - 4:58Verwunderlich, dass bereits ’86 das
Ausspähen von Daten, der Computerbetrug, -
4:58 - 5:02die Datenveränderung und die
Computersabotage unter Strafe gestellt -
5:02 - 5:11worden sind. Das eine Mal war das
Strafgesetzbuch den Zeiten voraus. Aber so -
5:11 - 5:16war es nunmal. Daher stammt auch das
Zitat: „Der CCC musste sich jetzt -
5:16 - 5:20entscheiden, ob er nach 129a“, das ist
juristisch ein bisschen unsauber, das -
5:20 - 5:26müsste 129 sein, „des StGB als kriminelle
Vereinigung oder als e. V. weitermachen -
5:26 - 5:33wollte. Man entschied sich für Zweiteres.“
Applaus, Sprecherin lacht -
5:35 - 5:40Aber nicht alle so genannten „Vereine“,
und ich setze das bewusst in diese -
5:40 - 5:46Tüddelchen, hatten die Wahl, ein Verein
sein zu wollen oder zu sein. Denn die -
5:46 - 5:51Voraussetzungen gegen Vereinigungen,
nämlich eine einfache Personenmehrheit, im -
5:51 - 5:56Rahmen des Vereinsgesetz vorzugehen, ist
relativ niedrig. Es reicht ein -
5:56 - 6:00Personenzusammenschluss mit mehr als zwei
Personen zur gemeinsamen Zweckverfolgung, -
6:00 - 6:06und dies kann auch konkludent, also ohne
eine verbalisierte Zweckverfolgung, -
6:06 - 6:10Zweckfestsetzung, sondern allein durch
schlüssiges Handeln geschehen. Damit kann -
6:10 - 6:15das Vereinsgesetz wie im Fall von
linksunten räuspert sich auch auf Vereinigungen -
6:15 - 6:20angewendet werden, um diese abseits des
Strafrechts zu reglementieren. Und so -
6:20 - 6:25geschah es auch. Mit dieser
Verbotsverfügung verbat das, verbat das -
6:25 - 6:31Bundesministerium des Innern den Verein
linksunten.indymedia mit der Begründung, -
6:31 - 6:35er laufe dem Zweck und der Tätigkeit nach
den Strafgesetzen zuwider und richte sich -
6:35 - 6:41gegen die verfassungsgemäße Ordnung. Damit
war der Verein verboten und aufgelöst. Das -
6:41 - 6:46war im Übrigen das erste Verbot eines
Vereins, der nicht eingetragen war und dem -
6:46 - 6:52linksradikalen Spektrum zugeordnet wurde,
den das BMI jemals erlassen hat. In diesem -
6:52 - 6:55Vortrag wollen wir uns mit drei Teilen
beschäftigen. Zum einen der Repression. -
6:55 - 6:59Wie lief das Verbot ab? Welche Behörden
waren beteiligt? Und welche Methoden -
6:59 - 7:04wurden angewandt? Was war linksunten
eigentlich? Was ist Indymedia? Welche -
7:04 - 7:09Inhalte wurden verbreitet? Wer war das
Publikum? Und war es das erste Mal, dass -
7:09 - 7:13repressiv gegen linke Presse vorgegangen
wurde? Was passiert gerade? Und wie wird -
7:13 - 7:23die Zukunft aussehen? Das ist ein BMW.
lacht Ah, Ihr kennt das Video. -
7:23 - 7:33Gelächter, Applaus
Warum dieses Bild? Dieses Bild, es könnte -
7:33 - 7:37auch ein Mercedes sein.
Gelächter, Applaus -
7:38 - 7:44Dieses Bild ist symbolhaft für die
Situation im Sommer 2017. Es soll Emotion -
7:44 - 7:49und es soll Bedürfnisse beim Betrachter
wecken in die eine oder andere Richtung. -
7:50 - 7:55Und diese Situation im Sommer 2017 ist
sehr wichtig, wenn man das Verbot von -
7:55 - 8:01linksunten politisch einordnen will. Wir
haben den G20-Gipfel in Hamburg Anfang -
8:01 - 8:09Juli 2017. Es gibt militante Proteste, und
die Polizei versagt. Warum sage ich die -
8:09 - 8:13Polizei versagt? Die Polizei hat es
geschafft, mehrere Wochen vorher -
8:13 - 8:17Anwohnerinnen und Anwohner durch
Personenkontrollen, Identitätsfeststellung -
8:17 - 8:22Durchsuchung von Sachen über eine gewisse
Dauer zu gängeln. Was sie aber nicht -
8:22 - 8:27geschafft hat, ist diese gleichen Anwohner
in den Tagen, wo sie sich allein gefühlt -
8:27 - 8:32haben, eben nicht dieses Gefühl zu
vermitteln. Weiterhin bekannt und durch -
8:32 - 8:38Medien sehr weit verbreitet: massenhafte
Polizeigewalt. Beinbrüche, offene -
8:38 - 8:41Beinbrüche. Ich war selber in der
Gefangenensammelstelle. Wir haben fast -
8:41 - 8:46niemanden gesehen, der inhaftiert war, der
nicht lädiert war oder sogar einen offenen -
8:46 - 8:53Bruch hatte. Damit gerät die Politik unter
Druck von Presse und öffentlichkeit. Und -
8:53 - 8:57wir befinden uns im Wahlkampf. Ende
September steht die Bundestagswahl an. Die -
8:57 - 9:03CDU sieht sich Wahlverlusten oder
drohenden Wahlverlusten zugunsten der AfD -
9:03 - 9:07gegenüber. Denn genau in ihrem
Kernbereichsthema der inneren Sicherheit -
9:07 - 9:13hat sie durch den G20 schweren Schaden
genommen. Deswegen erlässt, unter anderem, -
9:13 - 9:18am 14. August der Bundesinnenminister das
Verbot gegen indymedia.linksunten. Am 25. -
9:18 - 9:24August wird das Verbot vollzogen, und das
LKA Baden-Württemberg macht Razzien in -
9:24 - 9:30vier Wohnungen und der KTS, einem
linksautonomen Zentrum. Gleichzeitig am -
9:30 - 9:36oder nicht gleichzeitig am 25. August geht
linksunten.indymedia.org offline. Bei der -
9:36 - 9:39mittäglichen Pressekonferenz, als der
Innenminister seinen Erfolg und seinen -
9:39 - 9:45Schlag gegen Links verkündet, sagt er
noch, es gebe Probleme, die Homepage -
9:45 - 9:52abzuschalten. Welche Behörden waren
beteiligt an der Vollziehung und am Erlass -
9:52 - 9:55des Verbots? Es tut mir leid, ich muss
zwischendurch immer mal ein bisschen -
9:55 - 10:04trinken. Zum einen das
Bundesinnenministerium. Klar, es erlässt -
10:04 - 10:09das Vereinsverbot. Das Vereinsverbot ist
eines strafrechtsähnliche Repression, die -
10:09 - 10:13aber eigentlich im Verwaltungsrecht
stattfindet. Dennoch können -
10:13 - 10:16Durchsuchungen, Beschlagnahmungen und
andere Maßnahmen durchgeführt werden. Aber -
10:16 - 10:25es ist eigentlich ein Fremdkörper im ganz
drögen Verwaltungsrecht. Wenn man die -
10:25 - 10:30Verbotsverfügung sich anschaut, dann sieht
man sehr wohl, dass das -
10:30 - 10:34Bundesinnenministerium die Problematik
gesehen hat, dass es sich bei linksunten -
10:34 - 10:41um ein Pressemedium handelt. Aber es
reicht ihnen eine, 1,5 Seiten, um darüber -
10:41 - 10:45hinweg zu gehen und sagen, zu sagen,
zusammengefasst: „linksunten ist so -
10:45 - 10:51schlimm, dass die sich nicht auf die
Pressefreiheit berufen können sollen.“ -
10:51 - 10:54Richtiger wäre aber eigentlich nach
unserer Ansicht gewesen, nach dem -
10:54 - 10:58Telemediengesetz gegen linksunten
vorzugehen, wenn man es denn vorgehabt -
10:58 - 11:03hätte. Einzelne Beiträge auf ihre
Strafrechtswidrigkeit zu prüfen und die -
11:03 - 11:09dann offline zu nehmen. Diesen Weg hat man
nicht gewählt. Warum auch? Kein -
11:09 - 11:14Bundesinnenminister stellt sich vor eine
Kamera und sagt: „Hallo, wir haben -
11:14 - 11:19dreihundert Beiträge auf linksunten runter
genommen. Jetzt feiert unseren Erfolg.“ -
11:19 - 11:24Ein Vereinsverbot mit Razzien ist da
wesentlich öffentlichkeitswirksamer. Gegen -
11:24 - 11:28dieses Verbot klagen wir vor dem
Bundesverwaltungsgericht. Das tut im -
11:28 - 11:32Übrigen jeder Betroffene einzeln und für
sich allein. Warum vor dem -
11:32 - 11:37Bundesverwaltungsgericht? Weil eine
Bundesbehörde dieses Verbot erlassen hat. -
11:37 - 11:42Ich sage jetzt etwas, das wirkt etwas
dröge und es wirkt auch etwas komisch, -
11:42 - 11:46wenn Anwälte das sagen. Aber ich bitte
euch, ein bisschen mitzurechnen. Denn jede -
11:46 - 11:54einzelne dieser fünf Klagen kostet 750
Euro Gerichtskosten an das Gericht. Nicht -
11:54 - 11:58an Anwälte, sondern nur, damit das Gericht
sich damit beschäftigt. Und das mal fünf. -
11:58 - 12:07Wir sind also in diesem Moment schon bei
Kosten von 3750 Euro. Die Post wird -
12:07 - 12:10beschlagnahmt der Betroffenen. Woher
wissen wir das? Wir wissen es erst seit -
12:10 - 12:14Kurzem, weil die Beschlüsse erst nach
Abschluss der Maßnahme zugestellt werden -
12:14 - 12:20und die Betroffenen informiert werden. Wir
haben es aber geahnt. Bei allem Respekt -
12:20 - 12:24für die Post und bei aller Kritik, die man
haben kann an ihr. Aber ich glaube bei -
12:24 - 12:28Weitem nicht, dass ein Brief von mir an
meinen Mandanten zwei Wochen braucht und -
12:28 - 12:32dann mit einer Nummer beschriftet ist.
Lachen -
12:32 - 12:39Auch dagegen klagen wir vor
Verwaltungsgerichten. Insbesondere auch, -
12:39 - 12:43weil diese Art von Post beschlagnahmt
worden ist. Und ich bin mir relativ -
12:43 - 12:50sicher, dass Anwälte ihre Adressen und das
Wort „Rechtsanwaltskanzlei“ genügend groß -
12:50 - 12:56auf die Umschläge geschrieben haben. Auch
diese Klagen kosten Geld. E-Mails sind -
12:56 - 13:03beschlagnahmt worden. Das heißt, man tritt
an den Provider heran mit einem Beschluss -
13:03 - 13:07eines Verwaltungsgerichts. Der Nutzer
dieser E-Mail-Adresse bekommt davon -
13:07 - 13:13überhaupt nichts mehr mit. Und alle
Inhalte des Speichers, das Postfach sowie -
13:13 - 13:18alle ausgehenden und eingehenden
Nachrichten sowie deren Anhänge werden -
13:18 - 13:23gesichert, beschlagnahmt und zur
Durchsicht weitergeleitet an eine Behörde. -
13:23 - 13:31Wir wissen von großen Providern, die
diesen Beschluss erhalten haben. Die haben -
13:31 - 13:36die Möglichkeit, dagegen Rechtsmittel
einzulegen. Keiner von ihnen hat unserer -
13:36 - 13:41Kenntnis nach sich in irgendeiner Art und
Weise gegen diese Maßnahme gewehrt. Auch -
13:41 - 13:45dagegen klagen wir vor verschiedenen
Verwaltungsgerichten. Auch da wieder -
13:45 - 13:52werden ungefähr 350 Euro Gerichtskosten
pro einzelner Beschlagnahmungsmaßnahme -
13:52 - 13:56fällig. Kommt jemand noch mit mit Rechnen?
Wir sind, glaube ich, mittlerweile bei über -
13:56 - 14:0220.000 Euro reine Gerichtskosten. Weiterhin
beteiligt: das Landeskriminalamt Baden- -
14:02 - 14:08Württemberg. Es führte die Razzien in vier
Wohnungen und der KTS durch. Auch gegen -
14:08 - 14:12die Art und Weise dieser Razzien laufen
Klagen. Ich muss mich nicht wiederholen. -
14:12 - 14:18Ihr wisst jetzt, was die Gerichtskosten
kosten. Es führt die Sicherstellung von -
14:18 - 14:24Vereinsvermögen bei dritten Personen
durch. Auch dagegen: Klagen vor den -
14:24 - 14:28Verwaltungsgerichten. Gegen jede einzelne
Maßnahme muss der jeweils einzelne -
14:28 - 14:34Betroffene eine einzelne Klage einreichen.
Was machen sie noch? Sie beschlagnahmen -
14:34 - 14:39vermeintliches Vereinsvermögen. Das ist
die wirklich, tatsächlich in den -
14:39 - 14:44Lebensalltag der Betroffenen
einschneidende Maßnahme. Handys, Tablets, -
14:44 - 14:49Rechner, Server, Bargeld, Zeitschriften,
Notizbücher, Fotos, alles wird -
14:49 - 14:54mitgenommen. Wir sind hier bei einem
Schadenswert von zirka 80.000 Euro bei den -
14:54 - 14:59Betroffenen insgesamt. Auch dagegen:
Klagen vor den Verwaltungsgerichten wieder -
14:59 - 15:06mit 350 Gerichtskosten pro einzelner
Klage. Was macht das LKA Baden-Württemberg -
15:06 - 15:12noch? Es wertet die technischen Asservate
aus. Bislang haben wir keinen Hinweis -
15:12 - 15:17darauf, dass die komplett verschlüsselte
IT-Technik in irgendeiner Art und Weise -
15:17 - 15:20geknackt worden ist.
Applaus -
15:20 - 15:30Aber das kann sich noch ändern. Wir gehen
nicht davon aus, aber wer weiß. Außerdem -
15:30 - 15:34werten sie die Post und E-Mails aus. Das
heißt: Jeder Brief wird gelesen. Jede -
15:34 - 15:38E-Mail wird gelesen. Jeder Anhang wird
sich angeschaut. Der Eingriff in die -
15:38 - 15:44Intimsphäre der Betroffenen ist schier
unermesslich. Auch mit im Boot: Das LfV, -
15:44 - 15:51also das Landesamt für Verfassungsschutz
Baden-Württemberg. Sie haben linksunten -
15:51 - 15:58beobachtet. Was heißt beobachten bei einem
Landesamt für Verfassungsschutz? Lesen und -
15:58 - 16:03ausdrucken, nicht nur lesen. Sie haben es
gelesen und ausgedruckt und haben -
16:03 - 16:07natürlich auch Informationen zu den
Betroffenen gesammelt. Das wissen wir aus -
16:07 - 16:11Auskunftsersuchen, die mangelhaft sind,
also nicht vollständig. Das wissen wir -
16:11 - 16:17auch aus diesen Akten. Auch dagegen Klagen
vor den Verwaltungsgerichten. Es liefen -
16:17 - 16:22außerdem G10-Maßnahmen. G10-Maßnahmen sind
Maßnahmen nach dem G10-Gesetz. G10-Gesetz -
16:22 - 16:24heißt es, weil es das Grundrecht aus
Artikel 10, nämlich das -
16:24 - 16:31Fernmeldegeheimnis, einschränkt. Das ist
alles, was auch Postbeschlagnahmungen, -
16:31 - 16:41Telekommunikationsüberwachung et cetera
umfasst. Es gab Observationen. Und aus -
16:41 - 16:47alldem hat das LfV Baden-Württemberg eine
Einordnung durchgeführt, die sie in -
16:47 - 16:52sogenannten Behördenzeugnissen
niedergelegt hat. Also: Da tauchen Worte -
16:52 - 16:57auf wie „nach nachrichtendienstlicher
Erfahrung“. „Es ist doch offensichtlich, -
16:57 - 17:03dass“. Sie könnten es auch überschreiben
mit „wir meinen ... wir denken ...“. -
17:03 - 17:09Daraus wird aber ein „Wir wissen, dass wir
linksunten verbieten werden“. Und wer -
17:09 - 17:13natürlich auch nicht im Boot fehlen kann:
das BfV, das Bundesamt für -
17:13 - 17:18Verfassungsschutz. Diese nehmen die
Auswerteberichte des LfV Baden- -
17:18 - 17:24Württemberg, fassen Sie zusammen, machen
eigene Beobachtungen, heißt: lesen und -
17:24 - 17:31ausdrucken. Auch das wissen wir aus
Auskunftsersuchen. Und sie haben das. Sie -
17:31 - 17:36haben einen Spitzel. Oder wie wir es
nennen: eine V-Person. Das heißt, eine -
17:36 - 17:41menschliche Quelle, die zu Erkenntnissen
zu linksunten berichtet. Woher wissen wir -
17:41 - 17:49das? Wir können Fußnoten lesen. Das lassen
sie alles einfließen in eine Auswertung. -
17:49 - 17:53Dazu nehmen sie noch die nichttechnischen
Asservate, wie es so schön heißt. Das -
17:53 - 17:59heißt, die Notizbücher, die Sticker, die
Zeitschriftensammlungen, und werden das -
17:59 - 18:03alles nochmals dem Bundesministerium des
Innern vorlegen, um dann ihre -
18:03 - 18:08abschließende Auswertung zu linksunten zu
geben. Was sie aus einer Sammlung des -
18:08 - 18:12Antifa-Info-Blattes lesen wollen oder aus
Stickern, wird wahrscheinlich sehr -
18:12 - 18:18spannend werden. Da arbeiten sie natürlich
eng mit dem LKA zusammen, denn diese -
18:18 - 18:23werten die technischen Asservate, sofern
sie denn irgendwann in der Lage dazu sind, -
18:23 - 18:27aus. Wenn sie da nicht weiterkommen,
werden sie mit Sicherheit die -
18:27 - 18:32Bundespolizei ... das ist ein bisschen auf der
Folie falsch bezeichnet, also eher das BKA -
18:32 - 18:37um Hilfe bei der Entschlüsselung bitten.
Aus meiner Erfahrung heraus läuft es dann -
18:37 - 18:44eher so. dass das BKA sagt: „Naja, kommt
mal in zehn Jahren nochmal.“ Es gibt -
18:44 - 18:48verschiedene Methoden der Repression.
Diese laufen gegen linksunten. Aber es -
18:48 - 18:55wird auch eine geben, die mit linksunten
gelaufen ist. Nummer 1: Eine der vom Verbot -
18:55 - 19:01und den Razzien betroffenen Personen war
2011 auf dem CCC-Congress in Berlin und -
19:01 - 19:05legte das von Ihr genutzte ... die von Ihr
genutzte SIM-Karte in eine Vorrichtung, -
19:05 - 19:10die in der Lage war den GSM-Traffic per
Software-Firmware auszulesen. Hier das -
19:10 - 19:19angelesene und erzählte Wissen. Hier sieht
man einen - Obacht - Wireshark-Screenshot. -
19:19 - 19:27Lacht, Applaus und Gelächter
Möchte mich übrigens bei den Personen -
19:27 - 19:30bedanken, die mir das alles erzählen und
versuchen, verständlich zu machen und dann -
19:30 - 19:33in mein ausdrucksloses Gesicht blicken.
Jubel und Applaus -
19:36 - 19:40Also hier sieht man diesen Wireshark-
Screenshot der stillen SMS, die damals an -
19:40 - 19:45diese Person gesendet wurde. Diese stillen
SMS werden von Behörden benutzt, um den -
19:45 - 19:51Standort der angesimsten Person zu
ermitteln. Das heißt, bereits 2011, vor -
19:51 - 19:55sechs Jahren war diese Person schon
interessant für irgendeine -
19:55 - 20:01Sicherheitsbehörde. Es gab so bei der KTS,
die ich schon erwähnt habe, die auch von -
20:01 - 20:05den Razzien betroffen war, eine
Kameraüberwachung. Ende 2014 wurde -
20:05 - 20:10öffentlich zu einem linksunten-Treffen in
der KTS eingeladen. Kurz vor dem Treffen -
20:10 - 20:16wurde dann eine Videokamera in einem 300
Meter entfernten Haus gesehen, die auf die -
20:16 - 20:22KTS gerichtet war. Das Treffen fand dann
nicht statt. Dieses Foto wurde mit einem -
20:22 - 20:26starken Teleobjektiv und einer
Langzeitbelichtung aufgenommen. Eine -
20:26 - 20:33mutmaßliche Wanze. Aus Neugierde fuhren
zwei Betroffene nach der Razzia mit -
20:33 - 20:37gepackten Koffern nach Frankreich und
unterhielten sich in ihrem Auto über die -
20:37 - 20:42lange Reise in die Sonne. Tatsächlich war
die lange Reise ein Kaffee in Frankreich, -
20:42 - 20:47der hoffentlich gut war, kurz hinter der
Grenze. Aber auf dem Rückweg entdeckten -
20:47 - 20:50sie eine aufgebrochene
Innenraumverkleidung ihres Fahrzeugs. Es -
20:50 - 20:55gab keinerlei Einbruchsspuren, keine
Wertsachen waren entwendet. Und das lässt -
20:55 - 21:00den Verdacht aufkeimen, dass es sich
möglicherweise um die Installation oder -
21:00 - 21:04den Installationsversuch oder die Entnahme
einer so genannten Innenraumüberwachung -
21:04 - 21:12oder eines Trackers handelte. Jetzt die
lustige Repressionsmethode mit linksunten: -
21:12 - 21:19BKA macht auf Antifa. Das BKA hatte im
Sommer 2014 den führenden Kopf des -
21:19 - 21:26Naziforums thiazi.net ein vom BKA selbst
verfasstes Outing zugeschickt. Das BKA -
21:26 - 21:31rief daraufhin den Thiazichef kurz vor
fünf Uhr morgens an und sagte sinngemäß: -
21:31 - 21:35„Ey Du Nazi, hier ist die Antifa, wir
outen Dich heute und wir haben dir das -
21:35 - 21:39Outing schon mal vorweg als persönliche
Nachricht im Thiazi-Forum zugeschickt.“ -
21:39 - 21:44Was passiert? Kurz darauf stürmt die GSG9
die Wohnung und überwältigt den -
21:44 - 21:48Thiazichef, der in Unterwäsche vor seinem
entschlüsselten Rechner saß. Dann kamen -
21:48 - 21:58die IT-Forensiker und schrieben ihren IT-
Beweis–, -Beweissicherungsbericht. Im -
21:58 - 22:01Gegensatz zu linksunten zumindest nach
unserem derzeitigem Kenntnisstand wurde -
22:01 - 22:05gegen Thiazi nach Paragraf 129, also
Bildung einer kriminellen Vereinigung -
22:05 - 22:10ermittelt. Paragraf 129, kann man einen
eigenen Vortrag füllen, ist ein sogenannter -
22:10 - 22:15Struktur-Ermittlungsparagraf zur
Verfolgung von solchen Vereinigungen. Es -
22:15 - 22:19gibt weniger Anklagen, es wird aber mehr
derzeit. Aber die bereits sehr -
22:19 - 22:23niedrigschwellig eintretenden
Überwachungsmöglichkeiten in einem sehr -
22:23 - 22:27frühen Ermittlungsstadium und die langen
Verjährungsfristen macht es besonders -
22:27 - 22:34attraktiv für die Ermittlungsbehörden. Das
BKA erfasste minutiös dann den Zustand des -
22:34 - 22:39entschlüsselten Rechners, so dass man
Folgendes nachvollziehen kann. Im ersten -
22:39 - 22:44Tab war die persönliche Nachricht des BKA,
übrigens total cleverer Nickname, -
22:44 - 22:51SleipnirXXX, offen. Der zweite Tab ist
uninteressant. Im dritten Tab war dann ein -
22:51 - 22:54Artikel auf linksunten. Der bestand aus
einem Screenshot, den die Grinsekatze -
22:54 - 23:00gepostet hatte. Dort war ein interner
Kommentar des Thiazichef alias White Pride -
23:00 - 23:05MP3 aus dem internen Bereich des
Naziforums zu sehen, in dem er sich -
23:05 - 23:11angesichts eines Antifa-Outings über
Schutzmaßnahmen über das, für das Forum -
23:11 - 23:18Gedanken machte. Ja, gut gelaufen. Woher
weiß man das alles? Weil linksunten das -
23:18 - 23:23veröffentlicht hat. Nämlich am 10.01.2014
hat es diese Methode der Repression -
23:23 - 23:29analysiert und veröffentlicht.
Applaus -
23:33 - 23:37Linksunten, wie gesagt als Pressemedium,
wird bereits jetzt, nicht nur, aber -
23:37 - 23:43hauptsächlich von Linken jeder Couleur
schmerzlich vermisst. Das Foto zeigt die -
23:43 - 23:46Teilnehmer des Klima-Camps, welches
zeitgleich zu den Razzien stattfand, und -
23:46 - 23:51auf diesem Tram–, Transpi formulierte:
„Hier stand unsere Meinung.“ Deswegen -
23:51 - 23:54werfen wir einen Blick auf die Geschichte
von linksunten. Und daran wird deutlich, -
23:54 - 24:01warum es sich dabei um Presse handelt. Die
Geschichte von Indymedia, also nicht von -
24:01 - 24:05linksunten, sondern von Indymedia beginnt
1999 mit der Berichterstattung von den -
24:05 - 24:09Protesten gegen die WTO-Konferenz in
Seattle. Auf dem Foto sieht man den -
24:09 - 24:15Polizeieinsatz dagegen. Damals wurde zum
ersten Mal organisiert der Open-Posting- -
24:15 - 24:19Gedanke umgesetzt. Nachrichten aus erster
Hand und aus linker Perspektive in -
24:19 - 24:26Echtzeit. Heute hat man dafür Periscope
und Twitter, damals nicht. Das war acht -
24:26 - 24:31Jahre nach der Entstehung des World Wide
Web nicht wie heute selbstverständlich. -
24:31 - 24:35Damals hatten wenige die technischen
Möglichkeiten, Inhalte online zu -
24:35 - 24:41verbreiten, die auch was zu sagen hatten.
Damit stellte das Independent Media Center -
24:41 - 24:45Seattle eigentlich eine Revolution dar,
nämlich den massenhaften Zugriff auf die -
24:45 - 24:51Möglichkeit der Nachrichtenverbreitung.
Bei Indymedia an sich handelt es sich um -
24:51 - 24:55ein Do-it-yourself-Netzwerk, dessen
Geschichte auch immer von Polizeigewalt -
24:55 - 25:00nicht nur in den Inhalten und den
Berichten, sondern auch gegen die -
25:00 - 25:04Aktivisten handelt. Das Foto zeigt Brad
Will vom IMC New York, der bei der -
25:04 - 25:08Berichterstattung über einen Aufstand in
Mexiko von der Polizei 2006 erschossen -
25:08 - 25:16wurde. Abgesehen von den Grundprinzipien
sind die IMCs aber sehr unterschiedlich, -
25:16 - 25:22sowohl in der politischen Ausrichtung als
auch in der technischen Umsetzung. 2008, -
25:22 - 25:26Indymedia ist bereits zehn Jahre alt,
fehlt es dem Netzwerk dann an Dynamik, -
25:26 - 25:31aber leider deswegen trotzdem nicht an
Meinungsverschiedenheiten. Das kann man -
25:31 - 25:35auch sehr gut nachlesen, wenn man sich
damit länger beschäftigen möchte. Und auch -
25:35 - 25:38die kurzzeitige Renaissance durch den
G8-Gipfel in Heiligendamm kann den -
25:38 - 25:44Abwärtstrend eigentlich nicht aufhalten.
Außerdem gibt es neue Medien. Blogs haben -
25:44 - 25:52sich etabliert, und die verfolgen diesen Open-
Posting-Gedanken eben auch. 2009 im Zuge -
25:52 - 25:56der Mobilisierung gegen den Nato-Gipfel in
Straßburg geht linksunten nach einem -
25:56 - 26:03einjährigen Diskussionsprozess online.
Diese Erkenntnisse, was ich hier vortrage, -
26:03 - 26:07sind übrigens keine Interna. Das sind
alles Selbstveröffentlichungen von -
26:07 - 26:14linksunten, die man, wenn es das noch
gebe, nachlesen könnte, die sie selbst -
26:14 - 26:18gepostet haben und damit Ihr Handeln und
ihre Beweggründe transparent gemacht -
26:18 - 26:23haben. Im Gegensatz zu anderen IMCs gibt
sich linksunten ein explizit -
26:23 - 26:28anarchistisches Grundsatzprogramm, was man
auch nachlesen konnte, und bekennt sich -
26:28 - 26:31jedoch eindeutig zu einem
strömungsübergreifenden Ansatz, der auch -
26:31 - 26:36soweit nachvollziehbar umgesetzt wurde.
Technisch funktionierte das immer noch -
26:36 - 26:41nach dem Do-it-yourself-Prinzip, von der
Technik der Seite bis zum linksradikalen -
26:41 - 26:47Hosting. Alles war auf eine konsequente
Anonymität der Nutzer*innen ausgelegt. Und -
26:47 - 26:50linksunten beschreibt es selbst mit den
Worten: „Wir wollen gar nicht wissen, wer -
26:50 - 26:55all die schönen Anschlagserklärungen
veröffentlicht hat.“ Diese -
26:55 - 27:08Selbstveröffentlichungen macht im Übrigen
das BMI ihnen auch zum Vorwurf. Aber was -
27:08 - 27:12stand eigentlich auf linksunten? Glaubt
man der Verbotsverfügung, eigentlich nur -
27:12 - 27:18Hass auf Polizei und Staat oder
Bombenbauanleitungen. Die baden- -
27:18 - 27:24württembergische Landesregierung sieht das
aber in einer Anfrage der CDU oder -
27:24 - 27:29vielmehr in der Antwort auf die Anfrage
der CDU am 15.09.2017 ganz anders: „Als -
27:29 - 27:34Hauptfunktion bot die seit Februar 2009
abrufbare Homepage den Nutzern, darunter -
27:34 - 27:38eine Vielzahl an Gruppierungen und
Einzelpersonen des gewaltorientierten -
27:38 - 27:42linksextremistischen Spektrums, die
Möglichkeit, zu Veranstaltungen und -
27:42 - 27:46Kampagnen zu mobilisieren und im Nachgang
darüber zu berichten.“ Klingt halt schon -
27:46 - 27:53ein bisschen anders, und es ist nach dem
Verbot. Hier zu den einzelnen Inhalten: -
27:53 - 27:59Reportagen und Recherchen. Als Beispiel
vom 04.10.2015 die Beerdigung eines -
27:59 - 28:04Hammerskins - die Hammerskins sind ein
internationales Nazi-Netzwerk, das -
28:04 - 28:10insbesondere auch in der Rechtsrockszene
aktiv war - und sein gleichzeitiges Outing -
28:10 - 28:16als V-Person des Verfassungsschutzes.
Ankündigungen und Aufrufe: Hier als -
28:16 - 28:21Beispiel Proteste der Klimabewegung gegen
den Braunkohleabbau im rheinischen Revier -
28:21 - 28:272017. Aber auch Militanz:
Selbstbezichtigungsschreiben zu Anschlägen -
28:27 - 28:34auf Bahnanlagen 2011. Also man muss sich
auch nicht in den Augen rum wischen. -
28:34 - 28:38Natürlich gab es das. Aber das
veröffentlichen auch andere Zeitungen. -
28:38 - 28:44Theorien, Diskussionen. 2017 natürlich
interne Szene-Diskussionen nach dem -
28:44 - 28:50G20-Gipfel. Und Leaks. 2011: Die
Veröffentlichung des internen Archivs der -
28:50 - 28:56Deutschen Burschenschaft. Wie bei jedem
Medium oder Presseerzeugnis stellt sich -
28:56 - 29:01natürlich die Frage nach der Leserschaft.
Da es sich um ein Online-Presseerzeugnis -
29:01 - 29:06handelt, wird wahrscheinlich der Großteil
der Leserschaft über Suchmaschinenanfragen -
29:06 - 29:11auf die Seite gekommen sein. Aber es ist
davon auszugehen, dass die Mehrheit der -
29:11 - 29:15Besucher ganz einfach Linke waren. Das
geht auch im Übrigen aus -
29:15 - 29:20Eigenveröffentlichungen von linksunten
hervor wie hier aus dem Jahr 2016. -
29:20 - 29:25Zitieren - zitieren kann man das: „Indymedia
linksunten hat sich in den siebeneinhalb -
29:25 - 29:29Jahren des Bestehens seit Februar 2009 zur
wichtigsten linksradikalen Website im -
29:29 - 29:33deutschsprachigen Raum entwickelt. Jeden
Tag besuchen Tausende Linke die Website, -
29:33 - 29:38um sich über alle Aspekte antagonistischer
Strömungen zu informieren.“ Eine Stelle, -
29:38 - 29:43an dem sich linksunten und das BMI im
Übrigen mal sehr selten einig sind. Oder -
29:43 - 29:49auch hier nochmal 2010. Bei der Menge an
Primärnachrichten, das heißt Nachrichten -
29:49 - 29:54aus erster Hand, bleibt es aber nicht ...
bleibt es nicht aus, dass auch andere -
29:54 - 29:57Pressevertreterinnen zum linksunten-
Publikum werden und die Inhalte weiter -
29:57 - 30:03verbreiten. Hier ein paar Beispiele. Der
Spiegel zum Leak der Burschenschaften- -
30:03 - 30:07Interna, die im Übrigen zum Zerfall der
Deutschen Burschenschaft geführt haben. -
30:07 - 30:19Applaus, Jubel und Pfiffe
Der MDR zum Leak der AfD-Chats, die im -
30:19 - 30:22Übrigen dazu geführt haben, dass
eigentlich alle erkennen müssten, welches -
30:22 - 30:32Geistes Kind die AfDler sind.
Applaus -
30:33 - 30:36Junge Welt zum
Selbstbezichtigungsschreiben zu den -
30:36 - 30:40Anschlägen auf die Berliner Bahn, was ich
vorhin schon gezeigt habe. 2017 die FAZ zu -
30:40 - 30:46Bekennerschreiben im Umfeld des
G20-Gipfels. Oder das AIB zum geouteten -
30:46 - 30:51toten Hammerskin-V-Mann. Und die dritte,
aber nicht zu vernachlässigende rührige -
30:51 - 30:56Konsumentengruppe: die Behörden. Ihr seid
ja jetzt so ein bisschen eingeschlafen. -
30:56 - 31:05Dann können wir uns mal gemeinsam ein paar
Fragen stellen. Behördenquiz: Wer vermisst -
31:05 - 31:10linksunten am meisten?
Rufe aus dem Publikum -
31:10 - 31:14Der Bund Deutscher Kriminalbeamter.
Applaus -
31:14 - 31:20Der Vorsitzende sagte, nur auf Hamburg
bezogen: „Ich hoffe, der Bund stellt -
31:20 - 31:24Hamburg jetzt viele 100.000 Euro für verdeckte
Ermittler bereit, denn nur so können wir -
31:24 - 31:27weiter an die Informationen der
Linksextremen kommen, die wir sonst -
31:27 - 31:37kostenlos per Indy erhalten haben.“
Lachen, Applaus -
31:37 - 31:44Wo wird linksunten am meisten vermisst? In
Sachsen. -
31:44 - 31:52Lachen
Das LfV Sachen hat mit den meisten–, die -
31:52 - 31:56meisten Belege, die auf linksunten
verweisen. Bremen hat seinen Bericht -
31:56 - 31:59einfach nicht OCR-gescannt, und deswegen
sind die disqualifiziert worden. -
31:59 - 32:05Lachen, Applaus
Und Sachsen hat sogar mehr als das BfV. -
32:05 - 32:11Und wer kann jetzt nicht mehr so dreist
lügen? Auch der sächsische Innenminister. -
32:11 - 32:16Der hat nämlich dieses Bekennerschreiben,
das auf linksunten gepostet wurde zu den -
32:16 - 32:20Sprengstoffanschlägen in Dresden auf eine
Moschee und das ICC, sofort dann den -
32:20 - 32:28Linksextremisten zugeordnet. Hat er dann
auch gleich der Presse zugespielt. Das war -
32:28 - 32:32ja dann ein Erfolg. Bis das LfV Sachsen
und das BKA kamen und ihn eines Besseren -
32:32 - 32:37belehrten und sagten, das sei dann wohl
ein Fake. Im thüringer -
32:37 - 32:40Verfassungsschutzbericht taucht die
Fußnote bei Linksextremismus immer auf. -
32:40 - 32:46Soll aber jetzt korrigiert werden. Das
Verbot von linksunten ist im Übrigen nicht -
32:46 - 32:51die erste Repressionen gegen linke Presse
und Medien. Diesen Teil der geschichtlich -
32:51 - 32:58wirklich spannenden Sache muss ich leider
ein bisschen abkürzen wegen der Zeit, weil -
32:58 - 33:04wir gerne noch ein bisschen Platz für
Fragen und Anmerkungen hätten. Die -
33:04 - 33:09radikal. Die radikal war eine
strömungsübergreifende linksradikale -
33:09 - 33:14Zeitung, die von ’76 bis 2012 erschien,
wechselnde Redaktion hatte, klandestine -
33:14 - 33:19Erstellung, Debatten über Theorie,
Bewegung und Militanz. Eigentlich: -
33:19 - 33:25linksunten in Gedruckt. Die Geschichte der
radikal ist immer wieder eine Geschichte -
33:25 - 33:30von Repressionen. Das erste ... Bereits
beim ersten Strafverfahren gegen die -
33:30 - 33:33Macher der radikal äußerten diese sich
dahingehend, dass das Strafverfahren gegen -
33:33 - 33:37sie bereits ein Akt gegen die
Pressefreiheit ist, den sie sich nicht -
33:37 - 33:42bereit ... den sie nicht bereit sind,
hinzunehmen. Es folgen 129a-Verfahren, -
33:42 - 33:48Razzien, Knast, Exil, über 100 Razzien im
Jahr ’87. Zwei Jahre später ... zwei -
33:48 - 33:57Jahre: Der große Lauschangriff in den 90er
Jahren. Hoster werden gesperrt. Razzien in -
33:57 - 34:05den Niederlanden. Was man sich aber damals
nicht traute, wahrscheinlich weil man -
34:05 - 34:11etwas hatte, in dem man blättern konnte,
war, diese Zeitung zu verbieten. Das -
34:11 - 34:15Autorenkollektiv der radikal ist niemals
als Verein bezeichnet worden und ist -
34:15 - 34:21niemals verboten worden. Nicht minder
waren die Repressionen. Also kommen wir -
34:21 - 34:26zur Gegenwart. In der sehen sich die
Betroffenen des Verbots einer mehr als -
34:26 - 34:31schwierigen Situation gegenüber, die sich
wie folgt darstellt. Alle technischen -
34:31 - 34:36Geräte der Betroffenen aus dem Bereich IT
wurden mitgenommen. Der Toaster blieb -
34:36 - 34:42natürlich da. Was das heute im Alltag
bedeutet, wenn man kein Handy hat, keinen -
34:42 - 34:48Rechner mehr hat, kann sich jeder selber
ausmalen. Geld wurde beschlagnahmt etc. -
34:48 - 34:54pp. Hinzu kommt: Das Wissen über eine fast
umfassende Überwachung, die die -
34:54 - 34:58persönliche Freiheit schon allein dadurch
einschränkt, dass man sich Gedanken machen -
34:58 - 35:03muss, ob ein Brief ankommt, auf den man
wartet, oder ob man mit seiner Mutter am -
35:03 - 35:10Telefon einfach noch über Familieninterna
redet. Diese Freiheit muss jeder der -
35:10 - 35:15Betroffenen einzeln und in vielen
individuellen Klagen für jede einzelne -
35:15 - 35:20Maßnahme sich gerichtlich versuchen,
zurück zu erkämpfen. Das kostet nicht nur -
35:20 - 35:24Nerven und Kraft, sondern auch eine Menge
Geld. Die Gerichtskosten habe ich euch nur -
35:24 - 35:29im Überblick dargestellt. Aber dazu
kommen: Reisekosten zu Gerichten, -
35:29 - 35:35Reisekosten zu ihren Anwältinnen und
Anwälten. Und natürlich, das klingt jetzt -
35:35 - 35:38immer ein bisschen blöd, wenn man das
selber als Anwalt sagt, aber auch wir -
35:38 - 35:46kosten Geld. Bislang wissen wir nicht von
einem Strafverfahren. Aber die -
35:46 - 35:51Repressionen gegen die radikal macht auch
deutlich, dass ein Strafverfahren durchaus -
35:51 - 35:57droht. Auch das wird, sollte es denn so
sein, nicht nur persönlich belastend für -
35:57 - 36:05die Betroffenen werden, sondern auch
wieder sehr sehr teuer. Auf eins lege ich -
36:05 - 36:12besonderen Wert: Das Verbot von linksunten
ist ein Präzedenzfall. Das -
36:12 - 36:16Betreiberkollektiv einer Plattform, die
selbst nach der Definition des -
36:16 - 36:21Bundesverfassungsgerichts zweifelsfrei
unter die Pressefreiheit fällt, wird als -
36:21 - 36:26Verein definiert, aufgrund von
Auswertungen des Verfassungsschutzes ohne -
36:26 - 36:33Belegquellen. Und dann nimmt man die grobe
Kelle, obwohl ein milderes Mittel, nämlich -
36:33 - 36:37das Telemediengesetz, zur Verfügung
gestanden hätte, und verbietet die gesamte -
36:37 - 36:45Plattform. Dies tut man aus politischen
Gründen. Als polemisches Beispiel: Ich -
36:45 - 36:52vertrete Opfer eines versuchten Mordes von
einer Gruppierung von Nazis, die ihre -
36:52 - 36:56Taten bei Facebook nicht nur angekündigt
haben, sondern die sich bei Facebook -
36:56 - 37:02getroffen haben, die bei Facebook
menschenfeindliche Hetze verbreitet haben. -
37:02 - 37:07Und sie sind nicht die einzige Gruppe. Und
manche von ihnen sind schon verurteilt. -
37:07 - 37:11Facebook ist nicht einmal davon
angegriffen, dafür angegriffen worden. -
37:11 - 37:18Wenn es dem Bundesministerium des Innern
gelingt, derart mit einer anderthalb- -
37:18 - 37:24seitigen Erklärung, warum linksunten so
schlimm sei, dass die Pressefreiheit für -
37:24 - 37:29sie nicht gelte, durchzukommen, dann kann
sich jeder Blog und jedes andere -
37:29 - 37:34unliebsame Medium warm anziehen.
Linksunten wird dann erst der Anfang -
37:34 - 37:40gewesen sein. Und es kann sich ausweiten.
Das Vereinsgesetz ist ... -
37:40 - 37:51Applaus
Ist das jetzt pro Verbot? Ich nehm das mal -
37:51 - 37:58als Trinkpause. Und es kann sich eben
ausweiten. Das Vereinsgesetz ist da sehr -
37:58 - 38:04flexibel. Und die Hürden eigentlich
niedrig. Ich persönlich halte eine freie -
38:04 - 38:10Presse für eine unabdingbare Voraussetzung
für eine funktionierende Öffentlichkeit -
38:10 - 38:16und eine diskursive Gesellschaft. Auch
wenn ich mir dafür am Kiosk oder am -
38:16 - 38:22Büdchen das rechtspopulistische Compact-
Magazin angucken muss, das meint, dass -
38:22 - 38:27Beate Zschäpe nicht hinter Gitter gehört.
Deswegen sollte jedem hier im Raum daran -
38:27 - 38:32gelegen sein, das Verfahren nicht nur
weiter aufmerksam zu beobachten und zu -
38:32 - 38:36kommentieren, sondern auch solidarisch mit
den Wenigen sein, die es getroffen haben -
38:36 - 38:39mag, aber eigentlich viel mehr gemeint
waren. -
38:39 - 38:46Applaus
-
38:49 - 38:52Deswegen schauen wir in die Zukunft.
-
38:52 - 38:57Zunächst wirkt die Repression. Aber
linksunten steht symbolisch wahrscheinlich -
38:57 - 39:05für viele hier im Raum. Deswegen erfordern
immer noch harte Zeiten unabhängige -
39:05 - 39:10Medien. Lest nicht die Zeitung radikal, die
gibt es nicht mehr, sondern Nachrichten -
39:10 - 39:16aus erster Hand. Was die Zukunft bringt,
das wird sich zeigen. Wer aber die -
39:16 - 39:21Betroffenen mit Geldspenden hinsichtlich
der immensen Verfahrenskosten unterstützen -
39:21 - 39:34will, der kann das tun. Vielen Dank.
Applaus -
39:44 - 39:52Herald: Danke Kristin, sehr interessant.
Wir haben noch fünf Minuten für Fragen. -
39:52 - 39:59Bitte nehmt die Mikrofone. Und wir fangen
gleich an mit Mikrofon 1 bitte. -
39:59 - 40:04Frager 1: Erst mal vielen Dank. Den ersten
... oder einen Teil der Frage hast Du -
40:04 - 40:10schon beantwortet, indem da jetzt eine
Kontonummer steht. Hast Du ungefähr eine -
40:10 - 40:15Größenordnung, wie viel Geld ... ich mein,
neben Gerichtskosten für Anwälte, -
40:15 - 40:20Reisekosten etc. pp. anfällt. Also es sind
20.000 für Gerichtskosten, das macht dann -
40:20 - 40:27Pi mal Daumen 60.000 für Anwälte plus wie
viel ...? Also ungefähre Einschätzung. -
40:27 - 40:33Kristin: Es sind ungefähr 80.000, also
sowohl Geld, als auch Sachwerte bei den -
40:33 - 40:37Betroffenen beschlagnahmt worden, die
notwendig waren, um auch ihr alltägliches -
40:37 - 40:41Leben zu bestreiten, ne? Also jeder weiß:
Keiner von uns arbeitet ohne Rechner oder -
40:41 - 40:46macht sein Studium. Man kann das schwer
einschätzen, weil wir glaub ich noch nicht -
40:46 - 40:50den Überblick haben, über welche Maßnahmen
alle gelaufen sind. Aber ich glaube, mit -
40:50 - 40:55Gerichtskosten und Anwaltskosten wird
dieses Verfahren um die 60.000 aufwärts -
40:55 - 41:01kosten. Oder diese Verfahren. Und das ist
halt eine immense Summe. Also das ist ein -
41:01 - 41:02sehr sehr guter oberer Mittelklassewagen,
der da verpulvert wird. -
41:02 - 41:08Raunen im Publikum und einzelnes Lachen
-
41:08 - 41:12Herald: Okay, wir haben noch ein bisschen
mehr Zeit für Fragen, hab ich gerade -
41:12 - 41:17gehört. Also Ihr könnt Euch ruhig noch zu
den Mikrofonen begeben. Mikrofon Nummer 3 -
41:17 - 41:20bitte.
Frager 2: Ich fand es ganz spannend, dass -
41:20 - 41:25Du im Grunde der Theorie gefolgt bist, die
das Ministerium aufgestellt ist, dass es -
41:25 - 41:30sich um einen Verein handelt. Ich selber
denke, es wäre schon durchaus sinnvoll, -
41:30 - 41:34das überhaupt anzugreifen. Weil ich glaube
nicht, dass es sich um einen Verein -
41:34 - 41:39gehandelt hat, den man nach Vereinsrecht
entsprechend auch verbieten kann. Sondern -
41:39 - 41:43ich würde das in Frage stellen. Das
konkludente Handeln sieht mir eher nach -
41:43 - 41:48einer GbR aus oder so. Und versuchen, ob
es da andere Rechtskonstruktionen gibt. -
41:48 - 41:53Weil so sehe ich, wenn wir also auch hier
als so ein Forum sagen, jaja, das war ein -
41:53 - 41:55Verein, dann tun wir dem Ministerium einen
Gefallen. -
41:55 - 41:59Kristin: Nee, also nur damit es ...
offensichtlich bin ich missverstanden -
41:59 - 42:03worden. Wir gehen nicht davon aus, dass es
ein Verein ist. Der Punkt ist, ich hab es -
42:03 - 42:09so dargestellt, wie es das BMI darstellt.
Einfach auch um zu zeigen, wie niedrig -
42:09 - 42:13tatsächlich diese Hürden sind, um zu
sagen: „Ihr drei seid ein Verein, und wir -
42:13 - 42:16regelementieren Euch jetzt, nämlich mit
diesem Verbot.“ -
42:16 - 42:21Frager 2: Okay, Danke.
-
42:21 - 42:23Frager 3: Du hast ja viel über
Pressefreiheit gesprochen. Wie sieht es -
42:23 - 42:27denn mit der etablierten Presse, wie
reagiert die darauf? Solidarisiert sie -
42:27 - 42:29sich? Oder gibt es da überhaupt eine
Reaktion? Kannst Du da irgendwie ein -
42:29 - 42:32bisschen was dazu sagen?
Kristin: Also es gab im Zuge der Razzien -
42:32 - 42:38schon ne große Presseöffentlichkeit.
Also das ist bedingt auch dadurch, dass -
42:38 - 42:42der Innenminister eine Pressekonferenz
machte. Auch da gab es auch schon -
42:42 - 42:47Diskussionen in der Presse, wo man sagte,
also zum Beispiel Vorsitzende von -
42:47 - 42:51Journalistenverbänden sahen das auch schon
kritisch und haben gesagt: „Das greift in -
42:51 - 42:54die Pressefreiheit ein, und das können wir
uns eigentlich nicht bieten lassen.“ Das, -
42:54 - 43:00was mir persönlich aber fehlt, ist, dass
die Presse an sich, und damit meine ich -
43:00 - 43:05jeden Presseschaffenden jeglicher Art,
also ob das Journalisten sind oder -
43:05 - 43:10Redakteure oder Leute, die Presse
vertreiben, die sind ja genauso betroffen, -
43:10 - 43:17oder irgendeine Website, die das spiegelt
haben, denen fehlt die Empörung, zu sagen: -
43:17 - 43:21„Das ist natürlich ein plakatives
Beispiel. Das können wir gut verkaufen. Da -
43:21 - 43:25können wir auch dem Mainstream gut
vermitteln, dass hier die Pressefreiheit -
43:25 - 43:29irgendwie so ein bisschen am Katzentisch
ist. Und weil linksunten ja so sehr -
43:29 - 43:34schlimm war, deswegen habe ich auch diesen
brennenden BMW da als Bild genommen. Aber -
43:34 - 43:39eigentlich wird das der Door-Opener sein,
zu sagen: „Und dann gehen wir immer ein -
43:39 - 43:45kleines Stück weiter.“ Ich hatte
eigentlich auch gehofft, dass die Presse -
43:45 - 43:50das kritischer begleitet, dass sie sagt:
„Naja, eigentlich meinen die auch uns.“ -
43:50 - 43:54Weil welche Presse veröffentlicht denn
nicht ein Selbstbezichtigungsschreiben, -
43:54 - 44:00wenn sie das im Briefkasten hat? Oder ist
nicht der Briefkasten der Presse genau so -
44:00 - 44:06etwas wie linksunten, wo man das
reinschmeißen kann? Warum denn nicht? Ist -
44:06 - 44:09es, nur weil da ein Filter da sitzt, weil
da ein Redakteur da sitzt? Ich glaube, da -
44:09 - 44:13sollte die Presse sehr viel aufmerksamer
hingucken und sagen: „Da greifen sie auch -
44:13 - 44:23eigentlich uns an.“
Applaus -
44:23 - 44:27Herald: Mikrofon Nummer 4 bitte.
Frager 4: Ja ich hätte da mal eine Frage -
44:27 - 44:31zu dem Thema, dass der als Verein
angegriffen wurde, jetzt aber die -
44:31 - 44:36Individuen ihre Klagen und so erheben
müssen. Müsste das nicht auch umgedreht -
44:36 - 44:40werden, dass man als Verein auftritt?
Kristin: Nein, wir sagen: Es gibt keinen -
44:40 - 44:44Verein. Und dann müssen natürlich die
Personen individuell klagen. Weil wo kein -
44:44 - 44:47Verein ist, da gibt es keinen ... also
Vereine funktionieren ja trotzdem dann -
44:47 - 44:51noch nach dem Vereinsgesetz. Wo kein
Verein ist, dann gibt es keinen Vorstand, -
44:51 - 44:57der vertretungsbefugt ist. Wer soll denn
da klagen? Es gibt keinen Verein. Und die -
44:57 - 45:00einzelnen Maßnahmen, die tatsächlich
Einzelpersonen, also die stehen ja bei -
45:00 - 45:05einer einzelnen Person morgens um fünf in
der Wohnung und räumen die dann aus mit -
45:05 - 45:10Beschlagnahmung etc. pp. Da muss sich
jeweils die individuell betroffene Person -
45:10 - 45:14wehren. Und das ist ja auch das Schlimme
daran: Das vereinzelt Leute ja, wenn es da -
45:14 - 45:18nicht einen unglaublich guten
solidarischen Zusammenhalt gibt. -
45:18 - 45:23Herald: Okay, dankeschön. Mikrofon Nummer
2 bitte. -
45:23 - 45:29Frager 5: Ja hallo. Eine Frage. Wie siehts
eigentlich aus mit Verfahrenshilfe? Ich -
45:29 - 45:34mein, wenn das Kosten sind, die so hoch
sind, dass die Betroffenen sie nicht -
45:34 - 45:38tragen könnten, müsste der Staat ja
sozusagen die Kosten dafür ersetzen. -
45:38 - 45:41Kristin: Kommst Du aus Österreich?
Frager 5: Ja. -
45:41 - 45:46Kristin: Ja. Das ist bei ... Ich kenn das,
ich hab mal in Österreich verteidigt. Bei -
45:46 - 45:51Euch wird Verfahrenshilfe unter viel
niedrigeren Hürden bewilligt. Bei uns ist -
45:51 - 45:58das so, man muss wenig Geld haben, das
heißt, auch wenig auf der hohen Kante, -
45:58 - 46:03kein Auto, am besten noch Schulden, und
die Rechtsverfolgung muss Aussicht auf -
46:03 - 46:07Erfolg haben. Das beurteilt im Übrigen das
Gericht, was dann auch über die -
46:07 - 46:10eigentliche Sache entscheidet.
Lachen -
46:11 - 46:17Hm. Frager: Oh je. Kristin: Ja. Genau. Bei
Euch ist das etwas leichter. Bei Euch gibt es -
46:17 - 46:20auch viel früher Pflichtverteidiger.
Applaus -
46:20 - 46:24Frage beantwortet.
Herald: Wir nehmen noch mal die 2 und -
46:24 - 46:28danach die 4.
Frager 6: Ja, ich wollte noch mal drauf -
46:28 - 46:34hinweisen, dass die Geschichte eigentlich
noch etwas früher anfängt. Also schon ... -
46:34 - 46:39Wer hat eigentlich gesagt, dass dieser
Gipfel in Hamburg stattfinden muss? Das -
46:39 - 46:46war ja eigentlich die Zutat, die das Ganze
zum Kochen gebracht hat. Also ohne diese -
46:46 - 46:48Entscheidung wäre diese ganze Geschichte
nicht gelaufen. -
46:48 - 46:53Herald: Wie ist die Frage?
Frager 6: Ob sie das auch so sieht. -
46:53 - 46:59Lachen
Kristin: seufzt Also mir ist es -
47:00 - 47:04eigentlich egal, wo die sich treffen.
Herald: Du kannst auch schieben. -
47:04 - 47:06Kristin: Was kann ich?
Herald: Du kannst die Frage auch schieben. -
47:06 - 47:08Kristin: Schieben bis die Zeit rum ist?
Herald: Ja. -
47:08 - 47:11Lachen
Herald: Mikrofon Nummer 4, bitte. -
47:11 - 47:21Lachen, Applaus
Frager 7: Ja ich hab eine Frage zu der -
47:21 - 47:26E-Mail-Beschlagnahmung. Das Eine: Wie ist
da ungefähr so der rechtliche Modus in -
47:26 - 47:31Deutschland, also was dürfen da die
Provider oder was auch nicht? In den USA -
47:31 - 47:35zum Beispiel kann es ja auch so sein, dass
die gar nicht veröffentlichen dürfen, dass -
47:35 - 47:39sie irgendwie Daten weitergeben. Und das
Andere: Vielleicht kannst Du auch sagen, -
47:39 - 47:48so, welche Provider das dann waren.
Kristin: Also ... Rechtlich läuft das so -
47:48 - 47:52ab: Wenn es zu so einer E-Mail-
Beschlagnahmung kommt, ist, man geht quasi -
47:52 - 47:56als vollziehende Behörde des
Vereinsverbots und damit auch der ganzen -
47:56 - 48:02Beschlagnahmung von Post, E-Mails etc. zum
Verwaltungsgericht, wo der Provider seinen -
48:02 - 48:06Sitz hat, und sagt: „Es gibt hier ein
Vereinsverbot, das vollziehen wir jetzt. -
48:06 - 48:11Und wir ermitteln immer noch die
Verbotsgründe. Deswegen wollen wir diese -
48:11 - 48:16E-Mail-Adresse haben.“ Und dann
übermittelt der Provider, der dann diesen -
48:16 - 48:21Beschluss zugestellt bekommt, entweder
sämtliche, eben bei ihm noch vorhandenen -
48:21 - 48:26gespeicherten E-Mails plus die immer
wieder anlaufenden, also eingehenden -
48:26 - 48:33E-Mails und ausgehenden E-Mails sämtlicher
Anhänge. Der Provider, der sich unserer -
48:33 - 48:38Kenntnis nach nicht dagegen gewehrt hat,
also der hat ein eigenes Rechtsmittel -
48:38 - 48:45dagegen, war 1&1.
Herald: Okay. Mikrofon Nummer 3 bitte. -
48:45 - 48:50Frager 8: Haben wir das dann ... oder hab
ich das richtig verstanden, dass die -
48:50 - 48:55ganzen Klagen, die jetzt angestrebt
werden, also im Grunde genommen nicht dazu -
48:55 - 48:59führen können, dass dieser Präzedenzfall
sich in eine Richtung entwickelt, dass man -
48:59 - 49:04später noch mal sagt, dass man später
vielleicht mal sagen könnte: „Okay, das -
49:04 - 49:08können wir, also diesen taktischen
Winkelzug, den deklarieren wir jetzt, also -
49:08 - 49:11den, diese Umdeklarierung als Verein
können wir jetzt quasi, machen wir jetzt -
49:11 - 49:16besser nicht mehr.“ Oder anders gefragt:
Also diese Klagen, die jetzt laufen, sind -
49:16 - 49:20die quasi nur dazu da, den Mitgliedern
irgendwie zu helfen oder den Angeklagten -
49:20 - 49:25quasi ihre Sachen wieder zu bekommen und
so weiter und so fort? Und um diesen -
49:25 - 49:28taktischen Winkelzug zu verhindern, der
eigentlich zu diesem Schlamassel geführt -
49:28 - 49:34hat, also diese Umdeklarieriung in einen
Verein, dem müsste man durch ein ... was -
49:34 - 49:36weiß ich ... eine Gesetzesänderung oder so
was halt beikommen. -
49:36 - 49:41Kristin: Ich glaube, also diese
Umdeklarierung, „Wir machen Euch einfach -
49:41 - 49:44zu einem Verein, lassen das
Telemediengesetz links liegen und nehmen -
49:44 - 49:49die grobe Kelle und rasieren diese ganze
Plattform weg“ ... Natürlich kämpfen die -
49:49 - 49:55Personen, denen diese Verbotsverfügung
zugestellt worden ist, dagegen an. Nämlich -
49:55 - 49:59mit den Klagen vor dem Verwaltungsgericht.
Da wird es genau darum gehen: Was ist -
49:59 - 50:04höherwertig? Das, was Ihr hier
unterstellt, was eine Gefahr für die -
50:04 - 50:09öffentliche Sicherheit und Ordnung ist,
oder das hohe Gut der Pressefreiheit? Gebt -
50:09 - 50:14Ihr hier quasi die Grundfesten einer
offenen demokratischen Gesellschaft für -
50:14 - 50:20das hier preis? Das wird das
Bundesverwaltungsgericht hier in Leipzig -
50:20 - 50:23entscheiden. Natürlich klagen die
Betroffenen dagegen. Und genau daraum wird -
50:23 - 50:29es auch gehen. Ihnen zu versuchen zu
vereiteln, dass mit anderen Sachen zu -
50:29 - 50:33machen, mit anderen Plattformen, mit
anderen Blogs. Da wird es ... Aber da -
50:33 - 50:38kämpfen halt fünf Leute stellvertretend
für ganz, ganz viele, die es auch treffen -
50:38 - 50:42könnte.
Herald: Danke. Wir machen mit einer Frage -
50:42 - 50:45vom Signal Angel weiter.
Signal Angel: Ja die Frage ist: Wie viel -
50:45 - 50:50Verfahren in dem Zusammenhang inzwischen
schon eröffnet wurden? -
50:50 - 50:55Kristin: Uh. Na, richtig gut vorbereitet,
ne, nicht noch mal durchgezählt. Also es -
50:55 - 50:58kommen immer welche dazu, weil wir neue
Postbeschlagnahmungs- oder E-Mail- -
50:58 - 51:06Beschlagnahmungsbeschlüsse... aber grob
überschlagen sind wir bei ... an die 40 -
51:06 - 51:12Klagen ...?
Applaus -
51:12 - 51:18Also ich will das noch mal betonen.
Tschuldigung, den Satz. Das bin nicht ich -
51:18 - 51:23alleine, ne?
Herald: Wie viele Anwälte sind da dran? -
51:23 - 51:27Kristin: Fünf.
Herald: Okay. Wir machen mit Mikrofon 2 -
51:27 - 51:31weiter, bitte.
Frager 9: Was ich noch dazu hinzufügen -
51:31 - 51:37wollte, ist, dass ich den Eindruck habe,
dass da auch eigentlich was gemacht wird, -
51:37 - 51:40was halt schon sehr lange Praxis ist gegen
linksalternative und linksradikale -
51:40 - 51:45Strukturen. Dass der Staat in die
Situation kommt, eine Struktur -
51:45 - 51:49zu vorfinden, die halt entweder
hierarchiefrei ist, oder hierarchiearm. Das -
51:49 - 51:54heißt, es gibt eigentlich keine wirklich
verantwortliche Person, sondern es sind -
51:54 - 52:00ganz viele Personen, die plötzlich halt,
die man nicht verantwortlich machen kann. -
52:00 - 52:05Weil man kann halt nicht gegen irgendwie
x-hundert Leute, die irgendwelche Beiträge -
52:05 - 52:11auf Indymedia gepostet haben, ein
Verfahren eröffnen. Sondern dann nur gegen -
52:11 - 52:17die Leute, die ganz explizit Indymedia
betreiben. Oder jetzt auch ein Gegen-, ein -
52:17 - 52:22anderes Beispiel. Zum Beispiel auch nach
den G20-Protesten in Hamburg, wo dann eine -
52:22 - 52:27Person schweren Körperverletzungen und
Landfriedensbruch vorgeworfen wird, obwohl -
52:27 - 52:31es keine wirklichen Beweise gibt, dass sie
in irgendeiner Weise einen Stein geworfen -
52:31 - 52:36hat, ein Auto angezündet hat, sondern sie
war einfach nur Teil dieser Demonstration, -
52:36 - 52:42aus der heraus diese Taten geschehen sind.
Herald: Ich verstehe Deine Wut, aber wo -
52:42 - 52:44ist die Frage?
Applaus -
52:44 - 52:48Kristin: Ich glaube, ich weiß, was ...
darf ich? Ist es okay für Dich? -
52:48 - 52:51Frager 9: Äh, ja klar.
Kristin: Ich glaube, dass ... also das, -
52:51 - 52:56was Du beschrieben hast, ist sicherlich
die Rondenbarg-Situation in Hamburg, wo -
52:56 - 53:00eine Demonstration, wo die Polizei sagt,
sie sei massiv mit Böllern und Steinen -
53:00 - 53:05beworfen worden. Auf dem Video sieht man
vereinzelte Würfe mit Steinen und Böllern, -
53:05 - 53:09die nicht mal in die Nähe der Polizei
kommen. Und da gab es viele Verletzte und -
53:09 - 53:15viele Anklagen. Ich vertrete auch einen
der Betroffenen. Ja, ich würde sagen, und -
53:15 - 53:20das, glaube ich, wolltest Du sagen: Die
Einschläge kommen näher. Man geht mit -
53:20 - 53:26wesentlich größerer Härte, mit einer
höheren Schlagzahl und mit einer einfach -
53:26 - 53:32höheren Massivität gegen linke
Demonstrationen vor, gegen linke Medien -
53:32 - 53:38vor. Und das ist sicherlich auch ein
politisches Klima, was sich etabliert hat, -
53:38 - 53:42wo ich einfach sagen würde: Naja, wir
haben halt auch einen Rechtsruck in der -
53:42 - 53:48Gesellschaft. Es ist halt auch gerade en
vogue. Was nicht heißt, dass man dagegen -
53:48 - 53:55nicht aufstehen soll.
Applaus -
53:55 - 53:58Herald: Mikrofon 3 bitte.
Frager 10: Hallo. Ja, vielen Dank für den -
53:58 - 54:03Vortrag und vor allem für Ihr Engagement.
Meine Frage ist eigentlich anschließend an -
54:03 - 54:08die Wut, die gerade der Mann vor mir kund
getan hat, und die Frage richtet sich an -
54:08 - 54:13den Zusammenhang zwischen sozusagen der
Anonymität der Beiträge und jetzt diesen -
54:13 - 54:19fünf Angeklagten. Inwiefern können die
sozusagen dafür schuldig gesprochen -
54:19 - 54:24werden, dass auf der Website, die sie
betrieben haben, anonym Beiträge -
54:24 - 54:30publiziert worden sind? Und umgekehrt die
Frage: War vielleicht die Anonymität der -
54:30 - 54:38Publizierungen auch ein Grund dafür, dass
hier sozusagen eben ein ... das als Verein -
54:38 - 54:44deklariert wurde und nicht gegen
Einzelpersonen vorgegangen worden ist im -
54:44 - 54:49ersten Fall, also juristisch gesehen?
Kristin: Also ich würde Deine Frage ganz -
54:49 - 54:53klar mit, Deine zweite Frage ganz klar mit
Ja ... naja, natürlich haben sie sich die -
54:53 - 54:57Betreiber genommen, weil sie an die
einzelnen Nutzerinnen und Nutzer, also -
54:57 - 55:01die Autorinnen und Autoren der einzelnen
Beiträge einfach nicht herangekommen sind -
55:01 - 55:08durch dieses strenge Anonymisierung. Und
da wussten sie sich halt einfach nicht -
55:08 - 55:14anders zu helfen. Wir reden hier nicht von
Anklagen, sondern es ist quasi ein -
55:14 - 55:17antagonistischer Rechtsstreit. Also wir
sind vorm Verwaltungsgericht, nicht vorm -
55:17 - 55:24Strafgericht, noch nicht, und hoffentlich
nicht. Und da ist es so, dass wir davon -
55:24 - 55:31ausgehen, dass die Verbotsverfügung nicht
nur abstrakt juristisch, nämlich Presse, -
55:31 - 55:36in die unrechtmäßigerweise mit dem
falschen Gesetz eingegriffen wird, schon -
55:36 - 55:40scheitern muss. Sondern dass wir auch
einfach sagen: Ihr wollt jemanden aufgrund -
55:40 - 55:44von Vermutungen - und mehr finden wir
gerade in den Akten, die wir zur Verfügung -
55:44 - 55:50haben, nicht - tatsächlich so ein
Vereinsverbot anlasten aufgrund von -
55:50 - 55:55Meinungen des Verfassungsschutzes. Weil
mehr finden wir gerade an Belegen nicht. -
55:55 - 55:58Was Gerichte darüber entscheiden, das
liegt dann nicht mehr in unserer Macht. -
55:58 - 56:03Wir können nur das Notwendige tun, um es
ihnen deutlich zu machen, wie hoch der -
56:03 - 56:07abstrakt-demokratische Preis ist, den wir
alle zahlen müssen, wenn sie das -
56:07 - 56:13durchgehen lassen.
Frager 10: Danke. -
56:13 - 56:20Herald: Wir nehmen noch mal die Nummer 4
und haben noch Platz für zwei weitere. -
56:20 - 56:27Frager 11: Ich hab so die Frage des
typischen linken Spießers: Ich bräuchte -
56:27 - 56:32ne Spendenquittung dafür, damit ich den
Staat entsprechend beteiligen kann. Wo -
56:32 - 56:34krieg ich denn die her?
Lachen,Applaus -
56:34 - 56:36Kristin: Bei mir nicht!
Frager 11: Aber gibt’s da eine Adresse? -
56:36 - 56:40Kristin: Naja, also das Bankkonto gehört
der Roten Hilfe, Ortsgruppe Stuttgart. Ich -
56:40 - 56:45glaube, denen eine Mail zu schreiben, wäre
vielleicht ne ganz gute Idee. -
56:45 - 56:49Frager 11: Okay, danke.
Applaus -
56:49 - 56:55Herald: Wir nehmen die 1.
unverständlicher Einruf aus dem Publikum -
56:55 - 56:59Kristin: Was?
unverständlicher Einruf aus dem Publikum -
56:59 - 57:05Herald: Eine Bahnsteigkarte, ja okay.
Nummer 1, bitte. -
57:05 - 57:13Frager 12: Hallo. Du hast ja sehr schön
erklärt, weshalb Ihr dagegen kämpft, wie -
57:13 - 57:18dieses Medium jetzt verboten wurde. Wenn
ich jetzt da beteiligt wäre - WÄRE - würde -
57:18 - 57:21mich ja, würde ich ja auch dagegen
kämpfen, dass sie ausgerechnet zu mir -
57:21 - 57:25gekommen sind. Also erst mal, beweist mir
das, dass ich da überhaupt was damit zu -
57:25 - 57:29tun hab. Läuft das auch in diese Richtung?
Und dann wäre vielleicht auch so ein -
57:29 - 57:34bisschen eher eine technische Frage: Wenn
ich so etwas machen würde, würde ich ja -
57:34 - 57:39auch irgendwie damit rechnen, dass so was
mal passieren könnte, und ich würde ja -
57:39 - 57:42auch drauf hin arbeiten. Kannst Du da was
dazu sagen? -
57:42 - 57:46Kristin: Also ich glaub, den ersten Teil
Deiner Frage habe ich dem jungen Mann -
57:46 - 57:52schon beantwortet. Dass wir denken, dass
das nicht aufgrund von Vermutungen und so -
57:52 - 57:57dünnen Beweisen geht. Und die zweite
Frage, nimm’s mir nicht übel, aber die -
57:57 - 58:02kann ich Dir leider nicht beantworten. Ich
bin nur der Anwalt. -
58:02 - 58:08Lachen, Applaus
Herald: Okay, wir machen noch die Nummer -
58:08 - 58:135. Ich glaube, den habe ich übersehen.
Applaus -
58:13 - 58:17Frager 13: Ja, von mir auch erst mal einen
großen Dank für den Vortrag. Ich würde -
58:17 - 58:20gern wissen, ob es noch andere Mittel und
Wege gibt, um die Betroffenen zu -
58:20 - 58:25unterstützen, außer mit Geld.
Kristin: Naja, ich glaube, eine kritische -
58:25 - 58:32Öffentlichkeit zu schaffen, sich damit zu
beschäftigen, einfach ihnen nicht das -
58:32 - 58:36Gefühl zu geben, dass sie damit alleine
stehen, in irgendeiner Art und Weise und -
58:36 - 58:41keine Ahnung ... wenn es irgendwie ein
Transpi aus Deinem Fenster ist oder so. -
58:41 - 58:46Ich glaube, das hilft schon ziemlich viel.
Applaus -
58:46 - 58:49Herald: Okay. Noch mal einen Riesenapplaus
für diesen Vortrag. -
58:49 - 59:03Riesenapplaus
-
59:03 - 59:0834C3 Abspannmusik
-
59:08 - 59:28Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!
- Title:
- 34C3 - All Computers Are Beschlagnahmt
- Description:
-
https://media.ccc.de/v/34c3-8955-all_computers_are_beschlagnahmt
Zum Verbot von Indymedia linksunten
Im August 2017 wurde Indymedia linksunten vom Bundesinnenminister verboten. Rechtsanwältin Kristin Pietrzyk berichtet von den Razzien, von der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Geheimdiensten und gibt Einblick in das juristische Vorgehen gegen Verbot und Zensur.
Die wichtigste linksradikale Nachrichtenplattform linksunten.indymedia.org wurde im August 2017 von Bundesinnenminister Thomas de Maizière verboten. Um das Presserecht auszuhebeln, nutzte das Innenministerium das Vereinsrecht. Kurzerhand erklärten sie einige ihnen bekannte Freiburger Autonome zu Mitgliedern eines Vereins „Indymedia linksunten” und das Autonome Zentrum KTS Freiburg zum „Vereinsheim“.
Um überhaupt erst gerichtsfeste Belege für das Vereinsverbot und die Zuordnung der Betroffenen zu diesem Verein zu beschaffen, wurden vier Wohnungen und das „Vereinsheim” durchsucht. Das aufgefundene Geld wurde kurzerhand als „Vereinsvermgögen“ deklariert und beschlagnahmt. Die beschlagnahmten Computer sollen von einer „Task Force“ des LKA Baden-Württemberg, der Bundespolizei und dem Bundesamt für Verfassungsschutz „dekryptiert“ und im Erfolgsfall vom Inlandsgeheimdienst ausgewertet werden.
Eigentlich müsste anhand des Beispiels Indymedia linksunten politisch über Presse- und Meinungsfreiheit diskutiert werden. Über gezielte Verfassungsschutzhetze im Vorfeld des Verbots und über den Fallout des G20-Gipfels in Hamburg. Über den Aufstieg der rechtsradikalen AfD und einen deutschen Wahlkampf im Herbst 2017. Stattdessen wird der Fall als Folge eines Verwaltungsakts des Bundesinnenministeriums vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt. Kristin Pietrzyk ist Rechtsanwältin aus Jena und vertritt dabei einen der Betroffenen.
Neben den juristischen wird sie auch auf folgende Fragen eingehen: Was hat eine verdeckte Kameraüberwachung mit einer linksradikalen Nachrichtenseite zu tun? Was können Fußnoten in Ermittlungsakten über Informanten des Bundesamtes für Verfassungsschutz erzählen? Wieso liegt die Stickersammlungen jetzt beim Geheimdienst? Und warum wurde eigentlich nicht der alte BKA-Trick angewandt, durch den Zielpersonen mitten in der Nacht ihre Rechner freiwillig entschlüsseln?
Kristin Pietrzyk
https://fahrplan.events.ccc.de/congress/2017/Fahrplan/events/8955.html
- Video Language:
- German
- Duration:
- 59:25
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paul-kurt edited German subtitles for 34C3 - All Computers Are Beschlagnahmt | |
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